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qbz 28.09.2021 08:31

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1625828)
.....
Und wenn schon bei den letzten Wahlen 2017 die Linke nur dritte - vierte Priorität unter Arbeitern und Arbeitslosen war, dann hat wohl diese Partei auch nicht die (sozialen?) Themen oder zumindest nicht die Lösungen - auf dem Radar, mit denen sie die klassischen Zielgruppen ansprechen könnte.

Kommt halt darauf. Bei einer Parlamentswahl geben viele Motive, bei manchen auch taktische, den Ausschlag.

In Berlin stimmten z.B. 56 % für die Enteignung von grossen Immokonzernen und 14 % für die PdL, welche als einzige Partei das Vorhaben vorbehaltslos unterstützte. Die Grüne Bundespartei z.B. lehnte es ab, die Berliner Grünen Vorsitzende teilte ein taktisches Ja (Druck auf Konzerne), die Giffey-SPD Nein, die PdL vorbehaltsloses Ja für die Umsetzung.

Gäbe es z.B. Volksabstimmungen über die Höhe des Mindestlohnes, das Steuerkonzept der PdL, Umwandlung von Hartz IV in eine ausreichende Grundsicherung, einen Mietendeckel würden diese Vorhaben weit mehr Stimmen erreichen als die PdL bei einer Bundestagswahl (vor allem aus der oben genannten Gruppe) und vielleicht auch die Mehrheit. Insofern kann man aus dem Wahlergebnis nicht schliessen, die Arbeitergruppe würde die sozialpolitischen Forderungen der PdL mehrheitlich ablehnen.

keko# 28.09.2021 08:32

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1625829)
Äußerst interessant ist das Abstimmungsverhalten der Erstwähler.
Erst auf dem letzten Meter konnten die Grünen mit der FDP gleich ziehen.
18-24 Jahre die Grünen lediglich 2% vor der FDP (23% zu 21%)
Wie erklärt ihr euch das starke abschneiden?
...

Als junger Mensch hört man die neoliberale Geschichte gern: dass man es selbst in der Hand hat, wenn man nur will.
Mit einer gewissen Lebenserfahrung merkt der eine oder andere vielleicht, dass dies nur ein Teil der Wahrheit ist.
:Blumen:

Schwarzfahrer 28.09.2021 09:05

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1625838)
Insofern kann man aus dem Wahlergebnis nicht schliessen, die Arbeitergruppe würde die sozialpolitischen Forderungen der PdL mehrheitlich ablehnen.

Ich glaube nicht mal, daß die Arbeiter die meisten Forderungen oder Wünsche der Linken ablehnen. Sie können aber mit dem Gesamtpaket zu wenig anfangen, weil zu vieles übertrieben, ideologisiert, radikal rüberkommt. Solche Töne mögen bei Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, besser ankommen als bei den Arbeitern und sogar bei den meisten Arbeitslosen in diesem Land, die sich ja überwiegend keinen Existenzproblemen stellen müssen, sondern "nur" Fragen der Lebensqualität. Und manchen könnte dämmern, daß eine zu radikale Umverteilung zum Bumerang werden kann, wenn sie auch diejenigen schädigt, die mit ihren Beiträgen das Sozialsystem wesentlich mitfinanzieren.

Trimichi 28.09.2021 09:09

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1625793)
Ich bin mit dem Wahlausgang sehr zufrieden :liebe053:

Freut mich für dich. :Blumen: Ich kann damit leben. :)

CSU: 36,9 Prozent, 2.787.904 Stimmen Damit ist das Erststimmen-Ergebnis der CSU im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um -7,3 Prozent schlechter ausgefallen. Damals kam die Christlich-Soziale Union auf 44,2 Prozent aller gültigen Erststimmen.
SPD: 17,4 Prozent, 1.316.165 Stimmen - Damit ist das Erststimmen-Ergebnis der SPD im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 0,7 Prozent schlechter ausgefallen. Damals kamen die Sozialdemokraten auf 18,1 Prozent aller gültigen Erststimmen.
AfD: 8,4 Prozent, 634.052 Stimmen - Damit ist das Erststimmen-Ergebnis der AfD im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 2,1 Prozent schlechter ausgefallen. Damals kam die " Alternative für Deutschland " auf 10,5 Prozent aller gültigen Erststimmen.
FDP: 7,7 Prozent, 579.759 Stimmen - Damit konnte die FDP ihr Erststimmen-Ergebnis im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 1,2 Prozent steigern. Damals kamen die Freien Liberalen auf 6,5 Prozent aller gültigen Erststimmen.
Linke: 2,5 Prozent, 187.518 Stimmen - Damit ist das Erststimmen-Ergebnis der Linken im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 2,7 Prozent schlechter ausgefallen. Damals kam die " Linke " auf 5,2 Prozent aller gültigen Erststimmen.
Grüne: 13,6 Prozent, 1.023.653 Stimmen - Damit konnten die Grünen ihr Erststimmen-Ergebnis im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 4,6 Prozent steigern. Damals kamen die Grünen auf 9 Prozent aller gültigen Erststimmen.
Sonstige: 13,6 Prozent, 1.023.473 Stimmen - Damit konnten sonstige Parteien ihr Erststimmen-Ergebnis im Land gegenüber der Bundestagswahl 2017 um 7,1 Prozent steigern. Damals kam sonstigen Parteien auf sechseinhalb Prozent aller gültigen Erststimmen.


Info ist 20 Min alt im Netz. RP Online.

Was machen wir jetzt? Bis Weihnachten ist noch noch ein bisschen hin oder gibt es schon was Neues wer mit wem? Auf Bundesebene, meinte ich.

aequitas 28.09.2021 10:29

Zitat:

Zitat von Mo77 (Beitrag 1625829)
18-24 Jahre die Grünen lediglich 2% vor der FDP (23% zu 21%)
Wie erklärt ihr euch das starke abschneiden?
Zahnarzt ist man ja als Erstwähler eher selten.
Der FDP wird ja oft Klientelpolitk attestiert. Sind die Jungen da irgendwie "reingefallen"?

Naja, die FDP hat ein freiheitliches Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenleben, hat gute Klimapolitik im Programm und geht die Zukunftsthemen Bildung, Digitalisierung und Rente progressiv an. Gerade im Vergleich zu den Grünen, die nach wie vor stark regulieren und "verbieten" wollen, bietet die FDP mehr Gestaltungsspielraum. Es geht nicht darum, dass es jeder vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen könne, sondern darum, dass die Leitplanken dafür geschaffen werden und Hindernisse abgebaut werden. Lediglich umzuverteilen ändert nichts an den Grundbedingungen.

Das Thema Steuern kommt bei vielen Erstwählern wahrscheinlich erst viel später in der Prioritätenliste.

Selbst bei mir im Umfeld, eher links-/grün-geprägt, haben tatsächlich viele FDP gewählt, da in der Corona-Politik deutlich wurde an welchen Stellen der Staat versagt und nicht die besten Lösungen hat und ggf. zu stark in die eigene Freiheit eingreift. Allerdings auch das eher ein sekundärer Aspekt, genauso wie das Steuer-Thema. Jedoch hat die Corona-Politik andere Aspekte und Themen der FDP wieder auf den Tisch gelegt, die für viele junge Erstwählerinnen interessant und ansprechend sind.

noam 28.09.2021 10:32

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1625849)
Ich glaube nicht mal, daß die Arbeiter die meisten Forderungen oder Wünsche der Linken ablehnen. Sie können aber mit dem Gesamtpaket zu wenig anfangen, weil zu vieles übertrieben, ideologisiert, radikal rüberkommt.

IST wäre wohl die treffendere Beschreibung.

Ich glaube tatsächlich, dass viele (und nicht nur das "Proletariat") die Ideen zur Sozialpolitik der Linken durchaus sinnvoll halten. Soziale Gerechtigkeit wird ja nicht umsonst von vielen Wähler*innen als sehr wichtiges Thema betrachtet.

Leider gehen diese durchaus sinnvollen Beiträge in dem Rest unter, der sich zumeist auch ideologischem theoretischem Niveau bewegt und die Lebenswelt der Zielgruppe damit überhaupt nicht tangiert. Dem, der am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig hat, ist es herzlich egal, ob korrekt gegendert wird oder ob irgendwelche Straßen, Gebäude, Plätze umbenannt werden müssen, damit sich niemand diskriminiert fühlt. Und wenn letzteres eben immer mehr in den Fokus der Berichterstattung gerückt wird und man es als PdL nicht schafft diesen auf die Soziale Ungerechtigkeit zu verlegen, dann gewinnt der Wähler eben auch den Eindruck, dass diese Partikularinteressenpolitik der PdL wichtiger ist als das Bekämpfen der sozialen Ungerechtigkeit.

Wenn man dazu noch angesehene und beliebte aber unbequeme Politiker wie Lafontaine und Wagenknecht versucht mundtot zu machen, gegen letztere aus rein persönlichen Gründen sogar ein Parteiausschlussverfahren anstrebt, dann muss man sich eben auch nicht wundern, wenn man nicht mehr ernst genommen wird, wenn man gleichermaßen die parteispitze mit Damen besetzt, die sich medial, als absolut ungeeignet darstellen (zB Interview zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr). Wenn ich das beenden aller Auslandseinsätze der Bundeswehr als Kernpunkt meiner Politik begreife, muss ich zum einen über den Status Quo bescheid wissen und vor allem darauf vorbereitet sein, zu diesem Thema in Interviews befragt zu werden.






Bei den Erstwählern und jungen Wählern habe ich den Eindruck, dass man hier vor allem Veränderung wählen wollte, da man ein Weiterso als Untergang versteht. Die Ziele bei FDP und Grünen liegen ja nicht so weit auseinander. Nur der notwendige Weg dahin differiert stark. Und ich glaube sogar, dass hier Digitalisierung das Thema Nummer 1 war.

El Stupido 28.09.2021 10:37

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1625868)
Naja, die FDP hat ein freiheitliches Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenleben, hat gute Klimapolitik im Programm und geht die Zukunftsthemen Bildung, Digitalisierung und Rente progressiv an. Gerade im Vergleich zu den Grünen, die nach wie vor stark regulieren und "verbieten" wollen, bietet die FDP mehr Gestaltungsspielraum. (...)

Gute Klimapolitik? Hat sie?
Verzeihung, ich habe nicht alle Wahlprogramme im Detail gelesen. Verbessere mich wenn ich falsch liege: denke ich an FDP und Klimathematik fällt mir nur Emissionshandel , Wasserstoff und syntetische Kraftstoffe ein.
Und auch wenn du es in "" packst: B90/Grüne nach wie vor als Verbotspartei zu framen wird ihnen nicht gerecht.

Vielleicht hat die FDP bei vielen jungen Wähler*innen auch am ehesten gepunktet wegen poppiger Farben (Print, Internet,..).

pepusalt 28.09.2021 10:38

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1625868)
Naja, die FDP hat ein freiheitliches Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenleben, ...

Du merkst gar nicht, wie Du das blind hinbiegst, dass die Grünen angeblich stark regulieren und verbieten wollen, aber die FDP 'nur ein paar Leitplanken (immerhin) erschaffen wollen und Hindernisse (nunja, wohin?) aus dem Weg räumen. Und dann würde das schon laufen.


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