Zitat:
Zitat von svmechow
(Beitrag 1760378)
Da sie Lehrtherapeutin ist und Leiterin entsprechender Selbsterfahrungsgruppen an einem der Berliner Psychotherapeutischen Institute, habe ich auf die Vorlage von Quellenangabe ausnahmsweise verzichtet und ihre Einschätzung zunächst einmal nur interessiert zur Kenntnis genommen.
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Ich finde das halt wenig plausibel und es widerspricht meinen Erfahrungen und dem, was ich bisher darüber gelesen habe. Das also "die meisten"(!) PsychotherapeutInnen selbst seelisch gestört sind und es zweitens das häufigste Motiv ist, sich selbst unbewusst eine Heilung davon zu erhoffen.
Aber selbst wenn man das mal unterstellen würde als sehr unwahrscheinliche Arbeitshypothese, gehört zu jeder psychotherapeutischen Ausbildung eine umfangreiche Selbsterfahrung. Das ist auch ohne seelische Störung einfach zwingend notwendig, weil immer dort, wo es um Beziehungen geht, diese halt auch selbst reflektiert werden müssen vor dem Hintergrund der eigenen psychischen Struktur. Wie stark defizitär oder auch nicht diese halt ist.
Das man diesen Prozess nun übersteht, ohne sich damit emotional auseinanderzusetzen und ohne dass die Motivation bewusst wird und das auch in Supervisionen in Ausbildung und während laufender Therapien nicht bewusst gemacht werden kann, im Gegenzug die eigene therapeutische Arbeit aber negativ beeinflusst, ist nun aber mindestens genauso unwahrscheinlich. Also selbst wenn da jetzt leichte oder schwerere strukturelle Defizite am Start sind, sollte dieser Prozess doch in den meisten Fällen dafür sorgen, dass am Ende hilfreiches therapeutisches Wirken möglich ist. Insofern ist das für mich erstmal nur eine befremdliche Einzelmeinung.
Das Du das aber als Ärztin, die sich ja hier im Forum regelmäßig hilfreich als gesundheitliche Aufklärerin betätigt, zitierst und damit die Botschaft sendest, dass man leider statistisch mehrheitlich bei TherapeutInnen landen wird, die im besten Falle nicht hilfreich sind, im schlechtesten sogar schaden, finde ich ziemlich unglücklich.
Das macht es Menschen, die von einer Therapie profitieren könnten oder diese sogar zwingend benötigen, um zukünftig schweren gesundheitlichen Schaden abzuwenden, sicher nicht leichter, diesen Schritt zu gehen. Zumal das für viele verständlicherweise immer noch ein angstbesetztes und ambivalentes Thema ist.
Das fand ich noch befremdlicher als das vollkommen unnötige und undifferenzierte Berufsgruppenbashing.