Klugschnacker |
28.06.2017 12:20 |
Zitat:
Zitat von captainbeefheart
(Beitrag 1312403)
Keine Dogmen in der Wissenschaft? Da sind ein paar Jahrhunderte Wissenschaftsgeschichte an Dir vorbei gerauscht.
In Medizin und Psychologie galt lange das pathologische Paradigma in dessen Folge untersucht wurde, was kranke Menschen wieder gesund macht. Erst seit kurzem, mit der Salutogenese, wird jetzt auch erforscht, was den Menschen gesund hält.
In der Ökonomie ist zum Teil heute noch das Dogma des "homo oeconomicus" eine wesentliche Annahme, auch wenn wir längst wissen, dass es keinen (rein) rationalen Akteur gibt, der Mensch sich bei Entscheidungen sogar eher von Emotionen leiten lässt.
usw.
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Du vermischst Paradigma, Dogmen und idealisierte Modelle, als wären sie dasselbe. Das sind aber drei ganz unterschiedliche Dinge.
Ein Paradigma ist ein Erklärungsansatz, der zunächst als wahr angenommen wird, sich aber jederzeit als falsch herausstellen kann. So ging man lange wie selbstverständlich davon aus, dass die Zeit überall im Kosmos gleich schnell abläuft. Das erwies sich aber als falsch, wie Einstein und einige seiner Vordenker zeigten. Es war jedoch kein Dogma. Ähnliches gilt für den Energieerhaltungssatz, der eine nützliche Grundannahme darstellt, jedoch kein Dogma verkörpert; auch er kann sich in bestimmten Fällen als falsch erweisen.
Ein Dogma ist hingegen eine Aussage, die nicht infrage gestellt werden darf, und zwar per Festlegung von außen. So etwas gibt es in den Wissenschaften nicht, und wo es sie gibt, handelt es sich nicht um Wissenschaft. Gelegentlich wurden Dogmen aus den Religionen in die Wissenschaft hineingetragen, aber sämtlich von den Wissenschaften widerlegt. Beispiel: Nur die exakte Kreisbahn sei eine angemessene Bahnkurve für die von Gott erschaffenen Planeten; der Mensch besitze eine Seele.
Ein gedankliches Modell, wie ein exakter Kreis oder die Vorstellung eines "homo oeconomicus" ist eine idealisierte Vorstellung, die in der Wirklichkeit nicht exakt so vorkommt. Die Menschen wissen das auch, daher ist noch niemand losgezogen, um den Äquator zu suchen, und nach erfolgloser Suche triumphierend festzustellen, es gäbe ihn gar nicht.
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