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schnodo 22.01.2015 19:05

Ich wundere mich manchmal, warum es bei den Themen Islam und PEGIDA für sehr viele in Ordnung scheint, mit zweierlei Maß zu messen:
Es gibt Moslems, die auch Terroristen sind. Daraus zu schließen, dass alle Moslems Terroristen sind bzw. mit diesen sympathisieren, ist nicht zulässig. So weit, so gut.
In der PEGIDA sind auch Rechtsradikale engagiert. Hier wird von vielen unwidersprochen der Schluss gezogen, dass alle Pegidisten (oder wie auch immer die heißen) Nazis und/oder Rassisten sind.

Ich finde es merkwürdig, dass es den Reflex gibt, den Islam freizusprechen und die PEGIDA zu beschimpfen. Und das, ohne dass die meisten sich jemals die Mühe gemacht hätte, sich mit den Inhalten der Religion bzw. der Bewegung zu beschäftigen.

Bin ich seltsam veranlagt, dass ich das nicht als fairen Umgang empfinde oder gibt es etwas Wesentliches, das ich übersehe?

stevo 22.01.2015 19:22

Zitat:

Zitat von JENS-KLEVE (Beitrag 1109116)
Wir haben Verantwortung, und das machen wir Deutschen seit Jahrzehnten ziemlich vorbildlich. Momentan haben Muslime eine ähnliche Art von Verantwortung, aber dessen scheinen sich nur wenige bewusst zu sein. In Frankreich gab es ja einige Aktionen von Muslimen: Öffentliche Umarmung mit jüdischen Nachbarn usw. Bei uns gibt es viel zu wenig. Jeder Muslim müsste sich öffentlich von Salafisten, Attentätern und anderen verirrten distanzieren. Genauso wie wir uns von Nazis, Neonazis, Rassisten, Spießern und Pegidatrotteln distanzieren.

Aber die leider werden sich die Menschen durch solche wenigen Aktionen nicht beruhigen lassen. Selbst die EU-Kommission äußert sich schon besorgt über die Lage der Juden in Europa.
http://bazonline.ch/ausland/europa/E...story/24406564
Zitat:

Juden in Europa sind beunruhigt. In Grossbritannien tragen sich zehn Prozent der Juden mit dem Gedanken, das Land zu verlassen, bei den Jungen sind es gar 17 Prozent. Jeder dritte Jude fühlt sich im Königreich nach den Attentaten von Paris nicht mehr sicher. Auch in Frankreich geht die Angst um. Jüdische Schulen und Synagogen werden entweder noch stärker als bisher bewacht oder, wenn die Sicherheit nicht garantiert werden kann, vorübergehend geschlossen.
Politisch korrekt heißt es, dass zwischen Terror und Islam kein Zusammenhang besteht.
Wenn es anders wäre, wären die Deutschen ja schon wieder in der Verantwortung, denn schließlich gehört "der Islam zu Deutschland". Aber seit wann ist das schon so?

LidlRacer 22.01.2015 19:26

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1109131)
Bin ich seltsam veranlagt, dass ich das nicht als fairen Umgang empfinde oder gibt es etwas Wesentliches, das ich übersehe?

Nö, Du hast schon recht. Viele meinen offenbar, entweder für oder gegen Pegida und für oder genen "den Islam" sein zu müssen. Eine differenzierte Auseinandersetzung findet zu wenig statt.

stevo 22.01.2015 19:44

Zitat:

Zitat von LidlRacer (Beitrag 1109139)
Nö, Du hast schon recht. Viele meinen offenbar, entweder für oder gegen Pegida und für oder genen "den Islam" sein zu müssen. Eine differenzierte Auseinandersetzung findet zu wenig statt.

Aber man kann sie dennoch finden, z.B. hier:

Der Dresdner Politologe Werner Patzelt erklärt, warum er Pegida mehrheitlich nicht für islamfeindlich hält.

Er meint dazu:

"Für viele Pegida-Leute ist die Unterscheidung zwischen "Islamfeindschaft" und "Islamisierungsgegnerschaft" wichtig. Letztere hegen sie aufs Deutlichste, während sie sich von Ersterer distanzieren. Andernteils ist diese Bewegung nicht – sozusagen – "antiislamisch", sondern klar antireligiös.
Das ist auch ein Erbe aus DDR-Zeiten: Religion ist etwas für Dumme – und im Übrigen gefährlich, teils als "Opium", teils als Quelle von Gewalt. Das Christentum kommt nur deshalb nicht ins Visier, weil man es in Ostdeutschland ohnehin nicht mehr ernst nimmt. Den Islam aber schon – gerade weil ihn viele Muslime sehr ernst nehmen, nicht zuletzt als die einzige Heimat, die Flüchtlingen geblieben ist."

qbz 22.01.2015 20:46

Zitat:

Zitat von stevo (Beitrag 1109144)
Aber man kann sie dennoch finden, z.B. hier:

Der Dresdner Politologe Werner Patzelt erklärt, warum er Pegida mehrheitlich nicht für islamfeindlich hält.

Er meint dazu:

"Für viele Pegida-Leute ist die Unterscheidung zwischen "Islamfeindschaft" und "Islamisierungsgegnerschaft" wichtig. Letztere hegen sie aufs Deutlichste, während sie sich von Ersterer distanzieren. Andernteils ist diese Bewegung nicht – sozusagen – "antiislamisch", sondern klar antireligiös.
Das ist auch ein Erbe aus DDR-Zeiten: Religion ist etwas für Dumme – und im Übrigen gefährlich, teils als "Opium", teils als Quelle von Gewalt. Das Christentum kommt nur deshalb nicht ins Visier, weil man es in Ostdeutschland ohnehin nicht mehr ernst nimmt. Den Islam aber schon – gerade weil ihn viele Muslime sehr ernst nehmen, nicht zuletzt als die einzige Heimat, die Flüchtlingen geblieben ist."

Vielleicht sollte mal Pegida oder H. Patzelt konkret positiv operationalisieren, was mit "Islamisierungsgegnerschaft" gemeint ist.

Spricht er sich damit gegen den Bau einer Moschee von muslimischen Verbänden in DE aus? Dürfen keine Bürger muslimischer Religion im Bildungswesen, den Krankenhäusern, der Polizei, in den politischen Parteien mitarbeiten? Soll in den Schulen auf keine muslimischen Feiertage Rücksicht genommen werden (so wie auf jüdische: Zu Zeiten des Samstagunterrichtes wurden Kinder jüdischer Religion von der Schule freigestellt.)? Oder meint "Islamisierungsgegnerschaft" die Beteiligungen von Katar an der Deutschen Bank, bei VW oder den 49 % Besitz von Etihad bei Air Berlin? Sollen Özil, Kedhira, Gündogan, Bellarabi nicht mehr im Kader spielen für DE oder vorher konvertieren?

Die Beispiele von Ironmanfranky63 erwiesen sich bisher als Fake.

Tatsache ist, dass in Berlin Deutsche türkischer oder arabischer Herkunft in den Parteien, in der Regierung, in öffentlichen Einrichtungen, in der Polizei weit unterrepräsentiert sind im Vergleich zu den Einwohnern und der Fussballnationalmannschaft. Es brauchte an meiner Arbeitsstelle sehr viel Energie, um die Stellen annähernd repräsentativ zu den Einwohnern mit Deutschen aus islamischen Herkunftsländern (bei gleicher Qualifikation) besetzen zu können. IMHO gehört genau das auch zur Integration!

Ps: Aus Wikipedia: Werner Patzelt: ...
"Patzelt, der selbst nicht korporiert ist, gilt dem Korporationswesen nahestehend. 2006 war er Gastredner beim Burschentag in Eisenach. Er war in den Sommersemestern 2007 und 2008 sowie im Wintersemester 2010/11 Schirmherr der studentenhistorischen Vorlesungsreihe „Füxe, Kneipen und Couleur – Studentenverbindungen in Vergangenheit und Gegenwart“, die im Rahmen des Studium Generale an der Technischen Universität Dresden stattfand."

Schwarzfahrer 22.01.2015 22:18

Zitat:

Zitat von schnodo (Beitrag 1109131)
Bin ich seltsam veranlagt, dass ich das nicht als fairen Umgang empfinde oder gibt es etwas Wesentliches, das ich übersehe?

Nein, ich finde Du triffst einen wichtigen Aspekt selektiver Wahrnehmung, der aber wohl vielen nicht auffällt.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109163)
Vielleicht sollte mal Pegida oder H. Patzelt konkret positiv operationalisieren, was mit "Islamisierungsgegnerschaft" gemeint ist.

Ich weiß nicht, was bei Pegida unter Islamisierung verstanden wird, ich habe noch mit keinem Mitglied gesprochen. Die öffentliche Diskussion interpretiert es (stark vereinfacht) mit Ablehnung von islamischen Flüchtlingen. Ich finde, die meisten Flüchtlinge sind das geringste Islamisierungsrisiko - die sind meist erst mal froh, in Sicherheit zu sein.
Für mich ist es aber schleichende Islamisierung, wenn islamische Werte, die unseren Grundwerten widersprechen, unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit über die Privatsphäre von Moslems hinaus geduldet und sogar beschwichtigend akzeptiert werden; Beispiele hierzu fangen bei kleinen Nicklichkeiten an, wie die leidige Aldi-Duschgel-Affäre, und gehen über die Befreiung von Sportunterricht oder Klassenfahrten von fundamentalistisch erzogenen muslimischen Schulmädchen, Duldung von eigenen Gerichtsbarkeit in muslimischen Gemeinschaften, bis hin zur Existenz von Parallelwelten, die ohne Bezug zum normalen Leben mitten in einigen Großstädten entstanden sind. All diese Themen werden nicht von frisch angekommenen Flüchtlingen getrieben, sondern von Leuten, die lange hier leben, z.T. hier geboren wurden, ohne eine wirkliche Bereitschaft zur Integration in die hiesige Welt bewiesen zu haben, sondern vielmehr bemüht zu sein scheinen, islamische Werte und Vorstellungen in unsere Welt zu importieren. Sich gegen letzteres zu verwehren ist ein legitimes Anliegen, das ich aber bisher in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht vernommen habe, obwohl das mein erstes Verständnis des Titels von Pegida gewesen wäre.

stevo 22.01.2015 22:49

http://www.achgut.com/dadgdx/index.p...eide_gefressen
Ich finde diese Beschreibung der derzeitigen Lage und die Erklärung, warum es so etwas wie Pegida überhaupt gibt, äußerst interessant.

"Obwohl wir mittlerweile - dank einer Studie der TU Dresden - wissen, dass es der Mehrheit der Demonstranten keineswegs vorrangig um den Protest gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ geht, befeuert das politische Establishment dieses Thema unverdrossen. Mit dieser Fokussierung lässt sich die außerparlamentarische Opposition, die bürgerliche APO, trefflich spalten, der Westen gegen den Osten ausspielen.

Diese Fixierung verrät aber auch, wie es um das Kartell der Parteien bestellt ist: Es steht mit dem Rücken zur Wand. In den Augen vieler Bürger bilden die Parteien einen Block, der um seiner selbst willen existiert. „Parteien gute Nacht. Bürger an die Macht“ war auf einem Plakat zu lesen, das die Demonstranten in dieser Woche hoch hielten.

In dem Maße, in dem die Parteien den politischen Betrieb kommerzialisiert haben, haben sie abgewirtschaftet. Aus den Volksvertreten sind Berufspolitiker geworden, die existentiell auf den Machterhalt und das Wachstum ihres jeweiligen Unternehmens, dieser oder jener Partei angewiesen sind. Wie die Banker, denen wir die Finanzkrise verdanken, leben sie in ihrer eigenen Welt - äußerlich und mehr noch innerlich abgeschottet, nicht aus Bosheit, sondern weil es die Verhältnisse so mit sich bringen.

Wie der Adel am Ausgang des 18. Jahrhunderts, kurz vor der französischen Revolution, sind sie nur mehr mit dem Selbsterhalt ihrer Kaste beschäftigt. Dem Bürger, dessen Interessen sie nicht mehr wahrnehmen, liegen sie als teure Kostgänger auf der Tasche. "

qbz 23.01.2015 00:18

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109191)
Für mich ist es aber schleichende Islamisierung, wenn islamische Werte, die unseren Grundwerten widersprechen, unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit über die Privatsphäre von Moslems hinaus geduldet und sogar beschwichtigend akzeptiert werden; Beispiele hierzu fangen bei kleinen Nicklichkeiten an, wie die leidige Aldi-Duschgel-Affäre, und gehen über die Befreiung von Sportunterricht oder Klassenfahrten von fundamentalistisch erzogenen muslimischen Schulmädchen, Duldung von eigenen Gerichtsbarkeit in muslimischen Gemeinschaften, bis hin zur Existenz von Parallelwelten, die ohne Bezug zum normalen Leben mitten in einigen Großstädten entstanden sind. All diese Themen werden nicht von frisch angekommenen Flüchtlingen getrieben, sondern von Leuten, die lange hier leben, z.T. hier geboren wurden, ohne eine wirkliche Bereitschaft zur Integration in die hiesige Welt bewiesen zu haben, sondern vielmehr bemüht zu sein scheinen, islamische Werte und Vorstellungen in unsere Welt zu importieren. Sich gegen letzteres zu verwehren ist ein legitimes Anliegen, das ich aber bisher in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht vernommen habe, obwohl das mein erstes Verständnis des Titels von Pegida gewesen wäre.

Danke für Deine Ausführungen!

In kann allerdings nicht nachvollziehen, inwiefern die Anpassung des Design eines Duschgels an Kunden, eine individuelle Befreiung von der Schwimm- oder Sportstunde, eine andere Bekleidung beim Schwimmunterricht oder die Regeln bei islamischer Heirat, Trennung oder Scheidung parallel zum Standesamt, Familiengericht den Grundwerten widersprechen.

Die Entstehung von "Parallelwelten" gefällt mir auch nicht, aber meistens handelt es sich nicht um eine einseitige Entstehungs-Ursachengeschichte. (Wohnsituation, Wohnungssuche als Selektionskriterium, Arbeitsplätze). Und im Ausland wie USA, England usf. gehört das schon sehr lange zur Normalität.

JENS-KLEVE 23.01.2015 06:57

Zitat:

Zitat von stevo (Beitrag 1109195)
http://www.achgut.com/dadgdx/index.p...eide_gefressen
Ich finde diese Beschreibung der derzeitigen Lage und die Erklärung, warum es so etwas wie Pegida überhaupt gibt, äußerst interessant.



Diese Fixierung verrät aber auch, wie es um das Kartell der Parteien bestellt ist: Es steht mit dem Rücken zur Wand. In den Augen vieler Bürger bilden die Parteien einen Block, der um seiner selbst willen existiert. „Parteien gute Nacht. Bürger an die Macht“ war auf einem Plakat zu lesen, das die Demonstranten in dieser Woche hoch hielten.

In dem Maße, in dem die Parteien den politischen Betrieb kommerzialisiert haben, haben sie abgewirtschaftet. Aus den Volksvertreten sind Berufspolitiker geworden, die existentiell auf den Machterhalt und das Wachstum ihres jeweiligen Unternehmens, dieser oder jener Partei angewiesen sind. Wie die Banker, denen wir die Finanzkrise verdanken, leben sie in ihrer eigenen Welt - äußerlich und mehr noch innerlich abgeschottet, nicht aus Bosheit, sondern weil es die Verhältnisse so mit sich bringen.

Wie der Adel am Ausgang des 18. Jahrhunderts, kurz vor der französischen Revolution, sind sie nur mehr mit dem Selbsterhalt ihrer Kaste beschäftigt. Dem Bürger, dessen Interessen sie nicht mehr wahrnehmen, liegen sie als teure Kostgänger auf der Tasche. "[/i]

Der Unterschied dürfte wohl darin liegen, dass wir in einer Demokratie leben und engagierte Menschen in die Politik einsteigen können. Sogar Frauen, und andere Randgruppen;)

keko 23.01.2015 08:19

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109191)
Für mich ist es aber schleichende Islamisierung, wenn islamische Werte, die unseren Grundwerten widersprechen, unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit über die Privatsphäre von Moslems hinaus geduldet und sogar beschwichtigend akzeptiert werden; Beispiele hierzu fangen bei kleinen Nicklichkeiten an, wie die leidige Aldi-Duschgel-Affäre, und gehen über die Befreiung von Sportunterricht oder Klassenfahrten von fundamentalistisch erzogenen muslimischen Schulmädchen, Duldung von eigenen Gerichtsbarkeit in muslimischen Gemeinschaften, bis hin zur Existenz von Parallelwelten, die ohne Bezug zum normalen Leben mitten in einigen Großstädten entstanden sind. All diese Themen werden nicht von frisch angekommenen Flüchtlingen getrieben, sondern von Leuten, die lange hier leben, z.T. hier geboren wurden, ohne eine wirkliche Bereitschaft zur Integration in die hiesige Welt bewiesen zu haben, sondern vielmehr bemüht zu sein scheinen, islamische Werte und Vorstellungen in unsere Welt zu importieren. Sich gegen letzteres zu verwehren ist ein legitimes Anliegen, das ich aber bisher in der öffentlichen Diskussion praktisch nicht vernommen habe, obwohl das mein erstes Verständnis des Titels von Pegida gewesen wäre.

Alles nichts Neues. Entscheidende Frage: was willst du dagegen tun? Ähnliches passiert übrigens auch bei nicht-muslimischen Menschen in Deutschland und machen Deutsche gelegentlich auch im Ausland (Parallelwelten).

Frank65 23.01.2015 08:48

Die beste Analyse der derzeitigen Geschehnisse, die ich bislang gelesen habe, ohne Scheuklappen und Denkverbote in jede Richtung:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...t-voelkerrecht

Schwarzfahrer 23.01.2015 09:12

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109203)
...In kann allerdings nicht nachvollziehen, inwiefern die Anpassung des Design eines Duschgels an Kunden, eine individuelle Befreiung von der Schwimm- oder Sportstunde, eine andere Bekleidung beim Schwimmunterricht oder die Regeln bei islamischer Heirat, Trennung oder Scheidung parallel zum Standesamt, Familiengericht den Grundwerten widersprechen.

Duschgel-Design mit in Europas üblicher Darstellung um Exotik zu vermitteln wird nicht an "Kunden", angepaßt, sondern an die Empfindlichkeit einer sehr kleinen Minderheit, nicht weil nicht gekauft wurde, sondern weil die Minderheit Druck erzeugt. Andere Hinter der Bekleidung bei Schwimmunterricht oder oft Befreiung von Teilnahme steckt ein Frauenbild, das nicht der Gleichberechtigung entspricht - Akzeptanz heißt auch stillschweigende Akzeptanz, daß sich muslimische Mädchen dem Mann/Vater unterwerfen müssen. Und kein Staat kann parallele Gerichstbarkeit dulden - das führt die Allgemeingültigkeit der Gesetze ad absurdum. Und keine Religionsgemeinschaft treibt solche Sachen so konsequent auf die Spitze, wie die Muslime (bsi auf vielleicht die Zeugen Jehovas, die aber in der Öffentlichkeit deutlich weniger präsent sind).


Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109203)
... "Parallelwelten" ...Und im Ausland wie USA, England usf. gehört das schon sehr lange zur Normalität.

Das stimmt zwar, macht es aber um nichts besser - auch Millionen Fliegen können irren, finde ich. In solchen Parallelwelten hat z.B. ein muslimischer Bürgermeister einer englischen Kleinstadt eine öffentliche Bücherverbrennung veranstaltet wegen Salman Rushdie - m.W. ohne ernsthafte Konsequenzen.

Schwarzfahrer 23.01.2015 09:30

Zitat:

Zitat von keko (Beitrag 1109234)
Alles nichts Neues. Entscheidende Frage: was willst du dagegen tun? Ähnliches passiert übrigens auch bei nicht-muslimischen Menschen in Deutschland und machen Deutsche gelegentlich auch im Ausland (Parallelwelten).

Wenn ich irgendwo hin gehe, habe ich die dortigen Regeln und Gesetze zu akzeptieren und zu respektieren. Wenn ich sie falsch finde, kann ich zwar meine Meinung sagen, darf aber nicht fordern, daß sich die Gemeinschaft meinen persönlichen Wünschen anpaßt. Wenn es mir zu sehr widerspricht, gehe ich anderswo hin.
Diese Regel sollte genauso konsequent durchgesetzt werden, wie es anders herum auch so mancher muslimische Staat es tut.
Toleranz heißt nur, daß sich im Privaten jeder an seinen eigenen Werten orientieren darf; ein Gemeinwesen funktioniert aber nicht, wenn Toleranz bedeutet, daß diese Akzeptanz das Ausklinken von Minderheiten aus dem Gemeinwesen zuläßt.

Trivialbeispiel: ich hasse Anzug und Kravatte. Wenn ich in einer Bank arbeiten will, finde ich mich damit ab, oder suche doch einen anderen Job. Aber ich würde nie fordern, daß ich wegen meiner Überzeugung von der Kravattenpflicht befreit werde; das wäre weder für mich im Job noch für das Gesamtbild der Bank zuträglich. (Ersetze Bank beliebig durch Armee, Polizei, Feuerwehr, ...). Das ist mit Zuzug in einen anderen Kulturkreis nicht anders. Oder: Wer seine Tochter nicht den hiesigen Gewohnheiten entsprechend am Schulunterricht beteiligen läßt, zeigt damit, daß er nicht dazugehören will - was macht er dann hier?. Oder: Wenn ich kein Schweinefleisch esse, muß ich schauen, wie ich mich verpflege, kann aber nicht die Umgebung verpflichten, mir in jedem Restaurant oder Kantine entsprechend zu kochen; wenn's einer doch tut, bin ich dankbar, habe aber kein Recht dies einzufordern.

drullse 23.01.2015 10:08

Zitat:

Zitat von Frank65 (Beitrag 1109242)
Die beste Analyse der derzeitigen Geschehnisse, die ich bislang gelesen habe, ohne Scheuklappen und Denkverbote in jede Richtung:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...t-voelkerrecht

DANKE! Ein hervorragender Kommentar, sollte Pflichtlektüre sein.

MattF 23.01.2015 10:24

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109262)
. Oder: Wenn ich kein Schweinefleisch esse, muß ich schauen, wie ich mich verpflege, kann aber nicht die Umgebung verpflichten, mir in jedem Restaurant oder Kantine entsprechend zu kochen; wenn's einer doch tut, bin ich dankbar, habe aber kein Recht dies einzufordern.


Na ja das ist doch eher anders rum. Wenn es einen erklecklichen Teil von Menschen gibt die kein Schweinefleisch isst, bietet die Kantine was anderes an. Und das gerade hat mit Islam so gut wie nix zu tun. Es gibt immer mehr auch Nichtmuslime die kein Schweinefleisch essen.
Praktisch jede Kantine bietet Heute ein vegetarisches Essen an. Was hat das mit Muslimen zu tun? Nix.

Genauso gibt es immer mehr Menschen denen Weihnachten am A... vorbei geht. die aber trotzdem gerne Glühwein trinken. Deswegen sind auch Wintermärlte kein Zeichen von Islamisierung sonder von Säkularisierung, der hier wohnenden Bevölkerung.

Zitat:

Oder: Wer seine Tochter nicht den hiesigen Gewohnheiten entsprechend am Schulunterricht beteiligen läßt, zeigt damit, daß er nicht dazugehören will - was macht er dann hier?.
Dem würde ich zum Teil zustimmen, falls der jenige tatsächlch freiwillig hier lebt. Ein Asylbewerber z.b. lebt nicht unbedingt freiwillig hier.

keko 23.01.2015 10:30

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109251)
Das stimmt zwar, macht es aber um nichts besser - auch Millionen Fliegen können irren, finde ich. In solchen Parallelwelten hat z.B. ein muslimischer Bürgermeister einer englischen Kleinstadt eine öffentliche Bücherverbrennung veranstaltet wegen Salman Rushdie - m.W. ohne ernsthafte Konsequenzen.

Du träumst... Geh mal in ein amerikanisches Großstadtviertel und erzähle denen, dass Millionen Fliegen irren können und dass das nicht gut sei, dass es Parallelwelten gibt :) Diese einfache und geordnete Welt, die du im Kopf hast, gab es nie und wird es auch nie geben.

Übrigens zum Thema Entstehen von Parallelwelten: auch Deutsche sind nicht zimperlich und verkaufen ihr Mehrfamilienhaus an eine türkische Großfamilie, wenn die denn höchst bietend sind oder nur, um ihren Ex-Nachbarn eins auszuwischen. Ruckzuck hast du eine türkische Nachbarschaft und eine Parallelwelt (so entsteht das - vereinfacht ausgedrückt - gerne mal in Großstädten). Wie willst du so was steuern? Willst du mischen oder trennen?
Ich verstehe natürlich, was du sagen willst, aber die Realität ist halt oft komplizierter.

Schwarzfahrer 23.01.2015 10:45

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1109292)
Na ja das ist doch eher anders rum. Wenn es einen erklecklichen Teil von Menschen gibt die kein Schweinefleisch isst, bietet die Kantine was anderes an. Und das gerade hat mit Islam so gut wie nix zu tun.

Wenn es so ist, ist es Marktwirtschaft - aber ich finde nicht, daß man erwarten darf, daß es grundsätzlich koscheres/vegetarisches/sonstiges Sonderessen gibt; man darf sich freuen, wenn der Markt es hergibt. Ich dachte auch eher an Erlebnisse mit empörten muslimischen Arbeitskollegen, die es als Frechheit empfanden, daß beim Frühstücksbuffet nur eine Gabel für Wurstwaren lag, und sie damit evtl. ein paar Moleküle Schinken an ihr Putensalami hatten - diesen Erwartungen entgegenkommen muß man nicht - es wird aber zunehmend auch getan, und dafür fehlt mir das Verständnis.

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1109292)
...Dem würde ich zum Teil zustimmen, falls der jenige tatsächlch freiwillig hier lebt. Ein Asylbewerber z.b. lebt nicht unbedingt freiwillig hier.

Als Asylbewerber kann ich froh sein, Zuflucht gefunden zu haben. Bin selber als Flüchtling aus Osteuropa vor 35 Jahren hergekommen; es wäre mir damals nie im Traum eingefallen, besondere Rücksicht zu fordern auf persönliche Sonderwünsche; ich habe geschaut, wie man hier lebt und tat mein Bestes, mich einzufügen, da ich länger hier bleiben wollte. Müßte ich wegen Lebensgefahr nach Arabien flüchten, würde ich auch nicht verlangen, daß meine Tochter im Bikini rumlaufen darf - oder wenn mir das wichtig ist, würde ich schleunigst ein Land suchen, wo das geht.

qbz 23.01.2015 10:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109251)
Duschgel-Design mit in Europas üblicher Darstellung um Exotik zu vermitteln wird nicht an "Kunden", angepaßt, sondern an die Empfindlichkeit einer sehr kleinen Minderheit, nicht weil nicht gekauft wurde, sondern weil die Minderheit Druck erzeugt. Andere Hinter der Bekleidung bei Schwimmunterricht oder oft Befreiung von Teilnahme steckt ein Frauenbild, das nicht der Gleichberechtigung entspricht - Akzeptanz heißt auch stillschweigende Akzeptanz, daß sich muslimische Mädchen dem Mann/Vater unterwerfen müssen. Und kein Staat kann parallele Gerichstbarkeit dulden - das führt die Allgemeingültigkeit der Gesetze ad absurdum. Und keine Religionsgemeinschaft treibt solche Sachen so konsequent auf die Spitze, wie die Muslime (bsi auf vielleicht die Zeugen Jehovas, die aber in der Öffentlichkeit deutlich weniger präsent sind).

Das stimmt zwar, macht es aber um nichts besser - auch Millionen Fliegen können irren, finde ich. In solchen Parallelwelten hat z.B. ein muslimischer Bürgermeister einer englischen Kleinstadt eine öffentliche Bücherverbrennung veranstaltet wegen Salman Rushdie - m.W. ohne ernsthafte Konsequenzen.

Wenn von Grundwerten die Rede ist, denke ich an die in der Verfassung in Grundrechten ausformulierten Grundwerte, denen Deiner Ansicht nach die Duschgel Geschichte widersprach. Leider gibst Du dazu keine Begründung und ich kann Deine Verknüpfung nicht nachvollziehen. Sorry.

Ich hatte beruflich Jahrzehnte auch mit Konflikten von Mädchen mit ihren Eltern aus muslimischen Familien, christlich-aramäischen (meist sehr patriarchalischen), jüdischen, sinti, jehovas, asiatischen, afrikanischen, deutschen, binationalen (!) usf. zu tun und die Mädchen in ihren Emanzipationswünschen aktiv unterstützt bis hin zum zeitweiligen Schutz in entsprechend sicheren Unterkünften. Aber wenn eine Jugendliche Kopftuch tragen will und sich in Gegewart von Jung´s beim Schwimmen bedecken möchte, musste ich ihre Entscheidung akzeptieren, auch wenn sie mir nicht gefiel. Dadurch werden keine Grundrechte verletzt, genauso wenig wie wenn eine deutsche Frau zum Islam konvertiert und ein Kopftuch in der Öffentlichkeit trägt. Man würde Grundrechte verletzen, würde ich die Jugendliche gegen ihren Willen zwingen wollen, eine andere Bekleidung zu tragen, genauso wie Eltern diese verletzen, wenn sie ihre Jugendliche zwingen wollen. In der Schule machen weibliche Jugendliche dann halt mit Kopftuch ohne Haarspangen (Verletzungsgefahr) beim Sport mit. So what. Diese Problematiken kennen die schon lange hier lebenden religiös-praktizierenden muslimischen Migrantenfamilien doch alle aus dem FF.
Verzichtet jemand freiwillig auf Rechte in einer Ehe und konvertiert als Protestant(in) zum Katholizismus, um katholisch-kirchlich zu heiraten, widerspräche das auch nicht den Grundrechten.

Noch vor 50zig Jahren war in der Schweiz der Mann der gesetzliche Haushaltsvorstand, trotzdem verwaltete und entschied meine Mutter alle Finanzen. Widersprach das den Grundwerten??? Während meiner Schulzeit kamen, ich erwähnte das schon mal, die Kinder aus jüdischen Familien am Samstag nicht zur Schule. Das war normal! Ich selber möchte niemals in einer "gleichgeschalteten" Gesellschaft leben, wo solche Fragen, Themen eng normiert sind. Wäre ein echter Horror für mich.

keko 23.01.2015 10:48

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109298)
Als Asylbewerber kann ich froh sein, Zuflucht gefunden zu haben. Bin selber als Flüchtling aus Osteuropa vor 35 Jahren hergekommen; es wäre mir damals nie im Traum eingefallen, besondere Rücksicht zu fordern auf persönliche Sonderwünsche; ich habe geschaut, wie man hier lebt und tat mein Bestes, mich einzufügen, da ich länger hier bleiben wollte. Müßte ich wegen Lebensgefahr nach Arabien flüchten, würde ich auch nicht verlangen, daß meine Tochter im Bikini rumlaufen darf - oder wenn mir das wichtig ist, würde ich schleunigst ein Land suchen, wo das geht.

Die allermeisten Flüchtlinge machen das doch auch so. Und glaubst du nicht, dass es vor 35 Jahren "Ausreißer" gab und es deutsche "Ausreißer" in anderen Ländern gibt? Ich selbst habe schon entsprechende Deutsche im Ausland erleben dürfen. Man schämt sich dann echt...

Schwarzfahrer 23.01.2015 10:54

Zitat:

Zitat von keko (Beitrag 1109296)
Du träumst...

Wie willst du so was steuern? Willst du mischen oder trennen?
Ich verstehe natürlich, was du sagen willst, aber die Realität ist halt oft komplizierter.

Klar, ich bin Idealist, weil ich glaube, daß man die komplizierte Welt nur beeinflussen kann, wenn man sich hohe Ziele steckt und konsequent dazu steht, auch wenn nur kleine Schritte möglich sind.

Beispiel: Bloß weil viele Einbrüche nicht aufgeklärt werden, heißt es nicht, sich mit Einbrechern arrangieren zu müssen (soll keinen Bezug zu Muslimen oder sonstigen Fremden haben). Genauso: auch wenn Parallelwelten nicht ganz zu verhindern sind, kann man sich bemühen, entgegenzuwirken. Mindestanforderungen wie Spracherwerb, normale gesellschaftliche Teilnahme und Einschränkung alles Religiösen auf die privaten vier Wände konsequent durchzusetzen wären schon ein großer Schritt - auch wenn erst mal vielleicht nur 5 % weniger in die Parallelwelt abdriften.

Übrigens konkret zur Frage: Trennen ist nie gut, mischen ist immer die bessere Alternative.

keko 23.01.2015 11:06

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109304)
Klar, ich bin Idealist, weil ich glaube, daß man die komplizierte Welt nur beeinflussen kann, wenn man sich hohe Ziele steckt und konsequent dazu steht, auch wenn nur kleine Schritte möglich sind.

Beispiel: Bloß weil viele Einbrüche nicht aufgeklärt werden, heißt es nicht, sich mit Einbrechern arrangieren zu müssen (soll keinen Bezug zu Muslimen oder sonstigen Fremden haben). Genauso: auch wenn Parallelwelten nicht ganz zu verhindern sind, kann man sich bemühen, entgegenzuwirken. Mindestanforderungen wie Spracherwerb, normale gesellschaftliche Teilnahme und Einschränkung alles Religiösen auf die privaten vier Wände konsequent durchzusetzen wären schon ein großer Schritt - auch wenn erst mal vielleicht nur 5 % weniger in die Parallelwelt abdriften.

Das sehe ich genauso! Es klang für mich aber nach dem Versuch einer allgemeinem Gleichmachung. :)

qbz 23.01.2015 11:19

Zitat:

Zitat von Frank65 (Beitrag 1109242)
Die beste Analyse der derzeitigen Geschehnisse, die ich bislang gelesen habe, ohne Scheuklappen und Denkverbote in jede Richtung:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeit...t-voelkerrecht

ja, danke! Herausragend in jeder Hinsicht.

Schwarzfahrer 23.01.2015 11:29

Zitat:

Zitat von keko (Beitrag 1109301)
Die allermeisten Flüchtlinge machen das doch auch so. Und glaubst du nicht, dass es vor 35 Jahren "Ausreißer" gab und es deutsche "Ausreißer" in anderen Ländern gibt? Ich selbst habe schon entsprechende Deutsche im Ausland erleben dürfen. Man schämt sich dann echt...

Klar, kein Einwand.
Ich schäme mich als Ungare auch für vieles, was für dieses Volk in großer Breite charakteristisch ist, und ebenso für Deutsche, die Grund dafür geben. Trotzdem, oder gerade deshalb kann ich zumindest meine Vorstellungen äußern darüber, was ich als "richtig" ansehe, und diese Vorstellungen z.B. meinem Sohn vermitteln - damit habe ich einen kleinen Beitrag zu einer (nach meiner Sicht) besseren Welt gemacht. Die Welt retten kann ich eh nicht.

MattF 23.01.2015 11:33

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109298)
Wenn es so ist, ist es Marktwirtschaft - aber ich finde nicht, daß man erwarten darf, daß es grundsätzlich koscheres/vegetarisches/sonstiges Sonderessen gibt; man darf sich freuen, wenn der Markt es hergibt. Ich dachte auch eher an Erlebnisse mit empörten muslimischen Arbeitskollegen, die es als Frechheit empfanden, daß beim Frühstücksbuffet nur eine Gabel für Wurstwaren lag, und sie damit evtl. ein paar Moleküle Schinken an ihr Putensalami hatten - diesen Erwartungen entgegenkommen muß man nicht - es wird aber zunehmend auch getan, und dafür fehlt mir das Verständnis.

Mir fehlt das Verständnis, wieso man keine 2. Gabel da hin legen kann.

Wenn es so einfach ist, dass sich alle Menschen wohl fühlen, durch ein 2. Gabel.

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109298)
Als Asylbewerber kann ich froh sein, Zuflucht gefunden zu haben. Bin selber als Flüchtling aus Osteuropa vor 35 Jahren hergekommen; es wäre mir damals nie im Traum eingefallen, besondere Rücksicht zu fordern auf persönliche Sonderwünsche; ich habe geschaut, wie man hier lebt und tat mein Bestes, mich einzufügen, da ich länger hier bleiben wollte. Müßte ich wegen Lebensgefahr nach Arabien flüchten, würde ich auch nicht verlangen, daß meine Tochter im Bikini rumlaufen darf - oder wenn mir das wichtig ist, würde ich schleunigst ein Land suchen, wo das geht.


Da deine Tochter aus aber nicht aus religiösen Gründen, nur im Bikini rum läuft, hinkt der Vergleich.

MattF 23.01.2015 11:40

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109304)
Beispiel: Bloß weil viele Einbrüche nicht aufgeklärt werden, heißt es nicht, sich mit Einbrechern arrangieren zu müssen (soll keinen Bezug zu Muslimen oder sonstigen Fremden haben). Genauso: auch wenn Parallelwelten nicht ganz zu verhindern sind, kann man sich bemühen, entgegenzuwirken. Mindestanforderungen wie Spracherwerb, normale gesellschaftliche Teilnahme und Einschränkung alles Religiösen auf die privaten vier Wände konsequent durchzusetzen wären schon ein großer Schritt - auch wenn erst mal vielleicht nur 5 % weniger in die Parallelwelt abdriften.

Das ist ja auch richtig. Also mehr Geld in die Bildung.

Es ist aber ein Unterschied, ob ich Menschen dauernd damit konfrontieren, du darfst dies oder das nicht (Kopftuch tragen usw.), das ist hier nicht gerne gesehen, ....

oder ob ich es den Menschen selber überlasse, bzw. in ihre bildung inverstiere als Staat, dass sie irgendwann selber drauf kommen, dass Patriachat doof ist.

Dass es dann immer noch 5% der dritten Generation gibt, die wieder einen Rückschritt macht, das ist auch ganz normal. Die vielleicht wieder konservativer als ihre Eltern oder Großeltern sind, das hat aber auch wieder mit Islam nichts zu tun, diese Menschen gibt es auch unter Christen oder sonstigen REgligionen, Weltanschauungen oder was auch immer.

Was PEGIDA macht ist zu sagen: "Ihr seit Scheiße, Euch will hier keiner, (mal sehr überspitzt ausgedrückt) "und das ist nicht der richtige Weg, mit dem Problem zu Rande zu kommen.

Schwarzfahrer 23.01.2015 12:15

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109300)
Wenn von Grundwerten die Rede ist, denke ich an die in der Verfassung in Grundrechten ausformulierten Grundwerte, denen Deiner Ansicht nach die Duschgel Geschichte widersprach. Leider gibst Du dazu keine Begründung und ich kann Deine Verknüpfung nicht nachvollziehen. Sorry.

O.k., die Beispiele waren sicher ohne Begründung. Es geht mir aber auch um mehr als die Grundrechte in der Verfassung. Der Grundwert der Toleranz ist für mich grundsätzlich beidseitig, und beinhaltet auch Respekt vor dem Anderen, und eine Bescheidenheit, die es verbietet, seine Werte als Minderheit der Mehrheit aufzuzwingen, bzw. zu erwarten, daß die Mehrheit im öffentlichen Leben alle Werte einer Minderheit berücksichtigt. Wenn ich irgendwo in der Fremde leben will, muß ich mich an die Grundregeln des Umgangs in der Öffentlichkeit anpassen, und habe kein Recht zu fordern, daß die empfangende Gesellschaft alle meine Befindlichkeiten berücksichtigt. Als Nichtraucher gehe ich halt nicht in voll verrauchte Kneipen - kann aber nicht verlangen, daß mir zuliebe alle eine Stunde lang in der Kneipe nicht rauchen. Zu Hause kann ich aber sehr wohl die Gäste, die rauchen wollen, rausschicken.

Wenn die Mehrheit anfängt, solchen unberechtigten Forderungen nachzugeben, gibt es seine Grundwerte auf - im Falle des Duschgels z.B. die Freiheit, ein Produkt nach Belieben zu dekorieren. Es klingt vielleicht überzogen, aber Selbstzensur ist ein erster Schritt, der den Weg in eine unfreie Gesellschaft ebnet.

Schwarzfahrer 23.01.2015 12:23

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1109318)
Mir fehlt das Verständnis, wieso man keine 2. Gabel da hin legen kann.

Wenn es so einfach ist, dass sich alle Menschen wohl fühlen, durch ein 2. Gabel.

Man kann eine zweite Gabel hinlegen - als Gefälligkeit, wenn einer drum bittet. Mir geht es aber darum, daß der Kollege nicht darum bat, sondern empört war, das es nicht automatisch gemacht wurde; er hat gefordert. Letzteres ist anmaßend und unverschämt in meinen Augen. Wenn er ein Problem hat, holt er sich halt eine zweite Gabel - dann sind auch alle glücklich.


Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1109318)
Da deine Tochter aus aber nicht aus religiösen Gründen, nur im Bikini rum läuft, hinkt der Vergleich.

Ob die persönlichen Gründe religiös oder geschmacklich oder praktisch motiviert sind, ist in diesem Kontext egal; religiöse Motivation für rational nicht begründbare Wünsche ist nicht höher zu bewerten, als andere persönliche Beweggründe. Religion hat Privatsache zu sein, und in der Öffentlichkeit hinter Anforderungen für ein angepaßtes Verhalten zurückzustehen. Die Pastafarianer zeigen die volle Absurdität solcher religiöser Begründungen.

schnodo 23.01.2015 12:57

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109347)
Die Pastafarianer zeigen die volle Absurdität solcher religiöser Begründungen.

Hey! Jetzt aber Vorsicht! Lass meine Gottheit in Ruhe! :dresche

Schwarzfahrer 23.01.2015 13:02

Zitat:

Zitat von MattF (Beitrag 1109323)
Das ist ja auch richtig. Also mehr Geld in die Bildung.

Es geht nicht so sehr um Geld, sondern darum, daß alle Kinder die gleiche Bildung bekommen - und das ist nicht gegeben, wenn einige mit religiösen Vorwänden aus Teilen des Unterrichts herausgenommen werden, oder Sonderbehandlung beanspruchen.

qbz 23.01.2015 13:17

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109344)
O.k., die Beispiele waren sicher ohne Begründung. Es geht mir aber auch um mehr als die Grundrechte in der Verfassung. Der Grundwert der Toleranz ist für mich grundsätzlich beidseitig, und beinhaltet auch Respekt vor dem Anderen, und eine Bescheidenheit, die es verbietet, seine Werte als Minderheit der Mehrheit aufzuzwingen, bzw. zu erwarten, daß die Mehrheit im öffentlichen Leben alle Werte einer Minderheit berücksichtigt. Wenn ich irgendwo in der Fremde leben will, muß ich mich an die Grundregeln des Umgangs in der Öffentlichkeit anpassen, und habe kein Recht zu fordern, daß die empfangende Gesellschaft alle meine Befindlichkeiten berücksichtigt. Als Nichtraucher gehe ich halt nicht in voll verrauchte Kneipen - kann aber nicht verlangen, daß mir zuliebe alle eine Stunde lang in der Kneipe nicht rauchen. Zu Hause kann ich aber sehr wohl die Gäste, die rauchen wollen, rausschicken.

Wenn die Mehrheit anfängt, solchen unberechtigten Forderungen nachzugeben, gibt es seine Grundwerte auf - im Falle des Duschgels z.B. die Freiheit, ein Produkt nach Belieben zu dekorieren. Es klingt vielleicht überzogen, aber Selbstzensur ist ein erster Schritt, der den Weg in eine unfreie Gesellschaft ebnet.

"Wenn ich irgendwo in der Fremde leben will, muß ich mich an die Grundregeln des Umgangs in der Öffentlichkeit anpassen, und habe kein Recht zu fordern, daß die empfangende Gesellschaft alle meine Befindlichkeiten berücksichtigt."

Nun, die hiergeborenen Kinder der muslimischen Migranten leben nicht mehr in der Fremde. Deutschland ist ihr zuhause wie Deines oder meines, sie sind Bürger dieses Staates mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen. Und holen Medaillen für Deutschland im Sport.

Inwiefern jetzt religiös-kulturelle Minderheiten Dir bzw. der Mehrheit etwas aufzwingen, verstehe ich absolut nicht.

Ob beim Essensangebot in Lokalen auf die Bedürfnisse religiöser Minderheiten in einer Gesellschaft Rücksicht genommen wird oder nicht, ist doch "aushandelbar", ändert sich im Laufe der Zeit und kann jeder Dienstleister selbst entscheiden. So gab es z.B. in manchen Gegenden oft kein Fleisch in den Menüs am Freitag in Esslokalen wegen der katholischen Minderheit.

Wir druckten unsere Flyers selbstverständlich auch in türkisch.
In manchen Golfstaaten ist übrigens Hindu die am meisten gesprochene Sprache oder englisch und in Abu Dhabi sind Bikinis am Strand erlaubt.

"Wenn die Mehrheit anfängt, solchen unberechtigten Forderungen nachzugeben, gibt es seine Grundwerte auf - im Falle des Duschgels z.B. die Freiheit, ein Produkt nach Belieben zu dekorieren." .

Wer sein Produkt in DE verkaufen will, richtet sich a) beim Design nach den Marktumfragen und b) nach ethischen und Gender-Richtlinien, also z.B. keine Mohrenköpfe oder keinen Sarotti-Mohr mehr etc.. Freiheit nach Belieben bietet nur die Kunst. ;-) .

qbz 23.01.2015 13:52

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109358)
Es geht nicht so sehr um Geld, sondern darum, daß alle Kinder die gleiche Bildung bekommen - und das ist nicht gegeben, wenn einige mit religiösen Vorwänden aus Teilen des Unterrichts herausgenommen werden, oder Sonderbehandlung beanspruchen.

Dadurch dass die jüdische Kinder am Samstag keine Schule besuchten, machten sie kein schlechteres Abitur wie andere Mitschüler, nach meiner Erfahrung.
Die Probleme mit den religiös-musmlimischen jugendlichen Mädchen beziehen sich doch ausschliesslich auf den Sport in koedukativen Gruppen und das koedukative Schwimmenlernen.

Die soziale Herkunft bei der Bildung entscheidet IMHO sowieso eher über die Chancen bei der Bildung als die religiöse.

Schwarzfahrer 23.01.2015 14:05

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109360)
.... sie sind Bürger dieses Staates mit den gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen.....

Genau, aber das letztere haben nicht alle so genau vor Augen, finde ich.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109360)

Inwiefern jetzt religiös-kulturelle Minderheiten Dir bzw. der Mehrheit etwas aufzwingen, verstehe ich absolut nicht.

Ob beim Essensangebot in Lokalen auf die Bedürfnisse religiöser Minderheiten in einer Gesellschaft Rücksicht genommen wird oder nicht, ist doch "aushandelbar", ändert sich im Laufe der Zeit und kann jeder Dienstleister selbst entscheiden.

wie weiter oben schon geschrieben: wenn um Rücksicht gebeten wird, ist es in Ordnung; wenn es (wie schon erlebt z.T. agressiv) eingefordert wird, ist es nicht in Ordnung. Es gibt kein Anrecht auf religiös gefärbte Menüangebote, wie es auch kein Anrecht auf das unbedingte Vorhandensein von laktosefreien oder glutenfreien Menüs gibt - es ist aushandelbar -dann soll man auch verhandeln, und nicht fordern. Und Verhandeln heißt auch mal nachgeben - von beiden Seiten!

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109360)
Wer sein Produkt in DE verkaufen will, richtet sich a) beim Design nach den Marktumfragen und b) nach ethischen und Gender-Richtlinien, also z.B. keine Mohrenköpfe oder keinen Sarotti-Mohr mehr etc.. Freiheit nach Belieben bietet nur die Kunst. ;-) .

Das mit den Mohrenköpfen und Sarotti-Mohren ist absolut lächerlich, wie auch die Überempfindlichkeit auf sonstige mehr oder weniger belastete Begriffe (Neger, Zigeuner). Es kommt auf den Kontext an, nicht auf das Wort. Hier beginnt für mich schon die gefährliche Selbstzensur unter dem Druck von überempfindlichen Minderheiten; das mit dem Duschgel ist eine weitere Steigerung, indem man lächerlichen Kleinigkeiten hohe Symbolkraft zuspricht.
Freiheit heißt auch, daß man einiges vertragen muß - besonders wenn es nicht gezielt gegen einen gerichtet ist. Man kann sich Feinde schaffen, wenn man sucht - auch wo vorher keine waren.

Schwarzfahrer 23.01.2015 14:11

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109368)
Dadurch dass die jüdische Kinder am Samstag keine Schule besuchten, machten sie kein schlechteres Abitur wie andere Mitschüler, nach meiner Erfahrung.

Mag sein, aber es war ein klares Symbol: wir gehören nicht zu Euch - so etwas macht Akzeptanz und Integration nie leichter.

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109368)
Die soziale Herkunft bei der Bildung entscheidet IMHO sowieso eher über die Chancen bei der Bildung als die religiöse.

Beides ist gleich schlimm, beides sollte nicht sein. Am schlimmsten finde ich, wenn der Religiöse Hintergrund die Bildung gezielt unterminiert, indem zu Hause die in der Schule vermittelten Werte angezweifelt oder gar abgelehnt werden. (z.B. bei Creationisten in USA, oder auch eben fundamentalistischen Moslems in Europa). Da ziehe ich einfache Hilfsarbeiter-Eltern vor, die sich nicht in die Schulinhalte einmischen.

MattF 23.01.2015 14:15

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109374)
Genau, aber das letztere haben nicht alle so genau vor Augen, finde ich.


Es gibt in allen Bevölkerungsgruppen Arschlöcher.

Das sollte erstmal Grundkonsens sein.

Von diesen Arschlöchern schließe ich aber nicht auf andere.
Ich geben jedem erstmal eine Chance zu beweisen, dass er ein Netter ist. Die meisten nutzen die Chance.


MfG
Matthias

keko 23.01.2015 14:18

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109374)
Das mit den Mohrenköpfen und Sarotti-Mohren ist absolut lächerlich, wie auch die Überempfindlichkeit auf sonstige mehr oder weniger belastete Begriffe (Neger, Zigeuner). Es kommt auf den Kontext an, nicht auf das Wort. Hier beginnt für mich schon die gefährliche Selbstzensur unter dem Druck von überempfindlichen Minderheiten;

Wenn du kein Zigeuner bist, hast du natürlich leicht reden, denn du bist nicht betroffen. Natürlich siehst du das anders, als der Betroffene. Im Laufe der Zeit ändert sich manchmal die Wertung eines Begriffs, bis er zum Schimpfwort wird. So war Zigeuner anfangs vielleicht korrekt oder gar nett gemeint, später nutzen es manche als Schimpfwort und irgendwann ist es ein Schimpfwort. Du, als Nicht-Zigeuner, empfindest das möglicherweise gar nicht so, aber es ist so. Was du hierbei als die Überempfindlichkeit der Minderheiten ansiehst, ist mir fremd. Eher kommst du mir manchmal überempfindlich gegenüber dem Wandel der Zeit vor.

qbz 23.01.2015 14:44

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109376)
Mag sein, aber es war ein klares Symbol: wir gehören nicht zu Euch - so etwas macht Akzeptanz und Integration nie leichter.

Du meinst eigentlich An(ein)passung und verwendest Integration:

"Integration (die, von lat. integrare, ‚erneuern‘) bezeichnet den Zusammenschluss zu Einheiten bzw. die Bildung übergeordneter Ganzheiten." (Wikipedia).

d.h. erst die offizelle Freistellung der jüdischen Kinder an ihrem Feiertag vom Schulbesuch ermöglicht doch die wirkliche Integration der gläubigen jüdischen Kinder in die öffentliche, normale Schule, also die Bildung einer übergeordneten Ganzheit. Ansonsten verbliebe nur die private, jüdische Schule, also Segregation / Parallelgesellschaft oder Verstoss gegen religiöse Gebote wegen Anpassung.

Schwarzfahrer 23.01.2015 15:12

Zitat:

Zitat von keko (Beitrag 1109382)
Wenn du kein Zigeuner bist, hast du natürlich leicht reden, denn du bist nicht betroffen. ...

ich bin als ein Mitglied einer unerwünschte Minderheit (unter mehreren) in einem Land aufgewachsen, wo man einiges einstecken mußte. Zigeuner wurden dort als Zigeuner bezeichnet, wir Ungarn hatten auch unsere Bezeichnungen weg - aber es waren nie die Namen das Problem, sondern was dahinter stand. Und ich sehe es ein, wenn heute aus welchen Gründen auch immer ein Zigeuner Roma genannt werden mag; aber ich sehe keinerlei Beleidigung im Mohrenkopf oder einem traditionellen Firmenlogo wie dem Sarotti-Mohr. Diese zu ändern/abzuschaffen halte ich weiterhin für Unsinn. Wer sich dadurch beleidigt fühlt, muß schwere Minderwertigkeitskomplexe haben.

Und ja, ich bin manchmal überempfindlich auf Wandel der Zeit, die ich nicht für sinnvoll oder förderlich halte (z.B. Apostrophitis). Das kommt wohl mit dem Alter - auch wenn früher nicht alles besser war ;)

Schwarzfahrer 23.01.2015 15:24

Zitat:

Zitat von qbz (Beitrag 1109387)
Du meinst eigentlich An(ein)passung und verwendest Integration:
....

Abgesehen von den Lexikon-Definitionen ist Integration für mich, wenn man vom eigenen Gefühl her wie auch von dem Empfinden der Umgebung her "dazugehört". Daher sehe ich Integration nicht ohne Anpassung möglich. Anpassung ist nicht Assimilation, also nicht perfekte Angleichung.

Ich verstehe nicht, wie die Ausgliederung einer Kindergruppe aus der Schule am Samstag die Integration fördert. Integration ist, wenn in der Schule alle zusammen sind, und jeder am Nachmittag seiner religiösen Sonderveranstaltung nachgeht. Noch besser wäre es, wenn sie sich gegenseitig bei diesen Veranstaltungen besuchen.

Ich habe einen geistig behinderten Sohn, an dessen Erfahrungen ich gut erlebe, was gelungene Integration sein kann, und was nicht. Es hilft nie, das Anders-sein zu stark zu betonen, wenn man dazu gehören will - auch wenn man immer dazu stehen soll.

keko 23.01.2015 15:25

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109400)
ich bin als ein Mitglied einer unerwünschte Minderheit (unter mehreren) in einem Land aufgewachsen, wo man einiges einstecken mußte. Zigeuner wurden dort als Zigeuner bezeichnet, wir Ungarn hatten auch unsere Bezeichnungen weg - aber es waren nie die Namen das Problem, sondern was dahinter stand. Und ich sehe es ein, wenn heute aus welchen Gründen auch immer ein Zigeuner Roma genannt werden mag; aber ich sehe keinerlei Beleidigung im Mohrenkopf oder einem traditionellen Firmenlogo wie dem Sarotti-Mohr. Diese zu ändern/abzuschaffen halte ich weiterhin für Unsinn. Wer sich dadurch beleidigt fühlt, muß schwere Minderwertigkeitskomplexe haben.

Und ja, ich bin manchmal überempfindlich auf Wandel der Zeit, die ich nicht für sinnvoll oder förderlich halte (z.B. Apostrophitis). Das kommt wohl mit dem Alter - auch wenn früher nicht alles besser war ;)

Mohrenkopf finde ich auch unbedenklich. Wenn jemand eine zweite Gabel erwartet, das fände ich übertrieben. Wenn man immer und allem nachgibt, macht man sich irgendwann zum Deppen. Kopftücher sind mir völlig egal. Ganzkörperschleier würde ich aber verbieten. Ich versuche halt immer zu unterscheiden.

keko 23.01.2015 15:29

Zitat:

Zitat von Schwarzfahrer (Beitrag 1109402)
Abgesehen von den Lexikon-Definitionen ist Integration für mich, wenn man vom eigenen Gefühl her wie auch von dem Empfinden der Umgebung her "dazugehört". Daher sehe ich Integration nicht ohne Anpassung möglich. Anpassung ist nicht Assimilation, also nicht perfekte Angleichung.

Ich verstehe nicht, wie die Ausgliederung einer Kindergruppe aus der Schule am Samstag die Integration fördert. Integration ist, wenn in der Schule alle zusammen sind, und jeder am Nachmittag seiner religiösen Sonderveranstaltung nachgeht. Noch besser wäre es, wenn sie sich gegenseitig bei diesen Veranstaltungen besuchen.

Ich habe einen geistig behinderten Sohn, an dessen Erfahrungen ich gut erlebe, was gelungene Integration sein kann, und was nicht. Es hilft nie, das Anders-sein zu stark zu betonen, wenn man dazu gehören will - auch wenn man immer dazu stehen soll.

Integration muss man wollen und muss ermöglicht sein. Wenn eins von beiden nicht da ist, hilft es wohl keinem.


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