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keko# 22.04.2021 15:23

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1598119)
Ja, kann man alles betrachten ...
Punkte wie Spaltung der Gesellschaft, Rufe nach autoritärer Führung durch den Staat, mehr Überwachung, Freiheitseinschränkung, allgemeine Isolation machen mir größere Sorgen als die Gefahr mich mit dem SARS-CoV-2-Virus zu infizieren, auf die ich selbst ja auch recht gute Einflußmöglichkeit, ja zur Not nahezu Kontrolle habe....

Corona macht mir kurzfristig gesehen deutlich größere Sorgen, da ich einfach nicht angesteckt werden möchte und ich die Gefahr aber sehe.
Interessanter finde ich aber die Punkte, die du am Anfang erwähnst. So hatte ich schon lange vor Corona über die Schwächen des Liberalismus gelesen (Reckwitz) und ein fiktives postdemokratisches Zeitalter mit viel Überwachung (Harari).
Die Texte fand ich zwar interessant, aber eher fiktiv und akademisch. Nur wenige Wochen später lese ich dann in meiner (liberalen) Tageszeitung Leitkommentare, dass der Staat bei manchen Demonstranten kompromisslos durchgreifen sollte, strikte Polizeikontrollen i.O. seien und man großflächig digitale Hilfsmittel einsetzen soll. Die Kommentarspalten sind, wenn es um Ausgangssperren ab 22 Uhr geht, auch voll damit, dass dies nicht genug sei. Es wird nach mehr Überwachung und Einschränkung gerufen. Nicht von einem autoritären Staat, sondern von den Betroffenen selbst. Das finde ich schon bemerkenswert.
:Blumen:

Schwarzfahrer 22.04.2021 15:24

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1598142)
Ja, ich stufe die Bedrohung durch die aktuelle Pandemie tendentiell als "mittelgradig" ein.

Eine "hochgradig gefährliche" Pandemie hat (national betrachtet) das Potential in recht kurzer Zeit diverse kritische Systeme staatlicher Organisation kollabieren zu lassen, somit in eine landesweite Katastrophe zu führen, Chaos, Anarchie, Plünderungen, (zig) Millionen Tote ...

SARS-CoV-2 hat dieses Potential meiner Meinung nach nicht.
Die KRITIS sind prinzipiell sicher.
Das staatliche System als Ganzes ist durch das Virus nicht in Gefahr....

Danke für die klare Darstellung Deiner Einschätzung, der ich mich weitgehend anschließe. Es wäre interessant zu wissen, ob die politischen Entscheidungsträger eine pragmatische Einschätzung auf ähnlicher Basis vorgenommen haben, um ihre Eingriffe in die Grundrechte bzw. ihre Verhältnismäßigkeit zu begründen - und auf Grund wovon sie die Lage als kritischer einschätzen, als Du. Ob man auf so eine Anfrage ans Kanzleramt eine Antwort bekommt?

Nepumuk 22.04.2021 15:52

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1598146)
Danke für die klare Darstellung Deiner Einschätzung, der ich mich weitgehend anschließe. Es wäre interessant zu wissen, ob die politischen Entscheidungsträger eine pragmatische Einschätzung auf ähnlicher Basis vorgenommen haben, um ihre Eingriffe in die Grundrechte bzw. ihre Verhältnismäßigkeit zu begründen - und auf Grund wovon sie die Lage als kritischer einschätzen, als Du. Ob man auf so eine Anfrage ans Kanzleramt eine Antwort bekommt?

Klar haben sie das. Deswegen sind die Maßnahmen und Einschränkungen ja auch sehr schwach. Deutlich schwächer beispielsweise als in Italien, Frankreich, Spanien.

deralexxx 22.04.2021 15:53

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1598142)
Ja, ich stufe die Bedrohung durch die aktuelle Pandemie tendentiell als "mittelgradig" ein.

Eine "hochgradig gefährliche" Pandemie hat (national betrachtet) das Potential in recht kurzer Zeit diverse kritische Systeme staatlicher Organisation kollabieren zu lassen, somit in eine landesweite Katastrophe zu führen, Chaos, Anarchie, Plünderungen, (zig) Millionen Tote ...

SARS-CoV-2 hat dieses Potential meiner Meinung nach nicht.

Die KRITIS sind prinzipiell sicher.
Das staatliche System als Ganzes ist durch das Virus nicht in Gefahr.

Der Bereich Kultur hat zwar wohl erhebliche Schäden erlitten und erleidet diese weitterhin.

Die größte Bedrohung (neben der gesellschaftlich/politischen) besteht wohl in einer hohen Belastung bis zeitweiligen deutlichen Überlastung des Gesundheitssystems.
Dies kann in meinen Augen zu einem "humanitären Drama" führen. Abzugrenzen von einer "humanitären Katastrophe", wie man sie (lokal) in Kriegen, Hungersnöten, Erdbeben-, Tsunami- o.ä. Situationen erlebt.

Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.

Mit freundlichen Grüßen ... :Blumen:

Auf der einen Seite ist es irgendwie wie bei täglich grüßt das Murmeltier, was von Schwarzfahrer, dir und adept und noch ein paar hier immer wieder in die Richtung Verharmlosung kommt. Auf der anderen Seite kann und will ich das nicht un-kommentiert lassen, da ja so der Eindruck entstünde, ihr habt Recht.

Unter einer Pandemie Gefahr verstehe ich, dass man von einer Pandemie getroffen wird. Das ist passiert März / April 2020. Wir sind also nicht in einer Pandemie-Gefahr Situation, sondern wir sind in einer akuten Pandemie. Diese betrifft (wie der Name und die Definition auch sagt) die ganze Welt. Einzelne Länder ergreifen unterschiedliche Maßnahmen, um den Impact der Pandemie zu minimieren und das Risiko des künftigen Impacts klein zu halten.
Was du also hier als " Die KRITIS sind prinzipiell sicher.
Das staatliche System als Ganzes ist durch das Virus nicht in Gefahr." beschreibst, ist die Folge der Milliarden Subventionen, der vermiedenen Kontakte und der Kombination der anderen Maßnahmen und nicht der Harmlosigkeit des Virus.

Wie du einerseits von "Die größte Bedrohung (neben der gesellschaftlich/politischen) besteht wohl in einer hohen Belastung bis zeitweiligen deutlichen Überlastung des Gesundheitssystems." und dann wieder sagst es bestehe keine Gefahr für Kritis erschließt sich mir nicht. Wenn im Land 200 k Neuinfektionen pro Tag sind, dann ist das kein Problem vom Gesundheitssystem, sondern dann hören die Leute auf zu arbeiten, dann kannst du die Kritis Läden alle dicht machen. Ohne Menschen keine KRITIS Infrastruktur.

captain hook 22.04.2021 16:05

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1598142)
Ja, ich stufe die Bedrohung durch die aktuelle Pandemie tendentiell als "mittelgradig" ein.

Eine "hochgradig gefährliche" Pandemie hat (national betrachtet) das Potential in recht kurzer Zeit diverse kritische Systeme staatlicher Organisation kollabieren zu lassen, somit in eine landesweite Katastrophe zu führen, Chaos, Anarchie, Plünderungen, (zig) Millionen Tote ...

SARS-CoV-2 hat dieses Potential meiner Meinung nach nicht.

Die KRITIS sind prinzipiell sicher.
Das staatliche System als Ganzes ist durch das Virus nicht in Gefahr.

Der Bereich Kultur hat zwar wohl erhebliche Schäden erlitten und erleidet diese weitterhin.

Die größte Bedrohung (neben der gesellschaftlich/politischen) besteht wohl in einer hohen Belastung bis zeitweiligen deutlichen Überlastung des Gesundheitssystems.
Dies kann in meinen Augen zu einem "humanitären Drama" führen. Abzugrenzen von einer "humanitären Katastrophe", wie man sie (lokal) in Kriegen, Hungersnöten, Erdbeben-, Tsunami- o.ä. Situationen erlebt.

Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.

Mit freundlichen Grüßen ... :Blumen:

Ach deshalb hat man MA aus KRITIS grade in der Impfprio hochgestuft. Und ich hatte schon befürchtet das hätte ernste Gründe.

Mir geht die Aufrechnung und Relativierung so langsam ziemlich auf den Zeiger.
Fast noch mehr als mir Corona eh schon auf den Zeiger geht.

Diese Schleife wurde hier ja auch schon ungefähr 100 mal gedreht.

Allerdings lehrt es mich viel über unsere Gesellschaft und wie die so tickt - im positiven wie im negativen Sinne.

Ich hoffe dann, dass sich die, die die echten Probleme dieser Welt jetzt erkannt haben (und zur Relativierung anführen) sich dieser Probleme spätestens nach Corona ebenso engagiert annehmen wie sie diese heute ins Feld führen.

Flow 22.04.2021 16:21

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1598150)
Unter einer Pandemie Gefahr verstehe ich, dass man von einer Pandemie getroffen wird.

Gut, "Pandemie-Gefahr" war wohl etwas unsauber formuliert. "Gefährlichkeit der Pandemie" wäre eventuell besser gewesen. Was ich mit der Aussage meinte, habe ich ja oben skizziert.
Zitat:

Wie du einerseits von "Die größte Bedrohung (neben der gesellschaftlich/politischen) besteht wohl in einer hohen Belastung bis zeitweiligen deutlichen Überlastung des Gesundheitssystems." und dann wieder sagst es bestehe keine Gefahr für Kritis erschließt sich mir nicht.
Mit "prinzipiell sicher" meine ich, daß die KRITIS nicht vom Totalkollaps bedroht sind.
Eine gewisse Gefahr bzgl Überlastung besteht für den Sektor Gesundheit.
(Möglicherweise hast du aus meinen Worten "ungefährlich" herausgelesen. Ich schrieb "mittelgradig gefährlich" !)
Zitat:

Wenn im Land 200 k Neuinfektionen pro Tag sind, dann ist das kein Problem vom Gesundheitssystem, sondern dann hören die Leute auf zu arbeiten, dann kannst du die Kritis Läden alle dicht machen. Ohne Menschen keine KRITIS Infrastruktur.
Das Prinzip ist mir qualitativ völlig klar.
Quantitativ schätze ich das Ausmaß der Bedrohung niedriger ein als du.

Überfüllte Intensivstationen, Triage, vereinzelt (!) temporär strauchelnde bis kollabierende Krankenhäuser -> schlimmstenfalls potentielll ja.

Tatsächlicher Kollaps (anderer Sektoren) der KRITIS -> nein.

Beeinflußt auch durch das Verhalten der einzelnen Menschen, sowie der Gesellschaft.

Grüße auch ans Murmeltier, wenn du es wieder triffst ... :Huhu:

Flow 22.04.2021 16:25

Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1598151)
Ach deshalb hat man MA aus KRITIS grade in der Impfprio hochgestuft. Und ich hatte schon befürchtet das hätte ernste Gründe.

Ist in jedem Fall sinnvoll.
Zu denken hätte doch eher geben sollen, daß man mit 100jährigen angefangen hat, wenn der Kollaps des Landes droht ...

Schwarzfahrer 22.04.2021 16:27

Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1598150)
Auf der einen Seite ist es irgendwie wie bei täglich grüßt das Murmeltier, was von Schwarzfahrer, dir und adept und noch ein paar hier immer wieder in die Richtung Verharmlosung kommt. Auf der anderen Seite kann und will ich das nicht un-kommentiert lassen, da ja so der Eindruck entstünde, ihr habt Recht.

Ob wir Recht haben, oder nicht, hängt nicht davon ab, ob jemand widerspricht oder Eindruck schindet, sondern davon, wie überzeugend die Argumente jeweils sind. Also lasse ich die Leser für sich entscheiden. (mal abgesehen davon, daß Meinungen und Bewertungen subjektiv sind, und nicht immer mit objektiv mit richtig und falsch kategorisiert werden können).
Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1598150)
Wir sind also nicht in einer Pandemie-Gefahr Situation, sondern wir sind in einer akuten Pandemie. Diese betrifft (wie der Name und die Definition auch sagt) die ganze Welt. Einzelne Länder ergreifen unterschiedliche Maßnahmen, um den Impact der Pandemie zu minimieren und das Risiko des künftigen Impacts klein zu halten.

Allerdings ist zu berücksichtigen, daß die (WHO-)Definition von Pandemie sich vor einiger Zeit geändert hat. War es früher definiert durch eine hohe Sterblichkeit in der Gesamtbevölkerung, ist es neuerdings durch die Prävalenz der Erkrankung definiert, was eine deutlich niedrigere "Hürde" ist. Diese Änderung kann halt nicht jeder nachvollziehen. Ansonsten zeigt schon die Unterschiedlichkeit der Maßnahmen in verschiedenen Ländern, daß es nicht nur eine mögliche Lösung gibt, und die Einschätzung der Schwere variiert.
Zitat:

Zitat von deralexxx (Beitrag 1598150)
Wenn im Land 200 k Neuinfektionen pro Tag sind, dann ist das kein Problem vom Gesundheitssystem, sondern dann hören die Leute auf zu arbeiten, dann kannst du die Kritis Läden alle dicht machen. Ohne Menschen keine KRITIS Infrastruktur.

Nein, denn ein Großteil der Neunifektionen nach positiv-Test definiert ist keine manifeste Erkrankung. Zu keinem Zeitpunkt war gleichzeitig mehr als 0,5 % der Bevölkerung positiv, ein Bruchteil jeweils tatsächlich im Krankenstand. Der Abstand von "die Leute hören auf zu arbeiten" ist da noch sehr groß.
Zitat:

Zitat von captain hook (Beitrag 1598151)
Mir geht die Aufrechnung und Relativierung so langsam ziemlich auf den Zeiger.
Fast noch mehr als mir Corona eh schon auf den Zeiger geht.
Diese Schleife wurde hier ja auch schon ungefähr 100 mal gedreht.
Ich hoffe dann, dass sich die, die die echten Probleme dieser Welt jetzt erkannt haben (und zur Relativierung anführen) sich dieser Probleme spätestens nach Corona ebenso engagiert annehmen wie sie diese heute ins Feld führen.

Anderen geht die unverhältnismäßige Überhöhung der Corona-Gefahr auf den Zeiger, fast noch mehr als die unverhältnismäßigen oder gar nutzlosen Maßnahmen.
Ansonsten halte ich nichts davon Probleme unterschiedlicher Art gegeneinander aufzuwiegen. "Relativierung" ist sinnvoll beim Vergleich von vergleichbaren Risiken, also Krankheit mit Krankheit. Corona gegen Klima oder gegen Migration oder Grundrechte aufzurechnen ist Unsinn und unmöglich. Aber Corona als Vorwand, um alles (oder auch nur einiges) andere zu vernachlässigen, ist schädlich.


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