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Klugschnacker 25.03.2023 10:42

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1703150)
In Ungarn schaute man mit verständnislosem Kopfschütteln auf Deutschland, und konnte nicht begreifen, wieso die Impfung keine rein private medizinische Entscheidung sein kann, wie jede andere Impfung auch. Vieles mag dort im argen liegen (speziell auch eine extreme politische Polarisierung), aber im Hinblick auf gesellschaftlichen Zusammenhalt bzgl. Corona hätte Deutschland viel von dort abgucken können...

Was verstehst Du unter gesellschaftlichem Zusammenhalt? Immer wenn es darum geht, als Gesellschaft gemeinsame Lösungen zu finden, wirfst Du mir ein "kollektivistisches" Gesellschaftsbild vor. Besser sei es, jeder Einzelne würde nach eigenem Ermessen tun oder lassen, was er oder sie für richtig hält.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist etwas anderes als Gleichgültigkeit. Wenn es einem egal ist, wie viele alte Menschen sterben, braucht man sich nicht in einer gesellschaftlichen Kontroverse um Schutzmaßnahmen kümmern. Das ist aber kein Zusammenhalt, sondern das Gegenteil von Zusammenhalt.

Weder sind die Ungarn besser als wir, noch wären die Deutschen besser als die Ungarn. Wir brauchen aber von einem Land, das sich regelmäßig bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen quer stellt und homosexuelle Menschen von einer gerechten Teilhabe an der Gesellschaft ausschließt, erstmal keine Nachhilfe in Sachen Zusammenhalt.

sabine-g 25.03.2023 10:46

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1703195)
Wir brauchen aber von Ungarn, das sich regelmäßig bei Aufnahme von Kriegsflüchtlingen quer stellt und homosexuelle Menschen von einer gerechten Teilhabe an der Gesellschaft ausschließt, erstmal keine Nachhilfe in Sachen Zusammenhalt.

Danke.

Schwarzfahrer 25.03.2023 10:48

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1703188)
Umfrage November 2021 (Quelle 1, 2):

Sind die Deutschen für oder gegen eine Impfpflicht?
69% für Impfpflicht
29% gegen Impfpflicht

Wird in Deutschland zum Schutz vor Corona genug getan?
63% es wird nicht genug getan
31% es wird genug getan
6% weiß nicht

Die Regierung hat gegen die Mehrheit der Bevölkerung keine Impfpflicht eingeführt. Diese Tatsache kontrastiert meiner Meinung nach stark mit der Darstellung, die Regierung habe gegen Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, Hetze betrieben.

Die Umfrage zeigt für mich das Ergebnis der monatelangen Hetze. Wenn zuvor die Regierung monatelang ohne Widerspruch zuließ, daß führende Politiker und Medien Ungeimpfte pauschal diffamieren, beschimpfen und entmenschlichen (Stichwort Sozialschädlinge u.ä.), sind solche Umfrageergebnisse nicht verwunderlich. Damit hat sich allerdings die Regierung m.M.n. mitschuldig an der Hetze und polarisierte Spaltung der Gesellschaft wesentlich mitschuldig gemacht.

Was die Umfragen Wert bzgl. wirklichen Überzeugung sind, zeigte sich, sobald der Zwang aufgehoben wurde: die Impfzahlen gingen drastisch zurück (analog zu den Umfragen zur Maskenpflicht, angeblich eine Mehrheit dafür, aber nur wenige tragen Maske, sobald sie nicht vorgeschrieben ist. ) Genau das ist für mich erschreckend: wie leicht durch mediale Hetze ohne klare Gegenworte aus der Politik viele Menschen zu totalitären Maßnahmen und Diskriminierung gegen andersdenkende zu mobilisieren sind. Da kann ich Broder verstehen, wenn er sagt: "Wenn ihr euch fragt, wie das damals passieren konnte: weil sie damals so waren, wie ihr heute seid." Oder: Der Mensch ist gut, nur die Leut' sind schlecht.

Schwarzfahrer 25.03.2023 10:57

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1703195)
Was verstehst Du unter gesellschaftlichem Zusammenhalt? Immer wenn es darum geht, als Gesellschaft gemeinsame Lösungen zu finden, wirfst Du mir ein "kollektivistisches" Gesellschaftsbild vor. Besser sei es, jeder Einzelne würde nach eigenem Ermessen tun oder lassen, was er oder sie für richtig hält.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist etwas anderes als Gleichgültigkeit. Wenn es einem egal ist, wie viele alte Menschen sterben, braucht man sich nicht in einer gesellschaftlichen Kontroverse um Schutzmaßnahmen kümmern. Das ist aber kein Zusammenhalt, sondern das Gegenteil von Zusammenhalt.

Zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zählt für mich die Akzeptanz, daß die Menschen innerhalb der Gemeinschaft ihren individuellen Weg und Bewertung haben, daß ihnen dies zugestanden wird. Zusammenhalt entsteht nicht aus identischer Einstellung, sondern aus der Überzeugung, daß man auch bei Unterschieden etwas verbindendes haben kann; für mich entsteht gesellschaftlicher Zusammenhalt primär aus einem Gefühl der Zusammengehörigkeit, die sich üblicherweise aus der gemeinsamen Geschichte, Kultur und (in Grenzen) Sprache ergibt. Wenn so eine Basis da ist, sind Unterschiede im Umgang mit Krisen trotzdem gemeinsam zu bewältigen. Dahinter steht allerdings das Konzept des Nationalstaats als sehr hilfreiche Basis - was in Deutschland bedauerlicherweise irgendwie nicht gern gesehen wird. In Ungarn haben alle nach ihren Möglichkeiten und Ansichten ihr Beitrag geleistet, und keiner wurde angegriffen, weil er es anders anging, als der Nachbar.
Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1703195)
Weder sind die Ungarn besser als wir, noch wären die Deutschen besser als die Ungarn. Wir brauchen aber von einem Land, das sich regelmäßig bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen quer stellt und homosexuelle Menschen von einer gerechten Teilhabe an der Gesellschaft ausschließt, erstmal keine Nachhilfe in Sachen Zusammenhalt.

Nein, keiner ist besser, als der andere. Aber in diesem Punkt haben die Ungarn den besseren Weg gefunden, und das hat gar nichts mit den anderen Themen zu tun. Das ist einfach eine Tatsache. Egal was für ein Feindbild Orbán abgibt - er ist nicht "die Ungarn", ebenso wie Frau Merkel nicht "die Deutschen" ist.

Klugschnacker 25.03.2023 11:11

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1703197)
Was die Umfragen Wert bzgl. wirklichen Überzeugung sind, zeigte sich, sobald der Zwang aufgehoben wurde: die Impfzahlen gingen drastisch zurück (analog zu den Umfragen zur Maskenpflicht, angeblich eine Mehrheit dafür, aber nur wenige tragen Maske, sobald sie nicht vorgeschrieben ist. )

Wie meistens fehlt bei Deiner Argumentation eine entscheidende Zutat: Die Pandemie.

Du schreibst von Impfung, tatsachenverfälschend von einem Impfzwang, dann von der Aufhebung des Impfzwangs und dem anschießenden Rückgang bei den Impfzahlen.

Die Ursache für den Rückgang der Impfzahlen verschweigst Du: Das Nachlassen der Pandemie. Außerdem die Tatsache, dass sehr viele Menschen sich bereits haben impfen lassen. Dadurch wird die Zahl der Menschen, die sich noch impfen lassen können, immer kleiner.

Was Du schreibst, ergibt für mich alles Sinn – wenn man sich die Pandemie wegdenkt. Mir scheint, dass hier der eigentliche Dissens liegt.

Genussläufer 25.03.2023 11:31

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1703201)
Wie meistens fehlt bei Deiner Argumentation eine entscheidende Zutat: Die Pandemie.

Die Argumentation hat was und beraubt einem auf jeden Fall der Möglichkeit des Nachweises der anderen These. Man hat eben keine Kontrollgruppe. Um ehrlich zu sein, trifft das aber ebenso auf die gegenteilige Meinung zu :Blumen:

Ich hatte weiter oben geschrieben, daß ich ohne Zwang (meinetwegen kannst Du es auch sanften Druck nennen) nie und nimmer eine dritte Impfung geholt hätte. Die Kinder hätte ich gar nicht impfen lassen. Wenn man mal als These aufstellt, daß ich kein Einzelfall bin und würde das verifizieren, könnte man sehen, ob Deine Interpretation oder die von Schwarzfahrer zutrifft. Meine Prognose wäre, daß man bei Neutralisierung der vorhandenen Impfquoten eratische Entwicklungen sehen würde. Karl Lauterbach & co. haben hier ganze Arbeit geleistet und von Greta Thunberg gelernt: "I want you panic!"

Hat gefunzt. Starke Performance ;)

Dabei haben sie stark davon profitiert, daß Menschen einfach nicht in der Lage zu sein scheinen, Risiken angemessen zu bewerten.

TriVet 25.03.2023 11:40

Echt schade, dass sie („die da oben“) nicht hier um Rat gefragt haben, die versammelte Intelligentia haette uns sicher all die Mühsal und Pein erspart. :Lachen2:

Klugschnacker 25.03.2023 11:47

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1703198)
In Ungarn haben alle nach ihren Möglichkeiten und Ansichten ihr Beitrag geleistet, und keiner wurde angegriffen, weil er es anders anging, als der Nachbar.

Ungarn: Wettlauf gegen den Tod
... In der Statistik der Covid-Toten im Verhältnis zur Bevölkerung, nimmt Ungarn hinter Tschechien den zweiten Platz ein... starben in den vergangenen Wochen im Verhältnis zur Bevölkerung weltweit nirgends so viele Menschen an dem Virus wie in Ungarn.

Gerade die Roma-Gemeinden seien von der Pandemie in besonderer Weise betroffen. Der Bürgerrechts-Aktivist und Rom Aladár Horváth sagte der Presseagentur Reuters, "die Menschen sterben wie die Fliegen"...

... Die Roma-Minderheit lebt oft in großer Armut und in beengten Verhältnissen. Daher kann sich das Virus dort besonders schnell ausbreiten.

Die Regierung steht derweil wegen ihres Umgangs mit der Pandemie scharf in der Kritik.

"Die überwiegende Mehrheit der Krankenstationen sind bereits Covid-19-Stationen, Intensivstationen sind mehrfach belastet, Operationssäle sind geschlossen, dort kämpfen bereits Covid-19-Patienten an den Beatmungsgeräten um ihr Leben".

Wie genau es auf den Covid-19-Stationen aussieht, erfährt die ungarische Öffentlichkeit indes nicht. Die Regierung hat Vertretern der unabhängigen Medien den Zutritt zu den Stationen verboten, auch das Personal darf aufgrund einer Regierungsverordnung nicht mit der Presse reden.
Quelle: MDR


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