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-   -   ARD-Doku: Dopingsystem Russland (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=34744)

Klugschnacker 04.12.2014 09:08

ARD-Doku: Dopingsystem Russland
 
Da es sich um eine größere Sache handelt, eröffne ich hier einen eigenen Thread zum Thema. Es geht um die ARD-Dokumentation mit dem etwas schlappen Titel "Geheimsache Doping", abrufbar in der Mediathek.

Hajo Seppelt liefert überzeugende Belege dafür, dass dopende Athleten, Trainer, Spitzenfunktionäre, die nationale Antidopingagentur und das vom IOC akkreditierte Dopingkontrolllabor in Moskau unter einer Decke stecken, um Doping zu praktizieren und zu vertuschen.

Die Verflechtungen reichen über Russland hinaus auf die internationale Funktionärsebene. Der Chef des russischen Leichtathletikverbandes ist gleichzeitig Schatzmeister des internationales Leichtathletikverbandes IAAF. Er soll maßgeblich in das Dopingsystem verwickelt sein. Selbst Staatschef Putin soll ein Teil dieses Systems sein: Von ihm kommt der Erlass, dass ausländische Kontrolleure sich den Transport von Athleten-Urin durch eine Behörde genehmigen lassen müssen.

Nach Einschätzung einer in Russland aktiven Spitzensportlerin seien "99%" aller russischen Spitzensportler gedopt. Aktuell sind 68 (!) russische Leichtathleten wegen Dopings gesperrt.

Erste Kommentare: Die Welt | Süddeutsche

Grüße,
Arne

bellamartha 04.12.2014 09:16

Ich fand die Sendung, bzw. das, was darin berichtet wird, erschreckend und war nach dem Anschauen richtig traurig, was aus dem Sport, zumal meiner ehemals heiß geliebten Leichtathletik geworden ist.

Resigniert: J.

Campeon 04.12.2014 09:21

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1098981)
Die Verflechtungen reichen über Russland hinaus auf die internationale Funktionärsebene.

Was soll daran neu sein?

Klugschnacker 04.12.2014 09:44

Zitat:

Zitat von de Dommschwätzerr (Beitrag 1098987)
Was soll daran neu sein?

Ich schrieb es im anschließenden Satz :Huhu:

Schussel 04.12.2014 10:07

Es hat eigentlich die bestehenden Befürchtungen nur bestätigt, dass es nach wie vor in vielen Ländern flächendeckendes Doping gibt, wie in Russland eben auch Staatlich gefördert oder zumindest geduldet. Und es stellt sich wiedermal verstärkt die Frage, warum geht man bei Doping immer „nur“ an die Sportler? Viel zu selten wird auch gegen die Hintermänner ermittelt. Trainer, Mediziner und besonders Funktionäre haben wesentlich mehr Dreck am Stecken als so mancher Sportler. Die Funktionäre bereichern sich ja teilweise an den Sportlern, sonnen sich in deren Erfolgen und wenn ein eigener Sportler doch mal erwischt wird, wird auf ihn eingeschlagen und als bedauerlicher Einzelfall dargestellt. Und die IAAf scheint ja ein genauso korrupter Haufen zu sein wie die FIFA. Wenn man sich bei beiden Verbänden nur die WM Vergaben nach Katar anschaut, kann man nur verständnislos den Kopf schütteln.
Grüße Schussel

craven 04.12.2014 10:10

Vorneweg: Ich habe die Sendung noch nicht gesehen - bin sehr gespannt darauf.

Was mir bei solchen Enthüllungen nur immer in den Sinn kommt:
Im allgemeinen liegen weltweit alle Spitzenathleten auf ähnlichem Niveau. Wenn die Russen das nur mit flächendeckendem Doping hinbekommen (verwerflich! Meine Meinung...), heisst das im Umkehrschluss:

a) alle anderen Länder haben einfach viieell talentiertere Sportler, die völlig legal entsprechende Leistungen bringen, wohingegen Russen per se nicht so gut sind und deshalb dopen müssen
oder

b) all anderen Länder haben die gleichen Talente und können nur mithalten, wenn sie genauso dopen.

Da ich a) aus biologischer/evolutionärer Sicht für unlogisch halte (mal abgesehen von kleinen Gruppen wie zB beim Laufen, wo die afrikanische Dominanz tatsächlich durch biologische Anpassungen erklärt werden kann), bleibt für mich nur b)

Lediglich die Umfänge des Doping und die Organisation dürften sich da unterscheiden.

Ich gehe zwar davon aus (meine Meinung), dass staatlich verordnetes Doping seit Ende der DDR bei uns vorbei ist, allerdings verbessert das den Umstand, das wohl auch bei uns großzügig gedopt wird, nur minimal.

Duafüxin 04.12.2014 10:16

Zitat:

Zitat von de Dommschwätzerr (Beitrag 1098987)
Was soll daran neu sein?

Wir haben die Doku auch gesehen und uns die ganze Zeit gefragt, ob der Seppelt wirklich so naiv ist oder ob er bewußt den Beitrag so gestaltet hat.

Es wird weder nur in Russland so sein noch nur in der Leichtathletik, dass mit den helfenden Substanzen so umgegangen wird und auch die Funktionäre involviert sind. Herr Seppelt könnte ja mal in diversen Ballsportarten ermitteln.

Interessant auch die Aussage eines Trainers, dass bestimmte Zeiten auf natürlichem Wege gar nicht erzielt werden können, sondern nur mit den Helferlein.
Wie sieht es da in den anderen Nationen aus, die ähnlich schnell oder schneller sind als die Russen?

Sehr schön in dem Zusammenhang fand ich die Aussage von Herrn Mamor, dass die ARD sich vorstellen kann jetzt wieder die Tour übertragen zu können, da man davon ausgehen könnte, der Radsport sei sauber.
Erstaunlich, dass die ARD so viele andere Sportarten für sauber hält.

MattF 04.12.2014 10:22

Zitat:

Zitat von craven (Beitrag 1099002)

Was mir bei solchen Enthüllungen nur immer in den Sinn kommt:
Im allgemeinen liegen weltweit alle Spitzenathleten auf ähnlichem Niveau. Wenn die Russen das nur mit flächendeckendem Doping hinbekommen (verwerflich! Meine Meinung...), heisst das im Umkehrschluss:

a) alle anderen Länder haben einfach viieell talentiertere Sportler, die völlig legal entsprechende Leistungen bringen, wohingegen Russen per se nicht so gut sind und deshalb dopen müssen
oder

Solche Schlüsse zu ziehen halte ich für schwierig.

Die Frage ist doch eher welche Traditionen gibt es in verschiedenen Ländern und wie viele Kinder machen eine Sport, bzw. wie viele Sportler machen überhaupt diesen Sport. Bzw. das überlagert die Statistik.

Wobei man vielleicht auch ein bisschen unterscheiden muss von der Sportart her. Z.b.Mittelstrecke Laufen dürfte recht einfach "züchtbar" sein.

Du nimmst einfach 1000 13 Jährige (die zu der Zeit schon entsprechend fitt sind, also keinen mit 15 kg Übergewicht) und dann förderst du die und bekommst sicher einen Spitzenathleten raus, wg. mir zumindest auf europäischen Niveau.
Wenn du das dann noch mit Doping unterstützt, geht eigentlich nichts mehr schief. Und ich denke genau das machen die Russen und das machen einige andere Länder nicht.

Z.b. beim Schwimmen denke ich, internationale Spitze geht nur mit entsprechendem Talent und nicht nur über Training bzw. Masse. Ein Ian Thorpe bekommt man nur mit Glück. Dass man einen talentierten letztlich zufällig gefunden und gefördert hat. Und da hat man natürlich in Ländern wie USA oder Australien mit sehr vielen Schimmsportlern (also sehr viel mehr als die 1000 die man über ein System fördert) einfach mehr Chancen als Liechtenstein :Lachen2: Was allerdings im Umkehrschluss auch wieder nicht heißt, dass die Thorpes und wie sie alle heißen nicht dopen.

Also diese ganzen auf den ersten Blick logisch erscheinenden Schlüsse sind schwierig.

craven 04.12.2014 10:25

Zitat:

Zitat von Duafüxin (Beitrag 1099005)
Es wird weder nur in Russland so sein noch nur in der Leichtathletik, dass mit den helfenden Substanzen so umgegangen wird und auch die Funktionäre involviert sind. Herr Seppelt könnte ja mal in diversen Ballsportarten ermitteln.

Das ist definitiv richtig, aber irgendwo muss man ja mal anfangen und das ganze Thema in die Öffentlichkeit bringen. Jetzt gibt es halt belegbare (Zeugen-)Aussagen zu Russland. Richtig wäre es, die Berichterstattung nun eben auch auf andere Länder/Sportarten/Vereinigungen auszuweiten (so man denn eben belastbare Belege dafür bekommt).

Wobei ich es damals bei der Fuentes-Geschichte auch einfach nur lachhaft fand, wie die ganzen anderen Proben (unter anderem von Fussballern) dann "vergessen" wurden.. Fuentes steht ja nur noch für Radsport-Doping, keiner bringt ihn mit Fussball/Leichtathletik/oä in Verbindung.

MattF 04.12.2014 10:26

Zitat:

Zitat von Duafüxin (Beitrag 1099005)

Es wird weder nur in Russland so sein noch nur in der Leichtathletik, dass mit den helfenden Substanzen so umgegangen wird und auch die Funktionäre involviert sind. Herr Seppelt könnte ja mal in diversen Ballsportarten ermitteln.

Ich glaube Seppelt hat das nicht behauptet in dem Film und er hat es in Interviews mittlerweile auch nochmal klargestellt.

Nur er hatte jetzt die 2 Kronzeugen für genau diesen Fall.

Er kann nur den Fall belegen.

Soll er warten bis er für jede Sportart und für jedes Land Kronzeugen findet? Und solange das nicht der Fall ist, bevor wir nicht einen politisch korrekten Bericht machen können, bei denen allen ans Leder gehen, schweigen wir?

craven 04.12.2014 10:39

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1099006)
Und da hat man natürlich in Ländern wie USA oder Australien mit sehr vielen Schimmsportlern (also sehr viel mehr als die 1000 die man über ein System fördert) einfach mehr Chancen als Liechtenstein
[...]
Also diese ganzen auf den ersten Blick logisch erscheinenden Schlüsse sind schwierig.

Da bin ich voll deiner Meinung. Für eine absolute Vergleichbarkeit sollten natürlich grundlegende Eigenschaften gleich sein. Dazu gehört beispielsweise eine ausreichend große Bevölkerung. Natürlich kann auch ein sehr kleines Land mit 40.000 Einwohnern das Glück haben, dass das einzige Jahrhundertalent auch noch entdeckt und ausreichend gefördert wird. Aber bei 80-140 Mio Einwohnern wird die Wahrscheinlichkeit eben weit größer.

Auch dass ein Land wie Australien mehr Wert auf Schwimmsport legt und damit bessere Ausgangschancen hat, ein Talent entsprechend zu finden/fördern, ist naheliegend.


Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass andere große Nationen dann komplett ohne Doping ebenso erfolgreich sind.
(Bin mir aber deinem Argument bzgl der logisch erscheinenden Schlüsse bewusst :Blumen: und hoffe zudem, dass Doping bei uns nicht so schlimm... Hoffen kann man ja mal :Cheese: :Lachanfall: )

Harm 04.12.2014 10:43

Zitat:

Zitat von craven (Beitrag 1099007)
Das ist definitiv richtig, aber irgendwo muss man ja mal anfangen und das ganze Thema in die Öffentlichkeit bringen. Jetzt gibt es halt belegbare (Zeugen-)Aussagen zu Russland.

Und Kritik an Russland ist derzeit im Westen generell wieder recht populär!

Duafüxin 04.12.2014 10:43

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1099008)
Ich glaube Seppelt hat das nicht behauptet in dem Film und er hat es in Interviews mittlerweile auch nochmal klargestellt.

Nur er hatte jetzt die 2 Kronzeugen für genau diesen Fall.

Er kann nur den Fall belegen.

Soll er warten bis er für jede Sportart und für jedes Land Kronzeugen findet? Und solange das nicht der Fall ist, bevor wir nicht einen politisch korrekten Bericht machen können, bei denen allen ans Leder gehen, schweigen wir?

Nein, behauptet hat er das nicht, aber irgendwie hatte der Beitrag son leichtes Gschmäckle.

Dieses betont naive Getue hat mich halt genervt. Der Seppelt ist doch kein Neuling in dem Thema. Der sollte (und wird auch) wissen wie da was gespielt wird.

Klugschnacker 04.12.2014 10:55

Zitat:

Zitat von Harm (Beitrag 1099017)
Und Kritik an Russland ist derzeit im Westen generell wieder recht populär!

Russland wird nicht ohne Grund für die aktuelle Politik kritisiert. Jedoch war es nicht mein Eindruck, dass Seppelts Recherchen aus dieser Richtung motiviert gewesen wären. Wie ich ihn kennengelernt habe, ist ihm völlig egal, was gerade politisch korrekt oder en vogue ist.

Russland steht im Fokus aufgrund sportlicher Großereignisse wie der Winterolympiade und der Fußball-WM. Es ist derzeit das sportlich erfolgreichste Land bei den olympischen Disziplinen und hat gleichzeitig eine enorme Menge an Dopingfällen.

Grüße,
Arne

MattF 04.12.2014 11:08

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1099021)
Russland steht im Fokus aufgrund sportlicher Großereignisse wie der Winterolympiade und der Fußball-WM. Es ist derzeit das sportlich erfolgreichste Land bei den olympischen Disziplinen und hat gleichzeitig eine enorme Menge an Dopingfällen.

Grüße,
Arne

Was den Russen., nach Aussage dieser Reportage ja auch völlig wurst ist. Wird einer erwischt oder eine rückt der / die Nächste nach aus dem riesen Pool.


Mit der Taktik kann man sich ja sogar (auf Kosten von Menschen) als Saubermann darstellen. Man liefert X Sportler an Messer als positiv getestet sagt: "Mensch schau wie viel wir erwischen" und hat immer noch genug Material um nach zu legen.

Leider ist der internationale Spitzensport mittlerweile zu einer Mafia verkommen. Da Ganze läuft sicher nicht nur in Russland so.

Ich war damals dafür, dass Olympia für Profisportler geöffent wurde, nur muss man sagen, danach ging es nur noch mehr bergab mit dem eigentlich Sinn und Zweck von Sport wie es mal der gute Herr Coubertin formuliert hat. Das war vielleicht aber auch weltfremd.
Selbst bei den Griechen ging es ja schon nur ums Geld. Olympiasieger hatten in ihrem Stadtstaaten ausgesorgt. Da wurde bestimme auch schon beschissen.

la_gune 04.12.2014 11:22

Das Beschei$$en ist so alt wie der Sport selbst. Da brauchen wir uns wohl nix vor machen. ;)

Und dass es nur in Russland oder China staatlich verordnetes Flächendoping gibt ist wohl auch eher ein politischer Wunschtraum.

Nur setzt man in anderen Ländern (und da würde ich die BRD nicht ausnehmen) eben nicht schon bei Kindern an sondern erst bei schon selektierten Spitzensportlern. Spart Kosten... :Cheese:

Was dabei heraus kommt, wenn man versucht ansatzweise "sauber" vorne mit zu mischen sieht man derzeit wieder an den Leistungen der deutschen Schwimmer bei der Kurzbahn WM in Doha. :(

Antonius 04.12.2014 11:27

Zitat:

Zitat von la_gune (Beitrag 1099027)
Was dabei heraus kommt, wenn man versucht ansatzweise "sauber" vorne mit zu mischen sieht man derzeit wieder an den Leistungen der deutschen Schwimmer bei der Kurzbahn WM in Doha. :(

Meinst du, dass dieser Erfolg nicht "sauber" ist?

la_gune 04.12.2014 11:44

Zitat:

Zitat von Antonius (Beitrag 1099029)
Meinst du, dass dieser Erfolg nicht "sauber" ist?

Hast Du den Smiley vergessen oder meinst Du das wirklich ernst ??? :-((

Antonius 04.12.2014 11:54

Dein Statement impliziert, dass diese Schwimmerin den Erfolg durch "nicht saubere" Unterstützung erschwommen hat.
Das die deutschen Schwimmer/innen hinterher schwimmen ist ja nichts Neues und auch auch keine Überraschung.

DasOe 04.12.2014 11:57

Zitat:

Zitat von la_gune (Beitrag 1099027)
Das Beschei$$en ist so alt wie der Sport selbst. Da brauchen wir uns wohl nix vor machen.

Tja, so unangenehm die Erkenntnis auch ist ... ich stimme Dir zu. Selbst die alten Griechen waren da keine Ausnahme.

Wie auch immer man das Thema dreht und wendet, welche moral-ethischen Messlatten man anlegt, es bleibt eine verfahrene Situation.

So lange sich die sportliche Nahrungskette derart präsentiert, wie im Moment, wird sich nichts ändern.

Zitat:

Zitat von SPON
Rusanowa, die Russland gemeinsam mit ihrem Mann mittlerweile verlassen hat und an einem unbekannten Ort lebt, sagt über ihre Erfahrungen: "Sie füttern eine Sportlerin mit Doping. Und wenn sie erwischt wird, dann schmeißen sie sie weg und wählen eine nächste aus."


Matthias75 04.12.2014 12:10

Insgesamt zwar erschreckend aber wenig überraschend. Auch das Putin so fleißig mitmischt, ist wenig verwunderlich. IOC, FIFA und Co suchen sich, nachdem ihr Rückhalt in vielen großen Sportnationen bröckelt, andere Unterstützer und wollen/können diese nicht verärgern.

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1099024)
Ich war damals dafür, dass Olympia für Profisportler geöffent wurde, nur muss man sagen, danach ging es nur noch mehr bergab mit dem eigentlich Sinn und Zweck von Sport wie es mal der gute Herr Coubertin formuliert hat. Das war vielleicht aber auch weltfremd.

Glaubst du, ohne Profitum wäre die Entwicklung anders? Die vollständige Aufhebung der Amateurregelung war doch glaube ich erst in den 90er. Das DDR-Staatsdoping zeitlich deutlich davor. Vielleicht würde es in einigen Ländern dazu führen, dass die Sportler kein Geld mehr für Doping haben. In den Ländern, in denen der Sport staatlich organisiert ist, wird sich dagegen nichts ändern.

Matthias

drullse 04.12.2014 12:52

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 1098984)
Ich fand die Sendung, bzw. das, was darin berichtet wird, erschreckend und war nach dem Anschauen richtig traurig, was aus dem Sport, zumal meiner ehemals heiß geliebten Leichtathletik geworden ist.

Resigniert: J.

Wann hast Du denn angefangen, Leichtathletik zu schauen bzw. Dich dafür zu begeistern? Muss ja in den 60ern gewesen sein, bevor das Doping (damals vor allem Anabolika) losging und seit dem auch nicht mehr endete...

DasOe 04.12.2014 13:05

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1099048)
Wann hast Du denn angefangen, Leichtathletik zu schauen bzw. Dich dafür zu begeistern? Muss ja in den 60ern gewesen sein, bevor das Doping (damals vor allem Anabolika) losging und seit dem auch nicht mehr endete...

Du hast sicher auch ein paar Jahre gebraucht oder bist Du gleich mit dem Löffel der Dopingweisheit auf die Welt gekommen?

la_gune 04.12.2014 13:05

Zitat:

Zitat von Antonius (Beitrag 1099037)
Dein Statement impliziert, dass diese Schwimmerin den Erfolg durch "nicht saubere" Unterstützung erschwommen hat.

Tatsächlich ? :hoho:

Wer schon mal 200m Delle geschwommen ist kann sich vielleicht grob vorstellen wie ich darauf komme, dass man wenige Minuten(!) danach für die 400m Lagen (die ähnlich "locker" sind...) wohl kaum gut erhohlt für einen (weiteren) Weltrekord an den Start gehen kann.

Dass es aber mehr als eine (illegale) Methode bzw. Medikation gibt, die Regeneration drastisch zu verbessern ist wohl kein Geheimnis, oder ? :Huhu:

Mag ja sein, dass die Gute Frau vollkommen legal in der Lage ist, 200m Delle als erste Frau unter 2:00min zu schwimmen. Mag auch sein, dass sie 400m Lagen unter 4:20min schwimmen kann. Aber kurz hintereinander ? Hallo ???
Machst Du einen 5km Berglauf in persönlich Bestzeit und ´ne halbe Stunde später ´n 10er auch noch mal in PB ? Nicht, wenn Du Deine PBs beide in bester Verfassung in zeitlich weit voneinander getrennten Wettkämpfen und bestens austrainiert aufgestellt hast. :Huhu:

Man muß sich immer vor Augen halten: Wir sprechen hier von der WELTspitze ! Das ist kein Dorf-Wettkampf. Und da war zumindest eine hochkarätige Konkurrentin unterwegs die sie bei den 400m Lagen mal ganz locker mit über 2sek(!) auf den letzten 200m gegen die Wand geschwommen hat!
Die gute Spanierin war mir bei der Langbahn-WM schon suspekt, als sie mit ich glaub 8(?) oder gar mehr Starts immer vorne mit dabei war. Und das nur über die Ausdauer-Strecken (Freiwasser, 800mF, 400mF, etc.).

Zitat:

Zitat von Antonius (Beitrag 1099037)
Das die deutschen Schwimmer/innen hinterher schwimmen ist ja nichts Neues und auch auch keine Überraschung.

Sie _waren_ auf einem guten Weg. Siehe Langbahn WM. :(
Von daher ist es schon eine wenig verwunderlich, dass sie jetzt wieder so hinterher schwimmen.

drullse 04.12.2014 13:24

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 1099049)
Du hast sicher auch ein paar Jahre gebraucht oder bist Du gleich mit dem Löffel der Dopingweisheit auf die Welt gekommen?

Stimmt, ich habe auch mal mit glühender Freude LA oder Radsport geschaut aber das war spätestens Ende der 90er vorbei.

Ich dachte halt, dass mittlerweile klar wäre, wie der Hase läuft und so ein Bericht maximal noch mit einem Schulterzucken wahrgenommen wird.

MattF 04.12.2014 13:32

Zitat:

Zitat von Matthias75 (Beitrag 1099041)



Glaubst du, ohne Profitum wäre die Entwicklung anders? Die vollständige Aufhebung der Amateurregelung war doch glaube ich erst in den 90er. Das DDR-Staatsdoping zeitlich deutlich davor. Vielleicht würde es in einigen Ländern dazu führen, dass die Sportler kein Geld mehr für Doping haben. In den Ländern, in denen der Sport staatlich organisiert ist, wird sich dagegen nichts ändern.

Matthias

Das war das historische und praktische Problem, dass die in Osten ja Staatsprofis waren und damit der Westen eigentlich benachteiligt.

Trotzdem haben wir halt Heute eine Melange aus Geschäftemacherei und Nationalismus, die zwangsläufig zu einem perversen System führen muss.

DasOe 04.12.2014 13:33

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1099057)
Ich dachte halt, dass mittlerweile klar wäre, wie der Hase läuft und so ein Bericht maximal noch mit einem Schulterzucken wahrgenommen wird.

Rational ist das Thema klar, aber die meisten, die sich für eine Sportart interessieren weil sie sie selbst ausüben oder ausübten, leiden doch primär an enttäuschter Hoffnung.

dude 04.12.2014 13:38

Zitat:

Zitat von DasOe (Beitrag 1099049)
Du hast sicher auch ein paar Jahre gebraucht oder bist Du gleich mit dem Löffel der Dopingweisheit auf die Welt gekommen?

Wir haben schon als Jugendliche von Staatsdoping gehoert. Es dauerte dann aber schon noch eine Weile bis wir kapiert haben, dass Staatsdoping eine weltweite Angelegenheit ist. Russisches Staatsdoping hat Tradition. Warum sollte das mit Mauerfall aufgehoert haben? Das gilt definitiv auch fuer Deutschland.

dude 04.12.2014 13:40

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1099057)
Ich dachte halt, dass mittlerweile klar wäre, wie der Hase läuft und so ein Bericht maximal noch mit einem Schulterzucken wahrgenommen wird.

Eklig sind dann eigentlich nur noch die erhobenen Zeigefinger aus den USA, Deutschland oder England.

Lebemann 04.12.2014 14:15

Sehr traurig. Bin ja noch relativ jung im Sport und habe mir vor kurzer Zeit "Die Radsportmafia" durchgelesen, was mich schon mehr als schockierte und nun das.
Normalerweise versuch ich weg zu schauen und dem Menschen zu glauben und die Leistung zu würdigen. Aber mal ernsthaft.

Gibt es überhaupt sauberen Leistungssport?
oder
Sollte man die Ergebnisse die irgendwo erzielt werden einfach hinnehmen. Der Name des Sportlers ist irrelevant, vll sollte man in die Ergebnissliste eher das Mittel schreiben mit dem gedopt wurde.

Könnt mich nun Stundenlang auskotzen. Im Amateurbereich wirds nicht besser sein, gerade in unserem schönen Sport, wo viel AK Athleten deutlich mehr Geld haben als ein Profi.
Einfach nur traurig....

bellamartha 04.12.2014 14:16

Zitat:

Zitat von drullse (Beitrag 1099048)
Wann hast Du denn angefangen, Leichtathletik zu schauen bzw. Dich dafür zu begeistern? Muss ja in den 60ern gewesen sein, bevor das Doping (damals vor allem Anabolika) losging und seit dem auch nicht mehr endete...

In den 60ern war ich noch nicht auf der Welt.
Ich denke, dass ich damit anfing, als ich selbst mit diesem Sport begann. Das war 1977, da war ich 6 Jahre alt und mir war natürlich nicht klar, dass da Menschen womöglich betrügen. Ich denke, dass mir erst Jahre später, als die Diskussion um Florence Griffith-Joyner aufkam oder spätestens als Ben Johnson aufflog, klar wurde, dass Sportler in großem Stil dopen.
Ich will bis heute oft lieber glauben, dass es auch anders geht. Glaube bis heute den Beteuerungen von Dieter Baumann und hoffe, dass die zahlreichen Triathleten, die ich beim Weltcup in Hamburg vor dem Rennen Asthmaspray nutzen sehe, tatsächlich krank sind.
Ich bin ein leichtgläubiger Mensch, der Lust auf Sport hat und auch gerne Leistungssport anschaut.
Mich entsetzen solche Berichte halt immer noch. Nenn mich naiv, das bin ich wohl, aber ich bin andererseits auch froh, dass ich den Glauben an die Ehrlichkeit noch nicht ganz verloren habe.
Im Moment ist mir die Lust an der Leichtathletik jedenfalls vergangen. Ob's anhält? Mal sehen.

Gruß
J.

Lebemann 04.12.2014 14:25

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 1099067)
dass die zahlreichen Triathleten, die ich beim Weltcup in Hamburg vor dem Rennen Asthmaspray nutzen sehe, tatsächlich krank sind.

:( Und das vermutlich bei den AKs und PROs ? Seit wann sind wir Menschen eigentlich so scheisse?

Harm 04.12.2014 14:27

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1099059)
Das war das historische und praktische Problem, dass die in Osten ja Staatsprofis waren und damit der Westen eigentlich benachteiligt.

Das halte ich für mindestens verzerrte Wahrnehmung.
Insbesondere zu Zeiten des kalten Krieges war der Grossteil der Spitzensporter der führenden Nationen ihres Systems (Staats-)Profis! Im Westen waren sie dann eben Soldaten oder Polizisten der sog. Sportkompanien. Ich habe sogar mit einem Kollegen Zivildienst gemacht, der in einer Sport-Zivi-Kompanie war.
Osten wie Westen missbrauchte den Sport, um die Welt von der Überlegenheit "Ihres" Systems zu überzeugen.
Das hat sich nun ja erledigt, nun muss nur noch Geld mit Spitzensport verdient werden.

bellamartha 04.12.2014 14:27

Zitat:

Zitat von Lebemann (Beitrag 1099070)
:( Und das vermutlich bei den AKs und PROs ? Seit wann sind wir Menschen eigentlich so scheisse?

Aufgefallen ist mir das bei den Profis. Ich will aber auch nicht jedem, der Asthmaspray benutzt, gleich Doping unterstellen, ist doch z.B. mein Liebster selbst Asthamtiker und auf das Zeug angewiesen. Aber auffällig war es schon irgendwie, weil es mehrere waren.

captain hook 04.12.2014 14:28

Zitat:

Zitat von dude (Beitrag 1099063)
Eklig sind dann eigentlich nur noch die erhobenen Zeigefinger aus den USA, Deutschland oder England.

+1

Wir Deutschen haben den Bericht übers Staatsdoping, der erst vor kurzer Zeit hoch aufgehängt wurde, nichtmal ansatzweise abgearbeitet und aufgeklärt. Da sollte es fern liegen mit dem Finger irgendwohin zu zeigen (außer auf uns selbst vielleicht).

tandem65 04.12.2014 14:32

Hi J.

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 1099067)
Glaube ... und hoffe, dass die zahlreichen Triathleten, die ich beim Weltcup in Hamburg vor dem Rennen Asthmaspray nutzen sehe, tatsächlich krank sind.

mach Dir mal keien Sorgen. ich kann Dir versichern daß sie krank sind. Ob es Asthma ist oder eher psychisch, ich mag es nicht beurteilen. :Cheese:
Hoffe es geht Dir nun besser. :Lachen2:
Nein, es hat auch mich nicht überrascht daß gedopt wird.
Grotesk fand ich dann schon den Umgang mit den Hilfsmitteln. Da wird einfach mal in die Schublade gegriffen und schon ein wenig lieblos hingeworfen. Da fehlt mir schon jedes Verantwortungsgefühl gegenüber dem Athleten. Da hoffe ich schon auf einen anderen Umgang auch hierzulande.:(

Lebemann 04.12.2014 14:35

Ja das stimmt schon. Ein guter Freund von mir nutzt ebenfalls ein Mittel aufgrund von seiner Erkrankung. Er hat mir ebenfalls erklärt das es verschiedene Arten gibt.
Erschreckend ist nur immer wieder die Anzahl der kleinen Mittelchen die jmd nimmt. Der eine knallt die Ibuprofen rein, der nächste Voltaren, der nächste Aspirin, da noch irgendwas anderes. Hallo gehts noch?? Grundsätzlich kann und will ich auch niemandem was unterstellen.
Bei meinem letzten Arztbesuch (Achillessehne bissl entzündet) meinte der Arzt nur trocken zu mir:
"Ja Schmerzmittel wollen sie sicher keins? Als Sportler nimmt man sowas ja nicht."
Den Sarkastischen Gesichtsausdruck kann ich hier leider nicht darstellen.

SwimAlex 04.12.2014 14:36

Was mich an der ganzen Sache immer wieder überrascht ist, dass die Medien all diese Themen ziemlich klein spielen.
Nächste Woche ist es schon wieder vergessen und die Meldungen gestern und heute haben sich vor allen Dingen auf die Sportmedien beschränkt.

Nach all den Geschichten um Tyler Hamilton, Lance Armstrong, Balco, Kenia, Russland, Jamaika, Kenia, etc. weiß man doch wie der Hase läuft, aber komischerweise ist keiner wirklich darum bemüht das alles wirklich, auch für den letzten Naiven aufzudecken.

Warum? Man würde den Profisport kaputt machen und das will man nicht. Daher kann man auch nichts aufdecken, denn wo will man anfangen, wenn alle unter einer Decke stecken?!

Matthias75 04.12.2014 14:42

Zitat:

Zitat von Lebemann (Beitrag 1099070)
:( Und das vermutlich bei den AKs und PROs ? Seit wann sind wir Menschen eigentlich so scheisse?

Laut der Kirche irgendwo zwischen Adam/Eva und Kain/Abel. Seitdem dürfte sich nicht viel geändert haben ;) .

Sport ist halt ein Spiegelbild der Gesellschaft. Wieso soll dort weniger betrogen werden als in andere Bereichen.

Zitat:

Zitat von Harm (Beitrag 1099072)
Osten wie Westen missbrauchte den Sport, um die Welt von der Überlegenheit "Ihres" Systems zu überzeugen.
Das hat sich nun ja erledigt, nun muss nur noch Geld mit Spitzensport verdient werden.

Wieso Vergangenheit? Siehe z.B. Putin und die Fußball-WM, die Winterspielen etc.. Der ach so unpolitische und völkerverbindende Sport lässt sich nur zu gerne vor dem Propaganda-Karren spannen (gut, Blatter und Co werden auch nicht arm aus der Sache rausgehen). Nur der Westen wendet sich so langsam von FIFA und IOC ab und will das spiel so nicht mehr mitspielen.

Hab' mal vor 20 Jahren das Buch "Das Olympiakartell" von Andrew Jennings gelesen. War damals schon sehr erhellend, wie Politik und IOC verflochten sind. Wird nicht besser geworden sein.

Der Staat will die Rekorde um seine Überlegenheit zu demonstrieren, der Sport braucht die Rekorde als Spektakel. Von einer konsequenter Verfolgung würden nur die Nationen profitieren, denen das Know-How oder die finanziellen Mittel zum Dopen fehlen (war da nicht mal was mit dem zu kleinen Österreich....)

Matthias

Campeon 04.12.2014 14:43

Zitat:

Zitat von Schussel (Beitrag 1099001)
Es hat eigentlich die bestehenden Befürchtungen nur bestätigt, dass es nach wie vor in vielen Ländern flächendeckendes Doping gibt..............

Sag ich doch, was ist daran neu?
Nichts?

Klingt für mich nur nach:
"Jedes Jahr wird die gleiche Sau durchs Dorf getrieben!"


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