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Wilhelm Busch:
So nicht
Ums Paradies ging eine Mauer Hübsch hoch vom besten Marmelstein. Der Kain, als ein Bub, ein schlauer, Denkt sich: Ich komme doch hinein. Er stieg hinauf zu diesem Zwecke An einer Leiter mäusschenstumm. Da schlich der Teufel um die Ecke Und stieß ihn samt der Leiter um. Der Vater Adam, der’s gesehen, Sprach, während er ihn liegen ließ: „Du Schlingel! Dir ist recht geschehen. So kommt man nicht ins Paradies.“ |
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküßt, daß sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müßt. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht, es rauschen leis die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. |
Ringelnatz:
Gib du dem Tag, was aus dir will.
Die Nacht ist still. Auch wenn in einem Nachtlokal Du welche Leute, die Skandal Begeistert, siehst. Nicht, daß du fliehst! Auch wenn ein Raufbold dich berennt, Oder ein blöder Korps-Student Mit Gott – dem's einfiel, dort zu wandeln – Will anbandeln. |
Immer wieder erstaunlich, wie weit Deine Auswahl der Gedichte reicht, freu mich immer neu, an den gehabten und den kommenden!
Vielen Dank.:Huhu: |
Heinrich Heine:
Mythologie
Ja, Europa ist erlegen – Wer kann Ochsen widerstehen? Wir verzeihen auch Danäen – Sie erlag dem goldnen Regen! Semele ließ sich verführen – Denn sie dachte: eine Wolke, Ideale Himmelswolke, Kann uns nicht kompromittieren. Aber tief muss uns empören Was wir von der Leda lesen – Welche Gans bist du gewesen, Dass ein Schwan dich konnt betören! |
Robert Gernhardt:
Das Nichts und das Sein
Hochverehrtes Publikum! Soeben fiel ein Eimer um, ein Eimer sondergleichen: Im Eimer war das blanke Nichts, das freut sich nun des Tageslichts und kreischt zum Steinerweichen. |
Goethe:
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen. |
Lessing:
Das Paradies
Sein Glück für einen Apfel geben. O Adam, welche Lüsternheit! Statt deiner hätt' ich sollen leben, so wär' das Paradies noch heut. – Wie aber, wenn alsdann die Traube Die Probefrucht gewesen wär'? Wie da, mein Freund? – Ei nun, ich glaube – Das Paradies wär' auch nicht mehr. |
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