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Aber in der Tat habe ich mich das letzte mal damit vor langer Zeit beschäftigt. |
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* Erfassung aller Neuerkrankungen in Einzelfallakten. * Dokumentation des Erkrankungverlaufs, der Behandlung und des Therapieerfolges. * Elektronische Übermittlung der anonymisierten Krankheitsdaten an das hessische Meldezentrum. * Unterstützung der behandelnden Ärzte, insbesondere bei fehlender Mitarbeit der Patienten. * Angebot von Tbc-Fachwissen, Beratung der Patienten, Kontaktpersonen und Ärzte. * Ermittlung und Untersuchung der Kontaktpersonen in Umgebungsuntersuchungen. Ziel: Bekämpfung der Ausbreitung durch frühzeitige Entdeckung von Infektionsquellen und Folgeerkrankungen. |
Mal ein Eindruck aus der Hauptstadtklinikfront. Herr Drosten hat sich ja vor einigen Tagen besorgt gezeigt, weil auf den Charité-Intensivstationen ganz langsam aber stetig immer mehr schwerkranke COVID-19 Patienten eintreffen.
Bei uns kann ich allerdings diese Beobachtung nicht teilen, sowohl bei uns im Klinikum als auch im gesamten Konzern sind die Zahlen, sowohl der Infizierten, als auch der schwerkranken und beatmeten, seit ca. 2 Wochen relativ stabil, nachdem vorher ein deutlicher Anstieg registrierbar war. Möglicherweise landen in der Charité viele Verlegungen von Schwerkranken aus dem Umland, vor allem nachdem das Ernst-von-Bergmann-Klinikum ja einen weitgehenden Patientenaufnahmestop hat. Die Unikliniken werden ja bevorzugt als Zentren involviert und dadurch kommt es zu den Unterschieden. Was aktuell vor allem bei den Maßnahmen auffällt ist der sehr schnelle Wechsel von Entscheidungen zur Hygiene ect. Das hängt einerseits von der aktuellen Infektionslage ab, die sich natürlich innerhalb von Abteilungen immer schnell ändern kann. Andererseits ist aktuell bei den Testungen wohl die Versorgung mit Material das große Problem. Die Laborkapazitäten sind mittlerweile bei uns so hoch, dass wir zuverlässig innerhalb von 24h Ergebnisse erhalten (ich habe vor 3 Wochen noch 5 Tage gewartet!) und wir haben zeitweise auch alle Neuaufnahmen gestestet (Was bei einem Haus mit über 1000 Betten sehr viele sind). Zwischenzeitlich musste das aber immer wieder verändert werden, weil nicht klar war, ob genügend Material zur Verfügung steht. Teilweise wurden die Regime innerhalb weniger Stunden! Geändert, d.h. Offensichtlich ist die Logistik aktuell quasi ohne Zwischenlager, es geht quasi gleich vom Materiallager direkt in die Analysemaschine. |
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Bezüglich der staatlichen Fürsorge. Etwas nerdig vom Thema, aber vielleicht doch für den einen oder anderen interessant. Ich hatte einmal die Situation, dass ich als Psychiater Nachts die Unterbringung eines Tuberkulose-Patienten im Krankenhaus ärztlich vorläufig anordnen sollte, weil dieser die Klinik verlassen wollte. Nach Einschätzung der behandelnden Ärzte war dieser nicht mehr „zurechnungsfähig“ und aufgrund der Erkrankung erheblich Selbst- und Fremdgefährdend.
Ich will das jetzt nicht weiter verkomplizieren, aber ich konnte die Fragestellung nicht befriedigend klären. In meiner Kompetenz liegt einerseits nur, ob der Patient an einer psychischen Erkrankung leidet und aufgrund dessen eine akute Eigen- und Fremdgefährdung aufweist. Das war nicht der Fall. Dann konnte ich noch Stellung dazu nehmen, ob der Patienten eine Einsicht in die Folgen seines Handelns hat, das betrifft dann die sogenannte Einwilligungsfähigkeit, in diesem Zusammenhang für eine Entlassung gegen ärztlichen Rat. Also versteht der Patient, welche Gefahr er für sich und für andere mit der Entlassung und dem folgenden Verhalten darstellt. Diese Einwilligungsfähigkeit kann durch psychische Erkrankungen im engeren Sinne oder auch durch Körperliche (Folge)Zustände (Zum Beispiel Intoxikation, schwere Krankheitszustände mit Verwirrtheit) aufgehoben sein. Das war aber auch nicht der Fall. Der Patient war sich der Folgen sowohl für sich als auch für andere vollkommen bewusst. Der hatte nur keinen Bock und hat sich wenig um die Folgen für andere geschehrt. Ich habe also den Kollegen erläutert, dass man seine Entscheidung zwar sehr unvernünftig Und risikoreich finden kann, das steht aber dem Patienten frei. Für sich betrachtet hätte er gehen können. Nach meiner Rechtsauffassung und dem des damals konsultierten Hintergrundoberarztes lag auch keine Fremdgefährdung im Sinne des Psychisch-Krankengesetzes, das eine Unterbringung ermöglicht hätte, vor und/oder es gibt halt die spezielle Rechtsgrundlage des Infektionsschutzgesetzes, auf die man sich berufen sollte. Das sieht die Möglichkeit der „Zwangsabsonderung“ auf Anordnung des zuständigen Amtsgerichtes vor, das konnte aber natürlich erst am nächsten Tag im Eilverfahren beantragt werden, und ist vor allem nicht meine Baustelle. In der aktuellen Situation in der Nacht hätte es nur die Möglichkeit des rechtfertigenden Notstandes nach StGB gegeben quasi mit der Möglichkeit einer eventuellen Straffreiheit nach Güterabwägung . Das wiederum hab ich an den internistischen Kollegen abgegeben, weil ich a) nicht in der direkten Handlungsverantwortung und b) nicht in der Kompetenz war, die Eigen- und Fremdgefährdung durch die Tuberkulose abzuschätzen, zumindest war der Kollege formal auf jeden Fall qualifizierter als angehender Pulmologe mit fachärztlichem Hintergrund am Telefon. Interessant ist vielleicht nur, wie es in der Nacht weiterging: Nachdem wir dann gemeinsam nach 2 Stunden zum Patienten gingen, um ihm die Sachlage mitzuteilen, war dieser zwischenzeitlich eingeschlafen und hat laut geschnarcht. :Cheese: Letztlich hat er dann bis 11 vormittags geschlafen und wollte auch erstmal essen, und bis zu diesem Zeitpunkt gab es schon eine Einleitung des Verfahrens von Gesundheitsamt und Amtsgericht, wobei meiner Erinnerung nach sich dann der Patient dem Lauf der Dinge doch gefügt hat, d.h. es ist kein juristischer Beschluss ergangen. |
Bei uns in der Klinik sind die Zahlen jetzt seit Wochen stabil. Es ist verrückt, wir hatten als Höchstzahl 21 Patienten stationär (davon die Hälfte intensiv), und die Klinik ist sicher eine der größten in NRW. Da denkt man eigentlich, alles sei soweit ok.
Ich betreue jetzt meine erste Covid-19-Studie und finde es schön, so ein kleiner Teil am wissenschaftlichen vorankommen sein zu können. Noch lieber wäre ich an "vorderer Front", aber da hab ich meinen Beruf wohl verfehlt ;) |
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(Wir haben gerade auch einen Patienten, der unfassbar nervt- unter anderem weil er ständig entweicht und wegen der bestehenden Unterbringung nach Psych-KG von der Polizei zurückgebracht werden muss- dabei aber auch so lustig ist, dass es zumindest nie langweilig wird.) Wir haben schon eine prima Arbeit, was? Ich liebe sie (meistens)! Alles Gute für dich und eure Patienten! Für die psychisch Kranken ist es ja im Moment besonders schwer, wir erleben viele als extrem belastet durch die besonderen Umstände und dadurch, dass die Strukturen, die für sie so wichtig sind, überwiegend wegbrechen. Gruß J. |
In jeder Krise liegt auch eine Chance
Die positiven Auswirkungen auf das Klima durch den rapide gesunkenen Verbrauch an fossilen Brennstoffen und den nahezu komplett unterbrochenen Passagierflugverkehr hatten wir schon hier im Thread thematisiert.
Die Corona-Pandemie hat aber auch positive Nebenwirkungen an Stellen, an denen man sie gar nicht vermutet hätte: Island setzt Walfang im Sommer aus und eines der beiden isländischen Walfangunternehmen will sich aus dem Walfanggeschäft jetzt komplett zurückziehen. :liebe053: |
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