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Schwarzfahrer 22.10.2020 22:48

Zitat:

Zitat von Foxi (Beitrag 1559923)
Schon mal was von Verantwortungsethik gehört?

Allerdings, ich meine, in der Politik sollte die Verantwortungsethik der dominante Leitfaden sein.
Zitat:

Verantwortungsethik bezeichnet ethische Systeme, die bei Entscheidungen zwischen Handlungsalternativen oder bei der normativen Beurteilung von Handlungen die tatsächlichen Ergebnisse und deren Verantwortbarkeit in den Vordergrund stellen.
...
Bei begrenzten Ressourcen sind verantwortungsethisch diejenigen Maßnahmen vorzuziehen, welche den größtmöglichen Erfolgs-/Wirkungs-Koeffizienten haben, oder aber (abgeschwächte Form) die vorhandenen Ressourcen sind nach diesen Koeffizienten (und nicht gleichmäßig) zu verteilen.
...
Verantwortungsethiker unterschiedlicher Schulen bzw. philosophischer Richtungen bzw. Kulturen können zu unterschiedlichen Geboten gelangen, je nachdem, welche Folgen einer Handlung sie für wahrscheinlich ansehen und wie sie sie bewerten.
Aber genau diese Art der Ethik vermisse ich aktuell sehr oft. Allzu vieles ist "Alternativlos" - da muß man ja nicht abwägen; oder hier passt speziell das letzten Zitat: es gibt nie nur einen Weg, eine Lösung, und es muß immer erlaubt sein, über verschiedenes zu diskutieren. Ich sehe (wie in anderen politischen Bereichen) ein Anwachsen des gesinnungsethischen Teils, mit teilweise dogmatischen Tendenzen, wie es sich in der Maskendiskussion schön äußert.

Helmut S 22.10.2020 22:55

Zitat:

Zitat von Foxi (Beitrag 1559923)
Schon mal was von Verantwortungsethik gehört?

Ich tue mich gerade schwer damit, den Auftritt/die Aussagen von Herrn Reinhardt in den Kontext der Verantwortungsethik zu setzen. Meinst du vielleicht moralische Verantwortung? Oder wie meinst du das genau? Danke! :Blumen:

Schwarzfahrer 22.10.2020 22:56

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1559933)
Ich habe keine Ahnung wie Du von dem was Du zitiert hast auf Deine Folgerung kommst.
Würdest Du bitte das Zitat für mich übersetzen, vielleicht kann ich dann Deine Folgerung verstehen.:Blumen:

Gerne (so gut ich kann):

Um die Übertragung zu beenden, müssen wir jeden impfen, der die Infektion übertragen kann.
Alles, was weniger ist, bedeutet, daß unser Ziel nur der individuelle Schutz ist, und nicht die Unterbrechung der Übertragung.


Daß der erste Satz praktisch nicht klappen kann, legt er selber dar, da die Impfraten und Impfwirksamkeit kaum je ausreichen werden (obwohl er die für Europa ungewöhnlich hohen britischen Durchimpfungsraten als Basis nimmt).
Also ist mein Schluß, daß nur der zweite Satz eine realistische Perspektive hat - auch wenn es dem Autor nicht zu gefallen scheint.

LidlRacer 22.10.2020 22:59

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1559902)
Lauterbach (sehr guter Mann!) wird sich im WDR ab 21:45 äußern.

Er hat seine Rücktrittsforderung erwartungsgemäß sehr gut begründet.

Video wird wohl bald online sein ...

keko# 22.10.2020 23:51

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1559935)
...
Aber genau diese Art der Ethik vermisse ich aktuell sehr oft. Allzu vieles ist "Alternativlos" - da muß man ja nicht abwägen; oder hier passt speziell das letzten Zitat: es gibt nie nur einen Weg, eine Lösung, und es muß immer erlaubt sein, über verschiedenes zu diskutieren. Ich sehe (wie in anderen politischen Bereichen) ein Anwachsen des gesinnungsethischen Teils, mit teilweise dogmatischen Tendenzen, wie es sich in der Maskendiskussion schön äußert.

Also in Printausgaben verschiedener Wochenzeitungen wird schon sehr differenziert geschrieben. Dort kommen auch Alternativen zu Wort und werden hinterfragt. Ich bin damit sehr zufrieden. Liest du Zeitungen?
"Das Internet" habe ich in vielen Bereichen mittlerweile längst wieder aufgegeben und nutze wieder die Form einer Wochenzeitschrift, die etwas mehr Zeit hat und nicht so gehetzt und gehypt daherkommt. Im Homeoffice läuft zudem Dlf nebenher.
Leider planen auch Schwergewichte wie die SZ einen Stellenabbau. Wie ich finde, gar keine gute Entwicklung.

Klugschnacker 23.10.2020 01:15

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1559939)
"Um die Übertragung zu beenden, müssen wir jeden impfen, der die Infektion übertragen kann. Alles, was weniger ist, bedeutet, daß unser Ziel nur der individuelle Schutz ist, und nicht die Unterbrechung der Übertragung."

Ist der zweite Satz nicht sachlich falsch?

Ich dachte bisher, dass die Ausbreitung des Virus auch dann gestoppt wird, wenn nicht alle Mitglieder einer Population geimpft sind. Und zwar deshalb, weil das Virus dann zu selten auf einen noch ansteckbaren Menschen trifft.

Derzeit steckt ein Virusträger durchschnittlich mehr als eine weitere Person an. Dadurch ergibt sich eine Zunahme der infizierten Personen – es werden immer mehr. Sinkt durch die (unvollständigen) Impfungen die Reproduktionszahl unter 1, sinkt die Zahl der Infizierten und die Epidemie dünnt sich aus.

Das bedeutet, dass die Impfungen wirken, auch wenn nicht alle mitmachen. Ebenso ist es beim Abstandhalten und Masketragen. Ist das korrekt?
:Blumen:

LidlRacer 23.10.2020 01:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1559955)
Ist der zweite Satz nicht sachlich falsch?

Ich dachte bisher, dass die Ausbreitung des Virus auch dann gestoppt wird, wenn nicht alle Mitglieder einer Population geimpft sind. Und zwar deshalb, weil das Virus dann zu selten auf einen noch ansteckbaren Menschen trifft.

Derzeit steckt ein Virusträger durchschnittlich mehr als eine weitere Person an. Dadurch ergibt sich eine Zunahme der infizierten Personen – es werden immer mehr. Sinkt durch die (unvollständigen) Impfungen die Reproduktionszahl unter 1, sinkt die Zahl der Infizierten und die Epidemie dünnt sich aus.

Das bedeutet, dass die Impfungen wirken, auch wenn nicht alle mitmachen. Ebenso ist es beim Abstandhalten und Masketragen. Ist das korrekt?
:Blumen:

Ja, da hast Du Recht.

Es ist eigentlich wirklich einfach. Wir müssen mit R unbedingt unter 1 kommen - egal wie. So lange keine weitgehend flächendeckende Impfung vorliegt, die das alleine schafft, hilft jede beliebige Kombination von Maßnahmen, die R senken. Auch die teilweisen Impfungen tragen natürlich zur Senkung von R bei, da weniger potentielle Empfänger bereitstehen. Es ist nicht so, dass die Wirkung der Impfung erst über einer bestimmten Schwelle plötzlich einsetzt.

(Ich muss wohl nicht betonen, dass ich kein Impffachmann bin, aber großteils ist das recht einfache Logik, und teilweise, was man so von Drosten u.a. aufschnappt.)

Eigentlich wollte ich das in der Diskussion mit Schwarzfahrer noch weiter ausführen, aber die ist etwas versandet, weil er sich weigerte, anzuerkennen, dass wir die Welle überhaupt in jedem Fall stoppen müssen.

Also wenn klar ist, dass wir die Welle stoppen müssen (R < 1), dann gibt es aus meiner Sicht absolut keinen Grund, damit noch Wochen oder Monate zu warten, da sich dann die Infektionszahlen vervielfacht haben werden, ohne dass wir irgendetwas gewonnen hätten. Es wird nur unnötigerweise alles immer schlimmer, und es wird dann schwieriger zu stoppen, und nicht zuletzt langwieriger, wieder auf einen akzeptablen Level zurückzukommen.

merz 23.10.2020 07:32

Wenn es um den Salisbury (link unten) geht: seine Rechnung ist einfach - 50% einer Gruppe seien geimpft mit einem Wirkstoff der 75% effektiv ist: damit erhält grob nur etwas mehr als ein Drittel der Gruppe einen wirksamen Schutz und bricht Infektionsketten (sofern wirksam Geimpfte das Virus nicht an andere weitertragen können). Das kann dann zu wenig sein um das Virus richtig auszudünnen.

https://www.theguardian.com/commenti...e_iOSApp_Other

m.


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