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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Claudia Pechstein des Dopings überführt?
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 29.01.2015, 11:52   #407
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 24.911
Zitat:
Zitat von Hafu Beitrag anzeigen
Pechsteins Anomalie führt ja nicht per se zu erhöhten Retikulozytenwerten (darauf stützt sich ja der indirekte Dopingbeweis), sondern zunächst mal zu erhöhtem Zerfall der roten Blutkörperchen und erst wenn diese nennenswert unter der Norm liegen, kommt es zu einer erhöhten Blutneubildung mit erhöhten Retikulozyten. In keiner der bekannt gewordenen Blutproben war aber von einer nennenswerten Anämie die Rede, sondern die Gesamtzahl der roten Blutkörperchen war immer im Normbereich.
Mit einer genetischen Anomalie die mehrfach pro Jahr zu einer echten Anämie führt, wäre Pechstein mit Sicherheit auch nicht zur erfolgreichsten Wintersportlerin Deutschlands mit Spezialstrecke 3000m und 5000m geworden.
Hier vereinfachst Du so weit, dass es nach meinem Verständnis falsch ist. Richtig ist, dass Pechsteins nachgewiesene Blutkrankheit zu einem schubweisen Zerfall der roten Blutkörperchen führt. Falsch ist, dass es deshalb zu einer Blutarmut (Anämie) kommen müsse.

Denn: Die zerstörten roten Blutkörperchen werden vom Körper ersetzt. Wie Dir natürlich bekannt ist, steigert der Körper die Blutneubildung im Knochenmark. Solange die Blutneubildung Schritt halten kann mit dem Verlust roter Blutkörperchen, bleibt die Hämoglobinmenge und damit die Anzahl roter Blutkörperchen konstant. Das ist genau das, was man man Pechstein gefunden hat: Erhöhte Blutneubildung bei gleichzeitig normaler Hämoglobinmenge.

Zitat:
Zitat von Hafu Beitrag anzeigen
Mit der jetzigen Situation und dem drohenden Schadenersatz, der in seiner Höhe jeden Fachverband einer Nischensportart auf Jahre hinaus wirtschaftlich ruinieren wird, kann man davon ausgehen dass es in Zukunft nie mehr weitere Verfahren wegen Auffälligkeiten in den Blutpässen geben wird … Das eigentlich Problem sehe ich in der Signalwirkung, die dieser Fall auf alle zukünftigen Dopingfälle haben wird, gerade wenn die Beweislage nicht zu hundert Prozent sondern nur zu 99% klar ist. Kein Verband wird sich mehr trauen gegen Sportler Sanktionen zu verhängen, wenn das Haftungsrisiko derart hoch ist und es wird sicherlich viele Sportler gteben, die die geänderten Machtverhältnisse zu ihren Ungunsten ausnutzen werden!
Du verallgemeinerst vom Pechsteins Fall auf künftige Dopingfälle, bei denen es nur den Blutpass, aber keine positive Probe gibt. Mittlerweile wurden jedoch die Regeln geändert, so dass es zu keinen weiteren Anklagen aufgrund nur eines einzigen Blutwertes kommen wird.

Diese Regeländerung war bereits in Kraft, als Pechstein vom obersten Sportgericht CAS verurteilt wurde. Dort urteilte man nämlich nicht nach den aktuell gültigen Bestimmungen, sondern nach denjenigen, die zur Zeit von Pechsteins erster Verurteilung gültig waren. Dies ist ziemlich grotesk, da ja gerade die Erfahrungen mit dem Fall Pechstein zur Änderung der Regeln geführt hatten. Heute hat sie dieselben Blutwerte wie damals, wird jedoch nicht gesperrt.

Zum Haftungsrisiko der Verbände: Hier darf man nicht vergessen, dass Pechstein umfangreiche Beweismittel zu ihrer Entlastung vorgelegt hat. Selbst der im Urteil zitierte maßgebliche Sachverständige fühlte sich nach dem Urteil vom Gericht missverstanden. Eine vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) eingesetzte Expertenkommission spricht von einem Fehlurteil. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie "schließt Doping aus".

Diese Experten sind keine gekauften Hampelmänner. Ihre Einwände sind ernst zu nehmen. Man kann sie nicht vom Tisch wischen mit dem Hinweis, man können sonst künftig niemanden mehr überführen. Ich halte diese Befürchtung für übertrieben. Es ist nicht davon auszugehen, dass alle angeklagten Sportler ähnlich überzeugende Beweise zu ihrer Entlastung vorzulegen imstande sind.

Grüße!
Arne
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