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-   -   Pillenkick - Fußball und Schmerzmittelmissbrauch (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=48284)

JENS-KLEVE 09.06.2020 07:56

Pillenkick - Fußball und Schmerzmittelmissbrauch
 
Profis und Amateure erklären, warum sie häufig Schmerztabletten nehmen. Ein Bundesliga-Arzt sagt, dies sei eigentlich Doping. Der DFB-Präsident kündigt Konsequenzen an. Eine Recherche der ARD-Dopingredaktion und von "Correctiv".

https://www.sportschau.de/index.html

Wie wird nun Doping definiert?

Im Bericht: Thomas Fröhlich , Hoffenheim
„Jede unnatürliche Leistungssteigerung ist Doping.“

Hier im Forum musste ich auch lesen „Verstoß gegen die Listen, wenn man Wettkämpfe bestreitet“

Nobodyknows 09.06.2020 08:13

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1536920)
...Eine Recherche der ARD-Dopingredaktion und von "Correctiv".

https://www.sportschau.de/index.html

Wie wird nun Doping definiert?

Im von Dir verlinkten Beitrag ab 1:17: "Jede unnatürliche Leistungssteigerung ist Doping".

Ich finde diese Definition nicht unsympathisch.

Gruß
N. :Huhu:

Trimichi 09.06.2020 08:54

Danke schön an die TE für die Eröffnung dieses Fadens.

Ich würde die Definition etwas anschränken.

Man denke an Robert Enke. Auch Psychopharmaka können Leistungen steigern. Insofern, dass zum Beispiel Depressionen behandelt werden können mit Medikamenten und dann die Leistung gesteigert werden kann. Fussball ist kein Einzelsport, glaube aber auch, z.B: vgl. Zitate von Lukas Podolski "Burst raus" oder "Rücken gerade", dass Fussball auch eine mentale Sache ist und Spiele im Kopf entschieden werden. Dürfen Fussballer Psychopharmaka nehmen dürfen? Ich denke ja. Wäre das dann Mentaldoping? Gute Frage?

Ich kenne zum Beispiel einen Profi (Psychologe), der mit den Spielern eines BL-Clubs arbeitet, erfolgreich übrigens, was ich beurteilen kann, da ich an einem seiner workshops teilgenommen habe. Lieber ohne Tabletten, ist besser, klaro, allerdings sollte man die Folgen für einen Verein wegen der Volkskrankheit Depression, von der auch Spieler im Allgemeinen betroffen sein können, speziell im Beispiel ein Torwart, nicht unterschätzen.

Im Gedenken an Robert Enke formuliert. :Weinen:
R.I.P.

Gruß,
M.:Blumen:

Estebban 09.06.2020 09:12

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1536933)
Danke schön an die TE für die Eröffnung dieses Fadens.

Ich würde die Definition etwas anschränken.

Man denke an Robert Enke. Auch Psychopharmaka können Leistungen steigern. Insofern, dass zum Beispiel Depressionen behandelt werden können mit Medikamenten und dann die Leistung gesteigert werden kann. Fussball ist kein Einzelsport, glaube aber auch, z.B: vgl. Zitate von Lukas Podolski "Burst raus" oder "Rücken gerade", dass Fussball auch eine mentale Sache ist und Spiele im Kopf entschieden werden. Dürfen Fussballer Psychopharmaka nehmen dürfen? Ich denke ja. Wäre das dann Mentaldoping? Gute Frage?

Ich kenne zum Beispiel einen Profi (Psychologe), der mit den Spielern eines BL-Clubs arbeitet, erfolgreich übrigens, was ich beurteilen kann, da ich an einem seiner workshops teilgenommen habe. Lieber ohne Tabletten, ist besser, klaro, allerdings sollte man die Folgen für einen Verein wegen der Volkskrankheit Depression, von der auch Spieler im Allgemeinen betroffen sein können, speziell im Beispiel ein Torwart, nicht unterschätzen.

Im Gedenken an Robert Enke formuliert. :Weinen:
R.I.P.

Gruß,
M.:Blumen:


Wow, das ist ein harter / schwieriger Punkt. Der würde vielleicht sogar einen eigenen Thread verdienen, um hier nicht unter zu gehen.
Als jemand, der selber (ohne Medikamente) in psychologischer Betreuung war, finde ich den Punkt extrem spannend.
Ein Gedankenspiel:
Prinzipiell kann ich schon den Gedanken an "mentales Doping" nachvollziehen. Aber:
Wenn jemand an starken Depressionen (evtl eben auch mit suizidalen Gedanken) leidet und man psychopharmaka verbieten würde / bzw er dann nicht spielen dürfte, dann kann man nur hoffen, dass er ein extrem starkes Umfeld hat, welches Ihn davon abhält zu sagen "ich schaffe es auch ohne Medikamente und spiele" und dann haben wir evtl das nächste Ereignis wie bei Enke. Die andere Möglichkeit ist eben der "Deisler"-Moment, dass man an die Öffentlichkeit geht und sich in der Blüte seiner Karriere komplett zurück zieht.
Das ganze unter Sondergenehmigungen laufen zu lassen finde ich auch schwer - Hier müsste der Spieler sich aktiv an die Liga wenden und sich auf eine Liste setzen lassen. Das führt zur Angst eines Stigmas - Wer kann diese Liste sehen? Gibt es die Chance auf ein Leak? Kann der Nationaltrainer drauf zugreifen?

Spannendes Thema, hier aber vllt etwas OT? Danke für den Denkanstoss Michi!

JENS-KLEVE 09.06.2020 09:19

Zitat:

Zitat von Estebban (Beitrag 1536941)
Wow, das ist ein harter / schwieriger Punkt. Der würde vielleicht sogar einen eigenen Thread verdienen, um hier nicht unter zu gehen.
Als jemand, der selber (ohne Medikamente) in psychologischer Betreuung war, finde ich den Punkt extrem spannend.
Ein Gedankenspiel:
Prinzipiell kann ich schon den Gedanken an "mentales Doping" nachvollziehen. Aber:
Wenn jemand an starken Depressionen (evtl eben auch mit suizidalen Gedanken) leidet und man psychopharmaka verbieten würde / bzw er dann nicht spielen dürfte, dann kann man nur hoffen, dass er ein extrem starkes Umfeld hat, welches Ihn davon abhält zu sagen "ich schaffe es auch ohne Medikamente und spiele" und dann haben wir evtl das nächste Ereignis wie bei Enke. Die andere Möglichkeit ist eben der "Deisler"-Moment, dass man an die Öffentlichkeit geht und sich in der Blüte seiner Karriere komplett zurück zieht.
Das ganze unter Sondergenehmigungen laufen zu lassen finde ich auch schwer - Hier müsste der Spieler sich aktiv an die Liga wenden und sich auf eine Liste setzen lassen. Das führt zur Angst eines Stigmas - Wer kann diese Liste sehen? Gibt es die Chance auf ein Leak? Kann der Nationaltrainer drauf zugreifen?

Spannendes Thema, hier aber vllt etwas OT? Danke für den Denkanstoss Michi!

Spannendes Thema, aber ich glaube, der Markt für Psychopharmaka läuft geordnet auf Rezept in Apotheken ab. IBU usw. kann ich in Holland im Supermarkt kaufen und auch bei uns kann man die massenweise in Apotheken erwerben.

MatthiasR 09.06.2020 09:34

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1536923)
Im von Dir verlinkten Beitrag ab 1:17: "Jede unnatürliche Leistungssteigerung ist Doping".

Ich finde diese Definition nicht unsympathisch.

Ohne eine Definition, was "unnatürlich" ist, ist das aber völlig unbrauchbar.

Gruß Matthias

Nobodyknows 09.06.2020 09:47

Zitat:

Zitat von MatthiasR (Beitrag 1536954)
Ohne eine Definition, was "unnatürlich" ist, ist das aber völlig unbrauchbar.

Gruß Matthias

Die rechtliche Definition was Doping ist wird ja mittlerweile feststehen. Oder?

Was dann für den einzelnen Doping ist kann vielfältig defniert werden. "Unnatürlich" könn(t)en z. B. einzunehmende oder zu spritzende Mittel aus der Apotheke sein, die für die Linderung von Beschwerden und Krankheiten entwickelt wurden und gemäß Beipackzettel nicht dafür vorgesehen sind, vorbeugend vor sportlicher Betätigung zur erleichterten Durchführung des Sports konsumiert zu werden.

Aber natürlich bin ich nicht so weltfremd um von den "Ibus" und ;) "Diclos" vor z. B. Breitensport-Laufwettbewerben nichts mitzubekommen. Aber es geht ja um Fußball.

Sport frei!
N. :Huhu:

abc1971 09.06.2020 11:35

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es aktuelle und früher professionelle Handballer: Da gilt ähnliches und die Schüssel IBU geht gerne vor dem Spiel in der Kabine rum.

Was den Fussball anbetrifft ist das Thema "ein alter Hut" spätestens nach der Klasnic-Klage. Warum das nun wieder rausgekramt wird, muss man die ARD-Sportredaktion fragen.

Ein Toni Martin hat zum Einsatz von Schmerzmitteln, vor dem Zeitfahren, übrigens auch schon interessante Aussagen getroffen.

Was ich damit sagen will: Das Problem ist sporartenübergreifend latent vorhanden.

Die Bewertung des Themas hat für mich mehrere Aspekte, aber grds. gilt für mich, dass nicht alles was nach den Regeln erlaubt ist, gleichzeitig auch moralisch einwandfrei ist.

Im übrigen kann der Fussball machen was er will. Die politisch Verantwortlichen juckt das nicht bzw. mit DFL, DFB, FIFA oder UEFA legt sich niemand an, der seine politische Karriere beenden will.

Foxtrott_Mike 09.06.2020 12:06

Fußball wurde bei den Doping-Diskussionen der vergangenen Jahre oft außen vor gelassen. Ich kann mich an ein Interview mit einem Vereinsfunktionär in einer Zeitung erinnern, der vor ca. 10 Jahren noch meinte, das sich Doping im Fußball nicht lohnen würde. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wer der Funktionär war, aber die Aussage ist mir im Gedächtnis geblieben, weil ich sie bis heute total unsinnig finde.

Auch die Kontrollen im Fußball sind im Vergleich etwa zur Leichtathletik deutlich lockerer.
Zwar werden Doping-Kontrollen bei internationalen Turnieren regelhaft vorgenommen, aber beispielsweise wird laut einem Bericht der "Augsburger Allgemeinen" nur ein Drittel der Bundesligaspiele beprobt. Im Jahr 2016 gab es durch die NADA 2145 Proben. Das führt dazu, dass einige Profis über Jahre hinweg teilweise überhaupt nicht beprobt wurden.

(Quelle:https://www.augsburger-allgemeine.de...d43941526.html)

Das Schmerzen einer Verletzung aktiv gelindert werden, manchmal sogar nur durch gezielte Schmerzmittelanwendung ein Einsatz des Spielers möglich ist, der andernfalls eine muskuläre Verletzung / Bänderverletzung noch einige Tage auskurieren müsste, wird häufig mehr oder minder offen kommuniziert. Das ist der Punkt, der für mich persönlich mindestens an Doping grenzt und mich auch ärgert, weil hier mit der Gesundheit des Spielers nahezu sorglos umgegangen wird.

Inwiefern Psychopharmaka Doping sind oder nicht möchte ich nicht bewerten, da ich dazu einfach keine Fakten in den Austausch einbringen kann.

FinP 09.06.2020 12:12

Oliver Kahn hat sich damals als TV-Experte ins Fernsehen gestellt und während der WM-Übertragung 2014 davon schwadroniert, dass in den Spritzen nur Homöopathika seien... :Lachanfall:

Decke Pitter 09.06.2020 15:39

Zitat:

Zitat von Foxtrott_Mike (Beitrag 1537012)
...Doping im Fußball...

Davon hat Harald "Toni" Schumacher bereits in seinem Buch vor ca. 30 Jahren berichtet. Zur Belohnung wurde er vom seinem Verein, dem 1. FC Köln, entlassen.

Der FC - spürbar anders. Damals wie heute.

Hafu 10.06.2020 17:36

Zitat:

Zitat von abc1971 (Beitrag 1537007)
...
Was den Fussball anbetrifft ist das Thema "ein alter Hut" spätestens nach der Klasnic-Klage. Warum das nun wieder rausgekramt wird, muss man die ARD-Sportredaktion fragen.
...

Der Gedanke kam mir auch. Vermutlich Corona-Loch und Fehlen echter aktueller Dopingfälle.

Evt. dürfte der Bericht auch damit zusammenhängen, dass Hajo Seppelt (den ich wegen seiner akribischen recherchen durchaus sehr schätze) seit zwei bis drei Jahren mit einer Produktionsfirma außerhalb der ARD (die aber durchaus Aufträge von der Ard bekommt) eng verwoben ist und die natürlich auch leben müssen und wirtschaftlich darauf angewiesen sind, einen gewissen Output zu liefern.

Fußball (und der Umgang mit Medikamenten dort) ist da bei Recherchen ein relativ einfaches Ziel. Ein bisschen Rumstochern, ein paar O-Töne von Beteiligten und schon hat man eine Story.

Den Schmerzmittelmissbrauch im Fußball will ich damit nicht klein reden. Es ist durchaus richtig, ihn zu thematisieren, aber da die WADA eben explizit erlaubte (NSAR wie z.B. Diclo oder Ibuprofen, Aspirin oder auch Paracetamol) und nicht erlaubte Schmerzmittel (z.B. Opiate) unterscheidet, handelt es sich eben auch eindeutig nicht um Doping und es hat auch absolut nichts mit unnatürlicher Leistungssteigerung zu tun, denn Ibu oder Diclofenac steigern keine Leistung.

FinP 10.06.2020 17:43

Der Punkt wurde in der Doku doch gut dargelegt:
Im Profisport war das immer ein offenes Geheimnis - aber dass es so verbreitet im Amateursport ist, ist denen angeblich erst durch ihre „Studie“ bewusst geworden.

Hinzu wird dargelegt, dass die Schmerzmittel nach den Kriterien der WADA eigentlich doch auf die Liste gehören sollten.

JENS-KLEVE 10.06.2020 18:52

Wenn ein Fußballspieler aufgrund seiner Verletzungen nur noch humpeln kann, dann müsste der eigentlich pausieren, ausheilen, schonen...
Nimmt er dann schmerztabletten um richtig trainieren und Wettkämpfe bestreiten zu können, dann wirken diese leistungssteigernd. In dem Bericht ging es ja um verletzte Spieler, die mithilfe dieser Ibus plötzlich wieder Leistung zeigen konnten.

FinP 10.06.2020 19:19

Und es ging um präventive Einnahme zur Herbeiführung eines psychologischen Effekts.

Wasserbüffel 10.06.2020 20:52

Der Einsatz im Amateurbereich ist aufgrund von "Gruppenzwang" und Kameradschaft halt besonders hoch. Profis werden bei relevanten Verletzungen in der Regel vom Mannschaftsarzt aus dem Verkehr gezogen (Ausnahme wichtige Spiele). Beim Kreisligakicker wird aus Mangel an Alternativen und oft ohne Diagnose zur IBU, etc. gegriffen.

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1537301)
Wenn ein Fußballspieler aufgrund seiner Verletzungen nur noch humpeln kann, dann müsste der eigentlich pausieren, ausheilen, schonen...
Nimmt er dann schmerztabletten um richtig trainieren und Wettkämpfe bestreiten zu können, dann wirken diese leistungssteigernd. In dem Bericht ging es ja um verletzte Spieler, die mithilfe dieser Ibus plötzlich wieder Leistung zeigen konnten.

Laut deiner Definition können dann ja auch Tapeverbände, Bandagen oder ähnliches Leistungssteigernd sein?

HeinB 11.06.2020 09:50

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1536920)
Wie wird nun Doping definiert?

Doping ist definiert als

a) der Verstoß gegen ein für die jeweilige Sportart und Land geltendes Antidoping-Regelwerk

b) (Selbst)doping im Sinne von §3 AntiDopG:

Zitat:

Es ist verboten,
1.
ein Dopingmittel, das ein in der Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping aufgeführter Stoff ist oder einen solchen enthält, sofern dieser Stoff nach der Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping nicht nur in bestimmten Sportarten verboten ist, oder

2.
eine Dopingmethode, die in der Anlage I des Internationalen Übereinkommens gegen Doping aufgeführt ist,

ohne medizinische Indikation bei sich in der Absicht, sich in einem Wettbewerb des organisierten Sports einen Vorteil zu verschaffen, anzuwenden oder anwenden zu lassen.
Der eigentliche Witz bei der Berichterstattung über "Doping" mit Schmerzmitteln im Fußball ist, dass man über anderes Doping nicht spricht. Dabei ist die Athletik und Ausdauerleistung im Fußball in den letzten Jahrzehnten immer stärker ausgeprägt. Und schon ein Rudi Völler hat öffentlich kund getan, einer seiner Fehler sei es gewesen sich in Italien zu schnell gesund gespritzt haben zu lassen.

captiva 11.06.2020 14:44

kicker (von heute):

Pharmakologe Sörgel über den Einsatz im Sport. Sind Schmerzmittel Doping? "Ganz klar nein"


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