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Boykott an der Fernbedienung
Morgen geht es los. Winterspiele unter Palmen. Bejubelt, beschützt und bezahlt von vielen zum Wohle von wenigen.
Die Großmannssucht der Organisatoren der Spiele schreckt mich von mal zu mal mehr. Und ab morgen ist Schluss. Unter vielen Argumenten gegen die Fernsehteilnahme an den olympischen Spielen habe ich mir ein persönliches Ranking erstellt. Wer diese moralinsauren Gründe mitlesen will, der kann es im folgenden tun: -Das IOC trägt schon lange keine hehren Vorstellungen vom sportlichen Wettstreit der Jugend der Völker in die Welt, sondern ist lediglich noch das allmächtige Vergabegremium für die milliardenschweren Spiele. Dabei zeichnet es sich durch undurchsichtige Praktiken und durchsichtige Korruptionsaffären aus (übrigens in trauter Eintracht mit dem anderen großen Spieleverkäufer, der FIFA) -Wenn diese Organisatoren meinen, das der einzig unbeschneite Ort in ganz Russland unter Palmen und inmitten von Krisenregionen der richtige Ort für die Ausrichtung von Winterspielen ist, dann ist das doch eine sehr exklusive Meinung. Ich werde sie nicht teilen. -Doping. Die ganzen Ausdauersportler des Winters halten sich vornehm bedeckt und sind leidlich froh, dass dem Radsport die Rolle des Dopingprügelknabens zufällt. Das Langlauf, Biathlon, Eisschnelllauf und Bobs anzuschieben aufgrund des sportlichen Anforderungsprofil mindestens genauso von pharmazeutischer Unterstützung profitieren wie“ Pedalachsenrotierenlassen“ oder „Schnellhundertmeterrennen“, wird gerne unter den künstlichen Schneeteppich gekehrt. Da ändert auch das journalistische Feigenblatt des öffentlich rechtlichen Rundfunks (der ehrenwerte Herr Seppelt) nicht viel. Die Sender haben die Party bezahlt, also feiern sie mit. Glaubwürdig ist keine dieser Leistung. Da ändern auch die gebetsmühlenartigen Verweise auf negative Dopingtests nichts. -Die Topsportler. Einerseits haben sie das Glück in einer Zeit zu stecken, in der sie mit guten Leistungen ihre Restleben finanzieren können. Andererseits nehme ich kaum einem noch die Freude am Treffen mit den Völkern der Welt ab. Für die Höfl-Rieschs dieser Spiele ist doch ein Olympiasieg in Sotschi nicht mehr als ein gewinnbringendes Sahnehäubchen in der Sponsorenpräsentationsmappe. -Solidarität mit München. Ich habe mich selten so über einen Bürgerentscheid gefreut wie letztens, als die Gegner der Spiele den Befürwortern und Organisatoren eine Ohrfeige versetzt haben, die wahrscheinlich immer noch in Lausanne nachhallt. Vielleicht ist es das Signal zur rechten Zeit gewesen, das uns irgendwann wieder zu sympathische, bescheidenen und friedlichen Spielen ohne milliardenschwere Investitionen und Umweltzerstörung zurückführt. -Homophobie! Ach ja! Ist natürlich auch Scheiße. Doch sollten wir uns nicht auf ein zu hohes Ross schwingen und auf die bösen Russen zeigen. So lange ist es ja noch nicht her, dass in unseren Fußballstadien dunkelhäutige mit Affenlauten bedacht wurden und Gladbacher alle schwul waren. Davon ab, dass in unseren Städten reihenweise ehrenwerte Mitbürger erschossen wurden und die Polizei zu blind dafür war, die wahren Hintergründe dieser Mordserie zu sehen. Dennoch fände ich es wundervoll, wenn sich kanadische und schwedische Eishockeyspieler nach dem Spiel mit herzhaften sozialistischen Bruderküssen voneinander verabschieden würden. Bin gespannt, wie die Gastgeber der Spiele darauf reagieren würden. -Keine Zeit. Selber Sport zu treiben in der olympischen Periode bringt mich dem Geist der Spiele doch viel näher als ein fauler Druck auf die Fernbedienung. Ist außerdem besser für die Form. Daher für mich: „Boykott an der Fernbedienung“. Der olympische Geist begleitet mich auf Läufen, im Schwimmbad oder auf dem Rennrad. Nicht aber bei der zu erwartenden medialen Dauerberieselung aus Sotschi. |
Aber isch 'abe gar keine Fernbedienung...:Cheese:
Und dementsprechend auch keine Glotze. Die Zombishow unter den fünf Ringen interessiert mich nullkommanullnicht. Dennoch wünsche ich allen Athleten, Zuschauern und sonstwie Involvierten ne gute Zeit und gesunde Heimkehr. Letzteres scheint ja nicht zwangsläufig zu sein, wenn ich mir den Terz um die Sicherheit und die Terrorangst so anschaue...:( |
Und ich habe eine Fernbedienung, aber trotzdem keinen Fernseher :Cheese:
Frisst zu viel Zeit, das Ding. Aber selbst wenn ich einen hätte, käme ich aufgrund obiger Argumentation zum selben Ergebnis: gar nicht erst einschalten. Das wichtigste gibt's ja eh im Olympia Hottie Thread :D |
Kann ja jeder halten wir er es möchte, wenn Zeit ist werde ich es auch schauen! Ich muss doch dafür bezahlen.
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TV-Boykottaktionen finde ich immer ziemlich drollig. Selbst wenn man die allerbesten Gründe der Welt dafür hat, bewirkt es exakt 0,0. Es sei denn, man wohnt in einem der 5000 ausgewählten Haushalte, in denen die Einschaltquoten immer noch mit einem antiquierten Verfahren ermittelt werden.
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Zeit zum Berieseln lassen hab' ich auch nicht. Aber ändern wird sich durch unseren "Boykott" auch nix |
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Mir ist vollkommen klar, dass es keine Sau interessiert, ob ich gugge oder nicht. Ich komme aber mit diesem Kommerzscheiss einfach nicht mehr klar in meiner kleinen heilen Welt und darum bleibt die Kiste kalt (wir haben nur TV um WS zu guggen). |
Die Gründe des Kenianers kann ich alle gut nachvollziehen. Auch ich werde mir davon nichts anschauen, aber eher wg. dem bereits genannten Grund: Meine Zeit ist mir dafür zu schade.
Da mache ich lieber selber Sport und einen Fernseher habe ich auch schon lange nicht mehr. Ich glaube auch nicht das ein Boykott in iregendeiner Form zu Kenntnis genommen wird. Die Show wird zur Zurfriedenheit "aller" laufen. Sollte es zu Kollateralschäden kommen wie seinerzeit in München, gilt dann auch wieder die Devise "the show äh games must go on". Letztlich bieten Kadar und Sotchi für mich Gelegenheit zu überlegen, was ich eigentlich von Leistungssport halte und da verliere ich z.Z. sogar die Lust am Fußballschauen ... :(( |
Ich guck Olympia. Werde ich jetzt gesteinigt?
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Auch wenn sonst mein TV meistens kalt bleibt, Olympia schaue ich auch. Sicher nicht mehr so viel wie noch vor 10-20 Jahren, aber ich schaue im Rahmen meiner Zeit. Wenn Felix Neureuther auf die Strecke geht, Maria Höfl-Riesch den Abfahrtshang hinunterrast oder Biathlon zu sehen ist, spielen Kommerz und die o.g. Themen für mich eine untergeordnete Rolle. Gibt schließlich kaum einen kommerzielleren Sport als Triathlon... Die ganze Moraldiskussion geht mir auf die Nerven. Russland ist nicht das Zentrum der Moralität, aber unsere westliche Welt ist es ebenso nicht! |
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Aber mir fehlen die Argumente, die für Olympia sprechen.: Olympia ist nicht nur das IOC und Putin, Olympia, das sind vor allem auch die Sportler und die zum Großteil ehrenamtlichen Betreuer aus dem Umfeld der teilnehmenden Athleten. Es ist die weltweit größte Veranstaltung mit Begegnung von Sportlern ganz unterschiedlicher Disziplinen, die darüber zum Teil aus komplett unterschiedlichen Kulturkreisen stammen und solche Begegnungen tragen ganz wesentlich zur Völkerverständigung und zu einem von Respekt geprägten Miteinander bei. Wer eine Leidenschaft für Sport hat und Sport mit Leidenschaft betreibt wie so viele hier im Forum, den kann ein solches Event emotional nicht kalt lassen. Ich werde wegen Olympia keine eigenen Trainingseinheiten ausfallen lassen und auch keinen Urlaub dafür nehmen, aber ich werde, soweit es sich anbietet den Fernseher anschalten und Olympia sehen und oft auch mitfiebern und meinen persönlichen Favoriten die Daumen drücken. Ich erinnere mal an das Sommermärchen 2006 in Deutschland. Den Zuschlag für die damalige WM hat Deutschland nur bekommen, indem es sich auf die korrupten Strukturen der FIFA eingelassen hat, Funktionäre z.T. bestochen hat und auch die Knebelverträge der FIFA akzeptiert hat. Hat nichtsdestoweniger die WM damals nicht trotzdem Spaß gemacht mitzuverfolgen, war sie nicht sportlich wertvoll und der damals gebotene Fußball schlecht? Wir haben eine russische Ärztin aus St. Petersburg an unserer Klinik. Die Mehrheit der russischen Bevölkerung ist mit Putin nicht einverstanden und trotzdem ist die ganz überwiegende Mehrheit der Russen stolz, sich jetzt der Weltöffentlichkeit mit (mutmaßlich) gelungenen und gut organisierten Spielen präsentieren zu dürfen. Das Ereignis Olympia alleine auf seine (nicht bestreitbaren) negativen Aspekte zu reduzieren ist zu kurz gedacht und auch respektlos dem russichen Volk und den teilnehmenden Sportlern gegenüber, für die dieses Ereignis in der überwiegenden Mehrzahl das absolute Highlight ihrer Sportkarriere darstellen wird. |
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Ich arbeite fürs Fernsehen. Werde ich jetzt geteert und gefedert?:Lachen2: |
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Irgendwie finde ich Deine Argumentation etwas eigenartig: Du stimmst gegen die olympischen Spiele vor Deiner Haustür. Die Bevölkerung in Sotschi und Umgebung hatte keine Möglichkeit abzustimmen (vermute ich jetzt mal). ;) Würde in allen Veranstaltungsorten, die sich beworben haben, abgestimmt und würde überall dagegen gestimmt, hätten die Sportler keine Möglichkeit den "olympischen Gedanken" (der imho eh nicht mehr existiert) auszuleben und DANN würde das IOC vielleicht mal aufwachen. Ich finds schade für die Sportler und drücke meinen Favoriten die Daumen (was sie ebenfalls nicht interessieren und merken würden, würde ich vor der Kiste sitzen). Mich ärgern einfach diese Vorzeichen unter denen die Spiele oder die Fußball-WMn stattfinden und was für Raubbau mit der Natur und den Menschen getrieben wird. |
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Ha, ich finde Wintersport einfach langweilig. Olympia besteht für mich nur aus:
- Leichtathletik - Schwimmen - Schwerathletik - Radfahren - Turnen - Segeln Alles andere ist doch Mumpitz. :Cheese: Edith sagt gerade, dass sie Rudern auch würdig findet. |
Das hier gefällt mir :
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Mir geht's mit Olympia derzeit ein wenig wie mit der TDF. Natürlich schau ich die weiterhin, aber seltener und die Leidenschaft ist in den letzten Jahren verloren gegangen.
Bei Olympia nervt mich weniger der Kommerz oder die Korruption, es ist vor allem die Person Putin und wie er die letzten Jahre Russland beherrscht. Und es sind nun mal die Spiele von Putin dieses Jahr. Ein Kollege hat mich neulich mal gefragt, warum ich denn dann mit Peking kein Problem hatte? Gute Frage. Weil ich Europäer bin und mich mit Russland in ganz anderer Weise verbunden fühle als mit Nord-Korea oder China. ![]() |
Mal ne ernste Frage: Ist für Euch Sotschi 2014 mit Berlin 1936 vergleichbar? Eine Diktatur präsentiert sich der Weltgemeinde, Bevölkerungsgruppen werden systematisch ausgegrenzt und verfolgt und das IOC kneift.
Aber Olympia hatte in seiner Geschichte ja auch "gute" Momente. Vielleicht hält ja ein Wintersportler dieses Jahr einen rosa Handschuh hoch? |
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Nur eine weltweite Olympiastätte
Ich frage mich, warum es nicht möglich ist, jeweils EINE weltweite Olympiastätte für die Sommer- und Winterolympiade zu erstellen, die mit der modernsten Infrastruktur ausgerüstet ist.
Warum müssen die Wettkämpfe immer in anderen Ländern stattfinden? Damit könnten horrende Baukosten und weitere unangehme Verfahren wie Zwangsenteignungen vermieden werden. Das Gleiche könnte man dann auch noch für die Fussball-WM anwenden :Cheese: |
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Den Vergleich mache ich ja gerade, was ist denn Deiner Meinung nach ein entscheidender Unterschied? |
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"Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Im Sinne des olympischen Gedankens muss jeder Mensch die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art haben. Dies erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay." –Olympische Charta, übersetzt von Google
Das werden wohl einige Millionen (Milliarden?) Menschen lesen heute - gefällt mir. @ FinP: Krimineller ist nicht gleich Kriminelle, Drogendealer ist nicht gleich Drogendealer, Diktator ist nicht gleich Diktator,..... Die beiden Jungs spielen einfach in einer ganz anderen Liga der Bösartigkeit. |
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Die Ausübung von Sport ist ein Menschenrecht. Im Sinne des olympischen Gedankens muss jeder Mensch die Möglichkeit zur Ausübung von Sport ohne Diskriminierung jeglicher Art haben. Dies erfordert gegenseitiges Verstehen im Geist von Freundschaft, Solidarität und Fairplay." –Olympische Charta, übersetzt von Google
Ob das heute Abend verlesen wird? :Cheese: |
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Hab’s vorher nicht geguckt und werden in diesem Jahr nix anders machen. Wäre aber auch nicht anders, wenn die Spiele in USA, irgendwo in Europa oder sonst wo wären, auch wenn die contra-Argumente aus Düsseldorf und die pro aus dem Chiemgau (letztere überwiegend :Lachen2: sicher richtig sind. |
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Tritt die Dame auch so an ? :Lachanfall: :Lachanfall: :Lachanfall: |
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Beim Schwimmen gelingt mir diese Einstellung nicht. :Blumen: |
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Kommt ja durchaus auch bei Staatsoberhäuptern in unserem Breitengrade vor. :Cheese: |
Was dem Bush sein Blair, das ist dem Putin sein Schröder ...
Spielen die auf der Eröffnungsfeier eigentlich Tschaikowsky oder fällt das auch unter Homo-Propaganda? Gruß Torsten |
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Na, sehr geil... Zum Glück habe ich gar keinen. Krass. |
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