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aequitas 30.10.2020 18:21

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561800)
Einige (wie viele auch immer, aber aus meiner Sicht jedenfalls zu viele) Corona-Maßnahmen-Geisterfahrer nehmen die gesamte Gesellschaft in Geiselhaft, das empfinde ich schon als persönlich unfair allen gegenüber, die keine Geisterfahrer sind.

Aber so ist es doch mit vielen anderen Gefahren und Risiken in der Gesellschaft doch auch. Es lässt sich nicht alles ausschließen - außer das ist gewünscht, aber das wäre zumindest nicht meine Vorstellung einer freiheitlichen Demokratie, wie wir sie in Deutschland haben. Bei Covid-19 sind deshalb trotzdem bestimmte Regeln und Maßnahmen wichtig. Jedoch rechtfertigt das Risiko nicht jeden Eingriff. Dass Söder bspw. zum Spitzeltum in Bayern aufruft halte ich für eine gesellschaftlich sehr problematische Forderung. Um mittel- und langfristig Compliance sicherzustellen brauchen wir eine ausgeglichene Mischung aus Geboten, Verboten und Freiräumen.

JENS-KLEVE 30.10.2020 18:22

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561763)
Eine Frage dazu: es hieß ja jetzt öfter, daß die Kinder sich warm anziehen sollen, weil ja ständig/häufig gelüftet werden soll in der Schule. (Solche Anordnungen hatte ich auch mal in Rumänien, weil es wochenlang gar keine Heizung gab; gelüftet hat da keiner zusätzlich, aber die 15 - 16-Jährigen wurden von der Klassenlehrerin händisch abgetastet, ob alle die lange Unterhose anhaben ...).

Ist es eigentlich sinnvoll, so extrem zu lüften, daß es im Klassenzimmer dauerhaft kalt wird? Viren sollen sich ja bei Kälte besser halten, darum ist ja der Sommer weniger kritisch, heißt es. Ist es nicht schwierig, die richtige Balance zwischen Luftaustausch (der ja je nach Anordnung der Fenster mal besser, mal schlechter alle Ecken erreicht) und Viren-Boost durch Kälte zu finden? Oder sollte man sagen, jetzt ist Energiesparen egal, wir heizen kräftig gegen die Lüfterei, damit es nicht zu kalt wird?

Ich hocke mit 25 Kindern in einem kleinen Raum, ohne Abstände. Daher lüfte ich permanent mit 3 großen Fenstern komplett geöffnet und offener Tür. Es herrscht also spürbarer Durchzug. Alles wurde rechtzeitig angekündigt, daher hocken da alle mit richtiger Kleidung.

Meiner Ansicht nach bringt das mehr als Händewaschen oder halbherzig angewendete Mundnasenbedeckungen. Meine radikale Haltung findet auch viele Nachahmungen. In den Bestimmungen für NRW steht zwar Stosslüften, aber der nächste Punkt lautet: Querlüften wann immer möglich! Bei mir ist es möglich, also wird immer quergelüftet.

keko# 30.10.2020 18:28

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1561767)
Das macht man doch längst. Alle Pflege- u. Seniorenheime verfügen über ausgefeilte Hygieneschutzkonzepte für Angestellte, Besucher, Bewohner.

Allgemein ist recht gut bekannt, welche Gruppen zu den Risikogruppen gehören: Senioren, Menschen mit Herz- Kreislauferkrankungen, Atemwegs- und Lungenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes, Übergewicht, sicher noch etwas vergessen. Risikogruppe bedeutet, dass im Falle einer Erkrankung deutlich mehr mit einem schweren Verlauf bis Ableben zu rechnen ist. ...

Also wenn dem schon so ist, dann frage ich mich langsam ernsthaft, was wir noch tun können und ob die Maßnahmen überhaupt direkten Einfluss haben können.
Mein lieber Schwager in Florida lebt quasi mit seiner Familie normal weiter ohne Lockdown (der Gouverneur ist ein Freund von Trump) und ich sehe kein exponentielles Wachstum dort.
Immerhin kostet uns der Lockdown-Light im November schlappe 10.000.000.000€.

LidlRacer 30.10.2020 18:35

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1561799)
Mich qualifiziert hinsichtlich Covid-19 nichts.

Das merkt man leider in jedem deiner Beiträge. Es nervt, aber anscheinend ist das deine Absicht.

Zitat:

Diese Schäden können allerdings auch durch andere Virus-Infektionen verursacht werden.
Können sie nicht. Du hast wohl kaum die Studie gelesen.

LidlRacer 30.10.2020 18:44

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1561803)
Ich glaube nach wie vor, dass die Kultur einen wesentlichen Beitrag hat. In Italien, Frankreich, Spanien ist es ganz normal, jede Woche die gesamte Familie inkl. Ur-Oma zu treffen. In Deutschland sind die Familienkontakte viel geringer. Dadurch sind in der ersten Welle in Deutschland weniger ältere Menschen infiziert worden und somit weniger Todesfälle entstanden.

In der 1. Welle hatten wir relativ viele Fälle in oberen Altersklassen und daher eine relativ hohe Todesrate. Insbesondere viele Fälle in schlecht vorbereiteten Heimen.

qbz 30.10.2020 18:50

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561789)
.......
Ich sehe keinen Grund für spezielle Risikogebiete, wenn die vorgeschlagenen Empfehlungen für Risikopersonen konsequent umgesetzt werden (meine Liste waren Beispiele, da geht noch mehr); eine wöchentliche Information über das Auf und Ab des regionalen Geschehens sollte reichen. Behörden schützen niemanden direkt, sie können aber Empfehlungen rausgeben und geeignete Randbedingungen schaffen (Testkapazitäten für Kontaktpersonen, gesteuerte Öffnungszeiten, Maskenversorgung, Recht auf Einzelbüro, u.a.m.) - den Rest hat jede mobile und aktive Risikoperson weitgehend selbst in der Hand. Wäre ich einer davon, hätte ich es gerne so.

Die Folgen einer solchen Umgangsweise mit der Pandemie (alles auf freiwilliger Basis und nur Empfehlungen, keine Meldung an das Gesundheitsamt von Infizierten, keine Kontaktsuche und -benachrichtigung, keine gesetzlichen Quarantäneanordnungen usf.) wären nach Angaben der meisten Epidemiologen und Virologen absolut katastrophal, wirtschaftlich, gesundheitlich, für das Leben der Menschen und für das Land.

Hafu 30.10.2020 18:50

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1561806)
...
Immerhin kostet uns der Lockdown-Light im November schlappe 10.000.000.000€.

Florida hat ein Viertel unserer Einwohnerzahl, wesentlich besseres Wetter als in Deutschland, so dass sich mehr im Freien abspielt als drinnen... und trotzdem 60% mehr Covid-19-Tote als Deutschland.

Also auch ohne (derzeitiges) exponentielles Wachstum kein "role model" für uns. Vor 6 Wochen hatten wir in Deutschland auch kein exponentielles Wachstum, so dass sich die Situation in Florida auch schnell ändern kann, Stichwort Perkolation.

In vielen anderen Bundesstaaten der USA (tendenziell die mit etwas kälterem Klima und interessanterweise viele davon auch Swing States, in denen der Wahlkampf besonders heftig tobt) gehen die Zahlen gerade richtig hoch. Die Entwicklung wird vermutlich auch Florida irgendwann erreichen.

trithos 30.10.2020 18:52

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1561804)
Aber so ist es doch mit vielen anderen Gefahren und Risiken in der Gesellschaft doch auch. Es lässt sich nicht alles ausschließen - außer das ist gewünscht, aber das wäre zumindest nicht meine Vorstellung einer freiheitlichen Demokratie, wie wir sie in Deutschland haben. Bei Covid-19 sind deshalb trotzdem bestimmte Regeln und Maßnahmen wichtig. Jedoch rechtfertigt das Risiko nicht jeden Eingriff. Dass Söder bspw. zum Spitzeltum in Bayern aufruft halte ich für eine gesellschaftlich sehr problematische Forderung. Um mittel- und langfristig Compliance sicherzustellen brauchen wir eine ausgeglichene Mischung aus Geboten, Verboten und Freiräumen.

Ich teile Deine Bedenken und Gedanken grundsätzlich. Ich sehe aber in vielen Corona-Einschränkungen (um es salopp zu formulieren) keine Frage der Menschenrechte, sondern des Hausverstandes. Natürlich soll man die Fragen, die Du ansprichst, diskutieren, und es ist nicht jeder Eingriff gerechtfertigt. Man muss aber auch nicht alles zerreden und zur Grundsatzfrage hoch-jazzen. Aber mir ist natürlich auch klar, dass die Grenze zwischen diesen beiden Zugängen bei jedem anderswo ist. ;)

Wir haben uns beispielsweise gesellschaftlich darauf verständigt, dass wir im Straßenverkehr Rechtsverkehr haben. Da kann man auch dagegen sein, aber trotzdem finden wir wohl alle, dass wir uns dran halten sollten, solange es diese gesellschaftliche Vereinbarung gibt. Ähnlich pragmatisch würde ich auch die meisten Corona-Einschränkungen sehen. Und ich halte es durchaus für angemessen, dass die Corona-Regeln ähnlich wie die Straßenverkehrsordnung auch kontrolliert werden. Und dass gelegentlich auch Privatpersonen jemanden anzeigen … Das soll es ja im Straßenverkehr auch manchmal geben … :)

aequitas 30.10.2020 18:56

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1561807)
Das merkt man leider in jedem deiner Beiträge. Es nervt, aber anscheinend ist das deine Absicht.

Können sie nicht. Du hast wohl kaum die Studie gelesen.

Oh, Herr Professor Dr. Dr. LidlRacer holt zur Aufklärung aus.

Ich traue mir in Hinsicht auf Covid-19 das gleiche Wissen wie du zu. Meine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Auswirkungen und Maßnahmen sind allerdings andere.

Soll das hier jetzt ein Ping-Pong sein? Doch, auch andere Viruserkrankungen können Gehirnschäden zur Folge haben. Auch andere Viruserkrankungen können lägnerfristige Konzentrationsprobleme auslösen. Aber das jetzt zu diskutieren ist sinnlos. In einigen Jahren wissen wir dazu mehr. Aktuell nimmt Covid-19 zurecht viel von unserer Aufmerksamkeit in Anspruch, es handelt sich schließlich um eine grassierende Pandemie. Aber das ist noch kein Grund alles andere zu vergessen und in Panik auszubrechen.

aequitas 30.10.2020 19:02

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561811)
Wir haben uns beispielsweise gesellschaftlich darauf verständigt, dass wir im Straßenverkehr Rechtsverkehr haben. Da kann man auch dagegen sein, aber trotzdem finden wir wohl alle, dass wir uns dran halten sollten, solange es diese gesellschaftliche Vereinbarung gibt. Ähnlich pragmatisch würde ich auch die meisten Corona-Einschränkungen sehen. Und ich halte es durchaus für angemessen, dass die Corona-Regeln ähnlich wie die Straßenverkehrsordnung auch kontrolliert werden. Und dass gelegentlich auch Privatpersonen jemanden anzeigen … Das soll es ja im Straßenverkehr auch gelegentlich geben … :)

Absolut richtig! Das sehe ich auch so. Viele Regeln sind richtig und wichtig. Ich plädiere auch für keinen Libertarismus, sondern hoffe, dass uns unser System in Form einer freiheitlichen Demokratie erhalten bleibt.

Aber es muss eben ein gesellschaftlicher/parlamentarischer Dialog stattfinden. Dazu gehört auch Kritik. D.h. auf der anderen Seite allerdings nicht, dass alles zerredet werden soll. In der Diskussion hier und auch in einigen Teilen der Öffentlichkeit habe ich aber oft das Gefühl, dass eine Diskussion gar nicht erwünscht ist, sondern es eine klar vorgegebene Linie gibt (LidlRacer) und eine Abweichung davon direkt zum Ausschluss bzw. dem Stempel "Coviod" führt. Und das meine ich auch nicht im Sinne "Bla, bla, Meinungsfreiheit", sondern ich meine den Ton, der hier teilweise herrscht. Glücklicherweise gibt es hier auch einige vernünftige Diskutanten - auf allen "Seiten" -, die die Diskussion angenehm machen.

qbz 30.10.2020 19:04

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1561806)
Also wenn dem schon so ist, dann frage ich mich langsam ernsthaft, was wir noch tun können und ob die Maßnahmen überhaupt direkten Einfluss haben können.
Mein lieber Schwager in Florida lebt quasi mit seiner Familie normal weiter ohne Lockdown (der Gouverneur ist ein Freund von Trump) und ich sehe kein exponentielles Wachstum dort.
Immerhin kostet uns der Lockdown-Light im November schlappe 10.000.000.000€.

Schau Dir die Statistik an: Bei 21 Millionen Einwohnen zählt Florida bis heute 16 647 Tote, Deutschland mit 80 Millionen Einwohner 10 305, es starben in Florida ca. 6 mal mehr Menschen als in DE an Covid-19. Es gab in Florida (noch ?) keine 2. Pandemiewelle.

Ps. Gerade gesehen, dass Hafu schon zu Florida geantwortet hat. Sorry für doppeltes Post.

Schwarzfahrer 30.10.2020 19:12

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561800)
Aber ich gestehe, ich nehme es schon persönlich, wenn ich persönlich die Konsequenzen verantwortungslosen Verhaltens anderer tragen muss, obwohl ich und meine Familie sich an die Vorschriften halten.
...
Einige (wie viele auch immer, aber aus meiner Sicht jedenfalls zu viele) Corona-Maßnahmen-Geisterfahrer nehmen die gesamte Gesellschaft in Geiselhaft,

Da sehe ich einen Fehlschluss. Das Fehlverhalten einzelner hat für mich praktisch keine direkten Konsequenzen,da ich mich weitgehend selbst mein Infektionsrisiko (das eh klein ist) senken kann). Ich trage nur die Konsequenzen der politischen Entscheidung, das Fehlverhalten einzelner durch Einschränkung aller zu ahnden. Dies ist für mich eine Art der Sippenhaft oder erzieherische Maßnahme, ohne direkte effektive ursächliche Wirkung auf das Infektionsgeschehen. Zweck dieser Art der Erziehung ist es, die Menschen dazu zu bringen, ihre Mitmenschen zurechtzuweisen, ihre Aufmerksamkeit auf die "Schuldigen" zu lenken, statt auf den, der die Strafe verhängt. Das haben ähnliche Maßnahmen schon zu Schulzeiten bezweckt: wir sollen auf die Klassenkameraden böse sein dafür, was uns der Lehrer als Strafe aufbrummt, weil dieser dann wegen der sozialen Ächtung sich der Gruppe anpassen wird. Diesem Prinzip habe ich mich schon immer verweigert, aber die Mehrheit schien damals wie heute empfänglich dafür zu sein.

Schwarzfahrer 30.10.2020 19:17

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561811)
Wir haben uns beispielsweise gesellschaftlich darauf verständigt, dass wir im Straßenverkehr Rechtsverkehr haben. Da kann man auch dagegen sein, aber trotzdem finden wir wohl alle, dass wir uns dran halten sollten, solange es diese gesellschaftliche Vereinbarung gibt.

Ist für Dich die Einigung auf Rechtsverkehr wirklich die gleiche Art und Relevanz von Einschränkung, wie die weitgehende Begrenzung bis Unterbindung von sozialen und familiären Interaktionen, praktische Berufsverbote, Abschaffen von Freizeit- und Kulturveranstaltungen, Einschränken der Bewegungsfreiheit? Da kann ich Dir nicht folgen, sorry.

dr_big 30.10.2020 19:21

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1561808)
In der 1. Welle hatten wir relativ viele Fälle in oberen Altersklassen und daher eine relativ hohe Todesrate. Insbesondere viele Fälle in schlecht vorbereiteten Heimen.

Da muss ich widersprechen, im Vergleich zu I oder E hatten wir relativ wenig Tote. Wie du sagst waren das bei uns hauptsächlich Altersheime, in der Fläche sind wir aber gerade bei der älteren Bevölkerung gut durchgekommen während in Italien und Spanien ja gerade die Älteren in der Fläche betroffen waren.

LidlRacer 30.10.2020 19:32

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1561819)
Da muss ich widersprechen, im Vergleich zu I oder E hatten wir relativ wenig Tote. Wie du sagst waren das bei uns hauptsächlich Altersheime, in der Fläche sind wir aber gerade bei der älteren Bevölkerung gut durchgekommen während in Italien und Spanien ja gerade die Älteren in der Fläche betroffen waren.

Ich meinte nicht relativ viele Tote im Vgl. zu anderen Ländern sondern im Verhältnis zu unseren Infektionszahlen (ok, da spielt die Dunkelziffer auch noch eine Rolle). Das ist ja nach der Welle sehr viel weniger geworden.

trithos 30.10.2020 19:37

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561818)
Ist für Dich die Einigung auf Rechtsverkehr wirklich die gleiche Art und Relevanz von Einschränkung, wie die weitgehende Begrenzung bis Unterbindung von sozialen und familiären Interaktionen, praktische Berufsverbote, Abschaffen von Freizeit- und Kulturveranstaltungen, Einschränken der Bewegungsfreiheit? Da kann ich Dir nicht folgen, sorry.

Nein, ist es nicht.
Aber ich habe (so meine ich zumindest) auch klar formuliert, wie ich das meine. Ich schrieb: "... Natürlich soll man die Fragen ... diskutieren, und es ist nicht jeder Eingriff gerechtfertigt. Man muss aber auch nicht alles zerreden und zur Grundsatzfrage hoch-jazzen."
Mein Straßenverkehrsbeispiel sollte lediglich illustrieren, was ich mit pragmatischem Zugang meine, und zwar vor allem in Bezug auf "Anzeigen - ja oder nein?". Wieso unterstellst Du mir in Deiner Antwort Aussagen, die ich so nicht gemacht habe, um mich dann für das zu kritisieren, das ich nicht gesagt habe?

Schwarzfahrer 30.10.2020 19:52

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561821)
Wieso unterstellst Du mir in Deiner Antwort Aussagen, die ich so nicht gemacht habe, um mich dann für das zu kritisieren, das ich nicht gesagt habe?

Sorry, wenn ich Dich missverstanden habe. Das Beispiel suggerierte mir eine solche Gleichstellung.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561821)
Aber ich habe (so meine ich zumindest) auch klar formuliert, wie ich das meine. Ich schrieb: "... Natürlich soll man die Fragen ... diskutieren, und es ist nicht jeder Eingriff gerechtfertigt. Man muss aber auch nicht alles zerreden und zur Grundsatzfrage hoch-jazzen."

Gilt sicher für die Einzelpunkte. Aber die Strategie der Regierung(en, auch in anderen Ländern), die ja aus den Einzelmaßnahmen besteht, ist sehr wohl inzwischen eine Grundsatzfrage, das nach Klärung der langfristigen Vorstellungen verlangt, da es um viel mehr geht, als nur um eine Krankheit.

NBer 30.10.2020 19:56

mal ganz nüchtern ein paar zahlen aus der charitee: https://fb.watch/1s6Rt-HS4P/

merz 30.10.2020 20:04

Prof. Ackermann, Leiter Taskforce Schweiz:
„ Das bedeutet leider, dass wir damit rechnen müssen, dass die Kapazitäten in unseren Spitälern überschritten werden.“

https://www.srf.ch/news/schweiz/bund...-nicht-reichen

m.

sabine-g 30.10.2020 20:09

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1561824)
mal ganz nüchtern ein paar zahlen aus der charitee: https://fb.watch/1s6Rt-HS4P/

So sieht’s aus.
Die ganzen Schwachköpfe die sich jetzt beschweren sollten froh sein dass sie nicht selber infiziert sind.
Es wird noch soweit kommen, dass sich die Leute vor dem Krankenhaus prügeln - um den Platz in der Intensivstation.

trithos 30.10.2020 20:09

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561816)
Da sehe ich einen Fehlschluss. Das Fehlverhalten einzelner hat für mich praktisch keine direkten Konsequenzen,da ich mich weitgehend selbst mein Infektionsrisiko (das eh klein ist) senken kann). Ich trage nur die Konsequenzen der politischen Entscheidung, das Fehlverhalten einzelner durch Einschränkung aller zu ahnden. Dies ist für mich eine Art der Sippenhaft oder erzieherische Maßnahme, ohne direkte effektive ursächliche Wirkung auf das Infektionsgeschehen. Zweck dieser Art der Erziehung ist es, die Menschen dazu zu bringen, ihre Mitmenschen zurechtzuweisen, ihre Aufmerksamkeit auf die "Schuldigen" zu lenken, statt auf den, der die Strafe verhängt. Das haben ähnliche Maßnahmen schon zu Schulzeiten bezweckt: wir sollen auf die Klassenkameraden böse sein dafür, was uns der Lehrer als Strafe aufbrummt, weil dieser dann wegen der sozialen Ächtung sich der Gruppe anpassen wird. Diesem Prinzip habe ich mich schon immer verweigert, aber die Mehrheit schien damals wie heute empfänglich dafür zu sein.

Mir geht es weniger um das Infektionsrisiko. Und es geht mir schon gar nicht um die Erziehung anderer Menschen (außer meiner Kinder :Lachen2: ) . Und ich denke auch nicht in der Kategorie "Kollektivstrafe".

Aber ich denke, dass alle mithelfen sollten, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Davon haben alle was. Und weil ein paar Deppen das nicht tun, werde ich jetzt eingeschränkt. Das hat also sehr wohl praktische Konsequenzen für mich. Ich empfinde das nicht als Strafe und will auch niemanden dafür bestrafen, dass es jetzt Einschränkungen gibt. Ich finde es nur dumm, unverantwortlich, egoistisch usw... von denen, die ich nicht daran gehalten haben.

Und wenn jemand dafür bestraft wird, dass er Vorschriften missachtet, ist das doch etwas ganz anderes, als das, was Du hier als "Kollektivstrafe zur sozialen Gruppenanpassung" beschreibst. Es ist eine Individualstrafe für individuelles Fehlverhalten.

merz 30.10.2020 20:24

Was positives zum Wochenende: mglw. sind natürliche Antikörberreaktionen recht „robust“ - grössere Studie in Science aus Mt. Sinai, New York:

https://www.mountsinai.org/about/new...ine-rapidly-pr

m.

trithos 30.10.2020 20:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561823)
Sorry, wenn ich Dich missverstanden habe. Das Beispiel suggerierte mir eine solche Gleichstellung.

Kein Problem, deswegen hab ich ja nachgefragt - zugegebenermaßen sehr direkt.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561823)
Gilt sicher für die Einzelpunkte. Aber die Strategie der Regierung(en, auch in anderen Ländern), die ja aus den Einzelmaßnahmen besteht, ist sehr wohl inzwischen eine Grundsatzfrage, das nach Klärung der langfristigen Vorstellungen verlangt, da es um viel mehr geht, als nur um eine Krankheit.

Da bin ich durchaus der Meinung, dass Du Recht hast. Aber ich finde es sinnvoll, die beiden Ebenen trotzdem parallel zu behandeln, ohne eine Ebene zu priorisieren. Also Einzelmaßnahmen wie z.B. die Maskenpflicht einmal als Sofortmaßnahme zu akzeptieren. Und nicht die Maskenpflicht (weil man die Maske z.B. als politischen Maulkorb interpretiert) SOFORT in Bausch und Bogen abzulehnen.

Ich halte das für einen sinnvollen, pragmatischen Weg in einer Pandemie: Zunächst löscht die Feuerwehr das Feuer mit den vorhandenen Mitteln. Und dann (gerne auch schon gleichzeitig, wenn die Ressourcen da sind) denken die Experten darüber nach, was man besser machen könnte. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Aber nichts zu tun, bis Epidemiologen, Virologen, Intensivmediziner, Verfassungsrechtler, Menschenrechtler, Betriebswirte, Volkswirte, Hoteldirektoren, Chorleiter, Fußballtrainer, Bademeister, Straßenbahnfahrer usw... sich auf ein allumfassendes Rezept zur Pandemiebekämpfung geeinigt haben scheint mir auch übertrieben.

Schwarzfahrer 30.10.2020 20:32

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561827)
Aber ich denke, dass alle mithelfen sollten, die Infektionszahlen niedrig zu halten.

Stimmt; da bisher in acht Monaten gerade mal 0,6 % der Bevölkerung überhaupt einen positiven Test hatte, scheint dies ganz gut zu klappen.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561827)
Und weil ein paar Deppen das nicht tun, werde ich jetzt eingeschränkt. Das hat also sehr wohl praktische Konsequenzen für mich.
Ich empfinde das nicht als Strafe und will auch niemanden dafür bestrafen, dass es jetzt Einschränkungen gibt. Ich finde es nur dumm, unverantwortlich, egoistisch usw... von denen, die ich nicht daran gehalten haben.

Du wirst eingeschränkt, weil die Regierung meint, durch diese Einschränkung diese paar Deppen in ihrem Verhalten ändern zu können, indem sie durch die "unschuldige" "gefährdete" Mehrheit als Schuldige für die Einschränkung stigmatisiert werden ("dumm, unverantowortlich, ..."). Diesen Mechanismus sehe ich darin. Ob sich eine Verhaltensänderung der paar Deppen am Infektionsverlauf Wesentliches ändert, ist eine nicht bewiesene und kaum überprüfbare Annahme, mehr nicht.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561827)
Und wenn jemand dafür bestraft wird, dass er Vorschriften missachtet, ist das doch etwas ganz anderes

Ja, die Strafe selbst ja (wobei man natürlich Strafe für nicht Einhalten der unsinnigen Vorschriften auch diskutabel ist). Mir geht es um die Gedankenlogik, wer Schuld ist an den Einschränkungen: das sind für mich die Verhänger der Einschränkungen allein, nicht die "Deppen".

Schwarzfahrer 30.10.2020 20:38

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561831)
Also Einzelmaßnahmen wie z.B. die Maskenpflicht einmal als Sofortmaßnahme zu akzeptieren. Und nicht die Maskenpflicht (weil man die Maske z.B. als politischen Maulkorb interpretiert) SOFORT in Bausch und Bogen abzulehnen

Leider wird allzuoft eine Betrachtung, wo die Maske überhaupt einen Nutzen entfaltet, gleich als "Ablehnung" verschrien - so entstehen solche "Bausch und Bogen" Sichten.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561831)
Aber nichts zu tun, bis Epidemiologen, Virologen, Intensivmediziner, Verfassungsrechtler, Menschenrechtler, Betriebswirte, Volkswirte, Hoteldirektoren, Chorleiter, Fußballtrainer, Bademeister, Straßenbahnfahrer usw... sich auf ein allumfassendes Rezept zur Pandemiebekämpfung geeinigt haben scheint mir auch übertrieben.

Niemand verlangt Nichtstun - es geht darum, daß wir bereits seit 8 Monaten weltweit im Panikmodus wie das Kaninchen auf die Schlange auf die täglichen Zahlenmeldungen starren und Schnellschüsse loslassen, statt (in Zusammenarbeit aller von Dir genannten) einen Weg auszuarbeiten, mit dem Virus zu leben, einen Weg, der über die "nächste Welle" hinausschaut, der Kompromisse schließt und das Risiko ins richtige Verhältnis zu allen anderen Lebensrisiken setzt.

Flow 30.10.2020 20:54

Zitat:

Zitat von Schlafschaf (Beitrag 1561793)
Ich kritisiere nicht gerne andere Menschen, ich mische mich nicht gerne ungefragt ein, aber für ein paar Sachen muss man sich dann halt auch mal stark machen. Fairplay beim Sport zum Beispiel. Wenn ich jemanden betrügen sehe kann ich nicht still sein.

Bei sowas wie gebrochenen Corona-Maßnahmen wäre ich auch nicht still und würde es ansprechen.
Die Experten und die Regierung haben nach bestem Wissen und Gewissen entschieden was für uns alle das Beste ist. Da können wir jetzt hier hitzig drüber diskutieren wie wir die Regeln finden. Aber das bereit keinen davon, sich an die Regeln zu halten. Es ist ja offensichtlich, dass die Regeln nur was bringen wenn alle sich dran halten. Ich finde es nicht in Ordnung wenn ich und meine Familie Opfer bringen um die Zahlen runter zu bringen und andere Menschen in unserem Umfeld unterwandern diese Bemühungen in dem sie drauf scheißen. Das ist nicht fair mir und allen anderen gegenüber die sich dran halten! Ich denke, das sollte man schon klar sagen dürfen!

Will man "die Infektionszahlen niedrig halten", geht es nicht darum Regeln zu befolgen, sondern Übetragungen zu vermeiden !
Korrelationen scheinen mir da mitunter zwar vorhanden, allgemein doch eher niedrig.
Zitat:

Meine Tochter (3. Klasse) hat gestern eine Decke mit in die Schule genommen. Normal friert die echt nie, aber die Lehrerin nimmt das Lüften wohl richtig ernst und jetzt haben alle Kinder Decken dabei. Find ich eigentlich ganz goldig.
Prima. Alle sitzen schlotternd im Zug ... braucht man sich nicht wundern, wenn sich die Hälfte dabei erkältet ... ;)

trithos 30.10.2020 21:46

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561832)
Mir geht es um die Gedankenlogik, wer Schuld ist an den Einschränkungen: das sind für mich die Verhänger der Einschränkungen allein, nicht die "Deppen".

Ich kann Deinen Gedanken nachvollziehen, denke aber (unabhängig davon, dass ich anderer Meinung bin) dass er uns nicht viel weiterbringt. Denn selbst wenn es so wäre: wir wissen seit Monaten, wie die Politik auf steigende Corona-Zahlen reagiert. Jedem ist klar, dass es zu Maßnahmen kommt, wenn die Zahlen steigen.

Jetzt sagst Du: trotz steigenden Zahlen wäre aber alles super, wenn keine Einschränkungen verhängt würden. Das mag aus Deiner Sicht so sein. Aber es ist eben völlig klar, dass steigende Zahlen zu Einschränkungen führen - ob man das für richtig hält oder nicht, spielt dafür keine Rolle.

Ich versuche es wieder mit einem Beispiel (ja es ist ein Beispiel, es ist ein Vergleich, der sicher auch hinkt, aber ich will damit das Prinzip verdeutlichen, das ich in Deiner Argumentation sehe): Du weißt, in der finsteren Gasse lauert ein Räuber. Du findest es falsch, dass dort ein Räuber lauert. Daher ignorierst Du die Tatsache, dass dort ein Räuber lauert und sagst, dort sollte kein Räuber sein. Du gehst also in die Gasse und … den Rest überlasse ich Deiner Fantasie.

Es wäre vermutlich schlauer gewesen, die Tatsache des Vorhandenseins des Räubers pragmatisch anzuerkennen. Es ist völlig klar, dass das Vorhandensein des Räubers zu einem Überfall führen wird - ob man das für richtig hält oder nicht, spielt dafür keine Rolle. Du weißt, wie die Politik reagiert. Du sagst, so sollte sie nicht reagieren. Das ist Dein gutes Recht. In der Praxis ist es aber dennoch schlauer, der Politik keinen Anlass für Einschränkungen zu liefern, in dem man die Zahlen niedrig hält. So wie es beim Räuber gescheiter gewesen wäre, ihm keine Gelegenheit für einen Überfall zu geben, in dem man die finstere Gasse halt nicht betritt.

Und um den Gedanken noch kurz weiter zu spinnen: natürlich wird die Polizei versuchen, den Räuber dann zu schnappen. Und natürlich werden die Wähler versuchen, eine aus ihrer Sicht gescheitere Politik zu wählen. So lange es die aber nicht gibt, müssen wir mit der aktuell gewählten Politik vorlieb nehmen. Diese Realität anzuerkennen halte ich für sinnvoller als der Politik einfach die alleinige Schuld an der Misere zu geben.

Und wenn ich noch kurz auf den Einwand regieren darf, der meiner Vermutung nach jetzt von Dir kommen wird ;). Du hältst ja offenbar die Wirkung vieler Maßnahmen nicht für hinreichend bewiesen. Auch das ist Dein gutes Recht. Ich nehme allerdings für mich das Recht in Anspruch, einige der Maßnahmen für zumindest "sehr wahrscheinlich sinnvoll" zu halten. Mir reicht das, um damit die Reduktion der Corona-Zahlen zumindest ernsthaft versuchen zu wollen.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561833)
Niemand verlangt Nichtstun - es geht darum, daß wir bereits seit 8 Monaten weltweit im Panikmodus wie das Kaninchen auf die Schlange auf die täglichen Zahlenmeldungen starren und Schnellschüsse loslassen, statt (in Zusammenarbeit aller von Dir genannten) einen Weg auszuarbeiten, mit dem Virus zu leben, einen Weg, der über die "nächste Welle" hinausschaut, der Kompromisse schließt und das Risiko ins richtige Verhältnis zu allen anderen Lebensrisiken setzt.

Ich habe mir erlaubt, den entscheidenden Punkt in Deinem Argument zu markieren. Wer sollte da etwas dagegen haben, gegen das richtige Verhältnis? Aber welches ist das richtige Verhältnis? Genau darüber lässt sich ja endlos diskutieren - was wir hier ja auch mit Begeisterung tun.

noam 30.10.2020 21:57

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561827)
Und weil ein paar Deppen das nicht tun, werde ich jetzt eingeschränkt.

Ja das ist ärgerlich, vor allem wenn man bedenkt, dass man mit den getroffenen Maßnahmen genau diese Deppen nicht erreichen wird. Was lässt dich annehmen, dass die Deppen sich nun an die neuen Regeln halten werden, wenn deren Verhalten nach den alten Regeln schon sanktioniert hätte werden können?




Was mir vorhin noch durch den Kopf gegangen ist:

Eigentlich weiß man gar nichts über Infektionswege. Die "aufgedeckten" Infektionen im häuslichen Umfeld sind meiner Meinung nach vernachlässigen, da diese unvermeidbar sind und der Virus ja nun nicht im Haus auf die Gemeinschaft wartet und diese dann dort infiziert. Das häusliche Umfeld ist leider für die bestens aufgestellten Gesundheitsämter das Ende der Ermittlung der Infektionskette. Meine Frau (Lehrerin) steckt mich an. Ein Strich in der Statistik bei häuslicher Gemeinschaft. Wo meine Frau sich das Virus eingefangen haben könnte, darüber kann man leider nur Mutmaßen. Es kann beim Einkaufen, in der Schule oder beim Friseur passiert sein. Also ein Strich bei Überall und Nirgends. Das wird ja bei uns nicht nur exklusiv so sein.


Als wir heute morgen mit den Hunden zum Training (wir waren zu zwei allein auf dem Hundeplatz) gefahren sind, kam im DLF ein interessanter Beitrag zu den Seniorenpflegeheimen. Es ging im den Widerstreit zwischen der Vereinsamung und dem Schutz. Im Zuge dessen wurde auch eine neue Verordnung bezüglich Schnelltests vorgestellt. Kurz es soll den Einrichtungen möglich gemacht werden zur Vorsorge jede Person 1 mal wöchentlich mit einem Antigentest zu überprüfen. So steht es in der Verordnung. Im Radio sprach der Redner von 20 Tests pro Person pro Monat.

Meine Frage: Wir betrachten ein Seniorenheim als Infektionsfrei. Warum testet man dann die Bewohner und nicht die, die ein und aus gehen und das Virus einschleppen könnten? Angeblich würde so ein Test nur 15 Minuten dauern und könnte durch angelerntes Personal durchgeführt werden. Anschließend hat man ein Ergebnis über die aktuelle Infektionsgefahr des Getesteten (allerdings keine Aussage darüber, ob er mit Corona infiziert ist oder nicht). Es kann doch nicht sein, dass es hier möglich ist eine vulnerable Gruppe so einfach schützen zu können und es scheitert schlicht am Geld.

trithos 30.10.2020 22:26

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1561845)
Ja das ist ärgerlich, vor allem wenn man bedenkt, dass man mit den getroffenen Maßnahmen genau diese Deppen nicht erreichen wird. Was lässt dich annehmen, dass die Deppen sich nun an die neuen Regeln halten werden, wenn deren Verhalten nach den alten Regeln schon sanktioniert hätte werden können?

Gute Frage, obwohl sie mit meinem Statement zu den "Deppen" eigentlich nichts zu tun hat. Der Ausgangspunkt dieses Diskussions-Stranges war ja der Ansatz, dass man die Deppen ruhig Deppen sein lassen kann, weil das ohnehin keine Auswirkungen auf einen selbst persönlich habe.

Aber wie gesagt, die Frage finde ich berechtigt. Mein Ad-Hoc-Antwortversuch wäre: die Maßnahmen können dazu führen, dass die Deppen bei stärkeren Einschränkungen einfach weniger Gelegenheit haben werden, deppert zu sein.

qbz 30.10.2020 22:33

Zitat:

Zitat von noam (Beitrag 1561845)
......

Als wir heute morgen mit den Hunden zum Training (wir waren zu zwei allein auf dem Hundeplatz) gefahren sind, kam im DLF ein interessanter Beitrag zu den Seniorenpflegeheimen. Es ging im den Widerstreit zwischen der Vereinsamung und dem Schutz. Im Zuge dessen wurde auch eine neue Verordnung bezüglich Schnelltests vorgestellt. Kurz es soll den Einrichtungen möglich gemacht werden zur Vorsorge jede Person 1 mal wöchentlich mit einem Antigentest zu überprüfen. So steht es in der Verordnung. Im Radio sprach der Redner von 20 Tests pro Person pro Monat.

Meine Frage: Wir betrachten ein Seniorenheim als Infektionsfrei. Warum testet man dann die Bewohner und nicht die, die ein und aus gehen und das Virus einschleppen könnten? Angeblich würde so ein Test nur 15 Minuten dauern und könnte durch angelerntes Personal durchgeführt werden. Anschließend hat man ein Ergebnis über die aktuelle Infektionsgefahr des Getesteten (allerdings keine Aussage darüber, ob er mit Corona infiziert ist oder nicht). Es kann doch nicht sein, dass es hier möglich ist eine vulnerable Gruppe so einfach schützen zu können und es scheitert schlicht am Geld.

In der von Dir verlinkten Verordnung steht doch, dass die Tests auch für Besucher verwendet werden können. Ich verstehe es so, pro Bewohner bezahlt der Staat max. 20 Tests, die für "Personal, Besucher sowie Bewohner" verwendet werden können, wie es in der Verordnung heisst.

Schwarzfahrer 30.10.2020 22:38

Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Ich kann Deinen Gedanken nachvollziehen, denke aber (unabhängig davon, dass ich anderer Meinung bin) dass er uns nicht viel weiterbringt. Denn selbst wenn es so wäre: wir wissen seit Monaten, wie die Politik auf steigende Corona-Zahlen reagiert. Jedem ist klar, dass es zu Maßnahmen kommt, wenn die Zahlen steigen.

Soweit stimmen wir überein. Die Diskrepanz kommt nur aus einem wesentlichen Punkt, glaube ich:
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Jetzt sagst Du: trotz steigenden Zahlen wäre aber alles super, wenn keine Einschränkungen verhängt würden.

Nein, das habe ich nirgendwo geschrieben. Ich halte nur eben bestimmte Einschränkungen für überflüssig und die Strategie für zu wenig effektiv. Der Hund liegt hier begraben:
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Aber es ist eben völlig klar, dass steigende Zahlen zu Einschränkungen führen - ob man das für richtig hält oder nicht, spielt dafür keine Rolle.

Wie ich es schon mit Lidl hatte, halte ich diese Korrelation (die in sich stimmt, die Politiker reagieren wenn die Positivtest-Zahlen steigen) nicht für die richtige ursächliche Betrachtung. D.h. die Reaktionen sollten m.M.n. auf andere Ziele setzen, höchstens gerinfügig und nebensächlich abhängig von den wie auch immer ermittelten Positiv-Tests. Da wir in der Bedeutung dieser Test unterschiedlicher Meinung sind, unterscheiden sich auch unsere Bewertungen der Maßnahmen grundlegend.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Ich versuche es wieder mit einem Beispiel (ja es ist ein Beispiel, es ist ein Vergleich, der sicher auch hinkt, aber ich will damit das Prinzip verdeutlichen, das ich in Deiner Argumentation sehe): Du weißt, in der finsteren Gasse lauert ein Räuber. Du findest es falsch, dass dort ein Räuber lauert. Daher ignorierst Du die Tatsache, dass dort ein Räuber lauert und sagst, dort sollte kein Räuber sein. Du gehst also in die Gasse und … den Rest überlasse ich Deiner Fantasie. Es wäre vermutlich schlauer gewesen, die Tatsache des Vorhandenseins des Räubers pragmatisch anzuerkennen.

Nun, ich bin mir aber sicher, daß in der finsteren Gasse nur gelegentlich mal ein Räuber ist, und ich finde es unverhältnismäßig, daß man mir deswegen untersagt, diese Straße überhaupt zu benutzen, auch wenn ich deswegen gewisse Ziele nie erreichen kann. Ich glaube eben nicht, daß dort sicher ein Räuber auf mich wartet, es ist nur ein mögliches, auch anderswo vorhandenes Risiko in meiner Wahrnehmung.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
In der Praxis ist es aber dennoch schlauer, der Politik keinen Anlass für Einschränkungen zu liefern, in dem man die Zahlen niedrig hält. So wie es beim Räuber gescheiter gewesen wäre, ihm keine Gelegenheit für einen Überfall zu geben, in dem man die finstere Gasse halt nicht betritt.

Es ist wirklich schlauer, den Mächtigen keinen Anlass zu geben, mich zu bestrafen. Aber das Risiko des Räubers nehme ich lieber auf meine Verantwortung, ich möchte nicht vom Staat vor allen (auch relativ kleinen) Risiken beschützt werden.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Und natürlich werden die Wähler versuchen, eine aus ihrer Sicht gescheitere Politik zu wählen. So lange es die aber nicht gibt, müssen wir mit der aktuell gewählten Politik vorlieb nehmen. Diese Realität anzuerkennen halte ich für sinnvoller als der Politik einfach die alleinige Schuld an der Misere zu geben.

Ersteres stimmt. Zweiteres ist mir zu fatalistisch. Konkrete Kritik zu äußern, und eine Vision eines (nach meiner Meinung) effektiveren Vorgehens zu artikulieren ist mehr als nur den Schuldigen an der Misere zu suchen, es ist ein Wesenskern einer freien Gesellschaft.
Zitat:

Zitat von trithos (Beitrag 1561842)
Und wenn ich noch kurz auf den Einwand regieren darf, der meiner Vermutung nach jetzt von Dir kommen wird ;). Du hältst ja offenbar die Wirkung vieler Maßnahmen nicht für hinreichend bewiesen. Auch das ist Dein gutes Recht. Ich nehme allerdings für mich das Recht in Anspruch, einige der Maßnahmen für zumindest "sehr wahrscheinlich sinnvoll" zu halten. Mir reicht das, um damit die Reduktion der Corona-Zahlen zumindest ernsthaft versuchen zu wollen.

Das kann jeder von uns halten, wie er will, ich für meinen Teil sehe als Methodiker nur das Angehen von sicher großen Effekten für lohnenswert. Ich bekomme leider zunehmend den Eindruck, daß abweichende Einschätzungen vom "mainstream" schnell als "schädlich" oder "gefährlich" eingestuft werden, was die offene Diskussion (die es hier noch gibt) schnell einengt.

LidlRacer 30.10.2020 22:55

Sorry, nochmal zum Papier von Gassen, Streeck und Schmidt-Chanasit:

Auch der Volksverpetzer hat sich damit befasst:
UNTERZEICHNER WIDER WILLEN: KBV-UNTERSTÜTZERLISTE PLÖTZLICH FAST HALBIERT

Ehrlich gesagt ist das nicht ganz korrekt:
Vor allem sind die einzelnen Unterverbände des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands e.V. nicht mehr aufgeführt, nachdem sich einige distanziert haben.

Trotzdem lesenswert, denn auch ein paar andere, die noch in der upgedateten Version stehen, sind sehr fragwürdig.

Was mir zunächst nicht ins Auge gesprungen ist, ist die immer noch unveränderte Überschrift:
"GEMEINSAME POSITION VON WISSENSCHAFT UND ÄRZTESCHAFT"

Das heißt doch wohl auf Deutsch:
Alle Wissenschaftler (welcher Wissenschaften überhaupt?) und Ärzte oder zumindest eine überwiegende Mehrheit stehen hinter uns. Und das ist eine krasse Lüge.
Erkennbar sind nicht 2 Millionen oder 2 Tausend sondern 2 Wissenschaftler!

PS:
Andere Perspektive: Ich habe am Tag des Mini-Lockdown-Beschlusses direkt mit einem Arzt gesprochen, der mir unaufgefordert sein Missfallen damit mitgeteilt hat. Das war nicht soo überraschend, da er ohnehin ständig über die Regierung lästert.
Überraschender war, wie erschreckend desinformiert er ist. Er hat mir auch von der angeblich sehr hohen Falschpositivrate der PCR-Tests erzählt. Durch meine Gegenargumentation, dass es mancherorts zigtausend Tests ohne ein einziges Positives Ergebnis gab, was so völlig unmöglich wäre, wollte er natürlich nicht akzeptieren.

NBer 30.10.2020 23:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1561851)
......Wie ich es schon mit Lidl hatte, halte ich diese Korrelation (die in sich stimmt, die Politiker reagieren wenn die Positivtest-Zahlen steigen) nicht für die richtige ursächliche Betrachtung. D.h. die Reaktionen sollten m.M.n. auf andere Ziele setzen, höchstens gerinfügig und nebensächlich abhängig von den wie auch immer ermittelten Positiv-Tests. Da wir in der Bedeutung dieser Test unterschiedlicher Meinung sind, unterscheiden sich auch unsere Bewertungen der Maßnahmen grundlegend. .......

natürlich bedeutet positiv nicht gleich krank. aber positive tests sind doch ein indikator für folgende andere probleme, das ergibt sich doch schon rein statistisch. vielleicht ändrn sich die verhältnisse, aber ein exponentieller anstieg der positivtestungen führt doch ganz logisch zu einem anstieg auch überall woanders. ich verlinke gern wieder das charite-video: https://fb.watch/1s6Rt-HS4P/
die frage muss doch erlaubt sein, warum nicht schon beim anschlagen von indikatoren reagieren, sondern erst mit steigenden krankheitszahlen.

keko# 30.10.2020 23:53

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1561810)
Florida hat ein Viertel unserer Einwohnerzahl, wesentlich besseres Wetter als in Deutschland, so dass sich mehr im Freien abspielt als drinnen... und trotzdem 60% mehr Covid-19-Tote als Deutschland.

Also auch ohne (derzeitiges) exponentielles Wachstum kein "role model" für uns. Vor 6 Wochen hatten wir in Deutschland auch kein exponentielles Wachstum, so dass sich die Situation in Florida auch schnell ändern kann, Stichwort Perkolation.

In vielen anderen Bundesstaaten der USA (tendenziell die mit etwas kälterem Klima und interessanterweise viele davon auch Swing States, in denen der Wahlkampf besonders heftig tobt) gehen die Zahlen gerade richtig hoch. Die Entwicklung wird vermutlich auch Florida irgendwann erreichen.

Man wird sehen, ob Florida ebenso in ein exponentielles Wachstum fällt. Momentan sehe ich keine Anzeichen dafür.

Florida:



Im Vergleich der Verlauf von Deutschland:



Dazu das von mir erwähnte Haiti samt Nachbarstaat Dominikanische Republik:




LidlRacer 31.10.2020 00:48

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1561703)
Und Merkels Weihnachtszahl 19.200 überspringen wir dann morgen ...

Zumindest gemäß Worldometer is scho Weihnachten:
19.367
:hoho:

Tagesspiegel fast gleich.

Bockwuchst 31.10.2020 06:08

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1561857)
Zumindest gemäß Worldometer is scho Weihnachten:
19.367
:hoho:

Tagesspiegel fast gleich.

RKI Zahlen lagen die letzten Tage immer sogar noch etwas höher durch nachmeldungen usw.

Bockwuchst 31.10.2020 06:09

https://www.mittellaendische.ch/2020...%9F/#gsc.tab=0

Guter Kommentar zur Lage und den Aussichten über den Winter.

Trimichi 31.10.2020 06:10

Zitat:

Zitat von sabine-g (Beitrag 1561826)
So sieht’s aus.
Die ganzen Schwachköpfe die sich jetzt beschweren sollten froh sein dass sie nicht selber infiziert sind.
Es wird noch soweit kommen, dass sich die Leute vor dem Krankenhaus prügeln - um den Platz in der Intensivstation.

Apropos nüchtere Zahlen, Herr NBer.

Corona Tote Deutschland aktuell: 10305. Grippe-Tote in der Saison 2017/2018: 25100 (es können auch 25200 gewesen sein, da schwanken die Angaben).

Soviel zum Thema Schwachsinn...-

at aequitas: wenn du berechnest, dass die Kubikwurzel von 64 4 ist stimmt das unabhängig davon ob du Professor oder MA bist. Wenn du einen Chi-Square-Test rechnest oder einen t-Test mit den selben Daten wie ein Professor, so ist das Ergebnis des Professors nicht richtiger durch den Umstand, dass du nicht Professor bist. Lass dich nicht aufziehen bzw. insitutionalisieren, gibt genügend Freigeister mit akademischer Ausbildung, die auch rechnen können, ja besser noch als viele Profs, und deswegen nicht an der Uni gelandet sind im Job ... ;-) ... :) :)

Trimichi 31.10.2020 06:25

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1560644)
Das Problem ist in diesem Fall, dass die pessimistische Haltung zur Bewältigung der Krise beiträgt, die optimistische zur Verschärfung.

Verstehst Du aber wohl nicht. Oder willst es nicht verstehen.

Ähm, aber sonst gehts dir gut? :Gruebeln:

Vllt sollte Arne nochmalig ernsthaft darüber nachdenken - nachdem anderen der Account gesperrt wurde und diese daraus gelernt haben, und zumal auch dein Name gefallen ist in diesem Zusammenhang, damals - dich mal für einen Monat auf die Strafbank zu setzen, so dass das Forum durchatmen kann.

Eine Auszeit täte dir imho gut. Mach' mal Pause.

Schönes WE allen :-)!

Stefan 31.10.2020 07:05

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1561862)
Ähm, aber sonst gehts dir gut? :Gruebeln:

Warum versuchst Du nicht LidlRacers Argumente zu entkräften. Zeig doch einen seiner Beiträge, die eine Sperrung rechtfertigen würde.

Du zielst auf die psychische Gesundheit ab. Ich glaube nicht, dass LidlRacer diesbezüglich z.B. der WHO (Psychische Gesundheit und COVID-19) widerspricht.


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