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Zitat von trithos
(Beitrag 1556712)
Ich finde, ihr macht es euch zu leicht, indem ihr "schwach" und "stark" einfach umdefiniert.
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Na ja, wir verstehen es wohl unterschiedlich; eine amtliche Definition kenne ich nicht, die ich "umdefinieren" könnte.
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Zitat von trithos
(Beitrag 1556712)
...der Schwache ist der, der sich persönlich einschränken muss, um sein persönliches Risiko einzugrenzen, also beispielsweise ein alter Mensch mit Vorerkrankung. Der Starke kann leicht sagen, mir passiert schon nichts, ich pfeif auf Vorsichtsmaßnahmen. Damit zwingt er den Schwachen aber dazu, besonders vorsichtig zu sein. Und was könnte der Schwache tun, wenn es nicht einmal Vorschriften gäbe? Jedem Starken eine Maske umhängen?
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Da gehe ich nicht ganz mit. Schwach ist für mich in diesem Kontext der, der ein höheres Risiko einer schweren Erkrankung hat. Dieses Risiko macht es für mich erst mal selbstverständlich, daß man sich grundsätzlich um den Eigenschutz kümmert, auch wenn es etwas Einschränkung ist. Wenn ich Diabetes habe, kann ich nicht verlangen, daß mein Gastgeber seine Küche umstellt - es reicht, wenn ich mir das für mich passende finde, auch wenn ich dann nicht alles mitessen kann. Das ist erst mal kein Zwang, der von den "Starken" ausgeht, der eben das Glück hat, weniger Risiko zu haben. Ich kann mich als Schwacher natürlich dafür einsetzen, daß die Starken durch ihr Verhalten mein Risiko weiter senken, und die meisten würden wohl entgegenkommen - aber ich persönlich hätte große Hemmungen, von anderen Einschränkungen zu meinem Schutz als verpflichtend zu verlangen.
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Zitat von trithos
(Beitrag 1556712)
Ums in ein Triathlonforum-Beispiel zu übersetzen: der Autofahrer auf der Landstraße kann leicht an einem Radfahrer im Zentimeterabstand vorbeirasen. Ihm passiert schon nix, wenn er den Radler erwischt, außer einem Kratzer am Auto. Der Radfahrer ist hingegen darauf angewiesen, dass ihn der Autofahrer nicht niedermäht, weil er das eventuell nicht überleben würde. Der Radfahrer "braucht" also Vorsicht und Rücksicht vom Autofahrer. Oder seid ihr tatsächlich der Meinung, dass es alleine Sache des Radfahrers ist, sich zu schützen? Oder wird dem "schwachen" Autofahrer wirklich Zwang angetan, weil er dem "starken" Radler ausweichen muss?
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Völlig richtig; Vorsicht und Rücksicht - aber ein Überholverbot wäre schon überzogen. und bei den gegebenen Kräfteverhältnissen muß ich als Radfahrer gewisse Straßen meiden, und auf mich aufpassen, denn ich werde nie alle Autofahrer zu perfektem Verhalten zwingen können. Also ist es primär meine Verantwortung, mich durch mein Verhalten zu sichern; von den Autofahrern erwarte ich angemessene Rücksicht, aber keine drastische Einschränkung ihrer Autonutzung.
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Zitat von trithos
(Beitrag 1556712)
Den Umkehrschluss, den ihr zieht, halte ich jedenfalls tatsächlich für zynisch: dass nämlich die Schwäche den Schwachen zum Starken macht.
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Nicht die Schwäche macht den Schwachen zum Starken, sondern der staatliche Eingriff, der im Sinne der "Schwachen" die "Starken" unverhältnismäßig einschränkt. Dagegen haben die von Dir als "Starken" postulierten kein Mittel, sich zu wehren - sie werden automatisch die Schwachen.
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Zitat von trithos
(Beitrag 1556712)
Nach eurer Argumentation wäre ja sogar die russische Journalistin, die sich vor wenigen Tagen verbrannt hat, die Starke (die dem russischen Regime etwas aufzwingen kann).
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Nein, sie kann gar nichts aufzwingen. Sie kann höchstens einen medialen Druck erzeugen. Der Vergleich ist allerdings schon etwas schräg, wenn du das Verhältnis von Risikopatienten zu gesunden Menschen mit dem von Unterdrückten und Unterdrückerregime gleichsetzt.