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chris.fall 15.04.2020 10:48

Moin,

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1524981)
Wer sich ein wenig ernsthafter für eine Beleuchtung rechtlicher Grundlagen der derzeitigen Ausnahmesituation interessiert (von jemandem, der sich mit dem Grundgesetz, dem Infektionsschutzgesetz sowie unser föderalen Gesellschaftsordnung vermutlich etwas besser auskennt, dem sei der sehr ausführliche Kommentar "Corona: Niedriger hängen" von Thomas Fischer empfohlen, der meinem Empfinden (wie so oft bei Fischer) aus der Seele spricht.

und vielen Dank für den Link, ich lese die Kommentare von Thomas Fischer auch immer mit großem Interesse!


Viele Grüße,

Christian

Antracis 15.04.2020 10:58

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1524895)
Ich kann keine Gründe für eine Zwangseinweisung erkennen. Es gab nach allen Medienberichten weder eine konkrete Fremd-, noch Eigengefährdung durch die Frau Bahner. Die Psychiatrie musste sie auch wieder nach 24h gehen lassen, weil Frau Bahner den freiwilligen Aufenthalt ablehnte und die Behörde keinen richterlichen Beschluss für die Zwangsunterbringung erreichte.
https://www.youtube.com/watch?v=p_OjhG5hFhc

Wenn Du das schon so analysierst, solltest Du sinnvoller Weise hinzufügen, dass Du über keine detaillierten Kenntnisse der Situation gegenüber den Polizisten noch, und darauf kommt es letztlich entscheidend an, der Situation mit dem untersuchenden Arzt, der letztlich die Unterbringung veranlasst hat, verfügst.

Prinzipiell ist aus den vorliegenden Informationen gar nichts beurteilbar. Wir wissen noch nicht mal sicher, ob es um Eigen- oder Fremdgefährdung ging. Nach den wenigen Dingen, die wir wissen, ist durchaus vorstellbar, dass im Rahmen einer psychischen Erkrankung und der situativen Eskalation Unterbringungsgründe vorlagen, die bereits am nächsten Tag nicht mehr gegeben waren. Das ist aufgrund der engen Grenzen der Gesetze und der geforderten konkreten unmittelbaren Gefahr durchaus ein nicht seltenes Phänomen.

Genauso könnte eine Fehleinschätzung des aufnehmenden Arztes vorliegen, oder der Amstarzt oder Richter kommt zu einer anderen Einschätzung, obwohl beide Sichtweisen valide sind.

Ich kann das wie gesagt aus den vorliegenden Informationen nicht valide bewerten und ich habe seit 15 Jahren fast täglich mit Unterbringungen zu tun und verantworte sie auch mittlerweile in der Klinik supervidierend als Oberarzt.


Bemerkenswert finde ich, abseits davon, dass jetzt "pathologisieren" zu wollen, dass Frau Bahner ihre Anwaltszulassung (die ja vermutlich ihre Arbeitsgrundlage ist), zurückgeben will, weil das Verfassungsgericht aus formalen Gründen ihre Klage abweist. Ich bin kein Jurist, aber so wirklich logisch klingt das für mich nicht.

chris.fall 15.04.2020 11:02

Moin,


ich glaube (d.h. ich weiß es nicht sicher) dass wir das hier noch nicht hatten: Die Kombination von Covid-19 und Rechtspopulismus scheint besonders tödlich zu sein.

Der Artikel weist auf einen wirklich gruseligen Aspekt der Epidemie in Italien hin, der mir in der allgemeinen Aufregung bisher entgangen war. Ich würde die Lektüre auch all jenen ans Herz legen, die das Problem - beispielsweise durch den Vergleich mit einer Grippe - immer noch kleinreden.


Viele Grüße,

Christian

Canumarama 15.04.2020 11:12

Zitat:

Zitat von repoman (Beitrag 1524988)
Sehr gut und danke für den Kommentar. Dem gibt es nichts hinzuzufügen!

Dann hoffe ich mal, dass Herr Fischer recht behält.

ironmansub10h 15.04.2020 11:18

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1524915)
Es ist ein krasser Fall - so oder so.
Mich hat diese Krise verändert innerhalb kurzer Zeit und Euch sicher auch und so mancher hat auch mal eher leicht bizarr wirkende Beiträge verschickt auch in diesem Faden und ist mit der Situtation anders umgegangen, als ich es zu der Zeit getan hätte.
In die Psychiatrie haben wir trotzdem keinen einliefern lassen ;-).

Gute Nacht!

Na bei manchem hier, wäre es schon aufgrund des wirren Geschreibsel schon manchmal fraglich, ob er nicht in die Psychiatrie gehört. Ich höre in dem Youtube Post von Fr. Bahner schon einige seltsame Verfolgungsideen heraus. Die es sicher, über die Art und Weise lässt sich streiten, eine Einweisung zurAbklärung gerechtfertigen. Von Verschwörungen und Verfolgungsideen können Personen, die dafür sensibel sind, durch die heutigen Maßnahmen in der Krise schon in eine Dekompensation geraten und dann psychotisches Erleben haben. Ich arbeite ja in der Psychiatrie und selten sind die lange bei uns. Die Gesetzgebung ist da , was unmittelbarer Zwang angeht sehr stringent.

ironmansub10h 15.04.2020 11:20

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1524994)
Wenn Du das schon so analysierst, solltest Du sinnvoller Weise hinzufügen, dass Du über keine detaillierten Kenntnisse der Situation gegenüber den Polizisten noch, und darauf kommt es letztlich entscheidend an, der Situation mit dem untersuchenden Arzt, der letztlich die Unterbringung veranlasst hat, verfügst.

Prinzipiell ist aus den vorliegenden Informationen gar nichts beurteilbar. Wir wissen noch nicht mal sicher, ob es um Eigen- oder Fremdgefährdung ging. Nach den wenigen Dingen, die wir wissen, ist durchaus vorstellbar, dass im Rahmen einer psychischen Erkrankung und der situativen Eskalation Unterbringungsgründe vorlagen, die bereits am nächsten Tag nicht mehr gegeben waren. Das ist aufgrund der engen Grenzen der Gesetze und der geforderten konkreten unmittelbaren Gefahr durchaus ein nicht seltenes Phänomen.

Genauso könnte eine Fehleinschätzung des aufnehmenden Arztes vorliegen, oder der Amstarzt oder Richter kommt zu einer anderen Einschätzung, obwohl beide Sichtweisen valide sind.

Ich kann das wie gesagt aus den vorliegenden Informationen nicht valide bewerten und ich habe seit 15 Jahren fast täglich mit Unterbringungen zu tun und verantworte sie auch mittlerweile in der Klinik supervidierend als Oberarzt.


Bemerkenswert finde ich, abseits davon, dass jetzt "pathologisieren" zu wollen, dass Frau Bahner ihre Anwaltszulassung (die ja vermutlich ihre Arbeitsgrundlage ist), zurückgeben will, weil das Verfassungsgericht aus formalen Gründen ihre Klage abweist. Ich bin kein Jurist, aber so wirklich logisch klingt das für mich nicht.

Gut zusammengefasst, so erlebe ich auch täglich.

qbz 15.04.2020 11:35

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1524994)
Wenn Du das schon so analysierst, solltest Du sinnvoller Weise hinzufügen, dass Du über keine detaillierten Kenntnisse der Situation gegenüber den Polizisten noch, und darauf kommt es letztlich entscheidend an, der Situation mit dem untersuchenden Arzt, der letztlich die Unterbringung veranlasst hat, verfügst.

Prinzipiell ist aus den vorliegenden Informationen gar nichts beurteilbar. Wir wissen noch nicht mal sicher, ob es um Eigen- oder Fremdgefährdung ging. Nach den wenigen Dingen, die wir wissen, ist durchaus vorstellbar, dass im Rahmen einer psychischen Erkrankung und der situativen Eskalation Unterbringungsgründe vorlagen, die bereits am nächsten Tag nicht mehr gegeben waren. Das ist aufgrund der engen Grenzen der Gesetze und der geforderten konkreten unmittelbaren Gefahr durchaus ein nicht seltenes Phänomen.

Genauso könnte eine Fehleinschätzung des aufnehmenden Arztes vorliegen, oder der Amstarzt oder Richter kommt zu einer anderen Einschätzung, obwohl beide Sichtweisen valide sind.

Ich kann das wie gesagt aus den vorliegenden Informationen nicht valide bewerten und ich habe seit 15 Jahren fast täglich mit Unterbringungen zu tun und verantworte sie auch mittlerweile in der Klinik supervidierend als Oberarzt.

Du beschreibst ausführlich, danke, was ich halt nur knapp auf Lidlracer, der meinte, die Psychiatrie wäre vielleicht nicht so falsch, antwortete (in dem Kontext musst Du mein Statement verstehen), dass man eben "den Medienberichten" nach keine konkreten Gründe für eine Zwangseinweisung kennt, weil sie dort nicht genannt werden.

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1524994)
Bemerkenswert finde ich, abseits davon, dass jetzt "pathologisieren" zu wollen, dass Frau Bahner ihre Anwaltszulassung (die ja vermutlich ihre Arbeitsgrundlage ist), zurückgeben will, weil das Verfassungsgericht aus formalen Gründen ihre Klage abweist. Ich bin kein Jurist, aber so wirklich logisch klingt das für mich nicht.

Auf ihrer Homepage steht wohl, dass sie ihre Zulassung bis auf weiteres behalten will.

Ich möchte aber auch nicht aus der Ferne spekulieren.

Bockwuchst 15.04.2020 11:42

Ich finde diese Studie aus Island sehr interessant, veröffentlicht im New England Journal of Medicine:
https://www.nejm.org/doi/full/10.105...ed_coronavirus

Recht umfangreich und wissenschaftlich gut geplant wie ich finde. Einige Erkenntnisse:
Dei Verbreitung in Island innerhlab der Bevölkerung läuft eher langsam.
Kinder unter 10 haben eine wesentlich niedrigere Wahrscheinlichkeit einer Infektion.
Das Virus hat sich in UK viel früher verbreitet als gedacht / bekannt.


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