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schnodo 28.09.2020 21:11

Zitat:

Zitat von TakeItEasy (Beitrag 1555142)
Ich könnte mir auch vorstellen, dass man den Armzug (die Streckphase) nicht ganz durchzieht, weil es doch auf den Trizeps geht. Könnte das auch bei Dir hier zutreffen? Könnte das den Unterschied ausmachen?

Genau das ist der Punkt. Die zusätzliche Anstrengung – eher mental empfunden – zahlt sich aber gerade in der schnellsten Phase der Armbewegung aus; deswegen ist es sträflich, den Druck zu früh wegzunehmen.

Zitat:

Zitat von TakeItEasy (Beitrag 1555142)
Da bist hier im Bild schnell unterwegs, wie Du selbst sagst und wolltest evtl. die Zugfrequenz hochhalten - dann spart man vornehmlich an der Streck/Drückphase (und vllt. ist auch bereits der Trizeps ermüdet).

Ich habe mich tatsächlich auf beiden Bildern mehr auf langen Zug als auf hohe Zugfrequenz konzentriert. Der überlagerte Teil mit dem verkürzten Zug gehört zur ersten Aufnahme morgens. Da war ich noch ausgeruht, habe aber nicht besonders auf den Abdruck geachtet. Das überlagerte Bild mit dem längeren Arm war abends, da war ich schon ziemlich durch, habe mich aber eine Bahn lang nochmal darauf besonnen, den Zugweg möglichst komplett zu nutzen, also besonders im hinteren Teil das Wasser zu werfen.

Aus meiner Sicht ist der Aufwand nicht größer als beim bewussten sauberen Anstellen. Man muss es wollen und üben und dann geht es auch irgendwann. Die Muskulatur passt sich mit der Zeit schon in geeigneter Weise an.

Zitat:

Zitat von TakeItEasy (Beitrag 1555142)
Viel Spaß weiterhin beim Schwimmen und der Analyse :)

Den habe ich. Vielen Dank! :Blumen:

schnodo 29.09.2020 17:54

schnodo geht mal wieder ein Licht auf
 
Ich war wieder üben und habe, so meine ich, einen zentralen Punkt aus Sheila Taorminas Darstellung der Kraulmechanik besser verstanden. Es geht mal erneut um die "oarlocks", übersetzt "Rudergabeln":
Zitat:

In studying minute details of the stroke in action, I noted that some athletes employed very good mechanics but failed to effectively transfer momentum to the core. Their speed did not match their mechanics; they were slower than they should have been. This led me to the discovery of a key detail in the stroke that has never been addressed in our sport. I term it oarlocks and here’s why it matters: unstable oarlocks diminish the effect of great mechanics. Stable oarlocks, on the other hand, reward the swimmer by maximally converting propulsive power from the limbs to the body’s movement forward. In this new edition, you will learn where the oarlocks are on a swimmer and how to stabilize them. I’m extremely excited to share this crucial information with readers.

Der Kernpunkt ist, dass die Schulter von der Streckung bis zum Ende der Druckphase an den Kiefer gepresst wird und derart stabilisiert die Kraftübertragung vom Rumpf zu den Armen ermöglicht.


Bildinhalt: Rudergabeln aus "Kraulschwimmen: Armbewegung. Komplett."

Auslöser war, dass ich beim Swim Camp auch das Feedback bekommen hatte, dass die Anstellphase auf der rechten Seite deutlich schlechter ist als links und dass ich rechts den Zug zu weit außen führe. Das war mir nicht neu, aber auf jeden Fall ein Appell, vermehrt darauf zu achten.

Ich habe mit dem für mich deutlichsten Unterschied angefangen: Auf der rechten Seite neige ich dazu, die Schulter wandern zu lassen, vom Kopf weg. Ich habe mich also speziell darauf konzentriert, die Verbindung beizubehalten. Dabei habe ich zwei Dinge bemerkt:
  • Durch die fixierte Schulter wird die Breite des Anstellens natürlich begrenzt, d.h. der Arm geht nicht mehr als die gewünschten ein bis zwei Handbreit nach außen.
  • Es wird leichter, den Arm kontrolliert unter den Körper zu führen. Dadurch, dass die Schulter fixiert ist, wird das Ziehen außerhalb der Schulterlinie zu einer gefühlt sehr unnatürlich Bewegung und der bessere Pfad drängt sich von selbst auf.

Mir war vorher nicht klar, dass die Konzentration auf "oarlocks" auch diese Vorteile hat.

Ergänzend habe ich mich noch Brenton Ford inspirieren lassen, der gerade ein Video auf YouTube gestellt hat, in dem er berichtet wie er bei sich selbst eine Zugkorrektur vorgenommen hat. Zufälligerweise sind seine Zugdefekte denen ähnlich, mit welchen ich zu kämpfen habe: How I Stopped My Arm From Dropping When I Breathe


Bildinhalt: Brenton Ford lässt den Arm absinken

runningmaus 01.10.2020 09:43

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1551767)
Da wird sich keiner wundern, weil bis dahin hoffentlich alle meine YouTube-Kurse Schönschwimmen ist keine Hexerei, Anmut im Wasser und Eleganz in der Fußtechnik durchlaufen haben und wissen, welche Prioritäten ich setze. :Cheese:

Warum nur habe ich so selten hier mitgelesen.... ?
So schöne Ideen über das Schwimmen .... :Liebe:

Zitat:

Zitat von Karhu (Beitrag 1552118)
Übung macht den Meister - war schon immer so :-) . Schwimm doch mal im Freiwasser 50 - 100 Züge mit geschlossenen Augen und fühle in Dich hinein ;-)

Alternativ: Schwimme in der geleinten Bahn, wenn Du sie mal für Dich alleine hast, mit geschlossenen Augen geradeaus.... Mit viel Gefühl lang ich dann erst nach 41 Zügen in die Leine :)
(Nach ca. 48 Zügen wäre eh Schluss gewesen)
OK, es gibt auch Tage, da bin ich nach kaum 6 Zügen drin... *hihihi*

keep-swimming! :Huhu:

schnodo 01.10.2020 14:34

Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1555591)
Warum nur habe ich so selten hier mitgelesen.... ?
So schöne Ideen über das Schwimmen .... :Liebe:

Danke schön! :Blumen:
Erwarte aber bitte nicht, dass diese – vermutlich epochalen – Werke in nächster Zukunft auf YouTube auftauchen. :Cheese:

Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1555591)
Alternativ: Schwimme in der geleinten Bahn, wenn Du sie mal für Dich alleine hast, mit geschlossenen Augen geradeaus.... Mit viel Gefühl lang ich dann erst nach 41 Zügen in die Leine :)

Respekt! Das würde ich nicht schaffen. Aber das Leinen-Experiment verkneife ich mir, weil die Wellenbrecher-Leinen fies weh tun, wenn man reinlangt. Ich schaue dann schon immer, ob was blutet oder gebrochen ist, wenn mir das aus Versehen passiert. :Maso:

runningmaus 01.10.2020 15:19

Das geniale beim Schwimmen ist für mich oft, daß auch mentale Vorbereitung weiterhilft.
Ernsthaft:
Es gibt eine spannende Studie, die diesen Effekt zeigt.
Bei der Untersuchung wurden Basketballspieler zufällig in 3 Gruppen aufgeteilt.
Gruppe A trainiert täglich 20 min das Körbewerfen mit einem Basketball.
Gruppe B ist die Kontrollgruppe und trainiert überhaupt nicht.
Gruppe C trainiert nur mental, also visualisiert täglich 20 min den perfekten Wurf, ohne einen Basketball auch nur anzufassen.

Nach 4 Wochen kam es zu folgendem Ergebnis:
Gruppe A verbesserte ihre Leistungen um 24 %.
Gruppe B verbesserte sich erwartungsgemäß nicht signifikant.
Gruppe C verbesserte sich unglaublicherweise um 23 %, zeigte also fast genau dieselbe Verbesserung wie Gruppe A.

Es gibt aber auch Tage, da schwimm ich einfach - ohne den Mentalen Kram vorher -
und es tut trotzdem eigentlich immer gut :)

:Huhu: wir lesen uns! .... Mach Dir keine Sorgen, wenn Du halt jetzt doch kein You Tube Star wirst ;)

schnodo 01.10.2020 16:55

Der geheimnisvolle Dr. Blaslotto und seine Studie
 
Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1555679)
Das geniale beim Schwimmen ist für mich oft, daß auch mentale Vorbereitung weiterhilft.

Das sehe ich auch so. :)

Ob aber die Studienlage tatsächlich hergibt, dass man durch rein imaginäre Übung besser wird, davon bin ich nicht überzeugt. Die von Dir erwähnte Studie sehe ich nicht zum ersten mal angeführt, aber immer ohne Verweis auf eine Quelle. Gerade vor Kurzem hatte es jemand davon, ich kann mir aber nicht erinnern bei welcher Gelegenheit.

Ich habe nun tatsächlich mal danach gesucht. Eine Studie mit den zitierten Angaben wird tatsächlich immer nur anekdotisch erwähnt – "Here’s a study conducted by Dr. Blaslotto at the University of Chicago in 1996 on visualization." – gefolgt von der bekannten Auflistung. Und auf StackExchange findet sich folgender Eintrag: Is visualisation almost as effective as practice?

Zitat:

Peculiarly for a world-class powerlifter or a researcher, there seems to be no mention of a Dr Blaslotto on Google except in this story. There are no results for Judd Blaslotto or Dr. Blaslotto on Google Scholar. It does appear that Dr Blaslotto and his study are about as real as the hoops that his second group dunked.
Es gibt aber natürlich echte Studien zu dem Thema. Eine davon im Rahmen einer Masterarbeit aus dem Jahre 1989 – The Effects of Mental Imagery on Free Throw Performance (PDF) – wo eine conclusion lautet:
Zitat:

(1) When compared to a control group, the mental imagery group did not significantly improve performance.
"Not significantly" bedeutet konkret ca. 11 % Verbesserung gegenüber ca. 22 % (physical practice) und 25 % (physical and mental practice), wenn ich es richtig überblicke.

In eine ähnliche Richtung scheinen auch die Zahlen in anderen, etwas aktuelleren Studien zu gehen. Ich fürchte, wir haben es leider bei den 23 % mit einem Fall von "zu schön, um wahr zu sein" zu tun. :)

Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1555679)
Mach Dir keine Sorgen, wenn Du halt jetzt doch kein You Tube Star wirst ;)

Das sowieso nicht, da muss ich mich schon nicht mit den ganzen Hatern rumschlagen. :Cheese:

runningmaus 05.10.2020 09:42

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1555700)
Das sehe ich auch so. :)

Ob aber die Studienlage tatsächlich hergibt, dass man durch rein imaginäre Übung besser wird, davon bin ich nicht überzeugt. Die von Dir erwähnte Studie sehe ich nicht zum ersten mal angeführt, aber immer ohne Verweis auf eine Quelle....

hier bei mir steht als Quelle
Richardson, A. (1967)
Mental practice: a review and discussion part I Research Quarterly. American Association for Health, Physical Education and Recreation, 38(1), 95-107

und die Quelle ist genannt im Buch Wohlfühlgewicht von Dr. Mareike Awe

_________
:Huhu:

PS: eben war ich an der Treppe, und habe die Beinschlag Übung aus dem anderen Thread gemacht. Mal sehen, ob ich Dienstag Abend beim Schwimmen das "Peitschen" spüren kann

schnodo 05.10.2020 10:24

Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1556265)
hier bei mir steht als Quelle
Richardson, A. (1967)
Mental practice: a review and discussion part I Research Quarterly. American Association for Health, Physical Education and Recreation, 38(1), 95-107

und die Quelle ist genannt im Buch Wohlfühlgewicht von Dr. Mareike Awe

Danke schön fürs Raussuchen! :Blumen:
Leider finde ich dazu nur Abstracts und nicht den kompletten Text. Naja, dann sagen wir mal, dass für den Moment die Studienlage zu reinem Mentaltraining inconclusive ist. :)

Zitat:

Zitat von runningmaus (Beitrag 1556265)
PS: eben war ich an der Treppe, und habe die Beinschlag Übung aus dem anderen Thread gemacht. Mal sehen, ob ich Dienstag Abend beim Schwimmen das "Peitschen" spüren kann

Da bin ich sehr gespannt! Hattest Du den Eindruck, dass sich die Bewegung produktiv anfühlt und den Zweck erfüllen könnte?


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