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-   -   Jan Ullrich (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=36760)

Trillerpfeife 19.06.2018 15:51

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1386208)
Ich geb dir da durchaus recht, aber in meinen Augen geht es darum doch gar nicht.
Man kann hier über die Dopingpraktiken und vieles spekulieren, um Grunde ist aber doch das Ausschlaggebende, dass Ulle niemals, in keinem seiner Fehltritte in der Lage gewesen wäre, die Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen.
Stattdessen gabs regelmässig unglaubhafte Reue und konsequente Versuche, Verantwortung zu entgehen bzw. diese auf andere oder irgendwelche Umstände abzuwälzen.
Oder hast du nur ein Beispiel, wo er tatsächlich eingestanden hätte, Schice gebaut zu haben, dafür eingestanden wäre und wirklich etwas im Leben geändert geändert hätte?

Ich seh nur Mimimi und wie schlecht die Welt doch zu ihm sei und dass er niemanden betrogen hätte.

und für was ist das ausschlaggebend? Dafür das er ein schwacher Mensch ist? Dafür das man sich guten Gewissens über ihn stellen kann weil man für seine Fehler gerade steht. Tun wir das alle immer?

Und was ist wenn Jan Ullrich tatsächlich glaubt niemanden betrogen zu haben. Z.B. weil es ja alle gemacht haben.


Und ich frage mal ganz naiv. Wen hat er womit betrogen?

Klugschnacker 19.06.2018 16:04

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1386208)
… dass Ulle niemals, in keinem seiner Fehltritte in der Lage gewesen wäre, die Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen.
Stattdessen gabs regelmässig unglaubhafte Reue und konsequente Versuche, Verantwortung zu entgehen bzw. diese auf andere oder irgendwelche Umstände abzuwälzen. … Ich seh nur Mimimi und wie schlecht die Welt doch zu ihm sei und dass er niemanden betrogen hätte.

Als die Fuentes-Affäre hochkam, stand Ullrich plötzlich ganz alleine da. Selbst Teamarzt Lothar Heinrich sagte in einem Interview, er sei persönlich außerordentlich enttäuscht von Jan, und habe schon ein moralisches Problem damit. Dabei war Heinrich in das Doping des Teams maßgeblich mit verstrickt. Das ist nur ein Beispiel für die vielen Mitwisser und Mitverantwortlichen, die plötzlich den Kopf einzogen.

Außerdem gab es eine Klage wegen Betrugs gegenüber der Telekom von Jura-Professorin Dannenberg. Ich bin sicher, dass Ullrichs Anwalt ihm geraten hat, um Himmels Willen die Klappe zu halten. In der Rückschau finde ich genauso wie Du, dass ihm dieses Schweigen außerordentlich geschadet hat.

Der angebliche Betrug gegenüber der Telekom ist ein schöner Witz und zeigt in meinen Augen ganz gut die Blindheit der Fans und die Scheinheiligkeit der Sponsoren und Medien. Zur Erinnerung:

Das Team Telekom wurde in den internationalen Rennen überall abgehängt. Selbst zur Tour lud man es nur als halbes Team ein, ergänzt um ein anderes halbes Team, das ebenfalls nicht viel zu melden hatte. Doch auf einmal macht es Klack, und das Team gewinnt mit Bjarne Riis die Tour, Zabel holt das grüne Trikot, Ullrich wird Zweiter und bester Jungprofi. Ein Jahr später der zweite Toursieg für das Team und Zabel wird bester Sprinter.

Seltsam?

Nicht für die Öffentlichkeit. In ihren Augen ging es nur noch darum, wo oft Jan künftig noch die Tour gewinnt und wie viele Sprints Zabel für sich entscheidet. Bereits zweite Plätze waren inakzeptabel. Insbesondere Jan, der erfolgreichste deutsche Rundfahrer aller Zeiten, hatte 49 Wochen im Jahr schlechte Presse. Der dicke Loser hinter Lance.

Sicher hast Du mit Deinen Worten auch recht. Doch man muss berücksichtigen, dass er in einem Umfeld agierte, in dem Doping vollkommen normal war. Und er hatte die Hysterie eines 80-Millionen-Volkes im Nacken. Haben wir nicht alle darauf hingefiebert, dass Jan mal den Lance ordentlich paniert? Der war aber randvoll, und ebenso seine Helfer.

Stefan 19.06.2018 16:16

Ich finde es einfach schade, dass er die Kurve nicht bekommt.

Für seine Dopingvergangenheit hat er IMHO ausreichend eins auf die Mütze bekommen.

Als Sportkommentator oder Teamchef möchte ich ihn nicht sehen, aber ein glückliches Familienleben, schmerzfreie Knie und einen gut ausgebuchten Kalender als Radgruppenguide würde ich ihm gerne gönnen.

Vom Alkohol sollte er besser die Finger komplett lassen, weil er das anscheinend sonst nicht in den Griff bekommt.

Helmut S 19.06.2018 16:21

Arne, spätestens seit Brigtte Berendonk wissen wir, wie das Staatsdoping in der DDR lief. Es ist dabei völlig unerheblich ob er Westrennen gemacht hat oder was in Italien oder sonstwo passiert ist.

Das Lifty mit 12(!!! - die Drecksäcke/innen, echt) auch Oral-Turinabol („blaue Pille“) bekommen hat ist für mich überhaupt nicht überraschend und deckt sich komplett mit den veröffentlichten Berichten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ulle ab dem Moment ab dem er als Kind/Jugendlicher „im Sytem“ war nicht gedopt wurde, geht m.E. nachdem was wir heute wissen gg Null.

LG H. :Blumen:

Helmut S 19.06.2018 16:23

Ach ja: Ulle hat viele Rollen in dem Spiel. Unter anderem ist er auch Opfer.

Loretta 19.06.2018 20:38

Zitat:

Zitat von Trillerpfeife (Beitrag 1386212)
und für was ist das ausschlaggebend? Dafür das er ein schwacher Mensch ist? Dafür das man sich guten Gewissens über ihn stellen kann weil man für seine Fehler gerade steht. Tun wir das alle immer?

Und was ist wenn Jan Ullrich tatsächlich glaubt niemanden betrogen zu haben. Z.B. weil es ja alle gemacht haben.


Und ich frage mal ganz naiv. Wen hat er womit betrogen?

Ganz naiv geantwortet: alle die, die tatsächlich an den sauberen Sieg geglaubt haben. Und dazu zähle ich mich auch, damals hatte ich noch keinen Schimmer was da passiert.
Und dann ist da noch die Tatsache, dass er diesen Betrug mit allen Rechtsmitteln gegen Menschen verteidigt hat, die die Wahrheit gesagt haben. Ganz mieses Kino!
Und dazu hat er auch später nie ein Wort des Bedauerns geäußert, stattdessen immer schön aggresssiv seine Kritiker behandelt. Und selber dann natürlich immer von dem ihm angetanem Unrecht geblubbert.
Der von Hafu geäußerte Verdacht, dass JU besonders gut auf Dopingmittel angeschlagen hat, hatte ich auch schon mal früher geäußert und das halte ich auch für wahrscheinlich weil in dem Sportsystem ALLE Möglichkeiten in Betracht gezogen worden sind. Es wäre einfach "dumm" gewesen, diesen Aspekt bei aller akribischer Förderung nicht zu berücksichtigen. Bei einer Heike Drechsler wurden die sportlichen Fortschritte in direkten Bezug zu den Doopinggaben gesetzt.

Loretta 19.06.2018 20:51

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386215)
Als die Fuentes-Affäre hochkam, stand Ullrich plötzlich ganz alleine da. Selbst Teamarzt Lothar Heinrich sagte in einem Interview, er sei persönlich außerordentlich enttäuscht von Jan, und habe schon ein moralisches Problem damit. Dabei war Heinrich in das Doping des Teams maßgeblich mit verstrickt. Das ist nur ein Beispiel für die vielen Mitwisser und Mitverantwortlichen, die plötzlich den Kopf einzogen.

Außerdem gab es eine Klage wegen Betrugs gegenüber der Telekom von Jura-Professorin Dannenberg. Ich bin sicher, dass Ullrichs Anwalt ihm geraten hat, um Himmels Willen die Klappe zu halten. In der Rückschau finde ich genauso wie Du, dass ihm dieses Schweigen außerordentlich geschadet hat.

Der angebliche Betrug gegenüber der Telekom ist ein schöner Witz und zeigt in meinen Augen ganz gut die Blindheit der Fans und die Scheinheiligkeit der Sponsoren und Medien. Zur Erinnerung:

Das Team Telekom wurde in den internationalen Rennen überall abgehängt. Selbst zur Tour lud man es nur als halbes Team ein, ergänzt um ein anderes halbes Team, das ebenfalls nicht viel zu melden hatte. Doch auf einmal macht es Klack, und das Team gewinnt mit Bjarne Riis die Tour, Zabel holt das grüne Trikot, Ullrich wird Zweiter und bester Jungprofi. Ein Jahr später der zweite Toursieg für das Team und Zabel wird bester Sprinter.

Seltsam?

Nicht für die Öffentlichkeit. In ihren Augen ging es nur noch darum, wo oft Jan künftig noch die Tour gewinnt und wie viele Sprints Zabel für sich entscheidet. Bereits zweite Plätze waren inakzeptabel. Insbesondere Jan, der erfolgreichste deutsche Rundfahrer aller Zeiten, hatte 49 Wochen im Jahr schlechte Presse. Der dicke Loser hinter Lance.

Sicher hast Du mit Deinen Worten auch recht. Doch man muss berücksichtigen, dass er in einem Umfeld agierte, in dem Doping vollkommen normal war. Und er hatte die Hysterie eines 80-Millionen-Volkes im Nacken. Haben wir nicht alle darauf hingefiebert, dass Jan mal den Lance ordentlich paniert? Der war aber randvoll, und ebenso seine Helfer.


Mittlerweile ist aber sehr viel dieser Epoche aufgeklärt, viele haben gestanden, die meisten zwar wegen einer erdrückenden Beweislast, aber immerhin.
Mittlerweile hätte er das alles längst aufklären können, will er aber nicht!
Er behaupet noch immer, dass er nur Eigenblutdoping betrieben hat, nach dem Motto: mein eigenes Blut ist gut genug gewesen um gegen die ganzen pharmazeutischen Krücken anzukommen...
Der lebt zu gerne mit der Lüge, preist sich selber als größtes Talent, etc.
Die deutsche Öffentlichkeit und die Presse hätte auch einen ewigen Zweiten akzeptieren können, auch daraus lassen sich schöne Geschichten stricken.
Ich glaube nicht, dass er schlechte Presse gehabt hätte wenn er nicht selber im Frühjahr als dicker Loser unterwegs gewesen wäre. Das hatte er sich selber zuzuschreiben. Mit dem Gehalt kann man eigentlich auch eine gewisse Professionalität erwarten und das hat die Presse auch entsprechend formuliert.
Ich glaube, Du übertreibst, wenn Du von einer 80 Millionen Hysterie sprichst, es gab sehr viele, die hat das null interessiert, bzw. die haben das nur beobachtet und sich unterhalten lassen. Du stellst das immer gerne dar, als ob die 80 Millionen Menschen persönlich vor seinem Haus auf ihn gewartet haben...

Loretta 19.06.2018 20:58

Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1386221)
Ich finde es einfach schade, dass er die Kurve nicht bekommt.

Für seine Dopingvergangenheit hat er IMHO ausreichend eins auf die Mütze bekommen.

Als Sportkommentator oder Teamchef möchte ich ihn nicht sehen, aber ein glückliches Familienleben, schmerzfreie Knie und einen gut ausgebuchten Kalender als Radgruppenguide würde ich ihm gerne gönnen.

Vom Alkohol sollte er besser die Finger komplett lassen, weil er das anscheinend sonst nicht in den Griff bekommt.

Er hat an sich so viele Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, viele sehen ihn noch immer gerne als Werbepartner, Tourenführer, etc. Oder in der Dopingprävention:Cheese: ...
Er führt noch immer ein priviligiertes Leben, in dem er Chancen bekommt, die andere ohne seine Sportvergangenheit niemals bekommen würden obwohl sie sehr wahrscheinlich höher qualifiziert sind als er...

Trillerpfeife 19.06.2018 22:42

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386268)
Ganz naiv geantwortet: alle die, die tatsächlich an den sauberen Sieg geglaubt haben. Und dazu zähle ich mich auch, damals hatte ich noch keinen Schimmer was da passiert.
Und dann ist da noch die Tatsache, dass er diesen Betrug mit allen Rechtsmitteln gegen Menschen verteidigt hat, die die Wahrheit gesagt haben. Ganz mieses Kino!
Und dazu hat er auch später nie ein Wort des Bedauerns geäußert, stattdessen immer schön aggresssiv seine Kritiker behandelt. Und selber dann natürlich immer von dem ihm angetanem Unrecht geblubbert.
Der von Hafu geäußerte Verdacht, dass JU besonders gut auf Dopingmittel angeschlagen hat, hatte ich auch schon mal früher geäußert und das halte ich auch für wahrscheinlich weil in dem Sportsystem ALLE Möglichkeiten in Betracht gezogen worden sind. Es wäre einfach "dumm" gewesen, diesen Aspekt bei aller akribischer Förderung nicht zu berücksichtigen. Bei einer Heike Drechsler wurden die sportlichen Fortschritte in direkten Bezug zu den Doopinggaben gesetzt.

danke für die Antwort.

Wie schon mal geschrieben. Meiner Meinung nach sind es die eigenen Erwartungen die enttäuscht wurden. Jan Ullrich hat mir nix versprochen, dir auch nicht.



Letztendlich bleibt die Frage wie weit Jan Ullrich das alles gesteuert hat was ihm angelastet wird. Da steht dein Post gegen den von Arne.
Ich persönlich sehe ihn mehr als Opfer bzw. jemand der das tut was andere, seiner Meinung nach, schlauere oder wissendere Leute ihm raten.

Ob im DDR Sportsytem alle Möglichkeiten in Betracht gezogen wurden kann ich nicht beurteilen. Vermutlich haben sie sich viel Mühe gegeben ihre Sportler zu fördern. Was auch immer das bedeuten mag.
Ein Freund von mir wollte Schwimmer werden, nach einem kurzen Blick auf seine Hände wurde dem Jungen gesagt du wirst nicht gross genug denke dir was anderes aus. Er wurde Ringer. Die Enttäuschung nicht Schwimmer werden zu können trägt er heute noch mit sich rum. Aber nein, er kriegt trotzdem ein ganz normales Leben hin.

Hafu und du und von mir aus Sybenwurz stellen das immer so da als ob Jan Ullrich von Anfang an da gerne mitgemacht hat. Kein Einfühlungsvermögen in einen Jugendlichen und jungen Erwachsenen der vielleicht ein guter Sportler ist und sonst eher labil.
Mir scheint die Enttäuschung durch den Glauben in Jan Ullrich und dessen Nichterfüllung eurer Wünsche, sitzt tiefer als ihr denkt. Aber das bei Jan Ullrich eine komplett verkorkste Kindheit, vielleicht ein komplett verkorkstes Leben vorliegt, dass könnt ihr euch nicht vorstellen.
Wie immer hier: Doper gehören an den Pranger.

So ganz nebenbei, nein nicht wieder naiv, frag ich mich auch ob ihr über eure Bekannten, so sie denn ein vergleichbares Verhalten an den Tag legen genauso urteilt oder ob da, durch erweiterte Kenntnis der Umstände sowas wie Verständnis gefüht wird.

Loretta 19.06.2018 23:17

Du hast das nicht richtig gelesen:
nicht mein Glaube an JU wurde enttäuscht, sondern der, dass der Sieg- egal von wem- sauber errungen wurde.
Ich war kein JU Fan, auch nicht von sonstwem, mir ist dieses unkritische Fantum zuwieder. Da werden wirklich eigene Wünsche in jemanden hineinprojeziert, der mindestens dann einen Halbgott- Status erhält.
Nein, JU hat mir nix versprochen, aber anstatt Eides Doping geleugnet. Und das der ganzen Welt.
Und ich schreibe nochmal: wer ihn hauptsächlich als Opfer sieht, sollte mal mit wirklichen DDR Staatsdoping- Opfern sprechen...
Mit dieser Einstellung ist jeder Opfer, JU, Du, ich, Mutter Theresa, etc.
Er ist aber ganz klar ein Straftäter, der rigoros seine Gegner gerichtlich verfolgt und auf allen Ebenen diffamiert hat. Er hat seinen Schergen dafür sein OK alsErwachsene Person gegeben, ohne jegliche Skrupel oder moralische Bedenken. Ein Bedauern oder gar eine Entschudigung ist nie von ihm gekommen, da teilt er lieber jetzt noch gerne aus.
Gerne stellen ihn seine "Freunde" als Opfer dar und das nimmt er bis heute gerne an, lässt sich damit seine Taten entschuldigen.
Vielleicht ist das ein deutlich größeres Problem als die Kritik. ImGrunde hat er Narrenfreiheit bei vielen. Sollte er mal jemanden (hoffentlich nicht!!!)zu Tode fahren wird ganz bestimmt jemand da sein, der ihm, dem "Opfer", das verzeiht...
Ohne einen klaren Cut zu den Lügen der Vergangenheit (und der Gegenwart)wird eine gute Zukunft nicht für ihn möglich sein. Ich glaube aber nicht, dass sich etwas ändern wird. Und die, die gut finden, dass er raucht und säuft wann ihm danach ist, haben wirklich keine Ahnung was Alkoholismus bedeutet.

Loretta 19.06.2018 23:21

PS: Wenn einer meiner Bekannten fortwährend und unbelehrbar immer mehr Mist baut habe ich da kein Verständnis dafür. Man kann nicht mit Hinweisen auf vergangene Zeiten ein Leben lang Mist machen.
Nun ja, man kann natürlich, aber ich habe da kein Verständnis dafür und Verständnis bringt den anderen irgendwann auch nicht mehr weiter, sondern klare Worte.
Und letztendlich nur die Selbsterkenntnis.

Walli 20.06.2018 05:47

Zitat:

Zitat von lifty (Beitrag 1386171)
Organisierter trifft es eher:Cheese:

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1386173)
Die Wortwahl "Schwachsinn" ist zugegebenermaßen drastisch, aber sie bezog sich einzig und allein auf den als Zitat gekennzeichneten Satz von Walli und selbstverständlich nicht auf Walli persönlich.
Wenn der Satz von Walli stimmen würde. dann wäre jeder, der was im Triathlon gewinnt oder/und Geld damit verdient, gedopt, d.h. auch meine Frau oder ich in der Vergangenheit oder mein Sohn in der Gegenwart.

Ich habe überhaupt nichts gegen Walli und er ist ja auch nicht der einzige oder erste, der so eine Stammtischparole formuliert hat, aber so einer pauschalen Anschuldigung komplett ohne Emotionen zu entgegnen, ist nicht ganz einfach.:Blumen:

Und da ich selten in einzeiligen Sätzen antworte habe ich ja im selben Post auch begründet (bzw. versucht zu begründen), warum Wallis zitierte Aussage in ihrer Pauschalisierung auf alle Profisportarten keinen Sinn macht:


So war das auch gar nicht gemeint (das jeder gedopt ist der was gewinnt)
Überall im Profisport bzw, da wo Geld im Spiel ist gibt es schwarze Schafe
Denke das es auch so rüber gekommen ist und du es halt mal gerne überspitzt siehst
Das hat auch nichts mit Parolen zu tun
:bussi:

Hafu 20.06.2018 07:21

Zitat:

Zitat von Walli (Beitrag 1386308)
So war das auch gar nicht gemeint (das jeder gedopt ist der was gewinnt)
Überall im Profisport bzw, da wo Geld im Spiel ist gibt es schwarze Schafe
Denke das es auch so rüber gekommen ist und du es halt mal gerne überspitzt siehst
Das hat auch nichts mit Parolen zu tun
:bussi:

:Blumen:
Akzeptiert.
Natürlich interpretiere ich manchmal auch überspitzt, aber wenn jeder nur weichgespülte Meinungen von sich gibt, wäre es hier im Forum auch oft langweilig.:Maso:

Dass Triathlon keine insel der Seligen innerhalb des Profisportes ohne ernsthaftes Dopingproblem ist, weiß ich auch und hoffe gleichzeitig aber auch, dass das Dopingproblem nicht nur deswegen bei uns kleiner ist, weil weniger Geld im Spiel ist als bei anderen Sportarten, sondern auch aus dem Grund weil wir eine andere Kultur haben, was Doping als Mittel zum Zweck anbelangt. Aber letzteres ist zugegebenermaßen eher Hoffnung als Wissen oder Überzeugung meinerseits.

lifty 20.06.2018 09:18

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1386315)
:Blumen:
Akzeptiert.
Natürlich interpretiere ich manchmal auch überspitzt, aber wenn jeder nur weichgespülte Meinungen von sich gibt, wäre es hier im Forum auch oft langweilig.:Maso:

Dass Triathlon keine insel der Seligen innerhalb des Profisportes ohne ernsthaftes Dopingproblem ist, weiß ich auch und hoffe gleichzeitig aber auch, dass das Dopingproblem nicht nur deswegen bei uns kleiner ist, weil weniger Geld im Spiel ist als bei anderen Sportarten, sondern auch aus dem Grund weil wir eine andere Kultur haben, was Doping als Mittel zum Zweck anbelangt. Aber letzteres ist zugegebenermaßen eher Hoffnung als Wissen oder Überzeugung meinerseits.

Übertreibung/Überspitzung ist ja immer ein probates Mittel um auf Missstände hinzuweisen.

Ich glaube bzw. bin der Meinung, dass Triathlon ein ganz gewaltiges Dopingproblem hat, besonders im Hobbybereich, mindestens ähnlich wie der Radsport. Triathlon ist eine Einzelsportart, das merkt man an den Protagonisten recht deutlich. Ich habe nur den Vergleich zum Radsport, aber wenn ich mir das Verhalten bestimmter Triathleten so anschaue...uiuiui. Das sind nur Momentaufnahmen ohne belegbare Fakten, daher ja auch meine Meinung.

Ich bin auch der Meinung, dass es nicht unbedingt immer der finanzielle Anreiz sein muss um (illegale) leistungssteigernde Mittel zu nutzen, der "gesellschaftliche Ruhm" ist vielen mindestens genauso wichtig.

ThomasG 20.06.2018 14:33

Ich glaube im Radsport gibt bzw. gab es nicht nur deshalb so ein großes Dopingproblem, weil es eben schon sehr lange auch um relativ viel Geld und Ruhm geht, sondern halt wegen der enormen Wettkampfhäufigkeit und den Rundfahrten über mehrere Tage oder gar Wochen.
Ja und Sechstagerennen gibt es ja auch schon lange und dort gab es auch viele Verstöße.
Der körperliche Abbau kann durch Doping verzögert oder gar völlig aus der Welt geschafft werden.
Etwa wenn man dafür sorgt, dass die Blutwerte für Ausdauerbealstungen top bleiben mit allem was dazugehört (also z.B. auch eine Aufrechthaltung einer hohen Sauerstoffaufnahmekapazität durch Eigenblutdoping, Epo-Missbrauch o.ä.).
Ich glaube im Skilanglauf bzw. Biathlon ist es sehr wahrscheinlich, dass da nicht viel weniger, wenn überhaupt besch... wird.
Da geht es um viel Geld und die Wettkampfdichte ist ebenfalls enorm.
Was Triathlon angeht, habe ich ein ganz ähnliches Gefühl wie Lifty.
Es gibt da schon viele die Trainieren unglaublich viel und das parallel zur Arbeit und dem sonstigen normalen Leben.
Da dürfte die Verlockung schon groß sein für manche, was einzuwerfen, damit man das besser aushält bzw. man sich eben nicht in den Keller trainiert.
Ganz ehrlich - ich habe mich schon oft in den Keller trainiert und ich würde für Wettkampferfolge eher niemals was einwerfen, weil ich mich darüber kein bisschen freuen könnte, aber ich würde für mich nicht die Hand ins Feuer legen, dass ich nicht doch was nehmen würde, wenn ich ganz unten bin körperlich, damit ich mich eben wieder so erhole, dass ich einigermaßen normal trainieren kann.
Wenn ich total schlapp bin, fange ich vermehrt an Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden und zwar oft so mehr aus Verdacht sozusagen ohne, dass ich genau weiß, was fehlt oder im Keller ist.
Das geht schon ein wenig in die Richtung, auch wenn ich "nur" Eisen-, Mineralstoff- und Vitamin-B-Kombipräparate jemals in meinem Leben als Ausdauersportler eingenommen habe.
Ich mache schon ziemlich lange Ausdauersport.
Es gibt schon einige, die sind so ein bisschen wie ich.
Die trainieren schon arg viel.
Schon in den 1980ern gab es solche Leute.
Ich sah sie oft morgens in aller Frühe trainieren auf dem Weg zur Arbeit und in Hochzeiten denke ich mal kam es dauerchaus vor, dass die Mittagspause auch noch für Training drauf ging ja und nach der Arbeit noch eine Einheit kam.
Das waren Leute, die zwar schon relativ gut waren, aber weit weg davon, dass sie vom Ausdauersport finaziell irgendwie profitieren können und großartig Ruhm gab und gibt es da auch nicht.
Ab und zu relativ weit vorne in der Alterklasse, aber das war`s dann schon.

Loretta 20.06.2018 17:09

Du würdest nicht die Hand dafür ins Feuer legen etwas zu nehmen, um wieder "normal" trainieren zu können wenn Du Dich im Training übernommen hast?!
Glückwunsch, Du reihst Dich damit in die Argmentation ein, dass man ja "nur" den "Normalzustand" wieder herstellt.Quasi zur Gesunderhaltung. Diese wirklich beknackte Rechtfertigung haben auch schon Klümper und Co damals gebracht.
Der Normalzustand ist aber, dass man bei zu hohen Trainingsbelastungen abbaut. Die "Lösung" ist Reduzierung des Trainings, Pause, etc. NICHT die Überwindung dieses Erschöpfungszustandes mittels von außen zugeführten Dopingpräparaten, die für Krankheiten entwickelt worden sind und häufig andere gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen haben.
Auch auf die Gefahr hin von Arne wegen des Wortgebrauchs gerügt zu werden:
Deine Einstellung ist kompletter Bullshit!
Schon alleine sich völlig ohne Sinn und Verstand mit NEMs zuzudröhnen wenn es nicht läuft
Ermüdung ist normal, sich mit Mitteln zuzudröhnen um diese Ermüdung zu beseitigen ist es nicht. Aber interessant zu sehen, wie eine klassische Dopingdenke bei Amateuren aussieht, bei denen es um nichts geht.
Ich hoffe, Du widerstehst diesem Gedanken und akzeptierst, dass Ermüdung zum Leben gehört, ebenso wie ein Leistungsknick in späteren Jahren.

Trillerpfeife 20.06.2018 18:02

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386305)
PS: Wenn einer meiner Bekannten fortwährend und unbelehrbar immer mehr Mist baut habe ich da kein Verständnis dafür. Man kann nicht mit Hinweisen auf vergangene Zeiten ein Leben lang Mist machen.
Nun ja, man kann natürlich, aber ich habe da kein Verständnis dafür und Verständnis bringt den anderen irgendwann auch nicht mehr weiter, sondern klare Worte.
Und letztendlich nur die Selbsterkenntnis.

+1 da stimme ich dir 100% zu. Aber die Selbsterkenntnis die kann man nur selbst haben oder eben nicht.
Jan Ullrich hat die womöglich noch nicht gehabt. Aber das kann man ihm nicht vorwerfen.
Wie bei Alkis eben, denen kann man solange man will den Kopf waschen, Verständnis haben oder sie prügeln. Solange sie selbst nicht kapieren was los ist ändern sie auch nichts. Ich will damit nicht sagen Jan Ullrich ist ein Alkoholiker.

Zu deiner Aussage zu Jan Ullrichs Eid.
Zitat:

Nein, JU hat mir nix versprochen, aber anstatt Eides Doping geleugnet. Und das der ganzen Welt.
Meinst du diesen hier?
https://www.tagesspiegel.de/2008-11-...d/1370266.html

Wie kommst du darauf Jan Ullrich wäre kein "wirkliches Staatsdoping Opfer"

Ich sehe ihn auch nicht als nur Staatsdoping Opfer, er ist auch ein Opfer unserer Erwartungen, der Bildzeitung, falscher Freunde und und und .... und nein ich will damit nichts entschuldigen.

Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1386315)
:Blumen:
Akzeptiert.
Natürlich interpretiere ich manchmal auch überspitzt, aber wenn jeder nur weichgespülte Meinungen von sich gibt, wäre es hier im Forum auch oft langweilig.:Maso:

Hugh Häupling Harter Furunkel hat gesprochen. Ich meine natürlich Häuptling Harter Hund. Passt nur nicht so gut zu HaFu.



Zitat:

Zitat von Hafu (Beitrag 1386315)
Dass Triathlon keine insel der Seligen innerhalb des Profisportes ohne ernsthaftes Dopingproblem ist, weiß ich auch und hoffe gleichzeitig aber auch, dass das Dopingproblem nicht nur deswegen bei uns kleiner ist, weil weniger Geld im Spiel ist als bei anderen Sportarten, sondern auch aus dem Grund weil wir eine andere Kultur haben, was Doping als Mittel zum Zweck anbelangt. Aber letzteres ist zugegebenermaßen eher Hoffnung als Wissen oder Überzeugung meinerseits.

Und wieder wird der Triathlon krampfhaft saubergeredet. Weil weiniger Geld im Spiel ist. Ha ha Geld ist ja wirklich der Grund für die ganzen Ergeizlinge in den AKs.
Oder ist bei uns das Doping Problem kleiner weil wir nicht so oft wie die Radler kontroliert werden?

Der aufrichtige Post von ThomasG ist ja ein Indiz dafür wie Ausdauersportler über medizinische Unterstützung bei Erschöpfung denken könnten. Leider kenne ich auch einige die z.B. bei den Infusionen nach der Langdistanz nicht so genau darüber nachdenken und sich eine geben lassen. Die Regeneration geht viel schneller sagen sie.


Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386422)
.. Aber interessant zu sehen, wie eine klassische Dopingdenke bei Amateuren aussieht, bei denen es um nichts geht.
Ich hoffe, Du widerstehst diesem Gedanken und akzeptierst, dass Ermüdung zum Leben gehört, ebenso wie ein Leistungsknick in späteren Jahren.

es ist nur ein Amateur oder nur ein paar mit denen die ich kenne ... aber ja hoffe ich auch das er diesem Gedanken widersteht.




Boah was bin ich heute wieder weichgespühlt. :)

OhneRad 20.06.2018 19:19

Wenig Geld im Sport ist meiner Ansicht nach gar kein Argument für ein geringes Doping-Problem. Zum Einen kann man auch plausibel annehmen, dass in Sportarten, in denen nur die Top10 richtig verdienen, sportlicher Erfolg noch wesentlich wichtiger ist als bsplws. im Radsport oder Fußball, wo man auch in der zweiten Reihe gut verdient.

Zum anderen ist die Leichtathletik wohl vergleichweise verseucht wie der Radsport und dort gibt es außer für einzelne Superstars wie Bolt oder Farah und inzwischen bei den großen Straßenläufen finanziell gar nix zu holen.
Rudern war zumindest mal sehr stark von Doping durchzogen und da gabs sogar noch weniger zu gewinnen als bei der LA.

ThomasG 20.06.2018 21:14

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386422)
Du würdest nicht die Hand dafür ins Feuer legen etwas zu nehmen, um wieder "normal" trainieren zu können wenn Du Dich im Training übernommen hast?!
Glückwunsch, Du reihst Dich damit in die Argmentation ein, dass man ja "nur" den "Normalzustand" wieder herstellt.Quasi zur Gesunderhaltung. Diese wirklich beknackte Rechtfertigung haben auch schon Klümper und Co damals gebracht.
Der Normalzustand ist aber, dass man bei zu hohen Trainingsbelastungen abbaut. Die "Lösung" ist Reduzierung des Trainings, Pause, etc. NICHT die Überwindung dieses Erschöpfungszustandes mittels von außen zugeführten Dopingpräparaten, die für Krankheiten entwickelt worden sind und häufig andere gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen haben.
Auch auf die Gefahr hin von Arne wegen des Wortgebrauchs gerügt zu werden:
Deine Einstellung ist kompletter Bullshit!
Schon alleine sich völlig ohne Sinn und Verstand mit NEMs zuzudröhnen wenn es nicht läuft
Ermüdung ist normal, sich mit Mitteln zuzudröhnen um diese Ermüdung zu beseitigen ist es nicht. Aber interessant zu sehen, wie eine klassische Dopingdenke bei Amateuren aussieht, bei denen es um nichts geht.
Ich hoffe, Du widerstehst diesem Gedanken und akzeptierst, dass Ermüdung zum Leben gehört, ebenso wie ein Leistungsknick in späteren Jahren.

Loretta ich sehe meine eigenen Verhaltensweisen und Gewohnheiten durchaus ziemlich kritisch.
Rein intelektuell bzw. bildungsmäßig (ich habe mich viele Jahre begeistert mit sportwissenschaftlichen Themen beschäftigt und wäre sehr gerne Sportwissenschaftler geworden) ist mir klar wie ein Überlastungszustand entsteht, wie man ihn verhindern kann bzw. frühzeitig erkennen und was man tun sollte, wenn das Kind halt sozusagen schon in den Brunnen gefallen ist.
Ich habe nicht im Sinne von Klümper und Co. argumentiert in meinem Beitrag, auf den Du geantwortet hast, weil ich mir eben völlig bewusst bin, wie problematisch derartige Argumentationen sind.
Die Nahrungsergänzungsmittel, die ich verwende, bekommt man rezeptfrei in Drogerien oder Supermärkten.
Da hat der Gesetzgeber gewisse Vorkehrungen getroffen, was das Gefährdungspotenzial angeht im Falle von Selbsttherapien ohne zuvor sich ärztlich beraten lassen zu haben bzw. sich einer Untersuchung der Blutwerte o.ä. unterzogen zu haben.
Problematisch ist diese Einnahme natürlich trotzdem.
Da ich aber weiß, wo es bei mir ernährungsmäßig besondere Schwachstellen gibt, wo gewisse Mängel eigentlich da sein müssen, sehe ich das nicht ganz kritisch.
Vor gut einem Jahr habe ich mal einen Gesundheitscheck machen lassen inklusive Blutanalyse.
Zuvor hatte ich das Gefühl unter starkem Eisenmangel zu leiden.
Ich war erstaunt, dass ich keine Anämie hatte, aber es bestand ein Eisenmangel.
Zuvor hatte ich über ein paar Wochen ein Eisenpräparat eingenommen (relativ hochdosiert 50 mg/Tag).
Dann gab es ein paar Wochen keine Substitution und dann kam die Blutuntersuchung.
Es ist also anzunehmen, dass ich die Sache mit dem Eisenmangel schon richtig beurteilt habe.
Wahrscheinlich waren die Eisenwerte vor der Phase mit der Einahme eines Eisenpräparates schlechter u.U. deutlich schlechter.
Vor gut 20 Jahren hatte ich ernstmals eine relativ drastischen Einbruch, was die körperliche Leistungsfähigkeit angeht.
Damals wurde ein Eisenmangelanämie festgestellt u.a..
Von daher glaube ich zu wissen, wie sie sich äußerst bzw. welche Symptome stark darauf hindeuten.
Alles relativ unvernünftig ich weiß, aber ich kenne mich und wenn ich merke ich bin ziemlich im Keller und bis ich endlich mal zu einem kompetenten Arzt gehe und mich durchchecken lasse, wird es wohl dauern, dann fange ich halt an zu versuchen mir selbst zu helfen.
Der Zeitpunkt vor gut 20 Jahren war ziemlich schlecht, da ich zu der Zeit mich in der Endphase meines Studiums befand (Diplomand).
Das wusste der Arzt und ich denke, er wollte mir helfen, auch wenn es sehr bedenklich ist auf welche Art er das tun wollte.
Er meinte zu mir (obwohl wir uns kaum kannten), er könne mir Betablocker verschreiben, damit ich gut schlafen kann und das mit dem Studium gut klappt.
"Das machen alle auch z.B. ...!" waren seine Worte.
Ich lehnte ab und das würde ich heute genauso wieder machen.
Es gibt ja recht viele Ausdauersportler, die häufiger Probleme haben aufgrund von Eisenmangel.
Die übliche Art und Weise Eisenmangel zu beheben und die Speicher wieder zu füllen ist leider sehr langwierig, da der Körper nur einen Bruchteil dessen aufnehmen kann, was man zugeführt hat.
Ich kenne da die Zahlen in etwa und da kann ich mir ausrechnen wie lange das u.U. wirklich dauern kann.
Von daher würde ich da eine gewisse Gefahr sehen, wenn ein Arzt eindeutig festgestellt hätte, meine Speicher sind extrem ausgezehrt und zahlreiche körperliche Funktionen sind durch eine langanhaltenden Mangel schon erheblich in Mitleidenschaft gewogen.
Ich weiß halt, dass Eiseninfusionen wesentlich schneller Mängel beheben können, aber ich weiß auch, dass man da sehr vorsichtig sein sollte, weil eben Eisen im Körper auch ganz schöne Schäden verursachen kann.
Zurück zu den Triathleten und weg von mir:
Im Triathlonmagazin von Manfred Steffny wurde man die Ergebnisse einer Untersuchung von Triathleten in Bezug auf ihr Trainingspensum in einem Artikel diskutiert bzw. dargestellt.
Es gab einen ganz schön großen Anteil an Leuten, die zumindest stundenmäßig betrachtet trainiert haben, dass das vom Umfang her (wie gesagt in Stunden gemessen) durchaus Profiniveau hatte.
Diese Leute waren insofern auffallend, dass ihre durchschnittlichen Trainingsintensitäten in solchen Phasen schon extrem niedrig waren.
Ihr Körper hat sie halt einfach gebremst, um sich vor allzu vielen Schädigungen zu schützen.
Das akzeptiere ich eigentlich.
Meist fange ich an vermehrt Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden, wenn ich parallel dazu zumindest angefangen habe weniger zu trainieren.
Ich bitte um Entschuldigung, dass ich hier relativ viel von mir geschrieben habe, aber da wir hier ja auch ein bisschen über Doping "geredet" haben, wollte ich einen Beitrag dazu bringen wie es sich mehr oder weniger schleichend ergeben kann, dass sich Grenzen verschieben.
Kaum ein Doper wird knallhart einsteigen.
Es fallen halt Barrieren.
Ich glaube nicht, dass bei mir die Barriere in Bezug auf Doping fällt.
Nur wollte ich halt deutlich machen, dass ich mir schon vorstellen könnte, dass es in der Vergangenheit doch hätte passieren können.
Jetzt bin ich alt und verbraucht ;-).

Loretta 20.06.2018 21:43

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Antwort, das war aufschlußreich, auch wenn ich die Selbstmedikation- selbst mit rezeptfreien NEMs- kritisch sehe. Das sind so Anfangssachen, die dann im sclechtesten Fall in Doping münden. Es besteht dann meistens schon eine fast mentale Abhängigkeit, man denkt, dass es ohne Vitamine hier und Eiweiß da nicht mehr geht. Und wenn das keinen Erfolg bringt nimmt man dann andere Sachen- man kennt dann auch womöglich noch andere, die auch viel trainieren und gleichzeitig ihr normales Leben leben und die das hinbekommen- wie man meist aus der Ferne glaubt. Irgendwo wird es aber fast immer haken, der Tag hat halt nur 24h, der Berufsalltag ist meistens auch ermüdend,soziale Verpflichtugen bestehen, etc.
Das akzeptieren der eigenen Grenzen und der eigenen Leistungsfähigkeit ist wichtig. Was XY macht ist unwichtig, man kennt die Rahmenbedingungen nicht und muss auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die einfach besser sind, schneller regenerieren, etc.
Ich hoffe, Du bleibst gesund und findest das richtige Maß- ich kann Dir versprechen, dass man damit selbst noch mit fast 50 tolle Leistungen bringen kann. Solltest Du älter sein: ja, auch noch später;) .

Klugschnacker 20.06.2018 22:09

Was Doping ist, regelt die NADA. Der Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln ist kein Doping. Es ist auch kein "Zudröhnen".

Solche Dramatisierungen sind aus meiner Sicht in der Debatte wenig hilfreich. Hilfreich sind klare Grenzen.

Klugschnacker 20.06.2018 22:17

Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386460)
vielen Dank für Deine Antwort, das war aufschlußreich, auch wenn ich die Selbstmedikation- selbst mit rezeptfreien NEMs- kritisch sehe. Das sind so Anfangssachen, die dann im sclechtesten Fall in Doping münden. Es besteht dann meistens schon eine fast mentale Abhängigkeit, man denkt, dass es ohne Vitamine hier und Eiweiß da nicht mehr geht. Und wenn das keinen Erfolg bringt nimmt man dann andere Sachen...

Das sehe ich anders. Bei keinem meiner Trainingspartner besteht eine "mentale Abhängigkeit" nach Eiweißpulver oder Magnesium Verla. Und es gibt bei ihnen auch keinerlei Tendenzen, diese NEMs durch "andere Sachen" – Du meinst hier wohl Doping – zu ersetzen. Wie kommst Du auf die These, dass es sich "bei den meisten" so verhielte?

sybenwurz 20.06.2018 22:19

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386468)
Hilfreich sind klare Grenzen.

Und solche hat JU in mehrfacher Hinsicht und mehrfach deutlich überschritten.

Um das Thema mal wieder zu streifen...

Klugschnacker 20.06.2018 22:30

Zitat:

Zitat von sybenwurz (Beitrag 1386473)
Und solche hat JU in mehrfacher Hinsicht und mehrfach deutlich überschritten.

Das wissen wir doch alle. Die Dopingsperre sitzt er zu 100% zurecht ab. Auch mit dem Strafverfahren (ist das der korrekte Ausdruck?) wegen Raserei im Suff mit Unfall ist er zurecht konfrontiert worden. Und so weiter.

Mir scheint, wir reden hier etwas aneinander vorbei. Mir geht es nur darum, einen einzelnen Menschen nicht zum Sündenbock für ein ganzes System zu machen. Weil aber genau das geschieht – darin sehe ich eine Ursache für seine heutigen psychischen Probleme. Mir tut er deshalb leid. Du brauchst diese Empfindung ja nicht teilen, kein Problem!
:Blumen:

ThomasG 21.06.2018 01:13

Jan Ullrich hat bisher kaum was dazu beigetragen, was zur Aufarbeitung des Dopings im seinem ehemaligen Team wirklich beigetragen hat.
Oft genug hat er sich immer wieder auf ähnliche, äußerst zurückhaltende und so gut wie gar nicht aufklärerische Art geäußert und das über viele Jahre.
Wahrscheinlich hat man ihm dazu geraten (seine Anwälte), aber unabhängig davon nehme ich ihm ab, dass er niemanden in die Sache tiefer hereinziehen möchte, als er es sowieso schon ist.
Man kann darüber durchaus streiten, inwiefern dieses Verhalten eine gewisse Ethik hat, oder halt eher nicht.
Ich nehme ihm ab, dass er niemandem das Leben schwer machen möchte.
Das passt zu dem Bild, was ich von ihm habe.
Bisher habe ich noch nie davon gehört, dass er bzw. seine Anwälte Menschen unter Druck gesetzt haben oder es zumindest versucht haben, die Wahrheiten weitergegeben haben, die ihn beschuldigen.
Hier habe ich das sinngemäß gelesen.
Das empfinde ich als schlimm und dadurch schwindet mein Mitgefühl für seine Lage.
Dann sehe ich ihn weniger als Opfer (des Systems, der Umstände, seiner eigenen Schwäche), sondern eher als Täter.
Die Mentalität zu schweigen ist ja durchaus nicht nur im (Profi-)Radsport ziemlich verbreitet, sondern es gibt auch andere Gruppen, die ganz ähnliche Verhaltensweisen an den Tag legen.

Stefan 21.06.2018 05:43

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386477)
Mir geht es nur darum, einen einzelnen Menschen nicht zum Sündenbock für ein ganzes System zu machen.


Also ich z.B. stecke ihn da mit Henn, Dietz, Bölts, Heppner, Wesemann, Totschnig, Hondo, Zabel, Holm, Aldag, Riis..... in eine Schublade und sehe keinen einzelnen Sündenbock und denke, dass viele das ähnlich sehen.

Klugschnacker 21.06.2018 07:03

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1386490)
Jan Ullrich hat bisher kaum was dazu beigetragen, was zur Aufarbeitung des Dopings im seinem ehemaligen Team wirklich beigetragen hat. Oft genug hat er sich immer wieder auf ähnliche, äußerst zurückhaltende und so gut wie gar nicht aufklärerische Art geäußert und das über viele Jahre.

Wahrscheinlich hat man ihm dazu geraten (seine Anwälte), aber unabhängig davon nehme ich ihm ab, dass er niemanden in die Sache tiefer hereinziehen möchte, als er es sowieso schon ist.

Man kann darüber durchaus streiten, inwiefern dieses Verhalten eine gewisse Ethik hat, oder halt eher nicht. Ich nehme ihm ab, dass er niemandem das Leben schwer machen möchte. Das passt zu dem Bild, was ich von ihm habe.

Ja, das kritisiere ich ebenfalls. Seine Fans und die Öffentlichkeit hätten ihm das Doping vermutlich irgendwann verziehen. Schließlich waren alle seine Gegner genauso voll, und sein großer Widersacher Lance Armstrong, den zu besiegen alle von ihm erwarteten, war der vollste von allen. Doch das Schweigen und Herumlavieren nahm und nimmt man ihm übel.

lifty 21.06.2018 07:36

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386477)
Das wissen wir doch alle. Die Dopingsperre sitzt er zu 100% zurecht ab. Auch mit dem Strafverfahren (ist das der korrekte Ausdruck?) wegen Raserei im Suff mit Unfall ist er zurecht konfrontiert worden. Und so weiter.

Mir scheint, wir reden hier etwas aneinander vorbei. Mir geht es nur darum, einen einzelnen Menschen nicht zum Sündenbock für ein ganzes System zu machen. Weil aber genau das geschieht – darin sehe ich eine Ursache für seine heutigen psychischen Probleme. Mir tut er deshalb leid. Du brauchst diese Empfindung ja nicht teilen, kein Problem!
:Blumen:

Strafverfahren passt schon;)

Zum System kann ich nur sagen, dass er vermutlich von einem (Staatsdoping?)-System ins nächste (Doping?)-System gerutscht ist.
Ich komme aus dem gleichen Sportsystem und kann für mich rückblickend nur sagen, dass ich damals nichts außer Radfahren wollte. Trainingszentrum, der Gang zur Sportschule und später einmal die Friedensfahrt :Lachanfall: , nach der Wende die Tour als Ziel.
Die Begleitumstände (Doping) hätte ich wahrscheinlich weggedrückt oder genauer definiert...hätte man mir das im Juniorenbereich oder als junger Mann angeboten...ich hätte zugegriffen. Aus heutiger Sicht bin ich froh, dass das Leben etwas anderes mit mir vorhatte und ich den Sport aufgegeben habe.
Ich weiß nicht, ob man das verurteilen kann, ich finde es jedenfalls bis zu diesem Entwicklungsstand nachvollziehbar was mit JU passierte.

Was ich nicht mehr nachvollziehen kann ist sein Umgang heute damit bzw. nach seinem erzwungenen Karriereende. Da macht er sich selbst etwas vor und wurde auch schlecht beraten.

Ein Jörg Jaksche hat es damals anders vorgemacht und die Konsequenzen in Kauf genommen.

sybenwurz 21.06.2018 08:46

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386477)
Weil aber genau das geschieht...

Seh ich nicht so.

Allerdings geb ich dir recht, dass ihm ne besondere Härte entgegenschlägt im Gegensatz zu anderen, die trotz ähnlicher Vergangenheit versuchen, (wieder) im Radzirkus Fuss zu fassen, bzw. unverfroren als Teamleiter, Trainer, Sportlicher Leiter usw. weitermachen.
Kann aber sein, dass das nur ne Wahrnehmungssache ist, da er vielleicht stärker im Fokus steht.

Ansonsten hab ich genügend begeisterte Berichte über Aktionen mit Ulle von 'immer-noch'-Fans gelesen, seien es Radtraining, Hobby-Teilnahmen an irgendwelchen Jedermannveranstaltungen oder Sponsoringgeschichten (wie Storck) um anzunehmen, dass er da immer noch genügend Anerkennung finden sollte.
Selbst als Radstar ohne (aufgedeckte) Dopingvergangenheit kannste nicht anybody's darling sein, daher glaube ich nicht dass sein Lebenswandel von Zu- oder Abneigung abhängig ist.
Dagegen sprechen auch Beispiele aus seiner Blütezeit (wie oben angesprochenes Übergewicht im Frühjahr, was imho schon ein früher Ausdruck von Suchtverhalten und mangelnder Disziplin darstellt) wo ihm die Herzen reihenweise zuflogen.

Helmut S 21.06.2018 09:11

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386477)
Mir geht es nur darum, einen einzelnen Menschen nicht zum Sündenbock für ein ganzes System zu machen.

Alleiniger Sündenbock für ein System ist Ulle in der Öffentlichkeit nicht glaube ich. In Deutschland zumindest ist er - so nehme ich das wahr - allerdings das "Gesicht" des Systems bzw. er steht in der öffentlichen Wahrnehmung an vorderster Front stellvertretend für alle, die an dem "bösen Spiel" beteiligt waren. Wenn man dann auch noch selbst Dreck am Stecken hat, ist so jemand, den man nach vorne schieben kann, auch recht praktisch um von den eigenen Verfehlungen abzulenken. Also an der Stelle schon auch Sündenbock - aber eben eher für die anderen Beteiligten.

Das größte Problem dürfte Jan Ullrich wahrscheinlich damit haben, dass er irgendwann festgestellt hat, dass das Zentrum seines gesamtes Lebens (Radsport) auf einer Lüge (Doping) basierte.

Die "Lüge" (die er recht wahrscheinlich nicht als solche sah) wurde ihm auch von seinem Umfeld immer als "in Ordnung - das macht man so - sehr gut" verkauft. Welches kritisch reflektierende Umfeld wird JU sein Leben lang schon gehabt haben? Sollten je Zweifel bei ihm aufgekommen sein, so hat wahrscheinlich eines der mächtigsten Werkzeuge des Menschen für solche Fälle von "kognitiver Dissonanz" überhaupt gegriffen: Verdrängung.

Das die "große Lüge" unglaublich gut funktioniert hat (Erfolg, Ruhm, Geld) und das in seinem sozialen Umfeld das tatsächlich "alle" so gemacht haben und normal war, hat ihn zunächst wahrscheinlich auch nicht selbstkritischer werden lassen. Läuft ja. In dem Moment als das realisiert hat, ab dem Moment, ab dem Verdrängung nicht mehr funktioniert hat, war sein positives Selbstbild dahin. Das ist hart für einen Menschen. Evtl. hilft Alkohol dabei doch noch weiter zu verdrängen. Ich weiß es (Gott sei dank) nicht.

Freilich sind das persönliche Einschätzungen und Vermutungen. Diese Vermutungen basieren u.a. auch auf folgendem Erlebnis:

Ich hatte vor Jahren die Gelegenheit im Clubhaus eines Golfclubs den Menschen Jens Heppner - völlig abseits des Radsports ohne viele Leute - kennen zu lernen. Er hat sich fast nen Vormittag lang mit mir unterhalten. Ich habe die ganze Zeit fast nur zugehört und nie "die eine konkrete Frage" gestellt. Ohne jetzt auf Details einzugehen: Mir ist an dem Tag klar geworden, dass die Jungs in einer völlig(!) anderen Welt leben/lebten. Die waren sich echt keiner Schuld bewusst. Das ganze Gespräch war irgendwie ein einziger "Hilfeschrei" (metaphorisch) in der Art: Aber wir haben doch gar nix gemacht! Schau, was die Medien für Käse schreiben. Das war gar nicht so!

Man sollte tatsächlich vor der Beurteilung sehen wie das Leben dieser Leute verlaufen ist - die waren m. E. auf eine gewisse Art echt nur Passagier und Werkzeug - "reingerutscht" in dieses Leben quasi. Wie wir in Deutschland grundsätzlich mit "gefallenen Helden" umgehen ist schon a bisserl eigenartig. Bei uns kriegt nicht schnell einer ne zweite Chance: Ob das der erwischte Doper, der korrupte Politiker oder der insolvente Unternehmer ist. Das Stigma wirst du hier nicht mehr los.

Ich möchte nicht für Verständnis der Dopingpraxis im Radsport werben, dass sollte aber eh klar sein. Ich werbe für Verständnis für den Menschen vor dem Hintergrund seiner Sozialisierung und seines Lebens. Ich werbe auch für eine zweite Chance für - im konkreten Fall - Täteropfer/Opfertäter.

Jan Ullrich ist für mich ein Mensch, der mir Leid tut. Da schließe ich mich dem einen oder anderen hier an.


LG H. :Blumen:

sybenwurz 21.06.2018 21:20

Helmut, ich geb dir da in vielem Recht, aber es gab halt auch Sportler, wenngleich in geringer Zahl, die entweder nicht bereit waren, das Spiel mitzuspielen und dafür nicht nur nicht gewonnen haben, sondern teils durchaus ernstzunehmendem Druck (diplomatisch formuliert) ausgesetzt waren deswegen, bzw. halt einfach desillusioniert ausgestiegen sind.

Man mag in der historischen Entwicklung die Frühzeit heroisieren, wo sich der Grubenarbeiter zum Radsportidol und -helden stilisieren konnte, aber die waren, so würde ich mutmassen nach allem, was ich über die Geschichte beispielsweise der TdF gelesen hab, erwachsene Leute, alt genug, ihre Entscheidungen selbst zu treffen und die Konsequenzen selbst zu tragen.
Kann sein, dass es vor dem Hintergrund eines aus heutiger Sicht irren Jobs plausibel erscheint, wenn so jemand alles auf eine Karte setzt und entweder noch ein paar Jahre früher als im Bergwerk tot umfällt oder eben siegt, aber das unterscheidet das Szenario für mich halt ein wenig vom heutigen.

Ich sag mal flapsig, wenn einer, der in nem System aus Lug und Betrug gross geworden ist, nicht erkennt, dasses den Bach runtergeht und meint, es ging dennoch ewig so weiter;- mei, dann fickt ihn halt das Kharma.
Von den Brüdern aus der Parallelwelt dürft JU ja kaum einer böse sein, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass er einen hätte hochgehn lassen, dann muss man halt entweder in dieser Scheinwelt bleiben oder, wenn man in die Realität zurückkehren will, deren Regeln anerkennen.
Das sehe ich beim Ulle eben nicht und was die Story 'zweite Chance' angeht: bei der wievielten versiebten genau ist er mittlerweile eigentlich?
Irgendwann sind die Credit Points eben aufgebraucht und den Punkt sehe ich persönlich weissgott nichtmal bereits dort, wo einer unter vielen aus nem gigantischen Dopingsystem kielgeholt wird.

Klugschnacker 22.06.2018 01:06

Man darf nicht unterschätzen, dass in den Neunzigern mit Epo ein Dopingmittel zur Verfügung stand, welches im Ausdauersport bis dahin unbekannte Leistungssteigerungen ermöglichte. Es gibt eindrucksvolle Berichte von Spitzenradprofis, die erahnen lassen, wie stark das Niveau im kompletten Peloton dadurch anstieg.

Zehn bis elf Jahre lang gab es keinen Nachweis für Epo. Für die damals aktiven Radprofis bedeutete das: Friss oder stirb.
Peter Winnen, Mehrfacher Etappensieger nach Alpe d’Huez: "Seit der Einführung von EPO war ich sofort chancenlos. Die größten Bauerntölpel ließen mich stehen. Das Niveau war mit einem Schlag wahnsinnig gestiegen. Seit dem Moment war Talent nicht mehr entscheidend. … Ich konnte meinen Beruf nicht mehr ausführen, wie es sich gehört." Quelle
Entweder Du machst da mit, oder Du bist raus. Das war die Zeit, in der man von Team-Trainern nichts mehr hörte, nur noch von Team-Ärzten und Team-Pflegern. Die Sponsoren, die Teamleiter, Ärzte, Pfleger und natürlich auch die Fahrer – alle machten da mit. Quittierte ein Fahrer den Job, wurde er vielleicht sogar wegen Dopings gesperrt, stand sofort der nächste Fahrer bereit und rückte nach. An der Dopingkultur änderte sich überhaupt nichts. Es wurden stets nur einzelne Fahrer ausgetauscht. Sobald sie als Sündenböcke herhielten, gingen alle, das gesamte System, wieder zu Tagesordnung über. Ein bedauerlicher Einzelfall.

Eine nicht nachweisbare Substanz mit enormen Leistungssteigerungen. Praktisch alle Profis nahmen sie, und das Umfeld spielte mit. So sah der Radsport aus, als Jan Ullrich dort als einer der Jüngsten eintraf.

In diesem Kontext muss man Ullrichs Darstellung verstehen, er habe niemanden betrogen. Ich teile sie nicht. Doch ich habe Verständnis dafür, dass er die Sache so sieht.

Trillerpfeife 22.06.2018 15:15

Zitat:

Zitat von ThomasG (Beitrag 1386452)
Loretta ich sehe meine eigenen Verhaltensweisen und Gewohnheiten durchaus ziemlich kritisch.

...

Jetzt bin ich alt und verbraucht ;-).

Auch von mir danke für die ausführliche Antwort.

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386477)
Das wissen wir doch alle. Die Dopingsperre sitzt er zu 100% zurecht ab. Auch mit dem Strafverfahren (ist das der korrekte Ausdruck?) wegen Raserei im Suff mit Unfall ist er zurecht konfrontiert worden. Und so weiter.

Mir scheint, wir reden hier etwas aneinander vorbei. Mir geht es nur darum, einen einzelnen Menschen nicht zum Sündenbock für ein ganzes System zu machen. Weil aber genau das geschieht – darin sehe ich eine Ursache für seine heutigen psychischen Probleme. Mir tut er deshalb leid. Du brauchst diese Empfindung ja nicht teilen, kein Problem!
:Blumen:

+1



Zitat:

Zitat von Stefan (Beitrag 1386492)
Also ich z.B. stecke ihn da mit Henn, Dietz, Bölts, Heppner, Wesemann, Totschnig, Hondo, Zabel, Holm, Aldag, Riis..... in eine Schublade und sehe keinen einzelnen Sündenbock und denke, dass viele das ähnlich sehen.

ich denke die obengenannten werden nicht so hart angeganen wie Jan Ullrich. Über sie wird auch nicht berichtet wenn sich ihr Partner von Ihnen trennt.


Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1386527)
...

Freilich sind das persönliche Einschätzungen und Vermutungen. Diese Vermutungen basieren u.a. auch auf folgendem Erlebnis:

Ich hatte vor Jahren die Gelegenheit im Clubhaus eines Golfclubs den Menschen Jens Heppner - völlig abseits des Radsports ohne viele Leute - kennen zu lernen. Er hat sich fast nen Vormittag lang mit mir unterhalten. Ich habe die ganze Zeit fast nur zugehört und nie "die eine konkrete Frage" gestellt. Ohne jetzt auf Details einzugehen: Mir ist an dem Tag klar geworden, dass die Jungs in einer völlig(!) anderen Welt leben/lebten. Die waren sich echt keiner Schuld bewusst. Das ganze Gespräch war irgendwie ein einziger "Hilfeschrei" (metaphorisch) in der Art: Aber wir haben doch gar nix gemacht! Schau, was die Medien für Käse schreiben. Das war gar nicht so!

sehr interessant. Wir urteilen hier nach Zeitungsberichten oder ähnlichem. Ein persönlicher Eindruck kann da die ganze Meinung relativieren. Wäre ich gerne dabeigewesen.


Zitat:

Zitat von Helmut S (Beitrag 1386527)
Man sollte tatsächlich vor der Beurteilung sehen wie das Leben dieser Leute verlaufen ist - die waren m. E. auf eine gewisse Art echt nur Passagier und Werkzeug - "reingerutscht" in dieses Leben quasi. Wie wir in Deutschland grundsätzlich mit "gefallenen Helden" umgehen ist schon a bisserl eigenartig. Bei uns kriegt nicht schnell einer ne zweite Chance: Ob das der erwischte Doper, der korrupte Politiker oder der insolvente Unternehmer ist. Das Stigma wirst du hier nicht mehr los.

Ich möchte nicht für Verständnis der Dopingpraxis im Radsport werben, dass sollte aber eh klar sein. Ich werbe für Verständnis für den Menschen vor dem Hintergrund seiner Sozialisierung und seines Lebens. Ich werbe auch für eine zweite Chance für - im konkreten Fall - Täteropfer/Opfertäter.

Jan Ullrich ist für mich ein Mensch, der mir Leid tut. Da schließe ich mich dem einen oder anderen hier an.


LG H. :Blumen:

sehe ich auch so ... die zweite Chance bekommt man hier in Deutschland kaum. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir Deutsche uns ziemlich schwer tun Fehler einzugestehen. Das aber von allen die Fehler machen erwarten.

Hanoi Hustler 22.06.2018 19:32

Wir Deutsche? Alle gleich?

Foxi 22.06.2018 20:57

Zitat:

Zitat von Hanoi Hustler (Beitrag 1386872)
Wir Deutsche? Alle gleich?

Natürlich nicht - was für eine rhetorische Frage... :Huhu:

Aber es scheint mir doch ein besonderes Phänomen zu sein, dass wir uns in Deutschland in einem besonderen Maße für Athleten (jeglicher Sportart) begeistern können, die außergewöhnlich leistungsfähig, talentiert und erfolgreich sind. Diese "Stars" werden - durch reichlich Medienpräsenz unterstützt - auch durch unsere Erwartungen und unsere Identifikation "gemacht" und in ihrer Funktion als Vorbild am Leben gehalten.

Besonders gut funktioniert dieser Mechanismus der Identifikation, wenn diese Sportler aus den sogenannten "einfachen Verhältnissen" kommen oder zumindest irgendwie "normal" sind. Denn "normal" wollen wir doch alle irgendwie sein... und zugleich etwas Großes vollbringen. Anders als wir haben es die "Stars" aber geschafft, sie sind nach oben gekommen und haben den ganz großen Erfolg gehabt. Wir wollen einerseits sein wie sie und anerkennen zugleich, dass sie uns turmhoch überlegen sind, quasi unerreichbar. Sie stehen stellvertretend für unsere unerfüllten Träume. Besonders beeindruckt zeigen wir uns, wenn einem dieser Sportler etwas gelingt, was trotz aller Rekorde eben noch keinem vor ihm bzw. ihr gelungen ist.
In der Fan-Kultur gelingt der Brückenschlag von "uns" zu "denen" -- es ist eben "unser Bobbele", "unsere Steffi", "unser Wasi", "unser Ulle", "unser Schumi" usw. Der Mechanismus ist bekannt und seit Jahren von der Sportpsychologie ausgiebig erforscht. Er hat nur heute technisch bedingt ein paar neue Erscheinungsformen angenommen wie z.B. der Selfie-Boom mit den Stars oder die gelikten Videos bzw. Tweets.

Ach ja, grundsätzlich Vergleichbares gab es auch schon vor Jahrzehnten, gerade im Fußball: Ferenc Puskas wurde zum "Nationalhelden" hochstilisiert, Franz Beckenbauer zur "Lichtgestalt", zum "Kaiser" etc. Nein, in dieser Form habe ich das im Ausland nicht kennengelernt.
Gerade in Deutschland küren wir die Sportstars zu "Helden", seit 2017 gibt es den Titel "Held des Sports"... Für mich nur eine mediale Neubelebung eines Themas, das schon 2007 vom Sportsoziologen K.H. Bette gründlich analysiert wurde.

Fällt nun einer dieser Stars aus dem Himmel, in den wir ihn gehoben haben, dann reagieren wir zumeist in einer der beiden Weisen:
  • Entweder wir verdammen ihn und rechnen haarklein nach und vor, wie verwerflich sein Tun ist, mitunter wird dann sogar mit moralisch-ethischen Begrifflichkeiten hantiert: "verkommen", "unentschuldbar" usw. heißen die Vokabeln der Entrüstung. Auch darin sind wir gründlich und gnadenlos. Wie konnte er/sie nur !!!
  • Oder wir verteidigen tapfer ihre Verdienste, Erfolge, die doch über den "Verfehlungen"stehen, die da dann das Licht der Medienwelt erblicken. Echte, treu Fans sind erschüttert, wollen nicht, dass ihr Idol "beschmutzt" wird von jenen, die anscheinend "den Erfolg neiden" oder "nicht gönnen können" ...

Hier zeigt sich auch die Identifikation, nur von ihrer anderen Seite:
Es ist doch auch ein bisschen UNSER Erfolg, der da nun hässlich schwarze Flecken bekommt, UNSER Glanz wird matt - sei es durch Doping, durch Korruption, durch Familientragödien, Steuerhinterziehung oder oder oder.

Zurück zu Jan Ullrich. Ich finde es gelinde gesagt "äußerst beeindruckend", wie hier die Diskussion läuft bzw. gelaufen ist, wie die o.g. Mechanismen genau so funktioniert haben. Wie deshalb Streit entstand, ob dieses oder jenes usw. ...

Deshalb mein persönlicher Standpunkt: Ich weiß, dass ich mit meiner eigenen Sportbegeisterung auch Teil des Systems bin. Die Straftaten sind Sache der Justiz. Den Menschen Jan Ullrich sollte man in Ruhe lassen. Auch hier. Er eignet sich denkbar schlecht als Stellvertreter für unsere eigenen Rechtfertigungen und Enttäuschungen. :Huhu:

Loretta 22.06.2018 21:00

Zitat:

Zitat von Klugschnacker (Beitrag 1386468)
Was Doping ist, regelt die NADA. Der Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln ist kein Doping. Es ist auch kein "Zudröhnen".

Solche Dramatisierungen sind aus meiner Sicht in der Debatte wenig hilfreich. Hilfreich sind klare Grenzen.

Lieber Arne, ich habe nichts davon geschrieben, dass NEMs Doping sind, da zitierst Du mich mal wieder falsch. Sehr wohl gibt es aber Studien, die darauf Bezug nehmen, dass NEMs bei späteren Dopingkonsum fast immer vorher im Spiel gewesen sind.
Und wenn jemand- wie er selbst zugibt- ohne medizinische Kontrolle selber viele (legale)Sachen reinpfeift weil er da einen Verdacht hat bezeichne ich das als Zudröhnen. Ich hätte es auch anders nennen können. Warum Du Dich an dieser Formulierung aufhängst, anstatt mal zu schauen, welchen Effekt der massenhafte Konsum dieser NEMs hat weiß ich nicht.
Zu Deiner Aussage, dass Du verstehst, dass JU es so sieht, dass er "niemanden betrogen" hat: das macht es nicht richtiger (und ist nur eine der Dinge, die er falsch sieht, oder von einer sehr Ich-bezogenen Warte). Er wusste sehr wohl, dass er dopt und dass er damit weite Teile der radsportinteressierten Bevölkerung betrügt (ich verwende mal nicht Deine so beliebte Formulierung der 80 Millionen Deutschen, die ihn alle mit ihrem Erwartungsdruck mit in das Doping gebtrieben haben...).
PS: Die Grenzen waren in Bezug auf EPO, HGH, Eigenblutdoping, etc. doch wohl klar genug...

Mirko 22.06.2018 21:08

Also ist jetzt der abendliche Eiweiss-Shake und die Vitamin-D-Tablette schon der Einstieg ins Doping?

Genauso hat jeder Heroinabhängige schon ein paar Bier getrunken. Was sagt das nun über den klassischen Biertrinker aus? Nix behaupte ich mal.
Genauso wenig kann man von NEM auf Doping schliessen. Deine Statistik ist Blödsinn, weil wahrscheinlich ziemluch jeder Leistungssportler NEM nimmt. Und nicht aus dem Grund das er dopen will sondern weil er sicher gehen will das er alle Nährstoffe hat die er braucht.
Du übertriffst selbst Jörn dabei Zusammenhänge zu sehen wo keine sind. :Cheese:

Loretta 22.06.2018 21:22

Zitat:

Zitat von Foxi (Beitrag 1386899)
Natürlich nicht - was für eine rhetorische Frage... :Huhu:

Aber es scheint mir doch ein besonderes Phänomen zu sein, dass wir uns in Deutschland in einem besonderen Maße für Athleten (jeglicher Sportart) begeistern können, die außergewöhnlich leistungsfähig, talentiert und erfolgreich sind. Diese "Stars" werden - durch reichlich Medienpräsenz unterstützt - auch durch unsere Erwartungen und unsere Identifikation "gemacht" und in ihrer Funktion als Vorbild am Leben gehalten.

Besonders gut funktioniert dieser Mechanismus der Identifikation, wenn diese Sportler aus den sogenannten "einfachen Verhältnissen" kommen oder zumindest irgendwie "normal" sind. Denn "normal" wollen wir doch alle irgendwie sein... und zugleich etwas Großes vollbringen. Anders als wir haben es die "Stars" aber geschafft, sie sind nach oben gekommen und haben den ganz großen Erfolg gehabt. Wir wollen einerseits sein wie sie und anerkennen zugleich, dass sie uns turmhoch überlegen sind, quasi unerreichbar. Sie stehen stellvertretend für unsere unerfüllten Träume. Besonders beeindruckt zeigen wir uns, wenn einem dieser Sportler etwas gelingt, was trotz aller Rekorde eben noch keinem vor ihm bzw. ihr gelungen ist.
In der Fan-Kultur gelingt der Brückenschlag von "uns" zu "denen" -- es ist eben "unser Bobbele", "unsere Steffi", "unser Wasi", "unser Ulle", "unser Schumi" usw. Der Mechanismus ist bekannt und seit Jahren von der Sportpsychologie ausgiebig erforscht. Er hat nur heute technisch bedingt ein paar neue Erscheinungsformen angenommen wie z.B. der Selfie-Boom mit den Stars oder die gelikten Videos bzw. Tweets.

Ach ja, grundsätzlich Vergleichbares gab es auch schon vor Jahrzehnten, gerade im Fußball: Ferenc Puskas wurde zum "Nationalhelden" hochstilisiert, Franz Beckenbauer zur "Lichtgestalt", zum "Kaiser" etc. Nein, in dieser Form habe ich das im Ausland nicht kennengelernt.

Fällt nun einer dieser Stars aus dem Himmel, in den wir ihn gehoben haben, dann reagieren wir zumeist in einer der beiden Weisen:
  • Entweder wir verdammen ihn und rechnen haarklein nach und vor, wie verwerflich sein Tun ist, mitunter wird dann sogar mit moralisch-ethischen Begrifflichkeiten hantiert: "verkommen", "unentschuldbar" usw. heißen die Vokabeln der Entrüstung. Auch darin sind wir gründlich und gnadenlos. Wie konnte er/sie nur !!!
  • Oder wir verteidigen tapfer ihre Verdienste, Erfolge, die doch über den "Verfehlungen"stehen, die da dann das Licht der Medienwelt erblicken. Echte, treu Fans sind erschüttert, wollen nicht, dass ihr Idol "beschmutzt" wird von jenen, die anscheinend "den Erfolg neiden" oder "nicht gönnen können" ...

Hier zeigt sich auch die Identifikation, nur von ihrer anderen Seite:
Es ist doch auch ein bisschen UNSER Erfolg, der da nun hässlich schwarze Flecken bekommt, UNSER Glanz wird matt - sei es durch Doping, durch Korruption, durch Familientragödien, Steuerhinterziehung oder oder oder.

Zurück zu Jan Ullrich. Ich finde es gelinde gesagt "äußerst beeindruckend", wie hier die Diskussion läuft bzw. gelaufen ist, wie die o.g. Mechanismen genau so funktioniert haben. Wie deshalb Streit entstand, ob dieses oder jenes usw. ...

Deshalb mein persönlicher Standpunkt: Ich weiß, dass ich mit meiner eigenen Sportbegeisterung auch Teil des Systems bin. Die Straftaten sind Sache der Justiz. Den Menschen Jan Ullrich sollte man in Ruhe lassen. Auch hier. Er eignet sich denkbar schlecht als Stellvertreter für unsere eigenen Rechtfertigungen und Enttäuschungen. :Huhu:

Interessant, aber ich habe mch nie mit JU identifiziert, sein Erfolg war nie mein Erfolg, etc. Und trotzdem kritisiere ich sein Verhalten.
JU wurde viel verziehen, mehrere Alkoholfahrten, etc. Er steht noch immer gut genug da, hat eine Menge Fans, Sponsoren, etc- auch da kann ich Deine Argumentation nicht nachvollziehen. Jeder "Normalo" wäre mit dieser Geschichte schon längst unten durch. Da besteht eher ein Plus an Toleranz, anstatt einem Minus.
Du setzt Begeisterung für eine Leistung mit der Begeisterung für die, die Leistung erbringende Person gleich- dieser Zusammenhang ist nicht zwingend gegeben.
Zur Vorbildfunktion: in dem Moment, in dem sie bewusst mit der Werbung für ein Produkt sich selber darstellen stehen sie als Vorbild da und nutzen diese Vorbildfunktion auch finanziell. Die Vorbildfunktion wird da nur zu gerne genutzt, läuft es schlecht, wollten sie "nie Vorbild sein". Diese einseitige Position sieht man immer wieder, gerade auch bei JU: auf der einen Seite will er angeblich seine Ruhe haben, gerade auch vor den "bösen Medien", auf der anderen Seite benutzt er diese nur zu gerne um weiter im Rampenlicht zu stehen und ihr Leid zu klagen, bzw. ihre Sponsoren zu präsentieren. Wer hätte es denn groß erfahren, dass JU solo ist wenn er nix gesagt hätte? Niemand! Wenn er nicht selber die Mediien gesucht hat in de letzten Jahren hörte man auch nichts von ihm. Die Zeit, in der Reporter vor seinem Haus saßen sind nun wirklich längst vorbei.
Die restlichen Radfahrer wie Zabel, etc. sind nicht so hart angegangen worden weil sie nicht so im Rampenlicht standen, bzw. weil sie zumindest (unehrliche)Teilgeständnisse abgegeben haben. Auch ein Ivan Basso, etc. Nur Ulle wollte weiterhin absolut nix zugeben, ging gegen jeden gerichtlich vor der das in Zweifel zog. Hätte er gestanden wie Basso wäre er genauso schnell wieder Rad gefahren und die meisten hätten ihm verziehen.
Ebenso bei LA. Große Lügen führen zu großen Abstürzen, außergewöhnlich große Lügen zu außergewöhnlich großen Abstürzen. Da sind dann nicht die Medien schuld, nicht die Fans, niemand, nur der Lügner selbst.

Loretta 22.06.2018 21:29

Zitat:

Zitat von Mirko (Beitrag 1386903)
Also ist jetzt der abendliche Eiweiss-Shake und die Vitamin-D-Tablette schon der Einstieg ins Doping?

Genauso hat jeder Heroinabhängige schon ein paar Bier getrunken. Was sagt das nun über den klassischen Biertrinker aus? Nix behaupte ich mal.
Genauso wenig kann man von NEM auf Doping schliessen. Deine Statistik ist Blödsinn, weil wahrscheinlich ziemluch jeder Leistungssportler NEM nimmt. Und nicht aus dem Grund das er dopen will sondern weil er sicher gehen will das er alle Nährstoffe hat die er braucht.
Du übertriffst selbst Jörn dabei Zusammenhänge zu sehen wo keine sind. :Cheese:

Vielleicht solltest Du Dir mal die entsprechenden Untersuchungen anschauen.
Ich habe mal nur ganz schnell das gegoogelt:
https://www.welt.de/wissenschaft/art...gsmitteln.html
Ich will ess mal veranschaulichen: wenn man einem Kind immer Tabletten gibt, weil da ja gaaanz wichtige Vitamine drin sind, die man ja garantiert nicht über die normale Nahrung aufnimmt, dann wird dieses Kind eine geringere Hemmschwelle haben später auch andere Tabletten zu schlucken.
Und sag mir eins: glaubst Du, dass jeder Heroinabhängige direkt mit Heroin angefangen hat?
Woher kommt der Begriff "Einstiegsdroge?
Das betrifft vielleicht nicht Dich, aber eben die, die für sowas empfänglich sind.
PS: "Meine" Statistik ist kein Blödsinn, Deine Antwort in diesem Bereich aber schon

ThomasG 22.06.2018 21:52

(@ Loretta:
Zitat:

Zitat von Loretta (Beitrag 1386901)
Und wenn jemand- wie er selbst zugibt- ohne medizinische Kontrolle selber viele (legale)Sachen reinpfeift weil er da einen Verdacht hat bezeichne ich das als Zudröhnen. Ich hätte es auch anders nennen können. Warum Du Dich an dieser Formulierung aufhängst, anstatt mal zu schauen, welchen Effekt der massenhafte Konsum dieser NEMs hat weiß ich nicht.

Nahrungsergänzungsmittel nehme ich nicht ständig und nicht alle von mir genannten (Eisen-, Vitamin-B-Kombi-, Mineralstoffpräparat (in der Regel Magnesium)) parallel.
Das mache ich allein schon deshalb nicht, weil sich manche Inhaltstoffe gegenseitig in der Aufnahme behindern.
Da möchte ich dann einen zeitlichen Verzug dazwischen haben.
Ja - und wenn ich noch vor habe zu trainieren, dann bin ich vorsichtig in Bezug auf Mineralstoffe, weil es dann gut sein kann, dass ich deutlich zu früh mal dringend muss, besonders natürlich wenn ich gerade Lauftraining mache.
Es kommt dadurch vor, dass ich eigentlich Magnesium und Eisen nehmen wollte, aber das nehme, was ich aktuell am notwendigsten erachte und das andere dann halt nicht.
Meine Ernährung ist leider nicht besonders gut.
Der Zuckeranteil ist viel zu hoch und dadurch bedingt fehlt es natürlich an B-Vitaminen und auch an Mineralstoffen.
Manchmal bekomme ich nachts öfter Wadenkrämpfe und wenn das halt der Fall ist, fange ich an prophylaktisch Mg einzunehmen.
Die Krampfneigung verschwindet dann in der Regel.
Ich erkundige mich aber schon, was es da für Gefahren gibt.
So habe ich beispielsweise letzten Winter herausgefunden, dass die Einnahme von Folsäure (ist in Vitamin-B-Kombipräparaten in der Regel enthalten) schon als nicht ganz unkritisch angesehen werden muss.
Unser Körper ist gewohnt Folate aufzunehmen über die normale Nahrung.
Hier kann er sehr gut regulierend einwirken und Überschüsse ausscheiden oder gar nicht erst aufnehmen.
Folsäure kennt er aber nicht und das kann sich anreichern im Körper und dann schlechte Wirkungen entfalten.
Nachdem ich das gehört hatte (mit überzeugender Erklärung und der Erwähnung entsprechender Studien), habe ich aufgehört regelmäßig das erwähnte Kombipräparat zu nehmen.
Falls ich eins finde, was ausschließlich Vitamin B1 und B2 enthält, dann werde ich das wahrscheinlich regelmäßig verwenden, es sei denn meine Ernährung verbessert sich erheblich (was eher ziemlich unwahrscheinlich ist).
Es sehe für mich nicht die Gefahr, dass ich irgendwelche verbotenen Substanzen einnehme, weil ich zum einen schon viele Jahre einfach nur so für mich hintrainiere und an keinen Wettkämpfen teilnehme und weil ich nicht stolz auf eine Leistung sein könnte, wenn ich dafür gedopt hätte.
In Bezug auf Eisen gibt es Symptome, die auf einen Mangel hindeuten.
Beispielsweise verminderte Kälteanpassung und helle Schleimhäute (wenn man die Augenlider etwas nach unten zieht und was man sieht wirkt ziemlich hell und wenig durchblutet, deutet das auf Eisenmangel hin).
Unter Einnahme eines Eisenpräparates kann man da nach einiger Zeit eine Veränderung erkennen.)


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