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HobbyStudent 18.02.2013 17:09

Infos zum Organspendeausweis
 
hi,

ich hab mir am Samstag beim BRK einen Organspendeausweis mitgenommen, den ich gerade ausfüllen wollte. Erst dachte ich, Mensch, kannste iwann auch mal jemanden was Gutes tun und du brauchst das Zeug ja nicht mehr. Abe iwie bin ich jetzt doch ins grübeln gekommen, ob ich irgendein Organ ausschließen sollte oder nicht. Hab mich da allerdings recht schnell dagegen entschieden. Jetzt beschäftigt mich aber noch ein 2tes Thema: irgendwie möcht ich nicht, dass meine Organe an jemand gehen, der in irgendeiner Form selbst mitverantwortlich dafür ist, dass er jetzt ein neues Organ braucht, ein Alkoholiker z.B. oder ein Raucher, der jetzt ne neue Lunge braucht. Selbstt bei stark Übergewichtigen bin ich da unschlüssig. Andererseits denke ich, diese Personengruppen werden schon rel. weit hinten auf den Transplantationslisten stehen und bevor gar niemand damit geholfen ist... hmmm

Was denkt ihr über das Thema? Ich mein, eure gut gepflegten und gewarten Ersatzteile in jmd, dem sein Körper scheißegal ist bzw. war?

Grüße

blaho 18.02.2013 17:15

Da hätte ich mehr Probleme damit, dass jemand meine Organe bekäme, der mehr Kohle hat als ein anderer.

Kenne so viele sympathische Raucher, Dicke, dicke Raucher, etc.

TheRunningNerd 18.02.2013 17:15

Soll ein sagen wir Raucher dann lieber sterben, statt ein Organ von Dir zu bekommen?

Einem Raucher oder einem Dicken ist sein Körper sicher nicht egal. Es wird Gründe geben, warum er raucht oder dick ist, oder meinetwegen trinkt, oder sonst eine Schwäche hat. Diese Gründe sind vielschichtig und im Einzelfall nachvollziehbar oder nicht - und da haben wir das Problem. Organspende ist eine Grundsatzfrage und kann schwer den einzelnen Empfänger und sein Verhalten berücksichtigen. Das wäre m.E. zynisch und auch vom bürokratischen Aufwand kaum machbar. Ich kann ja auch nicht sagen: "ich will nicht das jemand meine Niere kriegt, der FDP wählt". ;)

Organspende ist m.E. eine alles oder nichts Entscheidung, und ich kenne bislang kein vernünftiges Argument gegen Organspenden.

bellamartha 18.02.2013 17:20

Ja, ich habe da keine Einschränkungen im Kopf, mache keinen Unterschied zwischen "schuldig" Bedürftigen und "unschuldig" Bedürftigen. Glaube auch, dass es schwer wäre, da eine Grenze zu ziehen.
Aus meiner Arbeit mit Suchtkranken weiß ich aber z.B., dass sie Voraussetzungen erfüllen müssen, bevor sie überhaupt für ein Spenderorgan (in der Regel benötigen sie eine Leber) in Frage kommen. Das sind vor allem nachzuweisende Abstinenzzeiten, bevor sie überhaupt auf die Warteliste für ein Organ kommen. Wenn sie dann während der Wartezeit rückfällig werden, war's das auch.

Ich an deiner Stelle würde mich von dem Gedanken frei machen, wer eines deiner Organe "verdient" hat. Besser scheint mir zu sein, daran zu denken, dass alle, die warten eines brauchen, um leben zu können. Auch Menschen, die sich an ihrem Körper "versündigt" haben, sollte man nicht das Recht auf Weiterleben absprechen, finde ich.

Viele Grüße
J.

oko_wolf 18.02.2013 17:24

Zitat:

Zitat von TheRunningNerd (Beitrag 873129)
...und ich kenne bislang kein vernünftiges Argument gegen Organspenden.

Genauso.

selbst wenn eventuell ein Arzt Geld bekommen hätte, um an der Platzierung in der Liste was zu drehen, würden meine Überbleibsel dafür sorgen, daß jemand weiterlebt...

Auch FDP-Wähler sind Menschen :Cheese:

TheRunningNerd 18.02.2013 17:28

Zitat:

Zitat von bellamartha (Beitrag 873130)
Ja, ich habe da keine Einschränkungen im Kopf, mache keinen Unterschied zwischen "schuldig" Bedürftigen und "unschuldig" Bedürftigen. Glaube auch, dass es schwer wäre, da eine Grenze zu ziehen.

Dazu müsste auch man an "freien Willen" glauben, und das tue ich als (Beinahe-)Neurodeterminist nicht. Aber das ist ein weites Feld.

Letztlich wäre ein Auschluss von Organspenden für bestimmte Bevölkerungsgruppen, die sich so oder so verhalten, eine Art indirekte Todesstrafe, und das geht mal gar nicht.

Das konstruierte Thema "wer kriegt die Niere, wenn sich eine junge Mutter und ein Säufer ohne Angehörige drum streiten und einer von beiden nach der Entscheidung sofort tot umfällt" fasse ich allerdings nicht mal mit einer Kneifzange an. Da hängen viel zu viele komplexe Überlegungen dran, wenn man das zu Ende denkt. Ich bin sehr froh das ich sowas nicht zu entscheiden haben.

HobbyStudent 18.02.2013 17:50

Ob Organspenden oder nicht, ist ja gar nicht die Frage sondern schon entschieden. Ich möchte auch dem Alkoholiker die Hilfe nicht verweigern, allerdings hab ich sehr wohl eine Meinung dazu, ob nicht jemand dem unverschuldet die Leber versagt, den Vorrang haben sollte. Gut, die Leute sind krank, das ist schon wieder schwieriger. Bei Rauchern für micht nicht, sorry aber mitlerweile weiß ein jedes Kind wie schädlich das ist, wers trotzdem tut bzw. nicht alles dafür tut, es sein zu lassen, ist selber schuld.


Ich schreib das jetzt einfach mal so, würd vllt. nicht jeder so offen sagen, aber beschäftigen tut mich das schon.

Wolfgang L. 18.02.2013 18:27

Zitat:

Zitat von blaho (Beitrag 873128)
Da hätte ich mehr Probleme damit, dass jemand meine Organe bekäme, der mehr Kohle hat als ein anderer.
...

im Sinne von Bestechung oder ähnlichem denke ich genauso. Ansonsten ist es mir auch egal wer meine noch verwertbaren Teile bekommt.

Vielleicht bewegt meine sportliche Niere ja einen unsportlichen Menschen sich mehr zu bewegen. Wanderniere sozusagen. :Cheese: oder traiNiere

TheRunningNerd 18.02.2013 18:58

Zitat:

Zitat von HobbyStudent (Beitrag 873139)
Ob Organspenden oder nicht, ist ja gar nicht die Frage sondern schon entschieden. Ich möchte auch dem Alkoholiker die Hilfe nicht verweigern, allerdings hab ich sehr wohl eine Meinung dazu, ob nicht jemand dem unverschuldet die Leber versagt, den Vorrang haben sollte. Gut, die Leute sind krank, das ist schon wieder schwieriger. Bei Rauchern für micht nicht, sorry aber mitlerweile weiß ein jedes Kind wie schädlich das ist, wers trotzdem tut bzw. nicht alles dafür tut, es sein zu lassen, ist selber schuld.


Ich schreib das jetzt einfach mal so, würd vllt. nicht jeder so offen sagen, aber beschäftigen tut mich das schon.

Ist doch auch klar. Vom Bauchgefühl kann ich das gut verstehen. Das Problem ist dann halt, das man in eine endlose "Ja aber" Kette kommt, weil man immer Einzelfälle vor sich hat. Ist der kinderlose Rentner (Marathoni & Nichtraucher) dem rauchenden Familienvater Mitte 30 vorzuziehen? Oder wie ist das mit der stark übergewichtigen Krankenschwester (45), sollte die keine sagen wir Leber kriegen, weil ein 27 jähriger gesund lebender Student vor ihr in der Warteschlange steht (der aber seine Freundin jedes Wochenende verkloppt, was natürlich keiner weiss)?

Das Problem ist das man hier Kritieren zusammenstellen müßte, um den "Wert" eines Menschen zu messen, und dagegen sträubt sich in mir alles. Welches Kriterium nun entscheiden soll weiss ich auch nicht, im Zweifel irgendein Produkt aus
medizinischer Prognose und Wartezeit, oder so.

Ist hier jemand vom Fach und weiss wie das tatsächlich läuft?

arist17 18.02.2013 19:15

Zitat:

Zitat von TheRunningNerd (Beitrag 873165)

Ist hier jemand vom Fach und weiss wie das tatsächlich läuft?

War doch einer der letzten "Skandale": Ärzte haben "ihre" Patienten einfach "kranker" etikettiert. :cool:

titansvente 22.01.2014 06:44

Gestern lief auf Arte eine Reportage über Organhandel die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut ging :confused:
<<klick>>

Besonders die daraus aus Gretchenfrage ist etwas, womit sich die Gesellschaft(en) wird beschäftigen müssen:

Ist es moralisch die Spender (institutionell geregelt) finanziell zu entlohnen und oder ist es moralisch dies gänzlich auszuschliessen, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen und damit tausende Empfänger sterben zu lassen?


Eine Frage, die einen selbst spaltet...

Duafüxin 22.01.2014 07:39

Zitat:

Zitat von titansvente (Beitrag 1004485)
Gestern lief auf Arte eine Reportage über Organhandel die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut ging :confused:
<<klick>>

Besonders die daraus aus Gretchenfrage ist etwas, womit sich die Gesellschaft(en) wird beschäftigen müssen:

Ist es moralisch die Spender (institutionell geregelt) finanziell zu entlohnen und oder ist es moralisch dies gänzlich auszuschliessen, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen und damit tausende Empfänger sterben zu lassen?


Eine Frage, die einen selbst spaltet...

Hab ich auch gesehen.

Züchten wir uns Organspender in EWL, um über eine "Organbank" zuverfügen?

Wer hilft den Kranken in armen Ländern ein Organ zu bekommen, wenn sie eins brauchen?

titansvente 22.01.2014 09:36

Zitat:

Zitat von Duafüxin (Beitrag 1004494)
Wer hilft den Kranken in armen Ländern ein Organ zu bekommen, wenn sie eins brauchen?

Einer der Spender in dem Film, ein Phillipino, war ja selber nierenkrank und hätte eigentlich nie spenden dürfen :Nee:

Nun muss er selbst zur Dialyse und der Empfänger wird das Organ wohl wieder verlieren und ebenfalls erneut zur Blutwäsche müssen oder gar sterben. :(

Aivlys 22.01.2014 09:45

Moin,

ist zwar nicht ganz das Thema, .... aber egal :Cheese: klick

:Huhu:

Duafüxin 22.01.2014 09:51

Zitat:

Zitat von titansvente (Beitrag 1004559)
Einer der Spender in dem Film, ein Phillipino, war ja selber nierenkrank und hätte eigentlich nie spenden dürfen :Nee:

Nun muss er selbst zur Dialyse und der Empfänger wird das Organ wohl wieder verlieren und ebenfalls erneut zur Blutwäsche müssen oder gar sterben. :(

Der Empfänger war doch schon gestorben.

la_gune 22.01.2014 10:14

Ich möchte nicht, dass mein Herz an einen bekloppten Triathleten geht, der seins wegen Training während einer Krankheit und einer daraus folgenden Herzmuskelentzündung verloren hat und es dann wohlmöglich noch jahrelang überstrapaziert... :Lachen2:

Wen oder was willste denn noch alles ausschließen ? Die Liste dürfte undendlich werden. :Huhu:
Also entweder ganz oder gar nicht. Toll finde ich das auch nicht unbedingt, aber andererseits sind meine "Ersatzteile" (hoffentlich) zu schade zum Wegschmeißen. ;)

Knöpfchen 22.01.2014 10:14

Ich hatte mich auch eine ganze weile mit dem Thema beschäftigt und wollte einen Ausweis beantragen bzw. erstellen. Nach langem Überlegen und belesen fållt es mir nun doch schwer, da man ja (logischerweise) bei der Entnahme noch nicht "richtig" Tod ist. Die Organe werden ja entnommen wenn der Hirntod festgestellt wurde, gibts da aber vlt. nicht noch ne Minichance? Oder wer trägt dann die Entscheidung ob der Patient endgültig abgelebt hat?

Was sagt ihr dazu?

Flyer 22.01.2014 10:27

Die Kriterien für den Hirntod sind genau definiert; nach menschlichem Ermessen gibt es da keine "Minimalchance" mehr. Es würde auch keine Therapie irgendwie fortgesetzt, die beendet wird, wenn man die Organe spendet. Abgestellt wird so oder so.
Ein Einfluss auf die Auswahl des Empfängers ist bei der sog. "Leichenspende" nicht möglich, da der Empfänger über Eurotransplant in Leiden ausgewählt wird.
Anders ist das nur bei der sog. Lebendspende, wenn eine Lebender z.B. eine Niere, eine Teil der Leber oder Blut gezielt für einen bestimmten Empfänger spendet. Auch hier gelten genaue Regeln, damit Niemand unter Druxk gesetzt oder ausgebeutet wird.

MattF 22.01.2014 10:32

Zitat:

Zitat von Knöpfchen (Beitrag 1004583)
Oder wer trägt dann die Entscheidung ob der Patient endgültig abgelebt hat?

Der Arzt, wer sonst?

titansvente 22.01.2014 10:35

Zitat:

Zitat von Knöpfchen (Beitrag 1004583)
Ich hatte mich auch eine ganze weile mit dem Thema beschäftigt und wollte einen Ausweis beantragen bzw. erstellen. Nach langem Überlegen und belesen fållt es mir nun doch schwer, da man ja (logischerweise) bei der Entnahme noch nicht "richtig" Tod ist. Die Organe werden ja entnommen wenn der Hirntod festgestellt wurde, gibts da aber vlt. nicht noch ne Minichance? Oder wer trägt dann die Entscheidung ob der Patient endgültig abgelebt hat?

Was sagt ihr dazu?

In Bezug z.B. auf meine Nieren, würde ich auch im lebendigen Zustand eine an meine Frau, Kinder oder einen guten Freund hergeben, wenn ich damit helfen könnte.
Bei einer fremden Person vielleicht auch, wenn ich der einzig mögliche Spender wäre :Gruebeln:

Nach meinem Tod wäre es mir grad Wurscht :Huhu:
Ausnahmen machen evtl. Nazis oder religiöse Eiferer denen ich das Dasein auf Erden mit einem meiner Organe nicht unbedingt verlängern möchte :Nee:

Oscar0508 22.01.2014 20:41

Eine typische Internetquatschdiskussion.

Imho sollte die Gesetzeslage so sein, dass man automatisch Spender wird, wenn man vorher nicht irgendwo formlos und einfach widerspricht. Ich hab seit Jahren einen Ausweis und ich persönlich finde, die Überlegungen, die hier teilweise angestellt werden unüberlegt, unreif und völlig daneben.
Organspenden retten Menschenleben! Denkt z.B. auch mal an die Angehörigen!


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