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-   -   Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=44548)

Klugschnacker 23.07.2018 09:23

Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft
 
Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Wenn ich ihn richtig verstehe, dann wohl aus dem Grund, dass er sich auf rassistische Weise diskriminiert fühlt.

Seine Erklärung im Wortlaut, die ich sehr lesenswert finde, gibt es hier.

su.pa 23.07.2018 09:39

Füg doch noch ein Unentschieden hinzu. Ich bin hin und hergerissen.

Ich verstehe es, wenn er seine Herkunft nicht verleugnen will. Ginge mir im Ausland doch genauso.

Ich hab auch ein Problem damit, dass man ihn "nur" deshalb kritisiert, weil er sich mit Erdogan hat fotografieren lassen. Mit jedem anderen Politiker wäre es wohl in Ordnung gewesen (außer wahr. AFD/Trump). Dieses Vorschreiben der Allgemeinheit, welcher Politiker i.O. ist und welcher nicht, das stört mich. Ich bin kein Erdogan-Fan, wirklich nicht, aber man kann doch seine Meinung über einen Politiker nicht einem anderen aufzwingen.

Nur mal als Beispiel mit den USA, vor ein paar Jahren wäre ein Foto mit Obama wahr. völlig i.O. gewesen, jetzt mit Trump aber nicht. Es finden sich aber in den USA bestimmt noch viele Menschen, für die es genau anders herum wäre.

ph1l 23.07.2018 09:49

In seiner Erklärung kommt nicht ein einziges Wort der Selbstkritik vor, er macht es sich da sehr einfach, ich jetzt in die Opferrolle zu begeben und dann auf dieser Schiene zu fahren ist schwach.

Egal was jetzt alles zu diesem Thema gesagt wird - er hat sich das selbst verursacht und verschuldet. Neben seiner sportlichen nichtleistung für die er selbst verantwortlich ist, was das eben ein riesen Fehltritt den er ganz alleine begangen hat - wenn es aus seiner sicht kein Fehler war hat er beim DFB keine Zukunft mehr.

Klugschnacker 23.07.2018 09:59

Pressestimmen

Drop 23.07.2018 10:06

Ohne Foto mit einem Despoten würde das Thema nicht existieren.

Körbel 23.07.2018 10:20

Freies Land und freie Entscheidung.
Die ich akzeptiere.

Deutschland ist nicht durch ein Foto eines Fussballprofis mit einem Präsidenten so früh ausgeschieden.
Wo die Fehler lagen, tja das kann und will ich nicht analysieren.
Ist mir auch gleich.

Menschlich verstehe ich diesen Schritt.
Hätte auch keine Lust auf weitere Diskussionen.

vherzo 23.07.2018 10:21

Rein sportlich habe ich mich seit Jahren gefragt, warum Özil in der Nationalelf spielt.

Er hat recht mit seiner Kritik an Grindel, das noch schäbigere Verhalten Bierhoffs, ihn zum Sündenbock zu machen thematisiert er erstaunlich wenig. Grindel ist aber wohl kein Rassist, sondern ein unfähiger Opportunist.

Irgendein Herr Özil darf sich photographieren lassen, mit wem er will.

Der deutsche Nationalspieler Özil, ein Vorbild für viele Jugendliche auch türkischer Herkunft in Deutschland, darf sich meines Erachtens keinesfalls mit dem Despoten Erdogan zeigen.

Mag ja sein, dass die Nationalidentität stiftende Wirkung der DFB-Elf objektiv betrachtet völlig überzogen ist, de facto ist aber genau mit der Deutsche vielerlei Herkunft integrierenden Wirkung dieser Mannschaft jahrelang heftig geworben worden - Merkel hat dies für sich geschickt genutzt.

Auf dieser Grundlage darf ein Deutscher Fußballationalspieler sich nicht mit einem Despoten ablichten lassen. Bei allem Pluralismus und aller Toleranz, unsere Identität, die gerade in Demokratie, Freiheit und Toleranz liegt, sollten wir nicht in falsch verstandener Toleranz verleugnen.

Ich frage mich übrigens auch schon lange, warum die SPD Herrn Schröder immer noch in ihren Reihen duldet.

qbz 23.07.2018 10:48

Die französische Nationalmannschaft gewann mit einer "Multikulti"-Truppe und mannschaftlichem, geschlossenem Team-Engagement die Weltmeisterschaft. Der deutsche Spitzenfussball leistete sich dagegen diesmal peinliche Diskussionen / Konflikte und einen unprofessionellen Umgang (DFB-Präsident, Bierhof) im Zusammenhang mit seinen Spielern türkischer Herkunft (und scheidet in der Vorrunde aus) und es findet jetzt leider eine Trennung von einem verdienten Fussballer im Streit / Konflikt statt.

Klugschnacker 23.07.2018 10:58

Zitat:

Zitat von vherzo (Beitrag 1393452)
Der deutsche Nationalspieler Özil, ein Vorbild für viele Jugendliche auch türkischer Herkunft in Deutschland, darf sich meines Erachtens keinesfalls mit dem Despoten Erdogan zeigen.

Warum eigentlich nicht? Angenommen, Özil fände Erdogan von hinten bis vorne klasse: Dürfte er diese Meinung nicht öffentlich vertreten?

Wir kritisieren an Erdogan, dass er die Meinungsfreiheit in seinem Land nicht in vollem Umfang gewährt. Müssten wir dann nicht konsequenterweise Özils freie Meinung akzeptieren?

Wenn wir festlegen, welcher politischen Gesinnung jemand zu sein hat, der in der Nationalmannschaft kickt, gefährden wir doch genau das, was wir zu verteidigen vorgeben.
:Blumen:

Nachtrag: Die Bildzeitung stößt genau in dieses Horn:

Zitat:

"Wer so über Deutschland denkt, kann nicht für Deutschland spielen."

Trillerpfeife 23.07.2018 10:59

Zitat:

Zitat von Körbel (Beitrag 1393451)
Freies Land und freie Entscheidung.
Die ich akzeptiere.

Deutschland ist nicht durch ein Foto eines Fussballprofis mit einem Präsidenten so früh ausgeschieden.
Wo die Fehler lagen, tja das kann und will ich nicht analysieren.
Ist mir auch gleich.

Menschlich verstehe ich diesen Schritt.
Hätte auch keine Lust auf weitere Diskussionen.

+1

..

waden 23.07.2018 11:01

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1393461)
...

Dem stimme ich zu. Allerdings finde ich, dass Özil bei seiner bemerkenswerten Analyse leider jegliche Selbstkritik vermissen lässt, die ich in einer Stellungnahme, für die er wochenlang Zeit hatte, erwartet hätte.
Seine Ansicht, ein Bild mit Erdogan in dessen Wahlkampf sei kein politischer Akt, halte ich für falsch. Zwar hat er Recht, wenn er auf Vergleiche anderer Kicker mit anderen Despoten hinweist. Aber gerade in seiner familiären Situation, auf die er ja auch hinweist, ist doch offensichtlich, dass sein Auftritt dann instrumentalisiert wurde und werden wird - so wie jetzt auch sein Austritt.

welfe 23.07.2018 11:05

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393440)
Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Wenn ich ihn richtig verstehe, dann wohl aus dem Grund, dass er sich auf rassistische Weise diskriminiert fühlt.

Seine Erklärung im Wortlaut, die ich sehr lesenswert finde, gibt es hier.

Welcher „Rasse“ will er denn angehören??? Ok, abgesehen davon: wie viele „mit Migrationshintergrund“ kann er sich nicht entscheiden und möchte am liebsten von allem das beste haben: von beiden Ländern gelobt und hofiert werden und sich raus picken, was gerade passt. Und heulen, wenn das nicht klappt. Menschlich absolut verständlich, aber er ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein, bei dem die Methode schief läuft. Niemand kam zwei Herren dienen.

Von Fußball verstehe ich nichts, für mich sah das schauderhaft aus, was da gezeigt wurde. Aber immer mit der „Rassismus“ Karte zu winken geht mir mächtig auf den Zeiger. Wenn ich mich auf meine türkischen Wurzeln pochend demonstrativ mit Erdogan zeige darf ich mich m.E. hinterher nicht über mangelnde Akzeptanz als Deutscher beschweren. Aber damit macht man ein Endlosfass auf.

Flow 23.07.2018 11:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393464)
Warum eigentlich nicht? Angenommen, Özil fände Erdogan von hinten bis vorne klasse: Dürfte er diese Meinung nicht öffentlich vertreten?

Wir kritisieren an Erdogan, dass er die Meinungsfreiheit in seinem Land nicht in vollem Umfang gewährt. Müssten wir dann nicht konsequenterweise Özils freie Meinung akzeptieren?

Als Privatperson sicherlich ja.
Als Nationalspieler gibt es da womöglich gewisse Grenzen.

Zitat:

Zitat von Özil
Für mich ging es bei einem Foto mit Präsident Erdogan nicht um Politik oder um Wahlen, sondern darum, das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren. Mein Beruf ist Fußballer, nicht Politiker, und unser Treffen war keine Befürwortung irgendeiner Politik. Tatsächlich haben wir über dasselbe Thema gesprochen wie jedes Mal, wenn wir uns treffen, nämlich Fußball, denn er war selbst Spieler in seiner Jugend.

Die Sichtweise scheint mir doch etwas zu einfach ...

Nobodyknows 23.07.2018 11:14

Zitat:

Zitat von Drop (Beitrag 1393450)
Ohne Foto mit einem Despoten würde das Thema nicht existieren.

Ohne Hackfressen wie Trixi Storch würde das Thema nicht (so hoch aufgehängt) existieren.
Von Storch über Özil: Er sei „trotz seines deutschen Passes kein Deutscher“, weil er die Nationalhymne nicht singen wolle und sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen habe.


Das trifft mittlerweile auf fruchtbaren braunen Boden.
#afdwirkt Leider.

Gruß
N. :Huhu:

Thorsten 23.07.2018 11:16

Keine Selbstkritik, sich das Leben einfach machen ("wir reden ja nur über Fußball"). Klar kann er das alles machen (freies Land, das nicht von einer Despotin regiert wird ;)), aber dann muss er auch mit dem Gegenwind zurechtkommen. Es gibt nun mal ein paar rote Tücher auf der Staatschef-Karte, bei denen man sich vorher überlegen sollte, welche Nähe man zu ihnen eingeht.

Die Nationalmannschaft wird auch ohne ihn auskommen, soll er doch gerne in seine Schmollecke gehen.

Nobodyknows 23.07.2018 11:16

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1393471)
Als Nationalspieler gibt es da womöglich gewisse Grenzen.

Für die Fußballauswahl des DFB zu spielen, bedeutet einfach, dass man zu den besten deutschen Fußballern gehört.

Deutscher zu sein bedeutet nicht, dass man bestimmte Politiker unterstützen darf und andere nicht. Es schreibt einem nicht vor, welche Sprache man sprechen muss, welche Musik man hören darf, was man essen und wo man urlauben darf. Dass es das alles nicht bedeutet, sind übrigens ganz gute Gründe dafür, dass man gerne deutscher Staatsbürger sein kann.

Gruß
N. :Huhu:

Flow 23.07.2018 11:19

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1393475)
Für die Fußballauswahl des DFB zu spielen, bedeutet einfach, dass man zu den besten deutschen Fußballern gehört.

Deutscher zu sein bedeutet nicht, dass man bestimmte Politiker unterstützen darf und andere nicht. Es schreibt einem nicht vor, welche Sprache man sprechen muss, welche Musik man hören darf, was man essen und wo man urlauben darf. Dass es das alles nicht bedeutet, sind übrigens ganz gute Gründe dafür, dass man gerne deutscher Staatsbürger sein kann.

Aha ... :)

Seyan 23.07.2018 11:19

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1393471)
Als Privatperson sicherlich ja.
Als Nationalspieler gibt es da womöglich gewisse Grenzen.

Stand er bei dem Foto mit dt. Nationaltrikot? Nein. Also hat er das Bild nicht als Vertreter der dt. Natonalmannschaft gemacht.

Begeistert bin ich davon auch nicht gewesen, aber naja, es ist sein Recht, sich mit Erdogan ablichten zu lassen. Ihm waren die Folgen vll. nicht bewußt und ehrlich gesagt, empfinde ich es als beschämend, dass es die liberale Mehrheit (?) in Deutschland nicht geschafft hat, einige Schreihälse daran zu hindern, ihr braunes Gedankengut in den Äther zu schleudern. Andererseits, da sind wir wieder bei dem Punkt, Meinungsfreiheit gilt halt auch für Nazis, solange sie niemand persönlich beleidigen (und selbst da haben Gerichte schon entschieden, dass Menschen des öffentlichen Lebens sowas auszuhalten haben).

Sportlich war ich nie ein Freund von Özil, aber das ist eine Ansicht, die in der aktuellen Debatte irrelevant ist.

Übrigens, kommt mir das nur so vor, oder gibt es in Deutschland sehr wenige Migranten, die Triathlon betreiben?

schnodo 23.07.2018 11:19

Ich konnte mit Özil noch nie viel anfangen. Deswegen fand ich auch Baslers Sprüche zu Özil witzig ("Körpersprache eines toten Frosches"), weil in gewisser Weise zutreffend. In der letzten Zeit habe ich aber einiges an Sympathie für Özil entwickelt.

Man sollte nur um Entschuldigung bitten, wenn man selbst das Gefühl hat, einen Fehler gemacht zu haben. Dass er sich nicht zur Entschuldigung hat erpressen lassen, finde ich respektabel. Viele andere hätten den einfachen Weg gewählt und wären zu Kreuze gekrochen.

Die öffentliche Aufregung und der folgende überbordende Hass sind komplett überzogen. Er hat sich mit einem Menschen fotografieren lassen, dem unsere Regierung Milliarden überweist, damit er uns Migranten vom Hals hält. Das kann man kritisieren aber gegenüber Özil wurde bei Form und Umfang der Kritik jeglicher Anstand über Bord geworfen.

Ich meine, bei vielen förmlich die Freude darüber zu spüren, dass man nun endlich einen Vorwand hat um dem "Türken" nun mal ungestraft die Meinung sagen zu dürfen. Özil hat das Pech, dass seine Haut nicht dunkel ist. Ansonsten hätte man ihn zumindest seitens der Presse in Schutz genommen. Weil er aber "nur" ein Türke ist, hauen Medien, Rassisten, Heuchler und eine Nation verhinderter Bundestrainer gemeinsam auf ihn ein. Ekelhaft.

Ich für meinen Teil wünsche Özil die Charakterstärke, die Angelegenheit halbwegs unbeschadet zu überstehen. Leicht wird es nicht.

sabine-g 23.07.2018 11:19

Özil hat sich die Kritik selbst verdient.
Erdogan möchte ich nicht die Hand schütteln, so lange kann ich mir gar nicht die Hände waschen wie ich Ekel über diesen Mann empfinde.
Auf einem Foto neben ihm möchte ich ebenso wenig auftauchen.

Ansonsten gebe ich Uli Hoeneß recht: Sportlich gesehen ist er schon länger ein Totalausfall.

Nobodyknows 23.07.2018 11:20

Zitat:

Zitat von Flow (Beitrag 1393477)
Aha ... :)

Etwa nicht?

Gruß
N. :Huhu:

Flow 23.07.2018 11:25

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1393481)
Etwa nicht?

Meinetwegen "darf" er auch schwuler Veganer sein ... :)


Die Frage ist, wie weit man als Nationalspieler im politischen Wahlkampf aktiv werden sollte.

Flow 23.07.2018 11:27

Zitat:

Zitat von Seyan (Beitrag 1393478)
Stand er bei dem Foto mit dt. Nationaltrikot? Nein. Also hat er das Bild nicht als Vertreter der dt. Natonalmannschaft gemacht.

Wäre ohne seine sportliche Berühmtheit das Foto so entstanden ?
Hätte es öffentliche Beachtung bekommen ?

vherzo 23.07.2018 11:32

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393464)

Wir kritisieren an Erdogan, dass er die Meinungsfreiheit in seinem Land nicht in vollem Umfang gewährt. Müssten wir dann nicht konsequenterweise Özils freie Meinung akzeptieren?

Wenn wir festlegen, welcher politischen Gesinnung jemand zu sein hat, der in der Nationalmannschaft kickt, gefährden wir doch genau das, was wir zu verteidigen vorgeben.
:Blumen:

Nachtrag: Die Bildzeitung stößt genau in dieses Horn:

Extremistische Parteien, die eine Linie, wie sie die AKP / Erdogan in der Türkei vertritt vertreten, würden in unserem Land zunächst vom Verfassungsschutz überwacht und dann aus gutem Grund verboten. Dies ist auch schon passiert.

Es gibt Meinungsäußerungen, die in unserem Land aus gutem Grund, anders als zum Beispiel in den USA, per Strafandrohung verboten sind.

Ich finde, man kann es mit der Toleranz für alles und jedes auch bis zur Selbstaufgabe übertreiben. Aus meiner Sicht lehrt unsere Geschichte, dass man sehr genau bedenken sollte, was man tolerieren will und darf.

Niemand will festlegen, welcher politischen Gesinnung jemand zu sein hat, der in der Nationalelf kickt. Aber es gibt Grenzen dessen, wofür man Werbung machen kann in dieser herausgehobenen Position. Das sind aus meiner Sicht politische Meinungen und Richtungen, die abseits unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen.

Ansonsten lebe ich nolens volens damit, EINMAL mit der BLÖD-Zeitung einer Meinung gewesen zu sein :Lachanfall:

kullerich 23.07.2018 11:42

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393440)
Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Wenn ich ihn richtig verstehe, dann wohl aus dem Grund, dass er sich auf rassistische Weise diskriminiert fühlt.

Seine Erklärung im Wortlaut, die ich sehr lesenswert finde, gibt es hier.

Ich habe jetzt mal genau auf die Fragestellung geantwortet und ja, seine Kritik ist gerechtfertigt. Özils Verhalten war auch nicht 100 % in Ordnung, aber er wird fürs Fußballspielen bezahlt und muss da liefern. (Was er tut: Er ist ein begnadeter Fußballspieler, hängende Schultern oder nicht, man schaue seine Pass-Zahlen in der Nationalelf und in der Premier League an. )

Die DFB-Führung wird aus meiner Sicht aktuell zu Recht angegangen, weil sie keinerlei Mühe gezeigt hat, klarzustellen, dass am Foto mit Erdogan nicht die Tatsache schlimm war, dass das ein türkisches Staatsoberhaupt ist, sondern die Tatsache, dass er kein Demokrat ist. Warum der DFB das nicht getan hat, ist klar: Fotos mit Putin sind ja nett....

Als Denkanregung: Müsste man nicht eigentlich genau so einen Aufstand machen, wenn die Nationalspieler sich mit dem Papst zeigen und ihm ein Trikot schenken. Der Papst ist nicht demokratisch legitimiert, er hat einen Geltungsanspruch, der ggf. mit nationalen Regeln konkurriert, sein Laden ist eher kein Rechtsstaat... .)

Klugschnacker 23.07.2018 11:43

Zitat:

Zitat von vherzo (Beitrag 1393487)
Es gibt Meinungsäußerungen, die in unserem Land aus gutem Grund, anders als zum Beispiel in den USA, per Strafandrohung verboten sind.

Özils "Meinungsäußerung", wenn man ein Foto mit Erdogan als solche sehen will, ist definitiv nicht strafbar.

Zitat:

Zitat von vherzo (Beitrag 1393487)
Ich finde, man kann es mit der Toleranz für alles und jedes auch bis zur Selbstaufgabe übertreiben.

Wessen "Selbst" wird hier aufgegeben? Viele Deutsche finden Erdogan durchaus in Ordnung, sie haben ihn sogar gewählt. Von vielen anderen wird er zumindest toleriert.

Zitat:

Zitat von vherzo (Beitrag 1393487)
Aus meiner Sicht lehrt unsere Geschichte, dass man sehr genau bedenken sollte, was man tolerieren will und darf.

Unsere Geschichte lehrt aber auch, dass man sehr genau bedenken sollte, welche Gesinnungen als unerwünscht oder unzulässig stigmatisiert werden dürfen.
:Blumen:

iChris 23.07.2018 11:52

Ich war sportlich gesehen noch nie ein Fan von Özil. Daher fand ich die Statements von Basler, Hoeneß usw. ganz witzig und als Jogi in endlich draußen gelassen hat, dachte ich jetzt kann es nur besser werden.
Was ich immer etwas schade fand, dass er der einzige Spieler war der bei der Nationalhymne nicht mitsingen konnte/wollte weil er am Beten war. Das vermittelt einfach ein ganz anderes Bild, wenn man sieht wie z.B. die französische Truppe die Marseillaise grölt.

Die Erdogangeschichte hat sicher zwei Seiten. Ich persönlich halte es da eher wie sabine-g. Was allerdings lachhaft war an seinen Twitter-Post war der Vergleich mit Lodda :Lachanfall:

Rob Pawbaer 23.07.2018 11:54

Zitat:

Zitat von Nobodyknows (Beitrag 1393475)
Für die Fußballauswahl des DFB zu spielen, bedeutet einfach, dass man zu den besten deutschen Fußballern gehört.

Deutscher zu sein bedeutet nicht, dass man bestimmte Politiker unterstützen darf und andere nicht. Es schreibt einem nicht vor, welche Sprache man sprechen muss, welche Musik man hören darf, was man essen und wo man urlauben darf. Dass es das alles nicht bedeutet, sind übrigens ganz gute Gründe dafür, dass man gerne deutscher Staatsbürger sein kann.

Gruß
N. :Huhu:

+1!!

vherzo 23.07.2018 11:58

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393490)
Özils "Meinungsäußerungen", wenn man ein Foto mit Erdogan als solche sehen will, ist definitiv nicht strafbar.

Völlige Zustimmung. Ich will damit sagen, dass Meinungsäußerungen grundsätzlich nicht per se sakrosankt sind. Und wenn man sie ggf sogar strafrechtlich verfolgen darf, dann darf man sie sicher auch generell missbilligen und sanktionieren.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393490)
Wessen "Selbst" wird hier aufgegeben? Viele Deutsche finden Erdogan durchaus in Ordnung, sie haben ihn sogar gewählt. Von vielen anderen wird er zumindest toleriert.

Natürlich, erschreckend! Umso wichtiger finde ich, hier klare Kante der Missbilligung zum Ausdruck zu bringen. Und klar zu erklären, warum man missbilligt. Ich persönlich möchte nicht, das unser "Selbst" durch deutsche AKP-Anhänger auch nur einen Millimeter in Richtung AKP-Türkei bewegt wird.


Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393490)
Unsere Geschichte lehrt aber auch, dass man sehr genau bedenken sollte, welche Gesinnungen als unerwünscht oder unzulässig stigmatisiert werden dürfen.

Sehr richtig, wie immer geht es um das rechte Maß. Die Positionen des Herrn Erdogan und seiner Anhänger mag ich nicht als besonders schützenswert erachten :Blumen:

Drop 23.07.2018 12:12

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1393464)
Warum eigentlich nicht? Angenommen, Özil fände Erdogan von hinten bis vorne klasse: Dürfte er diese Meinung nicht öffentlich vertreten?

Wir kritisieren an Erdogan, dass er die Meinungsfreiheit in seinem Land nicht in vollem Umfang gewährt. Müssten wir dann nicht konsequenterweise Özils freie Meinung akzeptieren?

Wenn wir festlegen, welcher politischen Gesinnung jemand zu sein hat, der in der Nationalmannschaft kickt, gefährden wir doch genau das, was wir zu verteidigen vorgeben.
:Blumen:

Nachtrag: Die Bildzeitung stößt genau in dieses Horn:

Özil kann als Deutscher machen was er will. Also auch seine Meinung äußern. Das muss auch so bleiben! Ich bin mir nicht so sicher, ob er weiss, dass das unter "seinem Präsidenten" nicht möglich ist. Ich möchte keinen Repräsentanten unseres Landes haben, der nicht zu unseren Werten steht und diese auch öffentlich vertritt, was er mit dem Foto und dem Statement weniger getan hat (ok, wir wissen nicht, ob er dem Erdogan mal so richtig die Meinung gesagt hat). :Lachanfall:

Mirko 23.07.2018 12:15

Wundert mich doch, wie die Meinung hier ist. Hätte vermutet das sich in unserem links/grünen Forum doch mehr für Özil aussprechen.

Das meiste das ich über Erdogan höre kommt von meinen türkischen Kollegen und entweder sind die alle blind oder die Lage ist nicht ganz so eindeutig wie ihr sie hier darstellt. Der wird jedes mal wieder freiwillig gewählt. Ich kenne jedenfalls viele Deutsch-Türken die ihn freiwillig wählen. Also jedenfalls zum Teil demokratisch gewählt scheint der wohl schon so zu sein.

Ich hab das nicht wirklich verfolgt, aber mich von Anfang an gewundert das den rechten Schreihälsen da so zugehört wird.
Überraschend zu sehen das die linken Schreihälse da genauso mitmachen. Da ist sich wohl das ganze Land mal einig! :confused:

Wieso darf der kein Bild mit dem Präsidenten machen? Was geht den Politik an? Wieso ist es mit Angi aber ok? Ist das dann Werbung für die CDU? Gehört das dann nicht genauso abgeschafft? Schliesslich macht sich Angi damit ganz schön sympatisch und sammelt Wählerstimmen! Als politisch völlig Uninteressierter sehe ich den Unterschied nicht!

seppdember 23.07.2018 12:21

Gleiches unpolitisches Foto mit einem Thomas Müller, Manuel Neuer und Herrn Alexander Gauland? Wären beide mit zur WM gefahren?

schnodo 23.07.2018 12:22

Ich überlege gerade, was geschähe, wenn ein Fußball-Nationalspieler der Bundeskanzlerin den Handschlag verweigerte...

Gründe dafür fänden sich - von der Unterstützung von Diktatoren und Folterknechten bis hin zu "Abhören unter Freunden geht gar nicht" - genügend.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie herablassend über andere Länder und deren Führer gesprochen wird. Man könnte meinen, in Deutschland seien die Regierenden ehrenhafte Menschen mit einer blütenreinen Weste.

vherzo 23.07.2018 12:22

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1393500)
Wundert mich doch, wie die Meinung hier ist. Hätte vermutet das sich in unserem links/grünen Forum doch mehr für Özil aussprechen.

Das meiste das ich über Erdogan höre kommt von meinen türkischen Kollegen und entweder sind die alle blind oder die Lage ist nicht ganz so eindeutig wie ihr sie hier darstellt. Der wird jedes mal wieder freiwillig gewählt. Ich kenne jedenfalls viele Deutsch-Türken die ihn freiwillig wählen. Also jedenfalls zum Teil demokratisch gewählt scheint der wohl schon so zu sein.

Ich hab das nicht wirklich verfolgt, aber mich von Anfang an gewundert das den rechten Schreihälsen da so zugehört wird.
Überraschend zu sehen das die linken Schreihälse da genauso mitmachen. Da ist sich wohl das ganze Land mal einig! :confused:

Wieso darf der kein Bild mit dem Präsidenten machen? Was geht den Politik an? Wieso ist es mit Angi aber ok? Ist das dann Werbung für die CDU? Gehört das dann nicht genauso abgeschafft? Schliesslich macht sich Angi damit ganz schön sympatisch und sammelt Wählerstimmen! Als politisch völlig Uninteressierter sehe ich den Unterschied nicht!

Besser hätte man es nicht beschreiben können. Uninformierte und uninteressierte Beliebigkeit, die mit Freiheit und Toleranz verwechselt wird.

vherzo 23.07.2018 12:31

Sehr ausgewogen finde ich Herrn Özdemir (aus der SZ von heute):

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir sagte der Berliner Zeitung: "Es ist fatal, wenn junge Deutschtürken jetzt den Eindruck bekommen, sie hätten keinen Platz in der deutschen Nationalelf. Leistung gibt es nur in Vielfalt, nicht in Einfalt. Zu Özils Foto mit Erdoğan sagte er im Deutschlandfunk: "Für mich war das Foto falsch und es ist nach wie vor falsch." Wenn Özil das nun mit Respekt vor der Türkei und Erdoğans Amt begründe, so frage er sich, wo der Respekt vor den Opfern von Erdoğans Politik bleibe. Allerdings könnte diese Kritik nicht bei Özil halt machen. Sie müsse auch für andere Vertreter des Fußballgeschäfts gelten und deren Umgang mit autoritären Herrschen, wie Russlands Präsident Wladimir Putin. Konkret müssten sich der DFB und noch mehr die Fifa, die mit solchen Herrschern Geschäfte machten, dieser Frage stellen.

Klugschnacker 23.07.2018 12:34

Zitat:

Zitat von Drop (Beitrag 1393499)
Ich möchte keinen Repräsentanten unseres Landes haben, der nicht zu unseren Werten steht und diese auch öffentlich vertritt...

Ich verstehe Deinen Standpunkt, tue mich aber mit dem Begriff "unsere Werte" schwer. Hier wird meiner Meinung nach eine Einheitlichkeit suggeriert, die in Wahrheit gar nicht besteht. Wir Deutsche haben nicht so etwas wie "unsere Werte", die wir alle gemeinsam hätten. Eher im Gegenteil: Die Deutschen vertreten sehr unterschiedliche Werte. Sonst bräuchten wir keine Meinungsfreiheit und auch keine Demokratie, sondern ein deutscher König würde umsetzen, was eh alle wollen.

Damit möchte ich ausdrücken, dass unser Bekenntnis zur Meinungsvielfalt, und damit auch zur Meinungsverschiedenheit, etwas ist, das mehr zur Deutschland gehört, als eine bestimmte Meinung X oder Y.

Ich frage mich außerdem, ob man Özil wirklich als "Repräsentanten" unseres Landes bezeichnen kann. In einem engeren Sinn eher nicht, da er nicht demokratisch gewählt wurde.

Nationalspieler spielen nicht "für Deutschland", das ist eine Überhöhung und verzeihliche Dramatisierung des tatsächlichen Sachverhalts: Dass sie in erster Linie für sich selber, und vielleicht noch für die Mannschaft spielen. In gleicher Weise hat Özil beim Fototermin mit Erdogan nur sich selbst, nicht aber ganz Deutschland repräsentiert.
:Blumen:

sabine-g 23.07.2018 12:34

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1393500)
in unserem links/grünen Forum

ist das so?
Mach doch mal ne Umfrage.


Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1393500)
Wieso darf der kein Bild mit dem Präsidenten machen? Was geht den Politik an?

Darf er gerne machen.
Sein Präsident wohnt im Schloss Bellevue in Berlin.

Der andere in der Türkei ist auf dem Weg ein Tyrann zu werden wenn er nicht schon einer ist.
Mit dem was gemeinsames zu haben und wenn es nur ein Foto ist kann ich mir nicht vorstellen.

Jimmi 23.07.2018 12:48

Mir ist es grundsätzlich wurst, mit wem sich wer fotografieren lässt.

Aber es war Wahlkampf in der Türkei und was ist da für die türkischen Wähler in Deutschland eindeutiger als eine Wahlempfehlung durch ein deutsch-türkisches Erfolgsmodell wie Özil zusammen mit dem Spitzenkandidaten. Ganz klare Instrumentalisierung. Erdogan ging es nicht um Fussball und Özil hat das nicht geschnallt.

Ich kenne keinen Sportler, der sich in seiner aktiven Zeit eindeutig zu einer politischen Partei bekannt hat. Und vor allem nicht im Wahlkampf. Staatschef hin oder her.

Wenn man sich in der Türkei so umhört.... Haufenweise Prämien in dreitstelliger Höhe um zur Wahl zu gehen und das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. Das war richtig teuer. Die Wahl wurde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gedreht.

Cube77 23.07.2018 12:50

Meine Güte was für ein Theater!!
Die Presse ist voll mit Berichten und Kommentaren zu diesem Thema ... als gäbe es nichts Wichtigeres!!
Özil ist zurückgetreten und hat zurück getreten, aber wohl nicht gegen den, der gegen ihn getreten hat.
Sein Treffen mit E. war sicherlich nicht die beste Idee, aber sein gutes Recht, die daraus entstandene Diskussion zu erwarten. Seine Kritik verständlich, aber in Teilen vollkommen überzogen. Wobei ich die Kritik am DFB für deren Umgang mit dem Thema für gerechtfertigt halte, seinen Rücktritt aber eher aus leistungssportlichen Gründen sehe.
Aber ich frage mich, wäre das alles auch so hochgekocht worden, wenn Deutschland unverdienterweise wieder Weltmeister geworden wäre??
So haben wir wieder einen wunderbaren Sommerlochfüller, der leider gleichzeitig auch Wasser auf die Mühlen der AFD ist.
Hätte sich Ö. frei nach Newton über die Reaktion seiner Aktion Gedanken gemacht, müssten wir jetzt vielleicht mehr davon lesen, wie ein ehemaliges Supermodell mit einem 30 Jahre jüngeren möchtegern Rocker zum fünften Mal schwanger wird, mit Drillingen!!!

Saluti
Alex

Seyan 23.07.2018 13:06

Zitat:

Zitat von Jimmi (Beitrag 1393511)
Mir ist es grundsätzlich wurst, mit wem sich wer fotografieren lässt.

Aber es war Wahlkampf in der Türkei und was ist da für die türkischen Wähler in Deutschland eindeutiger als eine Wahlempfehlung durch ein deutsch-türkisches Erfolgsmodell wie Özil zusammen mit dem Spitzenkandidaten. Ganz klare Instrumentalisierung. Erdogan ging es nicht um Fussball und Özil hat das nicht geschnallt.

Ich kenne keinen Sportler, der sich in seiner aktiven Zeit eindeutig zu einer politischen Partei bekannt hat. Und vor allem nicht im Wahlkampf. Staatschef hin oder her.

Wenn man sich in der Türkei so umhört.... Haufenweise Prämien in dreitstelliger Höhe um zur Wahl zu gehen und das Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. Das war richtig teuer. Die Wahl wurde mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gedreht.

Was ich dabei nicht verstehe... als sich Özil entschieden hat, für Deutschland zu spielen, wurde er von der Mehrheit der türkischen Bevölkerung als Vaterlandsverräter etc. beschimpft.

Warum sollte es dann Wahlkampfhilfe sein, wenn sich Erdogan mit jemanden ablichten läßt, den die Bevölkerung offensichtlich hasst?


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