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-   -   Der Mauerfall Thread (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=11473)

Helmut S 09.11.2009 19:32

Der Mauerfall Thread
 
Heute jährt es sich zum 20ten mal: Der Mauerfall.

Ich oute mich jetzt auch gleich mal voll um dem Thread jeglichen Geruch von political correctness zu nehmen:

Ich war nie ein Freund der Wiedervereinigung. Ich habe das "Warum?" schlicht nie kapiert. Technisch verstanden habe ich es natürlich schon. Ich spreche deutsch, kann lesen und hatte Geschichtsunterricht. Es gelang mir aber nie, die historische Dimension und die historische Notwendigkeit und das Streben der Ältern nach der Einheit zu begreifen. Wenngleich mich Schicksale von geteilten Familien durchaus berühren und berührten. Für mich als 1966 geborenen, war die DDR immer deutschsprachiges Ausland. So wie die Schweiz oder Österreich. Blutsverwandte hatte ich dort nicht.

Der Unterschied (zu Österreich oder der Schweiz) war allerdings, dass ich nur ungefähr gewusst habe wie es dort in der DDR zuging. Auch das habe ich nicht wirklich verstanden. Nach dem Motto: "Die Botschaft höre ich wohl, allein der Glaube fehlt mir." Tatsächlich nur ein Wort im wahrsten Sinne: Unglaublich!

Der Schwiegervater kommt von "Drüben" Er ist aber noch mit 16 abgehauen bevor die Mauer gebaut wurde. Sie hatten nix zu essen für die sieben Kinder. Meine Frau und ihre Familie waren "hinterher" (im kalten Krieg) halt ab und an mal "drüben" und haben von der Stasi geduldete Verwandtenbesuche gemacht. Aus deren Erzählung kommt mein Wissen über die Zustände der DDR -und aus der Schule und aus Büchern und aus'm Fernsehn.

Heute bin ich ab und an mal in den neuen BL um Geschäfte zu machen. Gute und Erfolgreiche waren es bisher nie. Es gibt dort kaum Geschäftskunden. Viel Infrastruktur, viel alte Menschen und ne hohe Arbeitslosigkeit. Mindestens gefühlt bin ich immer auf meinen Kosten sitzen geblieben. Als Geschäftsmann und auch als Steuerzahler. Aber tut man das als Letzterer in Deutschland 2009 nicht sowieso? Anyway ...

Wobei meine geschäftlichen Kosten eh nicht so hoch waren. Die des Steuerzahlers angeblich um die 1,3 bis 1,6 Billionen EUR. Auch hier gelingt es mir wieder einmal nicht die Dimension zu begreifen. Das ist ne Menge.

Ich kenne heute auch den einen oder anderen "ost-sozialisierten" persönlich und habe mit dem einen oder anderen Zusammengearbeitet: Jeder einzelne ein ganz feiner Mensch und eine Bereicherung. Sollte das etwa der Grund für die Wiedervereinigung sein?

Es bleibt wie es war: Technisch verstanden habe ich es schon; wirklich kapiert nie.

:Huhu: Helmut

merz 09.11.2009 19:40

boah, ich sach ja: Dieses Forum kann jedes Thema

per internen x-post:

http://www.triathlon-szene.de/forum/...&postcount=156

finde ich beides sehr interessant


m.

dickermichel 09.11.2009 19:50

Hm, ich denke, das Grundproblem ist, daß wir es hier nicht mit einer "Wiedervereinigung" zu tun hatten, sondern mit einer primitiven Übernahme und den klassischen, damit zusammenhängenden Problemen.
Die eine Organisation hat "ihr Weltbild" der anderen Organisation übergestülpt, da ist nix zusammengewachsen.
Kein Schwein hat sich dafür interessiert, ob und was die DDR in die "Vereinigung" mit einbringen hätte können, denn alles aus der DDR galt und gilt nach wie vor als schei**e oder Unrecht. Entweder wird man mit einem Hinweis auf Stalin ("Willst Du wirklich einen totalitären Sozialismus??") oder auf das Dritte Reich ("Die Stasi war wie die Gestapo!") mundtot gemacht, wenn man versucht, darauf hinzuweisen, daß die eigentliche Idee des Sozialismus doch gar nicht gelebt wurde, sondern korrumpiert wurde.
Daß aber die Idee, eine Gemeinschaft abseits des kapitalistischen Systems aufzubauen, zumindest prinzipiell zu diskutieren wäre, hat man gleich mit dem Hinweis auf das "Ende der Geschichte" abgebügelt, nach dem Motto "Keine Diskussion, dafür Entsorgung".
Und heute heulen alle auf, weil sie feststellen, daß die schon im 19. Jahrhundert skizzierte Entwicklung des weltweiten Kapitalismus gar nicht schön ist und irgendwie weh tut, wenn man selbst davon betroffen ist.
Kurz:
Die Chancen, die sich für beide Seiten mit einer echten Wiedervereinigung unter Gleichen ergeben hätte können, sind vom Westen überhaupt nicht genutzt worden - und vom Osten nur von den Leuten, die aktiv ihren Weg gesucht haben. All die anderen sind auf der Strecke geblieben und bleiben als entweder phlegmatischer oder sich radikalisierender "collateral damage" von Kohl's Traum übrig.

Gruß: Michel

Helmut S 09.11.2009 19:52

Was ich noch sagen wollte: Den Fall der Mauer habe ich immer befürwortet, gefordert und ich freue mich darüber für die Menschen. Eingesperrt muss furchtbar sein ...

merz 09.11.2009 19:59

dm: diese "Chance verpasst" & best of breed-Idee hört man öfter, ich kann dem etwas abgewinnen (im kleinen (Krebsregister, Krippensysteme) wie im grossen), aber die Geschichte lässt einem nie Zeit für irgendetwas, besonders nicht zum Atemholen

... niemand, wirklich niemand war 1989 darauf vorbereitet was passiert, das ist ja nun aber immer so - nur Kohl hatte die Wiedervereinigung in seiner politischen DNA (aus anderen Gründen) und deswegen seine Stunde.

m.

Helmut S 09.11.2009 20:00

Zitat:

Zitat von dickermichel (Beitrag 303110)
Daß aber die Idee, eine Gemeinschaft abseits des kapitalistischen Systems aufzubauen, zumindest prinzipiell zu diskutieren wäre,

Vor dem Hintergrund bin ich übrigens definitiv ein "anarchistischer Bankier"

Megalodon 09.11.2009 20:02

Ich bin seit vielen Jahren EU-Beamter und fühle mich als Europäer. Und aus diesem Blickwinkel, mit Kollegen aus ganz Europa, muss ich sagen: Sorry Jungs, aber was bisher hier steht ist irgendwie peinlich. Warum? Das würde den Rahmen eines Sportforums sprengen. Kauft Euch die Wochenzeitung "Die ZEIT" und lest die ein Jahr lang jede Woche komplett durch. Dann machts vielleicht Klick.

Ein chinesisches Sprichwort:

"Lieber durch Schweigen für dumm gehalten zu werden, als es durch Reden zu beweisen."

tobi_nb 09.11.2009 20:04

....


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