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Bleierpel 24.10.2008 09:36

Zeitarbeit
 
Gestern gibt Daimler eine Gewinnwarnung raus....
Nur noch 6 Mrd. Gewinn sind avisiert.... Statt 7 Mrd...... Und 3,9 Mrd. im Vorjahr..... :Nee: Gewinn, wohlgemerkt....

Erste Rezepte: alles wird in Frage gestellt, Bänder sollen / werden stillstehen, Konzepte werden von den Flipchart-Päpsten fluchs erstellt und präsentiert....
Und u.a werden Zeitarbeitsverträge gekündigt bzw nicht verlängert.

=> Zeitarbeitskräfte, die Sandsäcke betrieblicher Heißluftballons: Abwerfen, wenn man schnell Höhe gewinnen will.

Was für ein krankes System, in dem wir uns bewegen (müssen)..... :(

jens 24.10.2008 10:14

Was willst Du damit sagen? Wieviel von den noch 6 Mrd stammt aus dem operativen Geschäft, wieviel aus "Einmalgeschäft/Sondereffekt".

oldrunner 24.10.2008 10:17

unsere Firma hatte im vergangenen Geschäftsjahr eine Umsatzrendite von ca. 22%. Das ist den Vorständen nicht genug und nun müssen viele das Unternehmen verlassen (mich eingeschlossen) die in Rumänien ersetzt werden - damit die Marge auf 25% steigt..
Einfach nur krank...oder gierig?

drullse 24.10.2008 10:21

Zitat:

Zitat von oldrunner (Beitrag 145768)
Das ist den Vorständen nicht genug

Den Vorständen oder den Aktionären?

Speedy Gonzales 24.10.2008 10:25

Zitat:

Zitat von oldrunner (Beitrag 145768)
....
Einfach nur krank...oder gierig?


K R A N K :Nee:

Umsatzrendite von 22 % ... was für eine Branche ist das ?
Hab letztens einen Bericht gesehen und wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, dann kommen die Autobauer im Schnitt auf eine Umsatrendite von ca. 8 %.

jens 24.10.2008 10:26

Zitat:

Zitat von oldrunner (Beitrag 145768)
unsere Firma hatte im vergangenen Geschäftsjahr eine Umsatzrendite von ca. 22%. Das ist den Vorständen nicht genug und nun müssen viele das Unternehmen verlassen (mich eingeschlossen) die in Rumänien ersetzt werden - damit die Marge auf 25% steigt..
Einfach nur krank...oder gierig?

wenn da keine anderen Faktoren noch im Hintergrund stehen:
gierig

es gibt aber ausreichend fälle, in denen sich ein nachvollziehbarer Handlungsbedarf in voll krassen :Cheese: Kennzahlen niederschlägt

Meik 24.10.2008 10:29

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 145770)
Den Vorständen oder den Aktionären?

Vermutlich beiden. Wobei was sind 3,9Mrd in %? Das klingt jetzt viel, aber wenn das eingesetzte Kapital bei 100Mrd liegt gerade mal Sparbuchzinsen. Und für bei dem Zinssatz würde sich der Kleinanleger genauso beschweren.

Wobei ich das Thema etwas eigenartig finde. Wieviel Autos bauen die denn momentan? Andersherum stell ich mir natürlich die Frage wenn ich Chef wäre und mit 100 Leuten alle Aufträge fertigstellen kann, warum ich dann 150 beschäftigen soll.

Zeitarbeit finde ich prinzipiell auch eine gute Idee. Viele Firmen haben halt oft mal einen großen Auftrag und dann wieder eine Lücke. Neue Leute einstellen geht nicht weil man die hinterher eben "nicht wieder los wird". Die Flexibilität Arbeitnehmer firmenübergreifend einsetzen zu können ist IMHO prinzipiell eine gute Idee.

Eine ganz anderer Punkt ist die Umsetzung und die Art wie viele Zeitarbeitsfirmen ihre Mitarbeiter regelrecht ausbeuten :Nee:

Bei Ingenieuren ist das schon länger üblich, da gibt es auch diverse große "Dienstleister". Allerdings unter anderen Arbeitsbedingungen. Man wird halt mal ein paar Monate hier eingesetzt bis ein Projekt zu Ende ist und dann wieder woanders. Spart sich selber alle paar Monate um einen neuen Job bewerben zu müssen.

Aber wie heißt das wie oft so schön:
Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint :(

Gruß Meik

oldrunner 24.10.2008 10:30

die Branche ist Software und ja, wahrscheinlich wird das Wohl der Aktionäre und des Vorstandes (die ja auch alle große Aktienpakete haben) höher bewertet als das Wohl derer, die die täglich Arbeit machen und die Zahlen letztendlich erwirtschaften

Meik 24.10.2008 10:39

Zitat:

Zitat von oldrunner (Beitrag 145776)
wahrscheinlich wird das Wohl der Aktionäre und des Vorstandes (die ja auch alle große Aktienpakete haben) höher bewertet als das Wohl derer, die die täglich Arbeit machen und die Zahlen letztendlich erwirtschaften

Nein, das glaub ich weniger. Der Punkt den man nicht vergessen darf: Eine Firma braucht auch Kapital = Aktionäre. Und Aktionäre sind nicht nur deutsche Bank und Co. sondern auch 1000e Kleinanleger. Und die investieren halt nur wenn sie auch mehr Zinsen/Kurssteigerung bekommen als auf dem Sparbuch.

Leider immer ein zweischneidiges Schwert.

Und mal ehrlich: Wer von uns der schnell mal auf die anonyme Industrie schimpft würde sich wenn er entscheiden müsste als großer Wohltäter aufspielen: Siehe mein Beispiel. Für die Arbeit brauchst du 100 Leute, würdest du aus Großmut 150 einstellen?

Gruß Meik

neonhelm 24.10.2008 11:01

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145782)
Und mal ehrlich: Wer von uns der schnell mal auf die anonyme Industrie schimpft würde sich wenn er entscheiden müsste als großer Wohltäter aufspielen: Siehe mein Beispiel. Für die Arbeit brauchst du 100 Leute, würdest du aus Großmut 150 einstellen?

Und mal ehrlich: Wenn ich Leute entlassen muss, dann hab ich doch mein Ziel als Unternehmer klar verfehlt. Als Unternehmer ist es meine originaere Aufgabe, Arbeit fuer meine Leute ranzuschaffen.

oldrunner 24.10.2008 11:02

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145782)
Nein, das glaub ich weniger. Der Punkt den man nicht vergessen darf: Eine Firma braucht auch Kapital = Aktionäre. Und Aktionäre sind nicht nur deutsche Bank und Co. sondern auch 1000e Kleinanleger. Und die investieren halt nur wenn sie auch mehr Zinsen/Kurssteigerung bekommen als auf dem Sparbuch.

Leider immer ein zweischneidiges Schwert.

Und mal ehrlich: Wer von uns der schnell mal auf die anonyme Industrie schimpft würde sich wenn er entscheiden müsste als großer Wohltäter aufspielen: Siehe mein Beispiel. Für die Arbeit brauchst du 100 Leute, würdest du aus Großmut 150 einstellen?

Gruß Meik

Unsere Firma ist zu über 80% im Besitz institutioneller Anleger, die wollen einfach nur gute Zahlen sehen, wie, ist denen egal.
Das Ziel der Verlagerung von Arbeitskräften aus Westeuropa nach Rumänien hat das VORRANGIGE Ziel, den Unternehmenswert zu steigern und damit auch den Aktienkurs. (Das mit dem Aktienkurs ist ja nun gewaltig schiefgelaufen... )
Nur deshalb müssen ín Deutschland, UK, Frankreich... Leute gehen, um sie in einem Billiglohnland zu ersetzen.
Die Firma ist schuldenfrei und verdient jedes Jahr Millionen. Die Auftragslage passt und das Wachstum auch. Es sind eher zu wenig Leute die die Arbeit stämmen müssen als zu viele.

Unsere Firma hat auch schon ander Zeiten erlebt und wir haben uns gesundgeschrumpft. Das war nötig und dagegen sage ich auch nichts. Aber ab einem Punkt fängt die pure Gier an und das halte ich für unmoralisch.
Und ich denke darum geht es in dieser Diskussion. Das ein Unternahmen den vorrangigen Zweck hat, Geld zu verdienen ist klar. Aber ich denke, eine Firma hat auch eine gewisse Verantwortung der Belegschaft gegenüber. Und das das amerikanische Wirtschaftsmodell nicht das allein glücklichmachende ist, sieht man dieser Tage deutlich.

Viele Grüße

Alex

Phlip 24.10.2008 11:09

Zitat:

Zitat von neonhelm (Beitrag 145793)
Als Unternehmer ist es meine originaere Aufgabe, Arbeit fuer meine Leute ranzuschaffen.

Interessante Philosophie.

@oldrunner:

Schön dargestellt.

neonhelm 24.10.2008 11:16

Zitat:

Zitat von Phlip (Beitrag 145803)
Interessante Philosophie.

Nicht wahr? :)

Und es hat noch nicht mal was mit Sozialromantik zu tun. ;)

TriVet 24.10.2008 11:31

@oldrunner
Ja, gut geschrieben.
Und ich finde schon, dass ein Unternehmer dafür zu sorgen hat, dass der Laden läuft (also wörtlich etwas "unternimmt").
Und dass wie weiter oben "nur" 6 Milliarden Gewinn statt noch mehr eine Katastrophe sein sollen erschließt sich mir seit Jahr und Tag nicht; es ist doch immerhin ein (mehr als reichlicher) Gewinn.
Und ich finde schon, dass ein Unternehmer dann auch die moralische Pflicht hat, die Leute die das ermöglicht haben und ermöglichen weiter in Lohn und Arbeit zu halten statt das letzte Fitzelchen rauszuquetschen.
Und ich glaube bei Firmen die von ihren Inhabern statt von angestellten Managern geführt werden ist das oft (nicht immer) auch noch besser....

selbst Kleinarbeitgeber,

keko 24.10.2008 11:34

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 145744)

=> Zeitarbeitskräfte, die Sandsäcke betrieblicher Heißluftballons: Abwerfen, wenn man schnell Höhe gewinnen will.

Ja, dafür sind sie auch da.
Und speziell in der IT und ganz speziell bei Daimler.

Phlip 24.10.2008 11:49

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 145813)
@oldrunner

Und dass wie weiter oben "nur" 6 Milliarden Gewinn statt noch mehr eine Katastrophe sein sollen erschließt sich mir seit Jahr und Tag nicht; es ist doch immerhin ein (mehr als reichlicher) Gewinn.

Für die Anleger schon. Mal angenommen Anleger X hat 10.000.000 Aktien von Daimler. Eine Milliarde Gewinn weniger schlägt sich da dann doch auf die Dividende nieder :).

oko_wolf 24.10.2008 12:30

Zitat:

Zitat von neonhelm (Beitrag 145793)
...Als Unternehmer ist es meine originaere Aufgabe, Arbeit fuer meine Leute ranzuschaffen....

Gut und sozial gedacht, aber falsch

Der einzige Zweck einer Firma ist es, Geld zu verdienen.

Is' nicht unbedingt sozial, is' aber so. Das es (zu diskutierende) Auswüchse gibt, ist klar. Aber am Prinzip ändert sich nichts.

oko_wolf 24.10.2008 12:36

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 145813)
...Und dass wie weiter oben "nur" 6 Milliarden Gewinn statt noch mehr eine Katastrophe sein sollen erschließt sich mir seit Jahr und Tag nicht; ...

Im ersten Moment sicher nicht, aber bezogen auf das eingesetzte Kapital?

Wenn ich für mein Kapital auf der Bank mehr Zinsen bekomme als die Firma Gewinn abwirft, warum soll ich das Geld in die Firma investieren?

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 145813)
......ein Unternehmer dann auch die moralische Pflicht hat, ..,

Hast Du Recht, sehe ich ähnlich. Aber ob das Aktionäre auch so sehen?

Zitat:

Zitat von TriVet (Beitrag 145813)
....selbst Kleinarbeitgeber

Bin ich auch und kann daher selbst entscheiden, ob mir moralische oder finanzielle Aspekte vorgehen. Als Angestellter (der ich auch bin), habe ich diese Freiheit nicht mehr.

Meik 24.10.2008 12:43

Ist doch das gleiche: Viel Aufträge=viel Arbeit=viel Geld.

"Zum Ende des Geschäftsjahres 2007 beschäftigte Daimler 272.382 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 99,399 Mrd. Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug dabei 8,710 Mrd. Euro. Im Jahr 2007 wurden 1.293.200 Personenwagen und 467.700 LKW abgesetzt." Zitat Wiki

Was bleibt abzüglich Steuern? :confused:

Sind aber auch vor Steuer "nur" 8,7% Rendite angesichts der Umsatzzahlen. Die Milliarden sind halt für uns Kleinverdiener unvorstellbare Summen. Aber auf fast 300000 Mitarbeiter aufgeteilt ...

Aber wie bei dem Thema schon öfter gefragt:
Wer arbeitet in seinem Umfeld nicht auf seine Gewinnmaximierung hin? Zahlt jemand freiwillig mehr Steuern als nötig? Spendet nennenswerte Beträge seines Gehaltes? Sucht nicht immer nach den günstigsten Angeboten egal wo es herkommt? Kauft kein T-Shirt für 5€ ohne zu überlegen welche Arbeiterausbeutung hinter den Preisen steckt?

Gruß Meik

neonhelm 24.10.2008 12:51

Zitat:

Zitat von oko_wolf (Beitrag 145849)
Gut und sozial gedacht, aber falsch

Das ist nicht im geringsten sozial gedacht, sondern dient nur einem einzigen Zweck:

Zitat:

Zitat von oko_wolf (Beitrag 145849)
Der einzige Zweck einer Firma ist es, Geld zu verdienen.

Wenn ich nicht in der Lage bin, das mit vorhandenen Mitteln zu tun, habe ich wahrscheinlich meinen Job verfehlt. Und erst recht, wenn ich anschliessend erstmal einen Teil meiner Ressourcen zum Fenster rausschmeissen muss.

neonhelm 24.10.2008 12:54

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145860)
Aber wie bei dem Thema schon öfter gefragt:
Wer arbeitet in seinem Umfeld nicht auf seine Gewinnmaximierung hin? Zahlt jemand freiwillig mehr Steuern als nötig? Spendet nennenswerte Beträge seines Gehaltes? Sucht nicht immer nach den günstigsten Angeboten egal wo es herkommt? Kauft kein T-Shirt für 5€ ohne zu überlegen welche Arbeiterausbeutung hinter den Preisen steckt?

Meld. :Huhu:

Das Ziel ist Optimierung, nicht Maximierung.

Bleierpel 24.10.2008 13:23

Zitat:

Zitat von neonhelm (Beitrag 145793)
Und mal ehrlich: Wenn ich Leute entlassen muss, dann hab ich doch mein Ziel als Unternehmer klar verfehlt. Als Unternehmer ist es meine originaere Aufgabe, Arbeit fuer meine Leute ranzuschaffen.

Sehe ich genauso! Der Wortstamm "Unternehmer" kommt ja auch von => (etwas) unternehmen.....

Zitat:

Zitat von oko_wolf (Beitrag 145849)
Gut und sozial gedacht, aber falsch

Der einzige Zweck einer Firma ist es, Geld zu verdienen.

Is' nicht unbedingt sozial, is' aber so. Das es (zu diskutierende) Auswüchse gibt, ist klar. Aber am Prinzip ändert sich nichts.

... Geld verdienen => Minimax-Prinzip, klar....

Warum sind die Unternehmen, die soziale Verantwortung tragen, ebenfalls erfolgreich? Weil die Leute gerne arbeiten!
Warum ist es besser, ein gutes Betriebsklima zu haben als ein Schlechtes? Weil motivierte Mitarbeiter bessere Leistung erzielen.

Soziale Verantwortung ggü. seinen Mitarbeitern war noch nie schlecht und wird nie schlecht sein.

Ob's die Geld- und Gewinnmaximierer noch mal merken werden...? Man darf gespannt sein....

Willi 24.10.2008 13:39

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 145881)
Warum sind die Unternehmen, die soziale Verantwortung tragen, ebenfalls erfolgreich? Weil die Leute gerne arbeiten!

Meinst Du damit z.B. Lidl?

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 145881)
Ob's die Geld- und Gewinnmaximierer noch mal merken werden...? Man darf gespannt sein....

Sprichst Du damit auf Leute an, die für ihren Konsum erst in fünf Fachgeschäfte gehen, um sich beraten zu lassen und anschließend das Zeug für die Hälfte bei eBay kaufen?

Hör auf mit dem Gejammer. Im Zweifel ist sich immer jeder selbst der Nächste.

RibaldCorello 24.10.2008 13:41

Die Internetblase ist geplatz, die Investmentblase ist geplatz und so wird auch über kruz oder lang die "25 % Umsatzrendite oder wir schmeissen euch raus" Blase platzen.

Phlip 24.10.2008 14:03

Ich muss mal was fürs Niveau tun:

Käse zum Whine? ;)

Meik 24.10.2008 14:22

Zitat:

Zitat von Phlip (Beitrag 145895)
Käse zum Whine? ;)

Alter Geldverschwender. Wasser und Brot tun es doch genauso :Cheese: :Lachanfall:

Gruß Meik

Zeal 24.10.2008 14:30

Mein Senf:

Vorbedingung: Fortbestand des Unternehmens sichern
Unternehmenszweck: Gewinnerzielung (sonst wäre es per Definition kein Wirtschaftsunternehmen)

Je nach Geschäftsfeld entstehen dadurch "nebenbei" Arbeitsplätze. Wenn ein Unternehmer dann auch noch sozial verantwortlich handelt, finde ich das unterstützenswert. Ich sehe aber keine Berechtigung, einen Unternehmer zu ethischer Verantwortung zu zwingen. (Ausgenommen sind hiervon natürlich Unternehmen, die nur aufgrund von Subventionen gleich welcher Art am Markt überlebensfähig sind.)

Zum Thema: Zeitarbeit ist eigentlich eine Fehlentwicklung, die sich in Deutschland in den letzten Jahren deshalb so gut entwickelt hat, weil unser Arbeitsmarkt überreguliert ist.
Jetzt beschwert sich jeder darüber. Wenn man den eigentlichen Grund beseitigen und den Kündigungsschutz lockern würde, ginge das Geheule erst richtig los. Deshalb wird es Zeitarbeit weiter geben, solange die meisten diesen Zusammenhang nicht begreifen.

Besten Gruß
Z



Zitat:

Zitat von oko_wolf (Beitrag 145849)
Gut und sozial gedacht, aber falsch

Der einzige Zweck einer Firma ist es, Geld zu verdienen.

Is' nicht unbedingt sozial, is' aber so. Das es (zu diskutierende) Auswüchse gibt, ist klar. Aber am Prinzip ändert sich nichts.


neonhelm 24.10.2008 14:33

Zitat:

Zitat von Phlip (Beitrag 145895)
Ich muss mal was fürs Niveau tun:

Käse zum Whine? ;)

Welchen Roten wuerdest du denn dazu empfehlen? ;)

Ne, ganz im Ernst, Zeitarbeit und Zeitarbeit sind ja zwei unterschiedliche Sachen: Habe ich einen Zeitvertrag oder arbeite ich fuer eine Zeitarbeitsfirma?

Wie auch immer: Letzendlich ist man Unternehmer in eigener Sache. Das heisst auch, dafuer zu sorgen, dass man "am Markt" gut aufgestellt ist und dass man, falls ein Markt wegbricht, einen anderen bedienen kann. *bwlschwafellaber:Cheese: *

Willi 24.10.2008 14:36

Zitat:

Zitat von RibaldCorello (Beitrag 145886)
Die Internetblase ist geplatz, die Investmentblase ist geplatz und so wird auch über kruz oder lang die "25 % Umsatzrendite oder wir schmeissen euch raus" Blase platzen.

Deshalb gelten trotzdem noch die Gesetze der Marktwirtschaft - und
  • die noch so hochmotivierten Mitarbeiter werden trotzdem in Scharen zu einem anderen Arbeitgeber wechseln, wenn ihnen dieser mehr Gehalt verspricht
  • die Kapitalgeber (und damit meine ich zuallererst die Kleinanleger, die ein paar tausend Euro z.B. in Fonds angelegt haben) werden ihr Kapital schnellstmöglich anderweitig investieren, wenn sie keine gescheite Rendite erwirtschaften
Kein Unternehmer wird dafür belohnt, aus reiner Nächstenliebe unrentabel zu wirtschaften.

Wie es anders geht, zeigt z.B. dieses Beispiel. :cool:

drullse 24.10.2008 14:51

Zitat:

Zitat von Zeal (Beitrag 145904)
Zum Thema: Zeitarbeit ist eigentlich eine Fehlentwicklung, die sich in Deutschland in den letzten Jahren deshalb so gut entwickelt hat, weil unser Arbeitsmarkt überreguliert ist.

Nö.

"Darüber hinaus sitzt Wolfang Clement im Aufsichtsrat (Personalausschuss) des fünftgrößten deutschen Zeitarbeitsunternehmens Deutscher Industrie Service (DIS), nachdem er als Bundesminister noch den gesetzlichen Rahmen für Leiharbeit liberalisiert hatte (Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt)."

DA ist das eigentliche Problem zu suchen.

neonhelm 24.10.2008 14:56

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 145914)
... Wolfang Clement...

Meine persoenliche Lieblingsschlaffhand...

Meik 24.10.2008 15:54

Prinzipiell halte ich Zeitarbeit für gut - die derzeitige Umsetzung dagegen für eine Katastrophe.

Alleine das Beispiel was ich oben gebracht habe. Du kriegst als Firma einen Großauftrag für 3 Monate. Und dann? Bis du neue Arbeitnehmer gefunden hast ist der Auftrag weg. Neue einstellen für 3 Monate? Also machen die die da sind Überstunden ohne Ende oder der Auftrag geht woanders hin. Das Problem haben ja viele Firmen dass die Auftragslage erheblich schwankt. Und sich hier über Zeitarbeitsfirmen Arbeitnehmer "leihen" zu können eine gute Idee. Auch gut für den Arbeitnehmer der nicht alle 3 Monate einen neuen Bewerbungsmarathon durchlaufen muss.

Soweit die gute Idee. Die Umsetzung mit Gehältern unterm Mindestlohn etc. ist dagegen nichts weiter als Ausnutzung der Arbeiter.

Das ist halt ein schwieriges Thema. Auf der einen Seite den notwendigen Schutz der Arbeitnehmer, auf der anderen Seite aber die nötige Flexibilität zu erreichen.

Gibt´s eigentlich schon eine Zeitarbeitergewerkschaft? :confused:

Gruß Meik

Zeal 24.10.2008 16:14

Doch.

Die Zeitarbeitsfirmen nutzen nur aus, dass der Arbeitsmarkt nicht flexibel genug ist. Wenn kein Bedarf bestünde, wären sie nicht so groß geworden - auch wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen sind.
Bestimmt gibt es auch einzelne Interessenkollisionen, die unschön sind, aber im Alleingang hat der Clement das Gesetz auch nicht beschlossen.
Ich sage es ja: den Zusammenhang mit dem Kündigungsschutzgesetz wollen viele nicht wahrhaben.

Eine Gewerkschaft gibt es, aber die wird kaum Bedeutung erlangen. Wer auf Zeitarbeit angewiesen ist, hat andere Probleme.

Gruß
Z


Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 145914)
Nö.

"Darüber hinaus sitzt Wolfang Clement im Aufsichtsrat (Personalausschuss) des fünftgrößten deutschen Zeitarbeitsunternehmens Deutscher Industrie Service (DIS), nachdem er als Bundesminister noch den gesetzlichen Rahmen für Leiharbeit liberalisiert hatte (Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt)."

DA ist das eigentliche Problem zu suchen.


Dirkii 24.10.2008 16:17

Zitat:

Zitat von oko_wolf (Beitrag 145856)
Im ersten Moment sicher nicht, aber bezogen auf das eingesetzte Kapital?

Wenn ich für mein Kapital auf der Bank mehr Zinsen bekomme als die Firma Gewinn abwirft, warum soll ich das Geld in die Firma investieren?

Ein Problem ist dabei allerdings, dass ein Gewinn, der ja über die Dividende ausgeschüttet wird, heutzutage nicht mehr genug ist. Die Anleger definieren ihre Geldanlage praktisch nur noch über steigende Aktienkurse. Und da sie darüber gerne kurzfristig Gewinne machen wollen, ist denen eine langfristige Unternehmensstrategie meistens sch....egal.

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 145914)
Nö.

"Darüber hinaus sitzt Wolfang Clement im Aufsichtsrat (Personalausschuss) des fünftgrößten deutschen Zeitarbeitsunternehmens Deutscher Industrie Service (DIS), nachdem er als Bundesminister noch den gesetzlichen Rahmen für Leiharbeit liberalisiert hatte (Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt)."

DA ist das eigentliche Problem zu suchen.

Das ist das große Problem des Lobbyismus. Für die Unternehmen lohnen sich zum einen Mitarbeiter, die Einflluss auf Politiker nehmen. Und vor allem lohnt es sich, Politikern eine Einkommensquelle für später zu versprechen. Unsere lieben, nur dem Wohl des Volkes dienenden Volksvertreter!

Meik 24.10.2008 16:43

Zitat:

Zitat von Zeal (Beitrag 145973)
Eine Gewerkschaft gibt es, aber die wird kaum Bedeutung erlangen. Wer auf Zeitarbeit angewiesen ist, hat andere Probleme.

Da triffst du genau den Kern auf den ich hinaus will.

Warum "auf Zeitarbeit angewiesen"? Weil die Arbeitsbedingungen so sch... sind. Das liegt aber nicht an der Zeitarbeit sondern daran wie sie Umgesetzt wird. Ich hätte nichts dagegen bei einer Zeitarbeitsfirma wenn ich da meiner Arbeitsleistung entsprechend vernünftig entlohnt werde wie in anderen Jobs auch.

Und wieso andere Probleme? DAS ist doch eins der Hauptprobleme. Die Zeitarbeitsfirmen können halt noch mehr oder weniger machen was sie wollen :Huhu:

Gruß Meik

Kampa 24.10.2008 16:48

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145988)
Und wieso andere Probleme? DAS ist doch eins der Hauptprobleme. Die Zeitarbeitsfirmen können halt noch mehr oder weniger machen was sie wollen :Huhu:

Gruß Meik


Aha, was meinst Du denn damit?

Turtle 24.10.2008 16:53

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145988)
Da triffst du genau den Kern auf den ich hinaus will.

. Ich hätte nichts dagegen bei einer Zeitarbeitsfirma wenn ich da meiner Arbeitsleistung entsprechend vernünftig entlohnt werde wie in anderen Jobs auch.

Gruß Meik

das werden sie meißtens aber nicht, schliesslich möchte der Vermittler ja auch mitverdienen und die Stundensätze der Zeitarbeitsfirmen sind erschreckend niedrig. Für wenig qualifizierte AN werden deutlich unter 30 € angeboten.

Danksta 24.10.2008 16:57

Zitat:

Zitat von Bleierpel (Beitrag 145744)
Und u.a werden Zeitarbeitsverträge gekündigt bzw nicht verlängert.

=> Zeitarbeitskräfte, die Sandsäcke betrieblicher Heißluftballons: Abwerfen, wenn man schnell Höhe gewinnen will.

Was für ein krankes System, in dem wir uns bewegen (müssen)..... :(

Sorry, aber genau aus dem Grund nimmt man ja keine Festangestellten. So schön und gut der deutsche Kündigungsschutz ist, die Zeitarbeit floriert deswegen so wunderbar, weil es nicht möglich ist, Leute bedarfsweise einzustellen und wieder zu entlassen.
So brutal das auch klingt, gerade im Lohnbereich ist es bei einfachen Arbeiten für den Arbeitgeber wichtig, zu "atmen". Die Konjunktur geht nunmal zyklisch rauf und runter und somit die Aufträge.

Die Jobs, die in den letzten Jahren entstanden sind, waren übrigens auch weitestgehend bei Zeitarbeitsfirmen. War glaube ich, der am stärksten wachsende Sektor in D oder sogar EU.

(gibbet übrigens auch viel im indirekten Sektor, man muss sich nur mal das Verhältnis von Stellenanzeigen bei Ingenieurdienstleistern und äquivalenten Planstellen angucken.)

Ingo77 24.10.2008 16:58

Zitat:

Zitat von Meik (Beitrag 145988)
Ich hätte nichts dagegen bei einer Zeitarbeitsfirma wenn ich da meiner Arbeitsleistung entsprechend vernünftig entlohnt werde wie in anderen Jobs auch.

Zumindest bei klassichen Ausbildungsberufen ist die Entlohnung deutlich schlechter als bei "direkter" Anstellung. Schließlich will die Firma wo du dann arbeitest sparen und die Zeitarbeitsfirma auch noch mitverdienen.

Ingo

Turtle 24.10.2008 17:03

Zitat:

Zitat von Danksta (Beitrag 145996)
Sorry, aber genau aus dem Grund nimmt man ja keine Festangestellten. So schön und gut der deutsche Kündigungsschutz ist, die Zeitarbeit floriert deswegen so wunderbar, weil es nicht möglich ist, Leute bedarfsweise einzustellen und wieder zu entlassen.
So brutal das auch klingt, gerade im Lohnbereich ist es bei einfachen Arbeiten für den Arbeitgeber wichtig, zu "atmen". Die Konjunktur geht nunmal zyklisch rauf und runter und somit die Aufträge.

Die Jobs, die in den letzten Jahren entstanden sind, waren übrigens auch weitestgehend bei Zeitarbeitsfirmen. War glaube ich, der am stärksten wachsende Sektor in D oder sogar EU.

(gibbet übrigens auch viel im indirekten Sektor, man muss sich nur mal das Verhältnis von Stellenanzeigen bei Ingenieurdienstleistern und äquivalenten Planstellen angucken.)

ich denke das mit dem " Atmen " ist sicher richtig, macht aber mitlerweile den geringsten Teil aus.
Es werden einfach Zeitarbeiter benutzt weil sie billiger sind als Festangestellte.


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