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Die Information über die aktuelle Farbe der Birken steckt im Erbgut der Falter. Zum Glück – denn im Gehirn könnte der Falter nicht viel damit anfangen. Bei Licht besehen ist natürlich nicht nur die Flügelfarbe, sondern der gesamte Falter in allen seinen Formen und Verhaltensweisen ein Abbild seiner Umwelt. Durch zahlloses Herumprobieren hat die Natur herausgefunden, wie man so einen Flügel bauen muss, und diese Information in den Genen codiert. Darin steckt auch das Wissen über die physikalischen Eigenschaften der Luft und der Schwerkraft. Das Tier selbst weiß kraft seines Gehirns jedoch nichts darüber. Wissen entsteht auch außerhalb von Gehirnen und ist auch außerhalb von Gehirnen anzutreffen. |
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Die Neandertaler lebten in überschaubaren Gruppengrößen. Wurde eine Gruppe zu groß, wurde sie instabil, weil nicht mehr ganz klar war, wer mit wem verwandt und befreundet war, der als Boss anerkannt war usw. Die Gruppe spaltete sich. Der Homo sapiens war zu wesentlich größeren sozialen Gefügen fähig. Der Grund dafür war zunächst ein genetischer Vorteil gegenüber primitiveren Menschen. Er konnte besser kommunizieren, die Hierarchien wurden komplexer etc, und dadurch die Gruppen um ein Vielfaches größer. Mehrere Hundert Homo sapiens konnten gemeinsame Interessen verfolgen, zum Beispiel einen kleinen Nachbarstamm platt machen oder eine große Tierherde jagen. Zu den genetischen Vorteilen kommen dann kulturelle. Wer gut sprechen kann, eignet sich zum Führer und erntet Anerkennung. Auch handwerkliches Geschick ist gefragt, außerdem Besonnenheit beim Schlichten gefährlicher Konflikte. Es entsteht kulturelles Wissen. Gleichzeitig werden auf der genetischen Ebene zunehmend jene bevorzugt, die klug sind, soziale Allianzen entwickeln können, gut sprechen können. Die kulturelle Entwicklung stößt eine Auswahl auf genetischer Ebene an. Die Gehirne werden größer, die Kiefer schwächer. Aus beidem, Genetik und Kultur, entwickeln sich erfolgreiche und weniger erfolgreiche Verhaltensweisen. Sie betreffen den Einzelnen, vor allem aber ganze Völker. Die erfolgreichen Verhaltensweisen überdauern und können so Normen setzen, mit anderen Worten: welches Verhalten wir als "normal" ansehen. Daraus entwickeln sich dann die Moralbegriffe. Woraus auch sonst? :Blumen: |
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Entwickelst du gerade eine neue Rassenlehre? :confused: |
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Menschen haben beispielsweise die Gabe, sich in andere hineinzuversetzen. Ein bitter weinendes Kind, ein einsamer Rentner, ein verhungernder Nachbar lösen Gefühle in uns aus. Wir sind grundsätzlich mitfühlende Wesen. Überwinden können wir das nur, wenn wir andere Menschen entmenschlichen und ein Bedrohungsgefühl erzeugen: Die Fremden sind anders als wir, wir sind die Guten, und die anderen nehmen uns etwas weg. Ohne diesen Dreisprung kann man Menschen nur schwer dauerhaft aufeinander hetzen. Wollten wir nun eine Moral von außen vorgeben, die gegen menschliche Grundwerte verstößt, würde das nach meiner Überzeugung irgendwann scheitern. Es hat sich für den Menschen als erfolgreiche Strategie gezeigt, in gewissen Grenzen mitfühlend zu handeln, und wir kommen als fleischgewordenes Ergebnis dieser Strategie nicht so leicht davon los. Gefährlich sind Konstruktionen wie Nationalismus oder auch religiöser Wahn, der zur Entmenschlichung jener führen kann, die nicht zur eigenen Gruppe gehören. Da kennst der Mensch dann kein Pardon. Auch das gehört zu uns. --- Weil es vielleicht zu Missverständnissen führen kann, möchte ich noch etwas zu "erfolgreichen Strategie" sagen. Es bedeutet nicht zwangsläufig das zielstrebige Anhäufen von Gütern oder das rücksichtslose Übervorteilen der Mitmenschen. Eine evolutionär erfolgreiche Strategie kann darin bestehen, Frieden zu halten, die Kinder sorgfältig zu erziehen, die Alten zu pflegen und dem Einzelnen breite Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung zu bieten. So kann sich eine Gesellschaft gegenüber einer aggressiv-kriegerischen Nachbarkultur als die stärkere erweisen, weil sie unter Umständen zu größerer Arbeitsteiligkeit und schnellerem Fortschritt fähig ist. :Blumen: |
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Vielleicht sollten wir uns wieder der Frage zuwenden, wo die Moral herkommt. |
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Bitte verschont mich mit rassistischem Quatsch. |
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Ich meine mit Kultur etwas anderes, zum Beispiel die Kommunikationsfähigkeit. Die Entwicklung der Sprache der Gattung Homo ist an genetische Vorgänge gekoppelt, und auch rückgekoppelt. Aber das sind ganz andere Zeiträume, als Du sie betrachtest. Ich spreche nicht von den genetischen Unterschieden der Schweden versus Kongolesen, auch wenn es die natürlich gibt. Sie spielen in meiner Argumentation jedoch keinerlei Rolle. Zur Genetik des Homo sapiens bezüglich des Merkmals seiner Aggressivität: Darüber kann ich nicht viel sagen. Mein Argument besteht darin, dass sie das Ergebnis einer vorangegangen Entwicklung ist, und sich genau in dieser Ausprägung als erfolgreich erwiesen hat. Wie sich die Gene des Homo sapiens in den letzten paar zehntausend Jahren entwickelt haben, weiß ich nicht, ist für mich aber auch unerheblich. :Blumen: |
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Insbesondere interessiert mich Deine Meinung zu den angeborenen Inhalten Deines Gehirns. Zum Beispiel das Wissen, wie man an einer Brust saugt. Es stand Dir als Säugling von der ersten Stunde an zur Verfügung und stammt sicher nicht aus Deinen Erfahrungen. Stellt dies aus Deiner Sicht eine Form gespeicherten Wissens dar? Dieses Wissen, falls es sich um solches handelt, stammt zwangsläufig aus dem in den Genen angelegten Bauplan. An dieser Stelle, im Genom, handelt es sich Deiner Meinung nach jedoch nicht um Wissen. Wie erklärst Du Dir das? :Blumen: |
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Hat mit Wissen nix zu tun. Es braucht keine kognitiven Fähigkeiten, um die Handlung auszulösen. Hunger, Geruch und Berührung als Reiz reichen aus. |
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Gehst Du davon aus, dass die genetische Disposition für die Ausprägung der Eigenschaften wie Aggressivität, Kooperation etc. seit der Herausbildung des Homo sapiens identisch gegeben war, stimmen wir darin überein. :Blumen: |
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Mir scheint, da liegst Du falsch. https://de.wikipedia.org/wiki/Hautfarbe#Genetik |
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Meine Frau und ich, ebenso wie meine beiden älteren Töchter sind im Phänotyp sehr dunkel (Hautfarbe, Haarfarbe, Augenfarbe). Unser Nachzügler hell und strohblond. Oh, ich glaube ich sollte mal mit meiner Frau sprechen ... |
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Human evolution did not stop when our own species appeared. http://australianmuseum.net.au/how-h...first-appeared |
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Man könnte auch schreiben: Evolution ist die Veränderung der vererbaren Merkmale als Anpassung um zu überleben. |
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Dann halt ich mal als Zwischenergebnis fest: Beispielsweise Altruismus vs. Egozentrismus ist in jedem sozialen System / Genpool vorhanden. Und auch beim einzelnen Menschen gibt es beides, individuell prädisponiert. Es gibt keine genetisch bedingte Häufung von diesen Eigenschaften. Was in einem sozialen System möglicherweise dominiert, bildet sich über kulturelle bzw. moralische Verhaltensregeln aus. Eine potenzielle Dominanz findet aber KEINEN Niederschlag im Genpool. Damit gibt's auch keine in diesen Eigenschaften genetisch "überlegenen" Systeme / Genpools. NOTABENE! Ein einzelner Mensch hat in diesen Eigenschaften eine genetische Prädisposition (ca. 50%) und damit eine folgende Verhaltenspräferenz. Er verändert aber ggf. Über Sozialisierungsprozesse entlang kultureller und moralischer Verhaltensregeln diese Prägung. Das hat aber KEINEN Niederschlag in den Genen. Moralische Verhaltensregeln werden von den Menschen in einem System produziert, gelernt, reproduziert und verändert. Das läuft weitgehend über Kommunikation. Der einzelne Mensch hat die Wahl- und Entscheidungsfreiheit Systemen bei- und auszutreten. Das sind bewusste Entscheidungen aufgrund kognitiver Fähigkeiten. Das alles hat ein Fisch und eine Fischpopulationen NICHT! |
Habe nur ich den Eindruck, dass sich die Diskussion über Moral, Wissen, Intelligenz, Genetik usw. inzwischen derart verselbständigt hat, dass nun k(aum noch)einer mehr weiß, was das zum eigentlichen Thema dieses Threads (ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass es primär um Religion ging) beitragen sollte?
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Ich blicke auch nicht ganz durch worum es ursprunglich ging:Lachen2: , aber ich finde Paar von den Themen hier an sich interessant.
Ich merke auch gerade erst, dass der Thread schon einige Jahre alt ist. |
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Zumindest bei Neo ist das auch immer wieder als Hinweis gekommen. Ich denke schon, dass wir diesen Ast beackern sollten, letztlich sind wir ja in der Diskussion, wo das alles herkommt, wie sich das entwickelt etc. Da gibt es dann viele, die diese letztlich immer offene Frage mit religiösen Inhalten füllen. Nur meldet sich dazu grad keiner, weil ein paar zu dominant sind. Entschuldigung dafür. |
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Du sagst, es gäbe keine genetisch bedingte Häufung von Genen, welche dieses oder jenes Verhalten beim Homo sapiens förderten. Zwischen zwei Gruppen Homo sapiens gebe es also keine Unterschiede dieses genetischen Merkmals. Machen wir zur Verdeutlichung ein fiktives Beispiel mit konkreten Zahlen: Die Gene einer Gruppe sollen dazu führen, dass wir in 80% der Fälle friedlich und zu 20% aggressiv reagieren. Die Mitglieder der Gruppe reagieren also nicht immer friedlich, aber meistens. Du sagst, im Durchschnitt gälte dieses 80/20-Verhältnis für alle Gruppen von Homo sapiens, da zwischen diesen Gruppen mehr oder weniger keine genetischen Unterschiede bestünden. Es gäbe demnach keine Gruppen, die ein genetisch bedingtes Aggressionsverhalten von 60/40 hätten. Wenn Du das sagst, wird es schon so sein, ich weiß es nicht. Für mein Argument spielt das keine Rolle. Ich sage folgendes: Wenn das Aggressionsverhalten einer oder aller Gruppen bei 80/20 liegt, hat das natürliche Ursachen. Dieser Wert repräsentiert eine erfolgreiche Strategie und die zugehörigen Gene haben sich deshalb an nachfolgende Generationen vererbt. Er wurde zur Grundlage dessen, was wir heute als Norm empfinden und damit zur Grundlage unserer Moral. Diese Moral würde anders ausfallen, wenn sich "50/50" als erfolgreichere Strategie herausgestellt hätte. :Blumen: Fortsetzung folgt... |
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Arne: " Mit den Produktionsweisen menschlicher Kulturen bist Du bereits auf einer sehr fortgeschrittenen Ebene. Ich lese das mit großem Interesse, will mich aber in meiner eigenen Argumentation auf eine mehr grundsätzliche Ebene beschränken." |
Wie konnte sich das fiktive Aggressionsverhalten von 80/20 auf diesen Wert einpendeln? Es handelt sich um das Verhältnis zwischen Risiko und Nutzen einer Aggression in sehr frühen Kulturen. Ein aggressiveres Verhalten von 70/30 führt zu einem höheren Verletzungsrisiko und zu einer geringeren Zeit für Aufzucht und Nahrungssuche. Ein friedlicheres Verhalten führt zu geringem sozialen Status und Nachteilen bei der Eroberung eines Weibchens. Selbstverständlich sind das rein fiktive Beispiele.
Eine fiktive frühe Religion oder Ethik könnte versucht haben, das natürliche Aggressionsverhalten von 80/20 auf einen friedlicheren Wert zu drücken, zum Beispiel 95/5, aber diese Gesellschaft wurde durch aggressivere Individuen leicht unterwandert und konnte sich nicht durchsetzen. Man nahm ihnen einfach Stück für Stück ihren Besitz weg, weil man wusste, dass sie sich ohnehin kaum wehren. Das bedeutet, dass das Aggressionsverhalten von 80/20 keiner menschlichen Absicht entsprungen ist, und von einer bestehenden Absicht auch kaum verändert werden kann, da es schlicht die evolutionär erfolgreichste Strategie darstellt. Zwar kann ein System von Sanktionen diesen Wert verändern, allerdings nur innerhalb dieser Gruppe. Konkurrierende Gesellschaften ohne diese Sanktionen werden sie möglicherweise überfallen, und mit den ganzen "Pazifisten" leichtes Spiel haben. Kurz: Es ist schwer, den sich natürlich ergebenden Wert von 80/20 zu beeinflussen. Das stellt eine gewisse Parallele her zu fiktiven Gesellschaften, die überhaupt nicht daran denken, das Aggressionsverhalten, welches sich auf natürliche Weise als optimal herausgestellt hat, zu ändern. Auch bei ihnen werden wir zwangsläufig denjenigen evolutionär stabilen Wert für ihr Aggressionsverhalten finden, der sich durch natürliche Prozesse ergeben hat. Wir sitzen alle im selben Boot. Das ist natürlich alles noch keine Moral in einem Sinn des modernen Menschen der Neuzeit. Aber die Grundlagen sind durch die Natur gegeben und die Spielräume sind relativ gering. Die Natur setzt Normen und damit das, was wir als "normales" Verhalten ansehen. Deswegen ähnelt sich die Geschichte aller Epochen immer wieder auf’s Neue. Wir verstehen auf Anhieb die grundsätzlichen Konflikte von Kulturen, die vor tausenden von Jahren existiert haben. :Blumen: |
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Mich ärgert die Behauptung der Religionen, ohne sie gäbe es keine Moral. Zum Beispiel durch Joseph Ratzinger. Darum habe ich versucht, Argumente plausibel zu machen, die zeigen, dass sich Moral zwangsläufig ganz von selbst bildet. Sie ergibt sich zwangsläufig aus der Interaktion und dem in der Natur überall herrschenden Gebot, Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Mein Versuch, das bereits auf der Ebene der Gene darzustellen, geriet zu kompliziert. Sorry an alle, die tapfer versucht haben, noch eine Weile mitzulesen. :Blumen: :Cheese: |
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Ist hier überhaupt jemand anderer Meinung? |
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:Lachanfall: :Cheese: |
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Schlüssig waren sie für mich weder auf Ebene trivialer (Fische), noch nicht-trivialer "Systeme" (Menschen); hier haben wir eine sehr kritische Klippe zur (nicht vorhandenen) Überlegenheit von menschlichen Genpools bzgl. kollektiver Verhaltensweisen gerade noch umschifft. Insbesondere unklar bleibt mir Deine Annahme, wie sich das bilderreich geschilderte "Prinzip" zur Ausbildung einer, ich nenne sie mal "naturalistischen Moral" gerade bei den trivialen Systemen ohne Bewusstsein, kognitive Fähigkeiten und insbesondere ausdifferenzierte Kommunikation funktionieren soll. Über die Metaphorik hinaus hast Du leider keine Quellen, Studien, Belege oder ähnliches beigebracht, was Du selbst ja immer bei religiösen Begründungen einforderst. Insofern ist mein Resümee, dass Du letztlich auch nicht mehr ausgebreitet hast, als ein großes (wirklich bewundernswert facettenreiches) Narrativ für die Frage, woher Moral in Systemen kommt. Das unterscheidet sich strukturell nicht wirklich von den religiösen Narrativen, von denen die Bibel kein unerhebliches ist. Viele folgen diesem Narrativ, manche sehr eifrig, manche weniger eifrig, manche bewusst, manche unterbewusst. Warum? Weil es ihnen bei der auch von uns leidenschaftlich diskutierten, prinzipiell offenen Frage "wo kommt das her, wie entwickelt sich das, hat das einen Sinn?" eine Erklärung, einen Standpunkt bietet. Ich respektiere das, auch wenn ich dem nicht folge. Ich bin fest davon überzeugt, dass Moral in sozialen Systemen über Kommunikation produziert, reproduziert und verändert wird (siehe insbesondere Habermas, Luhmann, etc.). Genetische Prädispositionen der Menschen spielen dabei ein Rolle, aber nicht die entscheidende. Und religiöse Narrative wie die Bibel sind materialisierte Kommunikation, die in vielen Systemen moralische Fragen nicht unbedingt originär, aber in jedem Fall ebenso virtuos wie Du zu klären im Stande ist. |
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Die Veränderung von Moral scheint mir auch weniger von genetischen Komponenten abzuhängen, namentlich moralische Grundsätze sich immer wieder ändern und hin- und herpendeln können. Abgesehen davon: wi ich schon zuvor geschrieben habe - solch ein Austausch von Gedanken ist immer gut und war für mich Freude pur! Danke an alle Beteiligten! :Blumen: |
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