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uk1 14.01.2022 15:34

Zitat:

Je schneller das Ende des Verbrennungsmotor kommt, desto besser für die Co2-Belastung der Umwelt. Wenn der wichtigste Verkehrspolitiker Deutschlands schon jetzt vor dem Neukauf von PKW mit Verbrennungsmotoren warnt, obwohl der Koalitionsvertrag sich noch um ein konkretes Enddatum gedrückt hat und mit einem Passus für die Förderung von e-fuels sogar versucht hat, den Verbrennungsmotoren ein zweites, ökologisch verbrämtes Leben einzuhauchen, dann ist das IMHO eine rundum positive Botschaft.

Potenzielle Neukäufer werden sich hoffentlich jetzt dreimal überlegen, für welche Antriebstechnik sie sich entscheiden und je mehr Menschen sich für batterie-elektrische Antriebe entscheiden, desto mehr wird auch die Ladestruktur in diesem Bereich verbessert werden, alleine schon weil das Geschäftsfeld für die Betreiber von Ladesäulen dadurch gestärkt wird.
Das Henne-und-Ei-Problem bei der E-mobilität (die Leute kaufen aus Angst um Ladeprobleme zu wenige E-Autos vs. es werden zu wenig Ladesäulen gebaut, aus Sorge um deren Rentabilität) wird dadurch automatisch abnehmen.
Du weist aber schon das die auf dem Land auf das Auto angewiesen sind und es regional und Branchenüblich große Einkommensunterschiede gibt?
Du weist dann sicher auch das die Leute die z.b. auf Hartz IV angewiesen sind dann noch weniger Mobil sind und dadurch weiter ausgegrenzt werden. Es gibt tatsächlich Ortschaften in dieser Republik wo nur zweimal am Tag der Bus fährt.
Wenn der wichtigste Verkehrspolitiker vor der Wahl etwas anderes gesagt hat als jetzt kurz nach der Wahl, dann war er auf Stimmenfang und hat ganz schlicht und einfach gelogen?
Ich kann deine Position verstehen, dir geht es gut, aber man sollte auch mal rechts und links schauen.
Ich fahre seit Jahren einen Diesel mit, aufs Jahr gesehen 4,5/100km und muss in der Regel täglich eine Strecke 110km zur Arbeit fahren. Ich könnte die öffentlichen nehmen der fährt um 4:30Uhr los dann wäre ich um 06:45Uhr auf Arbeit und zurück würde er dann 16:45Uhr losfahren und um 18:15Uhr wäre ich dann zu Hause. Ich denke gar nicht daran dieses sparsame Auto gegen einen Elektromobil zu tauschen.
Nur mal als Stichwort Weltraumtouristen. Das ruft bei mir nur Kopfschütteln hervor.
Nach fast 30 Jahren habe ich meine alte Ölheizung rausgeworfen und gegen eine Gasbrennwertherme getauscht. Damit habe ich meine Heizkosten fast halbiert und werde damit auch die Umlage fürs Gas die nächsten Jahre refinanzieren können.

Stefan 14.01.2022 15:49

@uk1: Es gibt kein Grundrecht auf ein Auto.

Zitat:

Zitat von uk1 (Beitrag 1641725)
... und muss in der Regel täglich eine Strecke 110km zur Arbeit fahren.

220km am Tag?
Das "muss" man ja nicht. Das macht man, weil vielleicht der Job so gut bezahlt ist oder das Grundstück in der Provinz so günstig war.....

uk1 14.01.2022 16:14

Zitat:

Es gibt kein Grundrecht auf ein Auto.
Da hast du Recht, also alle die auf dem Land wohnen und nicht mobil sind und Arbeiten wollen Umzug in die Stadt. Weil sie sich das Autofahren nicht mehr leisten können.

Zitat:

220km am Tag?
Das "muss" man ja nicht. Das macht man, weil vielleicht der Job so gut bezahlt ist oder das Grundstück in der Provinz so günstig war.....
Nein 110km sind beide Strecken.
Kannst du dir vorstellen das einem ein Job auch Spaß machen kann und Geld nicht alles ist?

Stefan 14.01.2022 16:31

Zitat:

Zitat von uk1 (Beitrag 1641730)
Da hast du Recht, also alle die auf dem Land wohnen und nicht mobil sind und Arbeiten wollen Umzug in die Stadt. Weil sie sich das Autofahren nicht mehr leisten können.

Du hast Hartz IV ins Spiel gebracht. Meine Aussage war eine Reaktion darauf.
Wenn sich weniger Menschen ein Auto leisten können, dann wird das ÖV-Angebot besser werden. Die Übergangszeit bis dahin wird für manche Menschen wahrscheinlich hart.

Zitat:

Zitat von uk1 (Beitrag 1641730)
Nein 110km sind beide Strecken.
Kannst du dir vorstellen das einem ein Job auch Spaß machen kann und Geld nicht alles ist?

Ja, deswegen meine ".....". 55km pro Strecke sind eine andere Hausnummer. Deine Formulierung war dann unglücklich. Im nördlichen Saarland und in ländlicheren Teilen von Rheinland Pfalz kenne ich einige Personen, die solche Strecken fahren.

dr_big 14.01.2022 18:55

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1641728)
Das "muss" man ja nicht. Das macht man, weil vielleicht der Job so gut bezahlt ist oder das Grundstück in der Provinz so günstig war.....

Alternativ Montag bis Freitag von der Familie getrennt leben? Hast du schonmal drüber nachgedacht, dass nicht alle Familien so mobil sind?

Hafu 14.01.2022 19:16

Zitat:

Zitat von uk1 (Beitrag 1641725)
Du weist aber schon das die auf dem Land auf das Auto angewiesen sind und es regional und Branchenüblich große Einkommensunterschiede gibt?
Du weist dann sicher auch das die Leute die z.b. auf Hartz IV angewiesen sind dann noch weniger Mobil sind und dadurch weiter ausgegrenzt werden. Es gibt tatsächlich Ortschaften in dieser Republik wo nur zweimal am Tag der Bus fährt.
...
Ich kann deine Position verstehen, dir geht es gut, aber man sollte auch mal rechts und links schauen.

Da du mich persönlich ansprichst antworte ich auch aus der eigenen persönlichen Situation:

Die ersten 15 Jahre meines Berufslebens habe ich (bzw. wir, um meine Frau und die spätere Familie miteinzubeziehen) zur Miete gewohnt und dabei sehr genau auf unsere Wohnkosten achtgeben müssen.

Insgesamt sechsmal sind wir in dieser Zeit berufsbedingt umgezogen und stets haben wir die neue Mietwohnung gesucht, indem wir einen ca. 15km-Kreis um die zukünftige Arbeitsstätte gezogen haben. Nach dem gleichen Schema hat auch meine Frau ihre Versetzungsgesuche gestellt um so gleichfalls die Option auf eine vernünftige Arbeitsweglänge zu haben, die man mit dem Rad oder auch zu Fuß zurücklegen kann.
Als wir in München gearbeitet haben, hätten wir gerne eine Wohnung im dortigen Süden genommen, wo der Freizeitwert deutlich besser und die schöneren Fahrradstrecken liegen, aber letztlich waren die Wohnungen dort zu teuer für uns, so dass wir letztlich in Karlsfeld und später noch für zwei Jahre in Fahrenzhausen jeweils im Münchner Norden gelandet sind, wo der Wohnraum für uns bezahlbar war.

Solch eine Denkart, dass man eine bezahlbare Wohnung in der Nähe der Arbeitsstätte sucht (und dies als Hauptkriterium setzt) und außerdem für jeden Arbeitplatzwechsel auch bereit ist umzuziehen, scheint mir relativ aus der Mode gekommen zu sein.
Ich halte diesen Ansatz aber durchaus zumutbar.

Hartz4-Empfänger, die du in deinem Beitrag aufführst haben ja keine Immoblieneigentum (denn sonst wären sie keine Geringverdiener auf Hartz4-Niveau), so dass ein Umzug in E-Bike-Nähe hin zu ihrem Arbeitsplatz i.d.R. auch für diese Gruppe eine Option darstellt.

Mich interessiert es aus dieser persönlichen Perspektive heraus sehr, warum es heutzutage so viele Arbeitnehmer gibt, die freiwillig Pendelstrecken von 50km, 100km und mehr auf sich nehmen.
Und die Argumente, die mir wenn ich Mitabeiter an meiner jeweiligen Klinik, Kollegen oder Freunde frage, warum sie freiwillig so ein Lebensmodell wählen, wiederholen sich oft: Einerseits rechnet es sich finanziell dank der Pendlerpauschale (oder ist zumindest kostenneutral, je nach aktuellem Spritpreis), oftmals hat es aber auch viel mit Bequemlichkeit zu tun, denn ein Umzug bedeutet -wenn auch zeitlich befristet- eine Menge Stress und reißt einen aus dem gewohnten Umfeld.

Mir wäre die vergeudete Lebenszeit bei täglich ein bis zwei Stunden Arbeitsweg schon zu wertvoll, aber obwohl ich meine eigene Meinung hier äußere, hat doch jeder Mensch das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und Arbeitsort und Wohnort entsprechend der von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen zu wählen.:Blumen:

Da unser Planet aber mitten in einer Klimakatastrophe steckt, die nur noch mit einer massiven gesellschaftlichen multinationalen Kraftanstrengung noch abgemildert werden kann, halte ich es auch nicht nur für legitim, sondern geradezu für zwingend geboten, dass die Politik die Rahmenbedingungen so schnell als möglich so setzt, dass es maximal unbequem (und ggf. auch teuer) wird, fernab von seiner Arbeitsstelle seinen Wohnort zu wählen und durch bloße Pendelei zwischen Wohnung und Arbeit, den Klimawandel weiter zu beschleunigen.

Hartz-4-Empfänger und Geringverdiener sind übrigens statistisch betrachtet keineswegs die Personengruppen mit besonders weitem Arbeitsweg, weil Hartz4-Empfänger oft gar nicht arbeiten und Geringverdiener aufgrund ihrer niedrigen Steuerlast von der Refinanzierung des Arbeitsweges über Pendlerpauschale viel weniger profitieren als Arbeitnehmer mit höherer Steuerlast und alleine aus finanziellen Gründen eher ihre Arbeitsstelle wohnungsnahe suchen, bzw. eine Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes bevorzugen, um Fahrtkosten so gering als möglich zu halten.
Diejenigen die regelmäßig weite Strecken pendeln sind in der Mehrzahl der Fälle Gutverdiener, oft auch Immobilienbesitzer, die naturgemäß weniger zu Umzügen bereit sind als Mieter.

Zitat:

Zitat von uk1 (Beitrag 1641725)
... Ich denke gar nicht daran dieses sparsame Auto gegen einen Elektromobil zu tauschen.
...

Wissing wird dir deinen Diesel nicht verbieten und bei uns vor der Tür steht im übrigen auch ein sparsamer Diesel, der meist nur ein bis zweimal wöchentlich bewegt wird und deshalb noch weiter dort stehen und gelegentlich fahren darf, bis sich sein Autoleben dem Ende zuneigt (was bei einem 16 Jahre alten Auto keine Ewigkeiten mehr dauern wird).
Auch dein Diesel wird nicht ewig fahren. Warum hältst du dann ein E-Auto irgendwann in der Zukunft als Ersatzbeschäffung für undenkbar?

In ein paar Jahren werden E-Autos billiger sein als gleich ausgestattete Autos mit Verbrennermotor. Wegen der hohen Subventionen gerade bei Kleinwagen sind sie aktuell schon jetzt günstiger in Form eines Neuwagens bzw. als Leasingfahrzeuge (der Gebraucht-Automarkt schaut natürlich derzeit noch anders aus) und der Unterhalt ist ohnehin günstiger aufgrund der niedrigeren Kraftstoff- und Servicekosten (auch gegenüber einem 4,5l-Diesel:Huhu: )

Stefan 14.01.2022 19:42

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1641745)
Alternativ Montag bis Freitag von der Familie getrennt leben? Hast du schonmal drüber nachgedacht, dass nicht alle Familien so mobil sind?

Ich hatte doch bereits geschrieben, dass
Zitat:

Zitat von uk1
... und muss in der Regel täglich eine Strecke 110km zur Arbeit fahren.

IMHO unglücklich formuliert war und habe bei der Richtigstellung von uk1 (110=Hin- und Rückweg) entsprechend reagiert. Ich bleibe weiterhin dabei, dass bei 2*110 eine alternative Lösung gesucht werden muss. Ich würde keinen Mitarbeiter einstellen, der plant 5*2*110km pro Woche zu fahren.

Bleierpel 14.01.2022 19:55

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1641752)
… Ich würde keinen Mitarbeiter einstellen, der plant 5*2*110km pro Woche zu fahren.

Hui! Ein absoluter Luxus! Ich suche Mitarbeiter und bekomme keine. Wir denken sogar darüber nach, von einem Arbeitsagentur-Programm Gebrauch zu machen, Menschen aus Nordafrika zu holen und auszubilden. Mit allen Pro und Con!

Es fehlen angeblich 400.000 Fachkräfte (wobei man eher das Gefühl hat, es fehle die 1 davor). Der demographische Wandel… lange drüber gesprochen, noch länger drüber nachgedacht, fupp… ist er da…

Ich würde also eher darüber nachdenken, ob ich einem entfernter wohnenden MA etwas bieten kann wie kostenfreie E-Tankstelle oder, oder, oder… (Ideen übrigens willkommen:-))


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