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deralexxx 23.03.2023 20:26

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702979)
Sorry, das ist Unfug, oder wie manche sagen, Strohmann.
Doch, man kann natürlich genügend Wissen eines Fachgebiets für eine Bewertung und Meinung aneignen.

Ich muß keine Hüfte einsetzen können, um auf Grund der Informationen zu entscheiden, ob ich mir eine einsetzen lasse, oder lieber nicht (gut, bei mir war es die Herzklappe, aber gleiches Thema). Es ist nicht so, daß der Arzt für Dich entscheidet, und Du nicht mal weißt, was er an dir rumschnippelt.
Ich muß kein Getriebe konstruieren können, um zu entscheiden, ob ich 4, 5, 6 Gang-Getriebe oder lieber Automatik wähle; die Entscheidung kann auch kein Autohändler oder Werkstattmeister für mich fällen. Wer von Euch kann ein Schalt-Bremshebel konstruieren - und trotzdem kann sich jeder für das Konzept von SRAM, Shimano oder Campa entscheiden, und Unterschiede bewerten.
Und das Behindertentestament für unseren Sohn hat zwar eine Fachanwältin ausformuliert, aber die Inhalte haben wir schon selbst überlegt und entschieden, was alles reinkommt.

Das ist eben immer der Unterschied zwischen tiefem Fach-Detailwissen, die für eine Umsetzung natürlich zwingend nötig ist, und informierte Bewertung, Meinung, Entscheidung, die vor der Umsetzung das Wesentliche ist.

Du kannst für dich ja entscheiden ob du eine Hüfte willst oder nicht. Du kannst auch entscheiden welches Getriebe du willst, das juckt am Ende keinen.

Du kannst damit aber nicht die Person sein, die in einem Autokonzern entscheidet, ob ein 4,5 oder 6 Gang Getriebe angeboten wird. Oder welches Material für die neue Hüfte der Oma angeboten wird.

Wenn du das doch so siehst, dann frag dich mal warum du Geld von deinem Arbeitgeber überwiesen bekommst und den Job nicht ein 20 Jähriger macht der zwei Tage Youtube geschaut hat. Was qualifiziert dich denn zu deinem Job?

Klugschnacker 23.03.2023 20:29

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1702983)
Folgendes fiktive Szenario:

Minister M. sagt: wir haben den Impfstoff I., den müsst ihr täglich gegen das Virus nehmen. Die Menschen nehmen täglich I. und nach 10 Wochen hat sich das Virus nicht beseitigen lassen.

Dann komme ich daher und sage: "Impfstoff I. ist unbrauchbar."

Ein Strohmann: Anstatt das tatsächliche Problem zu debattieren, wird ein fiktives Beispiel eingeführt, das nicht den Realitäten entspricht.

Häufig wird das ursprüngliche Problem durch den Strohmann extrem vereinfacht dargestellt, sodass sich falsche Schlussfolgerungen aufdrängen. In Deinem konkreten Fall sind folgende Punkte falsch dargestellt:

- es gibt nur ein Virus
- alle Menschen nehmen den Impfstoff
- es sei eine komplette Ausrottung des Virus versprochen worden
- und zwar nach einer festgelegten Zeit

Tatsächlich gab es unvorhersehbare Mutationen des Virus, es wurden nicht alle Menschen geimpft, eine Ausrottung wurde nie versprochen sondern, ganz im Gegenteil, von einer bevorstehenden endemischen Phase gesprochen, von 10 Wochen oder einer anderen Zeitspanne war nicht die Rede.

Schwarzfahrer 23.03.2023 20:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702982)
Hier geht es jedoch nicht um persönliche Entscheidungen, welche lediglich Auswirkungen auf Dich selbst haben. Sondern um Entscheidungen, welche sich auf große Teile unserer Gesellschaft auswirken.

Meine Beispiele waren nur eine weiterführung von TriVets Beispielen, die auch ins Private gingen. Du glaubst wohl, daß die Politiker, die Entscheidungen fällen, ein besseres Verständnis haben weil sie fachkompetenter sind oder ihre Entscheidungen mehr Menschen betreffen? Jeder trifft Entscheidungen auf ähnliche Weise, auf ähnlicher Basis, aus einer Mischung aus verstandener Information, eigener Erfahrung und eigenes (politisches) Weltbild bzw. Prioritäten.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702982)
Für solche weitreichenden Aufgaben leisten wir uns einen sehr aufwändigen Wissenschaftsbetrieb, Ämter und Gremien welche die Politik beraten (wie beispielsweise das bereits genannte Umweltbundesamt mit 1.500 Mitarbeitenden), und die politischen Strukturen der Verwaltung und der Parlamente. Über all dem noch die Gerichte.

Der Wissenschaftsbetrieb ist nicht primär für politische Entscheidungen da, das ist höchstens ein Nebennutzen - und zwar als Informationslieferant, nicht Lösungslieferant. Ämter wie das UBA oder RKI sind dem Ministerium untergeordnet, und liefern das, was der aktuelle Minister verlangt. Natürlich ist mehr Fachwissen dort, als beim entscheidenden Minister, darum sollten die wesentlichen Informationen auch von dort kommen - und natürlich nicht nur an den Minister, sondern auch an die Öffentlichkeit. Das Beispiel von Stephan Kohn zeigt aber, daß am Ende der Minister entscheidend ist, nicht der Einsatz engagierter und qualifizierter Mitarbeiter. Auch vom RKI kam praktisch nichts von den vielen möglichen Studien, die (nicht nur) Priesemann vermißt hat. Irgendwie fehlt mir der Beleg für den großen allgemeinen Nutzen dieser großen Apparate.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702982)
Diese aufwändige Struktur ist notwendig, damit wir Lösungen finden, denen eine diverse Gesellschaft mit Dutzenden Millionen Menschen am Ende einigermaßen zustimmen kann. Mit Deiner persönlichen Expertise auf dem Gebiet der Epidemiologie hat das überhaupt nichts zu tun.

Diese Struktur kann man nutzen, um Wissen zu generieren, aus der Lösungsvorschläge kommen. Die Entscheidung für eine auszuprobierende Lösung bzw. die dafür nötige sujektive, individuelle Bewertung bleibt Sache der (nicht nowendigerweise tief fachkompetenten) Entscheider. Bzgl. Lösungen bei Corona hat keiner gefragt, wer und wieviele Menschen "einigermaßen zustimmen". Sie wurden willkürlich, oft unter Umgehung der üblichen demokratischen Prozesse beschlossen, unter selektiven Nutzung oder gar unabhängig vom Wissen, was in dem o.g. riesigen Apparat vorlag; zumindest entstand der Eindruck, daß ein paar ausgewählte Virologen und Modellierer kompetenter und wichtiger seien, als alles andere.

Schwarzfahrer 23.03.2023 20:51

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1702984)
Du kannst damit aber nicht die Person sein, die in einem Autokonzern entscheidet, ob ein 4,5 oder 6 Gang Getriebe angeboten wird. Oder welches Material für die neue Hüfte der Oma angeboten wird.

Doch, ich könnte derjenige sein, der in meinem Konzern entscheidet, ob eine neue Sensortechnologie eingesetzt wird - und für diese Position muß ich selbst keinen Sensor entwickelt oder bauen können. Entscheider ist ein komplett anderer Job als Fachmann, dafür braucht man nicht Detailwissen sondern Abstraktionsfähigkeit, Fähigkeit zur Erkennung wesentlicher Aspekte und ihrer Bewertung. Im seltensten Fall sind entscheidende Manager Fachleute. Und lange nicht alle, die diese Fähigkeit haben, fundierte Entscheidungen zu treffen, werden Manager.
Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1702984)
Wenn du das doch so siehst, dann frag dich mal warum du Geld von deinem Arbeitgeber überwiesen bekommst und den Job nicht ein 20 Jähriger macht der zwei Tage Youtube geschaut hat. Was qualifiziert dich denn zu deinem Job?

Zu meinem Job qualifiziert mich meine Fähigkeit zu systematischer Analyse, Informationsbeschaffung, Bewertung, u.ä. Dies hatte ich bei meiner Vorstellung (darum bekam ich den Job) und damit fülle ich ihn aus, nach vielen Jahren Erfahrung natürlich effektiver, als am Anfang. Das Detail-Fachwissen war da nur Zugabe, die schnell an Bedeutung verliert, da sich Fachwissen ständig überholt und erneuert werden muß. Es kann aber sein, daß ein 25-jähriger innerhalb von 3 - 5Jahren mein Chef wird (habe jetzt so einen jungen), weil er mehr Fähigkeiten für und Interesse an einer Entscheiderposition hat. Er schätzt mein Rat, aber entscheidet selbst, und oft anders als ich es täte, da er eine andere Person ist. That's life.

tandem65 23.03.2023 20:53

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702986)
Ein Strohmann: Anstatt das tatsächliche Problem zu debattieren, wird ein fiktives Beispiel eingeführt, das nicht den Realitäten entspricht.

- es sei eine komplette Ausrottung des Virus versprochen worden
- und zwar nach einer festgelegten Zeit.

Ich finde viel drastischer daß das Beispiel gerade aufzeigt, daß die Funktion einer Impfung nicht verstanden wurde.

Da hilft halt auch keine KI.

Flow 23.03.2023 21:00

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Brauchst du Stroh, Mann ?

Klugschnacker 23.03.2023 21:05

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702992)
Doch, ich könnte derjenige sein, der in meinem Konzern entscheidet, ob eine neue Sensortechnologie eingesetzt wird - und für diese Position muß ich selbst keinen Sensor entwickelt oder bauen können.

Auf diesem Gebiet bist Du ein Fachmann, mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung.

Dieses Beispiel taugt nicht für die These, welche Du aufgestellt hast: Dass sich ein Laie eine Meinung zu komplexen wissenschaftlichen Spezialgebieten erlauben kann, welche im Widerspruch zum allgemeinen Stand der Forschung steht und die Gesundheit von 80 Millionen Menschen betrifft.

Da Du selbst geimpft bist, hier noch eine erfreuliche Nachricht von heute: :Blumen:
Auswertung von 860.000 Patientendaten
Impfung senkt Risiko für Long Covid um 40 Prozent
Anhaltende Müdigkeit, Schmerzen, Herzrasen: Millionen Menschen in Europa haben Long Covid. Eine neue Studie zeigt, wer ein besonders hohes Risiko hat zu erkranken und was Impfungen bringen.

[…]Laut Daten aus Großbritannien liegt die Wahrscheinlichkeit für Long Covid nach einer Infektion mit dem Coronavirus bei fast elf Prozent. Bei der Omikron-Variante ist das Risiko demnach etwa halb so groß.
SPON

Schwarzfahrer 23.03.2023 21:42

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702999)
Auf diesem Gebiet bist Du ein Fachmann, mit mehreren Jahrzehnten Erfahrung.

Dieses Beispiel taugt nicht für die These, welche Du aufgestellt hast: Dass sich ein Laie eine Meinung zu komplexen wissenschaftlichen Spezialgebieten erlauben kann, welche im Widerspruch zum allgemeinen Stand der Forschung steht und die Gesundheit von 80 Millionen Menschen betrifft.

Dann habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Manager, die solche Entscheidungen treffen, sind im seltensten Fall Fachleute, sie tun dies auf Grund anderer Fähigkeiten, und diese sind weitgehend unabhängig davon, ob die Firma Autos oder Krawatten herstellt. Und Entscheidungen stehen nicht in Widerspruch zum "allgemeinen Stand der Forschung", da sie nicht das Forschungsfeld betreffen, sondern höchstens zu einer aktuell anerkannten "Leitmeinung", die immer von gewissen Prämissen, Annahmen und persönlichen Prioritäten abhängt. Und natürlich können sich Entscheidungen immer auch als falsch herausstellen, unabhängig davon, wie gut sie zu Empfehlungen von Wissenschaflern passen - weil gesellschaftliche Entscheidungen nie nur einen wissenschaftlichen Aspekt haben.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702999)
Da Du selbst geimpft bist, hier noch eine erfreuliche Nachricht von heute: :Blumen:

Danke, lieb, aber es läßt mich relativ kalt. Das absolute Risiko halte ich für gering genug, daß eine Änderung davon mich nicht besonders bewegt (genauso, wie mich das geringe absolute Risiko von Covid selbst beeindruckt). Außerdem habe ich schon chronische Borreliose, da würde mir Long Covid nicht besonders neu vorkommen, die Beschreibungen klingen recht ähnlich. Daher is es auch kein Grund, mir mehr als die zwei aufgenötigten JJ-Dosen reinzuziehen.


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