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Professor Drosten ist in seinen letzten beiden Podcasts ausführlich darauf eingegangen und hat gestern erwähnt, dass er am Montag entsetzt war, in verschiedenen Zeitungen gelesen zu haben, dass er Schul- und Kitaschließungen empfohlen habe. Man hat einfach Sätze von ihm komplett aus dem Zusammenhang gerissen. Er hatte eigentlich am Donnerstag nur eine wissenschaftliche Studie von 1919 diskutiert, in der lokale (nicht flächendeckende!) Schulschließungen in der Zeit der spanischen Grippe in Verbindung mit anderen Maßnahmen (wie z.B. Veranstaltungsverboten) effektiv waren. Gleichzeitig hat er aber ausdrücklich auf die methodischen Schwächen der Studie hingewiesen und auf die damals andere Situation, in der praktisch stets die Mutter zur Betreuung der von der Schließung der schule betroffenen Kinder daheim war und in der es keine Krankenschwestern mit betreungspflichtigen Kindern gab, weil damals in der Krankenversorgung nahezu ausschließlich Ordensschwestern tätig waren. Prof. Kekule hat die Schulschließungen zeitlich begrenzt zu Beginn der Infektwelle empfohlen, so wie es auch Taiwan praktiziert hat, wo mittlerweile Schulen und Universitäten längst wieder normal (mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, wie z.B. Infektionsschutzmasken) laufen. Aktuell hat Prof. Kekulé seinen bevorzugten Twitter-Hashtag übrigens von #coronaferien in #merkelpanic geändert, weil er ziemlich unzufrieden ist, wie die Politik aktuell mit der Infektsituation umgeht. Es gibt bislang keine klaren Hinweise, dass die Übertragung der Coronaviren von Kindern auf Erwachsene eine maßgebliche Rolle spielen und andererseits sollte man Maßnahmen besonders kritisch hinterfragen, die zu einer Schwächung der Kapazitäten im Gesundheitswesen führen. Eigentlich sollten im Augenblick alle Maßnahmen darauf zielen, unser Gesundheitswesen zu stärken für den zu erwartenden Ansturm durch Covid-19-Fälle. Wenn Ärzte und Schwestern mit kleinen Kindern jetzt daheimbleiben müssen und sich um ihren eigenen Nachwuchs kümmern müssen, statt sich um die Versorgung von Covid-19-Fälle zu kümmern, erreicht man mit einer Maßnahme, die gut gewollt ist, genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen will. Zitat:
In Österreich müssen alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte (auch solche mit wenig Besucherverkehr) schließen. Heute morgen habe ich gelesen, dass bei uns öffentliche Bibliotheken schließen, die meisten Hallenbäder sind bereits geschlossen. Das ist einfach krass übertrieben angesichts der zur Verfügung stehenden Infektionsschutzmöglichkeiten. Dass Bars- und Nachtclubs geschlossen werden ist völlig o.K., denn dort ist es wirklich eng und das Übertragungsrisiko hoch, genauso wie bei den untersagten Massenveranstaltungen und Sport und Kultur, aber man sollte sich einfach um eine vernünftige Differenzierung bemühen. |
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Das wird ohnehin der nächste Schritt sein oder? |
Ich verfolge den Podcast mit Prof. Drosten ja auch.
Bei mir ist da der Eindruck entstanden, dass da seine Meinung noch nicht gefestigt ist bzw. sie sich tendenziell ändert. Vollkommen recht gebe ich Harald (Hafu), dass er sehr oft seine Aussagen relativiert hat und immer wieder sowohl Gründe, die dafür und welche die dagegen sprechen, nannte. Ich finde das im Prinzip sehr gut und auch mutig. Jeder kann so erkennen, dass selbst Fachleute ziemlich unsicher sind dahingehend welche Maßnahmen eher nützen oder schaden (könnten). Aussagen von Prof. Kekulé haben bei mir ganz klar den Eindruck hinterlassen, dass er Schulschließungen und die Schließung von Kindergärten als unheimlich wichtig erachtet. Hier noch einmal ein dazu passender Link: https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-m...orona-100.html |
Hafu, ich bin voll deiner Meinung, aber wenn ich mir angucke, dass heute immer noch Flachzangen daherkommen und Vergleiche zu ner Influenza ziehen und die Covid19-Geschichte als harmlos abtun wollen, war die Bevölkerung vor 3, 4 Wochen noch weit nicht an dem Punkt, Massnahmen wie ein Shut Down zu akzeptieren.
Das ist einfach der wunde Punkt in der heutigen Politik, die mehr kurzsichtig agiert und auf Wiederwahl programmiert ist, nicht vernünftig kommunizieren zu können und von langfristigen Konzepten überfordert ist. Dazu kommt, dass in den Ministerien wie auch anderen, verantwortlichen Posten nur noch Marionetten ohne eigenes Fachwissen sitzen (und wer nix weiss, muss alles glauben, da ist dann die Frage, von wem, wenn die Berater widersprüchlich sind). Nu müssmer halt schaun, dass wir mit den Massnahmen, wann und wie wir sie haben, zurecht- und möglichst gut durch die Sauregurkenzeit kommen. Mich habense nu kurzfristig doch noch ins Wahlregister aufgenommen, aber zu spät, um noch Briefwahl machen zu können. Vor den Wahlen morgen grausts mir jedenfalls. |
@Kinderbetreuung mein Senf/Erfahrung:
Das Thema Betreuung trifft Eltern, die Kinder im Kita oder Kindergarten haben mE im Schnitt schlimmer als diejenigen die Kinder in der Schule haben. Erstere müssen recht sicher immer betreut werden, während Schulkinder ja ab einem gewissen Alter auch alleine Zuhause sein können, wenn Not am Mann ist. Sicherlich ist das auch vom Kind abhängig. Mein Kleiner hat zB in der 5. Klasse schon für den Großen Mittags gekocht, weil der nur Pizza kann ;) Jedenfalls sprechen wir ja nicht nur von Grundschulen, sondern am anderen Ende auch von Schülern auf FOS, BOS, Berufsschule, Gymnasien, Realschule usw auf denen sich ja auch Jugendliche und junge Erwachsene befinden. Letztlich is es möglicherweise so, dass gerade für die Osterferien ja meist zwar Regelungen getroffen sind (ein Elternteil hat ggf Urlaub). Hier wird es dann schon im Fall der Fälle so sein, dass gerade im Gesundheitswesen evtl Urlaube gestrichen werden müssen und neue Regelungen in den Familien gefunden werden müssen. Wie is das eigentlich? Wurde in Bayern nicht für Eltern in medizinischen Berufen ein spezielles Betreuungsangebot angekündigt? Ich habe in meinem Unternehmen (14 MA) einige Halbtagsmitarbeiterinnen, die betreuungsbedürftige Kinder haben. Eine Mutter hat drei Kinder, da ist das Älteste schon so groß, dass sie die anderen beiden (im wesentlichen das Jüngste) den Vormittag über betreut. Das ist ein passender Zufall, den Home Office wäre für diese Mitarbeiterin nicht möglich. Den anderen beiden MAinnen, habe ich Home Office angeboten. Sie nehmen die Möglichkeit 2-3 Tage in der Woche wahr. Sie haben Männer, die ebenfalls HO machen können und teilen sich den Betreuungsaufwand. Meine Schwester (Richterin) und ihr Mann (Ingenieur bei BMW) haben auch zwei Kinder die zu betreuen sind. Beide können HO machen. Bei meiner Schwester ist halt das Problem, dass zB Verhandlungstage bereits terminiert sind und ggf. auch nicht immer verschoben werden können. Außerdem muss sie dazu ja ins Gericht. Es ist noch unklar wie es hier weiter geht. Als unsere Kinder noch klein waren und es zu Betreuungsschwierigkeiten kam, hat man sich unter den Eltern ausgeholfen. Das höre ich jetzt auch an der einen oder anderen Stelle. Unterm Strich sehe ich in meinem Umfeld Schwierigkeiten, die durch die Schulschließungen entstanden sind, aber nichts was unlösbar ist. Viel kritischer sehe ich, dass ich im Moment nicht abschätzen kann, welche wirtschaftlichen Folgen durch die Corona Pandemie auf das Unternehmen zukommen und welche Auswirkungen das auf die Mitarbeiter hat. Ich begrüße daher ausdrücklich alle diesbezüglichen Maßnahmen der Bundesregierung. Aber das ist ein anderes Thema. Ich denke auch, dass #FlattenTheCurve den Ausfall von Kräften im medizinischen Bereich aufgrund Betreuungsproblematik abschwächt. In welchem Ausmaß auch immer. Wir kennen weder die Zahl der Betreuungsprobleme im medizinischen Bereich, noch die „Entlastungszahl“ durch #FlattenTheCurve. Entscheidungen müssen aber trotzdem getroffen werden. Hinterher is immer jeder klüger. Nebenbei: Prof. Drosten hat in den von HaFu erwähnten Postcasts auch gesagt, dass er es für wichtig hält, dass sich die Politik a) Zeit nimmt sich beraten zu lassen und b) sich nicht nur von Virologen beraten zu lassen, denn solche Entscheidungen haben Auswirkungen auf Bereiche, zu denen es jeweils Spezialisten gibt. Er sprach von Wirtschaftswissenschaftlern, Sozialwissenschaften, Bildungsexperten etc. Er kann und will diese Beurteilungen nicht treffen. Außerdem weißt er darauf hin, dass ohne Schuldzuweisungen die nötigen Maßnahmen umgesetzt werden müssten. :Blumen: |
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Es ist ein schmaler Grad zwischen Appellen an die Verantwortung der Einzelnen und Schuldzuweisungen. Manchmal gleitet man von einer auf die anderen Seite ab und ärgert sich später selbst darüber. Ich glaube, dass Prof. Drosten mit seinen Worten auch vermitteln möchte, man möge einzelne Personen nicht überfordern und möglichst viele Leute in Entscheidungsprozesse eingliedern. Jeder hat in der Regel sein Fachgebiet mit sehr hoher Kompetenz, aber kein Mensch kann alles auf einmal überblicken. |
Was ich mich frage - die Länder, die wirklich früh reagieren, z.B. Polen (alle Grenzen zu, Veransaltungen abgesagt, Schulen/KiTas geschlossen), obwohl sie noch kaum Fälle haben ... reicht denn da der Grad der "Durchseuchung" überhaupt noch aus? Also wenn man es wirklich super effektiv verhindert, dass sich das Virus verbreitet, und sich kaum einer ansteckt, ist ja auch kaum jemand hinterher immun ... oder ist das eine unsinnige Idee :confused:
In Deutschland haben wir ja augenscheinlich eine ausreichend hohe Ansteckungsrate ... |
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