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Mein Ironman Hawaii 2022
Da die anderen 2 Hawaii-threads vor allem für die Profi-Rennen benutzt werden, würde mein Bericht dort vielleicht unter gehen. Deshalb der Extra-Thread hier, wo jeder reinschauen kann, natürlich nur bei Interesse.
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Viel Erfolg!:Huhu:
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1. Vorgeplenkel
Ich hatte Frust nach meinem Qualirennen in Klagenfurt, weil ich mich dort hängen hab lassen nach einer enttäuschender Schimmzeit und enttäuschem Radfahren. Als ich dann am Ende die kurze Zeitabstände zu denen über mich sah (der Dritte war nur 22 Minuten weg, ich war Siebter) dachte ich shit, zumindest 4. oder 5. hätte ich noch werden können und vielleicht sogar Dritter, wenn ich am Ende des Radfahrens und während des ganzen Marathons nicht in den Komfortmodus gegangen wäre. Zweimal war ich beim Marathon fein ins Dixie gegangen: "ach ja, Türe zu, da kann man sich fein erholen von den ganzen Stress". Bitte was soll der scheiss.
Ja das ist generell ein Problem nach einem Jahr ohne IM, mann fängt die Sache (und sichselbst) an zu idealisieren und geht mit der falschen Einstellung ins Rennen. Detail: ich hatte in Klagenfurt schon Bier eingekühlt und gedacht, zuerst kurz den IM machen und dann endlich ein Bierchen trinken. Mir war der Respekt abhanden gekommen. Das wollte ich alles anders machen in Hawaii. Mehrere Sachen hatte ich mir mental vorgenommen: 1. Mache immer das Beste raus auf einem bestimmten Zeitpunkt, unabhängig davon was schon passiert ist. 2. Konzentriere dich immer. Registriere die Lapzeiten wie du sie planst. Denke immer scheisse das hier ist die einzige Möglichkeit so gut wie möglich abzuschneiden, denke nicht an das Finish aber an das Jetzt. 3. Kühle nicht von vorneherein Bier ein, das bringt Unglück. 4. Gepinkelt wird in die Hose, nicht aufm Dixie. 5. Wie beschissen es auch gegangen ist, mache auf der letzten Meile einen Entspurt am Anschlag wie bei einem Volksläufchen. Außer der Mentalen Einstellung hatte ich alles gut vorbereitet. Wie ich in 2017 gelernt hatte, muss man akklamatisieren. In 2019 bin ich dann auch schon 3 Wochen vorher hin, und diesmal auch. Die erste Woche habe ich viel trainiert, aber hatte auf dem Rad etwa 20W weniger als in Deutschland beim Training, mit der gleichen HF. Nach ca. 10 Tagen hat sich das mit daheim angeglichen. Beim Laufen auch. Die erste Woche kann man zwar trainieren, und das subjektive Gefühl ist ok, aber man ist einfach saulangsam. Ich habe mich hier angewöhnt immer um 7 oder 8 ins Bett zu gehen, sodass ich um 3 oder 4 aufgewacht bin. Nach 10 Tagen hatte ich mich an die Zeitumstellung gewöhnt, und weil es für mich jetzt normal ist um um 4 aufzustehen, habe ich das erste mal ever einen IM ausgeschlafen absolviert (in Klagenfurt bin ich in der Aeroposition bei Abfahrten praktisch eingeschlafen). |
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P.S.: Frage natürlich für einen Freund. |
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Auf dem Rad musste ich nicht (glücklicherweise, weil meine Radschuhe gehen nicht in der Waschmaschine). Beim Laufen kann ich nicht, aber beim Gehen. Habe das dann mehrmals praktiziert beim Durchgehen der Verplegungsstellen. Das merkt keiner, mann ist sowieso durchnass von schmelzenden Eiswürfel, Schweiss und übergekipptem Wasser. |
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Habe gestern meine wohl letzte LD gefinisht, dass es hier in Kona war, das sollte so sein.
Dass es mit vielen Krämpfen und der Unmöglichkeit zu Laufen verbunden war, geschenkt. „Jetzt haben fertig, Flasche leer“. 😂😂😂 |
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Wie machen das die Profis? Gehpausen haben die i.d.R. keine.
Im Rad-Peloton halten die ja nach einer Weile an. Und deren Rennen dauern keine 8 Stunden. Lionel lässt doch bestimmt auch laufen. Oder verplempert der Zeit im Dixi? Lange vielleicht, der ist halt einfach anständig. Am Samstag können wir ja alle darauf achten. |
Ich muss nie pinkeln bei einem IM :) :Cheese:
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Der Jan Ullrich hat laut R. Virenque bei der Tour unterwegs mal in sein Radkäppi gekackt. :Lachen2: |
Nicht alles was schneller macht sollte man tatsächlich auch tun... Und in die Hose pinkeln gehört für mich eindeutig dazu.
Wo ist da der Respekt gegenüber den anderen Sportlern, freiwilligen Helfern (v.a. auch noch an den Verpflegungsstationen) und Zuschauern? Würde sogar so weit gehen und das als unsportliches Verhalten auslegen... |
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Stelle ich mir cool vor so: Richard: „ Lässt Du mich gewinnen ? „ Ulle: „ klar, kostet aber 100.000 Franc…“ Richard : kein Problem Ulle: „ …und Du musst im Ziel meine Kappe tragen“ :cool: :Cheese: |
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Das war bei der TDF 97, Ulle hatte Magen-Darm, und Ulle mußte... Udo Bölts (in seinem Buch nachzulesen) hat ihn dabei geschoben, Virenque hat es mitbekommen und wollte ihn daraufhin attackieren, hat aber keine Verbündeten dafür gefunden. Gab und gibt es immer mal wieder, Dumoulin hat dafür bei beim Giro angehalten und sich hinter einen Felsen verzogen. |
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Ja klar, gefinisht. Heute ist alles wieder gut, die Krämpfe sind weg, die Blasen versorgt und ich bin froh. :) |
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2. Schwimmen
Geschlafen wie ein Baby von 19 bis 3 Uhr. Pfannkuchen gebacken, mit dem Auto hingefahren, geparkt und war schon schnell in der Wechselzone. Reifen aufgepumpt, Gels aufgeladen und fertig. Dann hatte ich noch 2 Stunden zum Start. Meist bin ich grantig vor einem IM, aber diesmal gings. Ich war ja ausgeschlafen und habe vor 2 Wochen noch 3800 geschwommen in 1.25 ohne Probleme also was konnte mir passieren.
Es ging gut, und doch hatte ich das Gefühl, dass ich schon 50 Minuten unterwegs war als endlich der Wendepunkt da war. Ich schaute auf die Uhr und war positiv überrascht, dass es noch keine 40 waren. Sogar nach dem kurzen Querstück hatte ich erst 38. Die 1:20 am Ende waren dann auch höchst erfreulich. Im Vorfeld hätte ich für 1:25 gezeichnet, aber hatte mit einer 1:30 gerechnet. Träume werden manchmal war. Wohl gab es, ab Wendepunkt, Ultimate Fighter Szenen als die schnelleren M50 mich überholten. Aber das durfte die Laune nich drücken. Ich habe so einen Castelli PR mit einem Kiwami Aquarush drüber. Von der Beweglichkeit fühle ich mich überhaupt nicht eingeschränkt, aber in der zweiten Hälfte fühlte ich Scheuerstellen im Achselbereich. Nur gefühlt, echt irritiert hat es nicht. Im Nachhinein waren das die Silikonwülste auf dem Castelli PR. Die sind jetzt noch als rote Striemen auf der Haut zu sehen. |
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Gestern im Wettkampf ging nichts am Rad, bei Zielpuls fehlten 30 Watt, bei Zielwatt Puls 20 Schläge zu hoch, geht natürlich nicht lange gut, also Zielpuls und gesamt 32er Schnitt obwohl die Strecke ja wirklichziemlich gut rollt. Ziemlich enttäuschend, aber das erste Finish überstrahlt das für mich bei weitem. |
Glückwunsch mit deinem Finish!
Ich hatte auch schneller gehofft auf dem Rad. Ich steuere über HF, was gestern blöd war weil der tat es nicht auf dem Rad. Beim Laufen hatte ich wieder HF. Aber man kann es auch auf Gefühl machen. Die erste Stunde war die Leistung noch ok für mich (Ø170W) aber dann ging es abwärts, wie schon in Klagenfurt. Ich glaube die Hitze hat da ihre Hand (mit) im Spiel, in Klagenfurt war es auch heiss. Gestern kam am Ende Ø145W raus, nicht gut aber die NP war 165W was schon ok aussieht. Das Ganze war dann gut für fast 29 km/h, nichts um stolz drauf zu sein. Es gab zwar nicht soviel Wind, aber der stand ungünstig oder? Die letzten 2 Wochen gab es immer Südwind, aber gestern Nordwind sodass es schon sofort langsam war. |
Freut mich für dich, Herzlichen Glückwunsch!:Prost: :Prost:
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3. Bike
Schwierig, ich war langsamer als in 2019. Natürlich war ich davon ausgegangen, dass es nicht viel schneller sein würde. Also hielt sich meine Enttäuschung in Grenzen. Auch aus den Erfahrungen dieses Jahr in Klagenfurt und letztes Jahr in Finland ist mir klar, dass ich nie ein 5 St Biker werde.
Letzte Woche bin ich eine Stunde mit Ziel-HF gefahren über 180W. Nach einer Stunde im Rennen hatte ich zwischen 170 und 180 W, das passte also noch (mit Schwimmen als Vorbelastung). Allerdings wurde es dann doch immer langsamer. Begonnen hat es im übrigen mit 2 leichten Dämpfern: meine HF ging nicht und es gab Nordwind, obwohl ich in den letzten Wochen davor im Training immer Südwind hatte. Na ja auf Gefühl kann man auch fahren. Oben am Palani road hatte ich 30 km/h, der Anfang in Kona ist nicht besonders schnell. Der Durchschnitt in Kawaihae war dann 31, aber die sank nach Hawi und die Steigung aus Kawaihae raus zum Queen K Highway natürlich wieder auf 29. Das blieb es dann bis zum Ende, es ist mir nicht gelungen daran noch was zu machen. Ich habe 3 Laps gespeichert: 1. Start bis unten in Kawaihe 31,1 km/h; Ø 155W 2. Bis zum Queen K 27 km/h; Ø 137W 3. Bis Finish 28,7 km/h; Ø 142W. In total waren es Ø 145W. Die NP sah schon besser aus: 165W. Es ist fast nie flach, und berg hoch überholten die mich alle, berg runter oder wenn es mal selten flach ist überholte ich die ganze Meute wieder. Hier ist auch mein Gewicht von 86 kg klar ein Nachteil, und ich habe nicht den Punch um das mit Kraft schnell über die Steigungen zu drücken. Ich bin einfach kein guter Radfahrer, da gibt es bessere. Im Nachhinein war die Vorbereitung vielleicht nicht ausreichend. Andererseits mehren sich seit einem Jahr die Tage, dass ich abends fertig auf der Couch liege nach dem Training, und mehren sich die notwendigen Ruhetage. Man sagt, im Alter braucht man immer mehr Regeneration. Also viel mehr hätte ich von dem her nicht machen können. Wohl hatte ich nach Klagenfurt bessere Trainingsergebnisse als davor: anscheinend hatten 2 Builds hintereinander positiver Einfluß. Im Umkehrschluss könnte man sagen, dass das Training vor Klagenfurt nicht optimal war. Aber so heiss der Sommer war, im Frühling konnte man wegen des Wetters kaum auf der Strasse. Im Winter hatte ich mich beschränkt auf 5*3 Intervalle auf der Rolle, 2 mal die Woche, und sehr viel Schwimmen für meine Begriffe. |
Meinen Glückwunsch zum Hawai-Finish an tridinski und longtrousers. Der Hawai-Triathlon ist wohl schon sehr speziell, wenn man eure Berichte liest. Mir würde vor allem das Schwimmen im Meer Spass machen. ;-) . Geniesst noch den Aufenthalt auf Hawai und das Männer-Profi-Rennen!
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4. Marathon
Der lief gut: 4. in der Altersklasse, 181. der Männer und 334. overall. Mein Brustgurt ging wieder (ich weiss auch nicht warum er auf dem Rad nicht ging, im Training ist er immer gegangen). So konnte ich schön die Intensität steuern. Unten am Alii Drive war der Durchschnittspace unter 5:15, und nach der Steigung des Palani Roads war er 5:24. Da ist er dann praktisch immer geblieben, ich habe nochmal 5:27 gesehen, aber durch den Endspurt auf der letzten Meile kam ein Totalpace von 5:26 raus.
Etwas langsamer als in 2019, aber ich wusste, dass ich etwas langsamer geworden bin. In der Wechselzone vor dem Laufen hatte ich ein kleines logistisches Problem: die Laufhose hatte ich verwurstelt eingepackt (so eine mit Innenhose). Das kostete mir mindestens 30s, war aber der einzige logistische Fehler des Tages (der Brustgurt konnte ich ja nichts dafür). Ich hatte mich total umgezogen in T2, weil ich schon seit 2017 in Hawaii ein spezielles Trikot anziehe mit eingenähtem Netz im Brustbereich, das ich immer wieder auffülle mit Eis der Verpflegungsstellen. Das klingt dann wie ein Sack voller Murmeln beim Laufen, mit als Begleitmusik das Platschen meiner Füße. Ich bin Fersenläufer, und lass die Füsse dann aufplatschen: "Flapp, flapp": meine Frau sagt das hört sich an wie ein platter Reifen. |
5. Fazit
Ich war sehr glücklich im Ziel, denn ich hatte genau das gemacht, was ich mich vorgenommen hatte: den besten Arjen des Tages rausholen.
Das ist mir, nach mehr als 15 Langdistanzen, vorher nur einmal gelungen: in Weymouth, mit Lanzarote als guter Dritter (in Lanzarote hatte ich aber am Ende des Marathons noch tiefer gehen können, da bin ich zuviel im Komfortbereich geblieben). Totalzeit 11:36:41 23. von 201 in der M60 448. von 1013 bei den Männern und 795. von 2316 overall. (Natürlich wäre die overall-Plazierung anders gewesen, wäre unsere Altersklasse am Samstag gestartet) "Nur" 40 Minuten hinter Wolfgang Schmatz, eh nicht so schlecht. 66 Minuten zum Gewinner: eine andere Liga. Insgeheim hatte ich von top 10 geträumt, aber das war gestern nicht drin (und wird es auch morgen oder übermorgen nicht sein). Abends habe ich dann in einem Supermarkt noch Bier ergattern können. Insgesamt ein gutes Ende in Hawaii, ich werde hier wahrsch. nicht mehr zurückkommen. |
Herzlichen Glückwunsch:Blumen: .
Sehr stark geliefert und auch vorbildlich analysiert:cool: |
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Glückwunsch longtrousers zum Hawaii Finish ! :Blumen:
Ich hatte deinen Weg früher in meiner aktiven Zeit sehr gern verfolgt, obwohl wir in der gleichen Altersklasse unterwegs waren, haben sich unsere Wege leider nie gekreuzt. ...und nun erst einmal mein Senf zu einem spannenden Thema... Zitat:
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Hatte mir schon meine Gedanken zu dem Thema gemacht, konnte es im Training aber nie „trainieren“ Auf dem Rad habe ich es in Kona draußen in der Prärie laufen lassen, während der Fahrt. „Geübt“ dafür hatte ich in Roth und Wales, wenn keiner hinter mir war und der Druck nicht mehr auszuhalten war. Gehört schon eine große Portion Überwindung dazu, wir wurden ja anders erzogen, „Dass gehört sich nicht…“ Die Wettkampfregel interpretierte ich anders. Es ist verboten anzuhalten und folgend in die Prärie zu pinkeln, öffentliches Ärgernis, der prüden Gesellschaft. Genau wie man bei den Amis in der Öffentlichkeit kein Alkohol trinken darf …, sind halt Regeln, Regeln, Regeln… Wenn ihr die Fernsehübertragungen der Profis genau beobachtet, dann kann man erahnen, wann einer sein Ding gemacht hat und mit Wasser ordentlich nach gespült wird. Beim Marathon habe ich bei allen 11 Ironmans immer Dixis angesteuert, falls ich mal musste. Aber meistens musste ich mehr auf dem Rad, als beim Laufen. 2013 in Roth, konnte ich es auf den letzten 10km fast nicht mehr aushalten, lief aber trotzdem an jedem Dixie vorbei, dachte im Ziel habe ich doch genügend Zeit dafür. Im Zieleinlauf, pickte man mich zur Dopingkontrolle heraus. Ergebnis, ich brauchte weit über eine Stunde um wieder pinkeln gehen zu können, um dann meine Sauberkeit nachweisen zu können. Es gibt ja ein körperliches System, des nicht ausgeschiedenen Urins. Welcher, ähnlich wie beim Trinken des frühmorgentlichen Wasserlassens, soll ja ein Jungbrunnen sein, uns wieder mit der Rückgewinnung Energie gibt. |
Danke für den eindrucksvollen Bericht!:Blumen:
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Glückwunsch! Gute Erholung!
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Andererseits hätte ich es vielleicht nich thematisieren sollen, weil was zurückbleibt jetzt ist "Ach ja longtrousers, der Hosenbrunzer", statt, was ich lieber hätte: "Ach ja, longtrousers, der Läufer". Deine Berichte habe ich früher immer gerne und ehrfürchtig gelesen, ehrfürchtig weil ich damals selbst noch keine KQ gemacht hatte. Sehr erschrocken war ich damals von dem Bericht deiner Frau oder Lebenpartnerin von deinem Sturz. Ich hoffe, du hast dich wieder vollständig erholt. |
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