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Seil 29.10.2024 16:50

Zitat:

Zitat von lonerunner (Beitrag 1762284)
Die Impfstoffe werden an die aktuellen Virusvarianten angepasst.
Für bestimmte Gruppen ergibt daher eine Impfung durchaus Sinn.

Eigentlich ist korrekt: die Impfstoffe werden an die EHEMALS aktuellen Virusvarianten angepasst. Für bestimmte Gruppen ergibt daher eine Impfung WENIG Sinn

Schwarzfahrer 29.10.2024 17:24

Zitat:

Zitat von Michael Skjoldborg (Beitrag 1762275)
Gibt es eigentlich Beispiele dafür, wie man durch z.B. die grafische Darstellung statistischer Daten versucht hat, Leser von Artikeln in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen? Und wenn ja, könntet ihr Beispiele dafür nennen?
Es geht mir hierbei explizit um den grafischen Teil der Datenrepräsentation.

Bis denne, Michael

Das ist jetzt etwas zu lange her, um sich an konkretes zu erinnern, geschweige denn etwas zu finden, fürchte ich. Daß bei grafischen Darstellungen von allen Seiten die Möglichkeiten der tendenziösen Darstellung ausgenutzt werden (Wahl der Achsenskalierung und willkürliche Referenzpunkte, die den eigenen Standpunkt hervorheben, ggf. Farbwahl u.ä.) dürfte schon immer normal sein. Ich kann mich eher nur an psychologisch unterschiedlich wirksame Zahlendarstellungen erinnern; z.B. die einen sprachen von hohen Absolutzahlen oder Inzidenzen von Infektionen, die anderen stellten die gleiche Zahl umgekehrt dar, indem sie sagten, daß 98 % oder 99,x % nicht infiziert sind. Oder die einen sprachen von der Anzahl der beatmeten Patienten, die anderen hoben die Behandlungserfolge ohne Beatmung und Schäden durch Beatmung hervor. Die einen zeigten Kurven von Intensivbetten-Belegung, die anderen Kurven von variablen Bettenkapazitäten je nach Finanzierungsanreiz. u.v.a. m.
Alles ist jeweils wahr, erweckt aber sehr unterschiedliche Gefühle ohne die jeweils andere Information.

marse 29.10.2024 17:33

Zitat:

Zitat von Michael Skjoldborg (Beitrag 1762275)
Gibt es eigentlich Beispiele dafür, wie man durch z.B. die grafische Darstellung statistischer Daten versucht hat, Leser von Artikeln in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen? Und wenn ja, könntet ihr Beispiele dafür nennen?
Es geht mir hierbei explizit um den grafischen Teil der Datenrepräsentation.

Bis denne, Michael

Ja, das geschieht immer, wenn die logarithmische Skalierung missbraucht wird, um schlimme Effekte - wie Drogenmissbrauch, der eventuell in manchen Orten exponenziell steigt - zu verschleiern und verharmlosen. Die logarithmische Skalierung zeigt gleiche Abstände zwischen den Exponenten und nicht den absoluten linearen Zahlen.

Das ergibt Sinn, wenn man Bakterienwachstum zeigen will, ohne dass die Grafik durch die Decke geht.

Missbraucht wird das gern bei Bitcoin-Kursen.

Und richtig schlimme Konsequenzen im Sinne von Menschenleben hatte das im Purdue-Skandal und der Opioid-Epidemie, ausgelöst durch das Schmerzmittel OxyContin. Die Familie Sackler und deren Pharma-Referenten hatten "gefälschte" Grafiken (Log-Skalierung) benutzt, um die FDA und Ärzte über die Nebenwirkungen zu täuschen.

Schwarzfahrer 29.10.2024 17:57

Zitat:

Zitat von marse (Beitrag 1762297)
Die Familie Sackler und deren Pharma-Referenten hatten "gefälschte" Grafiken (Log-Skalierung) benutzt, um die FDA und Ärzte über die Nebenwirkungen zu täuschen.

Daß man damit den unbedarften Zeitungsleser in die Irre führen kann, ist klar. Aber wenn sich FDA und Ärzte täuschen lassen, spricht das für eklatante Inkompetenz, finde ich. Schließlich ist eine Log-Skalierung doch klar erkennbar, und die Bedeutung sollte für jeden, der Daten interpretieren kann und muß nachvollziehbar sein. Aber es könnte leider stimmen; ein Kollege hat mal jahrelang Vorlesung "Mathematik für Ärzte" gehalten, und war immer wieder schockiert über die mathematische Unbedarftheit dieses Berufsstandes, dessen Wissenschaft zu 50 % auf Statistik basiert :(.

su.pa 29.10.2024 18:12

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1762298)
Daß man damit den unbedarften Zeitungsleser in die Irre führen kann, ist klar. Aber wenn sich FDA und Ärzte täuschen lassen, spricht das für eklatante Inkompetenz, finde ich. Schließlich ist eine Log-Skalierung doch klar erkennbar, und die Bedeutung sollte für jeden, der Daten interpretieren kann und muß nachvollziehbar sein. Aber es könnte leider stimmen; ein Kollege hat mal jahrelang Vorlesung "Mathematik für Ärzte" gehalten, und war immer wieder schockiert über die mathematische Unbedarftheit dieses Berufsstandes, dessen Wissenschaft zu 50 % auf Statistik basiert :(.

Zwar off-topic, aber da gibt es einen guten Film dazu mit Michael Keaton. Kann mich nur grad an den Titel nicht erinnern...

Antracis 29.10.2024 19:59

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1762298)
Aber wenn sich FDA und Ärzte täuschen lassen, spricht das für eklatante Inkompetenz, finde ich. Schließlich ist eine Log-Skalierung doch klar erkennbar, und die Bedeutung sollte für jeden, der Daten interpretieren kann und muß nachvollziehbar sein. Aber es könnte leider stimmen; ein Kollege hat mal jahrelang Vorlesung "Mathematik für Ärzte" gehalten, und war immer wieder schockiert über die mathematische Unbedarftheit dieses Berufsstandes, dessen Wissenschaft zu 50 % auf Statistik basiert :(.

Aus meiner Sicht ist der besagte Purdue-Skandal kein gutes Beispiel für ärztliche statistsche Inkompetenz ( Die sicher auch oft ein Problem ist) , sondern vor allem für systematische Bestechung und Bestechlichkeit.

In dem Skandal um ein Oxycodonpräparat sind zentrale Mitarbeiter des Zulassungsverfahrens von der FDA zum Unternehmen gewechselt und zwar sehr zeitnah.

Weiterhin war das Unternehmen besonders spendabel mit Essenseinladungen für ÄrztInnen und anderen Gratifikationen.

Das ist sicher mittlerweile alles sehr viel besser geworden, trotzdem bleiben die Verknüpfungen von Pharmaindustrie, Gesundheitsbehörden , universitärer Forschung und verschreibenden ÄrztInnen ein echtes Problem.

Zum Glück ist das bei uns im der Klinik und auch auf den grösseren Kongressen schon viel besser geworden.

merz 29.10.2024 22:18

Man mag sich auch fragen warum die Sackler/Purdue/Oxycodon-Sache initial nur in den USA eingeschlagen ist - immerhin das teuerste Gesundheitssystem der Welt, und ein ineffizientes

m.

svenio 29.10.2024 22:27

Hier geht es zwar nicht um grafische Datenaufbereitung aber schon irgendwie um Statistik: für mich der geilste (und gleichzeitig dilettantischste) Meinungsmacheversuch von Servus TV zur Inzidenz.

Kurz: "Inzidenz 900, kann gar net sein, bei uns im Ort leben nur 400 Leut'".

https://correctiv.org/faktencheck/20...t-manipuliert/

merz 29.10.2024 22:29

Zitat:

Zitat von Michael Skjoldborg (Beitrag 1762275)
Gibt es eigentlich Beispiele dafür, wie man durch z.B. die grafische Darstellung statistischer Daten versucht hat, Leser von Artikeln in die eine oder andere Richtung zu beeinflussen? Und wenn ja, könntet ihr Beispiele dafür nennen?
Es geht mir hierbei explizit um den grafischen Teil der Datenrepräsentation.

Bis denne, Michael

Aktueller Klassiker sind Klimacharts deren Abzisse locker 100 Mio Jahre umfassen, gerne genommen aus dem Lager der Klimawandelleugner (früher war auch heiss-Argument)


Oldie but goldie, ohne ausdrücklichen Fokus auf Visuelles:

https://en.wikipedia.org/wiki/How_to...ith_Statistics

m.

lonerunner 30.10.2024 08:41

Zitat:

Zitat von Seil (Beitrag 1762292)
Eigentlich ist korrekt: die Impfstoffe werden an die EHEMALS aktuellen Virusvarianten angepasst. Für bestimmte Gruppen ergibt daher eine Impfung WENIG Sinn

Beleg das bitte mit einer Quelle!

Mitsuha 30.10.2024 09:28

Zitat:

Zitat von Seil (Beitrag 1762292)
Eigentlich ist korrekt: die Impfstoffe werden an die EHEMALS aktuellen Virusvarianten angepasst. Für bestimmte Gruppen ergibt daher eine Impfung WENIG Sinn

Ob man bei Corona mittlerweile soweit ist wie bei der Influenza, weiß ich nicht. Aber bei letzterer wird immer eine Prognose getroffen, welche Virenstämme wohl vorherrschend sein werden und darauf basierend der Impfstoff gemischt. Ist aber nur eine Erwartung, die natürlich auch mal falsch sein kann.

Schwarzfahrer 30.10.2024 10:48

Zitat:

Zitat von Mitsuha (Beitrag 1762339)
Ob man bei Corona mittlerweile soweit ist wie bei der Influenza, weiß ich nicht. Aber bei letzterer wird immer eine Prognose getroffen, welche Virenstämme wohl vorherrschend sein werden und darauf basierend der Impfstoff gemischt. Ist aber nur eine Erwartung, die natürlich auch mal falsch sein kann.

Ja, deshalb schwankt der Erfolg der Influenza-Impfung von Jahr zu Jahr schon mal stark. Die doofen Viren lesen einfach die Prognosen nicht.
Bei einer gelungenen Mischung liegt die Schutzwirkung bei ca. 80 % - dummerweise nur für relativ fitte, jüngere; bei den älteren, eher gefährdeten ist die Schutzwirkung leider nur halb so gut. Hochdosis-Impfstoffe sollen dem Gegenwirken - dazu finde ich aber keine Zahlen.

Passend zur Frage von Michael - man kann diese Wirksamkeit auch auf unterschiedliche Weise darstellen. 80 % klingt nach einer guten Risikoreduktion. Wenn ich die Darstellung "number needed to vaccinate" nehme, also wie viele ich impfen muß, um eine Erkrankung zu verhindern, ist die Zahl für eine "gute Impfung" 12 - 37 - das klingt dann schon nach einem weniger relevanten absoluten Risiko. (Wobei das immer noch relevanter ist, als manche andere Impfung; spezielle Zahlen zur Covid-Impfung nach Risiko- bzw. Altersgruppen s. hier, Tabelle 1a). Andererseits ist das NVV auch eine Zahl, die je nach Annahme sehr unterschiedlich ausfallen kann. Womit wir wieder beim Thema sind: Statistiken belegen allzu oft das, was man von vornherein belegen wollte - zumindest gibt die Mathematik vieles her.

Wenn ich in der ersten Quelle auch lese, daß
relativiert sich der Nutzen nochmal. Wegen all dieser Unschärfen sollten solche Impfungen halt am Ende eine rein persönliche Entscheidung sein.

Seil 30.10.2024 15:05

Zitat:

Zitat von lonerunner (Beitrag 1762333)
Beleg das bitte mit einer Quelle!

Man kann ja nur mit dem Virus arbeiten, der aktuell vorhanden ist und daraus deinen Impfstoff entwickeln…. oder den kommenden Virus prognostizieren….und das ist wie den Sieger 2025 von IM Nizza vorherzusagen

lonerunner 30.10.2024 15:59

Zitat:

Zitat von Seil (Beitrag 1762374)
Man kann ja nur mit dem Virus arbeiten, der aktuell vorhanden ist und daraus deinen Impfstoff entwickeln…

Für vulnerable Gruppen ist beides besser, als gar keinen Schutz zu haben.

Muss ja jeder selber wissen...

Seil 30.10.2024 16:06

Zitat:

Zitat von lonerunner (Beitrag 1762382)
Für vulnerable Gruppen ist beides besser, als gar keinen Schutz zu haben.

Muss ja jeder selber wissen...

…in dem Fall tendenziell eher ja

lonerunner 30.10.2024 16:10

Das war meine Grundaussage:

Zitat:

Zitat von lonerunner (Beitrag 1762284)
Die Impfstoffe werden an die aktuellen Virusvarianten angepasst.
Für bestimmte Gruppen ergibt daher eine Impfung durchaus Sinn.



Zitat:

Zitat von Seil (Beitrag 1762385)
…in dem Fall tendenziell eher ja


Mitsuha 30.10.2024 16:43

Das Verständnis, warum sich auch jüngere und gesunde impfen sollten, ist immer noch nicht angekommen?

Das ist dann wohl auch der Grund, warum manche es nicht einsehen, dass ein Tempo 30 in Wohngebieten sinnvoll ist. Mathematik lügt aber nicht: der Bremsweg von 30 auf 0 ist halt nunmal kürzer als von 50 auf 0. Meist leidet ja nicht der im Auto, sondern das ungeschütze ausserhalb des Autos. Aber was rede ich...

Adept 30.10.2024 19:38

Zitat:

Zitat von Mitsuha (Beitrag 1762392)
Das Verständnis, warum sich auch jüngere und gesunde impfen sollten, ist immer noch nicht angekommen?

Das ist dann wohl auch der Grund, warum manche es nicht einsehen, dass ein Tempo 30 in Wohngebieten sinnvoll ist. Mathematik lügt aber nicht: der Bremsweg von 30 auf 0 ist halt nunmal kürzer als von 50 auf 0. Meist leidet ja nicht der im Auto, sondern das ungeschütze ausserhalb des Autos. Aber was rede ich...

Was offenbar auch noch nicht angekommen ist, dass die Corona-Impfung andere NICHT schützt. Also ist deine Analogie nicht richtig.

Es wird echt mal Zeit für eine Aufarbeitung, was alles schief gelaufen ist. Das sollte eine Gesellschaft aushalten und wäre gut für die nächste Pandemie.

Adept 30.10.2024 20:10

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1762412)
Was offenbar auch noch nicht angekommen ist, dass die Corona-Impfung andere NICHT schützt. Also ist deine Analogie nicht richtig.

...

Ok, ich nehme diese Aussage zurück, denn neuere Ergebnisse zeigen einen kleinen aber eindeutigen Effekt, dass die Impfung vor Ansteckung schützt.

Hier die Quelle: https://www.srf.ch/wissen/gesundheit...d-uebertragung

Es geht mir hier nicht um dann doch recht haben, aber:

Wenn die Symptome nach Impfung milder oder gar nicht vorhanden sind, dann gehen die Infizierten eher raus. Dann wäre bei denen die Wahrscheinlichkeit grösser, dass sie andere Leute wieder anstecken, mehr als Ungeimpfte. Diese bleiben nach Ansteckung mit deutlichen Symptomen eher zu Hause. Das könnte den oberen positiven Effekt der Impfung kompensieren.

Schwarzfahrer 17.11.2024 13:13

Zitat:

Zitat von Adept (Beitrag 1762415)
Ok, ich nehme diese Aussage zurück, denn neuere Ergebnisse zeigen einen kleinen aber eindeutigen Effekt, dass die Impfung vor Ansteckung schützt.

Dem kann man zwei Zahlen entgegenhalten, die ich heute fand, mag jeder bewerten, wie er mag:

Corona-Inzidenz Ende September 2023 in der Gesamtbevölkerung: ca. 10

Inzidenz in der zu praktisch 100 % durchgeimpften Bundeswehr (damals noch unter "Duldungspflicht", also Impfpflicht): ca. 80; auf Seite 103 steht:
Zitat:

Die 7-Tage-Inzidenz bezogen auf Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr für den 30. September 2023 war 82,1


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