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sybenwurz 25.06.2021 11:18

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1608107)
Autofahren ist unter dem Strich betrachtet zu billig. Die Pendlerpauschale sorgt dafür, dass auch weit entferntes Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz von 100 bis 200km attraktiv und ein Umzug in vernünftige Nähe zum Arbeitsplatz unattraktiv ist.

Nicht jeder kann beliebig die Mietwohnung wechseln sondern hat eventuell Wohneigentum, davon völlig abgesehn kann ich dir als jemand, der jahre-, fast jahrzehntelang satt zweistellig oneway gependelt ist sagen, dass allein die vergeudete Lebenszeit währendm Pendeln, das addiert sich ja in der Woche zu mehr als 10 Stunden, die Kosten dafür und zudem die Wartungskosten aufgrund der hohen Kilometerleistung mal noch komplett aussen vor, absolut ätzend ist.
Als ich das erste Mal 'heimatnah arbeitete, die 5km selbst mitm Rad in nichtmal ner Viertelstunde zurücklegen konnte, wusst ich erstmal gar nix anzufangen mit dem Mehr an Freizeit...

Matthias75 25.06.2021 11:29

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1608107)
utofahren ist unter dem Strich betrachtet zu billig. Die Pendlerpauschale sorgt dafür, dass auch weit entferntes Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz von 100 bis 200km attraktiv und ein Umzug in vernünftige Nähe zum Arbeitsplatz unattraktiv ist.

Finde ich etwas zu kurz gedacht. Viele ziehen ja nicht freiwillig auf's Land, sondern nur, weil sich die Preise für stadtnahes Wohnen in astronomische Höhen entwickelt haben. Da sich die Preisentwicklung in den Metropolen (z.B. München, Frankfurt) mittlerweile auch auf alle Städten und Gemeinden ausgewirkt hat, die einen ÖPNV-Anschluss haben, wird die Auswahl für günstige Wohnraum, der so verkehrsgünstig gelegen ist, dass man eine brauchbare Alternative zum eigenen Kfz hat, immer kleiner.

Wenn eine solche Massnahme, dann nur eingebettet in ein Gesamtkonzept mit z.B. deutlich verbessertem ÖPNV/Verkehrskonzept und günstigem Wohnraum.

M.

zahnkranz 25.06.2021 14:00

Als ich anfing zu Arbeiten vor ca. 15 Jahren, wohnte ein Großteil meiner Kollegen fußläufig vom Arbeitsplatz entfernt. Inzwischen so gut wie keiner mehr. Viele haben Familien gegründet, habe sehr lange nach bezahlbarem Wohnraum gesucht und sind schließlich in die Umgebung Frankfurts gezogen. Inzwischen sind auch die Orte mit S-Bahn-Anschluß kaum bezahlbar. Die Nachbar-Wohnung einer Bekannten ist neulich für einen sieben-stelligen Betrag verkauft worden, vier Zimmer, ca. 120 Quadratmeter. Die Wohnung wurde vor ca. 20 Jahren für 250.000 DM gekauft. Das kann doch kein Mensch mit einem gewöhnlichen Job bezahlen. Die Politik hat ja selbst dafür geworden, dass Menschen mobil sein sollen, das ganze mit der Pendlerpauschale gefördert. Zum einen sind damit die Arbeitslosenzahlen geschönt worden, da Menschen bereit sind weitere Strecken in Kauf zu nehmen. Zum andseren sind die Versäumnisse des Wohnungsbaus in Stadt bzw. näheren Umgebung kaschiert worden. Jetzt wo die jungen Familien abhängig vom Auto sind, werden sie als die bösen Umweltsünder dargestellt. Und bei der Aufregung um die 16 Cent Preiserhöhung beim Benzin geht es gar nicht um den Betrag als solches, sondern um die Tatsache dass man keine Alternative hat zum Auto. Man ist nun eine Melk-Kuh, die nach Belieben ausgenommen werden kann.
Das Argument, man könne auf den ÖPNV umsteigen, zieht nicht. Es ist alles andere als eine Freude mit der Bahn nach Frankfurt zu Pendeln. Fahrradmitnahme ist ein Witz. Die Anzahl an Plätzen ist je nach Zug marginal. Wenn ein Zug ausfällt, was oft genug vorgekommen ist, ist der nächste Zug überfüllt, Fahrradmitnahme nicht möglich. Das bedeutet eine Verzögerung um mindestens 30min bis der nächste Zug eintrifft. In den 90ern gab es ganze Fahrrad-Waggons, ein ganzer Waggon nur für Fahrräder. Gab Haken an den Wänden, da wurden die Räder aufgehängt. Wie wäre es, sowas wieder einzuführen? Busse und Bahnen sind überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. Man kommt abend mit der Bahn am Bahnhof an, da ist der Bus 2min weg. Wenn ich den ÖPNV zur Arbeit fahre, so sind das pro Richtung 1h20min, wenn es keine Probleme unterwegs gibt. Fahre ich früh genug mit dem Auto, sind das 30min. Ich habe guten Willen gezeigt, bin zwei Jahre mit dem ÖPNV gefahren. Werde ich definitiv nicht mehr machen. Meinetwegen können sie die Preise für Benzin weiter erhöhen, ich fahre mit Gas.

zahnkranz 25.06.2021 14:22

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1608107)
Autofahren ist unter dem Strich betrachtet zu billig. Die Pendlerpauschale sorgt dafür, dass auch weit entferntes Pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz von 100 bis 200km attraktiv und ein Umzug in vernünftige Nähe zum Arbeitsplatz unattraktiv ist.

Genau das war politisch gewünscht. Die Arbeitnehmer haben genau das gemacht, sind aus den Städten gezogen, habe weitere Wege zur Arbeit in Kauf genommen, und nun ist es auch wieder falsch. Für die falsch gesetzten Anreize der Politik soll der Bürger zahlen.

keko# 25.06.2021 14:33

Zitat:

Zitat von zahnkranz (Beitrag 1608178)
Genau das war politisch gewünscht. Die Arbeitnehmer haben genau das gemacht, sind aus den Städten gezogen, habe weitere Wege zur Arbeit in Kauf genommen, und nun ist es auch wieder falsch. Für die falsch gesetzten Anreize der Politik soll der Bürger zahlen.

Momentan geht´s wohl dahin, dass man gar nicht mehr fährt und zudem seinen Wohnruam teilweise dem Arbeitgeber zur Verfügung stellt ;-)

Nepumuk 25.06.2021 14:41

Zitat:

Zitat von zahnkranz (Beitrag 1608178)
Genau das war politisch gewünscht. Die Arbeitnehmer haben genau das gemacht, sind aus den Städten gezogen, habe weitere Wege zur Arbeit in Kauf genommen, und nun ist es auch wieder falsch. Für die falsch gesetzten Anreize der Politik soll der Bürger zahlen.

Zeiten ändern sich, was gestern richtig war, muss es heute nicht sein. Meines Wissens nach ging es mit der Pendlerpauschale auch darum, dass "das Land" nicht total ausstirbt. Ob es der Weisheit letzter Schluss ist, deswegen jeden Tag 1-3 Stunden mit Pendeln zu verbringen, sei mal dahin gestellt. Die Pandemie hat hier neue Möglichkeiten aufgezeigt.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir als Gesellschaft unbedingt attraktive, bezahlbare und umweltfreundliche Mobilität brauchen. Ist eine riesige Aufgabe für uns als Gesellschaft. Radikale Verzichtsmodell halte in dabei für unrealistisch; das allgemeine Geheule um die angebliche "Melk-Kuh" Autofahrer aber auch. Das höre ich jetzt schon seit 30 Jahren, trotzdem gibt es immer mehr PKWs. Kann also nicht so ganz passen.

TriCarlos 25.06.2021 14:42

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1608181)
Momentan geht´s wohl dahin, dass man gar nicht mehr fährt und zudem seinen Wohnruam teilweise dem Arbeitgeber zur Verfügung stellt ;-)

Gleichzeitig spart man aber, zumindest in vielen Fällen, auch Fahrzeit und die Kosten für den Arbeitsweg. Für viele ist das ein attraktiver Tausch und ökologisch ist es sicherlich auch positiv zu bewerten.

sybenwurz 25.06.2021 14:49

Zitat:

Zitat von zahnkranz (Beitrag 1608168)
...

Ich denke, du siehst das zu engstirnig. Unsere Regierung denkt eben nur in Legislaturperioden, wenig darüber hinaus, und vielleicht ist das in gewisser Weise auch gar nicht so schlecht, denn die Erfordernisse und Umstände ändern sich nun mal.
Die golden Fifties, in denen jeder vom Aufschwung profitieren sollte, sind einfach vorbei und irgendwann ists auch mit der Immobilienpreisentwicklung vorbei, weil die Zahl derer, die sich das leisten kann, endlich ist.
Wir sind nun mal in der glücklichen Situation, dass wir seit 75Jahren keine Grossereignisse, die vieles durcheinanderwürfeln und einiges wieder resetten, mehr hatten, und daher einige Dinge und Prioritäten anders regeln müssen.


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