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Schwarzfahrer 04.08.2021 20:35

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1615301)
Dass die Impfungen trotz des beachtlichen Anteils an Impfdurchbrüchen durchaus noch eine hohe Wirksamkeit haben, zeigt sich, wenn man die Inzidenz für geimpfte und ungeimpfte Personen getrennt berechnet: Im Durchschnitt der Kalenderwochen 26 bis 29 kam es in der Altersgruppe ab 60 Jahren zu 0,4 Coronafällen mit Erkrankungssymptomen pro 100.000 Personen. Bei ungeimpften Personen im selben Alter wurden hingegen 3,5 Fälle je 100.000 Menschen bekannt. Ungeimpfte infizierten sich also fast neunmal häufiger.

Selbiges gilt auch für jüngere Menschen. Unter den 18- bis 59-Jährigen waren zuletzt generell deutlich mehr Infektionen zu verzeichnen. Unter den Geimpften beträgt die Inzidenz hier 2,4, unter den Ungeimpften hingegen 13,6.

Zu den absoluten Zahlen: die Impfung reduziert ein an sich schon geringes Risiko deutlich, aber absolut ist das Risiko m.M.n. in beiden Fällen gering. 3,5 Fälle je 100.000 in drei Wochen (oder auch je Woche) ist nicht gerade furchterregend in meinen Augen; immerhin dauert es dann sehr lange, bis alle erkranken (viele Jahre). Das ist m.M.n. kein Risiko, welches eine Einschränkung der ganzen Gesellschaft rechtfertigt, eher ist es ein Fall für die individuelle Beachtung von praktisch umsetzbaren Hygieneregeln im Alltag, wie wir sie schon immer zu Grippezeiten angewendet haben, von mir aus etwas sorgfältiger, wenn man sich gefährdeter sieht.
Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1615305)
Noch ein weiterer Gedanke / Frage dazu, du schreibst ja immer wieder von der individuellen Verantwortung, wie weit würdest du denn da gehen? Welche anderen “Pflichtsysteme” der Gesellschaft den Einzelnen zu schützen siehst du denn noch als Zwang an?

vorab: keines Deiner Beispiele ist ein "Pflichtsystem", das auch nur annähernd so radikal in das tägliche Leben einschneidet bzw. selektiv die Grundrechte einschränkt, wie alles, was aktuell wegen Corona gemacht wird. Trotzdem kann ich Dir gerne meine Meinung zu den einzelnen sagen:
Zitat:

Masern Impfung für Kinder im Kindergarten?
Den Zwang finde ich grenzwertig, kann es aber angesichts der im Verhältnis nicht so seltenen schlimmen Folgen nachvollziehen, daß es stark empfohlen wird.
Zitat:

Alkohol Mindestalter? Rauchen Mindestalter? Verbot von harten Drogen?
Grundsätzlich richtig, da bes. bei Kindern eh die Eltern stark mitverantwortlich für die Kinder sind. Diese Einschränkungen sind alle kein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und verhindern an keiner Stelle die gesellschaftliche Teilnahme. Wobei das generelle Verbot von harten Drogen auch ein Thema ist, wo ich nie sicher bin, ob bei einer Freigabe es tatsächlich mehr Leid gäbe (zumindest weniger Drogenkriminalität). Die Prohibition in den USA hat sich ja auch als Totalflop erwiesen.
Zitat:

Krankenversicherung? (Verteilt das Risiko des Einzelnen auf die Gruppe und die Kosten von Massnahmen derer), Pflege / Vorsorgeversicherungen?
Typische solidarische Versicherungssysteme: jeder zahlt ein, und bekommt bei Bedarf (und nicht davor) die Unterstützung. Wiederum keinerlei Einschränkung der körperlichen Unversehrtheit oder der gesellschaftlichen Teilhabe durch diese Systeme. Bezogen auf Corona: jeder Erkrankte muß ohne Rücksicht auf die Vorgeschichte die medizinische Versorgung vorbehaltlos bekommen.
Zitat:

Reha
nach einer Erkrankung ein natürlicher Teil des o.g. Solidarsystems. "Erholungskuren" sind sehr wohl diskutabel, ob sie aus diesem System berechtigt finanziert werden. (Zweifel gilt für viele Wellness-Präventionsangebote, Homöopathie, u.a.m.)
Zitat:

Alles umbauen und sagen der Einzelne soll sich selbst schützen?
Nein, alle diese Systeme entheben keinen von seiner Eigenverantwortung, sich selbst zu schützen, legen aber auch keinem die Pflicht auf, alle Risiken zu vermeiden. Diese Systeme sind dadurch solidarisch, daß sie nicht differenzieren und für jeden verhaltensunabhängig gleich da sind. Wenn nur die "belohnt" werden, die sich "richtig" verhalten, ist es eben nicht mehr solidarisch, sondern selektiv, ebenso, wenn z.B. besonders hohe Einkommen nicht mehr einzahlen müssen.
Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1615301)
Ich wäre gespannt, die private Krankenversicherung zu sehen die Corona Risiken von jemandem abdeckt, der nicht geimpft werden möchte.

Es ist sicher die Frage der Versicherungsbedingungen. allerdings sind private Krankenversicherungen keine Solidarsysteme, sondern klassische Versicherungen, die auf Risikominimierung aus sind, um Kosten zu sparen. Es wird ja auch keine Hochwassergefahr am Flußufer versichert.

Feanor 04.08.2021 21:24

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1615312)
Diesee Systeme sind dadurch solidarisch, daß sie nicht differenzieren und für jeden verhaltensunabhängig gleich da sind. Wenn nur die "belohnt" werden, die sich "richtig" verhalten, ist es eben nicht mehr solidarisch, sondern selektiv, ebenso, wenn z.B. besonders hohe Einkommen nicht mehr einzahlen müssen.

Richtiges Verhalten (Sport, Rauchenentwöhnung etc.) wird jetzt schon von vielen Krankenkassen belohnt. Und die ersten Vorschläge, dass Geimpfte einen Bonus beim Beitrag bekommen gibt es auch schon.

deralexxx 04.08.2021 21:29

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1615312)

Vielen Dank für die Ausführungen. Das mir zeigt, dass du an Solidarsysteme und deren Sinn siehst. Manche Manch anderer wünschte sich ja eher eine Anarchie herbei, da ist es gut, auch mal Gemeinsamkeiten abzuklopfen.

deralexxx 04.08.2021 21:30

Zitat:

Zitat von Feanor (Beitrag 1615317)
Richtiges Verhalten (Sport, Rauchenentwöhnung etc.) wird jetzt schon von vielen Krankenkassen belohnt. Und die ersten Vorschläge, dass Geimpfte einen Bonus beim Beitrag bekommen gibt es auch schon.

Die aber fairerweise nicht zu dem Ausschluss aus der Versicherung führen, sondern nur in einer indirekten “Einschränkung” da das zur Verfügung stehende Geld pro Monat geschmälert wird und man dadurch weniger Freizeit, Kultur, Hobbies usw. wahrnehmen kann.

merz 04.08.2021 21:41

Jetzt mal realistisch: was soll denn mehr passieren, als das Ungeimpfte ihre Schnelltests selber bezahlen müssen und unter die üblichen, für sie sachlich begründete Regeln im Reiserückkehr und Kontaktfall fallen, die eben anders sind als für Geimpfte/Genesene?
Masken werden uns alle wohl bis weit in 2022 begleiten.
Wo ist denn jetzt der Konflikt?

m.

Schwarzfahrer 04.08.2021 21:43

Zitat:

Zitat von Feanor (Beitrag 1615317)
Richtiges Verhalten (Sport, Rauchenentwöhnung etc.) wird jetzt schon von vielen Krankenkassen belohnt. Und die ersten Vorschläge, dass Geimpfte einen Bonus beim Beitrag bekommen gibt es auch schon.

Meine Meinung zum Bonusprogramm meiner KK ist gespalten. Abgesehen von ständigem Wechsel der Inhalte und Kriterien, werden häufig symbolische, nicht überprüfbare oder für die Gesundheit m.M.n. irrelevante Boni gewährt - ich sehe es als Geldverschwendung, weil die 30 - 150 €, die je nach Jahr rausspringen, sind für die meisten nicht existentiell relevant oder zu irgendwas motivierend, aber in der Summe eine große Ausgabe, die besser eingesetzt werden könnte. (klar, es gibt schlimmeres, z.B. die Ausgaben für Homöopathie sind eine viel größere Verschwendung...)

Schwarzfahrer 04.08.2021 21:51

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1615323)
Jetzt mal realistisch: was soll denn mehr passieren, als das Ungeimpfte ihre Schnelltests selber bezahlen müssen und unter die üblichen, für sie sachlich begründete Regeln im Reiserückkehr und Kontaktfall fallen, die eben anders sind als für Geimpfte/Genesene?
Masken werden uns alle wohl bis weit in 2022 begleiten.
Wo ist denn jetzt der Konflikt?

m.

Jetzt sind wir wieder bei der Legende, daß es eigentlich keine relevanten Einschränkungen gibt. Natürlich, in Nordkorea ist man unfreier, wir sollten uns alle nicht so haben :(.
Wenn man genauer hinschaut: Ich halte es für grundsätzlich problematisch, Grundrechte nach Impfstatus zu vergeben (es ist ein Unterschied, ob jemand wegen nachgewiesener Infektion in Quarantäne kommt, oder auf Grund der bloßen Tatsache, daß er nicht geimpft ist, von bestimmten gesellschaftlichen Orten ausgeschlossen wird - es sollen schließlich ungeimpfte auch teilweise auch mit Test keinen Zutritt bekommen). Die Stigmatisierung der Kinder, die als ungeimpfte in Quarantäne müssen, während die anderen zur Schule gehen dürfen, birgt auch gewaltigen sozialen/psychischen Sprengstoff. Ebenso das zunehmende (hier zumindest) Beschimpfung der Ungeimpften generell. Ärmere Leute werden durch die Zusatzkosten für die Tests praktisch von einem Teil des sozialen Lebens ausgeschlossen, weil sie sich nicht täglich einen Test leisten können. u.v.a.m. Wer das als geringfügige Probleme sieht, ist m.M.n. arrogant und weltfremd.

merz 04.08.2021 22:01

OK, Danke, ich verstehe die Punkte, bekommt man aber nicht anders hin
(Warum habe ich da einen blind spot? Ich kennen faktisch keine Ungeimpften im Pandemie-Nahfeld mehr die Ü18 sind - plus minus die üblichen Lügen, von denen ich nichts weiss.j
m.


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