Zitat:
Zitat von Nepumuk
(Beitrag 1596639)
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Im Nachhinein muss ich zugeben, dass A.M. erheblich mit ihren Aufgaben gewachsen ist. Mit einer anderen Partei im Rücken hätte sie womöglich auch richtig Dinge voran bringen können, statt nur die übliche schwarze Weiterso-Politik zu machen.
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So würde ich das auch interpretieren. Was jemand als echte Führungspersönlichkeit taugt, das erkennt man nicht in Ministerfunktion, sondern eben erst, wenn er in echter Führungsverantwortung eine Zeit lang tätig ist und selbst dann gibt es eine Lernkurve.
Am meisten gewachsen im Ansehen ist für mich Angela Merkel in ihrer Haltung zur Flüchtlingspolitik, als sie (zumindest eine Zeit lang) klare moralisch begründete Positionen vertreten hatte und sich auch gegen die damalige Mehrheitsmeinung sowie gegen die Positionen von Seehofer (und auch den damaligen Söder!) positioniert hat.
Auch ihre Haltungsänderung zum Umgang mit der Atomkraft in unmittelbarer Folge des Unfalls von Fukushima. mit der sie ihre Partei nachhaltig (bis heute anhaltend) verwirrt, dabei aber ihren Überzeugungen gefolgt ist, nötigt mir Respekt ab.
Ich wünsche mir von einem/r BundeskanzlerIn keine "Führungsstärke" und kein autoritäres Auftreten sondern v.a. ein hohes Maß an Korruptionsfreiheit, vernünftiges Setzen von Prioritäten, Bereitschaft sich in neue Themen einzuarbeiten, Moderationsfähigkeit und die Fähigkeit sich mit dem richtigen Mix an Experten zu umgeben.
Merkel hat das sehr oft gut hinbekommen und Baerbock traue ich das auch zu.
Ich glaube, dass Frauen generell mangels Testosteron im Moderieren und Kommunizieren begabter sind.
Bei einem Kanzler Söder hätte ich wegen dessen Neigung auf Popularitätswerte und Meinungsumfragen zu starren, größte Bedenken für eine klare Linie im politischen Handeln. Niemals würde '(IMHO) Söder aufgrund eigener Überzeugungen gegen klare Mehrheitsmeinungen agieren, so wie Merkel.
Man konnte das im Februar z.B. beobachten, als die Popularitätswerte von Söder erstmals signifikant fielen und er plötzlich gegen den Rat aller wissenschaftlich anerkannter Exerten angefangen hat, Friseure, Baumärkte und Gartencenter zu öffnen (die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung stand Anfang Februar halt auf Öffnung), obwohl er doch in den 10 Monaten Pandemiepolitik davor ziemlich viel richtig gemacht und meistens auf die Wissenschaft, die sich auch schon im Februar entschieden gegen weitere Öffnungsschritte ausgesprochen hatte, gehört hatte.
Und auch sein seltsames Sputnik-V-Manöver (mitten in den Verwerfungen des Nawalny-Prozesses und der Ukraine-Affäre) offenbart ganz klar fehlende Prinzipientreue und Hang zum Populismus.
Letztlich wählt man ja im Spätsommer ohnehin eine Partei und keine Personen. Bei einer bewährten und komplett korruptionsunverächtigen Kandidatin Merkel hätte man evt. die in ihrem Ausmaß unübersehbare Korruptionsnähe der CDU noch irgendwie direkt an der Wahlurne ausblenden können. Mit einem Kandidaten Söder, der ein unmittelbarer Parteifreund von Andi Scheuer, Alfred Sauter, Monika Hohlmeier, Andrea Tandler und Georg Nüsslein ist, wäre das nur mit kompletter Amnesie oder im nicht nüchternen Zustand als Wähler möglich.