Zitat:
Zitat von Rälph
(Beitrag 1615359)
Was sind deine individuellen Gründe dich gegen eine Impfung zu entscheiden? Sind es Bedenken bzgl. der Impfstoffe an sich? Ist es deine Reaktion gegen "das System"? Du hast ja schon angemerkt, dass du generell Entscheidungsträgern erstmal misstraust.
Oder empfindest du eine Coronaimpfung mangels Risiko einfach als unnötig?
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Danke für Dein Interesse, ich werde versuchen meine Gründe darzulegen, u.a. weil sie z.T. von den häufig zitierten, oft völlig unsinnigen Ablehnungsgründen abweichen. (Andererseits finde ich es als unerträglichen Eingirif in die Privatsphäre, wenn Politiker öffentlich sagen müssen, ob sie geimpft sind, oder wenn nicht, warum - es muß jeder selbst entscheiden, ob er darüber redet. Ich weiß auch von vielen nicht, ob sie geimpft sind, weil ich nie danach frage - es ist Privatsache, und geht mich nichts an, außer der andere spricht darüber).
Erst mal, warum für mich die Impfung
kein wesentliches Problem wäre: Das Risiko von Impfnebenwirkungen und auch Schäden ist zwar Faktor 20 höher, als bei den meisten etablierten Impfungen, aber das absolute Risiko ist immer noch sehr gering; das ist sicher nicht ausschlaggebend.
Auch sehe ich es so, daß die Impfung das Risiko von schweren Verläufen tatsächlich deutlich reduziert (wenn man die ersten zwei Wochen nach der Impfung infektfrei übersteht). Für hoch gefährdete Alte und Vorerkrankte eine tolle Sache. Allerdings sehe ich das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs für mich als fitten U60-er auch nicht als besonders hoch an, daher erscheint für mich die absolute Risikoreduktion ziemlich gering (alles im sub-Prozent-Bereich); ich bin sicher, daß ich durch mäßigen Aufwand im Alltag die gleiche Risikoreduktion erreichen kann (z. B. meiden von großen Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen). Meine Frau sieht es anders (sie ist schon geimpft), und hat mehr Angst um mich, als ich, also könnte ich mich impfen lassen, wenn es sie beruhigt. Ich würde allerdings wohl J&J bevorzugen (sie natürlich nicht), da ich wegen meiner chronischen Borreliose vor/nach der Impfung eine mehrwöchige Antibiotika-Prophylaxe brauche, um einen mehrmonatigen Krankheitsschub zu vermeiden (klappt nicht immer, sagt die Erfahrung mit der Tetanusimpfung); das möchte ich nicht über die Zeitspanne der doppelten Impfung machen. Aus dem gleichen Grund (Risiko einer länger anhaltenden Schwächung/Borrliose-Schub durch Impfnebenwirkungen) habe ich vor meiner Herz-OP auf jeden Fall auf die Impfung verzichtet, dafür wollte ich fit sein.
Wenn ich mich impfen lasse, senke ich also mein Risiko von gering auf noch geringer. Solange ich aber dadurch im Alltag keinen "Nutzen" habe, nämlich daß ich mich wieder unbeschwert bewegen und auf Menschen zugehen darf, solange also die Vorschriften mich als genauso "schutzbedürftig" ansehen, wie zuvor, sinkt die gefühlte Dringlichkeit weiter. Solange ich vieles nicht darf, ist mein Risiko eh sehr gering. Ich sagte mir, da lasse ich jedem den Vortritt, der mehr Angst hat, als ich, und sich mehr schützen will oder muß. Immer noch sollen 20 % der Ü60 ungeimpft sein - viele davon brauchen es mehr als ich.
Inzwischen wird durch die Erkenntnis, daß geimpfte sehr wohl in relevantem Maße Viren übertragen*, auch das Argument stark abgeschwächt, daß ich als geimpfter die anderen schütze. Also überzeugt der Soldaritätsgedanke kaum noch, da der Grenznutzen auch sehr gering sein dürfte.
Schließlich weckt der steigende mediale und vor allem politischeDruck eine zunehmende Skepsis gegenüber der wirklichen Notwendigkeit. Je krasser politischer Druck aufgebaut wird, daß geimpft wird, desto verdächtiger wird es, daß die guten Argumente dafür fehlen. Die zunehmend häufig projizierte zwei-Klassen-Gesellschaft von "guten" geimpften und "asozialen" nicht-geimpften" lehne ich ab und sehe die Notwendigkeit, dies mit allen Mitteln zu bekämpfen zu Gunsten des Rechtes eines jeden, Impfung als private Entscheidung zu handhaben (das werde ich auch weiter tun, wenn ich mich irgendwann meiner Frau zuliebe oder zur Erlangung von Grundrechten impfen sollte).
*: CDC schrieb kürzlich: They found that the amount of virus in the noses and throats of vaccinated infected people was nearly "indistinguishable" from what was found in unvaccinated people, confirming what some experts have suspected. The increased viral load associated with the Delta variant appears to make vaccinated people equal spreaders of the virus.