![]() |
Welche Rennradgruppe für Triathleten?
![]() Welche Rennradgruppe für Triathleten? Von Johannes Rosenberger Mit Campagnolo, Shimano und Sram stehen dem Triathleten drei Hersteller zur Verfügung, die mit mehreren unterschiedlich teuren Baugruppen um die Gunst der Käufer buhlen. Durch Lenkerendschalthebel werden auch die Bedürfnisse von Triathleten und Zeitfahrern berücksichtigt. Johannes Rosenberger zeigt in diesem Beitrag die Vor- und Nachteile der einzelnen Gruppen und ihrer Komponenten und berücksichtigt die speziellen Bedürfnisse von Triathleten: Für sie sind Lenkerendschalthebel wichtiger als Bremsschaltgriffe. Neben Preis und Gewicht werden Funktion und Haltbarkeit bewertet, außerdem natürlich das Aussehen. Last not least kommen grundsätzliche Philosophien zur Sprache, wie die uralte Frage: Campa oder Shimano? » Direkt zum Film |
Mein lieber Scholli!
Ich war ja schon in der Sendung extrem geschockt über diverse Aussagen vom *jo* und hab in den folgenden Tagen etwas Recherche betrieben vorallem bezüglich der Haltbarkeit der Campa-UT-Geschichten. ich hab beim besten Willen keinen blassen Schimmer, wie '*jo* drauf kommt, dass dies ne Fehlkonstruktion sein könnte. Spontan kamen ja die ersten Diskussionen schon im Chat auf: die Stirnverzahnung ist im Maschinenbau seit Jahrzehnten bewährt;- selbst Kurbelwellen von hochdrehenden Motorrad-Rennmotoren wurden (zB von MV Agusta) so zusammengesetzt (das hat nix mit dem Untergang von MV zu tun, dass die es nimmer gemacht haben;- man baut einfach keine wälzgelagerten Mehrzylindermotoren mehr: viel zu teuer und aufwendig), Antriebswellen von Schiffen oder von Turboladern (die machen sechsstellige Umdrehungszahlen und würden ungeschmeidig und sehr schnell auseinanderfliegen, wenn es stimmen würde, dass die Hirth-Verzahnung anfällig für Fluchtungsfehler sei) und vieles mehr. Ich hab ua. mit Campa-Dtld. telefoniert und unabhängig davon, dass die (meinem Empfinden nach) eh alles verleugnen (das iss aber nicht nur denen zueigen...;) ), stimmen die dort gemachten Aussagen mit dem überein, was man im Maschinenbau (einfach zB. bei Onkel Google nach "Hirth-Verzahnung" fragen) über diese Art einer fluchtenden Verbindung weiss und schreibt. Ich hab mich damals, als die UT-Kurbeln rauskamen, da gleich etwas eingelesen und gegen diese Technik wirkt das Patent von allen anderen, die quasi die Kurbel einfach auf ne Welle (es ist ne Welle, keine Achse, was sich da im Tretlager dreht) klemmen, wie aus dem Zeitalter von Leiter, Strick und Winde. Allerdings bin ich tatsächlich drauf gestossen, dasses zu Missverständnissen (eher Unverständnis) und oft daraus resultierend zu unsachgemässer Behandlung und nachfolgenden Schäden kommt. Dem ersten Problem versuchte Campa mit einer, in aller Welt auf vollkommenes Unverständnis stossenden Geschichte aus dem Weg zu gehen: da viele Leute die Tretlagergehäuse nicht fräsen ud die Lagerschalen ohne Drehmomentschlüssel anknallen und diese sich dabei ordentlich verziehen können, haben sie vorgeschrieben, die Lagerschalen nur handfest (!) und mit ner speziellen Loctite-Sorte (222) anzuziehen. Die erste Schwierigikeit hierbei bestand schon alleine darin, dieses Loctite 222 aufzutreiben, die zweite, dass dennoch jeder ("das kann doch nicht halten!") die Lagerschalen dennoch mitm Schlüssel anknallte. Hintergedanke war nämlich, dass dieses Loctite die Lagerschalen am Drehen hindert, sie sich jedoch nach Montage der Kurbelhälften noch setzen und ausrichten konnten. Also: es ist hier wie bei Shimano und allen anderen wichtig für die Langlebigkeit, sauber, nach Vorgabe und mit Drehmoment zu arbeiten. Drehmoment deshalb, weil auch die Hirth-Verzahnung und die Wellenhälften sowie die spezielle Mutter, die selbige verbindet, das notwendige Drehmoment dringend brauchen. Hält man sich nicht daran, steht Polen offen und das System verreckt ebenso leicht wie die anderen oder noch leichter, weil Campa ne sehr liderliche Abdichtung verwendet, jedoch nicht ohne Grund: ich hab an anderer Stelle von meinen dilletantischen Versuchen bezüglich des Widerstandes verschiedener Tretlagerungen berichtet, und kam bei einfachem Anschubsen der Kurbeln auf ne dreiviertel Umdrehung bei Shimano Hollowtech II, auf eineinviertel bei Truvativs Version mit der Welle an der rechten Kurbel und eingefahrenen Tretlagern und auf dreidreiviertel Umdrehungen (!) mit nem alten Vierkantlager. Mittlerweile hab ich auch ne neue Dura-Ace probiert: 1/2 Umdrehung (!)(allerdings, wie gesagt, noch keinen Meter gefahren) und Campas UT-Kurbel: dreieinhalb Umdrehungen. Diese, gegenüber der teilweise nichtmal einen Umdrehung der anderen 24mm-Wellen Systeme (FSA; Truvativ, Shimano, ...) würde ich nu mal auf die Abdichtung zurückführen und behaupten, dass es ein Wunder ist, dass die Campa-Lager mit dieser nicht öfter verrecken. Unmittelbar damit hängt ne zweite Geschichte zusammen: die Klammer in der rechten Lagerschale. Viele meinen, das sei nur ne Montagehilfe, aber das stimmt nicht. Die Klammer hält das rechte Lager im Lagersitz. Dieses ist nämlich ein Festlager;- die rechte Seite der Lagerung dient zur Einstellung der Kettenlinie bzw. zur Einhaltung der angegebenen Kettenlinie, während das linke Lager einen Schiebesitz hat, mit dem die unterschiedlichen Tretlagergehäusebreiten ausgeglichen werden. Auch bei BSA sind ja nicht alle haargenau 68mm breit und nachm Fräsen eh nicht. Lässt man die Klammer nu weg, kann sich erstens die komplette Kurbelgarnitur seitlich verschieben und zweitens dichten dann die Dichtungen ggf. nimmer ab. Zusammen mit nicht einghaltenen Drehmomenten beim Einbau ist hier der Nährboden für alle Arten von Seuchen gegeben. Gut, dieser Abriss iss hier nu leider vielleicht nicht so optimal aufgehoben und ich mag auch nicht auf die anderen Aussagen, die mir nicht so kerzengerade reingelaufen sind, eingehen, aber nachdem ich in meiner Einsendung ins Studio und auch im Chat die Meinung geäussert habe, dass ich das Campa-System fürs beste, derzeitig aufm Markt befindliche mit 24mm-Welle halte, wollte ich hier kurz (?) klarstellen, warum. Der Vollständigkeit wegen will ich aber noch anfügen, dass ich auch die Hirth-Verzahnung und das UT-System nicht so gut wie n schnödes Vierkantlager (oder Octalink/ISIS-Drive) finde, weil diese Systeme aufgrund ihrer Kapselung einfach resistenter gegen Einbaufehler (nicht vollkommen resistent;- ein echter Schmied kriegt alles kaputt!) und Schmutz sind. Heute geriet mir dann noch passend zum Thema ein ganz besonderes Schnäppchen in die Finger, zu dem sich jeder Kommentar erübrigt. Bei so ner Eigenkonstruktion braucht sich niemand über mangelnde Haltbarkeit von Campa- oder FSA-Komponenten beklagen... (für Nichtfachleute: das ist ne Campa-UT-Kurbel in FSA-Lagern. Passt zwar vom Durchmesser her, dann ist aber auch schon Feierabend;- zwei vollkommen unterschiedliche Systeme...) |
Das Bild ist cool, wusste gar nicht, dass man das passend bekommt :Cheese: Wieder was gelernt :Lachanfall:
Ich teile Deine Einschätzung. Das bisher beste was ich hatte, ist Octalink. War zwar ziemlich proprietär, hat aber primstens funktioniert (und tuts an einigen unserer Räder immer noch :) ). Und die waren nicht mal sonderlich wählerisch bzgl. planem Tretlagergehäuse. Getoppt wurde das nur noch von der Campa Patrone, nur finde ich den 4Kant doch etwas überholt... Bei UT hatte ich anfangs Bedenken, die größten wegen der Abdichtung. Bisher läufts aber rund. Die modernen außenliegenden Innenlager bringen mir am MTB etwas Vorteile wegen der Steifigkeit, an den Rennern könnt ich drauf verzichten (und tue es am Italiener auch). Allerdings wird die Steifigkeit teuer erkauft. Man muss wohl damit leben, dass aktuelle System lange nicht die Laufleistung der Veteranen aus den 90ern erreichen. Aber was solls, ist gut für den Umsatz, gelle :Blumen: ps. der Thread-Titel ist übrigens geil: im ersten Moment dachte ich, es geht um die Wahl der richtigen Trainings-Gruppe auf Malle :Lachanfall: |
Herrlich, ich hab ja nu von Mechanik überhaupt keine Ahnung und muss wegen jeder Kleinigkeit in die Werkstatt.
Es hat etwas gedauert, bis in mir die Gewissheit wuchs, doch lieber Profis ihren Job machen zu lassen. Lehrgeld halt, multo Lehrgeld. Ich finds absolut cool, wie ihr mit Herzblut euer Ding macht, richtig klasse. Zitat:
Und die Kinder macht der Papst. |
Zitat:
Zitat:
|
Zitat:
|
Zitat:
Oben angesprochene Turbolader erreichen Drehzahlen im sechsstelligen Bereich. Da gäbs schon deutlich vorher ne Menge Kleinholz, wenn die Flucht nicht stimmen würde und was anderes gibts eigentlich an ner Fahrradkurbel nicht, was den lagern derartig zusetzen könnte. Wenn du dazu die Umdrehungszahl ins Spiel bringst: so gesehen, dürfte man gar keine Kugellager nehmen. Jede Vierkantwelle hat grössere Torsionsmomente, die die Lager mehr belasten und die Kugellager sind generell eher auf 4- oder 5-stellige Umdrehungszahlen ausgelegt denn auf die Belastungen, denen sie am Rad ausgesetzt sind. Die aktuell verbauten Kugellager sind nicht die ideale Lösung, sondern die am wenigsten unideale Lösung, wennst so willst. Selbst an Rennmotoren, wo taumelnde Wellen, die nie hundertpro fluchten, dafür sorgen, dass zB. ne Kurbelwelle nach spätestens zwei Wochenenden neu gelagert werden muss, genügt es, statt nem C3-Lager ein C4-Lager zu nehmen, um die Standzeit um über 100% zu steigern. Ein so modifizierter und optimierter Strassensingle erreicht problemlos ne sechststellige Laufleistung;- wo sollte da also das Problem an dagegen minimalst belasteten Tretlagern am Fahrrad liegen (Dreck und mangelhafte Pflege mal aussen vor)? |
jo
war ein schöner beitrag.
manche nehmen das hier einfach zu ernst :Duell: danke jo für die tollen beiträge , weiter so :Blumen: |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 22:00 Uhr. |
Powered by vBulletin Version 3.6.1 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.