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Was sind wir doch für erbärmliche Würstchen.
... das habe ich mir eben nach der Lektüre der Tagebücher von Robert Falcon Scott gedacht.
Im Grunde sind wir doch alle Narzissten und schmücken uns mehr oder weniger mit allerlei elitären Attitüden, weil wir nen Eiermann oder nen Inferno finishen. Einen Marathon unter XX:XX rennen oder sonst irgend einen Ultralauf ins Ziel bringen. Beim Ötztaler die Pässe hinaufstrampeln, zum x-ten Mal in Renngeschwindigkeit mit dem Mountainbike über die Alpen brettern oder unter erschwerten Bedingungen irgend eine Wasserstrasse schwimmend durchqueren. Logo, das sind alles Leistungen, auf die man zu Recht stolz sein kann und die man sich, an seine physischen und psychischen Grenzen gehend, selbst abgetrotzt hat. Man hat Allerlei entbehren müssen und eine Menge Disziplin an den Tag legen müssen, um das jeweilige Ziel zu erreichen aber im Vergleich zu solchen Taten, wie denen solcher Pioniere wie Scott, Amundsen oder Shackleton kommt man sich wie ein jämmerlicher, überheblicher Stümper vor und man fühlt sich irgendwie wieder auf´s rechte Maß reduziert. Schon allein die Schiffsreise von Neuseeland in die Antarktis hätte für uns jenseits der erträglichen Grenzen gelegen. Von dem über zweijährigen Aufenthalt in der Antarktis und der Reise zum Pol ganz zu schweigen! Allein beim Lesen des Speiseplans würde sich so manchen der Magen umdrehen. Schicksalsschläge durch unkalkulierbare Wetterphänomene, Versagen oder Verlust der Technik (Motorschlitten), falsch eingeschätzte Leitungsfähigkeit der Ponys, welche viel zu früh starben oder "erlöst" werden mussten, kranke Expeditionsteilnehmer usw. wurden als gegeben akzeptiert. Ständig kalte, nasse oder gefrorene Kleidung sowie Frostbeulen gehörten einfach dazu. Wer kann sich vorstellen über drei Monate in der Antarktis zu zelten? Das Unglaublichste für mich aber war, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit welchem Heldenmut sie dem Tod ins Auge geblickt haben :Nee: Würdet ihr euch an den Start eines Rennens stellen, von dem ihr wüsstet, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ihr dabei langsam und sehenden Auges krepiert? |
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Mich treibt nichts an mich in solche Regionen, wo zuvor noch keiner war, zu bewegen, finde sowas :confused: Ich muss auch nicht den Mount Everest hochklettern oder die Zugspitze in Badehos hochrennen oder die Wüste durchqueren oder die Welt alleine umsegeln oder in die Tiefsee abtauchen 9000m tief in irgendwelche Gräben. Ich bin zufrieden da wo ich bin. |
Scott war ein in seiner Zeit gefangener Sklave seines Standes. Der hat noch Geologische Proben nehmen lassen, als ihm schon längst klar sein musste, dass alle in höchster Lebensgefahr geschwebt haben. Mal abgesehen davon, dass ein Britischer Genleman niemals mit Hunden reisen würde, sondern immer Pferde haben wollte.
Natürlich ist das auch eine Frage des Zeitgeistes, aber ein Shakleton war da z.B. viel mehr auf seine Mitreisenden (die auch für ihn Untergebene waren) ausgerichtet. Dem ging es neben seinem mehr als ehrgeizigen Ziel immer auch um die sichere Rückkehr. Amundsen übrigens auch. Besser geplant, das nötige Quentchen Glück gehabt und als erster am Ziel und vor allem: wieder nach Hause gekommen! Mosh |
Als ich letztens diesen Fim sah dachte ich auch: Was für erbärmliche Würstchen.
Ich bin ein großer Fan extremer sportlicher Leistungen. Aber ich hasse dieses Gedöns rundherum. Muss dabei immer an (verhungernde) Kinder denken. Da relativiert sich dann auch die Antarktis. Die selbstherrliche Überschätzung manches Athleten wirkt dagegen ja nur wie ein lauer Darmwind, den man sich leicht mit einer flüchtigen Handbewegung von der Backe wedelt. Lg Nik |
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Und ich erkläre es mir mit der damaligen Zeit, in der es normaler war für Ruhm, Ehre, Krone und Vaterland oder sonstigen sehr abstrakten Dingen ins Gras zu beißen. Heute gibt es in der westlichen Welt (und das ist gut so!) weniger Menschen die ihr eigenes Leben einer höheren, übergeordneten Sache widmen und schlimmstenfalls dafür auch beenden. Zum Beispiel Soldaten und Personenschützer von Top-Politikern. ...Nein! Keine Feuerwehrleute! ;) Diese arbeiten auf anderen Rechtsgrundlagen und mit anderen disziplinarischen Konsequenzen. Gruß N. |
Attila, Marco Polo, Lindbergh.... die Geschichte ist voll von diesen wagemutigen Haudegen und Menschen, die sie dabei begleitet haben.
Von denen sind allerdings mehr in jungen Jahren weggestorben als von denen, die in der Höhle sitzengeblieben sind. Die Sitzenbleiber haben fleißig ihre Gene weitergegeben mit dem Ergebnis, das heute Triathlethen schon zu den Helden zählen. |
Ziel dieses Threads ist es nicht Scott als Person oder die anderen Polarpioniere zu glorifizieren, sondern deren Leistungen zu den unsrigen ins Verhältnis zu setzen.
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Shackleton setzte bei der Nimrod-Expedition ebenfalls Ponys. Zitat:
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Lebendige Grüße N. :Huhu: |
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Interessante These.:Cheese: :Blumen: Erinnert aber ein bisschen an Sarrazin... Und außerdem vergisst du, dass Frauen (aus welchem Grund auch immer) auf diese testosterongetränkten Draufgängertypen stehen und damit die Abenteurer/ Risikojunkies oft trotz des statistisch verkürzten Leben reichlich Chancen haben, etwas für die Frotpflanzung zu run. Selbst Scott hat es seinerzeit geschafft, eine für die damalige Zeit wohl recht begehrte Braut rumzukriegen und seine Gene schon vor der Pol-Expedition in die nächste Generation zu retten. |
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Mosh |
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Ich habe nämlich vor Kurzem, bei der Recherche zu einem Rennen, welches ich gerne machen möchte, einen Bericht eines Athleten gelesen, der den Tagebuchaufzeichnungen von Scott in Nichts nachsteht - karikiert formuliert. Wenn ich dann diesen Kontext herstelle gelange ich zu dem Schluss, dass wir sind schon sehr selbstverliebt sind und in unserer Endorphin schwangeren Euphorie leider zu oft zur Übertreibung und Überheblichkeit neigen. |
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Wer? Ein Forumsteilnehmer gar ? Link wäre nett, gerne auch per PN. Danke ! |
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http://www.triathlon-szene.de/forum/...leten+ Helden |
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Liest man hier in diesem und anderen Foren 1000 fach! |
[quote=Campeon;709855]Ich würde sagen, eher ein Dummkopf!!!
QUOTE] Weil er es öffentlich gemacht hat? Lieber im Stillen poppen und die Früchte seiner Arbeit genießen? Oh, ich schweife ab... Mosh |
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Ich sehe das ja so: Für mich sind die unglaublichsten Sportler die (Höhen) Bergsteiger. Das ist richtiger Extremsport. Die Chance, dass du nicht mehr oder nicht gesund zurück kommst sind unverhältnismäßig groß. Ich weiß zwar nicht, ob sich Extremsport so definiert, aber ich tu es einfach mal. Das was wir machen ist halt normaler (Leistungs)Sport, teilweise mit einer kleinen Prise Abenteuer gesalzen. Für mich ist das o.k., aber wenn ich keine Kinder hätte, dann würden mich vielleicht etwas waghalsigere Sachen auch mal reizen. Kennt ihr Mike Horn? Der hat auch einen an der Waffel. Der hat alleine und aus eigener Kraft die Erde genau am Äquator umrundet, was viel schwieriger ist, als es sich anhört. Man muss ein paar tausend km durch den Amazonas Regenwald, über den Pazifik segeln, in Afrika teilweise durch Bürgerkriegsländer... Ich hab das Buch, ist lesenswert. |
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Aus einem sehr lesenswerten Interview über Liebe, Leidenschaft und Lebenslust mit Kammerlander. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-58485920.html |
Wenn man das alles unter dem Gesichtspunkt betrachtet, darf nur der EINE mit den ALLERDICKSTEN Eiern die Fresse aufreißen und alle anderen haben still zu schweigen. Auch die Helden der zweiten und dritten Reihe.
Von solchen Pionieren gibt es auch nur ab und zu mal einen, vielleicht nicht mal in jedem Jahr. Ich denke aber auch, dass nur die allerwenigsten von uns "Stümper-Triathleten" sich anmaßen werden, ihre Leistungen mit denen derartiger Pioniere auf eine Stufe zu stellen. Geben tut es sicher irgendwo einen, habe zumindest noch keinen solchen bemerkt. Was du da gelesen hast, mag ja einer dieser Selbstvermarktungs-Trommler sein. Wenn du ihn fragst, ob er sich auf einer Stufe mit Scott sieht, wird er das vermutlich dennoch verneinen. Ansonsten sehe ich es wie 3-rad: Ich habe kein Interesse daran, unter diesen Aussichten ein Pionier zu sein. Zum Glück fühle ich mich auch nicht als erbärmliches Würstchen. |
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ich sehe da keinen unterschied zu heute. gut vorbereitet lassen sich auch heute große strapazen meistern, und mit glück und improvisationstalent (wie bei shackleton) auch lebensgefährliche situationen überstehen. |
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Den Link behalte ich noch ein Weilchen für mich :Cheese: Zitat:
Habe vor kurzem auch mal "Speed" von Ueli Steck gelesen. Der Typ "rennt" in 2:47h die Eiger Nordwand "free-solo" hoch :Nee: |
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Nur warum ich jetzt ne Wurst sein soll, nur weil ich nicht so tolle Sachen mache, erschließt sich mir nicht ganz ... |
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Will damit höchstens mir selbst etwas beweisen und mein Meld verdien ich in einer gut temperierten Werkhalle .... Und...das ist auch gut so ! Feddich |
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Extremsportler die dem Tod ständig ins Auge schauen (Extrem-Expeditionen, Bergsteiger, Free-Climber etc.) kann man nicht mit Triathleten vergleichen. Auf einer Sportgefährlichkeits-Skale von 0 bis 10 ist Schach nunmal 0 und der Extremsport bei 10. Triathlon liegt irgendwo dazwischen. |
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Natürlich bleibt auch heute an den großen Bergen ein Restrisiko, was im schlimmsten Fall den Tod bedeutet. Heute lassen sich jedoch alle per Satellitentelefon den Wetterbericht detailliert vorab schildern während man früher einfach in die Wand gestiegen ist und niemand wusste wie das Wetter in 3 Tagen weit oben am Berg sein wird. Bezüglich Scott/Amundsen sagte Reinhold Messner unlängst bei einem Interview, das es trotz diversen Versuchen bis heute nie jemand geschafft hat eine der beiden Routen so wie die beiden sie beschritten haben zu wiederholen. Seine These war, der heutige Mensch könne diese Leistung nicht mehr wiederholen. |
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Der ist auch extrem Ausdauer trainiert. Hat für den Speed Rekord am Eiger ca. 1.000 Stunden trainiert. Zitat:
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So viele, wie auch ein Fahrrad für durchschnittlich 8.000 € haben :Lachen2:?
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Megalodon hat sich dazwischen gedrängelt (elender Schnelltipper :Lachen2:). Meine Aussage sollte sich allgemein aufs "Leben riskieren" beziehen.
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Was sind das für Persönlichkeiten die für Ruhm und Ehre ihr Leben riskieren?
Manchmal leider extreme Egozentriker wie der Messner zum Beispiel. Was muten diese Leute ihren Familien zu die ständig Angst haben müssen das der Sohn, Mann oder Vater nicht mehr heimkommt. Natürlich ist es eine großartige Leistung die Eiger Nordwand oder die Nose in ein paar Stunden zu meistern aber man steht ständig mit einem Bein im Grab. Einen Achttausender ohne Sauerstoff zu meistern ist auch höchst Ungesund. Der Kammerlander hat natürlich Style ohne Ende. Am Everest wo andere mit Flaschensauerstoff raufkriechen noch mit Schiern abzufahren ist schon geil. Einmal hat er einen Dreitausender bestiegen ist nach dem Abstieg über 200 km mit dem Rennrad zum nächsten Dreitausender gefahren und hat den auch noch bestiegen. Einem Mann mit so überragender Physis würde vermutlich bei jedem Triathlon der Welt mithalten können würde er darauf hintrainieren. |
Lieber Pirat, da hast du ja mal wieder was gestartet...
Ich finde den Vergleich nicht machbar. Natürlich haben die Jungs (und es waren ja meist Jungs) Mum gehabt. Aber die Jungs, die leider keine Zeit hatten oder nicht mal schreiben konnten und ihr Leben in Fabrikhallen fristeten um die Familie über die Runden zu bringen sind halt nicht so spannend. Es war eine ganz andere Zeit mit anderen moralischen Vorstellung, anderer Vernunft, anderer Geschwindigkeit.
Was würde Scott zu Apnoe Tauchern und Free Climbern (nicht nur Free Solo) sagen? Oder ganz einfach eine Frau die mit nem X5 bei 200KM/h auf der Autobahn fährt und über Freisprecheinrichtung etwas berufliches bespricht? Teufelskerle(in) würde er sagen! Meiner Meinung nach kann man Ereignisse von vergangenen Epochen nicht mit aktuellen vergleichen, man muss sie im gesamten Kontext sehen. Das wir uns heute als "Helden" beim Sport sehen können (was ich nicht tue), ist aber letztendlich auf diese wagemutigen Menschen zurückzuführen. Weil sie es gewagt haben, können wir so leben wie wir heute leben. @Pascal: Man muss nicht in die Todeszone um zu sterben, das geht am Mount Blanc auch ganz schnell. Und die Toten im November, die über die Presse gegangen sind schon nicht mehr die letzten. Leider |
Wenn mich jemand mit großen Augen anschaut, weil ich Triathlon und sogar eine Langdistanz schaffe, dann sage ich immer: Ich bin kein Held !
Das bisschen Langdistanz schafft doch wirklich jeder gesunde Mensch mit etwas Spaß und Fleiß. Solange man im Umfeld keine Menschen kennt, die so etwas machen, ist es ne große, fast unglaubliche Leistung. Spätestens wenn Dir der fünfte Übergewichtige übern Weg läuft und man erfährt, das auch dieser Jemand ein IronMan ist .....dann weiß man, das es machbar sein muss. Zohan ist ein Held - Wir nicht ;) So sehe ich das auch mit diesen Ultra-Expeditionen. Ich kenne da niemanden persönlich und deshalb macht´s die Sache riesig. |
Ich glaube der Reiz an extremen Aktivitaeten ist oft die
Todesnaehe. Es gibt Menschen die diesem Verlangen in verschiedenen Formen nachkomme müssen und niemals müde werden Wege zu finden. Jedem steht es zu sein Leben aufs Spiel zu setzen. Oftmals leider traurig für die Hinterbliebenen. Triathleten sind Menschen mit zu viel Geld und zu viel Freizeit, nicht mehr und nicht weniger, heldenhaft ist an Triathlon wahrhaftig gar nichts ! |
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