Zitat:
Zitat von Genussläufer
(Beitrag 1778714)
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Als Liberaler ist mir solch ein Ansatz natürlich zu wider. In Bezug auf Trumps Ankündigungen kann es aber funktionieren. Das würde ich nicht ausschließen, nur weil mein Weltbild ein anderes ist.
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Es gibt natürlich ein namhafter Ökonom in Deutschland, der Trumps Vorgehen für gerechtfertigt hält und der die deutsche Politik wegen des riesigen Leistungsbilanzüberschusses und des Merkantilismus schon lange kritisiert. Es ist Heiner Flassbeck, weshalb ich heute mal auf seiner Website vorbeischaute. Hier seine wirklich interessante Stellungnahme zu den Zöllen von Trump und die Begründung Trumps gegenüber Deutschland. Die sieht nämlich so aus:
Zitat:
"Das „Faktenblatt“, das vom Weißen Haus veröffentlicht worden ist, gibt eine klare, absolut richtige und unbestreitbare Begründung für die Einbeziehung Deutschlands:
“Countries including China, Germany, Japan, and South Korea have pursued policies that suppress the domestic consumption power of their own citizens to artificially boost the competitiveness of their export products. Such policies include regressive tax systems, low or unenforced penalties for environmental degradation, and policies intended to suppress worker wages relative to productivity.” (Länder wie China, Deutschland, Japan und Südkorea haben eine Politik verfolgt, die den Binnenkonsum ihrer eigenen Bürger unterdrückt, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exportprodukte künstlich zu steigern. Zu dieser Politik gehören regressive Steuersysteme, niedrige oder nicht durchgesetzte Strafen für Umweltzerstörung und Maßnahmen, die darauf abzielen, die Löhne der Arbeitnehmer im Verhältnis zur Produktivität zu drücken)."
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Die USA haben schon in einem Regierungsbericht aus dem Jahre 2018 (hier findet sich der Link zu diesem currency report) darauf hingewiesen, dass die merkantilistische deutsche Politik nicht zu rechtfertigen ist. Unmittelbar nach seiner Ernennung hatte Donald Trump den Auftrag erteilt, die Gründe für die anhaltend hohen Überschüsse einiger Handelspartner zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen vorzubereiten. Im Falle Deutschlands hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die Schimäre der regelbasierten Ordnung
Es gibt keine Rechtfertigung für andauernde Leistungsbilanzüberschüsse. Kein Land der Welt muss dauerhaft Leistungsbilanzdefizite ertragen. Wer freien Handel haben will, muss von vorneherein bereit sein, alles zu tun, um genau die Einseitigkeit des Handels zu vermeiden, die seit Jahrzehnten Gang und gäbe ist......
Die neue deutsche Regierung sollte schnell begreifen, dass angesichts der berechtigten amerikanischen Kritik am deutschen Merkantilismus die „wir sind die Guten“-Attitüde weniger denn je angemessen ist. Nur eine Regierung, die über ihren sozialdemokratischen und christdemokratischen Schatten springt (die Christdemokraten haben die Schrödersche Politik ja begeistert mitgetragen und bis zuletzt verteidigt), hat die Chance, mit den USA über den raschen Abbau der deutschen Überschüsse und über eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zu verhandeln.
Die letzten Zuckungen des scheidenden Wirtschaftsministers gehen genau in die falsche Richtung. Die amerikanische Zollankündigung mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu vergleichen, ist absurd und unverantwortlich zugleich. Die „Entschlossenheit der Reaktion“, die er anmahnt, ist gefährlich, weil er (wieder einmal) urteilt, ohne verstanden zu haben, worum es geht. Wer Gegenmaßnahmen erwägt, sollte zunächst wissen, dass das Defizitland auf jeden Fall gewinnt und das Überschussland auf jeden Fall verliert.
Im Falle Deutschlands sind jedoch Gegenmaßnahmen gar nicht angemessen, weil die USA dabei sind, einen Fehler Deutschlands offenzulegen und zu korrigieren. Das Einzige, was man den USA vorwerfen kann, ist, dass sie nicht schon vor zwanzig Jahren gegen den deutschen Merkantilismus vorgegangen sind. Doch die „Guten“ wollen das natürlich nicht wahrhaben. In ihrem Wahn können sie gewaltigen Schaden anrichten. Man kann nur hoffen, dass sich die Vernunft rasch gegen den unreflektierten Moralismus durchsetzt. "
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US-Zölle: Trump hat Recht – Sein Faktenblatt zerstört den deutschen Merkantilismus
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