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Klugschnacker 20.09.2016 13:26

Zitat:

Zitat von tandem65 (Beitrag 1257120)
Ist es nicht so, daß in dem Erbgut auch die Variante z.B. mit den schwarzen Flügeln enthalten ist? Das Erbgut hat doch auch keine Ahnung daß die Rinde nicht schwarz, rot, grün oder braun ist.

Es gibt regelmäßig missgebildete Falter, die rabenschwarz auf die Welt kommen, und sofort gefressen werden. Außer, die Birken werden schwarz (was es im Umfeld von Kohlekraftwerken bereits gegeben hat). Dann sind bald alle Falter in der Umgebung schwarz, da die weißen gefressen werden.

Die Information über die aktuelle Farbe der Birken steckt im Erbgut der Falter. Zum Glück – denn im Gehirn könnte der Falter nicht viel damit anfangen. Bei Licht besehen ist natürlich nicht nur die Flügelfarbe, sondern der gesamte Falter in allen seinen Formen und Verhaltensweisen ein Abbild seiner Umwelt.

Durch zahlloses Herumprobieren hat die Natur herausgefunden, wie man so einen Flügel bauen muss, und diese Information in den Genen codiert. Darin steckt auch das Wissen über die physikalischen Eigenschaften der Luft und der Schwerkraft. Das Tier selbst weiß kraft seines Gehirns jedoch nichts darüber. Wissen entsteht auch außerhalb von Gehirnen und ist auch außerhalb von Gehirnen anzutreffen.

Klugschnacker 20.09.2016 13:51

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1257126)
Bitte gib doch einen Beleg, eine Studie, einen Nachweis, ein Indiz oder irgendetwas an, mit der diese Behauptung, das würde sich in den Genen niederschlagen (insbesondere von einer zu nächsten Generation!) validiert ist.

Vieles wird nicht genetisch, sondern kulturell weitergegeben. Allerdings bedingt sich beides gegenseitig. Beispiel:

Die Neandertaler lebten in überschaubaren Gruppengrößen. Wurde eine Gruppe zu groß, wurde sie instabil, weil nicht mehr ganz klar war, wer mit wem verwandt und befreundet war, der als Boss anerkannt war usw. Die Gruppe spaltete sich.

Der Homo sapiens war zu wesentlich größeren sozialen Gefügen fähig. Der Grund dafür war zunächst ein genetischer Vorteil gegenüber primitiveren Menschen. Er konnte besser kommunizieren, die Hierarchien wurden komplexer etc, und dadurch die Gruppen um ein Vielfaches größer. Mehrere Hundert Homo sapiens konnten gemeinsame Interessen verfolgen, zum Beispiel einen kleinen Nachbarstamm platt machen oder eine große Tierherde jagen.

Zu den genetischen Vorteilen kommen dann kulturelle. Wer gut sprechen kann, eignet sich zum Führer und erntet Anerkennung. Auch handwerkliches Geschick ist gefragt, außerdem Besonnenheit beim Schlichten gefährlicher Konflikte. Es entsteht kulturelles Wissen. Gleichzeitig werden auf der genetischen Ebene zunehmend jene bevorzugt, die klug sind, soziale Allianzen entwickeln können, gut sprechen können. Die kulturelle Entwicklung stößt eine Auswahl auf genetischer Ebene an. Die Gehirne werden größer, die Kiefer schwächer.

Aus beidem, Genetik und Kultur, entwickeln sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Verhaltensweisen. Sie betreffen den Einzelnen, vor allem aber ganze Völker. Die erfolgreichen Verhaltensweisen überdauern und können so Normen setzen, mit anderen Worten: welches Verhalten wir als "normal" ansehen. Daraus entwickeln sich dann die Moralbegriffe. Woraus auch sonst?
:Blumen:

MattF 20.09.2016 13:59

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257136)

Aus beidem, Genetik und Kultur, entwickeln sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Verhaltensweisen. Sie betreffen den Einzelnen, vor allem aber ganze Völker.

Das verschiedene Völker, verschiedene genetische Dispositionen haben und damit mehr oder weniger erfolgreich sind, finde ich jetzt arg grenzwertig!

zappa 20.09.2016 14:00

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1257140)
Das verschiedene Völker, verschiedene genetische Dispositionen haben und damit mehr oder weniger erfolgreich sind, finde ich jetzt arg grenzwertig!

Das IST grenzwertig und auch nicht valide begründbar.

keko# 20.09.2016 14:05

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1257140)
Das verschiedene Völker, verschiedene genetische Dispositionen haben und damit mehr oder weniger erfolgreich sind, finde ich jetzt arg grenzwertig!

99,9% unseres Erbguts ist gleich, über alle Menschen hinweg.

qbz 20.09.2016 14:07

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257123)
Die Aggressivität ist nur ein Beispiel für ganz viele Eigenschaften, die in der Interaktion mit anderen eine Rolle spielen. Diese Eigenschaften und die Balance dieser Eigenschaften untereinander bilden sich naturgesetzlich von selbst heraus. Es ist egal, ob es sich dabei um Menschen handelt oder Tiere. Diejenigen mit der erfolgreichsten Kombination dieser Eigenschaften überleben. Es vollzieht sich eine Evolution auf der Ebene der Gene, aber auch auf der Ebene der Kulturen.

Nochmals meine Frage: Kennst Du Untersuchungen, welche eine Veränderung der genetischen Disposition solcher Eigenschaften wie Aggressivität beim Homo Sapiens nahelegen oder gar belegen? Ist der Homo Sapiens nicht vielmehr in der Breite im Spektrum der von Dir genannten Eigenschaften wie Aggressivität, Kooperation etc.so flexibel, dass er sich über Lernen den konkreten Lebensverhältnissen anpasst? (und seine Lebensumwelt materiell (Werkzeuge, Produktionsmittel) und sozial selbst schafft, verändert).?

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257123)
Stelle Dir vor, Du wohnst auf einem Dorf und spielst abends in der Dorfkneipe immer ein Kartenspiel. Ihr habt Begriffe dafür, was ein riskantes Spiel sei, was ein dummes, welche Finten nah am Beschiss vorbei gehen und so weiter.

Jetzt kommt ein Fremder und spielt jeden Abend mit. Er hat eine andere Strategie und gewinnt damit die Mehrzahl der Spiele. In kurzer Zeit werden sich alle Mitspieler diese neue Strategie aneignen, oder genervt zu Hause bleiben. Kinder lernen von ihren Eltern künftig diese neue Strategie. Es werden sich wieder Begriffe etablieren, was ein gefährlicher, fieser, kluger oder dummer Spielzug sei. Diese moralischen Zuweisungen unterscheiden sich von den bisherigen.
Damit will ich ausdrücken, dass der Erfolg (der Fortbestand) einer Strategie oder Verhaltensweise darüber entscheidet, ob die damit verknüpfte Moral überlebt. Oder ob sie ersetzt wird durch eine erfolgreichere.

Dabei spielt überhaupt keine Rolle, auf welche Weise der Fremde zu seiner erfolgreichen Strategie kam. War es scharfes Nachdenken, Zufall, ein glücklicher Irrtum oder sogar reine Blödheit, die ihm zu diesem Einfall verhalf? Es ist egal. Entscheidend ist der Erfolg und damit der Fortbestand seiner Strategie. Nur dadurch prägt sie später die Moralbegriffe.

Weil der Weg, der zu einer verbesserten Strategie führte, keine Rolle spielt, wirken diese Mechanismen auch nicht nur bei Menschen. Sie wirken überall, wo interagiert wird. Der Fortbestand des Erfolgreichen ist ein einigermaßen universelles Prinzip. Und nur erfolgreiche Verhaltensweisen haben die Chance, Normen zu bilden, aus denen später Moralbegriffe entwickelt werden.

Mit den Produktionsweisen menschlicher Kulturen bist Du bereits auf einer sehr fortgeschrittenen Ebene. Ich lese das mit großem Interesse, will mich aber in meiner eigenen Argumentation auf eine mehr grundsätzliche Ebene beschränken.
:Blumen:

In meinen Augen existiert eine solche Form der menschheitsgeschichtlichen Weitergabe von erfolgreichen (moralischen) Strategien, Verhaltensweisen nicht, weil ihr jeweiliger individueller Erfolg immer an die konkreten Lebensverhältnisse gebunden ist und daran gemessen wird. Verhaltensweisen, die unter den gesellschaftlichen Verhältnissen A Überleben bedeuten, können in B Untergang bedeuten.

keko# 20.09.2016 14:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257136)
Aus beidem, Genetik und Kultur, entwickeln sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Verhaltensweisen. Sie betreffen den Einzelnen, vor allem aber ganze Völker. Die erfolgreichen Verhaltensweisen überdauern und können so Normen setzen, mit anderen Worten: welches Verhalten wir als "normal" ansehen. Daraus entwickeln sich dann die Moralbegriffe. Woraus auch sonst?
:Blumen:

Definiere bitte mal genau den Begriff "Völker".
Entwickelst du gerade eine neue Rassenlehre? :confused:

Klugschnacker 20.09.2016 14:18

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1257127)
Aus Interesse: Glaubst du das ist der einzige Weg wie sich Moral bildet oder geht es auch anders?

Moral bildet sich innerhalb eines natürlich entstandenen Rahmens und hat gewisse Spielräume. Ich halte es aber für schwer bis unmöglich, auf Dauer eine Moral zu etablieren, die unserer menschlichen Natur zuwiderläuft.

Menschen haben beispielsweise die Gabe, sich in andere hineinzuversetzen. Ein bitter weinendes Kind, ein einsamer Rentner, ein verhungernder Nachbar lösen Gefühle in uns aus. Wir sind grundsätzlich mitfühlende Wesen.

Überwinden können wir das nur, wenn wir andere Menschen entmenschlichen und ein Bedrohungsgefühl erzeugen: Die Fremden sind anders als wir, wir sind die Guten, und die anderen nehmen uns etwas weg. Ohne diesen Dreisprung kann man Menschen nur schwer dauerhaft aufeinander hetzen.

Wollten wir nun eine Moral von außen vorgeben, die gegen menschliche Grundwerte verstößt, würde das nach meiner Überzeugung irgendwann scheitern. Es hat sich für den Menschen als erfolgreiche Strategie gezeigt, in gewissen Grenzen mitfühlend zu handeln, und wir kommen als fleischgewordenes Ergebnis dieser Strategie nicht so leicht davon los. Gefährlich sind Konstruktionen wie Nationalismus oder auch religiöser Wahn, der zur Entmenschlichung jener führen kann, die nicht zur eigenen Gruppe gehören. Da kennst der Mensch dann kein Pardon. Auch das gehört zu uns.

---

Weil es vielleicht zu Missverständnissen führen kann, möchte ich noch etwas zu "erfolgreichen Strategie" sagen. Es bedeutet nicht zwangsläufig das zielstrebige Anhäufen von Gütern oder das rücksichtslose Übervorteilen der Mitmenschen. Eine evolutionär erfolgreiche Strategie kann darin bestehen, Frieden zu halten, die Kinder sorgfältig zu erziehen, die Alten zu pflegen und dem Einzelnen breite Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung zu bieten. So kann sich eine Gesellschaft gegenüber einer aggressiv-kriegerischen Nachbarkultur als die stärkere erweisen, weil sie unter Umständen zu größerer Arbeitsteiligkeit und schnellerem Fortschritt fähig ist.
:Blumen:

Megalodon 20.09.2016 14:22

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1257149)
Definiere bitte mal genau den Begriff "Völker".
Entwickelst du gerade eine neue Rassenlehre? :confused:

Dünnes Eis, und wie "zappa" ja schon richtig angedeutet hat, gibt es wissenschaftlich gesehen quasi keinen Unterschied im Erbgut: Menschliche Rassen und Völker mit bestimmten genetischen Dispositionen gibt es nicht !!

Vielleicht sollten wir uns wieder der Frage zuwenden, wo die Moral herkommt.

Klugschnacker 20.09.2016 14:23

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1257140)
Das verschiedene Völker, verschiedene genetische Dispositionen haben und damit mehr oder weniger erfolgreich sind, finde ich jetzt arg grenzwertig!

Bei den genetischen Dispositionen sprach ich von Neandertalern versus Homo sapiens. Die Genetik setzt den Rahmen für das, was eine kulturelle Entwicklung ausgestalten kann. Wenn man keine Ohren hat, wird sich keine Konzertkultur entwickeln.

Bitte verschont mich mit rassistischem Quatsch.

MattF 20.09.2016 14:25

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257156)
Bei den genetischen Dispositionen sprach ich von Neandertalern versus Homo sapiens. Die Genetik setzt den Rahmen für das, was eine kulturelle Entwicklung ausgestalten kann. Wenn man keine Ohren hat, wird sich keine Konzertkultur entwickeln.

Das wollte ich ja nur klar stellen. Wenn du es so meinst alles OK. :liebe053:

Klugschnacker 20.09.2016 14:38

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1257144)
Nochmals meine Frage: Kennst Du Untersuchungen, welche eine Veränderung der genetischen Disposition solcher Eigenschaften wie Aggressivität beim Homo Sapiens nahelegen oder gar belegen? Ist der Homo Sapiens nicht vielmehr in der Breite im Spektrum der von Dir genannten Eigenschaften wie Aggressivität, Kooperation etc.so flexibel, dass er sich über Lernen den konkreten Lebensverhältnissen anpasst?

Wir betrachten hier unterschiedliche Zeiträume. Wenn ich von genetischen Prozessen spreche, meine ich Zeiträume von hunderttausend bis zig Millionen Jahren. Die Kulturgeschichte des Menschen, von der Du sprichst, spielt sich jedoch, wie wir beide wissen, in viel kleineren Zeiträumen ab.

Ich meine mit Kultur etwas anderes, zum Beispiel die Kommunikationsfähigkeit. Die Entwicklung der Sprache der Gattung Homo ist an genetische Vorgänge gekoppelt, und auch rückgekoppelt. Aber das sind ganz andere Zeiträume, als Du sie betrachtest. Ich spreche nicht von den genetischen Unterschieden der Schweden versus Kongolesen, auch wenn es die natürlich gibt. Sie spielen in meiner Argumentation jedoch keinerlei Rolle.

Zur Genetik des Homo sapiens bezüglich des Merkmals seiner Aggressivität: Darüber kann ich nicht viel sagen. Mein Argument besteht darin, dass sie das Ergebnis einer vorangegangen Entwicklung ist, und sich genau in dieser Ausprägung als erfolgreich erwiesen hat. Wie sich die Gene des Homo sapiens in den letzten paar zehntausend Jahren entwickelt haben, weiß ich nicht, ist für mich aber auch unerheblich.
:Blumen:

keko# 20.09.2016 15:05

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257156)
Bitte verschont mich mit rassistischem Quatsch.

Der Mensch, so wie wir ihn kennen, ist vielleicht 250k Jahre alt. Genetisch sind wir alle zu 99.9% gleich. Gleichzeitig sprichst du von Völkern, Kultur, Genetik, Vorteilen, Erfolg, Durchsetzung, Moral und irgendwelchen Beeinflussungen. Da sollte man sauber und fundiert argumentieren. Ich z.B. kann dir nicht immer folgen (vielleicht auch nur aus Zeitgründen). Deshalb meine Nachfrage. :Blumen:

Klugschnacker 20.09.2016 15:19

Zitat:

Zitat von Megalodon (Beitrag 1257112)
Das ist kein Wissen in dem Sinn wie es allgemein verstanden und in Diskussionen verwendet wird. Das ist ein in den Genen angelegter Bauplan.

Du sagst, ein genetischer Bauplan stelle kein Wissen im üblichen Sinne dar. Wie ist das mit den Inhalten Deines Gehirns: Stellen sie ein Wissen dar?

Insbesondere interessiert mich Deine Meinung zu den angeborenen Inhalten Deines Gehirns. Zum Beispiel das Wissen, wie man an einer Brust saugt. Es stand Dir als Säugling von der ersten Stunde an zur Verfügung und stammt sicher nicht aus Deinen Erfahrungen. Stellt dies aus Deiner Sicht eine Form gespeicherten Wissens dar?

Dieses Wissen, falls es sich um solches handelt, stammt zwangsläufig aus dem in den Genen angelegten Bauplan. An dieser Stelle, im Genom, handelt es sich Deiner Meinung nach jedoch nicht um Wissen. Wie erklärst Du Dir das?
:Blumen:

zappa 20.09.2016 15:25

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257168)
Du sagst, ein genetischer Bauplan stelle kein Wissen im üblichen Sinne dar. Wie ist das mit den Inhalten Deines Gehirns: Stellen sie ein Wissen dar?

Insbesondere interessiert mich Deine Meinung zu den angeborenen Inhalten Deines Gehirns. Zum Beispiel das Wissen, wie man an einer Brust saugt. Es stand Dir als Säugling von der ersten Stunde an zur Verfügung und stammt sicher nicht aus Deinen Erfahrungen. Stellt dies aus Deiner Sicht eine Form gespeicherten Wissens dar?

Dieses Wissen, falls es sich um solches handelt, stammt zwangsläufig aus dem in den Genen angelegten Bauplan. An dieser Stelle handelt es sich Deiner Meinung nach jedoch nicht um Wissen. Wie erklärst Du Dir das?
:Blumen:

Das ist ein Reflex, also eine einfache Reiz-Reaktions-Kopplung, die tatsächlich angeboren ist.

Hat mit Wissen nix zu tun. Es braucht keine kognitiven Fähigkeiten, um die Handlung auszulösen. Hunger, Geruch und Berührung als Reiz reichen aus.

qbz 20.09.2016 15:45

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257162)
Wir betrachten hier unterschiedliche Zeiträume. Wenn ich von genetischen Prozessen spreche, meine ich Zeiträume von hunderttausend bis zig Millionen Jahren. Die Kulturgeschichte des Menschen, von der Du sprichst, spielt sich jedoch, wie wir beide wissen, in viel kleineren Zeiträumen ab.

Ich meine mit Kultur etwas anderes, zum Beispiel die Kommunikationsfähigkeit. Die Entwicklung der Sprache der Gattung Homo ist an genetische Vorgänge gekoppelt, und auch rückgekoppelt. Aber das sind ganz andere Zeiträume, als Du sie betrachtest. Ich spreche nicht von den genetischen Unterschieden der Schweden versus Kongolesen, auch wenn es die natürlich gibt. Sie spielen in meiner Argumentation jedoch keinerlei Rolle.

Zur Genetik des Homo sapiens bezüglich des Merkmals seiner Aggressivität: Darüber kann ich nicht viel sagen. Mein Argument besteht darin, dass sie das Ergebnis einer vorangegangen Entwicklung ist, und sich genau in dieser Ausprägung als erfolgreich erwiesen hat. Wie sich die Gene des Homo sapiens in den letzten paar zehntausend Jahren entwickelt haben, weiß ich nicht, ist für mich aber auch unerheblich.
:Blumen:

dann hast Du es leider selbst im Laufe der Diskussion sehr missverständlich formuliert, weil Du für die Weitergabe der konkreten Ausprägung von Eigenschaften des Menschen, welche sich im Laufe der Menschheitsgeschichte als erfolgreich durchsetzen würden (gegenüber untergehenden menschlichen Kulturen z.B.) als ein Faktor die Genetik aufgeführt hattest.

Gehst Du davon aus, dass die genetische Disposition für die Ausprägung der Eigenschaften wie Aggressivität, Kooperation etc. seit der Herausbildung des Homo sapiens identisch gegeben war, stimmen wir darin überein. :Blumen:

neo 20.09.2016 15:53

Zitat:

Zitat von Lui (Beitrag 1257121)
Wer sagt das? Alleine, dass Europäer weiß sind, ist eine evolutionäre Veränderung, die durch die geographische Lage stattgefunden hat.
Menschen sehen insgesamt nicht mehr so aus wie vor 150000 Jahren(kleinere Körper, kleinere Zähne/Unterkiefer usw).

Bisher konnte nichts neues spezifiziert werden. Homo sapiens vor 150.000 Jahren = homo sapiens von heute. Was Groesse usw. angeht, so haengen diese Parameter wohl vor allem von der Ernaehrung ab, wie sie sich zusammensetzt, in welchen Mengen konsumiert wird, wie sicher die Ernaehrungslage ist. Was Hautfarben usw. angeht, so scheint die hellhaeutige Variante das juengere Modell zu sein (ausgehend von der These, das die Wiege der Menschheit in Afrika stand, was meines Wissens nach bisher nicht falsifiziert wurde). Relativ kurzfristige Veraenderungen haben jedoch nichts mit Veraenderungen in der DNA zu tun. In beiden Faellen (um auf die Hautfarbe zurueckzukommen) liegen die Informationen in der DNA vor. Wie vor einiger Zeit herausgefunden wurde, koennen bestimmte Informationen jedoch "ausgeschaltet" werden, so dasz die Information nicht zum Tragen kommt. In beiden Faellen ist die DNA jedoch identisch, jedoch "an-" oder "abgeschaltet" . Veraenderungen muessen nicht zwangslaeufig Mutation bedeuten.

LidlRacer 20.09.2016 16:00

Zitat:

Zitat von neo (Beitrag 1257176)
Relativ kurzfristige Veraenderungen haben jedoch nichts mit Veraenderungen in der DNA zu tun. In beiden Faellen (um auf die Hautfarbe zurueckzukommen) liegen die Informationen in der DNA vor. Wie vor einiger Zeit herausgefunden wurde, koennen bestimmte Informationen jedoch "ausgeschaltet" werden, so dasz die Information nicht zum Tragen kommt. In beiden Faellen ist die DNA jedoch identisch, jedoch "an-" oder "abgeschaltet" . Veraenderungen muessen nicht zwangslaeufig Mutation bedeuten.

Du meinst, jeder Mensch hat das Erbgut für jede Hautfarbe, und das lässt sich irgendwie umschalten?

Mir scheint, da liegst Du falsch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hautfarbe#Genetik

zappa 20.09.2016 16:25

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1257178)
Du meinst, jeder Mensch hat das Erbgut für jede Hautfarbe, und das lässt sich irgendwie umschalten?

Mir scheint, da liegst Du falsch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hautfarbe#Genetik

Wir haben einen Genotyp und einen Phänotyp. Im Genotyp können verschiedene Varianten "schlummern", die bei einer einzelnen Person im Phänotyp nicht "plötzlich" auftauchen. Der bleibt schon gleich. Aber genetisch ist das Erbgut für etwas anderes, als das was Du bei der Person sehen kannst, da. In einer bestimmten Fortpflanzungssituation kann es dann schon Überraschungen geben.

Meine Frau und ich, ebenso wie meine beiden älteren Töchter sind im Phänotyp sehr dunkel (Hautfarbe, Haarfarbe, Augenfarbe). Unser Nachzügler hell und strohblond.

Oh, ich glaube ich sollte mal mit meiner Frau sprechen ...

Klugschnacker 20.09.2016 16:26

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1257175)
Gehst Du davon aus, dass die genetische Disposition für die Ausprägung der Eigenschaften wie Aggressivität, Kooperation etc. seit der Herausbildung des Homo sapiens identisch gegeben war, stimmen wir darin überein. :Blumen:

Ja, als Mittelwert über sehr viele Individuen gesehen, mehr oder weniger identisch. Ich weiß es nicht, es spielt für mich überhaupt keine Rolle. Mir geht es allein darum, wie sich aus genetisch vererbten Verhaltensweisen kulturelle Normen entwickelt haben.
:Blumen:

Lui 20.09.2016 16:30

Zitat:

Zitat von neo (Beitrag 1257176)
Bisher konnte nichts neues spezifiziert werden. Homo sapiens vor 150.000 Jahren = homo sapiens von heute. Was Groesse usw. angeht, so haengen diese Parameter wohl vor allem von der Ernaehrung ab, wie sie sich zusammensetzt, in welchen Mengen konsumiert wird, wie sicher die Ernaehrungslage ist. Was Hautfarben usw. angeht, so scheint die hellhaeutige Variante das juengere Modell zu sein (ausgehend von der These, das die Wiege der Menschheit in Afrika stand, was meines Wissens nach bisher nicht falsifiziert wurde). .

Evolution ist doch nicht anderes als Anpassung durch Veränderung um zu überleben. Natürlich waren Menschen als sie noch in Afrika lebten ursprunglich dunkelhäutiger, da die Pigmentierung der Haut eine Schutzfunktion gegen zu viel UVB ist während die hellere Haut der Europäer das Ergebnis von UVB Mangel ist und dazu dient aus weniger UVB mehr Vitamin D zu bilden. Asiaten sind auch im Norden hellhäutiger und insgesamt hellhäutiger als Afrikaner. Nordafrikaner sind wiederum heller als Afrikaner weiter südlich.

Human evolution did not stop when our own species appeared.
http://australianmuseum.net.au/how-h...first-appeared

MattF 20.09.2016 16:39

Zitat:

Zitat von Lui (Beitrag 1257181)
Evolution ist doch nicht anderes als Anpassung durch Veränderung um zu überleben.

Nein Evolution ist die Veränderung der vererbaren Merkmale.

Lui 20.09.2016 16:49

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1257182)
Nein Evolution ist die Veränderung der vererbaren Merkmale.

Ist doch genau das gleiche...

Man könnte auch schreiben: Evolution ist die Veränderung der vererbaren Merkmale als Anpassung um zu überleben.

qbz 20.09.2016 17:13

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257180)
Ja, als Mittelwert über sehr viele Individuen gesehen, mehr oder weniger identisch. Ich weiß es nicht, es spielt für mich überhaupt keine Rolle. Mir geht es allein darum, wie sich aus genetisch vererbten Verhaltensweisen kulturelle Normen entwickelt haben.
:Blumen:

Und bei letzterem unterscheiden wir uns halt in der Denkweise. Du versuchst, allgemein(st)e, abstrakte Mechanismen für die Herausbildung der kulturellen Normen zu finden inform von Modellen / Analogien (Diskussion mit Neo), während ich die Kultur "nur" als Ausdruck der jeweiligen konkreten materiellen Lebensverhältnisse verstehe, in welche die Menschen hineingeboren werden und an die sie sich anpassen, mit ihrer genetischen Disposition, die ihnen so viel Flexibilität bietet.

zappa 20.09.2016 17:17

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257180)
Ja, als Mittelwert über sehr viele Individuen gesehen, mehr oder weniger identisch. Ich weiß es nicht, es spielt für mich überhaupt keine Rolle. Mir geht es allein darum, wie sich aus genetisch vererbten Verhaltensweisen kulturelle Normen entwickelt haben.
:Blumen:

Aha.

Dann halt ich mal als Zwischenergebnis fest:

Beispielsweise Altruismus vs. Egozentrismus ist in jedem sozialen System / Genpool vorhanden. Und auch beim einzelnen Menschen gibt es beides, individuell prädisponiert.

Es gibt keine genetisch bedingte Häufung von diesen Eigenschaften.

Was in einem sozialen System möglicherweise dominiert, bildet sich über kulturelle bzw. moralische Verhaltensregeln aus. Eine potenzielle Dominanz findet aber KEINEN Niederschlag im Genpool. Damit gibt's auch keine in diesen Eigenschaften genetisch "überlegenen" Systeme / Genpools. NOTABENE!

Ein einzelner Mensch hat in diesen Eigenschaften eine genetische Prädisposition (ca. 50%) und damit eine folgende Verhaltenspräferenz. Er verändert aber ggf. Über Sozialisierungsprozesse entlang kultureller und moralischer Verhaltensregeln diese Prägung. Das hat aber KEINEN Niederschlag in den Genen.

Moralische Verhaltensregeln werden von den Menschen in einem System produziert, gelernt, reproduziert und verändert. Das läuft weitgehend über Kommunikation.

Der einzelne Mensch hat die Wahl- und Entscheidungsfreiheit Systemen bei- und auszutreten. Das sind bewusste Entscheidungen aufgrund kognitiver Fähigkeiten.

Das alles hat ein Fisch und eine Fischpopulationen NICHT!

LidlRacer 20.09.2016 17:41

Habe nur ich den Eindruck, dass sich die Diskussion über Moral, Wissen, Intelligenz, Genetik usw. inzwischen derart verselbständigt hat, dass nun k(aum noch)einer mehr weiß, was das zum eigentlichen Thema dieses Threads (ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass es primär um Religion ging) beitragen sollte?

Lui 20.09.2016 17:49

Ich blicke auch nicht ganz durch worum es ursprunglich ging:Lachen2: , aber ich finde Paar von den Themen hier an sich interessant.

Ich merke auch gerade erst, dass der Thread schon einige Jahre alt ist.

zappa 20.09.2016 17:51

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1257191)
Habe nur ich den Eindruck, dass sich die Diskussion über Moral, Wissen, Intelligenz, Genetik usw. inzwischen derart verselbständigt hat, dass nun k(aum noch)einer mehr weiß, was das zum eigentlichen Thema dieses Threads (ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass es primär um Religion ging) beitragen sollte?

Danke für den moderativen Impuls!

Zumindest bei Neo ist das auch immer wieder als Hinweis gekommen.

Ich denke schon, dass wir diesen Ast beackern sollten, letztlich sind wir ja in der Diskussion, wo das alles herkommt, wie sich das entwickelt etc.

Da gibt es dann viele, die diese letztlich immer offene Frage mit religiösen Inhalten füllen.

Nur meldet sich dazu grad keiner, weil ein paar zu dominant sind. Entschuldigung dafür.

keko# 20.09.2016 18:05

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1257187)
....während ich die Kultur "nur" als Ausdruck der jeweiligen konkreten materiellen Lebensverhältnisse verstehe, in welche die Menschen hineingeboren werden und an die sie sich anpassen, mit ihrer genetischen Disposition, die ihnen so viel Flexibilität bietet.

Denkt jemand nicht so? Also dass es im Jahr 2016 vererbte Unterschiede gibt, die die eine oder andere kulturelle Ausprägung bevorzugen?

Klugschnacker 20.09.2016 18:42

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1257188)
Aha. Dann halt ich mal als Zwischenergebnis fest:

Beispielsweise Altruismus vs. Egozentrismus ist in jedem sozialen System / Genpool vorhanden. Und auch beim einzelnen Menschen gibt es beides, individuell prädisponiert. Es gibt keine genetisch bedingte Häufung von diesen Eigenschaften.

Das mag richtig sein (ich weiß es nicht), trotzdem biegst Du aus meiner Sicht genau an dieser Stelle falsch ab. Denn was Du oben feststellst, spielt keine Rolle.

Du sagst, es gäbe keine genetisch bedingte Häufung von Genen, welche dieses oder jenes Verhalten beim Homo sapiens förderten. Zwischen zwei Gruppen Homo sapiens gebe es also keine Unterschiede dieses genetischen Merkmals.

Machen wir zur Verdeutlichung ein fiktives Beispiel mit konkreten Zahlen: Die Gene einer Gruppe sollen dazu führen, dass wir in 80% der Fälle friedlich und zu 20% aggressiv reagieren. Die Mitglieder der Gruppe reagieren also nicht immer friedlich, aber meistens.

Du sagst, im Durchschnitt gälte dieses 80/20-Verhältnis für alle Gruppen von Homo sapiens, da zwischen diesen Gruppen mehr oder weniger keine genetischen Unterschiede bestünden. Es gäbe demnach keine Gruppen, die ein genetisch bedingtes Aggressionsverhalten von 60/40 hätten.

Wenn Du das sagst, wird es schon so sein, ich weiß es nicht. Für mein Argument spielt das keine Rolle. Ich sage folgendes: Wenn das Aggressionsverhalten einer oder aller Gruppen bei 80/20 liegt, hat das natürliche Ursachen. Dieser Wert repräsentiert eine erfolgreiche Strategie und die zugehörigen Gene haben sich deshalb an nachfolgende Generationen vererbt. Er wurde zur Grundlage dessen, was wir heute als Norm empfinden und damit zur Grundlage unserer Moral. Diese Moral würde anders ausfallen, wenn sich "50/50" als erfolgreichere Strategie herausgestellt hätte.
:Blumen:

Fortsetzung folgt...

qbz 20.09.2016 19:03

Zitat:

Zitat von keko# (Beitrag 1257201)
Denkt jemand nicht so? Also dass es im Jahr 2016 vererbte Unterschiede gibt, die die eine oder andere kulturelle Ausprägung bevorzugen?

ich weiss es nicht ;-) . Ich antwortete damit auf Arne, dass nach meiner Meinung kulturelle Normen primär Ausdruck der materiellen Lebensverhältnisse sind, in welche die Menschen hineingeboren werden, während er nach allgemein(st)en, abstrakten Mechanismus (Gesetzmässigkeiten) sucht, über alle historischen Epochen und Gesellschaftsformen hinweg.

Arne: " Mit den Produktionsweisen menschlicher Kulturen bist Du bereits auf einer sehr fortgeschrittenen Ebene. Ich lese das mit großem Interesse, will mich aber in meiner eigenen Argumentation auf eine mehr grundsätzliche Ebene beschränken."

Klugschnacker 20.09.2016 19:25

Wie konnte sich das fiktive Aggressionsverhalten von 80/20 auf diesen Wert einpendeln? Es handelt sich um das Verhältnis zwischen Risiko und Nutzen einer Aggression in sehr frühen Kulturen. Ein aggressiveres Verhalten von 70/30 führt zu einem höheren Verletzungsrisiko und zu einer geringeren Zeit für Aufzucht und Nahrungssuche. Ein friedlicheres Verhalten führt zu geringem sozialen Status und Nachteilen bei der Eroberung eines Weibchens. Selbstverständlich sind das rein fiktive Beispiele.

Eine fiktive frühe Religion oder Ethik könnte versucht haben, das natürliche Aggressionsverhalten von 80/20 auf einen friedlicheren Wert zu drücken, zum Beispiel 95/5, aber diese Gesellschaft wurde durch aggressivere Individuen leicht unterwandert und konnte sich nicht durchsetzen. Man nahm ihnen einfach Stück für Stück ihren Besitz weg, weil man wusste, dass sie sich ohnehin kaum wehren.

Das bedeutet, dass das Aggressionsverhalten von 80/20 keiner menschlichen Absicht entsprungen ist, und von einer bestehenden Absicht auch kaum verändert werden kann, da es schlicht die evolutionär erfolgreichste Strategie darstellt. Zwar kann ein System von Sanktionen diesen Wert verändern, allerdings nur innerhalb dieser Gruppe. Konkurrierende Gesellschaften ohne diese Sanktionen werden sie möglicherweise überfallen, und mit den ganzen "Pazifisten" leichtes Spiel haben. Kurz: Es ist schwer, den sich natürlich ergebenden Wert von 80/20 zu beeinflussen.

Das stellt eine gewisse Parallele her zu fiktiven Gesellschaften, die überhaupt nicht daran denken, das Aggressionsverhalten, welches sich auf natürliche Weise als optimal herausgestellt hat, zu ändern. Auch bei ihnen werden wir zwangsläufig denjenigen evolutionär stabilen Wert für ihr Aggressionsverhalten finden, der sich durch natürliche Prozesse ergeben hat. Wir sitzen alle im selben Boot.

Das ist natürlich alles noch keine Moral in einem Sinn des modernen Menschen der Neuzeit. Aber die Grundlagen sind durch die Natur gegeben und die Spielräume sind relativ gering. Die Natur setzt Normen und damit das, was wir als "normales" Verhalten ansehen. Deswegen ähnelt sich die Geschichte aller Epochen immer wieder auf’s Neue. Wir verstehen auf Anhieb die grundsätzlichen Konflikte von Kulturen, die vor tausenden von Jahren existiert haben.
:Blumen:

neo 20.09.2016 19:58

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1257196)

Nur meldet sich dazu grad keiner, weil ein paar zu dominant sind. Entschuldigung dafür.

hm ... mußte meine klavier- und klarinettenschüler heut nachmittag abarbeiten nach dem ferienanfang ... jetzt bin ich platt von den intervallen heut´ mittag. ich bin nicht ausgestiegen! ;) morgen früh spätestens meld´ ich mich wieder. erholt euch gut

Klugschnacker 20.09.2016 23:17

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1257191)
Habe nur ich den Eindruck, dass sich die Diskussion über Moral, Wissen, Intelligenz, Genetik usw. inzwischen derart verselbständigt hat, dass nun k(aum noch)einer mehr weiß, was das zum eigentlichen Thema dieses Threads (ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass es primär um Religion ging) beitragen sollte?

Hast wohl recht, sorry. :Blumen:

Mich ärgert die Behauptung der Religionen, ohne sie gäbe es keine Moral. Zum Beispiel durch Joseph Ratzinger. Darum habe ich versucht, Argumente plausibel zu machen, die zeigen, dass sich Moral zwangsläufig ganz von selbst bildet. Sie ergibt sich zwangsläufig aus der Interaktion und dem in der Natur überall herrschenden Gebot, Ressourcen sinnvoll einzusetzen.

Mein Versuch, das bereits auf der Ebene der Gene darzustellen, geriet zu kompliziert. Sorry an alle, die tapfer versucht haben, noch eine Weile mitzulesen.
:Blumen: :Cheese:

LidlRacer 20.09.2016 23:35

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257283)
Hast wohl recht, sorry. :Blumen:

Mich ärgert die Behauptung der Religionen, ohne sie gäbe es keine Moral. Zum Beispiel durch Joseph Ratzinger. Darum habe ich versucht, Argumente plausibel zu machen, die zeigen, dass sich Moral zwangsläufig ganz von selbst bildet. Sie ergibt sich zwangsläufig aus der Interaktion und dem in der Natur überall herrschenden Gebot, Ressourcen sinnvoll einzusetzen.

Mein Versuch, das bereits auf der Ebene der Gene darzustellen, geriet zu kompliziert. Sorry an alle, die tapfer versucht haben, noch eine Weile mitzulesen.
:Blumen: :Cheese:

Gut, mich brauchst Du natürlich nicht zu überzeugen, dass wir für Moral keine Religion brauchen.
Ist hier überhaupt jemand anderer Meinung?

neo 20.09.2016 23:53

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1257291)
Gut, mich brauchst Du natürlich zu überzeugen, dass wir für Moral keine Religion brauchen.
Ist hier überhaupt jemand anderer Meinung?

Nee. Fuer mich passt es. Aber das mit der Moral bei den Fischen haette ich noch gerne gewusst ....

:Lachanfall: :Cheese:

Klugschnacker 21.09.2016 00:50

Zitat:

Zitat von neo (Beitrag 1257293)
Aber das mit der Moral bei den Fischen haette ich noch gerne gewusst ....

:Lachanfall: :Cheese:

Ich sagte:

Zitat:

Wie sich diese komplexen Eigenschaften zwangsläufig von selbst entwickeln, kann man modellhaft an einem einfachen Beispiel zeigen. Die Wirklichkeit ist natürlich komplizierter, aber hier geht es zunächst um das Prinzip.

Denken wir uns eine Population äußerst friedfertiger Individuen. Es können Menschen sein, aber ebensogut Fische, Käfer oder Hirsche.
Es ging also um ein Modell für die Entstehung ausbalancierter Verhaltensweisen, zum Beispiel Angriffslust/Vorsicht. Ist schon okay, wenn Du es nicht wirklich gelesen hast, war ja auch etwas arg lang. :)

neo 21.09.2016 06:56

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257295)
Ich sagte:



Es ging also um ein Modell für die Entstehung ausbalancierter Verhaltensweisen, zum Beispiel Angriffslust/Vorsicht. Ist schon okay, wenn Du es nicht wirklich gelesen hast, war ja auch etwas arg lang. :)

Asche auf mein Haupt! :Blumen: Spaet abends auf dem Sofa auf dem Handy-Display gelesen mit staendig eintrudelnden neuen Thread-Beitraegen ist mir das tatsaechlich entgangen ....

zappa 21.09.2016 07:40

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1257283)
Hast wohl recht, sorry. :Blumen:

Mich ärgert die Behauptung der Religionen, ohne sie gäbe es keine Moral. Zum Beispiel durch Joseph Ratzinger. Darum habe ich versucht, Argumente plausibel zu machen, die zeigen, dass sich Moral zwangsläufig ganz von selbst bildet. Sie ergibt sich zwangsläufig aus der Interaktion und dem in der Natur überall herrschenden Gebot, Ressourcen sinnvoll einzusetzen.

Mein Versuch, das bereits auf der Ebene der Gene darzustellen, geriet zu kompliziert. Sorry an alle, die tapfer versucht haben, noch eine Weile mitzulesen.
:Blumen: :Cheese:

Deine Argumente waren lesens- und nachdenkenswert sowie virtuos metaphorisch. Vielen Dank dafür!

Schlüssig waren sie für mich weder auf Ebene trivialer (Fische), noch nicht-trivialer "Systeme" (Menschen); hier haben wir eine sehr kritische Klippe zur (nicht vorhandenen) Überlegenheit von menschlichen Genpools bzgl. kollektiver Verhaltensweisen gerade noch umschifft. Insbesondere unklar bleibt mir Deine Annahme, wie sich das bilderreich geschilderte "Prinzip" zur Ausbildung einer, ich nenne sie mal "naturalistischen Moral" gerade bei den trivialen Systemen ohne Bewusstsein, kognitive Fähigkeiten und insbesondere ausdifferenzierte Kommunikation funktionieren soll. Über die Metaphorik hinaus hast Du leider keine Quellen, Studien, Belege oder ähnliches beigebracht, was Du selbst ja immer bei religiösen Begründungen einforderst.

Insofern ist mein Resümee, dass Du letztlich auch nicht mehr ausgebreitet hast, als ein großes (wirklich bewundernswert facettenreiches) Narrativ für die Frage, woher Moral in Systemen kommt. Das unterscheidet sich strukturell nicht wirklich von den religiösen Narrativen, von denen die Bibel kein unerhebliches ist.

Viele folgen diesem Narrativ, manche sehr eifrig, manche weniger eifrig, manche bewusst, manche unterbewusst. Warum? Weil es ihnen bei der auch von uns leidenschaftlich diskutierten, prinzipiell offenen Frage "wo kommt das her, wie entwickelt sich das, hat das einen Sinn?" eine Erklärung, einen Standpunkt bietet. Ich respektiere das, auch wenn ich dem nicht folge.

Ich bin fest davon überzeugt, dass Moral in sozialen Systemen über Kommunikation produziert, reproduziert und verändert wird (siehe insbesondere Habermas, Luhmann, etc.). Genetische Prädispositionen der Menschen spielen dabei ein Rolle, aber nicht die entscheidende.

Und religiöse Narrative wie die Bibel sind materialisierte Kommunikation, die in vielen Systemen moralische Fragen nicht unbedingt originär, aber in jedem Fall ebenso virtuos wie Du zu klären im Stande ist.

neo 21.09.2016 08:00

Zitat:

Zitat von zappa (Beitrag 1257316)
Schlüssig waren sie für mich weder auf Ebene trivialer (Fische), noch nicht-trivialer "Systeme" (Menschen); hier haben wir eine sehr kritische Klippe zur (nicht vorhandenen) Überlegenheit von menschlichen Genpools bzgl. kollektiver Verhaltensweisen gerade noch umschifft. Insbesondere unklar bleibt mir Deine Annahme, wie sich das bilderreich geschilderte "Prinzip" zur Ausbildung einer, ich nenne sie mal "naturalistischen Moral" gerade bei den trivialen Systemen ohne Bewusstsein, kognitive Fähigkeiten und insbesondere ausdifferenzierte Kommunikation funktionieren soll. Über die Metaphorik hinaus hast Du leider keine Quellen, Studien, Belege oder ähnliches beigebracht, was Du selbst ja immer bei religiösen Begründungen einforderst.

[...]

Ich bin fest davon überzeugt, dass Moral in sozialen Systemen über Kommunikation produziert, reproduziert und verändert wird (siehe insbesondere Habermas, Luhmann, etc.). Genetische Prädispositionen der Menschen spielen dabei ein Rolle, aber nicht die entscheidende.
[...]

Da schließe ich mich an ... daß sich nicht bewährte "Systeme" irgendwann ausgetauscht werden hat uns auf der Suche nach dem Ursprung nicht weitergebracht. Die Selektion erzeugt keine Moral, sie erzeugt nichts, sie ist lediglich ein negierender Mechanismus.

Die Veränderung von Moral scheint mir auch weniger von genetischen Komponenten abzuhängen, namentlich moralische Grundsätze sich immer wieder ändern und hin- und herpendeln können.

Abgesehen davon: wi ich schon zuvor geschrieben habe - solch ein Austausch von Gedanken ist immer gut und war für mich Freude pur! Danke an alle Beteiligten! :Blumen:


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