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Klugschnacker 22.03.2023 13:03

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702746)
Hier projizierst Du Deine Denkweise (meiner Meinung nach unberechtigt) auf andere. Ein reines Vertrauen auf "Expertise" anderer ist überhaupt keine Meinung, sondern blinde Akzeptanz des Unverstandenen.

Dieses Vertrauen ist keineswegs blind. Es gibt gute Gründe, jemandem zu vertrauen, der auf seinem Fachgebiet internationale Anerkennung genießt. Man vertraut dabei nicht einer einzelnen Person. Wissenschaft ist vernetzt und umfasst einen sehr aufwändigen Prozess, bis Fakten als solche anerkannt werden. Man vertraut diesem Prozess und nicht einer einzelnen Person.

Dem eine eigene Expertise entgegenzusetzen, gerade bei solchen komplexen Themen, halte ich für eine große Selbstüberschätzung, wie sie bei Querdenkern häufig anzutreffen ist. Die bescheidenste Form dieser Hybris besteht noch darin, die eigenen Ideen für "originell" zu halten und von der Gesellschaft zu erwarten, sie hätten Teil des öffentlichen Diskurses zu sein.

Als Laie hat man keine Ahnung, so einfach ist das.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702746)
Es gibt nie einen Grund, auf Grund einer Meinungsdiskrepanz auf einem Gebiet die Meinung der Person auf allen Gebieten grundsätzlich abzulehnen.

Tue ich das denn? Meiner Meinung nach bearbeitest Du hier einen Strohmann.

El Stupido 22.03.2023 13:08

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702746)
(...) Es gibt nie einen Grund, auf Grund einer Meinungsdiskrepanz auf einem Gebiet die Meinung der Person auf allen Gebieten grundsätzlich abzulehnen.

Soll ich z.B. jemandem, der die "Endlösung der Judenfrage" anstrebt zu Gute halten, dass er Autobahnen gebaut hat?

Genussläufer 22.03.2023 13:53

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1702752)
Soll ich z.B. jemandem, der die "Endlösung der Judenfrage" anstrebt zu Gute halten, dass er Autobahnen gebaut hat?

Das ist natürlich ein extremes Beispiel. Aber klar, Du beziehst Dich auf das "nie". Und am Ende heißt es immer "nix is fix". Aber ich brauchte etwas, um Dein Beispiel zu verdauen ;)

Ich denke aber nicht, daß das "nie" dort so absolut gemeint war. Klugschnacker hatte es eigentlich ganz gut unterteilt, als er schrieb:

Zitat:

Ich akzeptiere gerne andere Meinungen. Häufig habe ich meine eigene Meinung in der Folge von Debatten geändert, teilweise mehrfach. Oft hatte ich unrecht und andere hatten recht – bei einigen meiner Lieblingsstandpunkte habe ich sehr lange gebraucht, um das einzusehen.

Jedoch: Diese Auseinandersetzungen müssen innerhalb der Leitplanken rationalen, wissenschaftlichen Denkens stattfinden.
und vor allem:

Zitat:

Ich unterscheide für mich zwei unterschiedliche Debatten:

1. Wie erreichen wir ein bestimmtes Ziel, zum Beispiel beim Klimaschutz.

2. Das leugnen von Fakten.
Lustig, wenn ich mich hier selbst reflektiere. Ich stimme Schwarzfahrer in der Theorie zu und praktisch handle ich wie Klugschnacker geschrieben hat. Der Grund ist einfach. Diese Form der Disziplin ist einfach mit zuviel Schmerz verbunden :)

Schwarzfahrer 22.03.2023 14:08

Zitat:

Zitat von El Stupido (Beitrag 1702752)
Soll ich z.B. jemandem, der die "Endlösung der Judenfrage" anstrebt zu Gute halten, dass er Autobahnen gebaut hat?

Nein, das meinte ich doch nicht. Es gibt keinen Grund, die Autobahnen zu verdammen oder für schlimm zu halten, bloß weil der Erbauer der ersten Autobahn (war er es überhaupt?) ein Massenmörder war. Es geht um die Trennung von Inhalten von der Person. Ich kann eine Person als Ganzes auf Grund von für mich unverzeihlichen Vergehen ablehnen, und trotzdem Meinungen von dieser Person zu bestimmten Themen teilen, wenn ich sie zufällig richtig finde. .

waden 22.03.2023 14:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702698)
waden, ich habe Deine Argumente mit Interesse gelesen. Aber bei der obigen Formulierung geht dann bei mir doch eine kleine rote Lampe an.

Wenn ich in einer Debatte einen Querdenker von einem Geradeausdenker unterscheiden möchte, stellen sich mir zwei entscheidende Fragen:
1. Diskutiert mein Gegenüber sachlich auf der Basis von Tatsachen, oder hat er/sie sich in ein Wahnsystem verabschiedet, das ihn für eine sachliche Diskussion unerreichbar macht?

2. Geht es ihm oder ihr tatsächlich um Corona, oder ist das nur ein Mittel, um die Regierung zu diskreditieren – zum Beispiel, weil er/sie sich während der Flüchtlingskrise in eine Fundamentalopposition zum Staat begeben hat? Solche Leute sind dann konsequent gegen alles, was vom Staat kommt, also Papiermasken, Kontaktbeschränkungen, E-Mobilität, Wärmepumpen, Atomausstieg.
Mit der zitierten Formulierung punktest Du für meinen Geschmack ein wenig bei Frage 1. Die deutsche Corona-Politik war nicht von Panik gesteuert. Sondern es wurde eine Person zum Gesundheitsminister ernannt, der sich sehr stark an wissenschaftlichen Studien orientiert. In der Rückschau wurden auch Fehler gemacht, aber der Grund dafür war nicht Panik. Panik ist eine kopflose Angst. Davon kann überhaupt keine Rede sein.

Alles andere, was Du auf den letzten Seiten geschrieben hast, kann ich gut nachvollziehen, auch wenn ich manche Details anders wahrgenommen habe.

Ich verstehe, dass der Begriff panikgesteuerte Politik unglücklich und auch unzutreffend ist. Da habe ich mich übertrieben und falsch ausgedrückt. Man hat allerdings willentlich mit der Angst hantiert, um Menschen zum vernünftigen Handlen zu bringen. Das hat mir sehr missfallen.
Beispielsweise erklärte man den Kindern, dass sie für den Tod ihrer Großeltern verantwortlich seien, wenn sie nicht wie geboten handeln. Das fand ich schäbig. Und diese Art von Argumentation findet man beim Mahner Lauterbach besonders häufig. Er deutete Daten nahezu immer im Sinne von worstcase-Szenarien und verwendete dafür auch wiederholt preprint-Ergebnisse, die eigentlich noch nicht als wissenschaftliche Ergebnisse betrachtet werden konnten. Sein Umgang mit den wissenschaftlichen Fakten ist insofern nicht wissenschaftlich. Er hat uns ja immer noch mit der Warnung vor weiteren schlimmen Wellen, dem Sterben der 45-50Jährigen etc konfrontiert, als in anderen Ländern schon eine ganz anderer Umgang mit wissenschaftlichen Fakten praktiziert wurde. Ich habe deshalb massive Probleme, auf seine Expertise zu vertrauen. Seine persönliche Angst vor Salz ist ja auch von einer einseitigen Interpretation wissenschaftlicher Ergebnisse geprägt.

Schwarzfahrer 22.03.2023 14:21

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702751)
Wissenschaft ist vernetzt und umfasst einen sehr aufwändigen Prozess, bis Fakten als solche anerkannt werden. Man vertraut diesem Prozess und nicht einer einzelnen Person.

Teil dieses Prozesses sind aber immer auch die "wissenschaftlichen Außenseiter", bis ihre Hypothesen entweder belegt oder widerlegt sind. Nicht Teil der Fakten sind alle Meinungen und Schlussfolgerungen, die jeder Einzelne (ob Wissenschaftler oder nicht) aus den belegten Fakten und Hypothesen ableitet. Diese Differenzierung ist essentiell.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702751)
Als Laie hat man keine Ahnung, so einfach ist das.

Das halte ich für falsch, bzw. ein mittelalterliches Menschenbild, in dem wenige "Auserwählte" das Wissen bewahren (was damals die Klöster waren, soll heute "die Wissenschaft" sein?), und den Rest der Menschheit leiten. Ich finde in der heutigen Zeit mit einer breiten Grundbildung der Menschen die eher passende Einstellung im Sinne von: (such' Dir eine Variante aus).
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1702751)
Tue ich das denn? Meiner Meinung nach bearbeitest Du hier einen Strohmann.

Deine dichotome Sicht auf Debatten hat eben dies suggeriert, auch Dein wiederholter Hinweis, daß bestimmte Wortwahl auch von Querdenkern benutzt wird suggeriert das Gleiche: Kategorisierung geht vor Inhalt. Wenn das nicht so ist, dann kannst Du die Hinweise, welche Worte von Dir nicht genehmen Menschengruppen benutzt werden, in der Diskussion auch weglassen.

Klugschnacker 22.03.2023 18:20

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702759)
Teil dieses Prozesses sind aber immer auch die "wissenschaftlichen Außenseiter", bis ihre Hypothesen entweder belegt oder widerlegt sind.

Querdenker steuern dem wissenschaftlichen Erkenntnisprozess keine Hypothesen bei. Eine wissenschaftliche Hypothese ist etwas anderes als ein spontaner Einfall meiner Nachbarin.

Wissenschaft in der Medizin und in den Naturwissenschaften findet heute ganz überwiegend in Arbeitsgruppen statt. Nicht im stillen Kämmerlein von Einzelkämpfern. Sie erfordert viel Organisation und eine jahrelange Spezialisierung, bis man überhaupt so etwas wie eine Hypothese formulieren kann.

Nach dem Formulieren einer Hypothese braucht man beispielsweise in der Medizin Tierversuche und später tausende freiwillige Probanden, Ärzte, Labore, Krankenhäuser. Etliche vielversprechende Hypothesen gehen hier baden.

Die Vorstellung, ein hauptberuflicher Berufsschullehrer oder Steuerberater könnte dieses komplexe System mit pfiffigen Ideen befruchten, ist komplett abwegig.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1702759)
Das halte ich für falsch, bzw. ein mittelalterliches Menschenbild, in dem wenige "Auserwählte" das Wissen bewahren (was damals die Klöster waren, soll heute "die Wissenschaft" sein?), und den Rest der Menschheit leiten. Ich finde in der heutigen Zeit mit einer breiten Grundbildung der Menschen die eher passende Einstellung im Sinne von...

Da haben wir wieder eine religiöse Metapher. Wissenschaftler "bewahren" kein Wissen, sondern sie veröffentlichen es und setzen es bewusst der allgemeinen Kritik aus.

Zur Grundbildung: Welche Grundbildung hätten wir beide denn auf dem Felde der Virologie, der Epidemiologie, der Immunologie, der Pharmakologie, der Klimatologie, der Ozeanographie, der Atmosphärenphysik und so weiter? Mehr oder weniger Null.

Welche Kompetenz oder "Grundbildung" hat die Redaktion der Bildzeitung, um international anerkannte Experten auf deren Fachgebiet runterzumachen? Das ist wirklich lächerlich.

Zu Deiner Behauptung, es sei mittelalterlich, wenn die paar Wissenschaftler den Rest der Menschen leiten wollten: Das ist ein Strohmann, auf den ich nicht weiter eingehe.

Klugschnacker 22.03.2023 18:34

Zitat:

Zitat von waden (Beitrag 1702758)
[Lauterbach] deutete Daten nahezu immer im Sinne von worstcase-Szenarien und verwendete dafür auch wiederholt preprint-Ergebnisse, die eigentlich noch nicht als wissenschaftliche Ergebnisse betrachtet werden konnten. Sein Umgang mit den wissenschaftlichen Fakten ist insofern nicht wissenschaftlich.

Ich fürchte, ich kann Dir hier nicht zustimmen.

Sich am worst-case-Szenario einer wissenschaftlichen Arbeit zu orientieren, ist nicht unwissenschaftlich – sofern Deine Behauptung überhaupt zutrifft (was ich nicht beurteilen kann).
:Blumen:


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