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-   -   Versuch am Menschen - Genmanipulierte Kinder in China (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=45276)

Trimichi 27.11.2018 11:37

Versuch am Menschen - Genmanipulierte Kinder in China
 
Hallo Foris,

dachte ich habe mich verhört! Allerdings stand schon was in der Zeitung auf der Titelseite von wegen Gene und Manipulation des menschlichen Genoms. Ein Forscher in China bzw. ein chinesichser Forscher hatte verkündet, so dann weiter im Radio "mit der Genschere" hantiert zu haben und dadurch zwei Mädchen, ja, wie sollte es bezeichnet werden? Erschaffen hat?

Forscher und Wissenschaftler in aller Welt kritisieren dieses. Hörte sich so an als ob jeder machen könne was er wolle. Nachdem Motto, ja, ist nicht so toll, aber der Forscher will es ja so.

Müssen wir also alle in Zukunft gegen chinesische Wunderkinder antreten? Wer weiss schon an was der Typ rumgeschraubt hat?

Die Wissenschaftler sagen, die Folgen sind unabsehbar. Meiner Meinung nach gehört der Typ hinter Schloss und Riegel. Es müsste ein Exempel statuiert werden.

Bißchen bla bla und weiter dreht sich die Spirale des moralischen Verfalls? Oder sollten genmanipulierte Kinder doch die Zukunft sein, weil sie gegen Umweltgifte resistent sind z.B.?

Gruß,
Trimichi

dasgehtschneller 27.11.2018 12:09

Kennt jemand das Buch "Helix" von Marc Elsberg?

Da geht es um genau das Szenario. Das Buch ist extrem spannend und absolut weiterzuempfehlen.


Wenn die Büchse der Pandora mal geöffnet ist gibt es kein zurück mehr. Die chinesischen Versuche werden zwar weltweit verurteilt, wenn die Chinesen in der nächsten Generation aber klüger, stärker, schneller, widerstandsfähiger usw. sind wird kein Weg mehr daran vorbeiführen selber mitzumachen um konkurrenzfähig zu bleiben.

Ein absolut erschreckendes Szenario :Traurig:

Bleibt einem fast nur zu hoffen dass die chinesischen Versuche doch nicht ganz so erfolgreich waren wie sie denken, auch wenn mir natürlich die beiden Mädchen sehr leid tun :(

FlyLive 27.11.2018 12:25

Einfach mal eine Chance dafür geben. Es kann doch keiner ernsthaft behaupten, das die Menschheit ihre Intelligenz optimal ausschöpft.

Kriege, Folter, Unterdrückung, Neid, Hass, Missgunst, Machtmissbrauch, Egoismus .... braucht kein friedliebender Mensch.
Welch positiven Dinge sind dem gegenüber zu stellen ? mehr als ein bisschen "ooch, wie traurig" ist es doch meist gar nicht. Lediglich im engeren Umfeld gibt man sich Mühe zu helfen, respektieren, tolerieren, zu verzeihen ....

Es kann also nur besser werden mit dem Versuch einen Menschen zu planen und zu entwickeln.

Erschreckend ist es aber auch für mich, das so etwas geschieht. Allerdings erschreckt mich auch, was bisher alles geschieht. Der Umgang mit Tieren und dem Planeten sind nicht weniger erschreckend.

Klugschnacker 27.11.2018 12:30

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1421926)
Müssen wir also alle in Zukunft gegen chinesische Wunderkinder antreten? Wer weiss schon an was der Typ rumgeschraubt hat?

Er hat angeblich an einem Rezeptor herumgeschraubt, der für eine HIV-Infektion erforderlich ist. Die beiden Babys wären nun also immun gegen diese Krankheit, und würden diese Immunität an ihre Nachkommen weitervererben.

In der Fachwelt wird allerdings bezweifelt, dass an dieser Nachricht etwas dran ist. Sie wird ganz überwiegend für eine Ente gehalten.

----

Einer meiner Freunde leidet an einem erblichen Gendefekt, der ihn bereits in der Mitte seines Lebens zum Pflegefall machen wird. Ich halte gezielte Eingriffe ins menschliche Genom bei schwerwiegenden Krankheiten für ethisch vertretbar. Schwieriger finde ich die gegenteilige Position: "Wir könnten Dir helfen, tun es aber nicht".

Klugschnacker 27.11.2018 12:43

Zitat:

Zitat von dasgehtschneller (Beitrag 1421933)
Bleibt einem fast nur zu hoffen dass die chinesischen Versuche doch nicht ganz so erfolgreich waren wie sie denken, auch wenn mir natürlich die beiden Mädchen sehr leid tun :(

Falls der Bericht überhaupt stimmt: Warum genau tun Dir die Mädchen leid? Sie haben angeblich HIV-infizierte Eltern, können sich nach dem erfolgreichen Eingriff aber nicht mehr bei ihnen anstecken.
:Blumen:

Solche Versuche werden übrigens auch in den USA gemacht. Es geht dabei nicht speziell um die HIV-Infektion, sondern ganz allgemein um ein Verfahren, mit dem man einzelne Gene gezielt entfernen und ersetzen kann ("Genschere"). So kann man bei Erbkrankheiten gezielt helfen, bevor sie ausbrechen.

dasgehtschneller 27.11.2018 13:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421942)
Falls der Bericht überhaupt stimmt: Warum genau tun Dir die Mädchen leid? Sie haben angeblich HIV-infizierte Eltern, können sich nach dem erfolgreichen Eingriff aber nicht mehr bei ihnen anstecken.
:Blumen:

Vor allem weil ich gehofft habe dass die Experimente schief gehen :(
Aber auch weil sie wohl ein Leben als "Versuchskaninchen" mit dauernder Kontrolle und Medienpräsenz führen werden.

Die Frage ist halt wo mal die Grenze zieht. Man kann schon sagen man versucht ganz gezielt einzelne Erbkrankheiten auszuschalten. So ist es vielleicht noch halbweg ethisch vertretbar.
Wenn bei Olympia 2036 dann in allen Sportarten nur noch Chinesen auf dem Podest stehen, könnte man feststellen dass die Grenze eben weder definierbar noch kontrollierbar ist.
Dann wird jeder mitmachen müssen um nicht abgehängt zu werden und es wird zu einem richiggehenden Wettrüsten per DNA Optimierung kommen :Gruebeln:

Wenn du "normale" Kinder hast können die sich schon mal auf einen Job bei der Strassenreinigung einstellen, wobei das bis dann wohl auch durch Roboter übernommen wird ;)

noam 27.11.2018 13:26

Zitat:

Zitat von dasgehtschneller (Beitrag 1421933)
Kennt jemand das Buch "Helix" von Marc Elsberg?

Genauso nah und erschreckend wie Blackout und Zero.

Ich tu mich wie Arne schwer damit es zu verurteilen, wenn man damit kranken Menschen helfen kann. Aber was ist krank? Ist B schon krank, weil er nicht wie A 100m in 10sec laufen kann sondern 12 braucht? Oder gilt das nur bei lebensbedrohlichen Krankheiten? Wo zieht man hier die Grenze? Sehr sehr schwer.

merz 27.11.2018 13:31

längerer Background

https://www.nytimes.com/2018/11/26/h...ies-china.html

m.

Necon 27.11.2018 14:07

Zitat:

Zitat von FlyLive (Beitrag 1421936)
Einfach mal eine Chance dafür geben. Es kann doch keiner ernsthaft behaupten, das die Menschheit ihre Intelligenz optimal ausschöpft.

Kriege, Folter, Unterdrückung, Neid, Hass, Missgunst, Machtmissbrauch, Egoismus .... braucht kein friedliebender Mensch.
Welch positiven Dinge sind dem gegenüber zu stellen ? mehr als ein bisschen "ooch, wie traurig" ist es doch meist gar nicht. Lediglich im engeren Umfeld gibt man sich Mühe zu helfen, respektieren, tolerieren, zu verzeihen ....

Es kann also nur besser werden mit dem Versuch einen Menschen zu planen und zu entwickeln.

Erschreckend ist es aber auch für mich, das so etwas geschieht. Allerdings erschreckt mich auch, was bisher alles geschieht. Der Umgang mit Tieren und dem Planeten sind nicht weniger erschreckend.

Ich empfehle dazu mal das Buch Homo Deus, der Autor beschreibt gleich zu Beginn wie wir aktuell im Vergleich zu vor 50-100 oder mehr Jahren darstehen. Also wie viele Menschen Prozentual tatsächlich noch unter Krieg, Hunter, Folter usw leiden, natürlich kann man sagen, dass jeder der darunter leiden muss einer zu viel ist, aber man sollte auch mal objektiv betrachten wie weit sich die Menschheit die letzten 50-60 Jahre entwickelt hat.

Der Versuch Krankheit im Keim zu ersticken ist doch nur die logische Konsequenz und der logische nächste Schritt, wir haben Medikamente gefunden gegen Krankheiten die vor ein paar Jahrhunderten Millionen von Menschen ausgelöscht haben, wir haben Krankheiten nahezu komplett ausgerottet die noch vor wenigen Jahrzehnten hundert tausende Menschen getötet haben und nun gehen wir den nächsten Schritt und gehen gegen Krankheiten vor noch bevor sie ausbrechen können oder eliminieren gleich die Möglichkeit sie überhaupt zu bekommen. Wo ist der Unterschied ob ich einen Menschen genetisch verändere Mittels CRISPR oder ob ich ihm nach der Geburt eine Spritze gebe und ihn damit immunisiere?

Natürlich müssen wir uns als Gesellschaft die Frage stellen was wir akzeptieren und was nicht und was man ethisch vertreten kann und was nicht, aber diese Fragen muss man ohnehin sobald wie möglich offen diskutieren und sollte nicht so tun als ob diese Themen nichts existieren.

Trimichi 27.11.2018 14:24

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1421957)

Der Versuch Krankheit im Keim zu ersticken ist doch nur die logische Konsequenz und der logische nächste Schritt. (...)

Nach heutigen, medizinischen Maßstäben war auch Albert Einstein krank. Womöglich wie auch viele andere Genies, die die Menschheit weitergebracht haben.


Welche Menschen sind genmanipulierte Kinder? Fällt mir nichts anderes ein, aber nehmen wir meinetwegen Äpfel und Korn. Im Pflanzenreich spricht man von Sorten. Wie auch bei den Kartoffeln, die auch entsprechend gekennzeichnet sind.

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO), sowie Lebensmittel und Futtermittel, die aus GVO bestehen, diese enthalten oder daraus hergestellt werden, müssen nach der EU-Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 gekennzeichnet werden. Saatgut von gentechnisch veränderten Pflanzen muss außerdem gekennzeichnet werden, ebenso wie zum Beispiel gentechnisch veränderte Schnittblumen oder gentechnisch veränderte Zierfische (falls sie in den Verkehr gebracht werden dürften).

Quelle: https://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebens...nung_node.html

Noch ein Gedanke. Wenn B 2068 die 100m auch in 10sec läuft wie A im Jahre 2018, könnte es auch so sein, dass es die Norm ist 50 Jahre später 100m in 12sec zu laufen. B wäre nach der Norm von 2018 krank, und nach der Norm von 2068 auch. :Gruebeln:

Klugschnacker 27.11.2018 14:57

Ob wir Menschen aus medizinischen Gründen in die Natur eingreifen dürfen: Diese Frage stellt sich IMO bereits bei der Entfernung eines Blinddarms oder der Behandlung von Zahnschmerzen.

Wir haben diese Frage in unserer Gesellschaft überwiegend bejaht, wir mir scheint. Selbst bei Fällen wie Transplantationen eines Herzens oder eines Gesichts, oder bei jahrelang künstlich am Leben gehaltenen Menschen im Koma.

Man müsste argumentativ herausarbeiten, warum ein gezielter Eingriff ins menschliche Erbgut eine grundsätzlich andere Sache darstellt als die oben genannten Behandlungen. Vielleicht könnte das jemand in den wichtigsten Argumenten kurz darlegen? Mir ist das nämlich nicht klar.
:Blumen:

Stefan 27.11.2018 15:00

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1421926)
Müssen wir also alle in Zukunft gegen chinesische Wunderkinder antreten? Wer weiss schon an was der Typ rumgeschraubt hat?

Was willst Du machen? Selbst wenn man es weltweit verbieten könnte, würde in diesem Bereich weiter geforscht und die Forschungsergebnisse auch umgesetzt werden.

schnodo 27.11.2018 15:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421959)
Man müsste argumentativ herausarbeiten, warum ein gezielter Eingriff ins menschliche Erbgut eine grundsätzlich andere Sache darstellt als die oben genannten Behandlungen. Vielleicht könnte das jemand in den wichtigsten Argumenten kurz darlegen? Mir ist das nämlich nicht klar.
:Blumen:

Das ist der Punkt, an den ich zuerst gedacht habe. Mir scheint, dass "wir" (diejenigen, die sich in meiner Beschreibung wiederfinden) traditionell und überwiegend unbewusst die "Schöpfung" immer noch als etwas Heiliges betrachten, an dem nicht grundlegend geschraubt werden darf.

Rationale Argumente ("Dammbruch" wäre z.B. aus meiner Sicht kein solches), die einem ernsthaften Vergleich mit dem standhalten, was bereits gemacht wird, sehe ich ad hoc nicht.

Wenn es darum geht, die Umwelt zu vergiften und zu ruinieren, was in der Gesamtheit einen viel massiveren Einfluss auf das menschliche Erbgut hat, gibt es deutlich weniger Hemmungen.

Klugschnacker 27.11.2018 15:53

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1421962)
Das ist der Punkt, an den ich zuerst gedacht habe. Mir scheint, dass "wir" (diejenigen, die sich in meiner Beschreibung wiederfinden) traditionell und überwiegend unbewusst die "Schöpfung" immer noch als etwas Heiliges betrachten, an dem nicht grundlegend geschraubt werden darf.

Aber wenn wir beispielsweise dem Vatikan auf den Teller schauen: Dort werden wir vermutlich kein einziges Lebensmittel finden, das nicht genmanipuliert ist. Denn solche Lebensmittel existieren praktisch nicht mehr.

Jede Salatgurke, Kartoffel oder Erdbeere ist das Ergebnis von Züchtung. "Züchtung" ist nichts anderes als ein gezielter Eingriff in das Erbgut und damit "Genmanipulation". Er findet zwar nicht im Reagenzglas statt, sondern auf Äckern und in Blumentöpfen. Bis auf das Tempo, in dem sich die Manipulation vollzieht, ist es grundsätzlich dieselbe Sache.

Das gilt auch für unsere Nutz- und Haustiere. Alle heutigen Rinder, Hühner, Schweine sowie alle Dackel und Hauskatzen sind durch Zucht genmanipuliert und entspringen nicht einer als "göttlich" angenommenen Schöpfung.

Falls man Deinen Argument folgt, erfordert dies eine strikte Trennung zwischen dem Menschen und allen anderen Spezies.

schnodo 27.11.2018 16:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421965)
Falls man Deinen Argument folgt, erfordert dies eine strikte Trennung zwischen dem Menschen und allen anderen Spezies.

Diese Trennung findet statt, meiner Erfahrung nach auch bei den wenig Religiösen. Ein Tierleben wird ungleich geringer geschätzt als ein Menschenleben. Oder kennst Du weltweit einen einzigen Schlachthof, in dem Menschen verarbeitet werden?

PS: Bin eben über das hier gestolpert, wo es interessanterweise keinen ähnlichen Aufschrei gibt, obwohl die Unterschiede in der Sache marginal sind:
The FDA just approved a drug that targets cancers based on DNA, rather than where the tumor is in your body

Die FDA hat ein Medikament zugelassen, das nicht den Tumor an sich als Ziel hat, sondern die Mutation, welche dieser bewirkt.

dasgehtschneller 27.11.2018 16:14

Ich sehe abgesehen von den ethischen Fragen auch noch weitere Probleme:


Wir denken zwar wir wissen wie das alles funktioniert mit den Genen aber wissen wir das? Das gesetzte Gen für die HIV Abwehr mag jetzt gesetzt sein, aber es wird auch vermutet dass das selbe Gen auf der anderen Seite Multiple Sklerose und andere Krankheiten begünstigt.

Klonschaf Dolly und viele andere ähnliche Experimente sind unnatürlich früh gestorben.

Solche unbekannten Defekte die man vielleicht selber verursacht werden dann auch noch an die nächste Generation weitergegeben.

Bei einer "Züchtung" weiss die Natur selber was geht und Kombinationen die nicht gut genug passen gehen einfach nicht oder sind nicht fortpflanzungsfähig. In diesem Punkt unterscheidet sich die Genmanipulation ganz deutlich.

Klugschnacker 27.11.2018 16:17

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1421967)
Diese Trennung findet statt, meiner Erfahrung nach auch bei den wenig Religiösen. Ein Tierleben wird ungleich geringer geschätzt als ein Menschenleben. Oder kennst Du weltweit einen einzigen Schlachthof, in dem Menschen verarbeitet werden?

Nein, da hast Du recht. Aber das bedeutet, dass nicht die ganze Schöpfung gemeint sein kann, die dem steuernden Einfluss des Menschen entzogen sein soll. Sondern nur der Mensch selbst.

Das zu begründen ist, wie mir scheint, keine leichte Aufgabe. Warum dürfte ich einem von schwerer Krankheit bedrohtem Tier helfen, nicht jedoch einem Menschen?

Eine ähnlich gelagerte Schwierigkeit ergibt sich für mein laienhaftes Verständnis beim Thema Sterbehilfe. Würde ich einen sterbenskranken Haushund langsam und unter Schmerzen verrecken lassen, bekäme ich zurecht eine Anzeige wegen Tierquälerei. Unter bestimmten Umständen ist das Einschläfern eines Tiers aus humanitären Gründen geboten. Dem Menschen selbst wird dieser Weg aus dem Leben jedoch versperrt.

schnodo 27.11.2018 16:26

Zitat:

Zitat von dasgehtschneller (Beitrag 1421970)
Bei einer "Züchtung" weiss die Natur selber was geht und Kombinationen die nicht gut genug passen gehen einfach nicht oder sind nicht fortpflanzungsfähig. In diesem Punkt unterscheidet sich die Genmanipulation ganz deutlich.

Warum meinst Du, dass gezielte genetische Eingriffe nicht den Mechanismen der Evolution unterliegen? Andersrum gefragt: Warum sollten sich gezielte Eingriffe eher durchsetzen als spontane Änderungen der Genmasse oder Züchtungen?

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421971)
Das zu begründen ist, wie mir scheint, keine leichte Aufgabe.

Ja. Ich wollte darauf hinaus, dass mögliche Begründungen aus meiner Sicht eher emotional (bzw. stark durch den aktuellen gesellschaftlichen Konsens bestimmt) als rational sein werden.

Necon 27.11.2018 16:31

Natürlich unterscheidet jeder oder so gut wie jeder zwischen Mensch und Tier und Pflanzen. Ein Großteil würde ich sagen unterscheidet auch zwischen Mensch und Mensch, denn natürlich ist einem der Partner oder die Arbeitskollegen oder jeder andere in seinem sozialen Umfeld näher als Mr und Misses XY in keine Ahnung wo.

Ich glaube jeder Mensch strebt bewusst oder unbewusst nach der Unsterblichkeit und darum akzeptieren wir Medikamente, Transplantate usw. Dadurch haben wir (zumindest glauben wir das) die Lebenserwartung der Menschen verlängert (wir lassen zwar dabei die Tatsache außer acht, dass es immer wieder Menschen gab auch in der Antike und Mittelalter die 90 oder 100 wurden). Wir können uns aber sicher alle darauf einigen, dass zumindest die durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb der letzten 100 Jahre deutlich gestiegen ist (auch wenn sie aktuell durch Fettleibigkeit, Diabetes und andere Krankheiten wieder leicht abnimmt).
Für Medikamente gilt aber, dass diese bereits mehr oder weniger immer ein Bestandteil der Menschheit waren, denn es gab immer Schamanen, Priester, Kräuterweiber und andere die uns geholfen haben Krankheiten zu überstehen und Leid zu mildern. Und das passt auch vorzüglich in unser globales Wissen, dass Menschen das Recht auf Leben haben, damit einhergehend auch auf medizinische Versorgung. (Das diese nicht überall gleich erhältlich ist, ist dabei wieder ein anderes Thema)
Implantate sind dabei für mich nur ein Medikamentenersatz denn ein kaputtes Herz kann nun einmal nicht durch eine Pille gerettet werden und ich glaube, damit geht es vielen ähnlich und damit ist es auch leicht akzeptierbar.
Es gibt aber glaube ich auch hier Religionen die OP´s und Medikamente strikt ablehnen, Rastafari (gehören glaube ich dazu).
Der Punkt an dem wir jetzt stehen ist somit irgendwie neu in der Geschichte der Menschheit und nicht im unseren Kollektivenwissen verankert, denn es ist zum ersten mal möglich oder wird zum ersten Mal möglich sein Krankheiten auf einer ganz anderen Basis zu bekämpfen und damit einher gehend vielleicht noch gleich andere Dinge zu ändern.
Für mich stellt sich dann schnell die Frage wo ist die Grenze. wo kippt man in eine Dystopie hinein. Für mich wäre es vollkommen in Ordnung Erbkrankheiten direkt auszuschalten und Immunitäten gegen andere möglicherweise tödliche Erkrankungen herzustellen, aber meine persönliche Grenze wäre dann beim Designen von Menschen erreicht, also Blond statt Braun, Groß statt klein usw usw. Aber was unterscheidet das von einer möglichen Beeinflussung das man nicht mehr Fettleibig werden könnte?

Ich könnte nicht einmal sagen warum ich die Grenze für mich so ziehe, ich bin aus der Kirche vor Jahren ausgetreten, aber bin ich durch meine Kindheit und Jugend und natürlich dem aufwachsen in Österreich so Beeinflusst, dass alle meine Grundsätze in diese Richtung sich daraus ableiten, oder verstößt es einfach gegen das von mir persönlich gebildete Bild wie die Menschheit sich hier verhalten sollte.
Ich sehe es übrigens bei Tieren und Pflanzen ähnlich, wieso sollten wir Tiere nicht von Krankheiten heilen und hier auch Gentechnik verwenden, aber ich bin gegen die gezielte Zucht auf höhere Erträge, dabei muss ich aber auch sagen dass ich dafür wäre, unsere Nutztiere wieder zurück zu Züchten, es muss nicht sein das eine Kuh 50 Liter Milch am Tag gibt und ein Bulle 1 Tonne erreicht.

sybenwurz 27.11.2018 16:36

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1421957)

Der Versuch Krankheit im Keim zu ersticken ist doch nur die logische Konsequenz und der logische nächste Schritt, wir haben Medikamente gefunden gegen Krankheiten die vor ein paar Jahrhunderten Millionen von Menschen ausgelöscht haben, wir haben Krankheiten nahezu komplett ausgerottet die noch vor wenigen Jahrzehnten hundert tausende Menschen getötet haben und nun gehen wir den nächsten Schritt und gehen gegen Krankheiten vor noch bevor sie ausbrechen können oder eliminieren gleich die Möglichkeit sie überhaupt zu bekommen.

Es wäre in dieser Hinsicht auch denkbar, die eigene Rasse/das eigene Volk gegen 'irgendwas' zu immunisieren, womit man alle anderen ausrotten kann...:-((

Gut, wäre evolutionstechnisch wenig sinnvoll, dann kloppt man sich langfristig halt unter sich, nachdem man sich auf diese Weise aggressiv ausge- und verbreitet hat, aber man kann dieses Gedankenspiel ja durchaus etwas weiterspinnen oder Varianten davon ersinnen, wenn ein diktatorische Führung gewöhntes 'Imperium' damit hantiert...

Mittellfristig, d.h. in der nächsten/übernächsten Generation sehe ich eher erstmal die Notwendigkeit, die bevorstehende und imho kaum mehr aufzuhaltende geschweige denn umzukehrende Dürreperiode zu überstehen.
Ich denke, die hier auftretenden Problemstellungen, auch in territorialer Hinsicht, dürften jene von Krankheiten deutlich überlagern.

Klugschnacker 27.11.2018 16:46

Zitat:

Zitat von Necon (Beitrag 1421973)
Für mich stellt sich dann schnell die Frage wo ist die Grenze. wo kippt man in eine Dystopie hinein. Für mich wäre es vollkommen in Ordnung Erbkrankheiten direkt auszuschalten und Immunitäten gegen andere möglicherweise tödliche Erkrankungen herzustellen, aber meine persönliche Grenze wäre dann beim Designen von Menschen erreicht, also Blond statt Braun, Groß statt klein usw usw.

Warum eigentlich? Was ist genau das Problem, wenn Eltern, die sich ein blondes blauäugiges Kind wünschen, es bekommen? Der Gedanke daran ist auch für mich ungewohnt, aber worin siehst Du hier ein Problem?

Du stellst fest, dass die Gentechnik bei der Bekämpfung schwerer Krankheiten neue Möglichkeiten bietet. Als Kehrseite der Medaille nennst Du eine mögliche Einflussname der Eltern auf das Aussehen ihrer Kinder. Ich versuche, diese Abwägung nachzuvollziehen und frage mich, welcher Nachteil dabei entsteht.
:Blumen:

Necon 27.11.2018 16:49

Naja bei dem Thema finde ich ist man auch schnell bei der Erschaffung gewisser Klassen, wenn ich Gene, Botenstoffe und alles nach belieben an und ausknipsen kann, kann ich auch eine Klasse erschaffen die damit zufrieden ist nur billiges Essen zu Essen, zu schuften und früh zu sterben. Aber darum meinte ich vorher auch schon bei dem Thema ist man sehr schnell bei diversen Dystopien die Frage ist immer nur wie wahrscheinlich sind solche Szenarien?

Necon 27.11.2018 16:52

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421976)
Warum eigentlich? Was ist genau das Problem, wenn Eltern, die sich ein blondes blauäugiges Kind wünschen, es bekommen? Der Gedanke daran ist auch für mich ungewohnt, aber worin siehst Du hier ein Problem?

Du stellst fest, dass die Gentechnik bei der Bekämpfung schwerer Krankheiten neue Möglichkeiten bietet. Als Kehrseite der Medaille nennst Du eine mögliche Einflussname der Eltern auf das Aussehen ihrer Kinder. Ich versuche, diese Abwägung nachzuvollziehen und frage mich, welcher Nachteil dabei entsteht.
:Blumen:

Genau das ist es ja eben. Ich sehe darin überhaupt keinen Nachteil und der Wissenschafter in mir findet das sogar spannend, aber dennoch sträubt sich etwas tief in mir, dass Eltern das bestimmen können sollten. Vor allem wer sagt, dass es Eltern dann immer nur positiv machen würden, also zum Wohle ihres Kindes, wer würde dann einschreiten wenn Eltern ihre Kinder zum absoluten Freak machen wollen würden und worin würde sich das wiederum von blaue statt braune Augen unterscheiden?

svenio 27.11.2018 17:43

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421976)
Warum eigentlich? Was ist genau das Problem, wenn Eltern, die sich ein blondes blauäugiges Kind wünschen, es bekommen? Der Gedanke daran ist auch für mich ungewohnt, aber worin siehst Du hier ein Problem?

Du stellst fest, dass die Gentechnik bei der Bekämpfung schwerer Krankheiten neue Möglichkeiten bietet. Als Kehrseite der Medaille nennst Du eine mögliche Einflussname der Eltern auf das Aussehen ihrer Kinder. Ich versuche, diese Abwägung nachzuvollziehen und frage mich, welcher Nachteil dabei entsteht.
:Blumen:

Was, wenn nicht die Eltern das Aussehen der Kinder bestimmten sondern bspw. der Staat? In China hat der Staat mit der "Ein Kind Politik" massiv in die Selbstbestimmung von Familien eingegriffen. Der Elternwille spielte dann keine Rolle mehr.

Trimichi 27.11.2018 18:00

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1421960)
Was willst Du machen? Selbst wenn man es weltweit verbieten könnte, würde in diesem Bereich weiter geforscht und die Forschungsergebnisse auch umgesetzt werden.

Eingriffe am menschlichen Genom sind illegal. Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht nur entsetzt sein, sondern sie muss China als Nation, die diese erlaubt, ächten und sanktionieren. Bei dieser Gelegenheit könnte die westliche Wertegemeinschaft inklusive Russland wieder etwas näher zusammenrücken.

Olli 27.11.2018 18:26

Ist schon ein interessantes Thema, bin selbst durch ein Gendefekt faktisch Blind und würde mich über eine Genterapie freuen wieder sehen zu können, ich stehe für solche Tests sogar zur Verfügung.
Aber nicht zu jedem Preis, wenn Mensch oder Spätere Generationen dadurch verstümmelt werden oder man macht sich dadurch Wunschmenschen wie man sie brauch, verzichte ich gerne auf mein Augenlichht oder sterbe früher

Klugschnacker 27.11.2018 18:45

Zitat:

Zitat von svenio (Beitrag 1421992)
Was, wenn nicht die Eltern das Aussehen der Kinder bestimmten sondern bspw. der Staat? In China hat der Staat mit der "Ein Kind Politik" massiv in die Selbstbestimmung von Familien eingegriffen. Der Elternwille spielte dann keine Rolle mehr.

Schwierig. Ich würde die Argumentation eher von den Rechten der Kinder her aufziehen, und nicht von den Rechten der Eltern oder des Staates her. Aber ich verstehe Deinen Punkt.

In Frankreich gibt es eine sehr umfangreiche Impfpflicht. Dabei setzt sich der Staat über die Rechte des Einzelnen hinweg. Ähnliches kann man in der allgemeinen Schulpflicht sehen: Der Staat greift damit auf sehr umfangreiche Weise in das Leben der Kinder ein – auf einem G8-Gymnasium bestimmt sie den Großteil der persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten, denn für Dinge außerhalb der Schule bleibt wenig Zeit.

Mir scheint, dass wir dies als Ergebnis einer Abwägung akzeptieren. Wir sehen die Nachteile, doch die Vorteile überwiegen. So würden wir vielleicht auch über eine gentechnische Möglichkeit denken, Brustkrebs ein für allemal abzuschaffen.

Triasven 27.11.2018 18:55

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421959)
Ob wir Menschen aus medizinischen Gründen in die Natur eingreifen dürfen: Diese Frage stellt sich IMO bereits bei der Entfernung eines Blinddarms oder der Behandlung von Zahnschmerzen.

Wir haben diese Frage in unserer Gesellschaft überwiegend bejaht, wir mir scheint. Selbst bei Fällen wie Transplantationen eines Herzens oder eines Gesichts, oder bei jahrelang künstlich am Leben gehaltenen Menschen im Koma.

Man müsste argumentativ herausarbeiten, warum ein gezielter Eingriff ins menschliche Erbgut eine grundsätzlich andere Sache darstellt als die oben genannten Behandlungen. Vielleicht könnte das jemand in den wichtigsten Argumenten kurz darlegen? Mir ist das nämlich nicht klar.
:Blumen:


Die erstgenannten Verfahren behandeln bereits ausgebrochene Krankheiten. Man nimmt das Material was da ist, und macht das ‚beste‘ draus.
Es gibt also Grenzen, nicht nur ethische, sondern auch physische. Selbst ne Herztransplantation geht nur mit einem Herzen.

Bei Genmanipulationen verändert man jedoch bereits das Material ‚zum Bestmöglichen‘ Und das bedeutet weitestgehende Grenzenlosigkeit. Denn, was bedeutet schon: ‚Bestmöglich’?

Und damit ist der unlösbare Konflikt der imaginären bzw. von Menschenhand gezogenen (ethischen) Grenze gegenüber der Chance grenzenlos agieren zu können vorprogrammiert.

Und um diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen, ist die einzig objektive Grenze = Null Genmanipulationen.

Klugschnacker 27.11.2018 19:08

Zitat:

Zitat von Trimichi (Beitrag 1422000)
Eingriffe am menschlichen Genom sind illegal.

Angenommen, jemand hat von Geburt an einen Gendefekt, der bei Frauen während der Wechseljahre zu plötzlichem Nierenversagen führt.

Wie können wir medizinisch helfen? Wir dürfen die kaputte Niere transplantieren, sofern es ein Spenderorgan gibt. Wir dürfen die Patientin jahrelang an Dialysegeräte anschließen. Wir dürfen ihr jede Menge Medikamente verschreiben. Und wir dürfen sie sterben lassen. Das alles ist von unseren ethischen Grundsätzen gedeckt.

Aber die eigentliche Ursache der Krankheit dürfen wir nicht beheben. Und zwar allein deshalb, weil es sich um ein Gen handelt. Bei einem Organ, der Niere, urteilen wir anders, denn wir tauschen sie kurzerhand aus. Warum machen wir das nicht auch bei einem Gen?
:Blumen:

Triasven 27.11.2018 19:37

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1422013)
Angenommen, jemand hat von Geburt an einen Gendefekt, der bei Frauen während der Wechseljahre zu plötzlichem Nierenversagen führt.

Wie können wir medizinisch helfen? Wir dürfen die kaputte Niere transplantieren, sofern es ein Spenderorgan gibt. Wir dürfen die Patientin jahrelang an Dialysegeräte anschließen. Wir dürfen ihr jede Menge Medikamente verschreiben. Und wir dürfen sie sterben lassen. Das alles ist von unseren ethischen Grundsätzen gedeckt.

Aber die eigentliche Ursache der Krankheit dürfen wir nicht beheben. Und zwar allein deshalb, weil es sich um ein Gen handelt. Bei einem Organ, der Niere, urteilen wir anders, denn wir tauschen sie kurzerhand aus. Warum machen wir das nicht auch bei einem Gen?
:Blumen:

Das ist doch sehr kurz gedacht. Warum verändern wir die Gene nicht gleich so, dass der Körper 3 Nieren entwickelt. Oder besser noch, wir verändern die Gene so, dass Frauen gar nicht erst in die Wechseljahre kommen.

Klugschnacker 27.11.2018 19:58

Zitat:

Zitat von Triasven (Beitrag 1422021)
Das ist doch sehr kurz gedacht. Warum verändern wir die Gene nicht gleich so, dass der Körper 3 Nieren entwickelt. Oder besser noch, wir verändern die Gene so, dass Frauen gar nicht erst in die Wechseljahre kommen.

Ja, warum? Es klingt so, als wüsstest Du die Antwort. Mich würde interessieren, wie sie lautet.

Ich bin mir da nicht so sicher. Bei den Nieren ist es einfach: Niemand will drei Nieren, sondern zwei gesunde. Bei den Wechseljahren fiele mir eine Antwort schwerer. Angenommen, wir könnten die Wechseljahre um 10-20 Jahre nach hinten verlagern – immerhin werden die Menschen heute immer älter. Welcher Schaden entstünde aus Deiner Sicht daraus, der es rechtfertigt, Gentherapien insgesamt und pauschal abzulehnen?
:Blumen:

Klugschnacker 27.11.2018 20:02

Zitat:

Zitat von Triasven (Beitrag 1422012)
Und damit ist der unlösbare Konflikt der imaginären bzw. von Menschenhand gezogenen (ethischen) Grenze gegenüber der Chance grenzenlos agieren zu können vorprogrammiert.

Du sagst, einer grenzenlosen Manipulation des Genoms müsse Einhalt geboten werden.

Bezogen auf medizinische Anwendungen würde ich diese Aussage nicht teilen. Wenn wir irgendwann in der Lage sind, 50 Erbkrankheiten gentechnisch zu besiegen, sehe ich nicht ein, warum wir bei der 51. Erbkrankheit vor einem prinzipiellen ethischen Problem stehen sollten. Solche Grenzziehungen kommen mir im medizinischen Bereich willkürlich vor.

Bei nichtmedizinischen Anwendungen bitte ich um Beispiele. Welche genetischen Veränderungen befürchtest Du konkret? Wo siehst Du die Gefahr einer grenzenlosen Manipulation?
:Blumen:

glaurung 27.11.2018 20:08

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1421942)
Falls der Bericht überhaupt stimmt: Warum genau tun Dir die Mädchen leid? Sie haben angeblich HIV-infizierte Eltern, können sich nach dem erfolgreichen Eingriff aber nicht mehr bei ihnen anstecken.
:Blumen:

Solche Versuche werden übrigens auch in den USA gemacht. Es geht dabei nicht speziell um die HIV-Infektion, sondern ganz allgemein um ein Verfahren, mit dem man einzelne Gene gezielt entfernen und ersetzen kann ("Genschere"). So kann man bei Erbkrankheiten gezielt helfen, bevor sie ausbrechen.

=Crispr/Cas9. Genschere hört sich immer etwas plump und allgemein an, da es prinzipiell zig verschiedene Arten von "Genscheren" gibt. :Cheese:
Crispr/Cas9 haben wir in meinem letzten Labor auch gemacht. Die Technik gibt es nun schon ein paar Jahre und sie hat enormes Potenzial. Genetisch modifizierte Mäuse kann man damit z.B. sehr effizient generieren (allerdings geht das mit der älteren Technik des klassischen Gene Targetings schon seit Ende der 80er --> hab ich oft verwendet).
Wie weit die Chinesen mit Crispr/Cas9 in Bezug auf irgendwelche Versuche am Menschen schon sind, weiß ich nicht. Denkbar ist da in Zukunft so Einiges. Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden. Es sollte natürlich immer ethisch hinterfragt werden.
HIV ist zudem eine Infektionskrankheit, gegen die man eine Immunität "in der Theorie sehr einfach" mittels einer ganz klar definierten genetischen Mutation im CCR5-Gen herbeiführen könnte. Also: who knows....Es gibt ja auch Menschen, die von Natur aus diese Mutation haben und nicht mit HIV infiziert werden können.
Aber ich hab mich damit nicht wirklich weiter beschäftigt. Ich bin seit 2 Jahren nicht mehr in der Forschung tätig.

Triasven 27.11.2018 20:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1422026)
Ja, warum? Es klingt so, als wüsstest Du die Antwort. Mich würde interessieren, wie sie lautet.

Ich bin mir da nicht so sicher. Bei den Nieren ist es einfach: Niemand will drei Nieren, sondern zwei gesunde. Bei den Wechseljahren fiele mir eine Antwort schwerer. Angenommen, wir könnten die Wechseljahre um 10-20 Jahre nach hinten verlagern – immerhin werden die Menschen heute immer älter. Welcher Schaden entstünde aus Deiner Sicht daraus, der es rechtfertigt, Gentherapien insgesamt und pauschal abzulehnen?
:Blumen:

Ich weiss die Antwort auch nicht. Und ich stehe der Gentechnik auch nicht dogmatisch oder radikal gegenüber. Weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Ich sehe lediglich das Problem, dass damit ‚unendliche‘ Möglichkeiten entstehen. Sowohl positive, als auch negative.

Darüberhinaus überlebt und vermehrt sich der Mensch auch ohne Genmanipulation. Ich sehe also keine tatsächlich zwingende Notwendigkeit.

qbz 27.11.2018 21:04

Zitat:

Zitat von glaurung (Beitrag 1422030)
=Crispr/Cas9.
.....
Wie weit die Chinesen mit Crispr/Cas9 in Bezug auf irgendwelche Versuche am Menschen schon sind, weiß ich nicht. Denkbar ist da in Zukunft so Einiges. Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden. Es sollte natürlich immer ethisch hinterfragt werden.
........

Dieser Populär-Artikel in der Zeit schildert die Versuche an menschlichen Embryonen in den USA 2017 und deren Problematik.

https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...-designer-baby

Da die Technologie existiert, wird sie, so die Meinung im Artikel, auch gezielt zum Einsatz kommen.

glaurung 27.11.2018 21:51

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1422044)
Dieser Populär-Artikel in der Zeit schildert die Versuche an menschlichen Embryonen in den USA 2017 und deren Problematik.

https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...-designer-baby

Da die Technologie existiert, wird sie, so die Meinung im Artikel, auch gezielt zum Einsatz kommen.

Davon gehe ich aus. Ich schätze es ist unausweichlich. Künstliche Befruchtung ist ja auch schon längst kein Thema mehr. Letzten Endes gibt es ganz nüchtern gesehen nicht wirklich einen großen ethischen Unterschied. Mit künstlicher Befruchtung verhilfst Du einem Paar, das "genetisch nicht zusammenpasst" (auf welche Weise auch immer, das weiß man in dem Fall ja oft nicht) zu gesundem Nachwuchs. Mit Crispr/Cas9 wird das ganze halt, sagen wir mal, "etwas spezifischer".
Ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner davon, die Technik beim Menschen anzuwenden. Dafür hab ich mir zu wenig Gedanken drüber gemacht, was evtl. passieren könnte, wenn..... Zudem kenne ich den aktuellen Stand der Technik seit 3 Jahren nicht wirklich. Und in dem Zeitraum kann eine Menge passieren. Ich gehe aber sehr stark davon aus, dass die Technik zumindest in absehbarer Zeit so weit fortgeschritten ist, dass sie am Menschen zuverlässig funktioniert. Und irgendwer in irgendeinem Land wird das dann sicher auch anwenden. So funktioniert die Menschheit nun mal, ganz davon abgesehen, ob man das nun gut findet oder nicht...
Prinzipiell sehe ich das Ganze aber erst mal eher nüchtern. Es gibt derzeit auf unserem Planeten meines Erachtens noch größere Probleme, die man gezielt angehen sollte. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Die Aktien der 3 Firmen der Erfinder sind mittlerweile übrigens durchaus beachtliche Summen wert ;)
Editas Medicine
Crispr Therapeutics
Intellia Therapeutics

PS: Der Zeit-Artikel zitiert Publikationen in hochrangigen Journals. Schmarrn sollte da in der Regel nicht unbedingt drin stehen

glaurung 27.11.2018 21:59

Zitat:

Zitat von Triasven (Beitrag 1422033)
Ich sehe lediglich das Problem, dass damit ‚unendliche‘ Möglichkeiten entstehen. Sowohl positive, als auch negative.

DAS ist das eigentliche Problem.... :)

glaurung 27.11.2018 22:10

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1422008)
Mir scheint, dass wir dies als Ergebnis einer Abwägung akzeptieren. Wir sehen die Nachteile, doch die Vorteile überwiegen. So würden wir vielleicht auch über eine gentechnische Möglichkeit denken, Brustkrebs ein für allemal abzuschaffen.

Ich weiß, was Du meinst, Brustkrebs ist aber kein besonders gut gewähltes Beispiel, weil Krebs eine multifaktorielle Erkrankung ist, bei der Umweltfaktoren auch noch eine zusätzliche gewichtige Rolle (neben der genetischen Prädisposition) spielen. Da dürfte es in den allermeisten Fällen nicht mit einer gezielten Mutation getan sein, um Brustkrebs ein für alle Mal auzuschalten.

Bei den klassischen Erbkrankheiten sieht das aber anders aus. Da ist es in der Regel so: Ein Gen kaputt --> krank.

--> D.h. mit Crispr dieses Gen reparieren --> gesund.

Im Falle von Erbkrankheiten fände ich die Technik völlig vertretbar.

glaurung 27.11.2018 22:14

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1422013)
Angenommen, jemand hat von Geburt an einen Gendefekt, der bei Frauen während der Wechseljahre zu plötzlichem Nierenversagen führt.

Wie können wir medizinisch helfen? Wir dürfen die kaputte Niere transplantieren, sofern es ein Spenderorgan gibt. Wir dürfen die Patientin jahrelang an Dialysegeräte anschließen. Wir dürfen ihr jede Menge Medikamente verschreiben. Und wir dürfen sie sterben lassen. Das alles ist von unseren ethischen Grundsätzen gedeckt.

Aber die eigentliche Ursache der Krankheit dürfen wir nicht beheben. Und zwar allein deshalb, weil es sich um ein Gen handelt. Bei einem Organ, der Niere, urteilen wir anders, denn wir tauschen sie kurzerhand aus. Warum machen wir das nicht auch bei einem Gen?
:Blumen:

Sehe ich genauso.

sybenwurz 27.11.2018 22:25

Zitat:

Zitat von glaurung (Beitrag 1422030)
Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden.

Genau mein Punkt.
Ich wüsste keinen Grund, davon auszugehen, wieso die Menschheit ausgerechnet diese Kenntnisse, Möglichkeiten und Fähigkeiten nur zum Wohle einsetzen sollte.


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