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keko# 27.04.2021 08:45

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1598841)
Dinge ändern sich, manchmal kann man sich das am Anfang noch nicht so vorstellen. Als die Menschen mobiler wurden mit Beginn der Industrialisierung und der Kutschenverkehr stark zu nahm, gab es Stimmen, die befürchteten bald ist die ganze Landschaft unter Pferdemist begraben. Später als Autos die Pferde ersetzten, fragten sich viele, was sollen wir mit all den arbeitslosen Kutschern machen. Heute kommt uns das lächerlich vor.

Der Unterschied ist der, dass zukünftige Maschinen die Näherin in Bangladesh und die Hotline in Indien ebenso wird ersetzen werden können wie gut ausgebildete und bezahlte Angestellte in Deutschland. "Fluchtwege" für menschliche Arbeit können im sozialen Bereich liegen oder auch im ökologischen. Es liegt an uns, was wir aus den freiwerdenden Ressourcen machen. Ob es z.B. auch ein bedingungsloses Grundeinkommen wird oder ein an Bedingungen gebundenes.
Gewisse Einschränkungen, die wir gerade durch Corona erleben, werden wohl auch in Zukunft über uns schweben. Davon bin ich persönlich fest überzeugt. Ansonsten sind nötige Änderungen, um die Welt vor dem Kollaps zu retten, wohl nicht durchzusetzen. Dass es kurz vor 12 ist, ist überall engekommen und keine "grüne Spinnerei"
:Blumen:

Bockwuchst 27.04.2021 09:17

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1598861)
Der Unterschied ist der, dass zukünftige Maschinen die Näherin in Bangladesh und die Hotline in Indien ebenso wird ersetzen werden können wie gut ausgebildete und bezahlte Angestellte in Deutschland. "Fluchtwege" für menschliche Arbeit können im sozialen Bereich liegen oder auch im ökologischen. Es liegt an uns, was wir aus den freiwerdenden Ressourcen machen. Ob es z.B. auch ein bedingungsloses Grundeinkommen wird oder ein an Bedingungen gebundenes.
Gewisse Einschränkungen, die wir gerade durch Corona erleben, werden wohl auch in Zukunft über uns schweben. Davon bin ich persönlich fest überzeugt. Ansonsten sind nötige Änderungen, um die Welt vor dem Kollaps zu retten, wohl nicht durchzusetzen. Dass es kurz vor 12 ist, ist überall engekommen und keine "grüne Spinnerei"
:Blumen:

Klar muss man da Lösungswege finden. Aber auch die Industrialisierung in der Landwirtschaft, die Umwälzungen in der Indusrtie-Produktion in den letzten 150 Jahren usw. haben immer wieder Veränderungen erforderlich gemacht. Die Digitlisierung, dei sicher mit Macht kommen wird, ist nur wieder eine Herausforderung und Chance zugleich.
Wahrscheinlich wird es auch Verlierer geben, aber jetzt von "verarschten" Leuten zu reden, halte ich für populistisch und Schwarzmalerei.
Vielleicht ist es ja auch allerhöchste Zeit die Digitalisierung anzuschieben, bevor man den Anschluss an manche asiatischen Länder verliert?

Klugschnacker 27.04.2021 09:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1598747)
Wenn schon Namen, dann kann ich konkret mit Matthias Schrappe viel mehr anfangen, da ich mehr von ihm gelesen habe, als über ihn.

Ja, das kann sein. Vielleicht hat er gute Ideen. Ich kenne sie nur in Umrissen und will seine Expertise weder bestätigen noch bestreiten.

Für die politischen Entscheidungsträger war sein Konzept offenbar nicht überzeugend genug. Er war ja beileibe nicht der einzige, der für eine Öffnung von Schulen und der Wirtschaft plädierte, und einen Schutz der vulnerablen Gruppen. Sondern es war Gegenstand einer breiten gesellschaftlichen Debatte. Mir scheint, mit dem Aufkommen der britischen Mutante hat sich die Sache mit den vulnerablen Gruppen erledigt, denn es gehören ihr mittlerweile viel zu viele Menschen an, als dass man sie isolieren und schützen könnte.

Dass sich sein grundsätzliches Konzept nicht durchsetzen konnte (und zwar nirgends, soweit ich weiß) bedeutet nicht automatisch, dass es komplett falsch sein muss. Du wärest zweifellos in der Lage, die Vorteile dieser Strategie aufzuzählen. Dazu kommen dann die Nachteile und Unwägbarkeiten.

Schwarzfahrer 27.04.2021 10:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1598878)
Ja, das kann sein. Vielleicht hat er gute Ideen. Ich kenne sie nur in Umrissen und will seine Expertise weder bestätigen noch bestreiten.

Seine Ideen sind in den ausführlichen Thesenpapieren beschrieben; sie sind allerdings nicht auf wenige plakative Stichwörter zu reduzieren, was sich medial weniger gut vermarkten lässt, als 0-Covid, oder Lockdown. Darum kennen zu wenige den Inhalt, um darüber zu diskutieren.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1598878)
Für die politischen Entscheidungsträger war sein Konzept offenbar nicht überzeugend genug.

Für einige wenige wohl schon; mehrere Ministerpräsidenten sollen ihn als Experten in die Runde mit der Kanzlerin eingeladen haben, und Merkel hat ihn angeblich jedesmal ausgeladen, ohne ihn überhaupt anzuhören. Die wesentlichen Entscheidungsträger haben sich also nie sein Konzept soweit angehört, um ein inhaltliches Urteil bilden zu können.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1598878)
Er war ja beileibe nicht der einzige, der für eine Öffnung von Schulen und der Wirtschaft plädierte, und einen Schutz der vulnerablen Gruppen. Sondern es war Gegenstand einer breiten gesellschaftlichen Debatte. Mir scheint, mit dem Aufkommen der britischen Mutante hat sich die Sache mit den vulnerablen Gruppen erledigt, denn es gehören ihr mittlerweile viel zu viele Menschen an, als dass man sie isolieren und schützen könnte.

Sehe ich nicht so. Die "breite gesellschaftliche Debatte" wurde von stetigen moralisierenden Vorwürfen gegen die differenzierteren Vorschläge überschattet (Stichwort "ihr nehmt Tote in Kauf..."), Anregungen zur Differenzierung von Nutzen und Schäden der Maßnahmen im Innenministerium repressiv unterdrückt und vom Merkelschen Entscheidungsprozess wurde weitgehend alles ignoriert, was nicht in die eigene Richtung passte. Eine wesentliche Änderung der vulnerablen Gruppen erkenne ich auch nicht (wobei die Größe weiterhin sehr unterschiedlich geschätzt wird von verschiedenen Seiten). Die neuen Mutationen haben das absolute Risiko leicht angehoben, aber nichts grundlegend geändert. Nach Flows Definition ist es für mich unverändert eine mittelschwere Pandemie.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1598878)
Dass sich sein grundsätzliches Konzept nicht durchsetzen konnte (und zwar nirgends, soweit ich weiß) bedeutet nicht automatisch, dass es komplett falsch sein muss. Du wärest zweifellos in der Lage, die Vorteile dieser Strategie aufzuzählen. Dazu kommen dann die Nachteile und Unwägbarkeiten.

Klar, und kein Konzept ist nur gut, alternativlos richtig und fehler- oder schadensfrei. Daß sich sein Ansatz nirgendwo durchsetzen konnte, stimmt aber so nicht. Viele Elemente seiner Gedanken wurden z.T. in Deutschland (Tübingen, Rostock), aber auch Schweden, Florida, Texas, South Dakota, Schweiz praktiziert ohne einen nennenswert anderen Verlauf der Pandemie zu ergeben. Aber da hatten wir schon öfter. Mir wäre es recht, wenn es weniger "Lagerkämpfe" gäbe, sondern eher Synthese von den effektivsten Ansätzen mit den geringsten Kollateralschäden. Das geht aber nur, wenn sich alle zusammenraufen, und nicht die einen auf Covidioten und die anderen auf die totalitären Panikmacher oder Bill Gates schimpfen, sondern sich gegenseitig zuhören.

noam 27.04.2021 10:15

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1598874)
Wahrscheinlich wird es auch Verlierer geben, aber jetzt von "verarschten" Leuten zu reden, halte ich für populistisch und Schwarzmalerei.

Naja, warte mal die Zeit ab. Wir sind was Corona und die begleitenden Maßnahmen angeht hoch emotional und wenig rational.

Ich glaube, die nächste politische Herausforderung wird die Rückgabe der Grundrecht für Geimpfte werden, die erhebliches Unmutspotential in sich birgt.

Wir argumentieren seit Anbeginn der Pandemie mit der Solidarität mit den besonders gefährdeten Menschen. Aus eben dieser Solidarität mit den Alten und Schwachen sollen sich die jungen und fitten zurücknehmen, ihr Leben einschränken, ja sogar beim Impfen werden die Alten und Schwachen vorgezogen.

Ich meine es ist ja derzeit durchaus bekannt, dass insbesondere die Mutanten auch für die jungen und fitten gefährlich sind. Nun sind es aber doch gerade die jungen und fittem, die sich Tag ein Tag aus durch ihre Erwerbstätigkeit oder Schulpflicht einem Infektionsrisiko aussetzen.

Zu allem Überfluss krähen nun die ersten geimpften, auf die wir ja nun bereits über ein Jahr lang aus Solidarität Rücksichtnahme durch Einschränkungen propagieren, dass sie ihre Grundrechte zurückhaben wollen.


Ich sehe da erhebliches Konfliktpotential und eine große Aufgabe für Politik.



Ich für meinen Teil würde es wenig nachvollziehbar finden, dass ich mich über ein Jahr lang und darüber hinaus maßregeln und nicht unerheblich einschränken muss, ich im Rahmen der Impfpriorisierung mich damit abfinden muss, mich erheblich länger einem Infektionsrisiko aussetzen zu müssen, um die Alten und Schwachen zu schützen. Und nun die Alten und Schwachen aufgrund dieser Solidarität meinerseits einen drauf machen und mir damit schön den Stinkefinger für meine Solidarität zeigen.

Schwarzfahrer 27.04.2021 10:19

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1598861)
Dass es kurz vor 12 ist, ist überall engekommen und keine "grüne Spinnerei"
:Blumen:

Es ist keine speziell grüne Spinnerei. Es ist ein uraltes Motiv der Menschheit, aus irgendeinem Grund das Gefühl zu haben, der Untergang der Welt sei nahe; ist so beständig wie die ewig wiederkehrenden Klagen über den Verfall der Sitten oder der Sprache bei der Jugend. Eine solche Stimmung hat es in der Geschichte schon zu oft gegeben, und zu oft unnötiges Leid verursacht, als das ich mich davon treiben ließe. Es geht doch immer nur um die Angst vor größeren Veränderungen, die von Generation von Generation immer erfolgen, und auch in der Geschichte von Zeit zu Zeit auftreten. Diese müssen aktiv angegangen und bewältigt werden. Ein Untergangsszenario zu beschwören hat aber m.M.n. manipulativen Charakter, weil es eine Alternativlosigkeit einer bestimmten Richtung suggeriert, die es so klar nie gibt. Dei Zukunft ist nicht deterministisch fest, sie wird gestaltet und kann stetig gestaltet werden - mit ungewissem Ausgang.

MattF 27.04.2021 10:24

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1598888)
Naja, warte mal die Zeit ab. Wir sind was Corona und die begleitenden Maßnahmen angeht hoch emotional und wenig rational.

Ich glaube, die nächste politische Herausforderung wird die Rückgabe der Grundrecht für Geimpfte werden, die erhebliches Unmutspotential in sich birgt.


Das kann man in meinen Augen aber relativ einfach lösen, indem man den Status geimpft und gestest gleich behandelt. Dann ist es die freie Entscheidung, wie man mittags in den Biergarten kann oder nach Malle.

merz 27.04.2021 10:31

die Diskussion wie man mit (voll) Geimpften (und Genesenen?) umgeht, wird vielleicht nochmal einen anderen Dreh bekommen, wenn sich die Zahlenverhältnisse drehen und wir an oder über 50% Erstgeimpfte oder Vollgeimpfte haben ....

Die Biden Administration macht sich übrigens schon Sorgen, weil man sieht dass die Nachfrage nach Impfungen in den USA nachlässt und tlw. Zweitimpfungen nicht genommen werden.

Da muss man "motivieren" (der Europa-Reisevorschlag ging ja in diese Richtung, auch wenn die EU es vorschlug).



m.


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