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-   -   45min Schwimm-Kurzprogramm für Anfänger (inkl. Blocktraining) (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=50721)

andreasf 19.04.2022 12:32

45min Schwimm-Kurzprogramm für Anfänger (inkl. Blocktraining)
 
Ihr lieben Schwimmbegeisterten,

ich bin auf der Suche nach kurzen 45min Kraul-Programmen, 1-2 mal wöchentlich.

sportlicher Hintergrund:
- 37 Jahre / 78kg
- 10 Jahre Ausdauersport
- 6-8h/Woche Training
- 1x Woche Yoga/Rumpfstabi

Ich war seit 2014 nicht mehr regelmäßig schwimmen, durch Arbeitswechsel klappt es seit Jahresanfang nun in der Mittagspause für 1h inkl. Umziehen.

Ich bin im Januar mit 2:30/100m gestartet und konnte mich auf 2:10 "steigern". 400m am Stück letzte Woche in 9:10. Ich schwimme recht ziellos ohne Plan.

Wo würdet ihr in den kurzen Wasserzeiten euren Fokus legen? Vielleicht gibt es für meine "Spezialgruppe" auch ein gutes Konzept?!

Einmal im Monat schaffe ich es einen 4-Tages Block a 45min einzubauen. Wie würdet ihr den gestalten?

Ziel ist in einer OD 1.500m zu kraulen und entspannt aus dem Wasser zu kommen. Top wäre unter 30Minuten ;)

Danke für eure Hilfe! :liebe053:

werner 23.04.2022 18:21

Hallo Andreas,

die klassische und wahrscheinlich beste Info ist natürlich, einen Trainer zu finden oder Irgendjemanden mit etwas Erfahrung, der Deine "Baustellen" identifiziert und Dir zielgerichtete Tipps geben kann und vielleicht auch mal ein Video macht.

Ich unterstelle mal, das keine Option für Dich ist. Somit kann man nur allgemeine Ratschläge geben. Die Überwachung durch den Trainier muß dein Körpergefühl und Deine Selbstwahrnehmung ersetzten. Das erfordert Konzentration und daher sind Dauerschwimmen und lange Intervalle kontraproduktiv. Du musst streng mit Dir sein, wie ein Coach:

1. Wasserlage
Abstoßen vom Rand in gestreckter Haltung. Wie weit kommst Du? Wie kannst Du Dich noch länger machen um weiter zu kommen?
Wie ändert sich Deine Wasserlage durch die Atmung? Sinken die Füße nach jedem Atemzug? machst Du nach der Atmung einen Scherenbeinschlag zum Ausgleich? Sind die Füße dicht unter der Wasseroberfläche? Schöne Übung ist ohne Hilfsmittel nur Kraulbeine und zum Atmen jeweils einen Armzug. Dabei auf oben gesagtes achten.

2. Armzug
Wird der Unterarm richtig angestellt beim Armzug und beginnt der Kraftaufbau gegen das Wasser nicht zu früh? Wird der Armzug komplett durchgezogen bis zum Oberschenkel? Gibt's hintenraus noch eine aktive Druckphase? Hier hilft ggf. ein Metronom oder Züge zählen. Erstmal sauber werden, dann schnell (bzw. das ergibt sich von selbst).
Das Buch von Sheila Taormina ist gut.

Es gibt noch so viel mehr. Wichtig ist m.E. auch: Strecke und Geschwindigkeit ist erstmal Schall und Rauch. M.E. bringt es auch nicht viel, irgendwelche Technik-Übungen runterzurattern, ohne sich klar zu sein, was sie bezwecken sollen. Das gleiche gilt auch für den Einsatz von Poolspielzeug. Jeder Zug ist Techniktraining!

Happy swimming!

andreasf 26.04.2022 21:37

Hallo Werner,

Danke für deine guten Tipps.

Wasserlage ist sicher das größte Problem. Ich habe ein paar gute kurze Schwimmpläne für Wasserlageübungen gefunden, die ich ausprobiere.

Empfiehlst du Ausdauertraining für die generelle Schwimmbewegung? Das ist für mich ein Thema, dass die Arme nach kurzer Zeit Dauerschwimmen (200m+) schwer werden, die Atmung schwerer wird und ich eine Pause 30sek+ brauche im klar zu kommen.

shoki 27.04.2022 10:10

Ich habe die Erfahrung gemacht das Schwimmausdauer nur vom schwimmen kommt, zu Technik kann ich nichts beitragen (meine ist Mist)

Antracis 27.04.2022 13:11

Zitat:

Zitat von werner (Beitrag 1656811)

2. Armzug
Wird der Unterarm richtig angestellt beim Armzug und beginnt der Kraftaufbau gegen das Wasser nicht zu früh?

Das ist etwas, also das zweite, was ich immer wieder lese und was mir auch einleuchtet. Also dass man nicht mit (viel) Kraft anstellen sollte, weil man da von den Winkeln her wenig Kraft in Vortrieb bringen kann und/oder das die Schultern ziemlich belastet.

Bei mir als T-Rex (aka Schulterunbeweglichkeitsmonster) ist es halt so, das sowohl das Lang machen als auch das Anstellen zur Verkrampfung/Krafteinsatz tendiert und das Anstellen auch. Muss mich immer wieder mühsam darauf konzentrieren, Erst nach dem Anstellen Dampf in den Zug zu bringen.

Werde aber Dein Post zum Anlass nehmen, da morgen wieder vermehrt drauf zu achten. :Blumen:

UNd natürlich mehr zu Stretchen :o

Trimichi 27.04.2022 13:47

Macht ein "2 Km - Schwimmen". Einfach schwimmen.

Fritz Benedict 27.04.2022 17:25

Schau dir mal diesen Beitrag an, da kam einiges, was wirklich, wirklich sehr geholfen hat:

https://www.triathlon-szene.de/forum...ad.php?t=46659

werner 27.04.2022 19:34

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657272)

Empfiehlst du Ausdauertraining für die generelle Schwimmbewegung? Das ist für mich ein Thema, dass die Arme nach kurzer Zeit Dauerschwimmen (200m+) schwer werden, die Atmung schwerer wird und ich eine Pause 30sek+ brauche im klar zu kommen.

Da ist vermutlich nicht die Ausdauer an sich das Problem sondern die Technik. Wenn man es halbwegs kann, ist schwimmen wie Spazierengehen. Wenn Du so schnell müde wirst, dann arbeitest Du irgendwo gegen das Wasser und nicht mit dem Wasser. Ich würde es an Deiner Stelle bei max. 200er Intervallen belassen und versuchen diese entspannt und fokussiert anzugehen.

Michi1312 27.04.2022 19:40

Ich hab bei Zeitmangel sehr gern ein "Erhaltungs"-Kurzprogramm (1.500m, je nach Tempo ca. 40min) von Holger Lüning gemacht:

100m Einschwimmen
300m 6x50m Technik (25 Technikübung / 25 Kraul)
300m 3x100m Kraul Tempo GA2
100m locker
400m gestückelt: 50-50-100-50-50-100 mit je 30s Pause im GA2-Tempo
100m aktive Pause
50m Vollgas-Sprint
150m Ausschwimmen

Viel Spass :Huhu:

andreasf 27.04.2022 21:58

Zitat:

Zitat von Fritz Benedict (Beitrag 1657416)
Schau dir mal diesen Beitrag an, da kam einiges, was wirklich, wirklich sehr geholfen hat:

https://www.triathlon-szene.de/forum...ad.php?t=46659

Danke, werde mich einlesen!

Zitat:

Zitat von werner (Beitrag 1657430)
Da ist vermutlich nicht die Ausdauer an sich das Problem sondern die Technik. Wenn man es halbwegs kann, ist schwimmen wie Spazierengehen. Wenn Du so schnell müde wirst, dann arbeitest Du irgendwo gegen das Wasser und nicht mit dem Wasser. Ich würde es an Deiner Stelle bei max. 200er Intervallen belassen und versuchen diese entspannt und fokussiert anzugehen.

Es fühlt sich an wie „gegen das Wasser“ zu arbeiten. Oder aber zu schwache schwimmspezifische Muskulatur/Flexibilität?!

Zitat:

Zitat von Michi1312 (Beitrag 1657432)
Ich hab bei Zeitmangel sehr gern ein "Erhaltungs"-Kurzprogramm (1.500m, je nach Tempo ca. 40min) von Holger Lüning gemacht:

100m Einschwimmen
300m 6x50m Technik (25 Technikübung / 25 Kraul)
300m 3x100m Kraul Tempo GA2
100m locker
400m gestückelt: 50-50-100-50-50-100 mit je 30s Pause im GA2-Tempo
100m aktive Pause
50m Vollgas-Sprint
150m Ausschwimmen

Viel Spass :Huhu:

Klingt genau nach dem, was ich gesucht habe ! Probiere ich Freitag direkt aus!

Merci an Alle :)

schnodo 27.04.2022 23:46

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657460)
Es fühlt sich an wie „gegen das Wasser“ zu arbeiten. Oder aber zu schwache schwimmspezifische Muskulatur/Flexibilität?!

In Deinem Tempobereich? Niemals! Dein Körper ist ein Sportwagen der 500 PS Leistung bringen kann, und obwohl es beim Fahren einen Höllenlärm macht und schon Flammen aus dem Motorraum schlagen, kommst Du nicht über 80 km/h auf der Autobahn. Statt mit Chiptuning und Umbauten auf 700 PS aufzurüsten, solltest Du lieber Reifen auf die blanken Felgen montieren. :Lachen2:

Deine Kraft reicht, da bin ich mir ziemlich sicher und ich Du müsstest ganz, ganz außergewöhnlich ungelenkig sein, wenn es an der Flexibilität hängen sollte. Klapperdürre Kinder schwimmen 100 m in knapp über einer Minute. Krass übergewichtige Ex-Leistungsschwimmer, die seit Jahrzehnten keinen Sport mehr gemacht haben und fast mit dem Kran zu Wasser gelassen werden müssen, gondeln nach 10 Minuten Eingewöhnung beliebig lange in einer 1:30er Pace durchs Becken. Und Para-Athleten, die überhaupt keine Arme haben, schwimmen 100 m in ca. 1:10.

Als Faustregel lässt sich sagen, dass alles, was sich bei einem Tempo abspielt, das langsamer ist als 1:40 min auf 100 m fast ausschließlich mit Technikdefiziten zu tun hat: Schlechte Wasserlage, Scherenbeinschlag, schlechte Zugmechanik, um nur mal die "beliebtesten" Kandidaten zu nennen. Was auch sehr nachteilig sein kann, ist die Unfähigkeit, sich beim Schwimmen zu entspannen, das ist dann fast noch schlimmer als alles andere, weil man so ruckzuck in Sauerstoffschuld kommt, obwohl man eigentlich gar nichts leistet.

Es fühlt sich an als ob Du gegen das Wasser arbeitest, weil Du genau das tust. Natürlich wirst Du mit mehr Kraft bei gleich schlechter Technik schneller schwimmen, aber das löst nicht das grundlegende Problem, dass Technik beim Schwimmen im hier vertretenen Leistungsbereich der limitierende Faktor ist.

Ich an Deiner Stelle würde nur an zwei Dingen arbeiten: Entspannung und Technik. Idealerweise lässt Du mal jemand von außen draufschauen, wo es am meisten hängt, wie werner schon vorgeschlagen hat, und darauf konzentrierst Du Dich dann, neben den absolut unverzichtbaren Basics wie Streckung und Wasserlage.

Und besorg Dir ein Zugseil und übe die Zugmechanik an den freien Tagen ein. Immer mal wieder zwischendurch fünf bis zehn Minuten reichen vollkommen, wenn Du Dich auf gute Ausführung konzentrierst und Dich auch mal z.B. mit dem Handy aufnimmst und Dir anschaust, wie das aussieht. Wenn Du dann im Becken bist, versuche Dich an die Ausführung mit dem Zugseil zu erinnern. Du wirst wahrscheinlich merken, dass sich das sehr gut ins Wasser übertragen lässt. Und ein wenig kräftiger wirst Du damit vermutlich auch werden, was zwar in dieser Phase nicht wirklich notwendig ist, aber auf Dauer auch nicht schaden kann. :)

bellamartha 28.04.2022 07:37

Endlich meldet sich hier schnodo zu Wort und sagt, was gesagt werden muss!
Genauso wird es sein, andreasf.

Viel Spaß und Erfolg beim Erlernen der Technik, dann kommt auch das Tempo.

Gruß
J.

Helmut S 28.04.2022 14:23

Ich stimme schnodo auch zu. Bis auf einen einzigen Punkt: Flexibilität.

Wenn die Arme im Stehen schon nicht hinter den Kopf oder wenigstens gerade nach oben kommen, OHNE(!) das man sich anstrengen muss oder wenn der Hüftbeuger so verkürzt ist, dass die Beine selbst bei angestrengter Hüft- und Körperstreckung in einem Winkel nach unten zeigen, ja dann wird es auch mit der Wasserlage nichts. Dann hast du verloren. Also Schulter, Brust mobilisieren und Hüfte öffnen. :Blumen:

Antracis 28.04.2022 14:50

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1657628)
Ich stimme schnodo auch zu. Bis auf einen einzigen Punkt: Flexibilität.

Wenn die Arme im Stehen schon nicht hinter den Kopf oder wenigstens gerade nach oben kommen, OHNE(!) das man sich anstrengen muss oder wenn der Hüftbeuger so verkürzt ist, dass die Beine selbst bei angestrengter Hüft- und Körperstreckung in einem Winkel nach unten zeigen, ja dann wird es auch mit der Wasserlage nichts. Dann hast du verloren. Also Schulter, Brust mobilisieren und Hüfte öffnen. :Blumen:

Ist bei mir definitiv so und ein - sehr - zähes Geschäft. Ich muss zugeben, dass Stretching nicht zu meinen Lieblingen gehört und ich könnte sicher noch mehr oder regelmäßiger.

Aber: Schneller im WK macht einen ja auch stundenlanges Rad-Fahren, am Besten in der Aeroposition und ordentlich Laufkilometer. Mein Eindruck ist, dass das die Schulter- und Hüftbweglichkeit schon so negativ beeinflusst, dass zumindest bei mir schon ein Programm notwendig ist, um meinen T-Rex-Beweglichkeitsstatus zu erhalten. Fortschritte lassen sich natürlich trotzdem erzielen, aber das geht wirklich sehr langsam.

Schwimmen lernen im Alter ist definitiv nix für ungeduldige Menschen :Nee:

schnodo 28.04.2022 17:30

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1657628)
Wenn die Arme im Stehen schon nicht hinter den Kopf oder wenigstens gerade nach oben kommen, OHNE(!) das man sich anstrengen muss oder wenn der Hüftbeuger so verkürzt ist, dass die Beine selbst bei angestrengter Hüft- und Körperstreckung in einem Winkel nach unten zeigen, ja dann wird es auch mit der Wasserlage nichts. Dann hast du verloren.

Ich fürchte, da werden wir uns nicht einig. Natürlich ist das alles ziemlich hinderlich, aber es geht nicht darum, bei den olympischen Spielen zu gewinnen, sondern ein paar hundert Meter zu schwimmen, ohne dass ein Herzkasper droht. ;)

Und da kenne ich genügend Beispiele, die trotz eingeschränkter Mobilität vergleichsweise zügig unterwegs sind bzw. waren. Nehmen wir z.B. mal den leider verstorbenen Gründer von Total Immersion, Terry Laughlin. Der lag immer einwandfrei im Wasser, war aber beweglich wie ein Gartenzaun und hatte die Rumpfstabilität eines Kartoffelsacks. Aber er war beim Schwimmen immer hunderprozentig locker, was sehr vieles wettgemacht hat.


Bildinhalt: Terry Laughlin, Gründer von Total Immersion

Terry Laughlin ist mit 66 Jahren im Wettkampf, nur wenige Monate vor seinem Tod, schon vom Prostatakrebs gezeichnet, noch 200 Yards (SCY-Pool) in knapp über drei Minuten geschwommen. Auf 200 m umgerechnet wären das ca. 3:20 min.

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1657628)
Also Schulter, Brust mobilisieren und Hüfte öffnen. :Blumen:

Ungeachtet dessen, dass ich ein hohes Maß an Flexibilität nicht für absolut kritisch halte, um die hundert Meter in unter zwei Minuten zu schwimmen, stimme ich Dir natürlich ohne Vorbehalte zu, dass Flexibilität für die meisten Sportler eine low-hanging fruit ist und man sich auch mit Blick auf Verletzungsprophylaxe definitiv immer mal wieder etwas Zeit dafür nehmen sollte. Vieles wird dadurch leichter, nicht nur beim Schwimmen.

Aber man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn man kein Schlangenmensch ist – selbst wenn kompetente Menschen versuchen, es einem einzureden. :Cheese:

Antracis 28.04.2022 17:58

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1657657)

Ungeachtet dessen, dass ich ein hohes Maß an Flexibilität nicht für nicht absolut kritisch halte, um die hundert Meter in unter zwei Minuten zu schwimmen, stimme ich Dir natürlich ohne Vorbehalte zu, dass Flexibilität für die meisten Sportler eine low-hanging fruit ist und man sich auch mit Blick auf Verletzungsprophylaxe definitiv immer mal wieder etwas Zeit dafür nehmen sollte. Vieles wird dadurch leichter, nicht nur beim Schwimmen.

Aber man darf sich nicht entmutigen lassen, wenn man kein Schlangenmensch ist – selbst wenn kompetente Menschen versuchen, es einem einzureden. :Cheese:

Also die 100m unter 2 Minuten zu schwimmen, ist ja selbst für mich kein Problem. Aber wenn das öfters hintereinander gefordert ist, wendet sich das Blatt natürlich gravierend. :Lachen2:

Und das liegt sicher auch daran, dass es einfach so mühsam ist. Wenn ich mich möglichst lang machen möchte, muss ich gegen starken Widerstand im oberen Rücken arbeiten. Ich muss den Arm sehr schräg ins Wasser eintauchen, damit ich nicht eine Kippbewegung im ganzen Körper provoziere. Ohne viel Kraft anzustellen ist kaum möglich, weil das Anstellen, selbst in milder Form, einfach zu Verspannungen im Arm führt und rechts ist die Schulterbeweglichkeit so schlecht, dass es wirklich sehr schwierig ist, eine Innenrotation hinzukommen, weil das sofort Widerstand im Deltamuskel und Tcricepsanteilen provoziert, die ich bis in den Rücken merke. Die Hand steht dann natürlich entsprechend schräg im Wasser. :Maso: Meine läuferisch verkürzten Hüftbeuger hingegen setzen einem lockeren Langmachen seitens der Beine deutlichen Widerstand entgegen.

Über Wasser ist es auch eher ein seitliches herumschleudern der Arme, weil mir die Schulterbeweglichkeit fehlt, insofern ist wiederum das Eintauchen von Anfang an schwieriger, weil erstens zu viel Anspannung im Arm, der Eintauchwinkel tendiert von der Bewegung schon eher zum „Verkannten“ und zum Übergreifen, das muss ich ja immer ausgleichen.

Und ich bin jetzt bestimmt nicht der ungelenkigste Mensch der Welt und ich habe keine Ahnung vom Schwimmtraining. Aber ich hab viele viele Jahre Kampfsporr gemacht und da auch gemerkt, wie Beweglichkeit einer lockeren ökonomischen und schnellen Ausführung von Bewegungen entgegen steht.

Für mich persönlich ist das definitiv ein Problem und nicht nur eine „low hanging fruit“, sondern schlicht ein Limiter, der die Ausführung der Technik verhindert, d.h. Ich kann selbst mit Hilfsmitteln, Konzentration und Ruhe eine Bewegungsvorstellung nur sehr mühsam umsetzen und schon gar nicht locker, weil muskulärer und bindgewebiger Widerstand natürlich Lockerheit wieder reduziert.

schnodo 28.04.2022 18:32

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1657664)
Wenn ich mich möglichst lang machen möchte, muss ich gegen starken Widerstand im oberen Rücken arbeiten. Ich muss den Arm sehr schräg ins Wasser eintauchen, damit ich nicht eine Kippbewegung im ganzen Körper provoziere. Ohne viel Kraft anzustellen ist kaum möglich, weil das Anstellen, selbst in milder Form, einfach zu Verspannungen im Arm führt und rechts ist die Schulterbeweglichkeit so schlecht, dass es wirklich sehr schwierig ist, eine Innenrotation hinzukommen, weil das sofort Widerstand im Deltamuskel und Tcricepsanteilen provoziert, die ich bis in den Rücken merke.

Dann streck nicht weiter als für Dich angenehm ist und stelle eben viel tiefer an als es der reinen Lehre entspricht. Es wird trotzdem funktionieren. Lieber etwas vermeintliche Effektivität aufgeben als die beteiligten Partien jenseits der Grenze vernünftiger Funktionsfähigkeit zu beanspruchen.

Und es gibt Leute, z.B. Holger Lüning, die sowieso generell sagen, man soll die Schulter neutral lassen, also nicht maximal strecken. Allerdings ist er dann wieder einer, der das Anstellen nahe der Wasseroberfläche mit großem Wohlwollen berachtet; aber das ignorieren wir jetzt mal. ;)

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1657664)
Über Wasser ist es auch eher ein seitliches herumschleudern der Arme, weil mir die Schulterbeweglichkeit fehlt, insofern ist wiederum das Eintauchen von Anfang an schwieriger, weil erstens zu viel Anspannung im Arm, der Eintauchwinkel tendiert von der Bewegung schon eher zum „Verkannten“ und zum Übergreifen, das muss ich ja immer ausgleichen.

Auch das lässt sich kompensieren, wenn Du im Schultergürtel etwas weiter rotierst als in der Hüfte, so wie das Brent Hayden hier macht. Dann hast Du automatisch genügend Platz.

Ich würde an Deiner Stelle natürlich fleißig die Mobilität verbessern, aber bis die passt, würde ich meine Ansprüche an Streckung und Anstellwinkel zurückschrauben und schauen, ob es nicht auch ohne erzwungene "Idealhaltung" ganz vernünftig oder sogar besser klappt. Aus meiner Sicht kann man die Auswirkung von geistiger und körperlicher Entspannung auf die Qualität des Schwimmens gar nicht hoch genug einschätzen. Und es macht auch mehr Spaß.

So, jetzt habe ich aber lange genug widersprochen und beuge mich dem Ansturm: Also, alle los und dehnen, sonst wird das nie was! :Lachen2:

Antracis 28.04.2022 20:34

Also fiirst of all: Schnodo, da Du Dich viel mit der Materie beschäftigt hast, höre ich schon gerne und genau hin. ;)

Sich nur so weit strecken, wie es locker geht, fällt mir allerdings schwer umzusetzen, weil das 1) gefühlt einer der Faktoren ist, die mich in den letzten Monaten wenigstens etwas voran gebracht haben und 2) wenn ich mich so weit strecke, dass ich schon denke, jetzt zerreißt es mich, äußere Beobachter als erstes den Tipp geben, zu versuchen, sich mal richtig lang zu machen. :Cheese:

Danke für den Videolink, das probiere ich morgen gleich mal aus.

Entspannen Versuch ich eh immer….:dresche

Und jetzt natürlich Dehnen! :Blumen:

Helmut S 28.04.2022 21:29

Also schnodo, ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch. Alles gut. :)

Natürlich soll sich keiner strecken mit Gewalt, natürlich soll erstmal einer draufschauen, natürlich gehören bei dem Tempo die groben Technikschnitzer raus. Ja, es hilft auch nix, wenn man die Flexibilität nicht hat, sticht man halt jetzt erstmal etwas tiefer ein. So what. Logo. Idealerweise macht man auch aus den 1-2 TEs 2-3 pro Woche. Alles völlig fein. Es wird alleine dadurch einen riesigen Sprung geben.

Aber warum soll man sich die low hanging fruits nicht holen und die Synergien zu den anderen Disziplinen? Das geht eh nicht von jetzt auf gleich. Also einfach anfangen. 1-2x pro Woche. 20min. Das is echt nix und tut auch gut. Aber spätestens in nem 1/2 Jahr profitiert man enorm davon, dann wird die Qualität im Training auch höher (wenn man sich dem stellen möchte) und es kommt nochmal ein Schub. Flexibilität ist bei nem 2er Tempo sicher nicht das dringendste Problem, wichtig is es langfristig dennoch.

Schönen Abend zusammen, freuen wir uns auf die morgige Schwimmeinheit. :Blumen:

andreasf 28.04.2022 22:18

Danke für eure vielen Rückmeldung und die Richtung, die der Thread hier eingeschlagen hat.

Bin morgen Mittag wieder im Schwimmbad. Die Uhr bleibt zuhause. Ich nehme mir vor Wasserlage, ruhig gleiten, rotieren und Atmen umzusetzen. Der Thread von Ben war hier sehr inspirierend.

schnodo, deine Vergleiche leuchten absolut ein! Ich kenne auch dein sehr gutes YouTube Video - in der Theorie leuchtet alles ein, aber die Umsetzung im Wasser, da gibt es soviel zu beachten.

Vielleicht ergibt es sich, dass der Bademeister mal ein Video von oben macht…

Bis morgen!

schnodo 28.04.2022 23:56

Zitat:

Zitat von Antracis (Beitrag 1657688)
...gefühlt einer der Faktoren ist, die mich in den letzten Monaten wenigstens etwas voran gebracht haben und 2) wenn ich mich so weit strecke, dass ich schon denke, jetzt zerreißt es mich, äußere Beobachter als erstes den Tipp geben, zu versuchen, sich mal richtig lang zu machen. :Cheese:

Dann will ich nix gesagt haben. :Lachen2:
Pass halt auf, dass Du es nicht in den ungesunden Bereich treibst. Schulterbeschwerden sind enorm lästig und hartnäckig.

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1657694)
Aber spätestens in nem 1/2 Jahr profitiert man enorm davon, dann wird die Qualität im Training auch höher (wenn man sich dem stellen möchte) und es kommt nochmal ein Schub. Flexibilität ist bei nem 2er Tempo sicher nicht das dringendste Problem, wichtig is es langfristig dennoch.

Volle Zustimmung. Okay, dann stellen wir, fest, dass wir uns doch einig sind. :Lachen2:

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657698)
Die Uhr bleibt zuhause. Ich nehme mir vor Wasserlage, ruhig gleiten, rotieren und Atmen umzusetzen.

Das hört sich nach einem sehr guten Plan an! Nur nicht übertreiben mit dem Rotieren. ;)

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657698)
schnodo, deine Vergleiche leuchten absolut ein! Ich kenne auch dein sehr gutes YouTube Video - in der Theorie leuchtet alles ein, aber die Umsetzung im Wasser, da gibt es soviel zu beachten.

Ja, die Schwimmerei ist ein Fass ohne Boden. Für den Anfang reicht es aber, sich auf die zentralen Punkte zu konzentrieren, und zwar immer nur gleichzeitig auf einen. :)

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657698)
Vielleicht ergibt es sich, dass der Bademeister mal ein Video von oben macht…

Das wäre natürlich ideal, da siehst Du, was tatsächlich Sache ist und kannst bewusster korrigieren. Viel Spaß! :Blumen:

Helios 29.04.2022 11:47

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1656132)
....................
Wo würdet ihr in den kurzen Wasserzeiten euren Fokus legen? Vielleicht gibt es für meine "Spezialgruppe" auch ein gutes Konzept?!
....................

Servus Andreas,

in einem Total Immersion Workbook wird ein "TuneUp" vor dem Warm-Up vorgeschlagen, dort sortiert man seine Gliedmaßen und bereitet sie auf das eigentliche Freestylen vor und was wie in welcher Reihenfolge stattfinden soll.

Bei TI werden eigene Begriffe verwendet, sodass es sich eigenartig liest.
hier das 140 Seiten pdf dazu
https://swimlab.com.au/wp-content/up...ntWorkbook.pdf

tune-up nachgeliefert:
==============================
8 x Supermanglider to skate (or Slot to Skate)
4 x Skate to stroke
2 x 25m whole stroke (15 Züge am Meer)
==============================
3 Wiederholungen

geschätzte Dauer 10 bis 12 min

Das Ergebnis wird vermutlich sein, dass die Ersten 100 m nicht die Schnellsten bleiben.

andreasf 29.04.2022 14:32

Die nette Bademeisterin hat mich gefilmt.

https://youtu.be/5mE-GX17Bqk

50m Bahn
- ersten 25 lockeres Abschlagschwimmen, Fokus Wasserlage

- zweiten 25 zügig, fühlt sich für mich wie GA2 an…

Ich habe bereits meine eigenen Gedanken dazu, lasse euch aber zuerst :)

schnodo 29.04.2022 18:44

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657836)
Die nette Bademeisterin hat mich gefilmt.

Prima, dass es geklappt hat! Dann will ich mal meinen Senf dazu geben, soweit es die Perspektive hergibt.

The good
  • Es sieht nach Schwimmen aus. Hättest Du nicht Deine Probleme beschrieben, würde ich denken, da gleitet ein Triathlet gemütlich vor sich hin. Ich habe viel dramatischere und "verhaltensauffällige" Bilder erwartet. :Cheese:
  • Die Streamline-Position am Anfang gefällt mir gut. Da machst Du einiges richtig.
  • Auch die Wasserlage sieht für meinen Geschmack prinzipiell ganz gut aus.
  • Bei der Atmung drehst Du den Kopf nicht zu früh raus, das passt so.
  • Die Blickrichtung beim Schwimmen geht schön zum Beckenboden.
The bad
  • Obwohl Du Dich beim Abstoßen schön in Streamline-Position begibst, ist das Abstoßen eher ein gemütliches Ablegen als ein Sprung aus der Wand. Da könnte deutlich mehr Dynamik rein, auch beim langsamen Schwimmen.
  • Die Blickrichtung bei der Atmung geht zur Decke. Peile den seitlichen Beckenrand an, oder noch besser: Einen Punkt unter der Wasseroberfläche. Es ist okay, wenn Du nur Wasser siehst. Du atmest mit dem Mund, nicht mit den Augen. :)
  • Du drehst den Kopf nach der Atmung zu spät wieder ins Wasser. Die Hand taucht schon ein und Du schaust immer noch zur Seite.
  • Du rotierst zu stark auf die Seite, auf der Du atmest. Vermutlich wird sich das legen, wenn Du weniger weit nach oben schaust und den Blick schneller wieder nach unten richtest.
  • Dein Zug ist stark verkürzt. Du nimmst die Hand schon auf Höhe des Beckenknochens aus dem Wasser, genau in dem Moment, wo Du eigentlich richtig Druck erzeugen solltest.
  • Du führst mit dem Ellbogen.
  • Deine Füße zeigen teilweise quer zur Schwimmrichtung und speziell bei der Atmung gehen die Beine weit auseinander.
  • Der Gesamtbewegung fehlt der Rhythmus. Wenn Du schneller schwimmst, ist erkennbar, dass Du weißt, worum es geht, aber durch den verkürzten Zug, den "dropped elbow" und die Überrotation verhungert das. Versuche, auch beim langsamen Schwimmen einen Rhythmus zu finden, spüre den Wechsel zwischen den ruhigen Teilen Entspannung/Konzentration (Rückholphase links, Anstellen rechts) und den dynamischen Teilen Beschleunigung/Krafteinsatz (Handeintritt links, Druck- und Abdruckphase rechts). Dieser Wechsel ist ein ganz zentrales Element beim Schwimmen.

Bildinhalt: Rot = Ist-Zustand, grün = Soll-Zustand


Bildinhalt: "Dropped elbow" - Der Unterarm gehört unter den Ellbogen, nicht davor

The ugly
Da gibt es zum Glück nix. :)

Was ich Dir empfehle:
  • Grundsätzlich nicht irre machen lassen, das sieht schon ganz brauchbar aus und Du bist auf einem guten Weg.
  • Versuchen, die Beine weniger einzusetzen. Schwimm mal eine Zeitlang mit Pull Buoy und zusammengebundenen Knöcheln ("professionelles" Band oder von alter Badekappe zwei Zentimeter oben abschneiden, so dass ein Ring entsteht und diesen als liegende "8" um die Knöchel binden). Ein bisschen Beineinsatz ist gut, aber Du schießt Dich mit dem "Wildwasser", das Du da erzeugst, vermutlich ziemlich ab.
  • Versuche einen Weg zu finden, dass sich Entspannung einstellt. Wenn Du dafür anfangs ein Pull Buoy brauchst, auch um die Beine zu beruhigen, ist das okay. Entwöhne Dich nach und nach und versuche, die Ruhe in die ganze Lage ohne Pull Buoy mitzunehmen.
  • Zugweg und Zugtiming verbessern. Das lässt sich super an Land mit dem Zugseil einstudieren, besonders der Abdruck. Auch den "dropped elbow" kriegst Du mit dem Zugseil gut weg, weil Du eine regelmäßige visuelle Kontrolle entweder per Spiegel oder mit Handy-Video vornehmen kannst.
  • Nach und nach Timing und Blickrichtung bei der Atmung verbessern. Damit sollte dann auch die Überrotation weniger werden.
  • Dehnen, speziell Hüfte und Fußgelenke. Eventuell mit Flossen schwimmen, um die Fußgelenke geschmeidig zu bekommen.
  • Alle paar Wochen mal die nette Bademeisterin ein neues Video machen lassen und die Baustellen neu priorisieren.
  • Hab Vertrauen in den Prozess: Ich hatte ganz andere Schwierigkeiten als Du und habe es trotzdem irgendwann geschafft, ein paar Kilometer am Stück zu schwimmen. Es geschieht von einem Tag auf den anderen, wie Fritz Benedict ziemlich schön beschrieben hat und hinterher wirst Du Dich wundern, wo denn überhaupt das Problem lag. Glaub mir! Genau so wird es geschehen!

Ich bin gespannt, was die anderen meinen. Aus meiner Sicht wird es nicht mehr lange dauern und es läuft bei Dir. Viel Erfolg und ganz besonders: Viel Spaß! :Blumen:

werner 29.04.2022 21:11

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1657880)
Ich bin gespannt, was die anderen meinen. Aus meiner Sicht wird es nicht mehr lange dauern und es läuft bei Dir. Viel Erfolg und ganz besonders: Viel Spaß! :Blumen:

Stimme dem gesagten 100% zu und bewundere Deinen analytischen Blick. Was mir noch auffiel: am Anfang, beim lockeren Teil ist der Zug schön lang, wenn auch etwas kraftlos. In der zweite Hälfte wird es dann zunehmend unsauber. Also lieber locker bleiben.
Ich glaube auch, das der Erfolg sich bald zeigen wird.

schnodo 29.04.2022 23:45

Zitat:

Zitat von werner (Beitrag 1657893)
Stimme dem gesagten 100% zu und bewundere Deinen analytischen Blick.

Danke schön! :Blumen:
Zitat:

Zitat von werner (Beitrag 1657893)
Was mir noch auffiel: am Anfang, beim lockeren Teil ist der Zug schön lang, wenn auch etwas kraftlos. In der zweite Hälfte wird es dann zunehmend unsauber. Also lieber locker bleiben.

Die Länge ist zwar da, aber sie wird erkauft dadurch, dass ein absolut notwendiger Teil wegfällt: Die Beschleunigung. Die Bewegung geht in einer Geschwindigkeit von vorne nach hinten, bzw. noch schlimmer: sie beginnt schnell und verendet nach einer kurzen konstanten Phase alsbald, und das ist ein absoluter Tempokiller. Nennenswerter Vortrieb kann nur entstehen, wenn der Arm nach dem Anstellen immer weiter beschleunigt wird und das sollte auch beim Langsamschwimmen erkennbar sein.

Schau Dir z.B. mal Michael Phelps an, wenn er gemütlich schwimmt, mit einer ähnlichen Zugfrequenz wie andreasf: Michael Phelps easyswim with 2beat kick
Das sieht wirklich ruhig aus, aber dennoch dynamisch. Und das liegt daran, dass fast alles langsam passiert, aber in der Druckphase steht er für einen Sekundenbruchteil aufs Gas und drückt den Arm zackig nach hinten. Und das ist das Zusammenspiel von Be- und Entschleunigung in den verschiedenen Phasen, das es braucht.

Gute Ansätze zur Beschleunigung der Bewegung sieht man in der zweiten Hälfte von andreasf's 50 m ziemlich deutlich, aber da fehlen dann Erfahrung und vermutlich hinten raus auch die Kraft, um den Zug ordentlich zu beenden. Das heißt nicht, dass er nicht kräftig genug ist, aber diese Art von Widerstand ist nichts, was man an Land oft erlebt, deswegen ist es nicht einfach, die vorhandene Kraft dahin zu transportieren, wo sie etwas bewirken kann. Und man neigt dann unwillkürlich dazu, dem ungewohnten Widerstand auszuweichen anstatt ihn zu suchen. Das Wasser wird umso härter, je schneller der Arm darauf drückt! Nur durch bewusstes Erzeugen von möglichst viel Widerstand für den Arm, der schiebt, drückt und quetscht, kann es effektiv vorangehen. Das braucht Gewöhnung, ein gewisses Umdenken und auf längeren Strecken dann natürlich auch die Entwicklung der notwendigen Kraftausdauer.

Generell hast Du selbstverständlich Recht, locker bleiben ist absolut wichtig. Aber die Lockerheit darf nicht dadurch erkauft werden, dass der Zug müde in einem konstanten Tempo von vorne nach hinten geführt wird.

Mein Rezept wäre, das Thema der zweiten Hälfte aufzugreifen, also den Rhythmus weiterzuentwicklen, die mechanische Ausführung präziser zu gestalten und darin Lockerheit und Länge zu integrieren.

NBer 30.04.2022 00:13

Ich bin eher ein Mann der Praxis. Ich halte wenig von "vorschwimmen", da man dort selten einen normalen Bewegungsablauf zu sehen bekommt. Meine Jugendlichen filme ich immer mitten in der Schwimmeinheit, wenn sie nicht damit rechnen. Wenn ich am Beckenrand stehen würde, würde ich dich auffordern einmal mit (gefühlter) doppelter Armfrequenz zu schwimmen, um mir mal ein wettkampfnahes Bild zu machen.

werner 30.04.2022 00:30

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1657916)
Ich bin eher ein Mann der Praxis. Ich halte wenig von "vorschwimmen", da man dort selten einen normalen Bewegungsablauf zu sehen bekommt. Meine Jugendlichen filme ich immer mitten in der Schwimmeinheit, wenn sie nicht damit rechnen. Wenn ich am Beckenrand stehen würde, würde ich dich auffordern einmal mit (gefühlter) doppelter Armfrequenz zu schwimmen, um mir mal ein wettkampfnahes Bild zu machen.

Ein guter Trainer am Beckenrand ist durch nichts zu ersetzten aber hier haben wir die Situation, das andreasf das Glück hatte, jemanden zu finden, die ihn gefilmt hat und hier Schnodo sehr detailliertes und wie ich finde sehr qualifiziertes Feedback gegeben hat. Das alles für lau! Mehr kann man hier, glaube ich, nicht machen.

schnodo 30.04.2022 00:46

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1657916)
Wenn ich am Beckenrand stehen würde, würde ich dich auffordern einmal mit (gefühlter) doppelter Armfrequenz zu schwimmen, um mir mal ein wettkampfnahes Bild zu machen.

Wir haben hier doch den Fall vorliegen, dass jemand sich die Grundlagen des Kraulschwimmens erarbeitet. Was soll es da bringen, wenn er die Fehler doppelt so schnell vorführt? ;)

Bei Deinen Jugendlichen ist das anders, die können halt schon alles, was andreasf Mühe macht. Und klar ist Rundumbetreuung super, aber ich glaube, das ist nicht realistisch, bei jemandem, der sich wenn es gut läuft zweimal 45 Minuten pro Woche fürs Schwimmen aus den Rippen schneiden kann.

qbz 30.04.2022 01:45

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Nach meinem ersten Eindruck, als ich das Video gesehen habe, bewegen sich einfach die Arme durch das Wasser, ohne dass sie gross auf Widerstand stossen. Daraus ergibt sich dann ein geringer Vortrieb. Um zu erkennen, woran das liegt, habe ich die Bewegung verzögert laufen lassen und glaube, zu erkennen, es liegt daran:

1. der Unterarm wird in der Mitte des Zuges seitlich, neben, unter dem Körper viel zu stark (ca. 90 Grad) abgewinkelt und einfach nach innen weggezogen Abb.1, dadurch geht der ganze Wasserdruck nach hinten verloren, und dann werden der Unterarm, die Hand nach hinten zur Hüfte hin aus dem Wasser genommen ohne Druck. Abb. 2+3.
2. Hier sollte eigentlich eine maximale Vortriebsphase sein (Abb. 1-3)

Schwimmpädagogisch zu empfehlen: Paddelübungen, wo man ein Gefühl für den Wasserdruck bekommt. Mit Variationen in der Ausführung des Armzuges (Unterwasserphase) bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten etwas spielen für Wassergefühl und effektiven Vortrieb lernen. Ellbogen vorne lassen (nicht nach hinten Richtung Hüfte ziehen), geringerer Ellbogenwinkel. Zweite Schwimmlage lernen: Rückencrawl.

Helios 30.04.2022 07:31

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1657880)
................
Ich bin gespannt, was die anderen meinen. Aus meiner Sicht wird es nicht mehr lange dauern und es läuft bei Dir. Viel Erfolg und ganz besonders: Viel Spaß! :Blumen:

wie Du in weiteren Postings ausgeführt hast ist für mich Schwimmen eine Impuls-Pause-Bewegung, das kann man hier nicht erkennen, ist aber O.K., wenn dies ein "warm-up" ist.

Die Arme neigen nach innen zu ziehen und die Mitte zu kreuzen - wide tracks, wie die TI-Leute sagen, heisst Arme vorne viel weiter auseinander, eventuell vor einem Spiegel die Seitenlage simulieren und dabei checken, ob die Ellenbogengelenke durchgestreckt oder leicht geknickt sind.
Wenn man das richtige Durchstrecken der Gelenke nicht gewohnt ist, dann muss man erst mal lernen die entsprechenden Muskeln anzusteuern, kenn ich.

Die Arme vorn etwas tiefer im Wasser, da man beim Rotieren mit der Schulter tiefer kommt und somit die Hand weiter oben im Wasser liegt und somit bremst.

Hinten die Füße zusammen und mit mehr Wumms schnippen wie einen Elfer aus dem Stand.

Tollen Kurs gibt es auf doc.swim in 3 Teilen - Trainingsreihe um die 100 herum.

Insgesamt schaut das super aus und man denkt eher ein Profi macht auf behämmert ;)

keko# 30.04.2022 08:06

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657836)
Die nette Bademeisterin hat mich gefilmt.

https://youtu.be/5mE-GX17Bqk

50m Bahn
- ersten 25 lockeres Abschlagschwimmen, Fokus Wasserlage

- zweiten 25 zügig, fühlt sich für mich wie GA2 an…

Ich habe bereits meine eigenen Gedanken dazu, lasse euch aber zuerst :)

Der liebe schnodo hat ja schon viel geschrieben. Ich mache es kürzer:

Prinzipiell nicht übel. Wassergefühl hast du und du liegst relativ oben im Wasser.

Bei langsamem Schwimmen machst du fast ein Abschlagschwimmen. Das musst du nicht machen, das hakt den Rythmus ab.
Beine kannst du weglassen versuchen. Der Bums kommt beim Freistil aus den Armen. Zudem saugen Beine zu viel Luft.
Wenn du etwas schneller schwimmst knickst du ein. Ausserdem überziehst du dann mit den Armen auf die andere Seite und fängst an zu schlingern. Das ist typisch. Versuch Arme vorne breiter anzusetzen und dann direkt nach hinten zu ziehen. Stichwort hoher Ellbogen unter Wasser. Das stabilisiert deine gesamte Wasserlage. Ebenso wenn man den Kopf hoher hält. Ausserdem würde ich nach links atmen versuchen.

Aber insgesamt für den Anfang gar nicht so übel. Keep going :liebe053: :Blumen:

andreasf 30.04.2022 11:06

Wow, Wahnsinn, mit einer so ausführlichen und lösungsorientierten Analyse habe ich absolut nicht gerechnet. Danke lieber Schnodo und an Jeden der sich hier beteiligt!

Ich komme erst heute Abend zum Antworten und würde dann auch versuchen „Maßnahmen“ für das Training abzuleiten.

Wird eine gute Zeit 💪🏼

schnodo 30.04.2022 12:16

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657946)
Danke lieber Schnodo und an Jeden der sich hier beteiligt!

Gern geschehen!

Zitat:

Zitat von andreasf (Beitrag 1657946)
Ich komme erst heute Abend zum Antworten und würde dann auch versuchen „Maßnahmen“ für das Training abzuleiten.

Vielleicht schreibst Du auch noch, was Dir selbst vor unserem Feedback aufgefallen ist. Das würde mich interessieren. :)

qbz 30.04.2022 15:38

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1657926)
...
Versuch Arme vorne breiter anzusetzen und dann direkt nach hinten zu ziehen. Stichwort hoher Ellbogen unter Wasser. Das stabilisiert deine gesamte Wasserlage.
....

Darauf würde ich mich konzentrieren.

NBer 30.04.2022 19:04

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1657918)
Wir haben hier doch den Fall vorliegen, dass jemand sich die Grundlagen des Kraulschwimmens erarbeitet. Was soll es da bringen, wenn er die Fehler doppelt so schnell vorführt? ;)....

Die Fehler beim Normalschwimmen müssen nicht zwangsläufig dieselben wie beim "vorschwimmen" sein. Oft ist es tatsächlich sogar besser, wenn nicht zuviel "nachgedacht" wird bzw nicht extra "auf schön" geschwommen wird. Ganz oft ist es der Fall, wenn man jemanden auffordert mal mit "etwas Druck" zu schwimmen, der Armzug ein völlig anderer ist, als beim Lockerschwimmen.

PS: Meine Kinder/Jugendlichen können erst Kraulschwimmen, nachdem sie bei mir durch sind, nicht schon davor.

schnodo 30.04.2022 19:19

Zitat:

Zitat von NBer (Beitrag 1657987)
Die Fehler beim Normalschwimmen müssen nicht zwangsläufig dieselben wie beim "vorschwimmen" sein.

Der springende Punkt ist, dass es kein "Normalschwimmen" gibt. Du kannst ihn halt nicht mitten in einem hart geschwommenen 400er filmen, weil er nur 200 m schafft und dann eine Pause braucht. Er versucht, einen Weg zu finden, weiter als 200 m zu schwimmen, ohne dass ihm die Arme abfallen. Da ist es aus meiner Sicht völlig schnuppe, ob er sich "beobachtet" fühlt oder nicht. :)

Bei jemandem, der schon länger schwimmt, auf einem höheren Niveau, und bei dem dann Ermüdung und Konzentration eine Rolle spielen, ist das selbstverständlich eine ganz andere Geschichte. Aber bei andreasf sehen wir, glaube ich, alles Notwendige auf diesen 50 m, egal, ob er die jetzt "normal" oder "besonders schön" geschwommen ist.

Und er hat ja insofern schon Variation reingebracht, dass er anfangs locker und am Ende schnell geschwommen ist, was sehr umsichtig war.

Man kann auch Kinder und Erwachsene da nicht in einen Topf werfen. Die Befindlichkeiten sind da ganz unterschiedlich, wie ich aus eigener Erfahrung und Beobachtung meine sagen zu können.

Helmut S 30.04.2022 20:02

Was wäre ein Forum, wenn sich alle einig wären :Lachen2:

Eine gut Wasserlage ist hoch, strömungsgünstig, in der Längsachse gestreckt und gerade und bleibt auch beim Atmen stabil so. Deine Wasserlage ist grundsätzlich hoch. Das ist schon mal gut. Die anderen Aspekte hat sie nicht. D.h. an allen Aspekten arbeiten, die deine Wasserlge verbessern.

Du hast wenig Körperspannung und einen starken Knick in der Hüfte, den du versuchst auszugleichen, in dem du die Knie anwinkelst. Das ist Wasserwiderstand. Der verlangsamt dich und dann kommen die Fehler. Strecke ganz bewusst die Hüfte. Es ist wichtig flach/gerade zu sein und den kompletten Rumpf zu aktivieren und nicht nur die Hüfte hinterher zu ziehen. Die Spannung muss von der Halswirbelsäule bis zu den Zehen durchgehen. Konzentriere dich auf Stabilität im Körper.

Man sieht auch, dass dir die Wasserlage abhaut, weil du links (nach dem Atmen) beim angeblichen Abschlagschwimmen zu früh ziehst. Dadurch möchtest du absaufen verhindern. Der von schnodo angesprochene Scherenbeinschlag is auch so n Stützversuch. Keko hat auch nen Punkt angesprochen, der deine Wasserlage versaut: Du greifst fast über aber du jeden Fall zu schmal.

Außerdem würde ich zunächst auf langsam schwimmen verzichten. NB hat völlig recht. Letzlich ist langsam sauber schwimmen viel schwerer als in einem moderaten Tempo. Phelps ist hier zwar schön anzusehen, Ledecky auch, nur: Auch wenn die nur nen lockreren 2er machen, ist der Beinschlag effizient. Bei schnelleren Schwimmern kommt der Auftrieb auch etwas aus der Hydrodynamik. Bei den Langsameren kommt die Wasserlage nahezu nur aus der Stabilität. Stabilität kommt aus Körperspannung/-Streckung und Beinschlag (oder vom Neo).

Ich würde im Gegensatz zu Keko im Moment nicht auf Beinschlagtraining verzichten. Beinschlag kannst du weglassen, wenn du ihn kannst. Jetzt brauchst du ihn für das Thema Wasserlage. Es gibt kaum was Schwereres als mit z.B. nem Knöchelband zu schwimmen oder nen Pullkick zw. den Füßen (nicht im Schritt).

Flossen schwimmen ist aus meiner Sicht deshalb ein sehr guter Tipp und Beinserien auch. Du brauchst nen Rythmus im Beinschlag, der gleichmäßig ist. Aktuell ist das vergleichsweise unkoordiniert/unrythmisch.

Pullbouy würde ich nur ab und an als didaktischen Kontrast nehmen um zu sehen, wie sich das mit dem Teil so anfühlt. Außerdem kannst du mit nem PB auch sehen ob du stabil und ruhig liegst. Man schlingert/rollt allenfalls recht. PB is ansonsten für Armserien (KA oder Technikstabilisation in Kombi mit Paddels). Schwimme mit den Flossen auch auf dem Rücken und der Seite (Hüfte hoch und Streckung).

Zur Abwechslung: Mit den Flossen kannst du auch Unterwasser Delphin Kicks probieren. Das hilft zu erspüren, dass die Hüfte mit muss und gymnastiziert gleichzeitig. Musst mal sehen ob du das hinkriegst. Wenn du gut Brust schwimmen kannst, kannst du Streckung und gleiten auch so üben.

Du kannst den Kopf etwas höher nehmen, so wie Keko sagt - das geht aber nur gut, wenn du schneller schwimmst. Dann ist es auch besser. Ansonsten hilft dir der Blick nach unten hinten hoch zu kommen. ABER: Nur wenn du stabil durch den ganzen Körper bist. Ich würde den Kopf jetzt unten lassen.

Wenn es möglich ist, gehe 2-3x pro Woche schwimmen anstatt 1-2x. Schwimme etwas zügiger und mit einer höheren Frequenz. Achte aber darauf, dass es einen Zeitpunkt gibt, wo ein Arm ganz vorne und der andere ganz hinten ist :Lachen2:

:Blumen:

schnodo 30.04.2022 20:14

Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1657993)
Was wäre ein Forum, wenn sich alle einig wären :Lachen2:

Es wäre.... hilfreich. :Cheese:

dr_big 30.04.2022 21:26

Darf ich da auch mal ne Frage fragen? Ich hab nämlich auch so einen dämlichen Scherenbeinschlag der mich bremst. Ein anderer Schwimmer hat mir da mal eine Fussfessel empfohlen, aber was mir nicht in den Kopp will, wenn ich die Füße verknote, dann wird doch nur das Symptom behandelt aber nicht die Ursache. Ich hab mal gehört, wenn die Füße was falsches machen, dann liegt das meist an den Armen, aber wie hilft mir das verknoten der Füße jetzt dabei die Ursache zu finden?


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