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Hafu 20.07.2020 21:53

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1543300)
Wie immer, seit Monaten, Danke für die unglaublich hilfreiche Aufarbeitungen und in den Kontext Setzung!

Nichts zu danken. Im Prinzip denke ich hier nur laut und versuche meine eigenen Gedanken bei m Lesen und Analysieren der durchaus komplizierten Materie zu ordnen. Prof. Drosten wird bei der Materie durchaus vermisst, da sein Podcast bei der Einordnung der Wertigkeit all der täglich neu erscheinenden Erkenntnisse immer sehr hilfreich war. Hoffe mal, dass dessen Sommerpause bald vorbei ist.

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1543300)
Eine Frage: ich lese das so, dass die Anämie in einer MenACWY -Kontrollgruppe war, oder ist das eine Kombination gewesen? (ich verstehe wahrscheinlich den Sinn einer Kontrollgruppe hier nicht)

m.

Ja, so lese ich das auch. Die Gruppe in der die Nebenwirkung hämolytische Anämie auftrat, war quasi die Kontrollgruppe (ohne Paracetamolgabe) für die MenACWY-Gruppe mit Paracetamol-Gruppe.
Grundsätzlich braucht man in vernünftigen prospektiven Studien immer eine vergleichbar große Kontrollgruppe mit identischen Einschlusskriterien, wenn man danach vergleichende statistische Verfahren anwenden will.

Ich vermute, dass man die beiden Paracetamol-Subgruppen erst nach Beginn der mit 1000 Teilnehmern gar nicht so kleinen Studie gebildet hat weil diese Paracetamolgruppen mit jeweils um die 50 Testpersonen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Studienteilnehmer doch relativ klein waren. Wenn die ersten paar hundert Teilnehmer ihre Impfdosen bereits erhalten haben, kann man diese ja nicht noch ein zweites mal, dann mit zuätzlicher paracetamolgabe, impfen.

Eine direkte Aussage dazu, warum man nicht z.B. gleich je 250 Studienteilnehmern Paracetamol gegeben hat (mit dann höherer statistischer Aussagekraft), habe ich beim Querlesen im Text jedenfalls nicht gefunden.

Eine einzige wirklich ernst zu nehmende Nebenwirkung unter insgesamt 1000 gesunden Studienteilnehmern kann einfach Pech sein und vielleicht findet man bei der nächsten größeren Studie nur ein bis sagen wir mal zehn ernste Impfkomplikationen unter 100 000 Geimpften, was bei einer potenziell für deutlich mehr Menschen tödlichen Erkrankung eine vertretbare Größenordnung im Risikovergleich wäre.

Es könnte aber auch sein, dass man bei der hundertfachen Studiengröße von 100 000 Geimpften dann 100 oder mehr ernsthafte Komplikationen sieht , die gerade für ältere und vorerkrankte Menschen kaum weniger gefährlich wäre als die Infektion, vor der die impfung eigentlich schützen soll. Bei Impfungen älterer multimorbider Patienten, die man ja eigentlich hauptsächlich in der Pandemie schützen will muss man ohnehin realistischerweise mitdeutlich mehr Impfnebenwirkungen rechnen.

Ach ja: Und dass die Studie nur einfach verblindet war, d.h. die Studienteilnehmer wussten alle, was sie erhielten (keiner erhielt statt Paracetamol oder statt des impfstoffs ein Placebo) muss man natürlich auch noch erwähnen, da auch das die Aussagekraft der Ergebnisse abschwächt.

Aber das soll jetzt hier auch nicht zu negativ rüberkommen. Evt. kann man mit besser angepasster Dosis (sowohl des impfagens als auch der die Impfreaktion stimulierenden Zusatzstoffe) auch das Nebenwirkungsrisiko noch deutlich reduzieren. Sehr positiv ist auf jeden Fall der Befund, dass man als Folge der impfung nicht nur spezifische Antikörper gefunden hat, die bei Covid-19 bekanntlich bei echten Erkrankten relativ schnell wieder absinken oder sogar verschwinden, sondern dass auch wohl auch eine sog. T-Zell-Impfreaktion hervorgerufen wird, von der zu hoffen ist, dass sie deutlich länger als die rein Antikörper-assozieerte Immunität anhält, oder die zumindest geeignet ist, Zweitinfektionen mit SARS-CoV-2 deutlich abgeschwächt verlaufen zu lassen.

LidlRacer 20.07.2020 22:08

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1543308)
Prof. Drosten wird bei der Materie durchaus vermisst, da sein Podcast bei der Einordnung der Wertigkeit all der täglich neu erscheinenden Erkenntnisse immer sehr hilfreich war. Hoffe mal, dass dessen Sommerpause bald vorbei ist.

Ja, ein Leben ohne Drostens Podcast ist zwar möglich, aber sinnlos. ;)

Leider müssen wir das auch noch den ganzen August aushalten.

Lucy89 20.07.2020 22:35

Zitat:

Zitat von dr_big (Beitrag 1543198)
Ich war grad beim MPreis in Sölden und stelle fest, dass ich als einziger eine Maske im Gesicht hatte. Die Regierung in AT plant bereits wieder die Maskenpflicht einzuführen, aber kein Österreicher scheint bereit zu sein freiwillig Maske zu tragen.
An der Kasse war eine ältere Österreicherin hinter mir und sagt "Sie sind aber fleißig mit der Maske". Meine Antwort "die Maske kostet nichts, stört nicht und hilft viel. Da trage ich doch leiber freiwillig die Maske anstatt wieder auf die Einführung der Maskenpflicht zu warten", sagt sie "da haben Sie vollkommen Recht, da haben Sie wirklich Recht". :confused:

Wir sind gerade in Österreich und sind doch etwas erschrocken, wie wenig präsent Corona hier ist... wir tragen weiterhin unsere Masken, aber grob geschätzt tun das hier nur 10%. Allerdings ist das hier ein typisches Touri-Dorf und ich schätze es sind 75% Deutsche, die hier rumlaufen. Macht's nicht besser.

merz 20.07.2020 22:44

ohne zu akademisch zu werden, ich will es nur etwas beginnen zu verstehen, warum ist die Kontrollgruppe eine (korrekt?) offenbar etablierte Meningitisimpfung? Stünde die in der Gruppe der jungen Gesunden eh an?

m.

Hafu 21.07.2020 07:46

Zitat:

Zitat von merz (Beitrag 1543319)
ohne zu akademisch zu werden, ich will es nur etwas beginnen zu verstehen, warum ist die Kontrollgruppe eine (korrekt?) offenbar etablierte Meningitisimpfung? Stünde die in der Gruppe der jungen Gesunden eh an?
...

Statt eines Placeboimpfstoffes, wie es eigentlich für das übliche Studienoptimum einer doppelt verblindeten Studie üblich ist, wollte man einen (wohl ähnlich hergestellten) Vergleichsimpfstoff haben, der ebenfalls relativ häufig für diese Art der Impfung übliche Nebenwirkungen verursacht (und bereits zugelassen ist), so dass die Probanden nicht anhand komplett ausbleibender Nebenwirkungen merken, dass sie keine Covid-19-Impfung sondern nur z.B. Kochsalz erhalten hatten.

Zitat:

Zitat von Lancet
MenACWY was used as a comparator vaccine to maintain blinding of participants who experienced local or systemic reactions, since these reactions are a known association with viral vector vaccinations. Use of saline as a placebo would risk unblinding participants as those who had notable reactions would know they were in the ChAdOx1 nCoV-19 vaccine group.


Seyan 21.07.2020 08:14

Die interessante Frage für mich ist: was bedeutet eine Impfung denn eigentlich konkret? Man kann selbst vermutlich für einen gewissen Zeitraum nicht erkranken, soweit so gut.

Aber wenn wir uns jetzt mal z.B. das Thema Tourismus anschauen. Werden Länder ihre Grenzen wieder öffnen, wenn es eine Impfung gibt? Muss man sich vor einem Urlaub ein richtiges Visum besorgen, für das man eine Impfung vorweisen muss?

Wird es wieder Wettkämpfe und Konzerte geben? Muss man überall eine Impfung vorweisen?

Ich vermute mal, viele, die jetzt Hoffnung in die Impfung setzen, dass danach alles wieder normal ist, werden da bitter enttäuscht. Länder werden weiter ihre Grenzen geschlossen halten, es wird weiter Masken geben, es wird weiter keine großen Veranstaltungen geben. Warum? Weil man die Verbreitung der Impfung gar nicht richtig kontrollieren kann...

qbz 21.07.2020 08:26

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1543352)
Die interessante Frage für mich ist: was bedeutet eine Impfung denn eigentlich konkret? Man kann selbst vermutlich für einen gewissen Zeitraum nicht erkranken, soweit so gut.

Aber wenn wir uns jetzt mal z.B. das Thema Tourismus anschauen. Werden Länder ihre Grenzen wieder öffnen, wenn es eine Impfung gibt? Muss man sich vor einem Urlaub ein richtiges Visum besorgen, für das man eine Impfung vorweisen muss?

Wird es wieder Wettkämpfe und Konzerte geben? Muss man überall eine Impfung vorweisen?

Ich vermute mal, viele, die jetzt Hoffnung in die Impfung setzen, dass danach alles wieder normal ist, werden da bitter enttäuscht. Länder werden weiter ihre Grenzen geschlossen halten, es wird weiter Masken geben, es wird weiter keine großen Veranstaltungen geben. Warum? Weil man die Verbreitung der Impfung gar nicht richtig kontrollieren kann...

Also ich würde im besten Fall erwarten, dass erstens die Infektionsraten weiter zurückgehen oder dauerhaft niedrig bleiben weltweit und dass zweitens die Risikogruppen sich dadurch schützen können. Es könnten dadurch Grenzschliessungen und Maskenpflicht entfallen, aber auch die ständigen wiederholten Tests für bestimmte Personengruppen wie aktuell, welche ja auch Kosten verursachen.

Dafri 21.07.2020 08:30

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1543352)

Wird es wieder Wettkämpfe und Konzerte geben? Muss man überall eine Impfung vorweisen?

Ich vermute mal, viele, die jetzt Hoffnung in die Impfung setzen, dass danach alles wieder normal ist, werden da bitter enttäuscht. Länder werden weiter ihre Grenzen geschlossen halten, es wird weiter Masken geben, es wird weiter keine großen Veranstaltungen geben. Warum? Weil man die Verbreitung der Impfung gar nicht richtig kontrollieren kann...


Wann soll denn die Normalität wieder einsetzten?


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