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the grip 13.12.2007 07:42

Nochmal Heinrich Heine ...
 
Auf meiner Herzliebsten Aeugelein
Mach ich die schoensten Kanzonen.
Auf meiner Herzliebsten Muendchen klein
Mach ich die besten Terzinen.

Auf meiner Herzliebsten Waengelein
Mach ich die herrlichsten Stanzen.
Und wenn meine Liebste ein Herzchen haett,
Ich machte darauf ein huebsches Sonett.

pioto 13.12.2007 09:55

Zitat:

Zitat von the grip (Beitrag 55905)
...Und wenn meine Liebste ein Herzchen haett,
Ich machte darauf ein huebsches Sonett.

Moin "the grip",

ich hoffe, deine Frau nimmt dir den letzten Satz nicht allzu übel...nicht dass es dir so ergeht wie dem Förster in folgendem Gedicht:

Weihnachtsgedicht a'la Loriot

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!

TriSt 13.12.2007 10:03

Ist das etwa die lang verkannte "dunkle" Seite von Loriot? Ich muss mein Bild von ihm dringend überdenken :-)

TriSt,
der künftig beim Geschenkeauspacken skeptisch dein wird ...

the grip 18.12.2007 07:59

'Die Familie' von Nicolas Born
 
Die Familie versteht sich von selbst.
Die Kinder fuehlen sich der jungen
die Eltern der aelteren Generation zugehoerig.
Die Familie bewohnt Stadt und Land
ihren genauen Wohnsitz kann man ermitteln.
Eine Familie unterscheidet sich von der anderen
man muss sie beim Namen nennen ....

Wer in der Familie das letzte Wort hat
das haengt von den Umstaenden ab
frueher hatte es meistens der Vater
im Zuge zeitbedingter Veraenderungen
hat es die Mutter mehr und mehr an sich gerissen.
Einige Mitglieder der Familie haben Geschlechtsverkehr
andere nicht oder vielleicht.
Das liebste Fest ist der Familie das Weihnachtsfest
die Familie ist vollzaehlig und isst gut
man tauscht Geschenke und ist nett zueinander
dass man nett zueinander ist haelt die Mutter fuer das schoenste Geschenk. ...

Die Familie lebt lieber im Sommer als im Winter
in Kaelteperioden rueckt sie zusammen
ist der Himmel blau faehrt sie ins Gruene.
Sie ist gegen Kriegs- und Nachkriegszeiten und fuerchtet sich vor unehelichen Kindern.
Die Familie hat die Ansicht dass vieles nicht stimmt
ist aber im grossen und ganzen zufrieden.

the grip 27.12.2007 09:53

'Haende weg, du Arschloch!' von Wolf Wondratschek
 
Sie hat die schoensten Dinger
und wenn ich draufschaue, weiss ich,
was los ist. Ihre Gefuehlsskala reicht
von nichts bis zum dicksten Skipullover.
Ich habe ihr das nie gesagt,
sie wuerde ihn sofort ausziehn
und das bedeutet immer
'Haende weg, du Arschloch!'

the grip 03.01.2008 11:09

'Weltende' von Jakob von Hoddis
 
Dem Buerger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lueften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stuerzen ab und gehen entzwei
Und an den Kuesten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Daemme zu zerdruecken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Bruecken.


Nunja, kein gutes Gedicht für den Jahresstart, aber ich hatte gerade kein anderes parat ...

pioto 03.01.2008 14:44

Zitat:

Zitat von the grip (Beitrag 58767)
Nunja, kein gutes Gedicht für den Jahresstart, aber ich hatte gerade kein anderes parat ...

Nachdem Kollege "the grip" heute in einer etwas apokalyptischen Stimmung zu sein scheint, hier ein etwas heitereres (und passenderes :Holzhammer:) Gedicht zum Jahresanfang, von James Krüss. Ich habe mir erlaubt, die für Triathleten wichtigste Stelle mit Fettdruck hervorzuheben!

A llen Kindern in der Schule,
B ei der ich so gerne war,
C hristlich oder islamistisch,
D eutsch, kroatisch oder britisch,
E in vergnügtes neues Jahr!
F rieden wünsche ich vor allem,
G lück, Gesundheit obendrein.
H eiter reih' sich nullnullacht
I n den Kranz der Jahre ein.
J ames (wie ich am Anfang heiße)
K rüss (wie es dahinter heißt)
L äßt Euch sagen: Lebt wie Kinder
M unter, aber übt den Geist.
N ichts wird uns geschenkt im Leben.
O hne Anfang kommt kein Schluss.
P einlich, wenn der Mensch Versäumtes
Q ualvoll spät noch lernen muss.
R udert, rechnet, rennt und redet,
S egelt, lernt und lest und schreibt.
T raining, Freunde, braucht's bei allem.
U nd was einer kann, das bleibt.
V oller Bangen vor der Zukunft,
W ünsch ich doch, es bleib im Jahr
X ylophonisch kling klang fröhlich
Y psilantisch sing sang selig
Z uversichtlich alles klar!

the grip 10.01.2008 08:15

CHARLES BUKOWSKI - nicht ganz ein Gedicht, aber ...
 
Interview

Was wuerden Sie tun, wenn Sie noch fuenf Minuten zu leben haetten? fragte er.

Gar nichts.

Wirklich?

Ja.

Na schoen. Mal angenommen Sie haetten noch zwei Wochen zu leben.

Auch nichts.

Also kommen Sie! Jetzt mal im Ernst!

Ist doch mein Ernst. Glaub ich jedenfalls.

Also gut. Und wenn Sie noch zwei Monate haetten?

Entweder eine Bank ueberfallen oder Wasserskie lernen.

Sie nehmen die ganze Sache nicht ernst.

Tja, was wuerden Sie denn machen, wenn Sie noch zwei Monate zu leben haetten?

Na, ich wuerde Tag und Nacht saufen und ficken.

Okay, schreiben Sie das auch fuer mich hin.

Jetzt sprechen Sie meine Sprache! sagte er.

Fuer einen, der nur noch zwei Monate zu leben hatte, wirkte er
sehr zufrieden.


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