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JENS-KLEVE 23.08.2021 23:03

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1618863)
Für mich ist beispielsweise das Tragen einer Maske beim Einkaufen kein Problem. Dasselbe gilt für gelegentliche Stadt-Fahrten mit dem Öffis. Das kann ich noch sehr lange machen, ohne dass ich meine Lebensqualität beeinträchtigt sähe. Eher im Gegenteil: Ich kann in der Grippe-Saison gerne auf die einschlägigen Krankheitserreger meiner Mitmenschen verzichten – und sie wohl auf meine.

Vielleicht ist es für die Kassiererin an der Kasse ebenfalls angenehm, wenn die schniefnäsigen Kunden sich kurz eine Maske überziehen. Als Ausdruck der Höflichkeit ziehe ich mir schon jetzt immer eine Maske über, wenn der Paketbote etwas bei mir abgibt. Möglicherweise ist das übertrieben, aber vielleicht deutet sich hier auch ein kleiner kultureller Wandel in den Umgangsformen an.

Deine Frage nach "normalem, angstfreiem Leben und vorbehaltlosen Umgang mit Mitmenschen" wirkt auf mich übertrieben. Mein Leben ist nicht von Angst bestimmt, und mein zwischenmenschlicher Umgang nicht von Vorbehalten. Es ist eher ein Akt der Höflichkeit, diejenigen Mitmenschen vor meinen Viren zu schützen, die sich diesen Kontakt nicht aussuchen können. Beispiel Kassiererin. Außerdem möchte ich einen einfachen Beitrag zur Beendigung der Epidemie leisten. Das ist alles.
:Blumen:

Ich ticke da etwas anders. Temporär sind / waren die Masken für mich völlig in Ordnung. Dauerhaft möchte ich nicht in einer Welt leben wo dauernd Leute mit Maske auf mich treffen. Mich belastet das, ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der Menschen täglich mit Gasmasken rumlaufen, weil z.B. irgendwo eine Atombombe explodiert ist. Ich brauche echte Gesichter. Das war mir vorher nicht bewusst, aber ich bemerke es nun.

Bleierpel 24.08.2021 07:30

Die Maske an sich kann ich sicherlich noch eine ganze Zeit lang speziell in öffentlichen Einrichtungen wie Supermarkt, gut ab. Sie schränkt mich nicht wirklich ein. In der Firma zeigen wir, bei genügend Abstand, Lüftung und Impfung auch auf Abstand unser Gesicht, kein Thema mehr!


Was ich gar nicht abkann, ist die Unterschreitung des Abstandes. In grauer Vorzeit habe ich mal etwas von einem persönlichen Wohlfühlabstand von 80 - 100 cm gelernt. Der war und ist auch ok. Die Unterschreitung dieses (damaligen) Abstandes versetzten mich in ein persönliches Unwohlsein. Also auch schon ohne Corona.

Heute gehst Du deine persönlichen Besorgungen erledigen und (Corona-)Abstand ist häufig schon vollkommen egal, es geht bis in den kleineren Abstand hinein. Und das schürt bei mir meine Sozial-Phobie...

Bockwuchst 24.08.2021 08:16

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1618867)
Ich ticke da etwas anders. Temporär sind / waren die Masken für mich völlig in Ordnung. Dauerhaft möchte ich nicht in einer Welt leben wo dauernd Leute mit Maske auf mich treffen. Mich belastet das, ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der Menschen täglich mit Gasmasken rumlaufen, weil z.B. irgendwo eine Atombombe explodiert ist. Ich brauche echte Gesichter. Das war mir vorher nicht bewusst, aber ich bemerke es nun.

Ich sehe das erstens wie Klugschnacker. Maske tragen und Abstand halten belastet mich so wenig, dass ich das noch seehr lange durchhalte. Wenn man die entsprechenden Verordnungen einstellt, ist das für die breite Masse das Signal, sofort damit aufzuhören, und du wirst im Supermarkt in kürzester Zeit nue noch wenig Leute mit Maske sehen.
Und zweitens spricht niemand von "dauerhaft in einer Welt mit Masken leben". Aber die Zahlen explodieren gerade massiv, da ist kein Anzeichen einer Entspannung.

Schwarzfahrer 24.08.2021 08:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1618863)
Für mich ist beispielsweise das Tragen einer Maske beim Einkaufen kein Problem. Dasselbe gilt für gelegentliche Stadt-Fahrten mit dem Öffis. Das kann ich noch sehr lange machen, ohne dass ich meine Lebensqualität beeinträchtigt sähe. Eher im Gegenteil: Ich kann in der Grippe-Saison gerne auf die einschlägigen Krankheitserreger meiner Mitmenschen verzichten – und sie wohl auf meine.

Vielleicht ist es für die Kassiererin an der Kasse ebenfalls angenehm, wenn die schniefnäsigen Kunden sich kurz eine Maske überziehen. Als Ausdruck der Höflichkeit ziehe ich mir schon jetzt immer eine Maske über, wenn der Paketbote etwas bei mir abgibt. Möglicherweise ist das übertrieben, aber vielleicht deutet sich hier auch ein kleiner kultureller Wandel in den Umgangsformen an.

Danke für die Erklärung. Daraus sehe ich, daß für Dich persönlich die Vorsorge/Angst vor Infektionen eine größere Rolle spielt, als für mich, und du damit leben kannst, wenn es in Zukunft Dein Umgang mit Menschen wesentlich mitbestimmt. Ich finde allerdings, daß die vor 2020 üblichen Grundregeln von wesentlicher Hygiene und Vermeidung von Virenübertragungen (vor allem im Winter) für ein "normales" Leben völlig ausreichen sollten.

Meine Frage war aber, ob bzw. unter welchen Bedingungen Du Dir vorstellen kannst, daß die Gesellschaft zu dem früher üblichen Grundvertrauen (nenne es von mir aus Sorglosigkeit) im Umgang mit den Mitmenschen zurückkehrt. Deinen Worten entnehme ich, daß Du dies gar nicht für wünschenswert ansiehst. Kannst Du gerne für Dich so handhaben, aber ist es wirklich angemessen, dies auch von anderen zu verlangen?

Ich empfinde die aktuelle Entwicklung im Umgang mit Mitmenschen alles andere als befriedigend, auch über Corona hinaus. Ich habe in diesem Land bisher ganz besonders das grundsätzliche Vertrauen geschätzt, das ich in den Mitmenschen haben konnte, und das auch mir entgegengebracht wurde. In den letzten Jahren nimmt in einigen Bereichen (hier im Forum scheint es mir besonders stark vertreten zu sein) eine Haltung zu, die den Mitmenschen zunehmend als Risiko für den anderen, als gedankenlosen Gefährder oder gar Agressor sieht, nicht nur bzgl. Infektionen, sondern bzgl. Klima, Autoverkehr, rassistisch, sexistisch, u.v.a.m.. Dazu wird erwartet, daß man sich selbst auch in diesem misanthropischen Licht betrachtet. Das soll offenbar nach Meinung vieler durch eine gesteigerte staatliche Regulierung/Vereinheitlichung des erwünschten Verhaltens verbessert werden. Ich halte das für eine bedenkliche Entwicklung, die zu einer starken Zersplitterung der Gesellschaft führt, zu verhärtenden Fronten statt der angestrebten vielfältigen Gesellschaft, in der verschiedene Menschen gut miteinander auskommen, in der man mit der Unzulänglichkeit und Fehleranfälligkeit des Menschen gelassen umgeht.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1618863)
Deine Frage nach "normalem, angstfreiem Leben und vorbehaltlosen Umgang mit Mitmenschen" wirkt auf mich übertrieben. Mein Leben ist nicht von Angst bestimmt, und mein zwischenmenschlicher Umgang nicht von Vorbehalten. Es ist eher ein Akt der Höflichkeit, diejenigen Mitmenschen vor meinen Viren zu schützen, die sich diesen Kontakt nicht aussuchen können.

Ich glaube Dir, daß Du es so empfindest - für mich ist es aber ein grundlegender Wandel in der Begegnung mit anderen Menschen.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1618863)
Außerdem möchte ich einen einfachen Beitrag zur Beendigung der Epidemie leisten.

Mich würde noch Deine Definition der "Beendigung der Epidemie" interessieren: wodurch wird dieser Zustand definiert? (mal die nicht erreichbare Ausrottung des Virus ausgeklammert).

Klugschnacker 24.08.2021 09:00

Zitat:

Zitat von anlot (Beitrag 1618866)
Mich würde dennoch interessieren wie denn unsere Exit Strategie konkret aussieht? Wir können doch nicht alle verpflichtenden […] bis auf alle Ewigkeiten aufrechterhalten nur weil noch so ein geringes Restrisiko bestehen könnte.

Ich rechne persönlich nicht damit, dass wir bis auf alle Ewigkeit mit der Epidemie zu kämpfen haben werden. Deine Frage ist berechtigt, ab wann man sie als beendet erklären will und zur Normalität überzugehen gedenkt.

Ich finde es schwierig, darauf eine Antwort zu geben. In der Tat haben wir nur sehr wenige Mittel gegen die Verbreitung des Virus. Impfen hilft zu einem gewissen Grade, ansonsten Abstand und Masken. Das war’s. Wenn wir diese Mittel anwenden, sinkt der R-Wert, aber sobald wir sie lockern, steigt er und alles beginnt von vorne. Deine Frage ist berechtigt: Wie kommen wir aus diesem Karussell wieder heraus? Ich weiß es nicht.

Manche Dinge können wir aus meiner Sicht gerne beibehalten, also "bis in alle Ewigkeit". Zum Beispiel den Verzicht auf den üblichen Handschlag bei der Begrüßung. Ich finde die Faust besser. Ein Freund von mir arbeitet mit Kundenkontakt und muss der Höflichkeit wegen 10x am Tag eine fremde Hand schütteln und ist jeden Winter entsprechend von Infekten geplagt. Diese Sitte könnten wir aus meiner Sicht dauerhaft ändern.

In Großstädten steht man während der Stoßzeiten dicht gedrängt, Körper an Körper, in der U-Bahn. Auch hier fände ich eine freiwillige Maskenkultur gut. Vielleicht könnte man Aufkleber anbringen mit der Aufschrift "Maske tragen willkommen". Warum denn nicht? Ich sehe da nur Vorteile.

Du stellst die Nachteile der Abstands- und Maskenkultur einem "geringem Restrisiko" gegenüber. Ob es tatsächlich so gering ist, weiß ich nicht. Aktuell steigen die Zahlen bei uns rasant. Wir sind bundesweit bei 55. Die nächsten Verdopplungsschritte sind 110, 220, 440. Was das konkret für das Risiko bedeutet, an Corona zu versterben oder sich ein Long-Covid-Syndrom einzufangen, wissen wir nicht. Oder weiß das jemand?

Diese Frage wäre doch zu klären, bevor wir in allernächster Zukunft in diese hohen Inzidenzen hineinrauschen. Die epidemische Ausbreitung eines lebhaft mutierenden Krankheitserregers zuzulassen mit der Haltung "schau mer mal" erscheint mir riskant. Doch Deine eigentliche Frage, wie wir da wieder herauskommen, kann ich nicht beantworten.
:Blumen:

petra_g 24.08.2021 09:15

Wobei die Masken für mich eher so eine Art "Reminder" sind.
Letztens war ich im Supermarkt mit einer FFP2 Maske und ich konnte den Körpergeruch und Schweißgeruch eines arg stinkenden Mitmenschen wirklich intensiv riechen. Bezweifle das ich mit ffp2 geschützt bin. Ist einfach nur ein Reminder Abstand zu halten, nicht so viel zu Quatschen und sich eben zügig zu entfernen.

Hafu 24.08.2021 09:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1618863)
Für mich ist beispielsweise das Tragen einer Maske beim Einkaufen kein Problem. Dasselbe gilt für gelegentliche Stadt-Fahrten mit dem Öffis. Das kann ich noch sehr lange machen, ohne dass ich meine Lebensqualität beeinträchtigt sähe. Eher im Gegenteil: Ich kann in der Grippe-Saison gerne auf die einschlägigen Krankheitserreger meiner Mitmenschen verzichten – und sie wohl auf meine.
...

Sehr schön formuliert (auch der nicht direkt zitierte Abschnitt).:Blumen:

Ich habe mit Beginn der Pandemie die längste infektfreie Phase meines Lebens hinter mir (jetzt schon seit 18 Monaten), während ich sonst ein bis zwei grippale Infekte pro Jahr zu bewältigen hatte, immer wieder mal mit Schnupfen oder mit Halsschmerzen zu kämpfen hatte, ohne dass ich mich je als besonders krankheitsanfällig eingestuft hätte.

Alleine diese signifikante Reduzierung von Krankheitszeiten wegen banaler Infekte bedeutet schon einen echten Mehrgewinn an Lebensqualität, der die Maskennutzung in der Arbeit und in manchen Alltagssituationen sowie den Verzicht auf Händeschütteln absolut rechtfertigt, selbst wenn es die Covid19-Pandemie gar nicht gäbe.

Dieser individuell bei mir beobachtete Effekt findet sich auch bei fast allen Kollegen in meinem unmittelbaren Arbeitsumfeld. Bei meinen ärztlichen Kollegen haben nur noch diejenigen mit kleinen KITA-Kindern gelegentlich Erkältungsinfekte. Unter dem Strich ist die diesbezügliche Krankmeldungsquote in unserer Klinik deutlich gesunken.

Auch bundesweit fiel ja die letztjährige Influenzawelle (2020/2021) praktisch komplett aus und ich würde erwarten, dass auch im bevorstehenden Herbst und Winter mit keiner nennenswerten Influenzawelle zu rechnen ist dank der flächendeckend erlernten AHA+L-Regeln, die aus Sorge um die Delta-Varianten von den meisten weiter beherzigt werden.

Klugschnacker 24.08.2021 09:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1618888)
Ich empfinde die aktuelle Entwicklung im Umgang mit Mitmenschen alles andere als befriedigend, auch über Corona hinaus. Ich habe in diesem Land bisher ganz besonders das grundsätzliche Vertrauen geschätzt, das ich in den Mitmenschen haben konnte, und das auch mir entgegengebracht wurde. In den letzten Jahren nimmt in einigen Bereichen (hier im Forum scheint es mir besonders stark vertreten zu sein) eine Haltung zu, die den Mitmenschen zunehmend als Risiko für den anderen, als gedankenlosen Gefährder oder gar Agressor sieht, nicht nur bzgl. Infektionen, sondern bzgl. Klima, Autoverkehr, rassistisch, sexistisch, u.v.a.m..

[…] Ich halte das für eine bedenkliche Entwicklung, die zu einer starken Zersplitterung der Gesellschaft führt, zu verhärtenden Fronten statt der angestrebten vielfältigen Gesellschaft, in der verschiedene Menschen gut miteinander auskommen, in der man mit der Unzulänglichkeit und Fehleranfälligkeit des Menschen gelassen umgeht.

Es wird zunehmend eng auf diesem Planeten. Wenn man ein begrenztes gemeinsames Restbudget an CO2 hat, dann geht der Ausstoß der Chinesen an Treibhausgasen auch mich etwas an. Dasselbe gilt für das Verhalten unserer Landsleute.

Ähnlich ist es mit den Frauenrechten. Wo zuvor die Männer einfach die Welt unter sich aufgeteilt haben, bestehen nun auch die Frauen auf voller gesellschaftlicher Teilhabe. Dasselbe gilt unter den Völkern: Wo früher einfach die Spanier und Portugiesen die Welt unter sich aufgeteilt haben, später die Kolonielamächte und noch später die G7-Staaten, sehen wir heute die Notwendigkeit einer globalen Verteilungsgerechtigkeit. Und so weiter.

Immer mehr Stimmen müssen gehört werden, immer mehr Themen müssen wir ausdiskutieren und zwischen uns ausbalancieren.
:Blumen:


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