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Matthias75 05.03.2021 09:35

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1588622)
ich sehe deinen Punkt, aber halte ihn nur für einen Teilaspekt.
Man muss ja vermutlich nicht jeden Tag, sondern seltener laden.
Und sicher gehört aktuell auch eine Portion Goodwill dazu, ewig alte, eingeschliffene und seither ja auch bewährte Verhaltensmuster aufzubrechen und sich umzugewöhnen.

Klar, E-Mobilität erfordert ein Umdenken. Das ist ja auch nichts schlechtes.

Ich habe aber das Gefühl, dass man sich den Ausbau der Ladeinfrastruktur komplizierter macht als nötig. Ein Hauptthema sind die Leitungskapazitäten, um Schnelllader installieren zu können. Wenn ausreichend Ladesäulen mit geringerer Ladeleistung vorhanden wären, wäre der Bedarf an Schnellladern vielleicht geringer, so dass der aufwändige Ausbau des Leitungsnetzes vielleicht häufig gar nicht nötig wäre. Nur eine Vermutung, bin kein Experte auf dem Gebiet.

Den Bedarf, das Auto innerhalb von weniger als 1h aufladen zu können, sehe ich im normalen Betrieb tatsächlich als eher gering an. Aktuell entsteht der, um Ladesäulen nicht unnötige lange zu besetzen oder um an der Autobahn schnell eine Weiterfahrt zu ermöglichen. Wenn ich das Auto zum Laden einfach über Nacht stehen lassen kann, brauche ich vermutlich tatsächlich sehr selten eine Schnelllademöglichkeit.

M.

Nepumuk 05.03.2021 10:23

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1588493)
Hier ist der Knackpunkt. Kluge Verbote begünstigen funktional gute Alternativen - soweit sie vorhanden sind. Sind sie es aber nicht, werden die Menschen auf vorhandene, oft schlechtere Alternativen gezwungen.

Du meinst in guter neo-liberaler Tradition, dass der Markt alles regelt? Glaubst du im Ernst, dass sich ohne entsprechende Vorgaben Katalysatoren, Gurtpflicht, Dieselpartikelfilter, Kühlschränke ohne FCKW, Staubfilter für Kraftwerke, Kläranlagen und so weiter durchgesetzt hätten, weil die "funktional besser sind"? Sind sie nicht, aber sie sind notwendig und wurden daher politisch durchgesetzt und das ist absolut richtig. Jetzt stehen eben die nächste Änderung von Vorgaben an, die dem Einzelnen ein alternativen Verhalten "aufzwingt" zum Wohl der Allgemeinheit. Das ist nix Neues, keine Ahnung, warum das plötzlich so kritisch gesehen wird.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1588493)
Ja, das mögen die Nischen sein, wo die Konzepte funktionieren können; das sind ja auch die Nischen für sowas wie Car-sharing. Ein Großteil der Bevölkerung wohnt aber nicht in solchen Bedingungen, und möchte das auch nicht.

Da lebst du aber in einem sehr glückliche, wahrscheinlich ländlichen Umgebung. In Frankfurt Sachsenhaus, West- und Nordend etc. sieht es bzgl. der Parkplatzsituation auch nicht anders aus. In anderen Großstädten dürfte es ähnlich sein. Als Nische würde ich das nicht bezeichnen. Und diese Situation wird ja gerne als Argument genommen, warum nicht eMobilität nicht funktioniert.
Und alle die nicht so wohnen und einen privaten Parkplatz haben, können dort ja eine Lademöglichkeit installieren.

Matthias75 05.03.2021 10:32

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1588493)
Sehe ich anders. Statt ein paar Jahre zu warten, bis eine Zukunftsfähige Technologie da ist, und den Wettbewerb der Technologien zu ermöglichen, wurden die Firmen und Privatleute politisch verfrüht gezwungen in eine schlechte, disfunktionale Technik zu investieren.

Ist Jan nicht so, dass die Automobilindustrie keine Zeit hatte, Alternativen zum Verbrenner zu entwickeln. Der Verbrenner hat sich aber so gut verkauft und wurde so hofiert, dass es gar keine Grund gab, alternative Konzepte weiterzuentwickeln. Das Konzept "größer & schneller" hat ja sehr lange funktioniert und funktioniert heute ja auch noch mit den Alibi-Hybriden, die nur dazu dienen, die Systemleistung auf dem Papier zu erhöhen.

Erst mit dem Dieselskandal kamen mal so langsam ein Umdenken und die E-Auto-Konzepte wurden konsequenter weiterentwickelt. Und dann musste man feststellen, dass man teilweise von der Konkurrenz abgehängt wurde und Nachholbedarf hat. Ohne den Dieselskandal und die härteren Abgasnormen wäre die E-Mobilität lange nicht dort, wo sie jetzt steht.

M.

Schwarzfahrer 05.03.2021 10:45

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1588622)
ich sehe deinen Punkt, aber halte ihn nur für einen Teilaspekt.
Man muss ja vermutlich nicht jeden Tag, sondern seltener laden.
Und sicher gehört aktuell auch eine Portion Goodwill dazu, ewig alte, eingeschliffene und seither ja auch bewährte Verhaltensmuster aufzubrechen und sich umzugewöhnen.

Ich halte den "Teilaspekt" der großen Flexibilität und schnellen Verfügbarkeit für den Hauptfaktor bzgl. Funktion, warum sich individuelle Motorisierung so weltweit durchgesetzt hat. Wenn diese Funktion sich deutlich verschlechtert, fällt der Anreiz, überhaupt ein Auto zu haben für viele weg. Das mag das eigentlich Ziel sein. Ich glaube aber, daß die Mehrheit darin einen klaren Rückschritt sehen wird, weil unsere komplexe arbeitsteilige und globalisierte Gesellschaft zu wesentlichen Teilen auf diese schnelle Verfügbarkeit von Mobilität aufbaut. Den goodwill, gewohnte Verhaltensmuster von sich aus zu ändern, bringen nur Menschen auf, die einen Gewinn darin erkennen können - und das sehe ich noch lange nicht bei der Mehrheit.

Schwarzfahrer 05.03.2021 10:57

Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1588646)
Du meinst in guter neo-liberaler Tradition, dass der Markt alles regelt? Glaubst du im Ernst, dass sich ohne entsprechende Vorgaben Katalysatoren, Gurtpflicht, Dieselpartikelfilter, Kühlschränke ohne FCKW, Staubfilter für Kraftwerke, Kläranlagen und so weiter durchgesetzt hätten, weil die "funktional besser sind"? Sind sie nicht, aber sie sind notwendig und wurden daher politisch durchgesetzt und das ist absolut richtig.

Nicht ganz. Ich sage, die in vielen Fällen richtigen politischen Vorgaben konnten sich durchsetzen und wurden akzeptiert, weil für die Menschen funktional gleichwertige Lösungen verfügbar waren - dann wurden auch Zusatzkosten akzeptiert. Der Markt regelt nicht alles, aber sehr wohl die Durchsetzung von funktionalen, den Menschen nützlichen Technologien (also nachhaltigen Lösungen) gegenüber wenig hilfreichen, ineffektiven Lösungen.
Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1588646)
Jetzt stehen eben die nächste Änderung von Vorgaben an, die dem Einzelnen ein alternativen Verhalten "aufzwingt" zum Wohl der Allgemeinheit. Das ist nix Neues, keine Ahnung, warum das plötzlich so kritisch gesehen wird.

Weil es den batterielektischen Autos an wesentlichen Funktionalitäten der Verbrenner mangelt (Flexibilität, Reichweite), und weil es auch an absehbaren Lösungen für diese Mängel fehlt, im Gegensatz zu Katalysator-Einführung z.B. Übrigens krankt auch die Energiewende daran, daß man sich von allem Fossilen trennen will, ohne eine Lösung für stabile, robuste Grundlastversorgung zu haben oder auch nur absehen zu können. Das sind ideologisch-politische Ansätze, die auch durch Zwang keine Massen-Akzeptanz finden werden, glaube ich.
Zitat:

Zitat von Nepumuk (Beitrag 1588646)
... wird ja gerne als Argument genommen, warum nicht eMobilität nicht funktioniert.

Nein, sage ich nicht. E-Mobilität mit batterielektrischen Autos kann für bestimmte Nutzer und Bereiche gut und nützlich und effektiv sein; Fortschritte in der Technik haben es von den Gabelstaplern auf die Straße erweitert, und vieles ist jetzt damit möglich und sinnvoll (z.B. würde ich schauen, daß alle Klein-Motorräder nur noch elektrisch zugelassen werden - das ist ein Reichweitenbereich, wo es praktisch immer ausreicht). Es ist aber nicht ausreichend flexibel und vielseitig, um es als die einzige Zukunftsoption für alle Nutzer oder für die allgemeine private Mobilität zu propagieren.

TriVet 05.03.2021 11:07

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1588658)
Ich halte den "Teilaspekt" der großen Flexibilität und schnellen Verfügbarkeit für den Hauptfaktor bzgl. Funktion, warum sich individuelle Motorisierung so weltweit durchgesetzt hat.

Stimme ich komplett zu.

Zitat:

Wenn diese Funktion sich deutlich verschlechtert, fällt der Anreiz, überhaupt ein Auto zu haben für viele weg. Das mag das eigentlich Ziel sein.
Waere umwelttechnisch vermutlich tatsächlich gut, aber nicht mehrheitsfähig.
Hier bei mir im Kraichgaudorf gilt immer noch, dass das Auto genommen wird, sobald die Strecke länger als das Auto ist.

Trotzdem glaube ich, dass sehr viele gerade hier "auf dem Land" den Nutzen des e-Autos auf Kurz- und Mittelstrecken zunehmend realisieren werden und peu a peu der Fuhrpark der Bevölkerung umgestellt wird, insbesondere im Einfamilienhausland, wo man doch recht leicht das e-auto tatsächlich jede Nacht selbst an einer normalen Haushaltssteckdose (ja, soll man nicht, zu warm etc...) laden könnte und außerdem sehr viele einen "roten" Starkstromanschluß eh in der Garage haben, wenn auch bisher eher für den Betonmischer, das Schweißgerät oder die Holzsäge.
Und der reicht dann tatsächlich für die weitaus meisten Bedürfnisse.

Hafu 05.03.2021 11:25

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 1588662)
...außerdem sehr viele einen "roten" Starkstromanschluß eh in der Garage haben, wenn auch bisher eher für den Betonmischer, das Schweißgerät oder die Holzsäge.
Und der reicht dann tatsächlich für die weitaus meisten Bedürfnisse.

Heimische Wallboxen werden derzeit übrigens mit bis zu 900,-€ pro Wallbox und bis zu zwei Wallboxen pro Haushalt gefördert.

Da die förderfähigen Wallboxen bei rund 450,-€ losgehen hat man also noch rund 450,-€ übrig für die Installationskosten durch den Elektriker und bekommt dann eine Wallbox komplett kostenlos vom Staat bezahlt.
Man muss dafür nicht mal ein E-Auto besitzen.

ich habe vor ein paar Wochen diese Förderung beantragt und vorletzte Woche den Förderbescheid bekommen, so dass ich demnächst eine Wallbox in der Garage installieren lasse.

dr_big 05.03.2021 12:20

Das hatte ich mir auch schon überlegt, einen Drehstromanschluss hätte ich in der Garage sogar. Aber funktioniert die heute installierte Wallbox auch mit einem Fahrzeug, das erst in 5-10 Jahren gebaut wird und vielleicht schon wieder ganz andere Standards hat?


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