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schnodo 21.07.2020 17:39

Zitat:

Zitat von lilanellifant (Beitrag 1543435)
Sorry, wenn ich mich als Betonpinguin da mal kurz einschalte... Wie viele Züge sollte man denn so üblicherweise auf 25 oder 50m haben?

Es ist schwer, da einen Richtwert anzugeben. Aus meiner Beobachtung sollte niemand, der halbwegs ordentlich schwimmt, mehr als 20 Züge für 25 m und vielleicht 45 Züge über 50 m brauchen. Wenn man mehr braucht, so glaube ich, lohnt es sich, daran zu arbeiten, den verfügbaren Zugweg besser auszunutzen, sei es durch besseres Anstellen oder mehr Abdruck am Ende.

Allerdings darf man dabei nicht außer Acht lassen, dass manche so grottig wenden, dass der erste Zug schon nach 2 m erfolgt. :Cheese:
Gerade beim Abstoßen kann man schön die Streckung des Körpers einstudieren, die man beim Schwimmen immer braucht, deswegen sollte man diese Möglichkeit nicht verschwenden, sondern auf jeder Bahn nutzen.

Es gibt hier einen schönen Rechner für die Bewertung der Technik, insbesondere auf die Zuglänge bezogen: CALCULATOR: ESTIMATE YOUR STROKE TECHNICAL LEVEL

Wie genau der ist, kann ich nicht sagen, aber wenn ich meine 16 Züge (Bewertung "fortgeschrittene Bratwurst") und für einen gleichgroßen guten Schwimmer 12 Züge (Bewertung "sehr ordentlich Technik") eingebe, dann passt die Richtung schon. Du solltest auf jeden Fall versuchen, mindestens im grünen Bereich zwischen 0.65 und 0.75 zu landen. Bei mir haut es gerade so hin. ;)

Zitat:

Zitat von Schlumpf2017 (Beitrag 1543444)
Schnodo, was meinst Du? Laut unserer Heldin Sheila Taormina ist die Körpergröße ja nicht entscheidend.

Ja, da hat sie recht; die Armlänge ist wichtiger. Ein Orang-Utan müsste ziemlich abräumen können. :Lachen2:
Sheila selbst braucht im 25-Yard-Pool 17 Züge, wie man hier sieht: Sheila Taormina Swimming 100M in 53 seconds in Aquaman ART. Für 25 m kämen vielleicht noch zwei drauf. Und man darf nicht vergessen, dass sie Vollgas schwimmt, da ist die Zugzahl größer als beim entspannten Schwimmen.

Zitat:

Zitat von Schlumpf2017 (Beitrag 1543444)
Ich brauche so 20-22 Z auf 25 m (waren vor 1 Jahr aber noch hektische 30)

Das ist eine irre Steigerung, aber da ist noch Luft nach oben. Ich denke, unter 20 solltest Du kommen können. Aber wie gesagt, alleine die Wende kann schon einen Unterschied von drei oder vier Zügen machen.

Ich war heute im Turmbergbad in Durlach schwimmen, wo es relativ leer war und gesittet zuging. :liebe053:


Bildinhalt: Turmbergbad-Luftbild

Ich zähle meine Züge meistens nicht, weil ich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt bin. Ich mache das nur manchmal, wenn ich meine, dass ich etwas grundlegend verändert habe und dann will ich wissen, wie sich das auf die Zugzahl auswirkt. Zufälligerweise – bzw. von Herrn Popov animiert – habe ich aber heute auch Züge gezählt, allerdings mit Paddles und Pull Buoy. Da waren es 28 auf 50 m, aber auch sehr konzentriert geschwommen und fast Abschlagschwimmen, vom Gefühl her also eher Drill als ganze Lage. Ich meine, dass wenn ich normal schwimme, ohne Paddles und Buoy, ich zwischen 35 und 40 lande, eher bei 40. Ich werde beim nächsten Mal drauf achten.

schnodo 21.07.2020 17:52

Zitat:

Zitat von Schlumpf2017 (Beitrag 1543428)
Verirren, das wäre eine Untertreibung. Manchmal habe ich Dir gegenüber schon fast ein schlechtes Gewissen :dresche , da Du Dir die Mühe machst und uns an vielem Wissenswerten teilhaben lässt :Blumen:

Ein schlechtes Gewissen brauchst Du da nicht haben, wenn Du mich beim Stochern im Nebel oder beim Fischen im Trüben, je nach Sichtweise, begleitest. Ich finde es schön, wenn ich so vielfältiges Feedback bekomme. :Blumen:

Eher habe ich manchmal Bedenken, weil viele dann doch meinen, ich hätte Ahnung vom Schwimmen und alles für bare Münze nehmen. Tatsächlich bin ich in einem permanenten Prozess des Abwägens und der Entscheidungsfindung, und mein Geschwätz von gestern interessiert mich dabei nicht immer. :Cheese:

schnodo 21.07.2020 21:23

Sebastian Kienle übers Schwimmen
 
Wer hätte gedacht, dass ich mal ein Schwimmvideo von Sebi verlinke? :)

My "love" - Swim Training, Attitude and Passion

Er berichtet darüber, dass das Wasser es ihm nicht leicht macht. Dafür ist aber die Befriedigung umso größer, wenn es dann doch mal voran geht. Ich als außerordentlich untalentierter Spätberufener kann das absolut nachvollziehen. ;)

Sebastian Kienle glaubt, dass wenn es ihm gelingt, in einem 70.3-Rennen oder in Kona nur eine bzw. zwei Minuten hinter den Führenden aus dem Wasser zu steigen, dies ein absoluter game changer wäre. Er erwartet nicht, dass er mit den Topleuten mitschwimmen kann, aber wenn es ihm gelingt, die Lücke zu verkleinern, wäre schon viel gewonnen.

Er hatte in der Vergangenheit gute Coaches. Eines der Probleme war aber, dass er die notwendigen Umfänge nicht über lange Zeit schwimmen konnte, weil im Frühjahr die ersten Rennen kommen und dann andere Prioritäten gesetzt werden.

Er hat gelernt, dass man im Schwimmen einen guten Coach, eine gute Gruppe und konstant hohe Trainingsumfänge braucht. Zumindest er selbst. Er kennt einige, bei denen das nicht so ist.

Motivation ist für ihn ein großes Problem. Beim Radfahren und Laufen kommt die Motivation aus dem Spaß, den er daran hat. Im Schwimmen ist das nur sehr selten der Fall. Hier motivieren Druck und Angst vor dem Versagen.

Es ist für ihn als trainiere er beim Schwimmen immer in einem Labor. Beim Laufen oder Radfahren gibt es Berge, unterschiedliche Straßen, verschiedene Untergründe, mal fährt man alleine, mal in der Gruppe. Wenn er läuft, macht er sich keine Sorgen, wenn die Pace mal 4:30 oder 4:45 ist. Aber beim Schwimmen hat der Pool immer die selbe Länge, die Uhr ist immer präsent. Selbst wenn er sich vornimmt, nicht auf die Uhr zu schauen, so tut er es dann doch und ist frustriert wenn er sieht wie langsam er schwimmt.

Die Leute fragen ihn immer übers Laufen oder Radfahren aus, aber er glaubt, dass er die meiste Erfahrung im Schwimmen hat. Einfach deswegen, weil er sich darüber endlose Gedanken gemacht, was bei den anderen Sportarten überhaupt nicht nötig war. Da musste er sich nie von jemandem Rat holen.

Beim Schwimmen hatte er viele Coaches, hat mit vielen Leuten zusammen gearbeitet. Er glaubt, dass es für einen Amateur am Anfang wichtig ist, einen guten Coach zu haben, der ihm die richtige Technik lehrt. Beim Radfahren kann man sich aus fast jeder Situation herausarbeiten; oft spielt gute Technik eine untergeordnete Rolle wenn man den Willen hat und lange und hart genug fährt. Im Schwimmen hat er das versucht und es hat nicht funktioniert. Er hat mal einen Test gemacht, in dem seine Zugkraft gemessen wurde. Dabei war seine Leistung bei den besten 2 % oder 3 % der jemals gemessenen. Einen Tag später hat er einen 1500-m-Test gemacht. Der Typ, der die Zwischenzeiten genommen hatte, hörte nach 500 m damit auf, weil er sich dachte, es ist sinnlos solche Splits aufzuzeichnen.

Es gibt viele Leute, die das Schwimmen höher priorisieren sollten. Er hatte teilweise schon drei oder vier andere Einheiten absolviert bevor er zum Schwimmen ging, wo er schon von Anfang an völlig platt war. Das macht es sehr schwierig, sich zu verbessern. Mittlerweile macht er es so, dass die drei oder vier Schwimmeinheiten pro Woche immer die erste Einheit des Tages sind. Diese aber nicht um sechs Uhr morgens, sondern wenn er fokussiert und bereit ist, die Leistung zu bringen. Außerdem muss man regelmäßige Tests machen. Man muss sich selbst Druck machen.

An alle, die wie er frühere Schwimmer "hassen", die zum Triathlon gewechselt sind, richtet er folgendes: Schwimmen kann sehr erfüllend sein wenn man Fortschritte macht. Es lohnt sich wirklich, die Arbeit im Pool zu investieren. Natürlich ist es anders als Laufen und Radfahren, aber das ist das, was unseren Sport so interessant macht.

Ich bin ganz froh, dass ich nicht in Sebis Position bin und mein Lebensunterhalt nicht von meinem Schwimmtempo abhängt. Das könnte auch mir die Freude daran verleiden und das wäre furchtbar; Schwimmen ist für mich die schönste sportliche Entdeckung meines Lebens. Naja, was ich halt so "sportlich" nenne. :Lachen2:

schnodo 22.07.2020 09:51

Ich hatte mich letztlich mit Caleb Dressel's Schmetterlingschwimmen beschäftigt, wobei allerdings eine offene Frage verblieb:

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1543263)
Einen Hinweis für mich selbst habe ich auch mitgenommen: Er möchte vermeiden zu sagen, dass man beim Schmetterling den Brustkorb ins Wasser drücken soll. Stattdessen spricht er lieber davon, diesen nach vorne zu drücken. Er redet in diesem Zusammenhang auch davon, über die Schulter abzurollen ("roll off with your shoulders"), aber ich habe leider nicht begriffen, was genau er damit meint. :Gruebeln:

Ich habe mal auf reddit nachgefragt und dort folgende Antworten bekommen:

Zitat:

I'm guessing "rolling off the shoulders" means his direction and speed when he bring his arms forward to take another stroke
Zitat:

I think it’s the way you move your shoulders in the recovery for a better or smoother transition into the catch but idk
Nicht wirklich erleuchtend, aber schließlich gab es noch diesen Kommentar bei YouTube, der es vermutlich gut darstellt:

Zitat:

I think it refers to a smoother, rounder motion coming off of the end of the pull through rather than a certain point you transition from pulling underwater to recovering over the water. All of butterfly should feel like every movement is either pushing you forward or putting something in a better position to move you forward. The shoulders aren’t directly pulling you forward but they are there to position your arms for a better pull through and recovery
Es geht wohl also darum, dass man keinen abrupten Übergang zwischen Unter- und Überwasserphase hat, sondern diesen Übergang mit einem Rollen der Schultern gestaltet. Ich muss zugeben, dass ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht habe und nicht weiß, wie ich es selbst mache (nicht so gut, kann ich nur vermuten), aber die Idee leuchtet mir ein.

Schlumpf2017 22.07.2020 10:44

Schulterrollen - ich würde sagen ja. Verlinkung klappt nicht, aber you tube "Sarah Sjostrom beats 100 m butterfly record in Kazan" und bei den jüngeren Schwimmern sieht man es auch.

schnodo 22.07.2020 11:15

Zitat:

Zitat von Schlumpf2017 (Beitrag 1543565)
Schulterrollen - ich würde sagen ja. Verlinkung klappt nicht, aber you tube "Sarah Sjostrom beats 100 m butterfly record in Kazan" und bei den jüngeren Schwimmern sieht man es auch.

So richtig erkenne ich es nicht, aber zumindest die Verlinkung kann ich beitragen. :Lachen2:
Wahnsinn, wie die ballert!

PS: Ich meine, dass Roland Schoeman das schön zeigt, auch wenn es nicht direkt thematisiert wird: Swimisodes - Butterfly with Roland Schoeman

Am Rande: Bei der Gelegenheit bin ich auf ein mir bislang unbekanntes – oder wieder vergessenes :Cheese: – schönes Video von Chloe Sutton gestoßen, die ein zentrales Thema beim Schmetterlingschwimmen adressiert: The Key to a Fast Butterfly: Timing

Aus meiner Beobachtung und Erfahrung heraus ist es tatsächlich so, dass diejenigen, bei denen es schlimm nach Ertrinken aussieht, einfach nur ein komplett falsches Timing haben und gleichzeitig gegen das Wasser und den eigenen Körper arbeiten.

Kasrwatzmuff 22.07.2020 11:38

Ich glaube zu wissen, was du meinst.

Ich hab hier mal ein Video von Phelps, wo man es mMn in den ersten 60 sec erkennen kann: Michael Phelps Butterfly Training

Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Biomechanik sagt, dass die Schultern erst nach vorne gebracht werden müssen, bevor die Arme nach vorne gebracht werden können. Aber vielleicht bin ich da auch auf dem Holzweg. Also ist die rollende Schulter ein Automatismus und eigentlich nur der logische Beginn der Überwasserphase.

schnodo 22.07.2020 12:09

Zitat:

Zitat von Kasrwatzmuff (Beitrag 1543587)
Ich hab hier mal ein Video von Phelps, wo man es mMn in den ersten 60 sec erkennen kann: Michael Phelps Butterfly Training

Ich glaube, das ist ein Aspekt, der nicht leicht zu erkennen ist, weil Butterfly ziemlich dynamisch ist und die Bewegungsamplitude der Schulter vergleichsweise klein. Ich sehe das Gesuchte in dem Video nicht wirklich. :)

Zitat:

Zitat von Kasrwatzmuff (Beitrag 1543587)
Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Biomechanik sagt, dass die Schultern erst nach vorne gebracht werden müssen, bevor die Arme nach vorne gebracht werden können. Aber vielleicht bin ich da auch auf dem Holzweg. Also ist die rollende Schulter ein Automatismus und eigentlich nur der logische Beginn der Überwasserphase.

Hinsichtlich dieses Automatismus bin ich mir nicht sicher. Ich glaube, das Naheliegende für die meisten dürfte sein, einfach nur die Arme nach vorne zu werfen. Die Schulter macht die Bewegung dann irgendwie mit. Wenn sie zu sehr nachhängt, kann das – so meine Vermutung, erhärtet durch ein eben durchgeführtes Trockenexperiment – über kurz oder lang zu Schulterproblemen führen. Wenn man sich aber darauf konzentriert, die Bewegung aktiv aus der Schulter zu erzeugen und die Arme nachfolgen zu lassen, wird der Ablauf insgesamt geschmeidiger und die Schulter geschont.

Ich sehe gewisse Parallelen zur Rückholphase beim Kraul, wo laut Sheila Taormina ein Impingement der Schulter dadurch vermieden wird, dass die Schulter die Rückholbewegung anführt und nicht der Arm.

Soweit meine hochspekulative These für den heutigen Tag. :Cheese:


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