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Hafu 03.03.2014 15:44

Grenzübergreifendes Fairplay vs. Verletzung nationaler Interessen
 
Eigentlich eine Geschichte zum Kopfschütteln, andererseits eine, an der sich exemplarisch die Sinnhaftigkeit nationaler Sportförderprogramme diskutieren lässt:

Der Fall:
Der nicht für Olympia qualifizierte deutsche Bob-Pilot Manuel Machata hat dem Russen Legkow seine Kufen geliehen, mit denen dieser wiederum in Sotschi Gold für Russland geholt hat.

Für diese Aktion wird Machata nun vom (deutschen) nationalen Bob- uind Rodelverband für 1 Jahr gesperrt.

Die Problematik:
durch die Stärkung eines direkten internationalen Konkurrenten der nominierten deutschen Bob-Fahrer in Sotschi (die so von Machata sicher beabsichtigt war, denn innerhalb der deutschen Bob-Piloten gibt es bekannte Rivalitäten) hat Machata letztlich den deutschen Bobsport geschwächt und da Fördergelder fast ausschließlich anhand von erzielten Medaillen vergeben werden unter dem Strich auch sich selbst, auf jeden Fall aber der Stellung seines Sports innerhalb des DOSB geschadet.

Was haltet ihr von der Sperre? Spontan würde ich sie auch als absurd einstufen, denn eigentlich sollte man im 21. Jahrhundert dieses rein nationalstaatlich Denken (letztlich leben wir ja in einer globalisierten Gesellschaft und außerdem formal in der EU) zunehmend überwinden.
Andererseits müsste man, wenn man diesen Gedanken zu Ende denkt, die komplette Förderung des Bob-und Rodelsports in Deutschland einstellen, denn wozu fließen hier jährlich rund 8 Millionen an sportförderung in diese randsportarten, wenn nicht für Medaillen bei großereignissen. Mit Steigerung der Volksgesundheit, Leistungsport als Vorbild für gensundheitsorientierten Breitensport hat gerade der Bob-und Rodelsport zweifellos so ziemlich von allen denkbaren Sportarten am wenigsten zu tun.

leiti 03.03.2014 15:51

Naja, Spitzensport ist ein Beruf.

Wenn meine Firma eine Forschung für ein Produkt in Auftrag gibt, meine Firma dann aber nicht den Zuschlag für die Produktion des Produkts bekommt, und ich als normaler Mitarbeiter die Forschungsergebnisse an die Konkurrenz weiterleite, wird meine Firma wohl auch keine Freude damit haben ;-)

merz 03.03.2014 15:53

"Für diese Aktion wird Machata nun vom (deutschen) nationalen Bob- uind Rodelverband für 1 Jahr gesperrt."

mit welcher Begründung? (ich bin aud low bandwidth , sodass googeln im Moment schmerzhaft ist, sorry), aber das scheint mir am Kern der Sache zu liegen, sonst natürlich d'accord, das war sportmanship und gehört nicht bestraft (k.a. ob die Kufen dann für Gold ursächlich waren, spielt auch keine Rolle -)


m.

post Post commet: die Firmenanalogie find ich interesant, sind die Athleten angestellt, die andere auch? :) Also irgendwie wird das so interessant, wie die Frage "wem gehören die Kufen" :)

ArminAtz 03.03.2014 15:54

Ich kann die Entscheidung verstehen, Ihn zu sperren.

Ich nehme mal stark an, dass die Kuven einen Wettbewerbsvorteil gebracht haben, bzw. viel Know How und Entwicklungsarbeit drin steckt.

Wenn er dann einfach dieses Know How an eine andere Nation weitergibt, ist das den Deutschen gegenüber nicht korrekt. Von daher absolut verständlich, Ihn dafür zu sanktionieren.

Tobstar23 03.03.2014 15:56

Soweit ich weiß, war das Alles (also die Weitergabe der Kufen an die Russen) schon beim Kauf der Kufen so vereinbart.
Die Kufen wurden privat gekauft und sind nicht von der FES. Und leisten konnte er sie sich nur, weil die Weitergabe bereits vereinbart war.
Edith meint, das steht hier drin: http://www.faz.net/aktuell/sport/oly...t-im-viererbob

marlaskate 03.03.2014 15:56

Zitat:

Zitat von leiti (Beitrag 1020115)
Naja, Spitzensport ist ein Beruf.

Wenn meine Firma eine Forschung für ein Produkt in Auftrag gibt, meine Firma dann aber nicht den Zuschlag für die Produktion des Produkts bekommt, und ich als normaler Mitarbeiter die Forschungsergebnisse an die Konkurrenz weiterleite, wird meine Firma wohl auch keine Freude damit haben ;-)

Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Kufen, die Machata verliehen hat, nicht die von der FES entwickelten waren, sondern von einem Kufenhersteller aus der Schweiz, die er für sich gekauft hatte. Das heisst, er hat keine mit Steuergeldern finanzierten Kufen verliehen, sondern sein Privateigentum. Wenn Du also bei Microsoft arbeitest und einen Firmenrechner hast und dir privat einen Mac kaufst, darfst Du den nicht verkaufen/verleihen? Das Verleihen von Kufen ist im Bob- und Rodelsport eigentlich normal, auch international und wurde schon immer gemacht. Dass es jetzt natürlich so auskam, dass sie ausgrechnet mit den Kufen geschlagen wurden, ist natürlich Pech. Aber mal abseits davon: es lag ja nicht nur Subkov vor ihnen......

leiti 03.03.2014 16:10

Zitat:

Zitat von marlaskate (Beitrag 1020121)
Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Kufen, die Machata verliehen hat, nicht die von der FES entwickelten waren, sondern von einem Kufenhersteller aus der Schweiz, die er für sich gekauft hatte. Das heisst, er hat keine mit Steuergeldern finanzierten Kufen verliehen, sondern sein Privateigentum.

Das ändert natürlich die Sachlage! Ich bin davon ausgegangen, dass hier das Material vom Verband zur Verfügung gestellt wird, bzw. über Sponsoren des Verbandes wie bei den Kaderathleten (zumindest in Österreich) im Wintersportbereich.

Kinesis 03.03.2014 16:18

Zitat:

Zitat von leiti (Beitrag 1020115)
Naja, Spitzensport ist ein Beruf.

Wenn meine Firma eine Forschung für ein Produkt in Auftrag gibt, meine Firma dann aber nicht den Zuschlag für die Produktion des Produkts bekommt, und ich als normaler Mitarbeiter die Forschungsergebnisse an die Konkurrenz weiterleite, wird meine Firma wohl auch keine Freude damit haben ;-)

"Es handelte sich dabei um Kufen aus seinem Privatbesitz und nicht um Material aus dem mit Steuergeldern finanzierten Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (Fes), wie Machata betonte."
"Das war kein Material der Fes oder des Verbandes. Das haben andere vor mir auch schon gemacht, ich kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Ich lasse mich nicht als Verräter hinstellen"

Wenn das so stimmt kann ich den Worten von Machata nichts hinzufügen und kann mir nicht vorstellen das es rechtlich tatsächlich eine Handhabe gegen ihn gibt und jedes Berufungsgericht dieses Urteil hoffentlich zurückweisen wird. Da von Nationalen Interessen zu sprechen hat für mich einen seltsamen Nachgeschmack. Mal abgesehen davon, dass die deutschen fast eine Sekunde langsamer waren als Zubkov. Im Rodelsport sind das Welten. Da hätte auch Stefan Raab auf seinem Wok antreten können.


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