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drullse 02.09.2007 00:06

Chefs mit Charakter dringend gesucht
 
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,502547,00.html

SpiegelOnline hat ja leider ziemlich nachgelassen, aber der Artikel spricht mir wirklich zutiefst aus der Seele. Und trifft IMHO auch wirklich 100%ig ins Schwarze.

Thorsten 02.09.2007 00:35

Hmmm - kann der Spiegel nachlassen? Ich lese das Zeugs seit Ewigkeiten nicht mehr. Frage mich auch hier beim einleitenden Satz, ob da ein Betriebsrat einer Niederlassung (das sind die schicken Glaspaläste, in denen du die Kisten kaufen und reparieren lassen kannst) im BMW-Werk (das sind die großen Blechbuden, in denen die Dinger gebaut werden) rumturnt. Vielleicht eine Lustreise, weil die Kantine besser ist oder einfach nur mal wieder journalistische Ungenauigkeit ...

Und dadurch, dass sie aufzeigen, dass verdammt viele deutsche Manager promoviert haben und was für Sachen alles falsch gemacht werden können (ohne den Zusammenhang dazwischen herzustellen, auch wenn der Leser das jetzt bitte unterstellen soll), sehe ich auch nicht, dass diese Fehler von allen deutschen Managern begangen werden. Das dürfte woanders ähnlich aussehen und in anderen Tätigkeitsfeldern außerhalb der Managementebene genauso.

Und warum soll bei Audi nicht ein BWLer an der Spitze stehen, nur weil es vorher Ingenieure waren? Die haben auch nicht mehr selber die Details entwickelt, mal abgesehen von Herrn Piëch, der sich den Phaeton mit einer irrsinigen Klimaanlage ausgedacht hat, weil er selbst so zugempfindlich ist. Das Absatzergebnis (außerhalb der eigenen Firmenwagen) ist ja bekannt.

Werde wohl weiterhin dabei bleiben, den Spiegel nicht zu lesen. Wenn dieser Artikel nur online und nicht gedruckt erscheint, stirbt jedenfalls kein Baum dafür ...

Natalie 02.09.2007 10:04

halb/halb
in dem Artikel steht schon viel Wahres.

als Naturwissenschaftlerin fühle ich mich natürlich auch von den BWL-lastigen Top-Managern "bedroht", die sich bei uns nun breitgemacht haben.
Denen isses wurscht ob sie Sardinenbüchsen verkaufen oder Pharma.
Es zählen Kennzahlen - und die sollen mit so wenig wie möglichen Resourchen erreicht werden.
Dass diese von Menschen errreicht werden müssen, die auch nur 2 Hände, einen Kopf und 24 Stunden am Tag haben - ist für diese Kollegen schier fremd.

Gerade die Kollegen, die von der Uni direkt in eine Top-Position rutschen verlieren die bodenständigkeit bevor sie nur einen Dunst davon hätten atmen können.
Und wie rutscht man in die Top-Position?
Dr. oder MBA, Auslandsaufenthalte, Noten und Vitamin B.

Ich habe mehr Vertrauen zu den alten Hasen, die sich vom Labor- über den Gruppen- zum Abteilungsleiter hochgearbeitet haben und irgendwann in der Geschäftsleitung landen
als zu den BWL-lern.


Als nichtpromovierte Naturwissenschaftlerin habe ich es erfahrungsgemäß "schwerer" (umfeldabhängig),
aber die ganz jungen, die frisch von der Uni ohne Promotion kommen -- für die wird zunehmend die Luft eng.
Solange es welche mit Titel gibt, fallen die anderen hintenrunter.
Natalie

Helmut S 02.09.2007 11:47

Ach ....

Manager ist gleich Manger und ne GmbH (nahezu egal wie groß) tickt anders als ne AG. In der Industrie ist's anders als in Banken und anders als in Behörden/Ministerien.

Ins wirkliche Top-Management kommt keiner von der Uni weg. Egal welche Beziehungen. Abteilungsleiter ist nicht Top-Management.

Die Überschrift trifft aber genau das, was im Top-Management weltweit fehlt: Charakter. Semmler/Peltzer schreiben in Ihrem "Arbeitshandbuch für Vorstandsmitglieder" (sowas wie Friel oder Gordo für die Trias) bzgl. der Eigenschaften die ein Vorstandsmitglied haben soll: "... aber die wichtigste Eigenschaft ist immer noch der Charakter." Der fehlt im Übrigen aber auch vielen Menschen die nicht im Top Mangement sind.

Wie verschieden das auch ist in den verschiedenen Läden/Ländern/Branchen: Was sehr viele im Top Management oder die Ebene darunter, die ich in meinem Berufsleben kennen gelernt habe gemein haben: Sie sind nahe am Soziophaten und sie verbringen mehr Zeit damit politischen Zwängen von aussen gerecht zu werden oder ihre Reputation zu erhalten als das Unternehmen zu leiten und die Menschen zu führen. Zu Letzterem sind sie wg. dem Soziophaten-Aspekt allerdings kaum in der Lage. Richtig gute Führer (ich meine nicht den Leitungsaspekt) kenne ich nicht. Ich nehme mich da nicht aus.

Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass sich einer, der nicht "dabei" war/ist nur im entferntesten vorstellen kann was da teilweise widersinniges und absurdes abgeht. Das ist teilweise echt schlimm.

Ich kann (noch) nicht allzuviel erzählen, nur soviel: Mein neues Leben beginnt am 1.10, dieses Jahres und ich komme mir vor wie ein drogenabhängiger, der den Absprung gerade noch geschafft hat.

peace Helmut

Thorsten 02.09.2007 13:39

Zitat:

Zitat von turboschroegi (Beitrag 37678)
Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass sich einer, der nicht "dabei" war/ist nur im entferntesten vorstellen kann was da teilweise widersinniges und absurdes abgeht. Das ist teilweise echt schlimm.

Ich kriege das zum Glück nur aus zweiter Hand mit. Aber je höher man kommt, desto mehr Meetings und umso weniger operatives Geschäft. Da gibt es Leute, denen das operative (lösungsorientierte) Geschäft liegt, dazu zähle ich mich und andere, die sich in endlosen Meetings gerne im Kreis drehen, keine Entscheidungen treffen, aber aus ihrer Sicht bestimmt genau das richtige tun. Sonst würden sie doch selbst wahnsinnig werden, wenn sie diese Meetings genauso sehen würden wie ich. Ich empfinde die meisten Meetings als Selbstdarstellung, vom eigentlichen Thema auf seine ganz persönlichen Dinge zu kommen (die im allgemeinen für 75% der Anwesenden völlig unrelevant sind) und sich seine Streicheleinheiten für die Seele abzuholen. Zählt mal spaßeshalber mit, über wieviele Themen etliche Runden gedreht werden, ohne dass nachher eine einzige Entscheidung festgehalten wurde oder wieviele Statusmeetings in Einzelproblemdiskussionsmeeting abdriften :Nee: :(.

drullse 02.09.2007 14:49

Zitat:

Zitat von turboschroegi (Beitrag 37678)
Sie sind nahe am Soziophaten und sie verbringen mehr Zeit damit politischen Zwängen von aussen gerecht zu werden oder ihre Reputation zu erhalten als das Unternehmen zu leiten und die Menschen zu führen. Zu Letzterem sind sie wg. dem Soziophaten-Aspekt allerdings kaum in der Lage. Richtig gute Führer (ich meine nicht den Leitungsaspekt) kenne ich nicht.

Full ACK! Das ist genau das, was ich kennengelernt habe (und ich "durfte" eine Menge sogenannte Führungskräfte kennenlernen). Daher spricht mir dieser Artikel auch so aus der Seele.

jens 03.09.2007 10:06

ich habe nur wenige aus den top-etagen kennengelernt. einen soziopathen im angesprochenen sinne habe ich dabei nicht getroffen. dass ein vorstand die mitarbeiter des unternehmens als numme rund nicht als namen sieht kann man ihm oder ihr wohl kaum vorwerfen. mein derzeitiger projektleiter ist noch 2 hierarchiestufen vom top management weg und hat "nur" 850 leute in seinem bereich. soll er die alle mit namen der kinder kennen und morgens per handschlag begrüßen?

auf allen stufen gibt es trottel, im management fallen sie blos mehr auf.

Helmut S 03.09.2007 19:01

Zitat:

Zitat von jens (Beitrag 37851)
einen soziopathen im angesprochenen sinne habe ich dabei nicht getroffen.

Freu Dich darüber. Ist nämlich nicht besonders spaßig. Zumindest solange nicht, solange Du nicht die selbe Sicht der Dinge in Interessensfragen hast.

Der Rest ist Offensichtlich und da stimm ich Dir völlig zu. Diese Situation ist aber kein Problem. Weder für die Einen noch für die Anderen.

Grüße Helmut


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