Soziale Proteste in Frankreich - die Gelbwesten.
Macron trat bekanntlich mit dem Versprechen die Präsidentschaft an, Reformen in Frankreich durchzuführen. Darunter verstand er vor allem Sozialabbau, den er seither unbeirrt durchzog. Gegen diesen demonstrierten im vergangenen Jahr schon punktuell die Gewerkschaften, ohne Wirkung auf Macron´s Politik und die Regierung.
Seit ca. drei Monaten entstanden ausserhalb der traditionellen Organisationen eine Art "Graswurzelbewegung" inform der Massenproteste der "gilets jaunes", der Gelbwesten in Frankreich, die sich zunächst in den ländlichen Regionen und von da auf die zentralen Städte ausbreiteten. Bisher zeigte die Protestbewegung Breite, Ausdauer und Hartnäckigkeit und es gelang der Polizei nicht, die Proteste durch überhartes Vorgehen zu beenden (Tausende Festnahmen). Der "untere Mittelstand" wehrt sich auf den Strassen und öffentlichen Plätzen gegen die sozialen Ungerechtigkeiten im Land. (und nicht gegen die "Islamisierung" oder die Flüchtlingsunterkünfte wie bei uns) Am So. und am Mo. berichtete der Weltspiegel zum ersten Mal mit Interviews der Aktivisten über ihre Ziele und Aktionen. Sehr informativer Bericht, ca. 15 Min. https://www.ardmediathek.de/ard/play...dlbHRzcGllZ2Vs Einen guten Bericht über die Proteste findet man auch im "Freitag": frankreich-gelbwesten-protest-bewegung |
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Ich verfolge die Berichte auch interessiert, bin aber zunehmend zwiegespalten.
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Ich wünsche den Gelbwesten, daß sie es schaffen, sich von den Casseurs klar zu distanzieren, damit ihre Anliegen nicht unnötig diskreditiert werden. Und ich finde die verschiedenen Spekulationen interessant, ob oder ob nicht sowas auch in Deutschland passieren kann/wird, bzw. warum nicht: weil es hier gerechter zugeht, oder weil die Deutschen einfach nur braver sind... |
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Die EU zeigt ja auch gerade beim Brexit, was sie von Demokratie und demokratischen Entscheidungen hält. Abstimmen lassen, bis das gewollte Ergebnis erreicht ist, ist die Devise! Ist Macron nicht ein Zögling / Partner der Familie Rothschild? https://www.faz.net/aktuell/wirtscha...-14957496.html Spannende Zeiten. Mal schauen, was in Belgien und den Niederlanden passiert und ob die Bewegung doch nach D rüberschwappt. Allerdings ist die Gesamtsituation in Frankreich anders, schaut mal auf deren Spritpreise, wenn Macron die Steuererhöhung umsetzt!!!:Blumen: omtc Ps politik, lieber schnell wieder in den Lesestatus. Spannend aber Zeitaufwändig.:Blumen: |
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Marcon verfolgt ganz klar die neoliberale Agenda. So deutlich und dreist, dass man ahnt, für wie dumm man als Bürger gehalten wird. Le Pen muss nur abwarten und die Füsse still halten, so wie die AfD hier. Interessante Zeiten.... |
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Das letzte Mal, das Deutschland auf der Strasse war muß Anfang / Mitte der 80 er gewesen sein, als die Gewerkschaften Streiks organisiert hatten (mir ist entfallen, worum es da noch mal ging...) |
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Was für so einen Ausbruch entscheidend sein dürfte, ist nicht der Vergleich mit dem Nachbarn, sondern die gefühlte relative Veränderung für einen großen Teil der Menschen. Und welche Änderungen zu schmerzhaft sind, und welche hingenommen werden, dürfte von Land zu Land unterschiedlich sein. Die jeweils führenden Politiker sollten das vor Ort einschätzen können, um solche Eskalationen zu vermeiden - dazu gehört aber weniger Abgehobenheit, als viele aktuellen Politiker es kultivieren. |
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Von der Teilnehmerzahl her die größten Demonstrationen in der BRD waren die der Friedensbewegung (z.B. 10. Juni 1982 Hofgarten Bonn), auch nicht gewerkschaftsorganisiert (und kurzfristig ohne Erfolg). Ansonsten ist nach meinem Sozialkundelehrer der französische Staat deshalb autoritätrer organisiert, weil "der Franzose an sich" ja weiß, wenn zuviel Staat, dann macht er Revolution.... (1789, 1830, 1848, 1870, 1968,....). Diese Erfolgserfahrung hat "der Deutsche an sich" eher nicht... |
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https://de.wikipedia.org/wiki/Friede...oppelbeschluss Du meinst aber sicher mit Streiks Arbeitskämpfe in den 80zigern. Dann bildete die Bürgerrechtsbewegung in der DDR sicher die grösste friedliche Massenbewegung in DE. Insgesamt hat Deutschland aber schon inbezug auf "Revolutionen" eine ganz andere Tradition wie Frankreich oder die Schweiz. Zu obrigkeitshörig, denke ich. |
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Man sollte auch mal die Staatsgewalt inform von Darth vader-Polizisten und Wasserwerfen erlebt habe. Das prägt ebenso. |
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Erkläre mal was Du meinst? Die von Theresa May abgesagte Abstimmung? Ich kann dir nicht ganz folgen. Danke & Gruß N. :Huhu: |
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:Huhu: BTW der saubere Herr Macron und seine Leibwächter |
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Die Proteste 89 (die ja auch in anderen Ostblockländern stattfanden) gehören für mich unter eine andere Überschrift (friedliche Revolution). Alles was danach stattfand (auch gg Stuttgart 21) waren eher lokale Veranstaltungen, nichts verteilt über die ganze Republik... |
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dies haben ja die Schotten, nicht die Briten, zur Entscheidung beim EuGH vorgelegt ... Warum also damit jetzt an die Öffentlichkeit, wo doch das demokratische Votum der Briten aus dem Volksentscheid eindeutig ist? MMn wird damit die demokratische Entscheidung der Mehrheit der damaligen Abstimmenden in Frage gestellt.:Huhu: |
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In der CDU wird jetzt aus dem Merz-Lager weinerlich darüber geklagt, dass die Parteivorsitzende durch Delegierte und nicht durch alle CDU-Miglieder gewählt wurde. In Teilen Deutschlands ruft man montags "Wür sünd dos Volk" und glaubt es auch noch. :Cheese: Das muß man aushalten. Oder, wenn man den einfachen Menschen, "dem Volk", die Abstimmung über ein komplexes Thema wie den Brexit überläßt, muß man sie vorher über die Konsequenzen informieren. Aber stattdessen hat man Farage und Johnson lügen und labern lassen. Upps. Wir sind OT. Sorry. Gruß N. :Huhu: |
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Ist aber nur so eine Idee, ich kann mich täuschen. |
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Das wäre wichtig zu verstehen um diese folgende Behauptung zu bewerten: Zitat:
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Volksabstimmung... :Lachen2:
Siehe GB, was das ausgelöst hat.. ne danke, lass das mal schön weg hier.. :Blumen: |
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Nein, ich meinte vorher, die Gründerväter der amerikanischen Demokratie. Die Abneigung gegenüber dem gemeinen Volk war sichtbar und wurde auch offen kommuniziert. Ich schiebe noch Quellen nach, wenn ich mehr Zeit habe. Zitat:
Leitmedien sind nicht Bewacher und Kontrolleure der Demokratie, sondern Wachhunde des Systems. Zitat:
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Karsten, danke für die Antwort.
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Volksabstimmungen je nach politischer Opportunität von konservativen Regierungen alle 10 Jahre einmal inszeniert, kann man als Gegenargument gegen die direkte Demokratie kaum anbringen. Erfahrungen in direkter Demokratie erwerben die Bürger ja nur, wenn regelmässig Abstimmungen über Gesetze, Infraktstrukturvorhaben, Schulen, Kita´s, Steuersätze etc. in den Gemeinden, Kantonen (Bundesländer), im Staat stattfinden. Viele Urnengänge haben oft eine geringe Wahlbeteiligung. Die Bürger besitzen auch ein Initiativrecht (Einbringen von verfassungs(=Gesetzes)vorlagen) und ein obligatorisches oder fakultatives Referendumsrecht, damit verabschiedete Parlamentsbeschlüsse zur Abstimmung kommen müssen. Neben der Medienmacht beeinflussen die umstrittenen Abstimmungen auch die jeweilige Finanzstärke, mit denen aufwendige Kampagnen unterstützt werden. Liste der eigenössischen Volksabstimmungen seit 1848 Was oft vergessen wird: Die direkte Demokratie in der Schweiz ergänzt sich in den Parlamenten durch die sog. Konkordanzdemokratie, d.h. alle relevanten Parteien entsenden Regierungsmitglieder im Verhältnis ihrer Parlamentsanteile in ein Kollegialorgan, dem ein wechselnder Präsident (Bundeskanzler) vorsteht. Es besteht quasi immer eine "GroKo" aus fast allen Parteien, was Kompromisse von allen Seiten einfordert. Desweiteren besteht ein sehr weitgehender Föderalismus, in der die Gemeinden die Grundeinheit bilden (mit eigenen Steuersätzen!). Insgesamt führt das zu einem politischen System, in dem "Bewahren" und "vorsichtige, langsame Erneuerung" die Pole bilden und durch die direkte Demokratie und den Föderalismus eine hohe Integration der Bürger erreicht wird mit vermutlich grösserer Bürgerzufriedenheit wie in DE. Proteste wie die der Gelbwesten wären in der Schweiz deswegen schwer vorstellbar. Wer dort auf die Strasse zum Demonstrieren geht, bekommt schnell zur Antwort: Sammelt doch Unterschriften für eine Abstimmung? |
In dem Zusammenhang: Kennt ihr Julia Zeh? Sie is mir eingefallen, weil ich gerade las, dass sie vom Brandenburger Landtag zur Richterin am Landesverfassungsgericht gewählt wurde. Sie is ne Schriftstellerin und von der Profession her ne promovierte Juristin. Vor Jahren hat die mal an eine neue Staatstheorie hingehirnt. Zentral dabei war u.a. ein politisches System ohne Parteien. Das treibt mich seither um und ich überlege - ohne größere Ergebnisse - auch wie denn sowas aussehen könnte. Zumindest bin ich mittlerweile der Meinung, dass das Parteiensystem in Problem darstellt. Keine Ahnung ob Fr. Zeh zu einem Ergebnis kam? Ich finde diese Idee hoch interessant und spannend.
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Solcher Handel gelingt besonders gut bei Abgeordneten, die ähnliche Grundüberzeugungen haben. Es würde sich also von allein ein inoffizielles linkes und ein rechtes Lager herausbilden. Besonders erfolgreich (durchsetzungsfähig) ist ein solches Lager dann, wenn alle Mitglieder möglichst fest zusammenhalten, also gemeinsam abstimmen. So formen sich scharfe Grenzen zwischen den Lagern. Man hat dann zwar Parteien, die jedoch nicht so heißen. Es gäbe dann keine Parteiengesetze und Regeln zwischen den Parteien. So aus der Hüfte geschossen halte ich das nicht für eine Verbesserung. Dem müssten substantielle Vorteile gegenüberstehen. Ist das der Fall? :Blumen: |
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Hallo, würde mal eine Brücke schlagen zwischen D und F.
Es wird behauptet in D gäbe es solche Proteste nicht, das ist aber nicht ganz richtig. Es gab erst 2017 massive Prosteste gegen die sogar weltweite (möglicherweise ist das dann auch das Problem) sozialen Ungerechtigkeiten ---> G 20 Gipfel in HH. Die Gewalteskalation würde ich als ähnlich ansehen. ( https://rp-online.de/politik/ausland...h_aid-34994827 ) In HH war man sich allerdings ausser im ganz linken Lage weitgehend einig, dass das mit der Gewalt so nicht geht. Das sieht man jetzt für F etwas anders. Weite Teile der Sympathisanten der Gelbwesten, sehen die Gewalt als legitimes oder zumindest entschuldbares Mittel an, um überhaupt mal was zu bewegen und gehört zu werden. Vielleicht sollte man auch noch darauf hinweisen, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen in HH 2017 völlig friedlich gegen den G20 Gipfel protestiert haben und nur ein kleiner Teil dort gewalttätig wurde und in den Medien vorkam. |
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Gruß Matthias |
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Ähnlich wie beim Brexit wurde auch da von den Befürwortern mit geschönten Zahlen gearbeitet. Gruß Matthias (der damals gegen S21 gestimmt hat) PS: Und ausgerechnet die Schweiz als 'moderne Demokratie' zu bezeichnen ist schon etwas lustig. |
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In meinen Augen handelte es sich bei den Protesten gegen das Gipfeltreffen in Hamburg um mehrere lange im voraus geplante, anlassbezogene Demos verschiedener Organisatoren in einem Bündnis, wovon eine der Demos zu den Ausschreitungen führte. Die Demos endeten mit dem Gipfel, waren von vornherein auch begrenzt. Es gab zudem eine deutlich geringere Beteiligung wie in Frankreich. Viel grösser als in Hamburg war die Anzahl der Teilnehmer bei der Demo im Oktober 2018 gegen Rassismus in Berlin, ca. 200 000 . Sie richtete sich gegen rechte Hetze, Diskriminierung, das Flüchtlingssterben auf dem Mittelmeer und Kürzungen im Sozialsystem. In Frankreich sahen wir hingegen landesweite Aktionen einer selbstorganisierten Bewegung des unteren Mittelstandes, eine spontane Reaktion auf die erhöhten Sprittaxen, die bisher die diversen Aktionen wie Strassenblockaden u.a. solange durchführte, bis die Regierung auf ihre Forderungen inhaltlich reagieren musste. Sie erreichte durch die Breite und Entschlossenheit IMHO einen Teilerfolg mit der Rücknahme der Sprittaxe und den Zugeständnissen von Macron. Ob die Bewegung der Gelbwesten nun weitergeht, abflaut oder in Teilen radikalisiert, ich bin gespannt. |
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Grundsätzlich besteht für jeden aus dem Volk, durch Mitgliedschaft in einer Partei und durch entsprechende politische Mitarbeit die Möglichkeit zur kleinen Gruppe der Entscheider (die gewählten Politiker) zu gehören. Wer daran zweifelt kann sich auf Wikipedia leicht über die frühen Jahre von z. B. Frank-Walter Steinmeier, Gehard Schröder oder Kurt Beck informieren. Grundsätzlich besteht für jeden aus dem Volk durch Mitgliedschaft in einer Lobbygruppe wie z. B. Gewerkschaften, dem VdK, dem ADFC, dem jeweiligen Landessportbund, etc. und durch entsprechende dortige Mitarbeit die Möglichkeit zu versuchen, die kleine Gruppe von Entscheidern (die gewählten Politiker) zu beeinflussen. Und die Leitmedien... Wer ist das denn "die Leitmedien"? Und was bewachen die Leitmedien als Wachhunde, statt in dieser Zeit die Demokratie zu kontrollieren? Gruß N. :Huhu: |
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Es gibt immer Unterschiede, ich habe versucht die Gemeinsamkeiten zu finden. |
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Selbstverständlich kann man in eine Partei eintreten. Nur ist es schwer nach oben zu kommen, wenn man nicht die Meinung der Partei vertritt. Und Parteien sind in den letzten Jahren alle zur angeblichen Mitte hin, die wohl mehr oder weniger links-liberal ist. Sie haben sich angeglichen. Letztendlich spielt es kaum mehr eine Rolle, wen du wählst. Seehofer, Nahles, AKK, Merkel sind beliebig austauschbar. Sind nur Frontfiguren in einem Spiel, das längst im Hintergrund entschieden wird. Zitat:
Genauso wie es Politiker mit eigenem Standpunkt und Meinung gibt, gibt es das auch bei den Medien. Auch dort gibt es solche journalistischen Perlen. Auch bei den Leitmedien wie ZDF, tagesschau, SPIEGEL, FAZ und ZEIT. Sie werden aber weniger und man muss sie suchen. Öffentlich-rechtliche Medien haben eigentlich einen anderen Auftrag. Sie verkommen zum Staatsfunk. |
Noch mehr Weltschmerz?
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Gruß N. :Huhu: |
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Ich bin darauf gekommen, weil ich in den letzten Jahren immer mehr mit der Politik haderte. Höhepunkt war die Flüchtlingspolitk von Merkel. Bezeichnete ich diese vor 2 Jahren noch als naiv und arrogant, muss ich feststellen, dass diese Bezeichnung naiv und arrogant war. Denn es war und ist politisches Kalkül. So erklärten sich für mich eine Reihe von Dingen und ich habe meinen Frieden gefunden. |
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