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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Embrunman 2017
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Alt 12.09.2017, 10:26   #179
Harm
Szenekenner
 
Benutzerbild von Harm
 
Registriert seit: 27.03.2012
Beiträge: 2.845
Mein Bericht,jetzt geht es wirklich los

Frühstück gabs im „de la Mairie“ ja auch schon vor zwei Jahren zur typischen Triathleten Zeit um vier! Zamorra mit Familienanhang nahm auch seine Henkersmahlzeit zu sich und neben mir erzählte mir ein Kanadier, sein Rad sei erst vor zwei Stunden angekommen. Hat aber alles noch gut geklappt.

Helga brachte mich dann zum Wettkampfelände liess mich aus dem Auto und fuhr wieder zurück ins Bett im Hotel. Ich richtete mein Zeug her, versuchte die Nervosität auszuklammern und wechselte ein paar Worte mit den anderen deutschen Teilnehmern. Etwas länger quatschte ich mit Nopogo aber der wurde dann vom französischen Fernsehen interviewt. Die hatten ihn wohl noch ob seines Ergebnisses von 2014 auf dem Schirm. Er wirkte sehr relaxt und freute sich auf den Tag. Zweimal ging ich noch zum Klo, dann machte auch das Anziehen des Neos langsam Sinn und ich reihte mich mit über 1000 anderen „Delinquenten“ in die Schlange zum Schwimmstart ein. Tränen wie vor zwei jahren kamen mir zwar nicht aber es war wieder ein bewegender Moment. Schwimmen ging los wie erwartet. Ziemliche Hauherei, aus der ich mich aber immer wieder raushalten konnte. Im letzten Drittel der ersten Runde fand ich dann sehr ruhige Beine, denen ich gut folgen konnte und die die Navigation für den größten Teil der Schwimmstrecke für mich übernehmen sollten. An der Boje zum Einbiegen in die zweite Runde konnte ich dann auch einen Blick auf das Gesicht zu diesen Beinen erhaschen: Ein sehr erfahren wirkender schon ergrauter Teilnehmer strahlte auf mich eine große Zuversicht aus. Leider verlor ich diesen guten Geist an der letzten Wendeboje im sich dort noch immer zutragenden Getümmel. Alle weiteren Beine an die ich mich hängen wollte passten irgendwie nicht so recht, so daß ich die letzte Gerade wieder auf mich alleine gestellt war. Da machte ich den ersten größeren Fehler des Tages. Ich schwomm versehentlich auf die große Boje zu, die vom Veranstalter schon seitlich an Land gezogen worden war. Das merkte ich aber erst, als ich schon niemanden mehr um mich herum im Wasser sah. Da sind wohl ein paar Meter extra hinzugekommen. Die Uhr zeigte nachher jedenfalls über 4 km an, wo sie doch bei allen Wettkämpfen vorher die Entfernung im Wasser recht genau erfasste. Mit 1,5 Stunden hatte ich mich um 10 Minuten gegenüber Limmer verbessert und war eigentlich ganz zufrieden. Warum sollte ich mich lange in der Wechselzone aufhalten und rannte mit meinem Rad und dem schnell übergezogenen Trikot schnell an knapp zehn Mistreitern vorbei. Rauf aufs Rad und die Schuhe waren noch nicht ganz zu und es ging schon bergauf. Wieder ein Lachen in meinem Gesicht. Konzentriert, den Puls im Blick, noch mehr Blicke auf die Schönheit der frühen Morgenstunden, ging es nun stoisch bergauf. Den einzigen 18 Prozenter des gesamten Tages habe ich leider verschlafen, weshalb ich ihn mit der Heldenübersetzung von 39/21 hochpressen musste. War nicht wirklich schlau und es dauerte lange, bis der Puls wieder in ´nem normalen Bereich war und sich die Beine nicht mehr wie im Brennesselfeld anfühlten.
Musste ich vor zwei Jahren noch ne Windweste bei der ersten längeren Abfahrt anziehen, zeigte sich diesmal schon, daß die Temperaturen moderat bis eher zu warm werden sollten. Auf der Hauptstraße auf dem Weg zu Brücke über den See kam mir dann ein munteres Lüftchen entgegen. Da begann ich zu frohlocken, der Wind sollte uns im Gegensatz zu vielen früheren Berichten hold sein und uns auf dem Weg nach hause am frühen Nachmittag unterstützen. Das war leider falsch gedacht aber dazu später mehr. In St. Aploinaire waren dann schon einige Zuschauer an der Strecke aber auf dem Kreisel vor Embrun und der Straße nach Barratier wurde das noch mal getoppt. Erstaunlich was da so früh am Feiertag los war. Das gleiche Erlebnis dann noch einmal in Guillestre, bevor es auf die Anfahrt zum Izoard geht. Zum stetigen auf und ab des Profils kam nun auch noch ein deutlich zu spürender Wind von vorne, den ich aber immer noch positiv wahrnahm. Ihr wisst schon, der bläst mich am Nachmittag nach hause....

Das Tal der Guil ist sicherlich der landschaftlich beeindruckendste Teil der Strecke. Steile Felswände, wildes Wasser, enge Schluchten, dunkle Tunnel und alles in einem Terrain, das zügiges Fahren auf dem großen Blatt ermöglicht. Komisch nur, daß alle um mich herum schon die kleinen Gänge kurbeln. Die sind alle bei Chris Froome im Training. Hier hab ich gefühlte 100 Plätze gut gemacht. Irgendwann ist es dann vorbei mit dem großen Blatt und kurz danach geht es rechts ab und es wird richtig steil. Ich weiss nicht wie oft ich eines der Radmarkierungen sah, welches für den kommenden Kilometer eine Steigung bei 8-9% vorhersieht. Auf die Dauer wird das dann richtig anstrengend. Immer seltener konnte ich meinen Rhythmus von 250-400m stehend mit zwei Gängen höher und anschliessenden 1000m sitzend mit etwas höherer Frequenz aufrechterhalten. Dazu kam dann noch, daß die Sonne mit sich öffnender Landschaft immer direkter und heisser auf die Straße brannte.

Die kurze Abfahrt in den Casse Desert kam dann endlich als notwendige Verschnaufpause bevor es dann noch einmal steil die letzten Serpentinen bis zur Passhöhe hochgeht. Da ich keinen Beutel abgegeben hatte, klickte ich nur schnell einen Fuß aus dem Pedal, nahm ein Gel, ein Orangenstück und ne neue Wasserflasche und ab gings nach unten. Fühlte ich mich vor zwei Jahren auf regennasser Fahrbahn noch wie ein Verkehrshindernis, konnte ich diesmal doch mit dem Gros der Abfahrer mithalten. Nicht aber mit einem Mädel, das alle von uns praktisch stehen ließ. Beeindruckend, wie die sich zu Tal stürzte.

In Briancon geht es dann recht verwinkelt weiter und dann auch schon bald wieder bergauf. Vorher merkte ich aber, daß der Wind immer noch von vorne kommt. Wir hatten die Fahrtrichtung gegenüber heute Morgen aber doch um 180° gedreht? Was war das noch mit dem Mistral und wie der sich über dem Meer und den Bergen abkühlt und aufheizt? Richtig, der dreht sich einem irgendwie immer entgegen.

Spätestens mit diesen Gedanken hatte ich dann wieder den fachkundigen Rat von Lidlracer im Kopf, nach dem Izoard komme ja nichts mehr. Am Pallon wurde es vom Profil her wieder richtig schwer. War vor zwei Jahren nicht bei der Kurve alles vorbei? Diesmal schien sich das aber deutlich länger hinzuziehen…
Danach dann wieder Wind von vorne aber als wir den Fluss überqueren durften, wurde es durch die Hanglage und Bäume eigentlich ganz gut. „Jetzt nur noch zurück nach Embrun und den Chalvet hoch, dann ist es geschafft“. Tja, Gedanken sind das Eine, Realität das Andere. In Embrun vorm Bahnhof saß die Familie und freute sich, mich zu sehen. Ich mich auch. Danach kam mir der Chalvet aber auch deutlich länger vor als bei meiner Prämiere. Lustig war, daß ich kurz vor seinem Ende Bart wiedertraf. Mit dem fuhr ich 2015 am Izoard lange Zeit zusammen. Er erkannte mich auch wieder und sagte knapp, dies sei seine letzte Teilnahme in Embrun. Er sah aber eigentlich sehr gut aus. Später auf der Laufstrecke hat er mich dann auch schnell wieder überholt und ward nicht mehr gesehen. Oben am Chalvet dann vorsichtig in die doch gewöhnungsbedürftige Abfahrt eingefahren. Die war heute wegen trockener Straße aber deutlich einfacher als vor zwei Jahren.
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Geändert von Harm (12.09.2017 um 18:58 Uhr).
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