Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(Beitrag 1625401)
O.K. Als Irrtum der Anfangszeit mag es durchgehen, auch wenn ich schon zu dem Zeitpunkt mit der Argumentation meine Probleme habe; von meinem Vater, der Anästhesist ist, habe ich mitbekommen, daß jede Intubierung oder Narkose als letzte Maßnahme anzusehen ist, vor dem alles andere probiert werden muß; so früh wie möglich hätte er niemanden je intubiert. Aber wenn die Überarbeitung zum neuen Datum ohne Korrektur des grundfalschen Inhalts erfolgt, dann bleibt der Vorwurf eines sträflichen journalistischen Fehlers auf jeden Fall. Der Artikel hätte einfach entfernt gehört, oder als "fake news" markiert.
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Du weißt ja, wenn´s um Journalismus geht, bin ich gleich da ;) . Also: ich verstehe in diesem Fall Deinen Ärger. Allerdings hätte auffallen können, dass da einiges unlogisch ist - wenn man den gesamten Absatz liest und nicht nur auszugsweise zitiert. Wer sich nicht für Medienkritik interessiert, kann hier aufhören zu lesen. Für alle anderen:
Es lohnt sich in diesem Fall, den gesamten Absatz zu lesen und nicht nur das kurze Zitat daraus:
"Generell müsste bei Covid-19 Patienten schneller invasiv beatmet werden. Bei nicht-invasiver Beatmung und Notfällen werde nämlich zu viel Aerosol frei. Und das enthält die Viren, die dann das Personal krank machen. In Halle versucht man deshalb, kreative Lösungen zu finden. Dr. Hendrik Liedtke: "Wir haben das einfach mal ausprobiert und haben mit einer Schlauch-versorgten Vollschutzmaske aus dem Tauchsportbereich unsere Ärzte ausgestattet, sodass sie also nicht die Raumluft atmen müssen, sondern separierte Luft bekommen und das hat an sich so ganz gut funktioniert und wir werden das mal den Fachkreisen hier so zur Kenntnis geben."
Dr. Liedtke sagt also (in indirekter zitierter Rede), es
müsste früher invasiv beatmet werden, weil sonst zu viel Aerosol frei werde. Da müsste man jetzt zunächst einmal wissen, ob der Konjunktiv richtig verwendet wurde. Es ist nämlich der "Irrealis", beschreibt also etwas, das in der Realität NICHT stattfindet. Wenn er einen realen Zustand beschriebe, müsste der 1.Konjunktiv verwendet werden, also "
müsse".
Als Lösung des Problems sieht er aber offenbar ohnehin nicht die invasive Beatmung, sondern vollen Atemschutz (wie beim Tauchen) für die Ärzte, womit dann die Patienten weiter nicht-invasiv beatmet werden können, weil die Ärzte durch die Taucherausrüstung vor Aerosol geschützt sind.
Wenn die Aussagen korrekt wiedergegeben worden sind, dann hätte die Journalistin natürlich nachfragen müssen, wie er das jetzt genau meint? Und ob tatsächlich (zu) früh invasiv beatmet wird? In diesem Sinne ist das sicher ein journalistischer Fehler. Der Artikel stiftet eher Verwirrung als dass er zur Aufklärung beiträgt.
Allerdings bin ich bei Deiner Forderung, dass der "falsche" Inhalt entfernt hätte werden müssen, ein bisschen zurückhaltend. Wenn der Doktor das tatsächlich so gesagt hat und korrekt zitiert worden ist, dann wäre der falsche Inhalt nämlich ein korrektes Zitat einer Meinungsäußerung eines Arztes. Das einfach rauszunehmen würde Zensur-Vorwürfen Vorschub leisten. Ich würde es also drin lassen, aber (wenn ich als Journalist draufkomme, dass das Unsinn oder zumindest eine sehr umstrittene Meinung ist) andere Expertenmeinungen dazu nehmen.