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aequitas 08.10.2020 10:31

In der SZ wurde heute über den Monitor Jugendarmut berichtet und der kleine Artikel dazu passt hier durchaus rein, da Corona bzw. die Corona-Folgen und Maßnahmen hier eine große Bedeutung spielen: Wie die Corona-Epidemie Jugendlichen die Zukunft raubt

Corona ist eine globale Krise, weshalb natürlich eine kausale "Ursachensuche" lediglich in Deutschland vergebene Mühe ist. Dennoch sehe ich in der derzeitigen Fokussierung auf das Vermeiden jeglicher Infektionen und der Unterordnung unter den absoluten Lebensschutz ein großes Problem. 2020 nährt sich statistisch bisher fast einer Untersterblichkeit an und langfristige Folgen kann eine solche Statistik nicht abbilden, jedoch bildet sie zu großten Teilen die Grundlage für mögliche Einschränkungen. [Incoming: Vorwurf, dass ich noch nicht genug Tote gesehen habe :Huhu: ]

Statt sich ernsthaft mit Fragen der Verhältnismäßigkeit auseinander zu setzen, werden auch hier abstruse Vergleiche gezogen, um bestimmte Meinungen direkt ins Lächerliche zu ziehen oder mit Totschlagargumenten direkt zu unterdrücken ("Guckt nach Brasilien/Italien/New York etc."). Es geht hier auch nicht Hygienemaßnahmen abzuschaffen, sondern darum, gesellschaftliches Leben wieder in einem gewissen Umfang zu ermöglichen (derzeit sieht es größtenteils eigentlich ganz gut aus), d.h. Schulen/Universitäten/Betriebe soweit möglich öffnen, Anreize schaffen, um Arbeitsplätze zu erhalten/zu schaffen etc. Stattdessen einigt sich die Politik auf ein Beherbungsverbot, dessen Durchsetzung und Kontrolle nicht funktionieren kann.

Es braucht eine realistischere Risikoeinschätzung und eine haltbare Strategie. Die Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100.000 ist natürlich eine politische Größe, aber eine solche Zahl kann auch nur politisch festgelegt werden (unter Beachtung wissenschaftlicher Expertise). Aber wie bereits vor ein paar Seiten gesagt: an dieser Zahl kann nicht alles gemessen werden. Es handelt sich auch um kein ausgefeiltes Modell (MattF), sondern einfach um eine Zahl. Es ist deshalb auch kein Hexenwerk oder höhere Wissenschaft einen Index zu entwickeln, der unterschiedlich gewichtete Faktoren miteinbezieht. Dieser Index ist dabei nicht allumfassend, aber hilft bei Risikoeinschätzung und Policy-Entwicklung. Ein solcher Index sollte neben den Neuinfektionen (bspw. doppelt gewichtet, um den Lag abzubilden) auch weitere Faktoren wie Krankenhausauslastung, Intensivbettenbelegung, räumliche Faktoren etc. Einen solchen Index zu entwickeln und bspw. mit einer Amüel zu visualisieren ist kein Hexenwerk, sondern eine Aufgabe, die ein wissenschaftliches Gremium zu leisten in der Lage ist.

MattF 08.10.2020 10:39

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1556740)

Und wieder verdrehst Du den Sinn meiner Aussage - macht sicher Spaß. Es geht mir darum, daß sich jede Gesellschaft damit abfinden muß, daß nicht jeder sich perfekt an alle Regeln hält - weder hier, noch in Schweden. Das kann und darf aber kein Argument sein, das Prinzip der Eigenverantwortung nicht weiterhin als wichtiges Prinzip zu sehen und einzusetzen.


Du hast das Gefühl die Eigenverantwortung wäre in Deutschland auf dem absteigenden Ast, das ist deine Meinung /Gefühl, kannst du gerne haben, bringt uns aber nicht weiter.

Und ist auch nicht messbar. Ich finde sehr viele Menschen die weitgehende Mehrheit verhält sich eigenverantwortlich ob im Verkehr oder zu Corona.

Ich gehöre z.b. absolut nicht zu den Autofahrerbaschern die meinen jeder Autofahrer wäre ein Idiot weil man als Radler z.b. eng überholt wird, sondern sehe klar, dass es Wenige sind, die sich falsch verhalten oder aggresiv.

Trotzdem kann es weder im Verkehr noch bei Corona sein, dass alleine auf Eigenverantwortung gesetzt wird. Das würde im Verkehr bedeuten jegliche Kontrollmassnahme einzustellen (Parken Geschwindigkeit usw).
Du sagst selbst in einem anderen Beitrag, dass du gewissen Massnahmen für notwendig und richtig hölst. Die mögen schwächer sein als das Andere für richtig empfinden.

In einem demokratischen System wird dann ein Kompromiss gefunden und genau das passiert.

trithos 08.10.2020 10:51

Zitat:

Zitat von aequitas (Beitrag 1556796)
… Es ist deshalb auch kein Hexenwerk oder höhere Wissenschaft einen Index zu entwickeln, der unterschiedlich gewichtete Faktoren miteinbezieht. Dieser Index ist dabei nicht allumfassend, aber hilft bei Risikoeinschätzung und Policy-Entwicklung. Ein solcher Index sollte neben den Neuinfektionen (bspw. doppelt gewichtet, um den Lag abzubilden) auch weitere Faktoren wie Krankenhausauslastung, Intensivbettenbelegung, räumliche Faktoren etc. Einen solchen Index zu entwickeln und bspw. mit einer Ampel zu visualisieren ist kein Hexenwerk, sondern eine Aufgabe, die ein wissenschaftliches Gremium zu leisten in der Lage ist.

Da gebe ich Dir voll und ganz Recht.

Allerdings habe ich als interessierter Beobachter der Corona-Ampel in Österreich (bei der genau das versucht worden ist) mit einer gewissen Fassungslosigkeit beobachten müssen, wie es die Politik geschafft hat, den guten Ansatz in kürzester Zeit komplett zu vernichten. Mit "Politik" meine ich in diesem Fall die österreichischen "Regionalkaiser" (Landespolitik und Bürgermeister), die die österreichweit einheitliche Corona-Ampel der Bundesregierung dermaßen unsachlich und polemisch kritisiert haben, dass das Ampelsystem binnen weniger Tage zu einem reinen "Visualisierungsmittel" geworden ist, mit dem keine Konsequenzen mehr verbunden sind. Und mittlerweile macht im ohnehin schon zwergigen Österreich wieder jedes Bundesland was es will.

Ich finde das schade, wie ein guter Ansatz sofort versenkt worden ist, weil sich manche Politiker dadurch kurzfristige Stimmenmaximierung (etwa vor der Wiener Wahl am kommenden Sonntag) erhoffen.

Nepumuk 08.10.2020 11:16

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1556786)
Ich will nicht ablenken. Die Zahlen sagen mir, dass in DE gerade mal wieder die Zahlen der Neuinfektionen steigen, aber kaum mehr Menschen intensiv-medizinisch behandelt werden müssen oder gar daran sterben.

Achtung beim Messen und beim Schlußfolgern. Die Entwicklung ist sicher erfreulich und beruhigend, aber aufgrund der wenigen Meßpunkte und der kurzen Meßdauer kann niemand sagen, ob das ein Sondereffekte ist oder sich das Virus womöglich grundsätzlich abgeschwächt hat. Lässt man es zu lange laufen steigen die Zahlen der schweren Fälle womöglich sprunghaft an und wir haben wieder ein großes Problem.

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1556786)
Starrt man lediglich auf die Zahl der Neuinfektionen und auf jeden einzelnen, der in Verbindung mit Corona stirbt, werden die Maßnahmen, die in den nächsten Wochen getroffen werden (mehr Neuinfektionen --> mehr Einschränkungen), irgendwann (bei weiter steigenden Zahlen) absurd oder nicht mehr durchsetzbar. Die Zahl 50 (pro 100.000), auf der vieles aufbaut, ist meines Wissens keine mir bekannte Naturkonstante, sondern eine politische Zahl.

Die Zahl ist ja nur ein Aspekt, aber sie ist für alle nachvollziehbar und relativ schnell und sicher zu ermitteln. Daher wird vieles darauf aufgebaut und daran argumentiert. Es dürfte im Hintergrund aber sicher deutlich komplexere Modell geben, mit denen gerechnet wird. Solche Modell sind aber der Mehrzahl der Menschen wohl nicht zu vermitteln.

keko# 08.10.2020 11:18

Zitat:

Zitat von Bockwuchst (Beitrag 1556794)
...
Stand 07.10.2020 werden laut DIVI Intensivregister 470 Covid Patienten intensivmedizinisch behandelt. Eine Woche zuvor waren es 362 und geht man noch eine Woche zurück, waren es 296. Finde ich durchaus signifikant. Diese Zahlen hinken den Infektionszahlen immer deutlich hinterher, aber wenn man erst reagiert wenn die Intensivstationen voll sind ist es eben zu spät.

470 Menschen? Das sind 0.0005% der Bevölkerung. Allein hier in der Straße, wo ich wohne, lebt ein Vielfaches davon. Und nachdem wir Corona schon mehrere Monate haben, bekommen wir das nicht in den Griff?

anlot 08.10.2020 11:34

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1556789)
Um mal bei den Fakten zu bleiben ist Rauchen ja partiell verboten.
Es ist nicht der freiwiligen Selbstkontrolle der Raucher, zu denen ich mich auch mal gezählt habe, zu verdanken daß im Restaurant oder in der Bahn .... nicht mehr geraucht wird. Es existieren hier klare Einschränkungen der Freiheiten der Raucher.;):Huhu:
Eben weil hier Freiheiten und die Gesundheit anderer betroffen ist.

Wenn man dann jedoch feststellt, das trotz dieser Verbote und Regelungen, immer noch über 70.000 Menschen im Jahr (davon ca. 3000 passiv) am Konsum von Tabakwaren sterben, müssten wir die Verbote und Einschränkungen doch, abgeleitet von der Corona Strategie, dringend verschärfen?! Oder warum akzeptieren wir u. a. in diesem Bereich die Sterbefälle und geben es in die Eigenverantwortung der Bevölkerung und bei Corona nicht?

Bockwuchst 08.10.2020 11:34

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1556810)
470 Menschen? Das sind 0.0005% der Bevölkerung. Allein hier in der Straße, wo ich wohne, lebt ein Vielfaches davon. Und nachdem wir Corona schon mehrere Monate haben, bekommen wir das nicht in den Griff?

Die absolute Zahl ist jetzt nichts was einen aufschreien lässt, da hast du wohl recht. Den Trend find ich trotzdem eindeutig. Welchen Prozentsatz der Bevölkerung man auf Intensiv sehen muss, bis es beunruhigend wird kann ich dir nicht sagen.
Deinen letzten Satz verstehe ich nicht. Inwiefern in den Griff kriegen?

Schwarzfahrer 08.10.2020 11:39

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1556798)
Du hast das Gefühl die Eigenverantwortung wäre in Deutschland auf dem absteigenden Ast, das ist deine Meinung /Gefühl, kannst du gerne haben, bringt uns aber nicht weiter.

Ich meine nicht, daß die Leute weniger Eigenverantwortung zeigen. Ich finde allerdings, daß die Politik (und zum Teil auch der mediale "Mainstream") den Menschen zunehmend weniger Eigenverantwortung zugestehen will, und dafür in zunehmend vielen Bereichen über verpflichtende Regelungen oder Verbote etwas erreichen möchte (weit über Corona hinaus). Diesen Trend halte ich generell für falsch.
Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1556798)
In einem demokratischen System wird dann ein Kompromiss gefunden und genau das passiert.

Genau, und für einen guten Kompromiss müssen alle Positionen ausführlich formuliert und besprochen werden - darum trage ich auch meine Position vor, wo ich es für angebracht halte - und erwarte, daß dies alle anderen auch offen tun.


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